Dienstag, April 23, 2024
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Tägliche Meldungen 2010

Dezember 2010

Umwelt und Forschung
Gesellschaft 
Gesundheit 
Umwelt und Forschung
30.12.2010 Bewusst schenken: Stromsparende Kaffeemaschinen unter den Weihnachtsbaum 
28.12.2010 Wenn die Mehrheit entscheidet: 0 Euro für den Klimaschutz 
26.12.2010 Gegen weiße Flecken auf der Landkarte: EU-gefördertes Projekt stellt Umweltverschmutzung dar 
23.12.2010 Demografischer Wandel fordert Anpassungen in der Abwasserstruktur 
21.12.2010 „Kommission Landwirtschaft am Umweltbundesamt“ gegründet 
18.12.2010 Leckagen erkennen, Wasserverluste reduzieren 
17.12.2010 Strömung im Schacht – ein Wasserkraftwerk für nebenan 
15.12.2010 Dem Wasserkreislauf auf der Spur: Abnehmende Verdunstung aus der Erdoberfläche trotz Erwärmung der Erdatmosphäre
12.12.2010 Mathematik sorgt für sauberes Wasser 
10.12.2010 Auswirkungen des Klimawandels auf die Abflüsse des Rheins 
08.12.2010 Klare Sache: Gewässerschutz beginnt vor der Haustür 
05.12.2010 Freiheit für den Rothirsch – der König will wandern 
02.12.2010 Europäischer Donauraum interessiert sich für zukunftsweisendes Klärkonzept
01.12.2010 Ozeane versauern schneller als je zuvor in der Erdgeschichte 
Gesellschaft
29.12.2010 Studie belegt: Emotionale Intelligenz hilft bei der Karriere
25.12.2010 Wer viel hat, gibt nicht immer viel 
19.12.2010 Typisch italienisch, oder? 
16.12.2010 Direkte Demokratie: stark nachgefragt 
07.12.2010 WSI: Anteil der Löhne am Volkseinkommen wieder gesunken – Neuer Verteilungsbericht 
04.12.2010 Arbeitszeitkonten haben sich in der Krise bewährt
01.12.2010 Belastende Arbeitsbedingungen: Viele Beschäftigte glauben nicht, bis zur Rente durchzuhalten 
Gesundheit
31.12.2010 Vorkoster in der Wasserleitung 
27.12.2010 Schneller Sepsistest rettet Leben
24.12.2010 Keimfrei ohne Chlor: Filter sichert sauberes Trinkwasser auf Schiffen 
22.12.2010 Gute Fette, böse Fette – Fettleber, die neue Volkskrankheit 
20.12.2010 Wenn zu Rückenschmerzen auch noch Depressionen kommen
14.12.2010 Resistenzmechanismus bei Chemo gefunden – Eine Ursache für Scheitern von Chemotherapien entdeckt 
13.12.2010 Wenn Duschen krank macht 
11.12.2010 Medikamente im Berliner Trinkwasser: Jacobs-Wissenschaftler veröffentlichen Übersichtskarte zur Gadoliniumbelastung
09.12.2010 Dauerthema Migräne: Auslöser vermeiden ist falsch 
06.12.2010 Passgenaue Therapie für rastlose Beine in Sicht 
03.12.2010 Gedächtnis ist nicht gleich Gedächtnis – Wie das Gehirn unterschiedliche Gedächtnisinhalte entstehen lässt 
01.12.2010 UDE: Verbundprojekt untersucht Hausinstallation – Die letzten Meter bis zum Wasserhahn

November 2010

Umwelt und Forschung
Gesellschaft 
Gesundheit 
Umwelt und Forschung
28.11.2010 Magnetische Nanopartikel reinigen Blut und Abwässer 
25.11.2010 Die Nordsee wird nicht das neue Mittelmeer – Abschluss-Workshop des DFG-Schwerpunktprogramms „Aquashift“ in Kiel 
22.11.2010 Über 100 Jahre altes Geheimnis gelüftet 
19.11.2010 100 Prozent Erneuerbare sind machbar und Treiber für unsere Wirtschaft 
16.11.2010 Kalte Dusche? Nein Danke! – Hochschule Esslingen forscht an Trinkwasser-Erwärmungsanlagen
13.11.2010 Deutschlandweit einzigartige Webseite zur Darstellung des Flächenverbrauchs in Stadt und Land ist gestartet 
10.11.2010 Können gefährliche pflanzliche Krankheitserreger in Biogasanlagen überleben? 
07.11.2010 Den Wegen des Wassers auf der Spur 
03.11.2010 Thüringer Forscher untersuchen nachhaltige Wasserbewirtschaftung in der Mongolei 
01.11.2010 Leistungsträgern auf der Spur – ATB-Wissenschaftler erforschen die Mikrobiologie von Biogasreaktoren 
Gesellschaft
29.11.2010 Untersuchung bei Primaten: Durch Männerfreundschaft zum Erfolg 
26.11.2010 Studie gibt Überblick über Multitasking und Arbeitsunterbrechungen 
23.11.2010 Plagiatschutz durch unsichtbare Kennzeichnung in der veredelten Oberfläche 
20.11.2010 Verliebte gesucht! 
17.11.2010 Warum Frauen (tatsächlich) schlechter einparken – Psychologin berichtet in RUBIN 
14.11.2010 Ingenieure dringend, Konstrukteure verzweifelt gesucht 
11.11.2010 Buntbarsch-Männchen „züchten“ großflossige Weibchen 
08.11.2010 Neu erschienen: „Altern gestalten – Medizin, Technik, Umwelt“ 
05.11.2010 Fit bis ins hohe Alter – keine Frage des Gehirnjoggings
01.11.2010 Auf die Füße geschaut: Warum Käfer nicht auf Pflanzen ausrutschen und auf welche Ideen das Pflanzenschützer bringt 
Gesundheit
30.11.2010 Erste erwachsende Krebs-Patientin profitiert von Nabelschnurbluttransplantation
27.11.2010 Wie der Zucker in den Wein kommt 
24.11.2010 Leber lesenswert: Das Leber-Buch der Deutschen Leberstiftung
21.11.2010 Unberechenbare Grippe: Zeit für die Influenza-Schutzimpfung 
18.11.2010 Hypochondrie: Der Gedanke an Krankheit geht einem nicht mehr aus dem Kopf 
15.11.2010 Was das Gehirn von Säugetieren wachsen lässt 
12.11.2010 Neue Stellungnahme der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® – Deutschen Hypertonie Gesellschaft 
09.11.2010 Genvariante entscheidet darüber, ob Menschen einen zu hohen Cholesterinspiegel haben oder nicht 
06.11.2010 Sechs Jahre „Heidelberger Modell der Musiktherapie bei chronischem Tinnitus“ 
02.11.2010 Einmal Gefäßpatient – immer wieder Gefäßpatient?! Neue Studie: Durchblutungsstörungen bestimmen das Gefäß-Risiko 
01.11.2010 Keine Gefährdung des Verbrauchers durch COP aus verpacktem Fleisch 

Oktober 2010

Umwelt und Forschung 
Gesellschaft  
Gesundheit  
Umwelt und Forschung
31.10.2010 Stromerzeugung aus Biomasse – aktueller Zwischenbericht erschienen 
26.10.2010 Neue Wege der Biokraftstoffproduktion – Vom Hackschnitzel zum Biomethan 
23.10.2010 Umwelt 2010: Von der Erkenntnis zur Entscheidung 
20.10.2010 Durchblick auch beim zweiten Mal: Statt Füllmittel hochwertiger Rohstoff 
16.10.2010 Warum Fische im Eismeer nicht einfrieren: RUB-Chemiker entlarven natürlichen Frostschutz 
13.10.2010 Ausgegorene Lösungen für Bio-Energiewirte 
10.10.2010 EU-Projekt: Was Biogas nach vorne bringt 
07.10.2010 Umweltgift und neue Krankheiten: Forscher untersuchen Einflüsse auf die Bienengesundheit 
05.10.2010 Der Motor im Rad revolutioniert den Fahrzeugbau
01.10.2010 BfN veröffentlicht ökonomische Studie zum naturnahen Hochwasserschutz 
Gesellschaft
30.10.2010 Hauptsache der Hirsch kommt mit Humor: Der Deko-Trend zu Weihnachten hat den Rothirsch im Visier 
25.10.2010 Proteinfabriken im Winterschlaf – Hungernde Bakterien überleben dank Energieeinsparungen 
22.10.2010 Broschüre „Arbeitswelt im Wandel“: Aktuelle Einblicke in die deutsche Arbeitswelt
19.10.2010 Felgen mit Korsett 
17.10.2010 Beschäftigte mit schweren Arbeitsbedingungen: Nur Minderheit erreicht reguläres Rentenalter 
12.10.2010 Arbeitsmarkt der Zukunft: Arbeitskräftebedarf und -angebot bis 2025 
09.10.2010 UDE: Studie zur Erwerbstätigkeit im Alter – Chancen je nach Beruf 
06.10.2010 Die Sichtweisen von Schwiegertöchtern: „Ich mag meine Schwiegermutter“ – auch wenn sie manchmal nervt… 
01.10.2010 Forscher untersuchen Auswirkungen eintöniger Arbeit: Fließbandarbeiter altern schneller
Gesundheit
27.10.2010 Händedesinfektion schützt besser vor Darminfektionen und Erkältungen als erwartet
24.10.2010 Mit dem Skalpell gegen Übergewicht 
21.10.2010 Magenkrebs: Bakterien passen sich an Menschen an 
18.10.2010 Fehlendes Protein verantwortlich für schuppende Haut 
15.10.2010 Bluttest zeigt Ursache von Krampfadern an: RUB-Mediziner entwickeln einfach Trick 
14.10.2010 Ursache für erbliche Netzhauterkrankung geklärt 
11.10.2010 Wie Nickelallergien entstehen… 
08.10.2010 „Einfach und genial“ – Hörtest per Telefon im Innovationswettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ ausgezeichnet 
04.10.2010 Wasserversorgung auf Nanobasis für Überschwemmungsgebiete
01.10.2010 Ultraschall erkennt frühe Mammakarzinome: Brustkrebsdiagnostik besser als durch Tasten und Röntgen alleine

September 2010

Umwelt und Forschung 
Gesellschaft 
Gesundheit 
Umwelt und Forschung
30.09.2010 Zucker gegen Ölpest 
27.09.2010 Saubere Luft durch Pflastersteine 
24.09.2010 Bakterien als Ökosystem-Ingenieure 
20.09.2010 Meeresbiologie-Forschung an der Uni Rostock: Nährstoffabbau in der Ostsee dauert noch Jahrhunderte 
13.09.2010 Per Anhalter durch die Wassersäule 
11.09.2010 Automatisierte Reinigung von ölverschmutztem Wasser
08.09.2010 Stuttgarter Wissenschaftler an Energieprognose bis 2030 beteiligt – Energiespar- und Umweltziele sind haltbar 
06.09.2010 Kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko für Neugeborene in der Umgebung von Biblis und Philippsburg
04.09.2010 UDE-Bevölkerungsbefragung zum Klimawandel: Umwelt noch wichtiger als Wirtschaft
01.09.2010 Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie an der Weser: großer Handlungsbedarf 
Gesellschaft
29.09.2010 Neue Studie zur Leistungsmotivation älterer Arbeitnehmer
26.09.2010 Ist unser Erbrecht noch zeitgemäß? Wissenschaftlerin untersucht Folgen des demographischen Wandels 
23.09.2010 Mittelstandsaward 2010: Neue RFID-Lösungen gesucht 
17.09.2010 Einblick in deutsche Köpfe
12.09.2010 Mona Lisas Geheimnis 
09.09.2010 Freizeit-Karriere-Index soll ungenutzte Potenziale greifbar machen
05.09.2010 Wege zum beruflichen Erfolg
03.09.2010 Umfrage: Menschen zweifeln an Problemlösungsfähigkeit der Politik 
01.09.2010 Halstabletten für Bastian Schweinsteiger und der Händedruck der Kanzlerin 
Gesundheit
28.09.2010 Neue Empfehlungen der Ständigen Impfkommission 
25.09.2010 Burnout, Mobbing, Cyberbullying: Neue Infowebsite zu psychosozialen Belastungen 
21.09.2010 Warum Äpfel so gesund sind 
10.09.2010 Urlaub: Gefahren im Trinkwasser
07.09.2010 Was Landkinder vor Heuschnupfen schützt: RUB-Forscher finden Stoff im Stallstaub
02.09.2010 Forschungsbericht: Hohe Arbeitsdichte kann depressiv machen
01.09.2010 Geballte Gesundheit: Obst und Gemüse unersetzlich – ausgewogene Ernährung sichert gute Vitaminversorgung

August 2010

Umwelt und Forschung 
Gesellschaft
Gesundheit
Umwelt und Forschung
31.08.2010 TU Berlin: Golf von Mexiko – Der große „Blow-out“ 
28.08.2010 Energieeffizienz in der Wasserversorgung: Tagung in Osnabrück 
25.08.2010 Startsignal für gemeinsame Wasserforschung 
21.08.2010 Sahelstaub – Nature-Studie belegt menschlichen Einfluss 
17.08.2010 Biologen der Uni Stuttgart identifizieren drei neue Bärtierchenarten – Vom Norden Alaskas bis zum Pazifik 
14.08.2010 Neue Erde aus alten Schlämmen – Sedimente aus dem Elsterbecken in Leipzig ökologisch behandelt 
07.08.2010 Mit Aktivkohle zur Promotion
04.08.2010 Sonnenstrahlen wandeln Meer- in Trinkwasser um
02.08.2010 Workshop zum Thema Grundwassersanierung am Helmholtz Zentrum München am 20. und 21. Oktober 2010 
Gesellschaft
30.08.2010 Ein Barcode für jedes bayerische Tier 
27.08.2010 Mit der roten Karte zum Sieg 
24.08.2010 Förderung von Innovationen für die Aquakultur 
20.08.2010 Roboter, mix mir einen Drink! 
16.08.2010 eBay-Beschwerden: Deutsche drohen, Briten fluchen 
10.08.2010 Vom scharfen Denken und dem Glück der Würfel 
08.08.2010 UDE: Mehr junge Ältere arbeiten länger 
05.08.2010 Was Roboter von Hunden mit Handicap lernen können 
02.08.2010 Wer wäscht die schmutzige Wäsche? 
Gesundheit
29.08.2010 Kann man sich gesund trommeln? 
26.08.2010 Wie Wildtiere mit der Hitze fertig werden 
22.08.2010 Ein Drittel der psychisch kranken Arbeitnehmer wird durch Vorgesetzte und Kollegen stigmatisiert 
19.08.2010 Warum rauchen Menschen? Individueller Aufwand ist entscheidend für Einstieg und Entzug 
15.08.2010 Mit Rheuma ins Fitness-Studio? 
09.08.2010 Welche Umweltwirkung haben Silbernanomaterialien in Textilien? 
06.08.2010 Wenn das Hören müde wird 
03.08.2010 Digitales Mammographie-Screening: Studie aus Münster belegt verbesserte Diagnostik
02.08.2010 Forschung: Aktuelle Daten über Kniegelenksarthrose ermittelt

Juli 2010

Umwelt und Forschung 
Gesellschaft
Gesundheit   
Umwelt und Forschung
29.07.2010 Wie der erste Schritt das (wässrige) Ergebnis bestimmt 
26.07.2010 Bisphenol A – Massenchemikalie mit unerwünschten Nebenwirkungen 
22.07.2010 Fluorhaltige Feuerlöschschäume schützen – aber leider nicht die Umwelt 
19.07.2010 Biologische Reinigung bei schwermetall- und sulfathaltigen Industrie-Abwässern effektiv 
14.07.2010 Augen der Landschaft – Bedeutung von Kleingewässern im 21. Jahrhundert 
10.07.2010 Vom Treibhausgas zum Wertstoff: Neue Perspektiven für die Nutzung von CO2
07.07.2010 Erneuerbare Energie durch Klär-/Biogasanlagen 
04.07.2010 Umweltskandal in Chile
Gesellschaft
31.07.2010 Zweifel an mutmaßlicher Todesursache Tutanchamuns / Hamburger Tropenmediziner vermuten eine Sichelzellerkrankung 
28.07.2010 Tödliche Welten: Drei, die Millionen Menschen das Leben retteten 
24.07.2010 Womit haben wir das verdient? Weniger Geld bei besseren Leistungen 
21.07.2010 Wann ist RFID am Ende? 
16.07.2010 Geld spielt eine Rolle: Auszubildende sind mit ihrer Vergütung oft unzufrieden – ein Viertel geht nebenbei jobben 
12.07.2010 UDE: Mehr Rentner über 65 erwerbstätig
09.07.2010 Demografischer Wandel: Universität Göttingen berechnet Kostenentwicklung der Infrastruktur in Städten und Gemeinden 
06.07.2010 Heimisches Sofa statt Public Viewing: Studie untersucht, wie sich Deutschland auf die WM vorbereitet 
04.07.2010 Spatzenlatz und Schnabelfarbe – die Statussymbole der Spatzen 
Gesundheit  
30.07.2010 Ein gesunder Kopf auf einem gesunden Körper – Wie Jugendliche Kopfschmerzen und Migräne vorbeugen können 
27.07.2010 Nanosilber gehört nicht in Lebensmittel, Textilien und Kosmetika 
23.07.2010 Machen Umweltgifte den „Zappelphilipp“ krank?
20.07.2010 Vorhersagen über Therapieerfolg bei Tinnitus schon während der laufenden Therapie möglich
15.07.2010 Sind Fette der Schlüssel zur Alzheimer Krankheit?
11.07.2010 Blutzuckerteststreifen für Typ-2-Diabetiker: Unterzucker ist häufigster akuter Notfall
08.07.2010 Übergewicht nicht immer von Nachteil 
05.07.2010 Die Illusion des Kaffee-Konsums: Koffein wirkt gegen Entzugseffekte – und kann Angst auslösen 
04.07.2010 Cholesterinsenker begünstigt möglicherweise Arterienverkalkung – Studie der Uniklinik Köln im European Heart Journal 

Juni 2010

Umwelt und Forschung
Gesellschaft
Gesundheit  
Umwelt und Forschung
28.06.2010 Umweltbundesamt: Umweltschädliche Subventionen kosten 48 Milliarden Euro
23.06.2010 Abwassertechnologien fürs Ausland: RUB-Forscher geben praktische Empfehlungen für den Export 
19.05.2010 Die faszinierende Welt des Seetangs 
16.05.2010 Wasser mit ultravioletten LEDs umweltfreundlich reinigen 
13.06.2010 Vulkanasche bringt Algen im Ozean zum Blühen 
10.06.2010 „Traum-Flanke für den Umweltschutz“: Frauen-Fußball-WM 2011 wird klimafair 
07.06.2010 Vom Treibhausgas zum Wertstoff – Neue Perspektiven für die Nutzung von CO2
04.06.2010 Wenn Rohstoffe nachwachsen und Kunststoffe gesät werden 
01.06.2010 Umweltschutz für Chinas Landwirte: Green WindowsTUM Technologie hilft Stickstoff sparen
Gesellschaft
29.06.2010 „Voodoo im Strafraum“ – Fußball und Magie in Afrika 
24.06.2010 Psychologie: Warum Menschen auf Risiko gehen
21.06.2010 Angebot an offenen Stellen bleibt verhalten 
18.06.2010 Sollte Ballack wirklich für Reiseanbieter werben? Studie untersucht den Erfolg von Fußball-Nationalspielern innerhalb der Werbung 
15.06.2010 Vorgesetzte können Burnout am Arbeitsplatz deutlich reduzieren 
12.06.2010 Internetmüll, Spams und Werbeanrufe – wer schützt vor digitaler Belästigung? 
08.06.2010 Ab sofort auf http://www.weisse-liste.de: Unabhängige Gesundheitsinformationen für Patienten und Verbraucher 
06.06.2010 Entscheidender Schritt des Spinnvorgangs aufgeklärt: Wie spinnt die Spinne?
03.06.2010 Richtig oder Falsch – Helfen einfache Faustregeln bei komplexen moralischen Entscheidungen? 
01.06.2010 Tod durch Arsen 
Gesundheit  
30.06.2010 Kinder mit Geschwister oder von Eltern mit Typ-1-Diabetes gesucht 
27.06.2010 Fußball: Fitness für Spielsportler – Hat Jogi Löw bald einen Ernährungsexperten im Team? 
25.06.2010 „Stärkt die Abwehrkräfte“ und „Hilft beim Wachsen“: Wer prüft solche Aussagen? 
22.06.2010 Wundersüßstoff Stevia: Forscher der Uni Hohenheim untersuchen Verbrauchererwartungen 
20.06.2010 Gesundheit der Mitarbeiter im Blick 
17.06.2010 Urologen warnen vor unseriöser Werbebroschüre 
14.06.2010 Nomadenvolk verblüfft mit Gesundheit trotz Mangelernährung
11.06.2010 Übergewicht führt zu Bluthochdruck; Gewichtsverlust kann den Blutdruck normalisieren 
09.06.2010 Dem Geheimnis der Akupunktur auf der Spur 
05.06.2010 Teilnehmer gesucht: Neue Tinnitus-Studie an der Universität Göttingen
02.06.2010 Genussraucher, Gelegenheitsraucher oder Kettenraucher – die Gene im Kopf geben den Takt vor 
01.06.2010 Zahnärzte helfen beim Rauchstopp

