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Niederlagen vermeiden
Drei-Punkte-Regel im Fußball zeigt nicht die erhoffte Wirkung
Die
Sportpsychologen Prof. Dr. Bernd Strauß, PD Dr. Norbert Hagemann und
Florian Loffing vom Institut für Sportwissenschaft der WWU Münster
zeigen in einer Analyse der Spielergebnisse der ersten
Fußballbundesliga über 44 Saisons von 1963/64 bis 2006/2007, dass
die Einführung der Drei-Punkte-Regel in der ersten Liga nicht zu den
ursprünglich erhofften positiven Wirkungen führt. Die Studie ist
aktuell in der renommierten Zeitschrift "Sportwissenschaft",
die im Heidelberger Springer Verlag verlegt wird, erschienen.
Die
FIFA hatte allen ihren Mitgliedsverbänden vorgeschrieben, spätestens
zur Saison 1995/96 die so genannte Drei-Punkte-Regel einzuführen.
Das bedeutet, dass der Sieger einer Fußballpartie drei Punkte erhält
(vorher zwei Punkte). Die Punktevergabe für Unentschieden (ein
Punkt) wurde nicht geändert. Ziel war es, ein offensiveres und
attraktiveres Spiel zu fördern. Der Anreiz, ein Spiel für sich zu
entscheiden, sollte höher sein als sich mit einem Unentschieden zu
begnügen. Damit sollte eigentlich der Anteil der Unentschieden im
Fußball nach der Einführung der Drei-Punkte-Regel deutlich sinken
oder auch die Anzahl der geschossenen Tore deutlich steigen - würde
man einer solchen ökonomischen Argumentation folgen. Nun ist Fußball
aber nicht nur Ökonomie, sondern auch Psychologie.
Es hat in
den vergangenen Jahren einige nationale und internationale empirische
Studien gegeben, die bereits früh Zweifel an den positiven Effekten
der Drei-Punkte-Regel aufkommen ließen. Demgegenüber standen und
stehen aber auch Studien, die zu einer positiveren Bewertung kommen.
Bernd Strauß und seine Co-Autoren vom Institut für
Sportwissenschaft haben nun in ihrer aktuellen Studie die Ergebnisse
von 13.406 Spielen analysiert. Sie ermitteln unter anderem dass es
vor der Einführung einen Anteil an Unentschieden von 25,89 Prozent
und danach unter der Drei-Punkte-Regel 26,23 Prozent Unentschieden
gegeben hat. Wenn man beispielsweise nur die torlosen Unentschieden
betrachtet - als typischen Ausdruck eines besonders defensiven Spiels
- ergibt sich kein anderes Bild. Auch hier ist kein relevanter
Unterschied erkennbar: 6,37 Prozent vorher zu 7,08 Prozent torloser
Spiele nachher.
Der erhofften Wirkungen der Drei-Punkte Regel
bleiben in der ersten Bundesliga aus. Praktisch bedeutsame
Veränderungen - jedenfalls für die Ergebnisse - sind damit nicht
verbunden. Prof. Bernd Strauß: "Man darf nicht vergessen, dass
es beim Fußball aus sportpsychologischer Sicht nicht nur um den
Gewinn, sondern Trainern und Spielern insbesondere auch um die
Vermeidung von Niederlagen geht - allemal in einem so öffentlichen
Mediensport wie Fußball. Ein Beispiel: Trainer werden typischerweise
nicht nach einer Serie von Unentschieden entlassen, wohl aber nach
einer Serie von Niederlagen. Und an dem Prinzip, Niederlagen zu
vermeiden, hat sich nichts geändert, ob nun mit oder ohne
Drei-Punkte-Regel".
Brigitte Nussbaum, Presse- und
Informationsstelle
Westfaelische
Wilhelms-Universität Münster
Weitere Informationen:
http://www.uni-muenster.de/Sportpsychologie/ Arbeitsbereich Sportpsychologie der WWU Münster
URL
dieser Pressemitteilung: http://idw-online.de/pages/de/news308661