Mai 2010

Umwelt und Forschung
Gesellschaft 
Gesundheit 
Umwelt und Forschung
31.05.2010 Die Zukunft der Energie auf der Insel Mainau erleben – Ausstellung „Entdeckungen 2010: Energie“ wird feierlich eröffnet 
28.05.2010 Holz im Tank 
25.05.2010 Deutschlandweit größte Sammlung von ölabbauenden Mikroorganismen in Greifswald 
22.05.2010 Neuer Entsorgungshof an der Saar-Universität eingeweiht – bundesweites Vorbild 
18.05.2010 Abwasserreinigung mit Energie- und Düngemittelgewinn erfolgreich in Betrieb 
15.05.2010 Sauberes Wasser für Mega-Cities – EXPO 2010 in Shanghai: Bauingenieure der TU Darmstadt zeigen neue Ver- und Entsorgungslösungen
13.05.2010 Einzigartige Neugründung auf dem Gebiet des Umweltrechtes 
10.05.2010 Mini-Wasserkraftwerk in der Armatur 
07.05.2010 Strom sparen mit verbessertem Matrix-Umrichter 
03.05.2010 Werden Europas Winter kälter? 
01.05.2010 Kohlenwasserstoffe besser abbauen 
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Gesellschaft
29.05.2010 Vor dem Schmerz ist nicht gleich nach dem Schmerz
26.05.2010 Rauchverbote führten nur zu geringen Umsatzeinbußen
23.05.2010 Mehr Ungleichheit durch flexiblere Entlohnung 
20.05.2010 Betriebsräte können Beschäftigten und Unternehmen Vorteile bringen – Neue Studie fasst Forschungsstand zusammen
17.05.2010 Hormonspray macht Männer sensibler 
12.05.2010 Wo bekommt man am wenigsten Spam? 
09.05.2010 Teilnehmer gesucht: Große Bevölkerungsstudie zum Glücksspielverhalten in Deutschland 
06.05.2010 Ende der Parkplatzsuche: Magnetfeldsensoren können Autos erkennen (Hannover Messe) 
04.05.2010 Warum Manager keine Atomphysiker werden können 
01.05.2010 Mit intelligenten Handys Massenpanik verhindern 
Gesundheit
30.05.2010 Lachgas und Stickoxid aus dem Mund – Bakterielle Nitratatmung im menschlichen Zahnbelag
27.05.2010 Wissenschaftler verbessern Arthritis-Behandlung 
24.05.2010 Fesseln für unbekannte Grippeviren 
21.05.2010 Grübeltherapie hilft gegen Depressionen: RUB-Psychologen testeten neue Behandlung 
19.05.2010 Männer verlieren mit den Jahren mehr „braunes“ Fett als Frauen 
16.05.2010 Sauer macht dick
14.05.2010 Süßigkeiten und Migräne – Was ist dran an den viel zitierten Auslösern für Migräne?
11.05.2010 Gesunde Schale, weißer Kern 
08.05.2010 Langzeitstudie bestätigt: Schokolade kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken 
05.05.2010 Vergesslichkeit liegt auch im Blut 
02.05.2010 Neue Rückenschule bringt Vorteile
01.05.2010 Wie ein Blitz: Mikrowellen-Plasmastrahler kommt in der Medizin zum Einsatz 

April 2010

Umwelt und Forschung
Gesellschaft 
Gesundheit
Umwelt und Forschung
27.04.2010 Wie viel Schmutz verträgt die Spree? 
22.04.2010 Europa könnte bis 2050 komplett mit Strom aus Erneuerbaren Quellen versorgt werden
19.04.2010 Wie aus Fäkalien blühende Landschaften werden
16.04.2010 Erste Deutsch-Jordanische Forschungs- und Demonstrationsanlage für dezentrale Abwassertechnologien in Jordanien eröffnet 
14.04.2010 Neue Lockstrompumpe hilft Fischen flussaufwärts unbeschadet Wasserkraftwerke zu passieren
08.04.2010 PROGRASS-Projekt: Biomasse-Demonstrationsanlage mit erhöhter Energieausbeute geht in Betrieb
06.04.2010 Die Betten neu ausrichten? – Die Erdmagnetische Karte von Deutschland erscheint 
02.04.2010 Jetzt bewerben: Hermann-Schmidt-Preis 2010 zum Thema „Berufliche Bildung für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung“ 
Gesellschaft
28.04.2010 UDE: Flexibler in Rente gehen – Altersteilzeit umgestalten 
25.04.2010 Ötzis Schönheitsgeheimnis – Gefriergetrocknet für 5300 Jahre
21.04.2010 Krankenkassen: Kfz-Versicherung zum Vorbild nehmen 
17.04.2010 Temperatur und Druck sichtbar machen: umweltfreundlich und leicht abwaschbar
12.04.2010 Mumien im „Nacktscanner“ 
05.04.2010 Fähigkeit zur Gesichterkennung liegt in unseren Genen 
02.04.2010 Elektro- und IT-Ingenieure: Weniger als zehn Bewerbungen und zwei Verträge in der Tasche 
Gesundheit
26.04.2010 Konditionstraining statt Schonen: Trainingsmethoden für Rheumatiker 
23.04.2010 Internet-Selbsthilfetraining für Tinnitusbetroffene 
20.04.2010 Hormonerkrankungen durch Weichmacher 
18.04.2010 Rückenschmerzen: Besser behandelt und trotzdem noch Geld gespart 
15.04.2010 Hähnchen häufig mit Salmonellen und Campylobacter belastet 
13.04.2010 Lauert Fußpilz auch im Wäschekorb?
10.04.2010 Wie gefährlich sind Luftschadstoffe wirklich? 
09.04.2010 Der Gesundheit zuliebe: Biomarker-Schnelltests verbessert 
07.04.2010 Weichmacher können Einfluss auf Fettstoffwechsel nehmen
03.04.2010 Body-Mass-Index taugt nicht für die gesundheitliche Risikovorhersage 
02.04.2010 Wie man sich bettet, so denkt man 

März 2010

Umwelt und Forschung
Gesellschaft 
Gesundheit  
Umwelt und Forschung
28.03.2010 Ab sofort online: Regionaler Klimaatlas für Deutschland 
25.03.2010 Explosive Vulkane in der Tiefsee – Faszinierende 3-D-Bilder vom Meeresgrund zeigen Spuren bisher unbekannter Eruptionen 
21.03.2010 Nature Geoscience: Überraschung in der Tiefsee 
18.03.2010 Umweltforschung für Baden-Württemberg 
17.03.2010 Biogas ins Erdgasnetz: Studie zeigt Möglichkeiten und Potenziale auf 
15.03.2010 Gründung der Allianz für Umweltforschung AllEnvi in Frankreich 
12.03.2010 Uni Kassel: Sorptionsspeicheranlage könnte die Beheizung und Kühlung von Passiv- und Niedrigenergiehäusern bald revolutionieren 
09.03.2010 Spurenstoffe im Wasserkreislauf 
07.03.2010 Umweltschutz kraftvoll vorantreiben 
02.03.2010 Intelligente Stromzähler senken Strompreise – Professur für Datenbanken der TU Dresden forscht für billigeren Strom 
01.03.2010 Moore erfolgreich wiedervernässen 
Gesellschaft
29.03.2010 Ein Magnetometer im Oberschnabel aller Vögel? 
27.03.2010 Erstmals untersucht: Nachhaltigkeitsmanagement in der öffentlichen Verwaltung 
22.03.2010 Noch 100 Tage bis zur Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika 
19.03.2010 Jedes zweite Parteibuch in der CDU, der SPD und der Linken gehört über 60-Jährigen 
16.03.2010 Der Seife auf den Leim gegangen 
11.03.2010 Vom Faulpelz zum Draufgänger – Hechte verhalten sich nicht immer arttypisch 
08.03.2010 Germanophobie in der Schweiz 
03.03.2010 Kohlmeisen mit Charakter
01.03.2010 Erinnerung im Alter 
Gesundheit
30.03.2010 Blutzuckersenker für Typ-2-Diabetiker nur selten einsetzen: Nutzen und Risiken bei Avandia abwägen 
26.03.2010 Das perfekte Hasen-Dinner 
14.03.2010 DOG: Ohne Brille gegen Altersweitsichtigkeit 
05.03.2010 Schmerzen sind „verlernbar“: Spiegeltherapie überlistet das Gehirn 
01.03.2010 Hohe Denkleistung erfordert flexible Hirnaktivität 

Februar 2010

Umwelt und Forschung
Gesellschaft
Gesundheit
Umwelt und Forschung
24.02.2010 Studie „Nanotechnologie für den Umweltschutz“
23.02.2010 Kalter Winter wirbelt Garnelen-Verteilung in der Nordsee durcheinander 
20.02.2010 Gefräßiger Muschel den Appetit auf hölzerne Hafenpfähle vermiesen 
19.02.2010 TU Berlin: Wissen um Wasser – Technologietransfer zwischen Universität und Wirtschaft 
14.02.2010 Für noch mehr Sonne im Tank
08.02.2010 Virtuelles Wassernetz optimiert Versorgung 
05.02.2010 Wassermangel ist Mangel an Wassermanagement 
03.02.2010 Gefahrstoffe ermitteln und beurteilen mit der IFA-Gefahrstoffliste
01.02.2010 Seesterne: Klimaretter oder Klimaopfer? 
Gesellschaft
25.02.2010 Virtueller Museumsführer 
21.02.2010 Anteil der Beschäftigten an der Bevölkerung ist mittlerweile im Osten so hoch wie im Westen
09.02.2010 UDE: Nur jeder Zehnte arbeitet bis 65 
06.02.2010 „Frauen klagen – Männer sterben“: Neue Männer – muss das sein? 
01.02.2010 Die seismische Lücke südlich von Istanbul 
Gesundheit
26.02.2010 Umweltbundesamt: Sicherheitsrisiken bei Pkw-Klimaanlagen nicht auszuschließen? 
17.02.2010 Gewichtsabnahme hilft bei der Reparatur geschädigter Blutgefäße
07.02.2010 Akupunktur gegen Heuschnupfen 
01.02.2010 Menschen mit Gallensteinen haben ein höheres Diabetesrisiko 

Januar 2010

Umwelt und Forschung 
Gesellschaft  
Gesundheit 
Umwelt und Forschung
30.01.2010 Abfallwirtschaft entlastet das Klima 
24.01.2010 Öffentlichen Wasserversorgern in Entwicklungsländern fehlt Fachwissen mehr als Geld 
20.01.2010 Für eine lebenswerte Umwelt
15.01.2010 Abwärme als Energiequelle 
11.01.2010 Glanzvoll geizen mit Gold: hauchfeine Schicht schützt die Umwelt 
08.01.2010 Wie klimabewusst sind die Deutschen wirklich? 
04.01.2010 Chemieindustrie nachhaltig? Neun Unternehmen im Vergleich 
02.01.2010 Nachhaltige Weinproduktion dank intelligentem Abwassermanagement 
Gesellschaft
31.01.2010 Bildung bis ins hohe Alter? 
23.01.2010 Gefährliche Substanzen erschnüffeln 
19.01.2010 Drehen sich die nächsten Kriege um die Ressource Wasser? 
16.01.2010 Bildungscontrolling: Betriebe schauen vor allem auf die Kosten 
14.01.2010 Gute Laune ist auch eine Frage des Alters 
10.01.2010 Der Deutsche Bildungsserver bei Twitter und als Handy-App 
06.01.2010 Immer der Nase nach – Vögel verlassen sich auf langen Zugrouten wesentlich auf ihren Geruchssinn 
02.01.2010 Wie finanziert sich die Weiterbildung in Deutschland? 
Gesundheit
27.01.2010 DOG: Trockene Augen durch Mangel an Sexualhormon
18.01.2010 Erstmals bevölkerungsweit belegt: Darmspiegelung schützt vor Krebs – möglicherweise auch kleine Darmspiegelung von großem Nutzen
13.01.2010 Blutzuckerselbstmessung: Nutzen für nicht insulinpflichtige Patienten mit Typ-2-Diabetes ist nicht belegt 
07.01.2010 Immer mehr Freizeitsportler dopen – Fitnessstudios als Verschiebebahnhof 
02.01.2010 Schweinegrippe und der Umgang mit Unsicherhei

Wann ist RFID am Ende?

Meike Wiegand, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
IPH – Institut für Integrierte Produktion Hannover gGmbH

Einsatzpotenziale und Grenzen der Technologie beim IPH-Praxisseminar

Das Thema RFID ist in aller Munde. Doch die Einsatzmöglichkeiten der Technologie sind begrenzt. Unter welchen Bedingungen die auf Funkchips basierende Datenübertragung an ihre Grenzen stößt, erfuhren gestern die Teilnehmer des RFID-Praxisseminars am IPH
Seit einigen Jahren gibt es eine regelrechte Euphorie um die auf Funkchips basierende Technologie RFID (Radio Frequency Identification). Alle freuen sich auf die Welt von morgen, in der dank RFID alles berührungslos funktioniert. Bereits heute kommt die Technologie im Alltag zum Einsatz, beispielsweise an Skiliften und in Büchereien. Dass RFID (bislang) auch Grenzen hat, erfuhren gestern die Teilnehmer des Seminars „RFID in Produktion und Logistik – Einsatzpotenziale und Grenzen“ aus erster Hand. An Versuchsständen erprobten die Fach- und Führungskräfte aus der Industrie, wie und wann RFID funktioniert – und wann eben nicht.

Kommt zum Beispiel Wasser ins Spiel, wird es schwierig. Befinden sich Flüssigkeiten zwischen Funkchip (RFID-Tag) und Lesegerät, kann es zu einer erheblichen Absorption der Funkwelle kommen. Dadurch treten Störungen auf, unter Umständen werden nicht alle Gegenstände erfasst. Auch bei Holz beißt RFID manchmal sprichwörtlich auf selbiges. Metallische Umgebungen sind ebenfalls eine Herausforderung. Ist der zu erfassende Gegenstand zum Beispiel mit Alufolie abgeschirmt, kann der RFID-Tag in manchen Fällen nicht gelesen werden.

„Neben Flüssigkeiten, Holz und Metall ist auch die gleichzeitige Erfassung mehrerer mit Tags versehener Gegenstände heute noch eine große Herausforderung“, erklärt Frauke Hertrampf, Projektingenieurin des Arbeitsbereichs Logistik am IPH. „Je nach Reflexion und Absorption der Strahlung kann nicht alles erfasst werden“. Auch die Entfernung und die Leistung des Lesegeräts spielen eine Rolle. „Wann der Einsatz von RFID Sinn macht, hängt stark von den Rahmenbedingungen ab“, gibt Hertrampf zu bedenken. Einige Herausforderungen müsse die Forschung hier noch bewältigen.

Das Praxisseminar „RFID in Produktion und Logistik – Einsatzpotenziale und Grenzen“ fand gestern erstmals in den Räumlichkeiten des IPH im Wissenschaftspark Marienwerder (Hannover) statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Berichte aus der Praxis und praktische Tests an Versuchsständen. Neben Mitarbeitern des IPH berichteten auch Referenten aus namhaften Industrieunternehmen über ihre Erfahrungen mit RFID. Aufgrund der positiven Resonanz der Teilnehmer ist eine erneute Ausrichtung des Seminars bereits in Planung. Weitere Informationen unter http://www.iph-praxisseminare.de.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Vorhersagen über Therapieerfolg bei Tinnitus schon während der laufenden Therapie möglich

Dorothea Weber, Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e.V.

Heidelberg – Ergebnisse einer vom Deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung entwickelten Methode zur Überprüfung der Wirksamkeit einer Tinnitustherapie belegen, dass Vorhersagen über den Therapieerfolg bereits während der Therapie getroffen werden können.
Am Viktor Dulger Forschungsinstitut des Deutschen Zentrums für Musiktherapieforschung in Heidelberg wurde eine neue Methode zur Überprüfung der Wirksamkeit des dort entwickelten und neurowissenschaftlich überprüften Therapiemanuals für Patienten mit chronischer Tinnituserkrankung entwickelt.

Seit mehreren Jahren wird mit der Heidelberger Musiktherapiemanual Tinnituspatienten effektiv geholfen. Die Patienten erlernen während der nur fünf Tage andauernden Kompakttherapie verschiedene aktive Möglichkeiten, ihren Tinnitus direkt zu beeinflussen. Rund 80 % der Patienten verspüren nach der Therapie eine deutliche Linderung ihrer Beschwerden, bis hin zum völligen Verstummen der „Ohrgeräusche“. Dieser subjektive Eindruck der behandelten Patienten konnte auch durch bildgebende Kontrolluntersuchungen (fMRT) belegt werden.

Die Heidelberger Forscher haben nun erste verlässliche Anhaltspunkte entdeckt, um bereits während der Therapiewoche Vorhersagen über den Therapieerfolg treffen zu können. In einer Studie wurde bei 63 Patienten mit so genanntem tonalen Tinnitus (Tinnitus-Pfeifen) während der einwöchigen Therapie täglich die Tonhöhe des jeweiligen Tinnitus gemessen und parallel dazu die Beeinträchtigung durch den Tinnitus untersucht. Die Ergebnisse zeigen: Je stärker sich die Tonhöhe im Laufe der Therapiewoche veränderte, desto wahrscheinlicher war es, dass die Therapie zu einem erfolgreichen Ergebnis führt. Statistisch lässt sich dies in einer signifikanten Korrelation zwischen der Variabilität der Tinnitusfrequenz und der Reduktion der Tinnitusbelastung ausdrücken. Bei 13 % der behandelten Patienten war nach der Therapie sogar überhaupt keine Tinnitusfrequenz mehr messbar.

Bei 83 % der Patienten sinkt die Frequenz des Tinnitus während der Therapiewoche mehr oder weniger deutlich, bei 17 % steigt die Frequenz an. Die Richtung der Flexibilisierung der Symptomatik, d.h. Anstieg oder Abfall der Tinnitusfrequenz, hat aber keine Auswirkung auf den Therapieerfolg.

Mehr Informationen für Patienten sind telefonisch erhältlich unter 06221 – 79 63 101 oder per E-Mail unter tinnitusambulanz@dzm-heidelberg.de.

Weitere Informationen:
Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung
(Viktor Dulger Institut) DZM e.V.
Ansprechpartner: Dorothea Weber
Maaßstraße 32/1
69123 Heidelberg
Telefon: +49 (6221) 83 38 60
Telefax: +49 (6221) 83 38 74
E-Mail: dzm@dzm-heidelberg.de
Internet: http://www.dzm-heidelberg.de

Das Deutsche Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e. V. wurde 1995 in Heidelberg gegründet. Heute ist das DZM das größte musiktherapeutische Forschungsinstitut in Europa und vereint Forschung, Praxis und Lehre unter einem Dach. Das DZM ist als gemeinnützig anerkannt und finanziert sich zum überwiegenden Teil aus Spenden und Forschungsdrittmittel. Am DZM entwickeln und erforschen Musiktherapeuten, Mediziner, Musikwissenschaftler und Psychologen in interdisziplinären Projekten musiktherapeutische und musikmedizinische Konzepte zur Verbesserung der Lebenssituation erkrankter Menschen.
Außer dem Forschungsinstitut die Heidelberger Akademie für Psychotherapie (Approbationsausbildung) mit seiner Ambulanz für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie und eine Tinnitusambulanz zum DZM.

Weitere Informationen:
http://www.dzm-heidelberg.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Biologische Reinigung bei schwermetall- und sulfathaltigen Industrie-Abwässern effektiv

Christine Mandel, Abt. Kommunikation und Internationales
Universität Kassel

Kassel. Giftige Industrie-Abwässer kostengünstiger, umweltschonend und effektiver zu reinigen als bisher gebräuchliche Verfahren erlaubt eine mehrfach patentierte Erfindung aus der Universität Kassel. Mit einem Festbett-Bioreaktor und Sulfat reduzierenden Bakterien kann das neue biochemische Reinigungsverfahren saure und sulfathaltige Waschwässer, etwa aus Bergwerken, vor Ort reinigen. Das ist nicht nur zu rund 30 Prozent geringeren Kosten als bisher möglich – es fallen auch keine Reststoffe mehr an, die auf Sonderdeponien entsorgt werden müssen. Stattdessen entstehen Produkte, die für andere Industrieprozesse wieder verwendet werden können.
In vielen Industriebetrieben wie Müllverbrennungsanlagen, Kohlekraftwerken und Bergwerken fallen bei der Produktion hochkonzentrierte schwermetall- und sulfathaltige, stark saure Abwässer an, beispielsweise auch bei der Rauchgasentschwefelung. Die bisher bekannten chemischen Verfahren (Nassverfahren) zur Reinigung von schwefel- und schwermetallhaltigen Lösungen, bei denen etwa Kalkmilch (Kalkhydrat) zur Elimination von Schwermetallionen wie Cadmium, Quecksilber, Zink, Chrom oder Kupfer verwendet wird, haben Nachteile: Es entsteht eine große Menge von synthetischem Gips, der Schwermetalle und andere giftige Stoffe beinhaltet. Daher muss er teuer auf Sondermülldeponien entsorgt werden.

Im Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft am Fachbereich Bauingenieurwesen der Universität Kassel unter Leitung von Professor Dr.-Ing. Franz-Bernd Frechen mit seinem Wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr.-Ing. Waldemar Dinkel wurde nun ein biochemisches Verfahren entwickelt, das in einem geregelten, doppelten Reaktionskreislauf die Schwermetalle aus Waschsäure ausfällt und Säure gewinnt, die im Reinigungsprozess eines Industriebetriebes wieder eingesetzt werden kann. Auch der Metallschlamm, der nach der Waschsäurereinigung übrig bleibt, ist wieder verwertbar. Er besteht überwiegend aus Metallsulfid, also einer chemischen Verbindung, in der Metalle auch in der Natur überwiegend zu finden sind.

Die Grundlagen für dieses Verfahren wurden im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der Staatlichen erdöltechnischen Universität Ufa in Russland erarbeitet. Herzstück des Reinigungsverfahrens, das bereits zwei Patente für Europa und Russland erhalten hat und für zwei weitere angemeldet wurde, ist ein Festbett-Bioreaktor, in dem mit Glycerin gefütterte Bakterien ihre Arbeit verrichten: Sie „verdauen“ verdünntes sulfathaltiges Abwasser und produzieren auf biochemischem Weg Sulfid. So wird Schwefelwasserstoff (H2S) erzeugt.
In einem weiteren Reaktor wird der Schwefelwasserstoff mit Luft oder Stickstoff aus dem Abwasser gestrippt und in einen dritten Behälter mit stark konzentriertem Abwasser überführt. Mit Hilfe des Schwefelwasserstoffs werden dort die Schwermetallionen gebunden und fast vollständig ausgefällt.

Dank des entwickelten Bioreaktors habe man im Laborversuch 99,9 Prozent des Zinks im Abwasser ausfällen und 64 Prozent des Sulfats reduzieren können, sagt Dr. Dinkel. Der Wissenschaftler, der früher an der Universität in Ufa gelehrt hat und seit 1997 an der Universität Kassel forscht, hat durch Experimente herausgefunden, in welchem Säuremilieu und bis zu welcher Konzentration von Schwermetallen im Abwasser die Sulfat reduzierenden Bakterien die optimale Menge von Sulfiden produzieren.

Die Grundlagen dieses neuartigen biologischen Reinigungsverfahrens sind bereits während eines mit 175.000 € von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten zweijährigen Kooperationsprojekts mit der – mit der Kasseler Uni seit Jahren befreundeten – erdöltechnischen Universität Ufa in Russland gelegt worden, das vor sieben Jahren startete. So stammen die Sulfatreduzierenden Bakterien für den Kasseler Bioreaktor beispielsweise aus dem Abwasserteich des Erdölverarbeitungswerks Ufa. Die Russen sind an kostengünstigen Techniken zur Abwasserreinigung interessiert, da es in dieser Region viele Bergbau- und Erdölbetriebe gibt.

Frechen sieht die wirtschaftlichen Chancen der Erfindung aus Kassel vor allem im Bergbau und bei Müllverbrennungsanlagen. Das Fachgebiet habe ein auf Bergwerke zugeschnittenes Verfahren entwickelt und im Labor getestet, das kostengünstiger und effektiver als die bisher gebräuchlichen Verfahren saure und sulfathaltige Waschwässer vor Ort reinige. Das jährliche Betriebskosten-Einsparpotential schätzt Frechen auf bis zu 30 Prozent. Ein Bergwerksbetrieb könne so jedes Jahr Millionen Euro einsparen. Dr. Dinkel sieht auch Einsatzchancen in anderen Industriebetrieben, z.B. in der Galvanik, wo Schwermetallionen und Sulfate zum Einsatz kommen. Das Reinigungssystem unterbiete schon jetzt deutlich die zulässigen Einleitungsgrenzwerte für Industrieabwässer. Mit einer weiteren Verschärfung der europäischen Umweltschutzvorschriften werde die Erfindung aus Kassel für die Unternehmen immer interessanter.

Info
Prof. Dr.-Ing. Franz-Bernd Frechen
Dr.-Ing. Waldemar Dinkel
tel (0561) 804 2870
e-mail wdinkel@uni-kassel.de
Universität Kassel
Fachbereich Bauingenieurwesen
Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft
Kurt-Wolters-Straße 3
34125 Kassel

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Geld spielt eine Rolle: Auszubildende sind mit ihrer Vergütung oft unzufrieden – ein Viertel geht nebenbei jobben

Andreas Pieper, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

Bereits in der Ausbildung „eigenes Geld“ zu verdienen, stellt für junge Menschen einen Pluspunkt der dualen Berufsausbildung dar und beeinflusst oftmals ihre Bildungsentscheidung. Allerdings sind viele Auszubildende mit der Höhe ihrer Ausbildungsvergütung nicht zufrieden: zwei von drei Auszubildenden empfinden ihre Vergütung als zu niedrig. Häufig reicht den Jugendlichen die Ausbildungsvergütung nicht für ihre Grundversorgung und ihre individuellen Bedürfnisse aus. Daher geht rund jede/-r Vierte von ihnen neben der Ausbildung jobben.
Dies sind weitere Ergebnisse der vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) durchgeführten Studie „Ausbildung aus Sicht der Auszubildenden“ – veröffentlicht in der neuesten Ausgabe des BIBB REPORT 14/10. Für die Studie hat das BIBB rund 6.000 Auszubildende aus dem zweiten Ausbildungsjahr in 15 stark besetzten Ausbildungsberufen befragt.

Die von den Betrieben in den verschiedenen Branchen gezahlten Ausbildungsvergütungen variieren sehr stark. Für 93 % der befragten Auszubildenden im zweiten Ausbildungsjahr bewegen sich die Monatsbeträge zwischen 300 und 700 Euro netto – also nach Abzug von Sozialversicherungsbeiträgen und gegebenenfalls Lohnsteuerzahlungen. Für 5 % der Jugendlichen liegt der Netto-Verdienst unter 300 Euro, 2 % erhalten mehr als 700 Euro netto. Im Durchschnitt kommen die Auszubildenden im zweiten Ausbildungsjahr auf eine monatliche Netto-Vergütung von 478 Euro.

Ein Drittel der Auszubildenden ist mit der Ausbildungsvergütung zufrieden und schätzt diese als „sehr gut“ (9 %) oder „gerade richtig“ (24 %) ein. Die Mehrheit (67 %) ist hingegen unzufrieden und beurteilt die Beträge als „zu niedrig“. Ob Auszubildende mit ihrer Vergütung zufrieden sind oder nicht, hängt erwartungsgemäß stark von deren Höhe ab: Erhalten Auszubildende monatlich über 700 Euro netto, so ist die Chance, dass sie hiermit zufrieden sind, 17-mal höher als wenn sie nur 300 Euro netto oder weniger bekommen.

Für die Zufriedenheit der Jugendlichen ist jedoch nicht allein die Vergütungshöhe ausschlaggebend. Viele weitere Faktoren spielen eine wichtige Rolle. Von besonderer Bedeutung ist dabei laut BIBB-Analyse, wie hoch die Auszubildenden ihre Arbeitsleistung bewerten, die sie für den Betrieb erbringen. Die Auszubildenden im zweiten Ausbildungsjahr fühlen sich in ihrem Betrieb oft bereits wie eine Fachkraft eingesetzt. Ihrer Einschätzung nach entfällt ein großer Teil ihrer betrieblichen Ausbildungszeit – durchschnittlich 43 % – auf Tätigkeiten, die sie schon genauso gut und schnell wie ihre fertig ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen erledigen.

Über die Hälfte der Auszubildenden (59 %) berichtet laut BIBB-Studie von regelmäßigen Überstunden – und zwar in einem Umfang von durchschnittlich 4,8 Stunden pro Woche. Nicht immer werden diese Überstunden nach Aussagen der Jugendlichen durch Freizeit oder zusätzliche Bezahlung ausgeglichen – obwohl dies gesetzlich vorgeschrieben ist. 40 % der Auszubildenden, die regelmäßig Überstunden leisten, geben an, dass ein Ausgleich nur teilweise oder überhaupt nicht erfolgt.

Je mehr sich die Auszubildenden als vollwertige Arbeitskraft empfinden, desto stärker erwarten sie eine entsprechend höhere Entlohnung. Dieser Anspruch wird jedoch von den im Vergleich zu Fachkraftlöhnen erheblich niedrigeren Ausbildungsvergütungen meist nicht erfüllt – demzufolge steigt die Unzufriedenheit. Umgekehrt rechnen es die Auszubildenden den Betrieben aber sehr positiv an, wenn diese ihnen eine qualitativ hochwertige Ausbildung bieten. Dann sind die Jugendlichen mit ihrer Vergütung eher zufrieden – selbst wenn diese relativ gering ausfällt.

Rund ein Viertel (27 %) der Auszubildenden im zweiten Ausbildungsjahr geht regelmäßig einer bezahlten Nebentätigkeit nach. Etwa jede/-r Vierte von ihnen jobbt, weil ansonsten das Geld für die Grundversorgung (zum Beispiel Miete und Lebensmittel) nicht ausreichen würde. 38 % der Jugendlichen, die einer Nebentätigkeit nachgehen, benötigen den Zusatzverdienst nach eigenen Angaben sowohl für ihre Grundversorgung als auch zur Finanzierung zusätzlicher individueller Wünsche. 35 % finanzieren mit dem zusätzlichen Geld ausschließlich individuelle Wünsche.

Im Durchschnitt jobben die Jugendlichen zusätzlich zu ihrer Ausbildung 9,2 Stunden pro Woche. Dabei variiert der zeitliche Umfang für die Nebenjobs allerdings beträchtlich: Für rund 38 % hält er sich mit wöchentlich bis zu fünf Stunden noch in Grenzen. Doch bei 15 % der Jugendlichen ist der Nebenjob mit mehr als 15 Stunden pro Woche mit einem beträchtlichen Zeitaufwand verbunden.

Nebenjobs können für Auszubildende durchaus positive Effekte haben. Sie bieten den Jugendlichen zum Beispiel die Chance, ihre erlernten Fähigkeiten und Fertigkeiten auch in anderen beruflichen Umgebungen einzusetzen. Dies darf jedoch nicht zu einer Gefährdung des Ausbildungserfolgs oder gar zu einer Beeinträchtigung der Gesundheit der Jugendlichen – aufgrund von fehlenden Erholungszeiten – führen.

Weitergehende Informationen enthält der neue BIBB REPORT, Heft 14/10 zum Thema „Geld spielt eine Rolle! Sind Auszubildende mit ihrer Vergütung zufrieden?“. Die Ausgabe kann im Internetangebot des BIBB kostenlos unter http://www.bibb.de/bibbreport heruntergeladen werden.

Auskünfte im BIBB erteilt:
Andreas Krewerth, Tel.: 0228 / 107-1110, E-Mail: krewerth@bibb.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Sind Fette der Schlüssel zur Alzheimer Krankheit?

Marion Ruffing, Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät
Universität des Saarlandes

Forschungspreis für Dr. rer nat Marcus O.W. Grimm, MBA, Laborleiter im Institut für Neurodegeneration und Neurobiologie, Deutsches Institut für Demenzprävention in 66424 Homburg/Saar
Bereits im zwölften Jahr vergaben die Freunde des Universitätsklinikums des Saarlandes e.V. einen der mit 20.000 Euro höchstdotierten Forschungspreise in Südwestdeutschland. Der Fachbeirat des Vereins hat dafür vier Forschungsvorhaben ausgewählt. Eines davon wird von Dr. rer nat Marcus O.W. Grimm, MBA, betreut. Er ist Laborleiter im Institut für Neurodegeneration und Neurobiologie, Deutsches Institut für Demenzprävention in 66424 Homburg/Saar.

Die regulatorische Funktion der APP-Prozessierung in der Gangliosidhomöostase und daraus folgende Implikationen für die Alzheimer Krankheit

Die Alzheimer Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung, die in ihrer häufigsten Form bei Personen ab dem 65. Lebensjahr auftritt und zu einer zunehmenden Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit führt. Neuropathologisch zeichnet sich die Alzheimer Krankheit durch Proteinablagerungen in Form von unlöslichen amyloiden Plaques aus. Hauptbestandteil der Plaques ist das Peptid Aß, das durch die Aktivität zweier Proteasen aus dem Vorläuferprotein APP freigesetzt wird. Kürzlich konnte erstmalig von uns neben den pathologischen Eigenschaften von Aß auch eine physiologische Funktion des Peptides nachgewiesen werden, welches maßgeblich an der Regulation des Fettstoffwechsels beteiligt ist.
In der derzeitigen Studie planen wir eine weitere Lipidklasse, die Ganglioside, zu untersuchen. Ganglioside sind, wie Cholesterin, wichtige Bestandteile von Zellmembranen und zählen zu den dominant vorkommenden Lipiden im Gehirn. An der Synthese der Ganglioside sind zahlreiche Enzyme beteiligt und es konnte von uns gezeigt werden, dass die Aktivität der GD3-Synthase, ein Enzym welches maßgeblich an der Gangliosidkomposition im Gehirn beteiligt ist, entscheidend mit der Prozessierung des APP-Proteins zusammenhängt. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass zusätzlich zu dem Verhältnis der Ganglioside untereinander, auch die Gesamtgangliosidmenge APP abhängig verändert ist. Dies legt nahe, dass auch das Eingangsenzym der Gangliosid-Biosynthese oder der Gangliosidabbau durch Spaltprodukte der APP-Prozessierung reguliert werden könnten. Beim Gangliosidabbau wird der Fokus auf die Proteine Prosaposin und Cathepsin, bei der Gangangliosidsynthese auf die Glycosylceramidsynthase, gelegt.
Es hat sich weiterhin gezeigt, dass verschiedene Ganglioside die Aß Produktion stark beeinflussen. Im Verlauf des geplanten Projektes ist daher ein weiteres wichtiges Ziel, durch die Modulation der oben genannten Enzyme im Gangliosidmetabolismus potentielle neue therapeutische Ansätze zu entwickeln.

Kontakt:

Dr. rer nat Marcus O.W. Grimm, MBA
Laborleiter
(AG Prof. Dr. Tobias Hartmann)

Institut für Neurodegeneration und Neurobiologie
Universität des Saarlandes

Deutsches Institut für Demenzprävention
66424 Homburg/Saar

Tel. (06841) 16-47920 (Labor)
Tel. (06841) 16-47919 (Büro)
E-Mail: Marcus.grimm@uks.eu

Weitere Informationen:
http://typo3.p114536.mittwaldserver.info/

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Augen der Landschaft – Bedeutung von Kleingewässern im 21. Jahrhundert

Anne Winter, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V.

Unter diesem Motto trafen sich Experten aus Forschung und Praxis Anfang Juni 2010 zu einer Fachkonferenz des Europäischen Netzwerkes zum Schutz stehender Kleingewässer (EPCN: European Pond Conservation Network).
Es ist schon Tradition der Mitglieder und Interessenten des EPCN, alle zwei Jahre zu einem internationalen Erfahrungsaustausch über die Erforschung und den Schutz von Kleingewässern zusammenzukommen. Die diesjährige 4. EPCN-Konferenz fand im Bildungszentrum Erkner bei Berlin statt. Dabei belegte die Zahl von 118 Teilnehmern aus 22 Ländern Europas das wachsende Interesse an der Thematik. Gastgeber war das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. in Müncheberg mit Mitarbeitern seiner Institute für Landschaftswasserhaushalt sowie für Landnutzungssysteme. Organisiert wurde die Konferenz unter Führung des Biologen Dr. Thomas Kalettka, Mitglied des EPCN-Präsidiums und Vorsitzender des Arbeitskreises „Kleingewässer“ der Deutschen Limnologischen Gesellschaft.
Die zunehmende Erkenntnis der enormen Bedeutung und wachsenden Gefährdung von Kleingewässern war 2004 Anlass zur Gründung des EPCN. Ziel des Netzwerkes ist die europaweite Intensivierung der Erfassung, der Erforschung sowie des Schutzes von Kleingewässern, Das von der UNO ausgerufene Jahr der Biodiversität 2010 bildete einen hochaktuellen Hintergrund für die 4. EPCN-Konferenz. Im Kleingewässer-Manifest (Pond Manifesto), dem Grundsatzpapier des Netzwerks, ist seit kurzem auch auf Deutsch nachzulesen, welche Bedeutung die wenig beachteten Kleingewässer, die „Augen der Landschaft“, für das Funktionieren und die Artenausstattung der Landschaft haben.
Zu den Kleingewässern zählen alle natürlichen oder künstlichen Standgewässer mit Flächen von weniger als 1 Hektar, laut Ramsar-Konvention über Feuchtegebiete auch Gewässer bis 10 ha Größe. Dazu gehören Tümpel, Pfühle sowie Teiche und Gruben mit unterschiedlichster Zweckbestimmung. Die Millionen Kleingewässer stellen weltweit etwa 30 Prozent der Fläche aller stehenden Binnengewässer – eine nicht zu unterschätzende Ressource. Kleingewässer sind im Nordosten Deutschlands meist die so genannten Sölle (ca. 160.000), eiszeitlich gebildete Senken, die eine stark wechselnde Wasserführung bis zum zeitweiligen Austrocknen aufweisen.
Kleingewässer sind einerseits wichtige Lebensräume für viele Feuchte liebende Pflanzen- und Tierarten, darunter zahlreiche gefährdete Arten wie z. B. Amphibien. Zudem erfüllen sie wichtige Funktionen in der Landschaft, wie z. B. als Trittsteine im Biotopverbund oder als Wasser- und Stoffspeicher. In Deutschland sind Kleingewässer daher gesetzlich geschützte Biotope. Andererseits sind sie weiterhin oft in ihren Funktionen durch zunehmende Intensivierung der Landnutzung gestört. Folgen sind Verschmutzung, Verlandung und abnehmende Artenvielfalt. Veränderungen des Klimas zeigen ihre Wirkung im häufigeren Austrocknen der Kleingewässer.
Die Teilnehmer der englischsprachigen Konferenz stellten in ihren Vorträgen und Postern Methoden und Ergebnisse ihrer Projekte vor und suchten nach Antworten auf folgende Fragen:
• Wie sind Kleingewässer verschiedener Typen in den Landschaften verbreitet?
• Wie groß ist der Beitrag von Kleingewässern zur Artenvielfalt, welche Funktionen haben sie, welche Ökosystem-Dienstleistungen liefern sie und wie hoch sind ihre Belastungen?
• Wie werden Kleingewässer durch die Gesellschaft wahrgenommen, und was darf deren Schutz und Pflege kosten?
• Welche Unterrichtsprogramme gibt es für die Bevölkerung „vor Ort“ zur Aufklärung über den Wert und Erhalt der Kleingewässer?
• Welche politischen und ordnungsrechtlichen Maßnahmen und Möglichkeiten, insbesondere Erfahrungen und Erfordernisse des Schutzes, der Wiederherstellung und der Bewirtschaftung von Kleingewässern von lokaler bis zur europäischen Ebene, sind sinnvoll und machbar?
Kleingewässer als Spiegel von Umwelt- und Landnutzungseinflüssen, Stand und Perspektiven der Erforschung und des Schutzes von Kleingewässern in Deutschland sowie die Bedeutung von Fischteichen diskutierten die Teilnehmer in drei speziellen Workshops.
Wichtige Ergebnisse der Konferenz waren:
• Das EPCN wird in den Stand einer Gesellschaft mit zahlenden Mitgliedern und Wahl des Präsidiums (1. Präsident: Andrew Hull, Liverpool John Moores University, GB) erhoben.
• Intensivierung der Anstrengungen zur Wahrnehmung und zum Schutz von Kleingewässern durch die Schaffung von Kleingewässer-Aktionsgruppen der Länder (National Pond Action Groups), durch verstärkte Einbeziehung von Praxis-Partnern und durch Sensibilisierung von Gremien der Europäischen Union
• Intensivierung der Anstrengungen zur europaweiten Ausweisung und Zustandsbewertung von wichtigen Regionen mit Kleingewässern (Important Areas of Ponds)
• Schaffung von effektiven Regeln und Entscheidungshilfen zum Schutz und Management von Kleingewässern
• Durchführung von Trainingskursen zu neuesten Kenntnissen über Methoden zur Erforschung und zum Schutz von Kleingewässern
Das Vortragsprogramm wurde von zwei Ganztagsexkursionen beschlossen, die die Teilnehmer nach Ostbrandenburg in die kleingewässerreiche Agrarlandschaft nahe Müncheberg (Projekte zu Funktionen von Söllen und zum Amphibienschutz) sowie zur Naturschutzstation Rhinluch bei Linum (Projekte zum Schutz von Amphibien und Sumpfschildkröte) führten. Bei herrlichem Ausflugswetter kamen nicht zuletzt die Reize der brandenburgischen Kulturlandschaft zur Geltung.
Die nächste Konferenz findet 2012 statt. Als Kandidaten wurden Großbritannien, Italien und Luxemburg vorgeschlagen.

weitere Auskünfte erteilt:
Dr. Thomas Kalettka, Institut für Landschaftswasserhaushalt

Weitere Informationen:
Europäisches Netzwerk zum Schutz von Kleingewässern (EPCN: European Pond Conservation Network): http://www.europeanponds.org
Tagungs-Homepage:
http://www.4epcn2010.de
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V., Müncheberg:
http://www.zalf.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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UDE: Mehr Rentner über 65 erwerbstätig

Ulrike Bohnsack, Pressestelle
Universität Duisburg-Essen

Immer mehr Ältere arbeiten auch als Rentner weiter. Das zeigen aktuelle Ergebnisse des Altersübergangs-Monitors vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE). Die Untersuchung zum Übergang zwischen Erwerbsleben und Ruhestand wurde von der Hans-Böckler-Stiftung und dem Forschungsnetzwerk Alterssicherung in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Bereits 2007 arbeiteten in einzelnen Gruppen wie den Hochqualifizierten oder Männern in Westdeutschland zwischen 10 und 15 Prozent der 65- bis 69-Jährigen. Auch Frauen gehen immer häufiger einer Beschäftigung nach und heben damit die Alterserwerbstätigenquote spürbar an.
Die Statistik zeigt, dass in den letzten Jahren bei den Neurentnern die durchschnittlichen Zahlbeträge teilweise stagnierten und phasenweise sanken. „Mit sinkenden Renten steigt das Interesse bzw. die Notwendigkeit an einem Zuverdienst“, vermutet der IAQ-Arbeitsmarktforscher Dr. Martin Brussig. Er macht für die Erwerbstätigkeit einen weiteren möglichen Anreiz aus: Für Arbeitnehmer über 65 Jahre entfallen die so genannten Zuverdienstgrenzen.

Teilzeit ist die häufigste Beschäftigungsform

Bei den erwerbstätigen Rentnerinnen und Rentnern dominiert die Teilzeitbeschäftigung. Schon vor Erreichen der offiziellen Altersgrenze gehen insbesondere Frauen dieser oder einer geringfügigen Beschäftigung nach. Währenddessen werden andere Arbeitsformen seltener: Vollzeit arbeiten bei westdeutschen Frauen oder Niedrigqualifizierten inzwischen nur noch etwa die Hälfte der erwerbstätigen Älteren zwischen 55 und 64 Jahren.

Die Zahlen belegen, dass die Erwerbstätigenquote bei den Männern wie in den Vorjahren deutlich höher ausfällt als bei den Frauen. Zudem liegt sie in Westdeutschland höher als in Ostdeutschland. Die Untersuchung belegt zudem, dass sich Bildung lohnt: Ältere Geringqualifizierte stehen nur etwa halb so häufig „in Lohn und Brot“ wie Hochqualifizierte.

Insgesamt deuten die Ergebnisse auf einen beträchtlichen Umfang von Teilzeitbeschäftigung am Ende des Erwerbslebens hin, zieht Brussig Bilanz. Der Arbeitsmarkt-Experte rät: „Die Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit im Alter sollten weiter entwickelt werden, um Lücken in der Alterssicherung aufgrund der reduzierten Arbeitszeit zu vermeiden.“

Weitere Informationen:
Dr. Martin Brussig, Tel. 0203/379-3931, martin.brussig@uni-due.de

Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0170/8761608, presse-iaq@uni-due.de

Weitere Informationen:
http://www.iaq.uni-due.de/auem-report/

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Blutzuckerteststreifen für Typ-2-Diabetiker: Unterzucker ist häufigster akuter Notfall

Beate Schweizer, Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

Berlin – Typ-2-Diabetiker erhalten bisher Blutzuckerteststreifen von der Krankenkasse erstattet, wenn diese Teil ihrer Diabetes-Therapie sind. Dies ist beispielsweise dann notwendig, wenn ihnen Unterzuckerungen durch zu niedrige Blutzuckerwerte drohen. Die sogenannten Hypoglykämien können bei einem schweren Verlauf Koma, Demenz, Schlaganfall, Herzrhythmusstörungen oder sogar plötzlichen Herzstillstand zur Folge haben.
diabetesDE und weitere Diabetes-Organisationen setzen sich deshalb gemeinsam dafür ein, dass Typ-2-Diabetiker auch weiterhin Blutzuckerteststreifen erstattet bekommen, wenn sie für eine optimale Medikamentendosierung regelmäßig ihre aktuellen Blutzuckerwerte messen müssen und dadurch auch Unterzuckerungen vermieden werden können.

Etwa 4,7 Millionen Typ-2-Diabetiker erhalten kein Insulin in ihrer Diabetes-Therapie. Sie können entweder mit einer Ernährungsumstellung und Bewegung ihre Blutzuckerwerte konstant halten oder erhalten zusätzliche Diabetes-Medikamente. Ihr einziges Hilfsmittel, um bei Bedarf den aktuellen Blutzuckerwert zu ermitteln, ist die Blutzuckerselbstmessung mittels eines Gerätes. Die dafür notwendigen Blutzuckerteststreifen können bisher Ärzte auch an Typ-2-Diabetiker verordnen, die kein Insulin spritzen. Aufgrund einer aktuellen Beschlussvorlage durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) könnte dies bald nicht mehr möglich sein. Angesichts der möglichen schweren Folgen, kritisieren diabetesDE, die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG), der Verband der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) und die Deutsche Diabetes-Stiftung (DDS) in einer Stellungnahme das aktuelle Verfahren.

Diabetes-Therapien sind ein Balanceakt: Zu hohe Blutzuckerwerte können auf Dauer alle Blutgefäße und Nerven schädigen. Werden Medikamente oder Insulin überdosiert, droht eine Unterzuckerung. Typ-2-Diabetiker, die kein Insulin jedoch Diabetes-Medikamente zur Regulierung ihres Blutzuckers erhalten, müssen diesen Balanceakt ebenfalls täglich meistern. Wird diese Gruppe zukünftig generell von der Erstattung der Blutzuckerteststreifen ausgeschlossen, erhöht sich ihr Risiko von zu hohen oder zu niedrigen Werten. Besonders gefährdet für eine Unterzuckerung sind etwa zwei Millionen Typ-2-Diabetiker, die Diabetes-Medikamente der Wirkstoffgruppen Sulfonylharnstoffe oder Glinide einnehmen. „Neue Daten aus aktuellen Studien zeigen, dass auch Typ-2-Diabetiker, die kein Insulin spritzen, ein nicht zu vernachlässigendes Risiko für schwere Unterzuckerungen aufweisen. Unterzuckerungen sind zudem bei älteren Menschen – und um diese Gruppe geht es bei diesem Beschluss – gefährlich“, betont PD Dr. Bernhard Kulzer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Psychologie und Verhaltensmedizin der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) und Geschäftsführer des Forschungsinstitutes der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM). In der gemeinsamen Stellungnahme erläutern Kulzer und seine Kollegen die aktuellen wissenschaftlichen Daten.

Die Diabetes-Experten ziehen daraus den Schluss, dass die aktuelle Beschlussvorlage des G-BA geändert werden muss: Sie empfehlen eine Menge von mindestens 50 Blutzuckerteststreifen pro Quartal für Typ-2-Diabetiker, die nach einer Schulung die Blutzucker-Selbstkontrolle sinnvoll durchführen können. Generell soll allen Patienten, die ein erhöhtes Risiko für Hypoglykämien aufweisen, weiterhin Teststreifen zur Blutzuckermessung verordnet werden. Außerdem sollen Patienten diese zu Beginn der Erkrankung, zur Schulung, bei Veränderungen in der Diabetes-Therapie oder weiteren Erkrankungen erhalten.

Schon jetzt ist die Hypoglykämie die am häufigsten auftretende akute Komplikation in einer Diabetes-Therapie. Auslöser können zu wenig Nahrung, Alkohol oder falsch eingeschätzte körperliche Aktivität sein. Langjähriger Diabetes, Alter und Nierenfunktionsstörungen erhöhen das Risiko. In den meisten Fällen ist jedoch eine Überdosierung von Diabetes-Medikamenten oder von Insulin die Ursache.

Fällt der Zuckerspiegel unter einen Wert von 50 mg/dl liegt eine Hypoglykämie vor. Die Betroffenen haben mit sinkenden Blutzucker immer stärkere Symptome: Sie sind nervös, zittern, haben Heißhunger und Schweißausbrüche. In den Diabetes-Schulungen wird trainiert, die Symptome einer Unterzuckerung zu erkennen und rechtzeitig zu reagieren. Im Notfall-Set geschulter Diabetiker befindet sich außerdem Glukagon, der hormonelle Gegenspieler des Insulins: Wird nicht sofort Zucker aufgenommen oder Glykagon gespritzt, verschlechtert sich der Zustand. Der Kontrollverlust nimmt zu und kann bis zur Bewusstlosigkeit führen.

Weitere Informationen:

http://profi.diabetesde.org/stellungnahmen/harn_und_blutzuckerteststreifen_bei_d… Stellungnahme von diabetesDE, der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG), des Verbands der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD) und der Deutschen Diabetes-Stiftung (DDS)
http://www.diabetesde.org diabetesDE im Internet
http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de DDG im Internet

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Vom Treibhausgas zum Wertstoff: Neue Perspektiven für die Nutzung von CO2

Franz-Georg Elpers, Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

„Neue Perspektiven für die Nutzung von CO2″
In den vergangenen Jahren ist Kohlendioxid als Treiber des Klimawandels berüchtigt geworden. Mittlerweile denken aber immer mehr Wissenschaftler und Unternehmen darüber nach, ob das klimaschädliche Gas nicht zur Ressource werden könnte. Auf der Tagung „Neue Perspektiven für die Nutzung von CO2″, die am 11. Juni mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Berlin veranstaltet wurde, fanden sich rund hundert Experten zusammen, um auf dem ersten Treffen dieser Art über die verschiedenen Möglichkeiten der Verwertung von CO2 zu diskutieren. Sowohl auf chemischem als auch auf biologischem Wege kann der Schadstoff zum Wertstoff werden, wie die Vorträge zeigten. Die Auswirkungen der großtechnischen Emission von Kohlendioxid etwa durch Kohlekraftwerke ließen sich mit der Verwertung des Gases alleine aber nicht aufhalten, so die Experten.

Gerade die Energieindustrie, die bei der Stromerzeugung aus Kohle und Gas große Mengen des Treibhausgases emittiert, überlegt schon seit längerem, wie der heutige Abfall und Schadstoff zum Rohstoff werden könnte. „In Deutschland könnte die Industrie bis zu zehn Millionen Tonnen CO2 im Jahr umwandeln“, sagte Dr. Johannes Ewers, Leiter der Abteilung Neue Technologien/CCS beim Energiekonzern RWE.

Um die maximale Weiterverwertungsquote zu erreichen, müssen drei Wege kombiniert werden, da waren sich die anwesenden Experten einig. Schon heute lässt sich reines CO2 als technisches Gas einsetzen, zum Beispiel für Trockeneis. Auch in Gewächshäusern wird es benötigt, um den Pflanzen bessere Wachstumsbedingungen zu verschaffen. Oftmals wird dazu eigens Erdgas verbrannt. Kohlendioxid von Kohlekraftwerken könne hier eine nachhaltigere Alternative bieten. Eine zweite Möglichkeit sei die chemische Aufbereitung. CO2 könnte als Kohlenstofflieferant für verschiedene Produkte wie Ameisensäure oder Polycarbonate dienen. „Die Verwertung von Kohlendioxid könnte sich zu einer attraktiven Option zur nachhaltigen Verwertung unserer Kohlenstoff-Ressourcen entwickeln“, sagte Walter Leitner, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Technische und Makromolekulare Chemie an der RWTH Aachen. Große Hoffnungen liegen zudem auf dem dritten, dem biologischen Weg. In einer Zukunftsvision nähmen genetisch optimierte Mikroorganismen Kohlendioxid auf und stellten daraus gefragte Chemikalien her.

Pflanzen sind durch die Photosynthese die erste Wahl bei der Umwandlung von Kohlendioxid in Biomasse, die wiederum in Biogas-Anlagen vergoren werden kann. Algen wiederum gelten in dieser Hinsicht als besonders effizient, und so werden sie in einer ganzen Reihe an Forschungsprojekten unter die Lupe genommen. Laurenz Thomsen, Professor für Geowissenschaften an der Jacobs University Bremen, stellte einen selbst entwickelten Bioreaktor vor, der nicht auf die konventionellen Röhren, sondern auf Folien setzt. „Der Reaktor kostet zehn bis 15 Euro pro Meter, das ist dann schon konkurrenzfähig“ sagte Thomsen. Insbesondere plädierte er für eine Nutzung natürlicher Algenbestände, zum Beispiel die regelmäßige „Ernte“ von angeschwemmten Algenbeständen. „Es wird Zeit, sich intensiv um die Nutzung der 98% Meerwasser auf der Erde zu kümmern“, so Thomsen. Einen ganz anderen Weg geht die Carbon Solutions GmbH aus Kleinmachnow nahe Berlin. In dem Start-Up wird bisher nicht verwendete Biomasse, die sonst als Kompost unter Abgabe von Kohlendioxid verrotten würde, mit der hydrothermalen Carbonisierung in Biokohle umgewandelt. „Wir haben derzeit Anfragen aus aller Welt“, sagte Geschäftsführer Volker Zwing in seinem Vortrag.

„Es ist noch viel Forschung notwendig“, bilanzierte Thomas Haas, der Direktor des Science-to-Business Center Biotechnology des Chemieunternehmens Evonik Degussa, die Veranstaltung. „Aber die CO2-Verwertung lohnt sich.“ Die Klimaproblematik lasse sich durch die stoffliche Nutzung von CO2 allerdings nicht lösen. „Das kann nur ein Aspekt unter vielen sein“, sagte Prof. Dr. Walter Trösch, der stellvertretende Leiter des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik. „Es sollte das Prinzip ‚Vermeidung vor Verwertung vor Verbringung‘ gelten.“

Boris Mannhardt, Geschäftsführer der BIOCOM Projektmanagement GmbH, die die Konferenz mit Unterstützung durch die DBU ausrichtete, war zufrieden mit dem Verlauf des Treffens: „Wie wir heute gesehen haben, gibt es eine ganze Reihe von Ansätzen für die Verwertung von Kohlendioxid. Die lebhafte Diskussion, die von den rund hundert hochkarätigen Teilnehmern aus Wissenschaft und Wirtschaft hier begonnen wurde, wird weitergeführt werden.“

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Demografischer Wandel: Universität Göttingen berechnet Kostenentwicklung der Infrastruktur in Städten und Gemeinden

Dr. Bernd Ebeling, Presse, Kommunikation und Marketing
Georg-August-Universität Göttingen

Straßen, Schwimmbäder, Schulen – angesichts zurückgehender Bevölkerungszahlen müssen die Kommunen ihre Infrastruktur auf den Prüfstand stellen. Um Städte und Gemeinden bei der Planung für die kommenden Jahre und Jahrzehnte zu unterstützen, will die Universität Göttingen zusammen mit der Akademie für Raumplanung Hannover in einem dreijährigen Forschungsprojekt die Kostenentwicklung der bestehenden Infrastruktur in Niedersachsen prognostizieren.
Pressemitteilung Nr. 116/2010

Demografischer Wandel: Niedersächsische Kommunen unter Anpassungsdruck
Universität Göttingen berechnet Kostenentwicklung der Infrastruktur in Städten und Gemeinden

(pug) Straßen, Schwimmbäder, Schulen – angesichts zurückgehender Bevölkerungszahlen müssen die Kommunen ihre Infrastruktur auf den Prüfstand stellen. Um Städte und Gemeinden bei der Planung für die kommenden Jahre und Jahrzehnte zu unterstützen, will die Universität Göttingen zusammen mit der Akademie für Raumplanung Hannover in einem dreijährigen Forschungsprojekt die Kostenentwicklung der bestehenden Infrastruktur in Niedersachsen prognostizieren. Das Forschungsvorhaben „Monitor der Infrastrukturkosten im demografischen Wandel in Niedersachsen“ wird ab September 2010 vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur mit rund 173.000 Euro aus dem Förderprogramm Pro Niedersachsen unterstützt. Das Projekt ist eins von sechs Forschungsvorhaben an der Universität Göttingen, die im Rahmen des Programms mit insgesamt rund 623.000 Euro gefördert werden.

Angesichts der angespannten Haushaltslage vieler deutscher Kommunen stellt der demografische Wandel eine große Herausforderung dar: Denn mit sinkender Bevölkerungszahl steigen die Pro-Kopf-Kosten für Pflege und Erhalt von Infrastruktureinrichtungen wie dem Wasserleitungsnetz oder Schulen. Ein Rückbau der Infrastruktur durch Schließung und Abriss ist jedoch mit hohen Kosten verbunden und wird von der Bevölkerung oft mit Unverständnis aufgenommen. Zudem ist der Staat verpflichtet, den Bürgern bestimmte Leistungen zur Verfügung zu stellen. „Für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Stadt- und Gemeindeentwicklung sind solide langfristige Prognosen zur Entwicklung der Infrastrukturkosten unerlässlich“, betont Dr. Mareike Köller von der Akademie für Raumplanung. Die aktuelle Datenlage werde diesen Ansprüchen aber kaum gerecht. „Bisherige Prognosen, dass bei einem Bevölkerungsrückgang um 20 Prozent auch die Infrastrukturkosten um rund 20 Prozent ansteigen, berücksichtigen weder den regional unterschiedlich ausfallenden demografischen Wandel noch die Wanderungsbewegungen von ländlichen in städtische Räume“, so Dr. Köller.

„Mit den neuen Daten möchten wir den Kommunen eine bessere Entscheidungshilfe an die Hand geben und ihnen eine langfristigere Planung für die Kosten ihrer Infrastruktur ermöglichen“, fasst Projektleiter Prof. Dr. Kilian Bizer von der Universität Göttingen das Forschungsziel zusammen. Durch die umfassenden Untersuchungen zu den Auswirkungen des Bevölkerungsrückgangs wollen die Wissenschaftler transparent machen, wie sich die Kosten pro Einwohner bis zum Jahr 2030 in unterschiedlichen Gemeindetypen entwickeln werden. In die Analyse fließen Ausgaben für technische Infrastruktureinrichtungen wie Straßen, leitungsgebundene Versorgungsleistungen wie Strom oder Wasser und soziale Einrichtungen wie Schulen oder Altenheime mit ein.

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Kilian Bizer
Georg-August-Universität Göttingen
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Professur für Wirtschaftspolitik und Mittelstandsforschung
Platz der Göttinger Sieben 3, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-4602
E-Mail: kbizer@uni-goettingen.de

Weitere Informationen:
http://www.economics.uni-goettingen.de/bizer

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Übergewicht nicht immer von Nachteil

Dipl.-Journ. Heiko Leske, Pressestelle / Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Leipzig AöR

Der Leiter der Adipositas Ambulanz des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum AdipositasErkrankungen (IFB), Dr. Mathias Faßhauer, relativiert Ergebnisse des Statistischen Bundesamtes, nach denen die Deutschen immer dicker werden.
Frage: Herr Faßhauer, mehr als jeder zweite in Deutschland hat Übergewicht, meldet das Statistische Bundesamt gestern. Damit ist auch klar, die Deutschen sind in den letzten zehn Jahren immer dicker geworden, wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Dr. Faßhauer: Zunächst muss man unterschieden zwischen denen, die nur übergewichtig sind, also einen BMI zwischen 25 und 30 haben und denen, die stark übergewichtig sind, also einen BMI ab 30 haben und damit eher für uns als Ärzte relevant sind. Es gibt mittlerweile Studien, die zeigen, dass Menschen mit leichtem Übergewicht im Fall einer schweren Erkrankung höhere Überlebenschancen haben, weil sie auf mehr Reserven zurückgreifen können. Starkes Übergewicht kombiniert mit einem großen Bauchumfang ist jedoch in der Tat häufig bedenklich.

Frage: Heißt das, ein paar Kilo zu viel sind gar nicht so schlimm?

Dr. Faßhauer: Pauschal kann man das nicht sagen. Es ist vor allem immer eine Frage der Fettverteilung. Sitzt das Fett am Hintern oder an den Oberschenkeln ist es wahrscheinlich, dass auch einige Kilos über Normalgewicht keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen nach sich ziehen. Sitzt das Fett am Bauch, an oder noch schlimmer in den Organen, können schon wenige Kilos zu erheblichen Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck führen.

Frage: Gibt es eine Möglichkeit den eigenen Risikograd zu ermitteln?

Dr. Faßhauer: Der BMI ist ein erster Anhaltspunkt. Ein BMI über 30 kombiniert mit einem Verhältnis des Taillenumfangs zum Hüftumfang bei Frauen über 0,85 und bei Männern über 1 könnte ein Warnzeichen sein. Kommen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Zuckerkrankheit und Atembeschwerden dazu ist das ein deutliches Anzeichen für krankhaftes Übergewicht. Ab einem BMI von 35 steigt die Wahrscheinlichkeit für diese sogenannten Folgeerkrankungen dann sehr steil an.

Frage: Woher kommt es, dass das Gewicht der Menschen weiter ansteigt, im Grunde wird doch ständig und überall über gesunde Ernährung geredet?

Dr. Faßhauer: Das sind auch die zentralen Fragen mit denen wir uns im IFB AdipositasErkrankungen beschäftigen. Auch wenn wir schon seit einigen Jahren über Adipositas, also krankhaftes Übergewicht forschen, stehen wir bei vielen Fragen immer noch am Anfang. Wir wissen zwar, dass die Menschen weniger essen und sich mehr bewegen müssen um abzunehmen, aber warum einige das schaffen und andere nicht, das wissen wir zum Beispiel noch nicht.

Frage: Heißt das, Übergewicht ist in erster Linie eine Frage der Psyche?

Dr. Faßhauer: Nein, die Psyche spielt eine große Rolle, aber sie ist nicht losgelöst zu betrachten. Wird sie von Hormonen negativ beeinflusst, dann wäre es eine endokrinologische Ursache, von Genen, von der Sozialisation und dem Lernverhalten, von Neurotransmittern, von Stoffwechselvorgängen? Es gibt so viele mögliche Ursachen, die dazu führen, dass Menschen leicht, stark oder krankhaft übergewichtig werden. Wir müssen vor allem herausfinden, für wen das Übergewicht wirklich gesundheitlich riskant ist und bei wem es einfach nur ein äußeres Merkmal ist. Nicht für jeden ist Übergewicht ein gesundheitlicher Nachteil.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Erneuerbare Energie durch Klär-/Biogasanlagen

Dipl.-Ing. Wilfried Grunau, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachhochschule Emden/Leer

Erneuerbare Energie ist das zentrale Thema der aktuellen Forschung von Professor Dr. Sven Steinigeweg am Emder Institut für Umwelttechnik (EUTEC) der Fachrichtung Chemie- und Umwelttechnik an der Fachhochschule Emden/Leer. Der innovative Wert dieser Forschung für die Optimierung der nachhaltigen Nutzung von Klär- und Biogasanlagen wird nun in der Förderung zweier Projekte von Professor Dr. Steinigeweg durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gewürdigt.
Steinigeweg und seine Kollegen freuen sich über eine Gesamtfördersumme von rund 380.000,00 €, bewilligt für die Projekte

„Herstellung von Biomethan aus landwirtschaftlichen Quellen nach Kriterien der Ökoeffizienz – Ökoeffizente Herstellung von Biomethan“

und

„Entwicklung eines Automatisierungs¬konzeptes zur Steigerung der Energieeffizienz und Betriebssicherheit sowie zur Intensivierung der Prozesse und des Stoffmanagements von Klär-/Biogasanlagen“.

Ziel der beiden Forschungsprojekte ist es, Klär- und Biogasanlagen zukünftig aufgrund ihrer nachhaltigen, ökonomischen und ökologischen Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen und Abfallprodukten bewerten und ihre Leistung optimieren zu können. Dabei wird langfristig unter anderem die Aufarbeitung des Biogases zur Einspeisung in das Erdgasnetz angestrebt.

Bereits im aktuellen Hochschulranking des ZEIT-Studienführers 2010/11 wurde der Fachbereich Chemie- und Umwelttechnik der Fachhochschule Emden/Leer mit Bestnoten bewertet. Das CHE-Hochschulranking ist das umfassendste und detaillierteste Ranking im deutschsprachigen Raum, das knapp 300 Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden untersucht.

„Mithilfe unserer innovativen Forschungsprojekte möchten wir diesen hohen Level nicht nur halten, sondern noch weiter ausbauen“, betont Projektleiter Steinigeweg.

„Fachhochschulen suchen nach Lösungen, und damit sind sie ideale Partner für Unternehmen und Einrichtungen, die neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln oder vorhandene Erzeugnisse und Services optimieren wollen“, stellt der für Forschung und Technologietransfer zuständige Vizepräsident Prof. Dr. Gerhard Kreutz den hohen Stellenwert der Forschung besonders im Energiesektor heraus. So wundert es auch nicht, dass bei beiden Projekten von Steinigeweg mit den Stadtwerken Emden und fünf weiteren Unternehmen zusammengearbeitet wird.

Die Forschungsprojekte zeichnen sich zudem durch nationale und internationale Kooperationen aus: Die Schüler des Emder Gymnasium am Treckfahrtstief (GaT) werden beispielsweise bei der Forschung einbezogen, indem ihnen die Möglichkeit zur Erstellung einer Facharbeit zum Thema erneuerbare Energie, Biogasanlagen oder Biomethan angeboten wird. Im Forschungsboot sitzen ebenfalls die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg in Form einer kooperativen Promotion und die Université des Sciences et Technologies in Lille/Frankreich.

Kontakt:
Prof. Dr. Sven Steinigeweg
Fachhochschule Emden/Leer
Constantiaplatz 4
D-26723 Emden
Tel.: 04921-807-1513
E-Mail: steinigeweg@nwt.fho-emden.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Heimisches Sofa statt Public Viewing: Studie untersucht, wie sich Deutschland auf die WM vorbereitet

Florian Klebs, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

WM-Studie 2010 der Universität Hohenheim: Interesse an WM gesunken; nur wenige reisen nach Südafrika

Nur noch eine Woche bis zum WM-Start: die Ladenregale sind prall gefüllt mit Fanartikeln. Doch die Kauflaune der Deutschen ist deutlich geringer als 2006, so eine Studie des Lehrstuhls für Marketing I der Universität Hohenheim. Gerade mal 36 Euro wollen die Deutschen in diesem Jahr für WM-Artikel ausgeben. Große Nachfrage könnten allein Trikots, Fußbälle und Fahnen finden. Auch die Reiselust in südafrikanische Stadien sei gedämpft.
Der Countdown läuft: am 11. Juni ist Anpfiff für das erste Spiel der WM 2010 im Soccer City Stadion in Johannesburg. Nur noch wenige Tage bleiben den Deutschen sich auf das Großereignis vorzubereiten. Eine Studie von Marktforschern um Prof. Dr. Markus Voeth vom Lehrstuhl für Marketing I macht im Vorfeld der WM weder besonders große Kauflaune noch große Reiselust in der Bevölkerung aus. Die Marktforscher prophezeien zudem weniger Interesse an den Spielen als 2006 – und eine Sofa-Veranstaltung statt Public Viewing Event.

Für die Studie befragten die Marketingexperten mit ihren Studierenden in fragebogengestützten Interviews deutschlandweit 1664 Personen. Abgefragt wurden das Interesse an Spielen, WM-Artikeln oder Reisen sowie das Zuschauerverhalten während der WM.

WM als Sofa-Veranstaltung

Öffentliche Plätze und Kneipen könnten in diesem Jahr bei WM-Spielen leer bleiben. Gemütliche Fernsehnachmittage vor dem heimischen TV-Gerät sieht das Team um Prof. Dr. Voeth stattdessen als wahrscheinlicher an. Fast neunzig Prozent der Befragten gaben an, die WM zu Hause vor dem Fernseher verfolgen zu wollen.

„Ein großes Public Viewing Angebot ist daher weniger zielführend und wird im schlechtesten Fall nur Millionen Euro verschlingen“, sagt Jeanette Loos, Projektleiterin der WM-Studie, und gibt damit vielen Kommunen recht, die in diesem Jahr bewusst auf die Ausrichtung von Public Viewings verzichtet haben.

Kauf- und Reiselaune im Keller

2006 gaben die Deutschen fast 70 Euro für Fanartikel und WM-Produkte aus. 2010 wollen sie laut Studie gerade mal die Hälfte für Fahnen, Hüte und Co. ausgeben: „Im Schnitt circa 36 Euro“, beziffert Co-Leiterin Sabine Schwarz die Kaufabsicht. Insgesamt seien außerdem nur die Hälfte aller Befragten überhaupt bereit Geld für Fan- und WM-Artikel zu investieren.

Für die WM extra nach Südafrika zu reisen, das ziehen laut Studie sehr wenige Deutsche in Betracht. „Weniger als ein Prozent der Befragten plant eine Reise zu einem der WM-Spielorte“, sagt Prof. Dr. Voeth. Gründe dafür machen die Marktforscher in den hohen Kosten für Flugtickets und der Angst vor mangelnder Sicherheit aus. „Fast neunzig Prozent der Befragten glauben, die Sicherheitslage in Südafrika sei schlechter als jene zur WM im eigenen Land“, untermauert Sabine Schwarz.

Erklären können die Marktforscher die gesunkene Kauf- und Reiselaune mit einem generell geringeren Interesse an der WM 2010 im Vergleich zu 2006. „Zwei Drittel der Befragten geben an, der WM 2010 ein wesentlich geringeres Interesse zu schenken, als der vor vier Jahren“, meint Jeanette Loos.

Erfolgsfaktor Nationalmannschaft

„Natürlich hängen die Kaufentscheidungen der Deutschen aber vom Abschneiden der Nationalmannschaft ab„ sagt Jeanette Loos. Demnach könnte die Kauflaune steigen, würden sich die Deutschen in die Favoritenrolle kicken. „Glauben möchten die Befragten an ein Sommermärchen 2010 aber bisher noch nicht“, sagt Prof. Dr. Voeth: „Fast sechzig Prozent gehen davon aus, dass die Nationalmannschaft nicht über das Viertelfinale hinauskommt“.

Repräsentative Befragung zur aktuellen WM

Weitere Details zu Marketing- und Werbewirkung der WM 2010 untersucht der Lehrstuhl in den kommenden Wochen – während und nach der WM – anhand repräsentativer Bevölkerungsbefragungen.

Dazu plant die Universität Hohenheim noch folgende Veröffentlichungen (Terminänderungen vorbehalten):

* 25.6.: Die WM am Arbeitsplatz – Auswirkungen der WM auf das Arbeitsverhalten der Deutschen
* Weitere Pressemitteilungen je nach Studienergebnissen im Verlauf und Anschluss an die WM

Hintergrund: WM-Studie der Universität Hohenheim

In einer groß angelegten Langzeitstudie zur FIFA Fußball-WM 2006 hat der Lehrstuhl für Marketing I von Prof. Dr. Voeth seit 2001 unter anderem die Begeisterung, Präferenzen und Vorstellungen der Bevölkerung für die WM ermittelt. Dabei wurden in jährlich wechselnden Sonderschwerpunkten Themen wie die WM als Chance für Städte und Regionen, Vermarktungspotenziale, Sicherheit, Ticket-Pricing, Merchandising und Standortwahl der Stadien untersucht. Die Studie diente einerseits als Stimmungsindikator, andererseits auch als konstruktiver Beitrag für eine erfolgreiche Organisation. In diesem Jahr wird die Studie fortgesetzt, u.a. um die Unterschiede zwischen der WM 2006 und der WM 2010 überprüfen zu können.

Weitere Informationen:
http://www.wm-studie.de detaillierte Ergebnisse

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Die Illusion des Kaffee-Konsums: Koffein wirkt gegen Entzugseffekte – und kann Angst auslösen

Dr. Christina Heimken, Presse- und Informationsstelle
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

Münster (mfm/tw) – Kaffee, Tee und Energy-Drinks: Weltweit konsumieren Menschen Koffein, um morgens wach zu werden oder abends fit zu bleiben. Wer sich vom Kaffeeautomaten durch den Tag begleiten lässt, gewöhnt sich schnell an die Effekte – und muss schon bei kurzem Entzug mit Müdigkeit, Kopfschmerzen und nachlassender Konzentration rechnen. Bei Menschen mit einer bestimmten Genvariante kann die Naturdroge Koffein sogar Angst auslösen. Eine Forschergruppe aus Bristol, London, Würzburg und Münster hat den Zusammenhang zwischen Koffein, Angst und Aufmerksamkeit, Gewöhnungseffekten und Genetik nun näher untersucht.
„Ein regelmäßiger Koffeinkonsum scheint vor allem den negativen Effekten des Entzugs entgegenzuwirken“, so Dr. Christa Hohoff von der Universität Münster, eine Hauptautorin der Studie. 379 Personen haben daran teilgenommen. Eine Hälfte davon konsumierte gewöhnlich wenig oder gar kein Koffein, bei der anderen Hälfte lag der Konsum im mittleren bis hohen Bereich – umgerechnet mindestens etwa eine Tasse Kaffee am Tag. 16 Stunden lang verzichteten alle Teilnehmer vollständig auf Koffein. Danach wurde ihnen entweder Koffein oder ein Placebo verabreicht und das gefühlte Maß an Angst, Aufmerksamkeit und Kopfschmerzen bestimmt.

„Schon vor einigen Jahren konnte mit Beteiligung münsterscher Forscher nachgewiesen werden, dass eine genetische Variante im Adenosin-A2A-Rezeptor Einfluss auf die gefühlte Angst hat“, erläutert Hohoff: „An diesem Rezeptor dockt das Koffein im menschlichen Gehirn hauptsächlich an.“ Für die aktuelle Studie untersuchte die Biologin im Labor für Molekulare Psychiatrie der Uni-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie die unterschiedlichen Rezeptor-Varianten. Bei der Studie bestätigte sich, dass Personen mit einer bestimmten Gen-Ausstattung in ihrer Angst stärker durch Koffein beeinflusst werden. Vom Konsum hält sie das offenbar nicht ab: Die Probanden mit der speziellen Rezeptorvariante nehmen durchschnittlich sogar mehr Koffein zu sich. Das führt wiederum zu einer Gewöhnung und dadurch zu einer Abnahme des Angstgefühls.

Bekamen die Studienteilnehmer mit höherem Koffeinkonsum nach den 16 Stunden Entzug ein Placebo verabreicht, reagierten sie mit Kopfschmerzen und deutlich verringerter Aufmerksamkeit. Eine Koffeingabe dagegen verhinderte Kopfschmerzen und hob gleichzeitig die Aufmerksamkeit an – aber nur bis zum Basalwert, also auf das Niveau, das die Studienteilnehmer mit geringerem Konsum ohnehin auch in der Placebo-Bedingung hatten. Regelmäßiger Koffeinkonsum wirke wohl in erster Linie den Entzugseffekten entgegen, so Hohoff: Wer Kaffee oder Tee trinkt, wird dadurch zwar durchaus aufmerksamer, aber eben nur relativ zu seinem niedrigeren Ausgangslevel als regelmäßiger Konsument. Dass Koffein die Aufmerksamkeit dauerhaft steigert, ist wohl eine Illusion. Hohoff interessiert sich vor allem für die Frage, inwieweit Genetik die menschliche Psyche beeinflusst – wie bei den hier beobachteten Angst-Effekten. Auf ihren eigenen Morgenkaffee verzichtet sie trotz der Studienergebnisse nicht: „Ich mag den gefühlt belebenden Effekt, man hat die Illusion, aufmerksamer zu werden.“

Die Studie wurde nun in der renommierten Fachzeitschrift „Neuropsychopharmacology“ veröffentlicht. Der Originalartikel unter dem Titel „Association of the Anxiogenic and Alerting Effects of Caffeine with ADORA2A and ADORA1 Polymorphisms and Habitual Level of Caffeine Consumption“ ist im Internet verfügbar. Weitere Informationen zu dieser Arbeit sowie aktuelle Forschungsschwerpunkte und eine Reihe weiterführender Publikationen finden sich auf der Internetseite des Labors für Molekulare Psychiatrie.

Literatur:

Rogers P. et al. (2010): Association of the Anxiogenic and Alerting Effects of Caffeine with ADORA2A and ADORA1 Polymorphisms and Habitual Level of Caffeine Consumption. Neuropsychopharmacology advance online publication 2 June 2010; doi: 10.1038/npp.2010.71

Weitere Informationen:
http://www.uni-muenster.de/MolPsy/ Labor für Molekulare Psychiatrie
http://www.nature.com/npp/journal/vaop/ncurrent/abs/npp201071a.html Studie

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Umweltskandal in Chile

Barbara Abrell, Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Göttinger Wissenschaftlerin entdeckt bisher unbekannte Auswirkungen chilenischer Lachsfarmen auf das Ökosystem der Küstenregion
Lachsfarmen in der Region Aysén in Südchile bedrohen die dortige Tierwelt und das gesamte Naturschutzgebiet in einem bisher völlig unbekannten Ausmaß. Diese unerwartete Entdeckung haben Forscher vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation und der Universität Göttingen gemacht, die in der Region eigentlich die akustische Kommunikation der einheimischen Wale untersuchen. Die Forscher fanden nicht nur, dass sich die Lachsindustrie rasant in den bisher weitestgehend unberührten Süden der Region ausbreitet. Sie dokumentierten unter anderem auch die bisher unbekannte Bedrohung für die einheimischen Seelöwen. Selbst internationale Umweltschutzorganisationen zeigten sich von diesem Zufallsfund überrascht. Von ihren Beobachtungen berichten die Göttinger Forscher in der heutigen Ausgabe der Zeitschrift Nature in der Rubrik „Korrespondenz“.

Mit einem Exportvolumen von mehr als zwei Milliarden US-Dollar ist Chile weltweit einer der wichtigsten Produzenten von Zuchtlachs. Die massenhafte Aquakultur konzentriert sich vor allem auf die verzweigten Fjorde der Provinz Aysén in Patagonien. Während Teile der Provinz selbst den Status eines Nationalparks haben, gilt dieser Schutz nicht für das angrenzende Meer. Die somit aus Sicht der Regierung völlig legalen Lachsfarmen haben zum Teil verheerende Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem – auch weil der atlantische Lachs in Chile ein Fremdling ist, Krankheiten einschleppt und so die bedrohten einheimischen Arten zusätzlich unter Druck setzt. Zudem belasten der Einsatz von Medikamenten und der anfallende Müll das Ökosystem.

In den vergangenen zwei Jahren hatte der Virus ISA (infectious salmon anemia), der bei Lachsen zu Blutarmut und Tod führt, viele Betreiber der Aquakultur im Norden Chiles zum Aufgeben gezwungen. „Doch nun breiten sich die Farmen immer weiter nach Süden aus“, berichtet Heike Vester von der norwegischen Forschungseinrichtung Ocean Sounds, die derzeit am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation und an der Universität Göttingen promoviert. Da die verzweigten Fjorde der Region von Land aus nur schwer zugänglich sind, zeigte sich ihr das gesamte Ausmaß erst bei Studien vom Wasser aus. Vesters Fotos dokumentieren unter anderem die Gefahr für den Südamerikanischen Seelöwen. Als Junge verfangen sich die Tiere in den Schutznetzen, welche die Lachsfarmen eingrenzen. Selbst wenn die Seelöwen sich losreißen können, bleibt oft ein Teil des Netzes zurück, an dem sie im Verlauf ihres Wachstums ersticken (Abbildung 1).

Zudem belasten die Lachsfarmen das Ökosystem auch auf andere Weisen: Überschüssiges Futter für die Zuchtfische und Kot treiben mengenweise im Wasser; die gedrängte Haltung der Lachse erzwingt den Einsatz von Medikamenten und Pestiziden. Messungen von weiteren Teilnehmern der Expedition der Göttinger Forscherin belegen, dass in der unmittelbaren Umgebung der Farmen keinerlei Leben mehr existiert. „Überall liegt ein Geruch wie von Bleichmittel in der Luft“, so Vester.

Akustische Messungen, welche die Biologin vor Ort unter Wasser durchführte, weisen zudem auf eine unsichtbare Bedrohung hin: Der Bootsverkehr mit Versorgungsschiffen und die Generatoren der Futtermaschinen sorgen für einen ständigen Lärmpegel. „Dieser Lärm kann die bedrohten Meeressäuger wie etwa Blau-, Buckel- und Seiwale sowie Peale-Delfine und Chilenische Delfine vertreiben und ihre Kommunikation in den verzweigten Fjorden und Kanälen stören“, erklärt Marc Timme vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation, der die Doktorarbeit der Biologin mitbetreut.

Auch der Norden der Provinz Aysén, wo viele Lachsfarmen auf Grund des Viruses stillgelegt und verlassen wurden, bietet ein trostloses Bild. „Die kranken Fische wurden offenbar nicht entsorgt, sondern zum Teil einfach in Plastikbeuteln im Wasser versenkt“, schildert Vester ihre Beobachtungen. Ihre Fotos zeigen zurückgelassene, tote und angefressene Lachse (Abbildung 2). „Der Virus konnte so offenbar in das Ökosystem eindringen“, so die Schlussfolgerung der Biologin. Die Auswirkungen auf die einheimische Flora und Fauna seien nicht abschätzbar.

In ihrer Stellungnahme an die Zeitschrift „Nature“ schlagen die Göttinger Forscher nun vor, dass Lachsindustrie, lokale Fischer und Umweltschützer gemeinsam eine Lösung des Problems suchen. In Ländern wie Italien, Australien und den USA wird ein solches gemeinsames Vorgehen bereits erprobt. Ziel muss es sein, dass neben den Lachsfarmen auch die einheimischen Fischer und die Umwelt zu ihrem Recht kommen. Nur so lasse sich auch ein schonender Tourismus als aussichtsreicher, neuer Industriezweig etablieren.

Das Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen erforscht komplexe Systeme aus den unterschiedlichsten Bereichen der Physik, der Informatik und der Biologie. In dem Forschungsprojekt von Heike Vester geht es darum, die komplexe Kommunikation sozialer Wale wie etwa Grind- und Schwertwal zu studieren. Dabei erfasst und vergleicht die Biologin Lautaufnahmen und Verhaltenstudien aus Nordnorwegen und Südchile, um nach Variationen in den Lautmustern der beiden geographisch weit getrennten Populationen zu suchen. Ziel der Studie ist es, Aufbau und Struktur der Laute sowie deren Verwendung besser zu verstehen. Dies kann dazu beitragen, wichtige Schritte in der Evolution und Entwicklung der Lautbildung dieser Tiere zu identifizieren. Heike Vester ist zudem seit 2008 jedes Jahr auf Einladung des chilenischen Center for Scientific Tourism in Chile um zu untersuchen, wie sich vor Ort ein schonender Tourismus aufbauen lässt.

Originalveröffentlichung:

Heike Vester, Marc Timme
Call for cooperation to contain damage by Chile’s salmon farms
Correspondence, Nature 465, 869 (17 June 2010), Online-Veröffentlichung am 16. Juni 2010, doi:10.1038/465869d

Weitere Informationen erhalten Sie von:

Dr. Birgit Krummheuer, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation, Göttingen
Tel.: +49 551 5176-668
E-Mail: birgit.krummheuer@ds.mpg.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Spatzenlatz und Schnabelfarbe – die Statussymbole der Spatzen

Dr Harald Rösch, Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Die Größe des Brustflecks und die Schnabelfarbe von männlichen Spatzen ändern sich im Laufe eines Jahres. Ornamente wie diese signalisieren Artgenossen die Qualität und Dominanz eines Männchens und korrelieren im Allgemeinen mit dessen Testosteronspiegel. Dieser ist vor und während der Brutzeit höher als zum Beispiel während der Mauser im Herbst. Ein Team von Wissenschaftlern vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen zeigte nun in einer umfassenden Studie, dass nur die Schnabelfarbe mit der Menge an Testosteron im Blut zusammenhängt. Die Größe des Brustflecks ist dagegen unabhängig vom Hormonspiegel (Online-Veröffentlichung in Behavioural Ecology and Sociobiology, 29. Mai 2010).
Spatzen leben in Gruppen. Unter den Männchen gibt es ganzjährig aggressive Auseinandersetzungen, um die Rangordnung zu klären. Äußerliche Merkmale wie Brustfleck und Schnabelfarbe – sogenannte Ornamente – dienen als Signale für Artgenossen. Je größer zum Beispiel der Kamm eines Hahnes, desto ranghöher ist der Träger. Für die Ausprägung vieler solcher sexuell selektierten Ornamente im Tierreich ist das Hormon Testosteron verantwortlich, das unter anderem dominantes und aggressives Verhalten fördert. Allerdings sind unvermeidbare Kosten mit diesen Ornamenten verbunden, denn hohe Testosteronmengen im Blut schwächen das Immunsystem und die Resistenz gegen Stress, und auch das erhöhte Aggressionspotenzial kann unter Umständen für das Tier teuer werden. Daher nennt man die Ornamente auch „ehrliche Signale“, denn nur fitte Tiere können sich diese Kosten leisten.

Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen interessierte nun nicht nur der Zusammenhang zwischen der Ausbildung der Ornamente männlicher Spatzen und der Testosteronmenge im Blut, sondern auch ob und wie sich die Zusammenhänge im Laufe des Jahres verändern. „Der Jahreszeitenvergleich ist ein wichtiger Ansatz, da der Brustfleck bei der Mauser im Herbst angelegt wird, aber vielleicht erst in der Brutzeit von Bedeutung ist, wenn die weißen Federspitzen abgenutzt sind und der schwarze Brustlatz darunter deutlich erkennbar ist“, sagt Silke Laucht, die diese Untersuchung ausführte. Daher nahmen die Forscher von 150 Sperlingsmännchen im frühen Herbst während der Mauser, im Januar, im März zu Beginn der Brutsaison und im Juni zur Hauptbrutsaison eine kleine Blutprobe und machten Fotos von Brust und Schnabel der Tiere.

Testosteron beeinflusst Schnabelfarbe

Wie die Wissenschaftler erwarten, schwankte der Testosteronspiegel im Jahresverlauf, und war vor und während der Brutsaison am höchsten. Während der Mauser, wenn die Tiere am verletzlichsten sind, war er am niedrigsten. Auch der Zusammenhang zwischen der Schnabelfarbe und dem Testosteronspiegel war eindeutig: Je mehr Testosteron zu einer bestimmten Jahreszeit im Blut zirkulierte, desto dunkler war der Schnabel.

Beim Brustfleck allerdings machten die Forscher eine verblüffende Entdeckung: Zu keiner Jahreszeit gab es einen Zusammenhang zwischen der Größe des Brustflecks und dem Testosteronspiegel im Blut. Ist also der Brustfleck doch kein Signal für Dominanz? „Andere Studien haben Korrelationen der Größe des Brustflecks mit dem Alter und der Körpergröße der Tiere gefunden“, sagt Laucht. Also könnte der Brustfleck ein Signal für eine nicht rein testosteronabhängige Dominanz sein.

Die umfangreiche Studie hielt noch eine weitere Überraschung bereit: Männchen mit den höchsten Testosteronspiegeln während der Brutzeit wiesen nicht zwangsläufig auch die höchsten Spiegel während der Mauser auf. Wie können Ornamente während der Mauser ausgebildet werden und Monate später in der Brutsaison ehrlich ihre Informationen zeigen? Das ist für Silke Laucht und ihre Mitautoren ein Widerspruch, den sie als nächstes aufklären wollen.

Originalveröffentlichung:
Silke Laucht, Bart Kempenaers and James Dale
Bill color, not badge size, indicates testosterone-related information in House Sparrows
Behavioural Ecology and Sociobiology. Veröffentlicht am 29.05.2010
DOI: 10.1007/s00265-010-0961-9

Kontakt:
Silke Laucht
Max-Planck-Institut für Ornithologie, Seewiesen
Abteilung Verhaltensökologie und Evolutionäre Genetik
Tel. +49 (0)8157 932 320
E-mail: laucht@orn.mpg.de

Dr. Sabine Spehn
Max-Planck-Institut für Ornithologie, Seewiesen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. +49 (0)8157 932 421
Email: sspehn@orn.mpg.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Cholesterinsenker begünstigt möglicherweise Arterienverkalkung – Studie der Uniklinik Köln im European Heart Journal

Christoph Wanko, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Der zur Senkung des Cholesterins verwendete Wirkstoff Ezetimib kann ungünstige Veränderungen der Zusammensetzung der Blutfette bewirken und somit eine Atherosklerose möglicherweise begünstigen. Das ergibt eine aktuelle Studie der Uniklinik Köln, die heute in der Online-Ausgabe des European Heart Journal (offizielles Organ der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie, ESC) veröffentlicht wird.
Ezetimib wird meist zusammen mit Statinen angewendet, um deren cholesterinsenkende Wirkung zu verstärken. Es kann auch allein gegeben werden, wenn Statine nicht vertragen werden.
In Studien mit Statinen wurde bewiesen, dass Herzinfarkte vermindert auftreten und die Sterblichkeit verringert wird. Vergleichbare Studien, die entsprechende Endpunkte untersuchen, gibt es für den Wirkstoff
Ezetimib bisher nicht.

Zwei vor kurzem erschienene Studien, in denen die Veränderung der Dicke der Arterienwand untersucht wurde, waren enttäuschend: Obwohl durch die zusätzliche Gabe von Ezetimib zu einem Statin beziehungsweise zu Nikotinsäure (einem anderen Lipidsenker) das LDL-Cholesterin weiter abgesenkt wurde, hatte diese Therapie keinen Einfluss auf das Fortschreiten der Atherosklerose (Arterienverkalkung).

Die Forscher konnten sich diese Ergebnisse bisher nicht so recht erklären. „Vielleicht ist unsere neue Studie der fehlende Mosaikstein, um zu verstehen, warum die erwarteten günstigen Effekte trotz weiterer Cholesterinsenkung ausgeblieben sind“, sagt die Leiterin der Studie, die Kölner Endokrinologin Professor Ioanna Gouni-Berthold.
Die aktuelle Studie wurde an 72 Probanden an der Medizinischen Klinik II der Uniklinik Köln (Direktor Prof. Dr. Wilhelm Krone) durchgeführt. Jeweils eine Gruppe von Probanden erhielt Ezetimib allein, ein Statin allein oder die Kombination der beiden Wirkstoffe.

Dabei wurde die Zusammensetzung der Lipide des LDL (LDL, deutsch: Lipoproteine niedriger Dichte) im Blut untersucht. Es ist bekannt, dass ein erhöhter Anteil von besonders kleinen, dichten LDL-Partikeln (sogenannte small dense LDL) mit einem erhöhten Risiko für Atherosklerose verbunden ist. Es scheint so, dass unter Ezetimib gerade dieser Anteil relativ zunimmt, trotz Senkung des LDL-Spiegels. Das Statin hingegen senkte diesen Anteil, aber wenn die beiden Arzneimittel zusammen verabreicht wurden, wird diese günstige Wirkung des Statins durch Ezetimib aufgehoben. Die Bestimmung der kleinen dichten LDL-Partikel wurde in Zusammenarbeit mit Forschern um PD Dr. Kaspar Berneis am Universitätsspital in Zürich durchgeführt.

„Wir warten gespannt auf die Ergebnisse großer laufender Studien mit Ezetimib, welche nicht nur die Beeinflussung des Lipidprofils im Labor messen, sondern die auf kardiovaskuläre Endpunkte – wie Herzinfarkt – hin ausgelegt sind. So ist es möglich herauszufinden, welche Therapie in der Tat dem Patienten auf lange Zeit nutzt“, so Professor Ioanna Gouni-Berthold.

„Wenn wir eines aus den Lipidsenker-Studien der letzten Zeit gelernt haben, so ist es die Erkenntnis, dass diese Arzneimittel neben ihren cholesterinsenkenden Eigenschaften noch andere, unabhängige Wirkungen haben können, die nicht immer nur zum Vorteil des Patienten sind“, sagt Professor Heiner Berthold, Lipid-Spezialist an der Charité in Berlin und einer der Mitautoren der Studie.

Der Wirkstoff Ezetimib ist seit über sieben Jahren auf dem Markt und wird in Deutschland mit fast 100 Millionen sogenannten definierten Tagesdosen verschrieben. Kritiker sind der Ansicht, dass die Verschreibung, gemessen am gesicherten klinischen Nutzen, zu häufig erfolge und die Kosten dafür unverhältnismäßig hoch seien.

Veröffentlichung:
Kaspar Berneis, Manfredi Rizzo, Heiner K. Berthold, Giatgen A. Spinas, Wilhelm Krone, Ioanna Gouni-Berthold. Ezetimibe alone or in combination with simvastatin increases small dense low-density lipoproteins in healthy men: a randomized trial. European Heart Journal, doi:10.1093/eurheartj/ehj181 –

Für Rückfragen:

Prof. Dr. Ioanna Gouni-Berthold
Klinik II und Poliklinik für Innere Medizin
Uniklinik Köln
Telefon: 0221 478-4088
E-Mail: ioanna.berthold@uni-koeln.de

Prof. Dr. Heiner K. Berthold:
Interdisziplinäres Stoffwechselzentrum
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Telefon: 030 450-553167
E-Mail: heiner.berthold@charite.de

Christoph Wanko
Pressesprecher Uniklinik Köln
Stabsabteilung Kommunikation
Telefon: 0221 478-5548
E-Mail: pressestelle@uk-koeln.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Kinder mit Geschwister oder von Eltern mit Typ-1-Diabetes gesucht

Christine Huber, Pressestelle
Forschergruppe Diabetes der Technischen Universität München

Heute ist die Insulin pflichtige Form der Zuckerkrankheit bereits die häufigste Stoffwechselerkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Die Ursachen von Typ-1-Diabetes sind aber gegenwärtig ungeklärt. 25.000 Kinder unter 19 Jahren sind in Deutschland davon betroffen. Deshalb startete die Arbeitsgruppe um Prof. Anette-Gabriele Ziegler, Leiterin des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München und der Forschergruppe Diabetes der Technischen Universität München, die TEENDIAB-Studie.
Die Forscher möchten durch die TEENDIAB-Studie sowohl genetische als auch umweltbedingte Faktoren identifizieren, die speziell während der Pubertät die Entstehung von Typ-1-Diabetes beeinflussen. Dadurch möchten die Wissenschaftler auch herausfinden, warum gerade Jugendliche besonders oft an Typ-1-Diabetes erkranken. Die Häufigkeit von Typ-1-Diabetes erreicht nämlich im Alter von zehn bis vierzehn Jahren einen Gipfel.

Bereits 180 Kinder nehmen an der TEENDIAB-Studie teil und helfen der Arbeitsgruppe um Prof. Anette-Gabriele Ziegler die Fragen zum Typ-1-Diabetes in der Pubertät zu beantworten. Diese Kinder profitieren von regelmäßigen Nachuntersuchungen. Unter anderem werden sie wiederholt auf Inselautoantikörper untersucht, den Vorboten eines Typ-1-Diabetes. Dies kann bei einer Erkrankung vorteilhaft sein: Typ-1-Diabetes tritt dann nicht unentdeckt auf und kann somit nicht zu schweren Stoffwechselentgleisungen führen. Zudem behalten die Studienärzte auch andere Autoimmunerkrankungen im Auge wie Zöliakie und Hashimoto-Thyreoiditis, die oft unerkannt bleiben.

Die TEENDIAB-Studie sucht noch weitere Kinder, die von diesen Untersuchungen profitieren und die Forschung zum Typ-1-Diabetes unterstützen möchten.

Mitmachen können alle Kinder
o ab dem Alter von acht Jahren bis zur Vollendung des zwölften Lebensjahres,
o die mindestens einen Verwandten (Mutter, Vater, Geschwister) mit Typ-1-Diabetes haben

Interessierte Familien melden sich bei der

Forschergruppe Diabetes der Technischen Universität München
Leitung: Prof. Anette-Gabriele Ziegler
Kölner Platz 1
80804 München
kostenlose Hotline: 0800-8284868
E-Mail: TEENDIAB@lrz.tu-muenchen.de
Internet: http://www.teendiab.de

Weitere Informationen:
http://www.kompetenznetz-diabetes-mellitus.net – Weiterführende Informationen

Anhang
attachment Flyer für interessierte Familien (http://idw-online.de/pages/de/attachment3690)

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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„Voodoo im Strafraum“ – Fußball und Magie in Afrika

Ulrike Jaspers, Marketing und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

FRANKFURT. Wie und warum Fußball und der Glaube an magische Rituale in den Ländern südlich der Sahara eine so enge Verbindung eingehen, dies erforscht Oliver G. Becker, Dokumentarfilmer und Mitglied im Beirat des Zentrums für interdisziplinäre Afrikaforschung an der Goethe-Universität, seit mehr fünf Jahren. „Magie ist im afrikanischen Fußball so lebendig, weil sie in weiten Teilen Afrikas eine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit ist“, betont Becker. Vor einigen Tagen ist – pünktlich zur Fußballweltmeisterschaft in Südafrika – im Beck-Verlag sein Buch „Voodoo im Strafraum – Fußball und Magie in Afrika“ erschienen.
Vor dem entscheidenden Fußball-Match bestreicht der „Witchdoctor“ Knöchel und Schienenbeine der Spieler mit einer Mischung aus Kräutern, Tierblut und Partikeln eines Skorpions; er beschreibt die Schalen von Eiern und Kokosnüsse mit den Namen gegnerischer Spieler und beschwört diese mit magischen Formeln; die Eier und Kokosnüsse werden auf dem Platz zerschmettert und die Gegenspieler so symbolisch geschwächt; vor dem Torraum verbrennen und vergraben Spieler am Vorabend Tier- und Pflanzenteile. Die Kraft der Magie ist für viele afrikanische Fußballer ähnlich bedeutend wie Training, Kondition und Strategie. Der „Witchdoctor“ gehört zum Team wie Trainer und Masseur – auch wenn die „Confédération Africaine de Football“ (CAF) untersagt, dass die Magier in Aktion treten.

Seine Recherchen beschreibt Becker als eine „Reise in ein Zwischenreich des modernen Sports“: Der Hexenmeister im Fußballverein gehört zur traditionellen afrikanischen Kultur, auch in einer globalisierten Welt, in der viele afrikanische Sportler davon träumen, auf die Transferliste europäischer Vereine zu kommen. „In einer sehr modernen durchkommerzialisierten Sportart wie dem Fußball haben diese traditionellen Riten ihren Platz. Fußball und Magie sind zwei Bereiche, die hohe Bedeutung in Afrika haben und die sich wechselseitig durchdringen.“ Überall, wo in Afrika der Ball rollt, spielen auch die Geister mit: „Eine Nationalmannschaft wird verflucht, verliert – und ein Staatsminister bezahlt, damit sie vom Fluch befreit werden“, hat der Politologe Becker, der 1996 sein Studium an der Goethe-Universität abschloss, beobachten können. Werden diese Rituale auch bei der Fußballweltmeisterschaft eine Rolle spielen? Dazu der 43-jährige Becker: „Offiziell versucht sich die CAF von diesen magischen Zeremonien zu lösen. Es gibt aber nicht wenige Manager und Trainer, die sich diesen Traditionen nach wie vor verbunden fühlen.“

Kenntnisreich und mit den sensiblen Mitteln der teilnehmenden Beobachtung erforscht Becker seit über neun Jahren diese verschlossenen Welten. Bereits 2006 produzierte er als offiziellen Beitrag des Kunst- und Kulturprogramms zur FIFA Fußballweltmeisterschaft einen Dokumentarfilm zu diesem Thema: „ KICK THE LION – Fußball und Magie in Afrika“, der bereits 2006 bei dem ARD/ZDF-Dokumentationskanal „Phoenix“ gezeigt wurde, jetzt zur Fußball-WM bei TV-Sendern in Japan, Portugal, Spanien und Belgien, aber nicht in Deutschland auf dem Programm steht. Von Ghana im Westen über Südafrika und Swasiland im Süden des Kontinents bis nach Uganda und Tansania im Osten Afrikas dokumentierte er, was offiziell nicht erlaubt ist: Ein Besuch beim „Witchdoctor“ gehört zum Ritual vor Spielbeginn, er soll helfen, die eigene Mannschaft zu stärken oder die Kräfte des Gegners zu schwächen. Die Rituale unterscheiden sich in den 54 afrikanischen Nationen, auch darüber gibt Becker Auskunft. Jetzt ist das Buch zu seinem Film erschienen – mit vielen zusätzlichen Informationen insbesondere zur Historie des Fußballs in Afrika: So haben Kolonialbeamte, europäische Soldaten und Missionare bereits im 19. Jahrhundert das Spiel um das runde Leder nach Afrika gebracht.

Die Rezensenten bescheinigen Becker viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit dem Thema, bezeichnen ihn unter anderem als „zugewandten Beobachter“. Ralf Wiegand in der Süddeutschen Zeitung (17.Mai 2010) schrieb: „Der Autor akzeptiert den fremden Glauben an Magie und Hexerei ohne Überheblichkeit. Er schildert für unser Empfinden abscheuliche Rituale mit der Präzision eines Dokumentarfilmers… und der höflichen Neutralität eines Gastes. Er nimmt – und das ist ungewollt eine politische Botschaft – Afrika, wie es ist, und unterscheidet sich schon dadurch wohltuend von der FIFA.“ Auch von Ritualen, die auf Europäer eher befremdlich wirken, erfuhr Becker, wohnte ihnen aber nicht selbst bei: Hexenmeister und einige Spieler gehen auch in Leichenhäuser, waschen dort Verstorbene, um die Flüssigkeit dieser Waschungen aufzufangen und dann als beschwörenden Elixier gegen die gegnerischer Mannschaft einzusetzen.

Becker wird nicht zur Fußballweltmeisterschaft nach Südafrika fliegen. Er ist in anderer Mission in Sachen Fußball unterwegs: Abseits des „Glamour-Events“ in Südafrika findet in Ruanda und Kongo das Fußballturnier „Four Countries for Peace“ statt. Dort messen die ehemaligen Kriegsgegner Ruanda, Burundi, Kongo und Uganda ihre Kräfte beim Fußball -„ein Akt zur Verständigung und Versöhnung“, so Becker, der im Auftrag des Deutschen Fußballbunds (Abteilung internationale Beziehungen) diese Begegnungen filmen wird.

Afrika gilt weiter sein Augenmerk auch als Wissenschaftler: Becker arbeitet zurzeit an seiner Promotion an der Goethe-Universität zum Thema „Muti Morde: deviante Form traditionellen Glaubens oder aggressivste Form okkulter Gewalt? Hintergrund und Zusammenhänge rezenter Ritualmorde in Südafrikas Limpopo Province“, betreut von Prof. Mamadou Diawara, Professor am Frobenius-Institut und Mitglied des Exzellenzclusters „Herausbildung normativer Ordnungen“.

Informationen:
Oliver G. Becker, Zentrum für interdisziplinäre Afrikaforschung, Campus Westend, (zurzeit unterwegs in Ruanda) , E-Mail: becker@occasione.de;

Weitere Informationen:
http://www.occasione.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Umweltbundesamt: Umweltschädliche Subventionen kosten 48 Milliarden Euro

Martin Ittershagen, Pressestelle
Umweltbundesamt (UBA)

Haushalt entlasten, Umwelt schützen – Umweltbundesamt legt Subventionsbericht vor
Umweltschädliche Subventionen kosten den Fiskus gut 48 Milliarden Euro pro Jahr; das entspricht rund einem Fünftel des Bundeshaushaltes. Und die Tendenz ist leider steigend. Fast die Hälfte der Subventionen begünstigt direkt den Verbrauch fossiler Energieträger und macht so Anstrengungen im Klimaschutz teilweise zunichte. „In Zeiten der Rekordverschuldung müssen alle Subventionen auf den Prüfstand. Der Abbau sollte allerdings nicht nach dem Rasenmäherprinzip erfolgen, sondern gezielt bei umweltschädlichen Subventionen ansetzen“, sagt Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA).

Mit der aktuellen Studie gibt das UBA der Finanzpolitik eine Entscheidungsgrundlage an die Hand: „In der Krise besteht die einmalige Chance zum ehrlichen Kassensturz. Umweltschädliche Subventionen belasten den Haushalt zweimal: Heute durch Mehrausgaben und Mindereinnahmen des Staates und morgen durch erhöhte Kosten für die Beseitigung von Schäden an Umwelt und Gesundheit“, so Flasbarth.
Die Untersuchung des UBA zeigt, dass es im Vergleich zum Jahr 2006 in der Gesamtschau keinen Fortschritt beim Abbau umweltschädlicher Subventionen gab: Die Summe der umweltschädlichen Subventionen stieg von knapp 42 Milliarden im Jahr 2006 auf gut 48 Milliarden im Jahr 2008. Besonders stark stiegen die Subventionen für die Sektoren Energie und Verkehr. Positives gibt es aber auch zu vermelden: Im Bau- und Wohnungswesen gab es einen leichten Rückgang, was auf das schrittweise Auslaufen der Eigenheimzulage zurückzuführen ist.
Das tatsächliche Volumen umweltschädlicher Subventionen in Deutschland liegt sogar noch erheblich über den vom UBA ermittelten 48 Milliarden Euro, da die Studie fast ausschließlich Subventionen auf Bundesebene betrachtet. Förderprogramme auf Länder- und kommunaler Ebene sowie die über den EU-Haushalt laufenden Subventionen fließen nur ansatzweise ein. Die Palette der ökologisch schädlichen Förderungen belastet nahezu alle Umweltgüter: Von Schäden an Wasser, Boden oder Luft, bis hin zur Erhöhung der Flächeninanspruchnahme und dem Verlust der biologischen Vielfalt.
Die Hälfte der umweltschädlichen Subventionen, gut 24 Milliarden Euro, begünstigt direkt fossile Energieträger und konterkariert damit Anstrengungen zum Klimaschutz. Dazu zählen beispielsweise die Strom- und Energiesteuer-Ermäßigungen für das Produzierende Gewerbe und die Land- und Forstwirtschaft, der Spitzenausgleich bei der Ökosteuer für das Produzierende Gewerbe und die Steuerentlastung für bestimmte energieintensive Prozesse und Verfahren, die zusammen zu Steuermindereinnahmen von über 5 Milliarden Euro führen. Diese Subventionen senken den Energiepreis und begünstigen dadurch den Energieverbrauch. Sie sollten aus Umwelt- und Klimaschutzsicht abgebaut werden, wobei es Härtefallregelungen für besonders energieintensive und im internationalen Wettbewerb stehende Unternehmen geben sollte. Kurzfristig sollten die Subventionen zumindest an striktere Bedingungen geknüpft werden, zum Beispiel an die Einführung eines Energiemanagementsystems. .
Im Sektor Verkehr begünstigt die aktuelle Dienstwagenbesteuerung die private Nutzung eines Dienstwagens gegenüber der Nutzung eines Privatfahrzeugs. Das trägt zu den Umweltbelastungen des Straßenverkehrs bei. Bereits eine moderate Reform könnte jährlich Steuermehreinnahmen von einer halben Milliarde Euro generieren.
Der gewerbliche Flugverkehr profitiert seit langem von der Energiesteuerbefreiung für Kerosin. Zudem fällt auf internationalen Flügen keine Mehrwertsteuer an. Insgesamt entgingen dem Staat dadurch im Jahr 2008 Steuereinnahmen von 11,5 Milliarden Euro. Die Subventionierung des Flugverkehrs verzerrt den Wettbewerb zu Lasten der Bahn und anderer, umweltfreundlicherer Verkehrsmittel. Mit den 11,5 Milliarden Euro entfiel knapp die Hälfte der umweltschädlichen Verkehrssubventionen auf den Flugverkehr. Hier hält das UBA eine möglichst weiträumige – zumindest EU-weite – Kerosinsteuer sowie mittelfristig die Erhebung einer EU-weiten Mehrwertsteuer für innergemeinschaftliche, grenzüberschreitende Flüge für zielführend.
Eine nachhaltige Finanzpolitik sollte die Umweltverträglichkeit als ein zentrales Kriterium bei allen einnahmen- und ausgabenpolitischen Entscheidungen aufnehmen. „Ein systematischer Umwelt-Check bei Subventionen wäre daher sinnvoll“, so UBA-Präsident Flasbarth. Die eingesparten Gelder könnten dringend benötigte Spielräume zur Finanzierung wichtiger Zukunftsaufgaben schaffen, etwa für Bildung und den Klimaschutz, oder zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte.
Beim Subventionsabbau steht Deutschland auch international in der Pflicht. Das Kyoto-Protokoll fordert explizit die Abschaffung von Subventionen, welche die Minderung von Treibhausgasen behindern. Im Rahmen der G20-Beschlüsse in Pittsburgh im September 2009 hat sich auch Deutschland dazu verpflichtet, Subventionen für fossile Energieträger mittelfristig auslaufen zu lassen. Dennoch förderte allein der Bund den Steinkohlebergbau im Jahr 2008 direkt mit 1,9 Milliarden Euro. Erhaltungssubventionen für diesen Wirtschaftszweig sind schon aus ökonomischer Sicht nicht sinnvoll, zudem erzeugt der Bergbau gravierende Folgekosten. Dies alles spricht dafür, die Steinkohleförderung stärker und schneller abzubauen als bislang geplant.

Das Hintergrundpapier „Umweltschädliche Subventionen in Deutschland – Aktualisierung für 2008″ steht unter http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3780.pdf. Die neue, umfassende Studie zu den umweltschädlichen Subventionen erscheint in Kürze.
Die Vorgängerstudie „Umweltschädliche Subventionen in Deutschland“ mit Daten für das Jahr 2006 steht unter http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3659.pdf.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Fußball: Fitness für Spielsportler – Hat Jogi Löw bald einen Ernährungsexperten im Team?

Rita Wilp, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V.

Ausgewogen essen und trinken für mehr Leistung – das ist inzwischen ein Thema im Spitzensport. Während Fußballer zu Sepp Herbergers Zeiten noch durstig aufs Spielfeld gingen, weiß man heute: „Die Schpieler müsse nicht drocke sein“, wenn sie mit dem Kicken beginnen. Tatsächlich galt damals: Wer wenig trinkt, schwitzt wenig und verliert weniger wichtige Mineralstoffe. Genau das Gegenteil ist aber der Fall:
„Ausreichend trinken und essen machen fit, nicht schlapp“, so Dr. Andrea Lambeck, Kongresspräsidentin und Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Oecotrophologen e.V. (VDOE) anlässlich des Kongresses „Ernährung 2010″ in Leipzig.

Schon für die alten Griechen war klar, dass (Sportler-)Leistung und Erfolg durch den Magen gehen. Auch Felix Magath weiß das: „Aus der richtigen Ernährung resultiert ein Teil der Leistungsfähigkeit der Spieler“, erklärt der Schalke-Trainer. Andrea Lambeck wünscht sich, dass Jogi Löw bald einen Ernährungsexperten im Beraterteam hat. „Dann bleiben die deutschen Profi-Kicker fit und am Ball“, meint die Kongresspräsidentin.

Erfahrung mit der Ernährungstherapie im Sport gibt es auf vielen Gebieten: So können Leistungsschwäche, Probleme beim Muskelaufbau oder chronische Entzündungsprozesse gezielt ernährungstherapeutisch behandelt werden. Für die Leistungsfähigkeit von Sportlern sind Kohlenhydrate die wichtigsten „Betriebsstoffe“. Ohne diesen Nährstoff geht nichts. Sowohl vor, während und nach dem Wettkampf oder Spiel, sollten Kohlenhydrate, beispielsweise aus Nudeln, Brot oder Reis die Energiespeicher füllen. Sportliche Höchstleistungen sind auch nur mit den richtigen Getränken möglich. Sie gleichen Flüssigkeitsverluste aus und dienen als Kühlmittel. Auf Vitamine und Mineralstoffe kommt es ebenfalls an – so werden B-Vitamine und Magnesium im Energiestoffwechsel von Muskel- und Nervenzellen gebraucht. Magnesium schützt darüber hinaus vor Muskelkrämpfen. Für Nachschub sorgen Vollkornprodukte, mageres Fleisch, Gemüse und mineralstoffreiche Getränke.

Oecotrophologen und Ernährungswissenschafter wissen, worauf Spitzen- und Freizeitsportler bei der Ernährung achten müssen. Denn das gehört zu den vermittelten Inhalten des breit gefächerten Studiums, so Andrea Lambeck.

Wer Experten für Sportlerernährung sucht, kann diese im Online-Expertenpool des VDOE finden. Auf www.vdoe.de/experten-suchen.html sind die Kontaktdaten von etwa 700 selbstständigen Oecotrophologen eingetragen.

Ansprechpartnerin:
Dr. Andrea Lambeck
Vorstandsvorsitzende Verband der Oecotrophologen e.V. (VDOE)
Geschäftsführerin Plattform Ernährung und Bewegung e.V. (peb)
Wallstr. 65, 10179 Berlin (Mitte)
Tel.: 030/27 87 97 61
e.mail: a.lambeck@pebonline.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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„Stärkt die Abwehrkräfte“ und „Hilft beim Wachsen“: Wer prüft solche Aussagen?

Dr. Ernst Guggolz, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Angaben darüber, wie beispielsweise ein Schokoriegel auf die Gesundheit wirkt, müssen wissenschaftlich belegt sein: Die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde verlangt vom Hersteller entsprechende Nachweise. Die „Nachrichten aus der Chemie“ zeigen anhand von Beispielen, welche Angaben die Behörde zugelassen hat und welche bei der Prüfung durchgefallen sind. Doch selbst wenn ein Zusammenhang zwischen Lebensmittel und Wirkung belegt ist, sind solche Hinweise problematisch.
„Health claim“ ist der englische Begriff für gesundheitsbezogene Aussagen auf Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln. Beispielsweise sollen Streichfette mit Phytosterolen den Cholesterinspiegel senken und so das Risiko für koronare Herzkrankheiten senken. Ersteres stimmt tatsächlich, meint die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde Efsa. Allerdings gibt es keine Studien, welche die zweite Behauptung belegen. Daher darf die Angabe auf Streichfetten nur lauten: „Phytosterole senken nachweislich den Blutcholesterinspiegel. Niedrige Cholesterinspiegel senken nachweislich das Risiko für die Entwicklung koronarer Herzkrankheiten.“ In keiner Weise belegen ließ sich dagegen die Aussage, dass Kinderschokolade „hilft zu wachsen“. Diese Angabe darf der Hersteller daher nicht auf die Verpackung drucken.

Wenn eine Prüfung negativ ausfällt, heißt das nicht unbedingt, dass eine Wirkung nicht existiert: Oft weisen die Studien lediglich Mängel auf oder liefern widersprüchliche Ergebnisse. Besteht ein Health claim die Prüfung, ist ebenso nicht gesagt, dass das entsprechende Nahrungsergänzungsmittel ein wertvoller Bestandteil der Ernährung ist. Nahrungsergänzungsmittel und Lebensmittel unterliegen keiner Zulassung, daher bewertet die Efsa zwar die Wirkung, aber nicht immer die Sicherheit einer Zutat. Die Substanz kann unbekannte Nebenwirkungen erzeugen oder mit Medikamenten wechselwirken. Für Phytosterole gibt es beispielsweise eine maximale Tagesdosis, außerdem sollten Kinder und Schwangere diese Substanzen nicht zu sich nehmen.

Die Lebensmittelchemiker Leane Lehmann und Harald Esch geben in den „Nachrichten aus der Chemie“ einen Überblick über die Bewertung von Health claims für Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmitteln. Sie erklären, wie die Behörde solche Angaben prüft, und zeigen, warum der Verbraucher ein Health claim immer auch mit Vorsicht betrachten sollte. Die PDF-Datei des Beitrags gibt es bei der Redaktion der „Nachrichten aus der Chemie“ unter nachrichten@gdch.de.

Nahezu 80.000 anspruchsvolle Chemiker und Chemikerinnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Lehre informieren sich mit den „Nachrichten aus der Chemie“ über Entwicklungen in der Chemie, in angrenzenden Wissenschaften sowie über gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte. Kennzeichen der Zeitschrift der Gesellschaft Deutscher Chemiker sind das breite Spektrum der Berichte, das einmalige Informationsangebot an Personalien, Veranstaltungs- und Fortbildungsterminen sowie der große Stellenmarkt.

Weitere Informationen:
http://www.gdch.de/nachrichten „Nachrichten aus der Chemie“
http://www.gdch.de/taetigkeiten/nch/jg2010/h03_10.htm Das Märzheft der „Nachrichten aus der Chemie“

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Psychologie: Warum Menschen auf Risiko gehen

Robert Emmerich, Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Die Finanzkrise zeigt: Manche Menschen gehen leichtfertig hohe ökonomische Risiken ein. Wie kommt es zu solchen Verhaltensweisen? Das erforscht Johannes Hewig (35), neuer Professor für Psychologie an der Universität Würzburg.
Wann werden Menschen in ökonomischer Hinsicht risikofreudig? Wie kommt es zu schwer wiegenden Fehlentscheidungen? Diesen Fragen geht Psychologie-Professor Johannes Hewig in einem aktuellen Projekt nach, gefördert von der Volkswagen-Stiftung mit einem so genannten Schumpeter-Fellowship. Diese Art der Förderung vergibt die Stiftung pro Jahr an acht bis zehn exzellente junge Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaftler.

„Generell untersuche ich, wie sich Emotionen, Belohnung und Bestrafung auf das Entscheidungsverhalten der Menschen auswirken.“ Spannend sei dabei auch, wie unterschiedlich Menschen auf Belohnung und Bestrafung reagieren.

Warum Karten- und Computerspieler zocken

Neue Erkenntnisse zu diesem Thema hat das Team von Johannes Hewig am 15. April 2010 in der Fachzeitschrift „Biological Psychiatry“ publiziert: Untersucht wurden Menschen, die übermäßig viel Zeit mit Karten- oder Computerspielen verbringen.

Ergebnis: „Wenn solche ‚krankhaften‘ Spieler mit riskanten Manövern Erfolg haben, kommt es in ihrem Gehirn zu einer übersteigerten Belohnungsreaktion“, sagt der neue Professor. Darum bleiben die Spieler weiterhin bei ihrem riskanten Verhalten.

Für seine Forschung setzt Hewig diagnostische Techniken ein: Mit Elektroenzephalographie werden die Hirnströme der Probanden aufgezeichnet, mit der funktionellen Magnet-Resonanz-Tomographie physiologische Vorgänge im Gehirn sichtbar gemacht. Auf diesem Gebiet wird er in Würzburg mit dem Forschungszentrum Magnet-Resonanz-Bayern e.V. kooperieren.

Zwei Vorlesungen in diesem Sommer

Im laufenden Sommersemester hält Hewig zwei Vorlesungen: In Differentieller Psychologie geht es unter anderem um die Beschreibung und Erklärung von psychologischen Unterschieden zwischen Menschen; in Psychologischer Diagnostik um die exakte Messung von psychologischen Eigenschaften und Zuständen.

Werdegang und Auszeichnungen

Geboren wurde Johannes Hewig 1974 in Calw. Er studierte Psychologie an der Universität Trier, wo er im Jahr 2004 auch promovierte. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter ging er danach in die Abteilung für Biologische und Klinische Psychologie der Universität Jena. 2009 habilitierte er sich dort; von Jena folgte er im April 2010 dem Ruf nach Würzburg.

2005 wurde Johannes Hewig mit dem Nachwuchswissenschaftlerpreis der „Deutschen Gesellschaft für Psychophysiologie und ihre Anwendungen“ ausgezeichnet. 2010 folgte der Schumpeter-Fellowship der Volkswagen-Stiftung.

Kontakt

Prof. Dr. Johannes Hewig, Institut für Psychologie der Universität Würzburg, T (0931) 31-82463, hewig@psychologie.uni-wuerzburg.de

„Hypersensitivity to Reward in Problem Gamblers“, Johannes Hewig, Nora Kretschmer, Ralf H. Trippe, Holger Hecht, Michael G.H. Coles, Clay B. Holroyd und Wolfgang H.R. Miltner, Biological Psychiatry, Volume 67, Issue 8, 15 April 2010, Pages 781-783, doi:10.1016/j.biopsych.2009.11.009

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Abwassertechnologien fürs Ausland: RUB-Forscher geben praktische Empfehlungen für den Export

Dr. Josef König, Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum

Ergebnisse aus bundesweitem BMBF-Verbundprojekt

Abwasser ist nicht gleich Abwasser: Temperatur, Zusammensetzung, Salzgehalt und vieles mehr variiert von einem Land zum anderen. Wie man Abwasser abhängig von den örtlichen Gegebenheiten behandelt und zur Wiederverwendung aufbereitet, haben Forscher unter der Leitung von Prof. Dr. Hermann Orth (Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft und Umwelttechnik an der RUB) in einem mit 6,5 Mio. Euro vom Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderten Projekt untersucht.

Im Fokus: Technologien für andere Länder

Dem globalen Wassermangel kann man nur durch eine weitgehende Wiederverwendung von Abwasser, vornehmlich zur landwirtschaftlichen Bewässerung, wirksam begegnen. Aber die Voraussetzungen für Abwassertechnologien und eine Wasserwiederverwendung unterscheiden sich andernorts erheblich von unseren. Höhere oder niedrigere Temperaturen, eine andere Beschaffenheit des Abwassers, erhöhte Salzgehalte infolge der Verwendung von Meerwasser als Rohwasserquelle, aber oft auch eine Infrastruktur, die die Anwendung technologisch aufwendiger Verfahren nicht erlaubt, sind nur einige Beispiele. Welche veränderten Rahmenbedingungen sind in anderen Ländern zu beachten? Wie sind bewährte Technologien anzupassen? Diese und verwandte Fragen standen im Mittelpunkt des Verbundprojektes. Beteiligte Wissenschaftler reisten u.a. nach Asien und Afrika, um vor Ort Studien zu betreiben.

Technologien anpassen

Ihre Anpassungsempfehlungen resultieren beispielsweise aus Temperaturunterschieden. „Die Umsatzgeschwindigkeit biologischer Verfahren der Abwasserreinigung mit Bakterien verändert sich dadurch erheblich“, erklärt Ruben-Laurids Lange vom Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft. „Bei Temperaturen unter zehn Grad sind die Bakterien nicht mehr so leistungsfähig, so dass man die Becken für eine bestimmte Wassermenge entsprechend größer planen muss als in wärmeren Gebieten. Bei höheren Temperaturen schaffen die Bakterien mehr, so dass das Becken kleiner sein kann. Dafür muss man aber mehr Sauerstoff zuleiten.“ Entsprechend dem Ziel des Verbundprojektes, die Exportwirtschaft zu unterstützen, wurden die technologischen Projekte durch die Entwicklung von Planungsinstrumenten wie Software zur Projektplanung und zur Projektbewertung ergänzt. Das Handbuch mit den Projektergebnissen und Empfehlungen wird bei der Abschlussveranstaltung ausgegeben und danach am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft und Umwelttechnik erhältlich sein.

Das Projektteam

Dem Projektteam gehörten Wissenschaftler und praktisch tätige Ingenieure der Universitäten bzw. Technischen Hochschulen Aachen, Bochum, Braunschweig, Darmstadt, Halle-Wittenberg, Hannover, Karlsruhe, München und Stuttgart, sowie der FH Emden-Leer und der Firmen Scholz und Partner GmbH, GEA 2H Water Technologies GMbH, IEEM an der Universität Witten/Herdecke gGmbH, Passavant-Roediger GmbH und dem ifak Magdeburg e. V. an. Das Verbundprojekt gliederte sich in die drei Kernprojekte „Abwasserbehandlung“, „Desinfektion und Wasserwiederverwendung“ und „Simulation und Konzepte der Abwasserbehandlung“. Die Kernprojekte wurden durch die TH Aachen, die TU Darmstadt und das IEEM an der Universität Witten/Herdecke gGmbH koordiniert, die die Gesamtkoordination durch die Ruhr-Universität unterstützten.

Weitere Informationen

Prof. Dr.-Ing. Hermann Orth, Dipl.-Ing. Ruben-Laurids Lange, Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft und Umwelttechnik, Tel.: 0234/32-23049, E-Mail: siwawi@rub.de

Lehrstuhl-Homepage: http://www.ruhr-uni-bochum.de/siwawi

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Wundersüßstoff Stevia: Forscher der Uni Hohenheim untersuchen Verbrauchererwartungen

Florian Klebs, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Online-Umfrage unter www.stevia.uni-hohenheim.de/

Schon bald könnten statt Zucker oder Süßstoff des Blätter-Extrakt der Süßpflanze Stevia rebaudiana auch Lebensmittel in der EU versüßen: Nach langer Prüfung erklärte die EU Lebensmittelbehörde den neuen Süßstoff jetzt als unbedenklich. Eine zügige Zulassung der EU-Kommission gilt als sehr wahrscheinlich. An der Universität Hohenheim wird die Süßpflanze aus Südamerika seit rund 12 Jahren wissenschaftlich untersucht. Mit einer Online-Umfrage wollen die Forscher jetzt Akzeptanz und die Verbrauchererwartungen vor der Markteinführung testen. Weitere Infos und Fragebogen unter www.stevia.uni-hohenheim.de.

Weltweit hat das Süßkraut von der Hochebene Paraguays eine wachsende Fan-Gemeinde. Japaner dürfen den Tee schon seit 1975 damit süßen. In den USA produzieren Pepsi und Coca-Cola seit 2009 erste Getränke mit Stevia-Süße. Die Schweiz brachte vor einem Jahr erste Lebensmittel mit Stevia auf den Markt. Als erstes EU-Land erteilte Frankreich im August 2009 eine zweijährige Ausnahmegenehmigung.
Auch in Deutschland gibt es seit Jahren überzeugte Stevia-Fans – die ihren Bedarf an Pflanzen-Süße mit teils skurrilen Tricks zu decken suchten. So ist die Pflanze seit Jahren zwar nicht als Lebensmittel, dafür aber als Badezusatz oder Kosmetikum zugelassen. Wie man daraus kalorienfreie Limo braut oder schlankhaltenden Kuchen backt, ist heiß diskutiertes Thema in einschlägigen Internet-Foren.
15 bis 30 mal süßer als Zucker – und praktisch kalorienfrei
Fest steht: „Der natürliche Zuckerersatzstoff ist praktisch frei von Kalorien und auch für Diabetiker bestens verträglich“, zitiert Agrarwissenschaftler Dr. Udo Kienle von der Universität Hohenheim einschlägige Studien. Tatsächlich seien die getrockneten Blätter der krautigen Pflanze etwa 15 – 30 mal süßer als Zucker. In Paraguay würden die Blätter von Stevia rebaudiana meist zusammen mit Mate zu einem Teegetränk bereitet, das kalt getrunken im Sommer hervorragend den Durst lösche, berichtet der Forscher von eigenen Erfahrungen.
Ursache dafür seien sogenannte Steviolglykoside, die in den Blättern der Pflanze gebildet werden. „Durch Extraktion der Steviolglykoside kann aus den Blättern ein hochgereinigter Süßstoff gewonnen werden. Frische Blätter der Pflanze können z.B. für Obstsalat oder Cocktails, getrocknete Blätter z.B. für Tees genutzt werden“, sagt Dr. Kienle.
12 Jahre Forschungs-Expertise der Universität Hohenheim
Dr. Kienle ist einer der Wissenschaftler der Universität Hohenheim, die sich seit rund 12 Jahren intensiv mit dem Zukunftspotential der Süßpflanze beschäftigen. Unter anderem erstreckt sich die Bandbreite der Hohenheimer Stevia-Forscher von neuen Zuchtvarianten für den Anbau in Europa bis hin zur Potentialanalyse des Süßkrauts als Einkommensersatz für Tabakbauern.
Anlässlich der wahrscheinlich bald erfolgenden Markteinführungen starten die Wissenschaftler jetzt eine eigene Verbraucherbefragung, die Verbrauchererwartung und Verbraucherakzeptanz der Süßstoffe durchleuchtet. „Die Umfrage dauert knapp zehn Minuten. Verbraucher finden sie im Internet unter www.stevia.uni-hohenheim.de/„, erklärt Nachwuchsforscherin Valentina Breitenstein, die die Umfrage im Rahmen einer Abschlussarbeit leitet.
Text: Konstantinidis / Klebs

Kontakt für Medien:
Dr. Udo Kienle, Universität Hohenheim, Institut für Agrartechnik
Tel.: 0711/459-22845, E-Mail: u-kienle@uni-hohenheim.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Angebot an offenen Stellen bleibt verhalten

Wolfgang Braun, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Im ersten Quartal 2010 gab es in Deutschland 843.000 offene Stellen, berichtet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Das waren 27.000 Stellen oder drei Prozent weniger als ein Jahr zuvor. „Der Arbeitskräftebedarf der Betriebe bleibt verhalten“, kommentiert die Arbeitsmarktforscherin Anja Kettner die Ergebnisse. Dies sei jedoch kein Zeichen für eine negative Entwicklung des Arbeitsmarkts, sondern die Folge des erfolgreichen Beschäftigungserhalts in der Krise.
„Die Betriebe bauen erst Kurzarbeit ab und weiten die Arbeitszeiten ihrer Beschäftigten wieder aus, bevor sie neue Stellen ausschreiben“, erklärt Anja Kettner die zurückhaltende Stellenentwicklung im ersten Quartal 2010. Zudem setze nicht jede Neueinstellung eine offene Stelle voraus. „So dürfte mancher Betrieb zunächst versuchen, ehemalige Beschäftigte, die krisenbedingt entlassen werden mussten, zurück zu gewinnen. Eine formale Stellenausschreibung gibt es in diesen Fällen nicht“, so die IAB-Forscherin.

Stellenrückgang besonders in den Branchen Metall und Handel

Auch wenn sich der Arbeitsmarkt im Zuge der Wirtschaftskrise weitaus besser gehalten hat als befürchtet, zeigen sich ihre Auswirkungen auf den Arbeitskräftebedarf immer noch deutlich: Im ersten Quartal 2010 gab es am ersten Arbeitsmarkt, also ohne Berücksichtigung der geförderten Stellenangebote, nur gut halb so viele offene Stellen wie im Boomjahr 2007. Besonders gesunken ist die Zahl der Stellen im Bereich Metall/Metallerzeugnisse sowie im Handel. In der Metallbranche war im ersten Quartal 2010 das Stellenangebot um rund drei Viertel niedriger als noch im ersten Quartal 2007, im Handel war es um zwei Drittel niedriger. Die Privaten und Sozialen Dienstleistungen haben sich dagegen trotz der Wirtschaftskrise positiv entwickelt. Hier gab es im ersten Quartal 2010 rund 31 Prozent bzw. sieben Prozent mehr Stellenangebote als vor drei Jahren.

Das IAB erfasst viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die nicht den Arbeitsagenturen gemeldet werden. Im ersten Quartal 2010 wurden 8.000 Arbeitgeber aller Wirtschaftsbereiche befragt.

Die Ergebnisse der IAB-Erhebung zum gesamtwirtschaftlichen Stellenangebot stehen im Internet unter http://doku.iab.de/grauepap/2010/os1001.pdf.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Gesundheit der Mitarbeiter im Blick

Dipl.-Jour. Helena Reinhardt, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Jena

Uniklinikum Jena etabliert Gesundheitsmanagement als Teil der betrieblichen Gesundheitsvorsorge
Jena. Gesundes Arbeiten, gesunde Mitarbeiter, gesundes Unternehmen – das sind die Ziele des Gesundheitsmanagements, das jetzt am Universitätsklinikum Jena etabliert werden soll. Damit folgt das UKJ dem Beispiel vieler großer Industrieunternehmen, die seit einiger Zeit damit begonnen haben, nachhaltige und effektive gesundheitsfördernde Maßnahmen für ihre Mitarbeiter einzuführen und zu koordinieren.
„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, egal ob in der Krankenversorgung oder in Forschung und Lehre, sind täglich darum bemüht, die Gesundheit anderer Menschen zu schützen oder wiederherzustellen. Das ist eine anstrengende Arbeit bei der man auch dafür sorgen sollte, selber gesund und fit zu bleiben“, begründet Professor Dr. Klaus Höffken, Medizinischer Vorstand am UKJ, die Schaffung der neuen Einrichtung. Gemeinsam mit dem Personalrat habe der Klinikumsvorstand sich daher dafür eingesetzt, so Höffken weiter, ein betriebliches Gesundheitsmanagement einzurichten, das alle bisherigen Einzelprojekte und neuen Angebote zur Gesundheitsförderung koordiniert.
Die Maßnahmen des Gesundheitsmanagements umfassen sowohl das Arbeitsumfeld als auch das Verhalten der Mitarbeiter und richten sich entweder an die ganze Belegschaft oder an einzelne Zielgruppen. „Wir haben am Klinikum bereits eine Menge an Aktivitäten zur Unterstützung gesundheitsgerechter Arbeitsbedingungen und gesundheitsfördernden Verhaltens“, sagt Dr. Norbert Gittler-Hebestreit, seit Mai Leiter des Gesundheitsmanagements am UKJ. „Meine Aufgabe besteht darin, diese Angebote auszubauen, aufeinander abzustimmen und noch konkreter dahin zu lenken, wo der Bedarf am größten ist“, so der Gesundheitsexperte. Dr. Norbert Gittler-Hebestreit arbeitete vor der Ausbildung zum Gesundheits- und Pflegewissenschaftler viele Jahre in der Pflege. Daher weiß er aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, sich auch um die eigene Gesundheit zu kümmern.
Teil seiner neuen Aufgaben ist auch die Einführung eines betrieblichen Eingliederungsmanagements am UKJ. Der Schwerpunkt dieses gesetzlich geforderten Angebots liegt darauf, die Arbeitsfähigkeit längerfristig erkrankter Mitarbeiter zu erhalten oder wiederherzustellen. Gittler-Hebestreit wird dabei zukünftig von Myriam Dorsch als Koordinatorin des Wiedereingliederungsmanagements unterstützt.
„Wir freuen uns, dass wir zwei so versierte Kollegen für diese wichtigen Aufgaben gewinnen konnten und hoffen sehr, dass es uns gelingt, mit der Einführung eines Gesundheitsmanagement die Gesundheit unserer Mitarbeiter noch mehr als bisher in den Mittelpunkt zu stellen,“ sagt Dr. Andreas Leichsenring, Vorsitzender des UKJ-Personalrats, der als Mitinitiator wesentlich an der Etablierung von Gesundheits- und Eingliederungsmanagement am Klinikum beteiligt war.

Ansprechpartner:
Dr. Norbert Gittler-Hebestreit
Leiter des Gesundheitsmanagements am Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/933099
E-Mail: Norbert.Gittler-Hebestreit@med.uni-jena.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Die faszinierende Welt des Seetangs

Rudolf-Werner Dreier, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Forscher entschlüsseln das erste Genom der Braunalgen – Veröffentlichung in „Nature“
Die Charakterisierung von braunen Seetang-Arten ist einen großen Schritt vorangekommen: Einem internationalen Konsortium um Dr. Mark Cock von der „Station biologique de Roscoff“ in Frankreich ist es gelungen, das Genom eines dieser Organismen (Ectocarpus siliculosus) zu entschlüsseln. PD Dr. Stefan Rensing und Dr. Daniel Lang von der Fakultät für Biologie der Universität Freiburg beteiligten sich an der Analyse des Genoms mit der Klassifizierung und phylogenetischen Analyse der Transkriptionsfaktoren sowie der Genomhistorie.

An vielen Küsten der Welt würde man sich, könnte man einfach ins Meer laufen, in einem dichten unterseeischen Wald wiederfinden. Diese Wälder werden von einer Gruppe von Organismen mit vielen ungewöhnlichen Eigenschaften beherrscht: dem braunen Seetang. Einige Arten der Braunalgen können sehr groß werden, im unterseeischen Wald ragen sie bis zu 60 Meter über den Meeresboden empor.

Trotz einer oberflächlichen Ähnlichkeit mit Landpflanzen weisen Braunalgen eine andere evolutionäre Geschichte auf. Sie sind mit dem Menschen fast so nah verwandt wie mit den Blütenpflanzen, mit beiden Gruppen teilen sie sich die Eigenschaft der Vielzelligkeit. Braunalgen haben einen atypischen Stoffwechsel und sind eine sehr interessante Quelle für neuartige Biomoleküle: Schon lange wurden sie zum Beispiel von den Pharma- und Nahrungsmittelherstellern sowie der Textilindustrie genutzt, weil sie interessante Polysaccharide, also Mehrfachzucker, produzieren.

Unlängst wurde ein Molekül in ihnen entdeckt, das die natürliche Abwehrreaktion von Kulturpflanzen anregt und so den Pestizideinsatz verringert. Ein vollständiges Inventar der genetischen Information des braunen Seetangs wird das Verständnis für die Biologie dieser faszinierenden Organismen in den kommenden Jahren erheblich beschleunigen.

Veröffentlichung:
Nature: The Ectocarpus genome and the independent evolution of multicellularity in the brown algae.
Cock J.M., Sterck L., Rouzé P., Scornet D., Allen A.E., Amoutzias G., Anthouard V., Artiguenave F., Aury J.-M., Badger J.H., Beszteri B., Billiau K., Bonnet E., Bothwell J.H.F., Bowler C., Boyen C., Brownlee C., Carrano C.J., Charrier B., Cho G.Y., Coelho S.M., Collén J., Corre E., Delage L., Delaroque N., Dittami S.M., Doulbeau S., Elias M., Farnham G., Gachon C.M.M., Gschloessl B., Heesch S., Jabbari K., Jubin C., Kawai H., Kimura K., Kloareg B., Küpper F.C., Lang D., Le Bail A., Leblanc C., Lerouge P., Lohr M., Lopez P.J., Martens C., Maumus F., Michel G., Miranda-Saavedra D., Morales J., Moreau H., Motomura T., Nagasato C., Napoli C.A., Nelson D.R., Nyvall-Collén P., Peters A.F., Pommier C., Potin P., Poulain J., Quesneville H., Read B., Rensing S.A., Ritter A., Rousvoal S., Samanta M., Samson G., Schroeder D.C., Ségurens B., Strittmatter M., Tonon T., Tregear J., Valentin K., von Dassow P., Yamagishi T., Van de Peer Y., Wincker P. Published online: 03. Juni 2010, doi: 10.1038/nature09016

Kontakt:
PD Dr. Stefan A. Rensing
Bioinformatik und Systembiologie
FRISYS, Fakultät für Biologie
Universität Freiburg
Tel.: 0049 (0) 761/203-6974
Fax: 0049 (0) 761/203-2921
E-Mail: stefan-rensing@biologie.uni-freiburg.de
http://plantco.de/

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Sollte Ballack wirklich für Reiseanbieter werben? Studie untersucht den Erfolg von Fußball-Nationalspielern innerhalb der Werbung

Florian Klebs, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

WM-Studie 2010 der Universität Hohenheim: Bekanntheit der Kicker allein reicht nicht aus; Werbeträger muss für das Produkt geeignet sein
Gegensätze ziehen sich an: Phillip Lahm eignet sich hervorragend als Werbeträger für die Bildzeitung. Hingegen nehmen die Deutschen Bastian Schweinsteiger als Werbefigur für Bifi als weniger passend wahr.

Eine Studie des Lehrstuhls für Marketing I der Universität Hohenheim untersucht, warum Fernsehspots mit Kickern der Nationalmannschaft in einem Fall wirkungsvoll sind, und im anderen Fall keinen Gefallen finden. In den kommenden Wochen vor, während und nach der WM werden die Marktforscher Deutschlands Bevölkerung erneut auf ihr Fan- und Kundenverhalten durchleuchten.

In Sachen Werbung mit WM-Kickern haben nicht alle Unternehmen vor der WM 2010 richtig gelegen. Zu diesem Ergebnis kommen die Wissenschaftler um Prof. Dr. Markus Voeth, Leiter des Lehrstuhls für Marketing I an der Universität Hohenheim. Nicht nur der Bekanntheitsgrad der Kicker spiele eine Rolle für den Erfolg des Werbespots, sondern vielmehr auch, ob die Nationalspieler zum Produkt passen. „Unternehmen müssen sich deshalb zunächst darüber klar sein, welche Funktion der Kicker als Werbeträger im Hinblick auf das Produkt haben soll“, empfiehlt Prof. Dr. Voeth. Nur wenn die Wahrnehmung des Spielers zum Image des Produkts passt oder aber in einem völligen Gegensatz hierzu stehe, habe der Werbespot Aussicht auf Erfolg, so die Studie.

Für die Studie befragten die Marktforscher in fragebogengestützten Interviews deutschlandweit 1664 Personen nach ihrer Wahrnehmung von insgesamt 17 Kicker-Werbespots. Untersucht wurden sowohl für den Spieler als auch für das Produkt zehn Eigenschaften, wie Ehrlichkeit, Leidenschaftlichkeit, Erfolg oder Bodenständigkeit.

Vertrauen in Phillip Lahm übertragt sich auf Bildzeitung

Zwei unterschiedliche Formen eines erfolgreichen Zusammenspiels von Kicker und Produkt unterscheidet die Studie: Soll ein Werbespot das Image des Spielers auf das Image eines Produktes übertragen, können Spieler und Produkt als gegensätzlich wahrgenommen werden, so das Ergebnis. „Bestes Beispiel ist Phillip Lahm als Werbeträger für die Bildzeitung“, zeigt Jeanette Loos, Projektleiterin der Studie. „Eben weil Lahm und die Bild gegensätzlich wahrgenommen werden, besteht die Möglichkeit, dass Werbespots mit Lahm zu einem Imagetransfer führen: Bild profitiert von den positiven Eigenschaften des Spielers, welche ihr selbst nicht zugewiesen werden“, erklärt Co-Leiterin Sabine Schwarz.

Im Detail stellt die Studie so nur wenige Übereinstimmungen zwischen Phillip Lahm und der Bildzeitung fest. Besonders im Punkt Vertrauen unterschieden sich Spieler und Produkt maßgeblich: „Die Bild steht nicht gerade für hochseriösen Journalismus; dem Spieler Phillip Lahm hingegen bringen die Befragten großes Vertrauen entgegen“, erklärt Sabine Schwarz. Gerade auf Grund der großen Unterschiede bilden die Bild und Phillip Lahm ein wirkungsvolles Spieler-Produkt Paar. „Unsere Befragung zeigte, dass sich das Vertrauen in Lahm positiv auf die Vertrauenswerte der Bildzeitung auswirken kann“, sagt Jeanette Loos.

Arne Friedrich als Gesicht für Nutella

Die zweite Form des erfolgreichen Zusammenspiels zwischen Spieler und Produkt sei die der großen Übereinstimmung. Werden dem Spieler-Produkt-Paar viele gemeinsame Eigenschaften zugesprochen, kann der Spieler als passendes Gesicht für das Produkt wirken. „Arne Friedrich gibt der Marke Nutella im Werbespot ein gutes Gesicht“, nennt Sabine Schwarz als Beispiel. Arne Friedrich und der Schoko-Aufstrich bekommen laut Studie ähnliche Vertrauenswerte zugeschrieben. Auch in Punkto Leidenschaftlichkeit ähneln sich demnach die Einschätzungen von Produkt und Spieler.

Mesut Özil sehen die Deutschen laut Studie als ebenso geeigneten Botschafter für Nutella; Mario Gomez passe gut zu Red Bull. „Auf der Suche nach einem neuen Gesicht für ein Produkt, sollten Unternehmen also darauf achten, dass die Wahrnehmung von Produkt und Spieler sehr genau übereinstimmen oder eben völlig gegensätzlich sind“, fasst Prof. Dr. Voeth zusammen.

Ballack sollte nicht für Reiseanbieter werben

Keines der beiden Szenarien passt beim Spieler-Produkt-Paar Michael Ballack und „ab-in-den urlaub.de“. „Der Spieler passt weder besonders gut zum Produkt, noch unterscheiden sich ihre Werte grundsätzlich“, sagt Jeanette Loos. „Stuck in the middle“ nennen die Marktforscher diesen Fall. Die Erfolgsaussichten solcher Werbesports seien schlecht: „Der Spieler hat als Testimonial keinen Effekt und ist demnach eher ungeeignet“, sagt Sabine Schwarz.

Verhältnismäßig viele solcher Werbeauftritte stellt die Studie im deutschen Fernsehen fest: Neben Michael Ballack für ab-in-den-urlaub.de und flüge.de gilt dieser Fall laut Studie auch für Bastian Schweinsteiger als Werbeträger für Bifi. Bastian Schweinsteiger und Bifi bekommen von den Deutschen bei allen Faktoren Einschätzungen im Mittelmaß, werden also weder besonders ähnlich, noch extrem gegensätzlich wahrgenommen.

„Bei Michael Ballack und Bastian Schweinsteiger sehen wir sehr häufig: ein hoher Bekanntheitsgrad der Spieler macht noch lange kein wirkungsvolles Werbekonzept. Es kommt vielmehr darauf an, ob sich Spieler und Produkt entsprechen oder ergänzen“, folgert Prof. Dr. Voeth.

Repräsentative Befragung zur aktuellen WM

Details zu Marketing- und Werbewirkung der WM 2010 untersucht der Lehrstuhl in den kommenden Wochen vor, während und nach der WM anhand einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung.

Dazu plant die Universität Hohenheim folgende Veröffentlichungen (Terminänderungen vorbehalten):

* 1.6.: Wie sich Deutschland auf die WM vorbereitet – Anschaffungen und Investitionen der Bevölkerung rund um die WM (Was sich die Leute speziell für die WM zugelegt haben?)
* 25.6.: Die WM am Arbeitsplatz – Auswirkungen der WM auf das Arbeitsverhalten der Deutschen
* Weitere Pressemitteilungen je nach Studienergebnissen im Verlauf und Anschluss an die WM.

Hintergrund: WM-Studie der Universität Hohenheim

In einer groß angelegten Langzeitstudie zur FIFA Fußball-WM 2006 hat der Lehrstuhl für Marketing I von Prof. Dr. Voeth seit 2001 unter anderem die Begeisterung, Präferenzen und Vorstellungen der Bevölkerung für die WM ermittelt. Dabei wurden in jährlich wechselnden Sonderschwerpunkten Themen wie die WM als Chance für Städte und Regionen, Vermarktungspotenziale, Sicherheit, Ticket-Pricing, Merchandising und Standortwahl der Stadien untersucht. Die Studie diente einerseits als Stimmungsindikator, andererseits auch als konstruktiver Beitrag für eine erfolgreiche Organisation. In diesem Jahr wird die Studie fortgesetzt, u.a. um die Unterschiede zwischen der WM 2006 und der WM 2010 überprüfen zu können.

Weitere Informationen:
http://www.wm-studie.de „Infos zur Studie“

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Urologen warnen vor unseriöser Werbebroschüre

Bettina-Cathrin Wahlers, Pressestelle der DGU
Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

„Dr. Hittichs“ Wunderpillen für eine gesunde Prostata

Seit einiger Zeit sorgt eine dubiose Werbebroschüre mit dem Titel „Gesundheits-Alarm! Retten Sie Ihre Prostata“ für Verunsicherung unter Männern. Ein „Dr. Hittich“ versucht darin, ein Natur-Wundermittel an den Mann zu bringen, das bei fortschreitender Prostatavergrößerung helfen soll. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) und der Berufsverband der Deutschen Urologen e.V. (BDU) warnen vor dieser Broschüre.
„In verwirrender Weise werden darin Fakten und falsche Aussagen zu den Krankheiten der Prostata vermischt. Das einzige Ziel dieser Aneinanderreihung von Halbwahrheiten scheint darin zu bestehen, Männern zu suggerieren, auf den Arztbesuch verzichten zu können, wenn sie nur die überteuerten Wunderpillen kaufen“, sagt Professor Dr. Claus Fischer, der Vorsitzende des DGU-Arbeitskreises Prävention, Umwelt- und Komplementärmedizin.

Immer mehr Mitglieder von DGU und Berufsverband werden von ratsuchenden Patienten mit der postalisch verbreiteten Broschüre konfrontiert, wie der Präsident des Berufsverbandes, Dr. Martin Bloch, feststellt: „Auf verantwortungslose Weise wird mit den Ängsten von Männern über 45 Jahren gespielt, und zugleich wird auf perfide Art versucht, die Schulmedizin zu diskreditieren.“ Wenn in der Broschüre über die Therapie bei Prostatavergrößerung von einem Irrweg in der Schulmedizin geredet werde, der Männer quasi zu Frauen „mit schwabbeligen Brüsten“ mache, dann sei das nicht nur unzutreffend, sondern unseriös, so BDU-Präsident Bloch. So sieht es auch DGU-Pressesprecherin Prof. Dr. Sabine Kliesch: „Wenn dann auch noch durch furchteinflößende Beschreibungen von Operationsmethoden eine Behandlung wie im Mittelalter assoziiert wird, ist das sogar ein besonders skrupelloses Vorgehen, um ein Mittel unbekannter Wirkung zu verkaufen.“ Prof. Claus Fischer, Urologe und Experte für Alternativmedizin: „Was und wie viel davon wirklich in den Wunderpillen enthalten ist, lässt sich nicht überprüfen.“ Das gelte damit natürlich auch für die Wirkung und für mögliche Nebenwirkungen.

DGU und Berufsverband raten dringend, bei ersten Anzeichen von Prostatabeschwerden auf eine Selbstmedikation mit dubiosen Mitteln zu verzichten und den Arzt des Vertrauens aufzusuchen. Vorsorge- und Routineuntersuchungen seien schnell und schmerzfrei erledigt. Fischer: „Dem Großteil der Patienten mit einer gutartigen Prostatavergrößerung kann mit modernen, weltweit anerkannten Medikamenten gut und sicher geholfen werden. So sind viele Operationen vermeidbar geworden.“ Und auch bei notwendigen Operationen gebe es heute schonende, minimalinvasive Methoden. Weil der rechtzeitige Besuch beim Urologen in jedem Fall ratsamer sei als der Kauf überteuerter Wunderpillen mit fraglichem Inhalt, ist nach Ansicht von Prof. Fischer der Papierkorb der einzig sinnvolle Ort für die „Dr. Hittich“-Broschüre.

Immerhin weist auch „Dr. Hittich“ extra klein gedruckt unter seinem so genannten Selbst-Test „Wie gesund ist Ihre Prostata“ darauf hin, dass dieser Test keinen Besuch beim Arzt ersetzt. Sicher aus gutem Grund: Denn schon Ende 2004 hatte in einem ähnlich anmutenden Fall der Bundesverband der Verbraucherzentralen Strafanzeige gegen Wunderheiler erstattet, die unter den fiktiven Namen „Dr. Zimmermann“ und „Dr. Weissenberg“ deutschlandweit per Brief Werbung für Wunderpräparate aus dem Versand machten, die angeblich vor Prostatabeschwerden schützen sollten. In den damaligen Werbeschreiben wurden Männer nicht nur in unverantwortlicher Weise dazu aufgefordert, einzig den angepriesenen Wundermitteln zu vertrauen, sondern sie wurden eindringlich vor der Konsultation von Schulmedizinern gewarnt.

Weitere Informationen:
DGU/ BDU- Pressestelle

Bettina-C. Wahlers
Sabine M. Glimm
Stremelkamp 17
21149 Hamburg
Tel.: 040 – 79 14 05 60
Mobil: 0170 – 48 27 28 7
E-Mail: info@wahlers-pr.de
Internet: www.urologenportal.de

Weitere Informationen:
http://www.urologenportal.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Wasser mit ultravioletten LEDs umweltfreundlich reinigen

Gesine Wiemer, Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Eine kostengünstige und sichere Methode, Trinkwasser lokal zu entkeimen, könnte den Zugang zu sauberem Trinkwasser in vielen Regionen der Welt erleichtern. Eine Forschergruppe am Ferdinand-Braun-Institut und der TU Berlin arbeitet daran, Wasser umweltfreundlicher und unkomplizierter als bisher mit ultravioletten Leuchtdioden (UV-LEDs) zu desinfizieren. Die Bestrahlung mit UV-Licht zerstört das Erbgut von Bakterien, Viren und Sporen und verhindert dadurch die Vermehrung der Organismen. Nach Untersuchungen an stehendem Wasser waren nun erste Tests mit langsam fließendem Wasser erfolgreich.
Das UV-Licht wird mit halbleiterbasierten InAlGaN-Leuchtdioden erzeugt. Durch die Legierung von Galliumnitrid (GaN) mit Aluminiumnitrid (AlN) lassen sich deren Emissionswellenlängen bis in den fernen UV-Bereich verschieben. So kann die Emissionswellenlänge an die verschieden Zielorganismen angepasst werden.
Insbesondere Licht im Wellenlängenbereich zwischen 200 und 300 Nanometern (nm) mit einem ausgeprägten Maximum bei circa 265 nm eignet sich dafür. Die optimale Wellenlänge kann je nach Mikroorganismus leicht variieren. Für erste statische Desinfektionstests haben die Wissenschaftler ein UV-LED-Modul mit einer Emissionswellenlänge von 268 nm entwickelt. Deionisiertes Wasser, Leitungs- und geklärtes Abwasser wurde mit Sporen des Bakteriums Bacillus Subtilis versetzt und mit unterschiedlichen UV-C-Lichtdosen bestrahlt. Die anschließende Untersuchung zeigte, dass die Bacillus-Subtilis-Sporen mit UV-C-LEDs mindestens so effizient deaktiviert werden wie mit herkömmlichen Niederdruck-Quecksilberdampflampen.
Das kompaktere Modul der zweiten Generation nutzt UV-LEDs mit einer Emissionswellenlänge bei 282 nm, die konzentrisch angeordnet sind. Zusätzlich ist es mit einem Durchflussaufsatz ausgestattet, einem UV-reflektierenden Aluminiumblock, in den schneckenförmig Wasserkanäle eingefräst sind. Nach einer UV-Bestrahlungsdosis von 400 J/m², das entspricht einer Zeit von knapp fünf Minuten, wurde damit die für die Wasserentkeimung erforderliche Reduktion der Sporenanzahl um vier Größenordnungen erreicht. Die Durchflusstests zeigten, dass die Inaktivierung der Bacillus-Subtilis-Sporen etwas geringer ist als bei den statischen Tests. Dennoch konnte die erforderliche Reduktion der Sporen um drei Größenordnungen bei Durchflussraten von knapp 11 ml/min. erreicht werden. Die generelle Eignung von UV-C-LEDs im Bereich der Wasserdesinfektion wurde somit für kleine Wassermengen nachgewiesen.
Die Wissenschaftler arbeiten nun daran, die Leistungen und die Effizienzen der UV-LEDs zu steigern. Derzeit liegen die Effizienzen noch bei wenigen Prozent und die Ausgangsleistungen im Milliwatt-Bereich. Gelingt dies, stünde künftig eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Quecksilberdampflampen zur Verfügung. UV-LEDs benötigen keine Aufwärmphase, sind langlebig, sehr kompakt und nicht giftig. Sie können außerdem mit geringen Gleichspannungen betrieben werden, sodass sie ohne größeren Aufwand in autarken, solarbetriebenen Anlagen einsetzbar sind. Damit wären komplett neue Lösungen zur Trinkwasserentkeimung möglich, die sowohl in Flugzeugen zur mobilen Wasseraufbereitung eingesetzt werden könnten, als auch in Regionen, die bislang von der Versorgung mit sauberem Wasser abgeschnitten sind.

Kontakt
Petra Immerz
Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik
Gustav-Kirchhoff-Straße 4, 12489 Berlin
Tel.: (030) 6392-2626
immerz@fbh-berlin.de

Weitere Informationen:
http://www.fbh-berlin.de

Diese Arbeit erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzentrum Wasser Berlin und wurde von der Europäischen Union im Rahmen des FP6 TECHNEAU Projekt und Veolia Water unterstützt.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Vorgesetzte können Burnout am Arbeitsplatz deutlich reduzieren

Ute Friedrich, Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

Bertelsmann Stiftung: Sozial unterstützendes Verhalten gehört zu moderner Personalpolitik
Wenn Führungskräfte ihre Mitarbeiter bei der Arbeit sozial unterstützen, sinkt das Burnout-Risiko in den Unternehmen erheblich. Beenden oder unterbrechen die Vorgesetzten ihre Unterstützung jedoch, steigen die durch Burnout bedingten Ausfälle in der Belegschaft schnell wieder auf den vorherigen Stand.

Dies zeigt erstmals eine Langzeitstudie des schweizer Instituts „sciencetransfer“ in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung. Bereits eine um 20 Prozent intensivere Unterstützung seitens der Führungskräfte führt zu 10 Prozent weniger Burnout bedingten Erkrankungen. Ein derartiger Wert gilt arbeitsmedizinisch als deutliche Verbesserung.

Die Unterstützung könne einerseits instrumentell durch Arbeitsmittel, Tipps und Arbeitsentlastung, andererseits emotional durch Zuspruch, Trost, Motivation und Zuhören erfolgen, wie die Wissenschaftler des Instituts feststellten. Daher müsse sozial unterstützendes Verhalten zu einer ständigen Führungsaufgabe werden.

In Deutschland entstehen durch arbeitsbedingte psychische Belastungen, nach einer 2009 erstellten Studie der Betriebskrankenkassen, volkswirtschaftliche Kosten in Höhe von 6,3 Mrd. Euro. Dabei entfallen etwa 3 Mrd. Euro auf die Krankheitsbehandlung und 3,3 Mrd. Euro auf den Produk-tionsausfall. Die Verringerung der durch Burnout bedingten Erkrankungen um 10 Prozent könnte demnach zu Einsparungen von mehreren Hundert Millionen Euro jährlich führen.

Das vom BKK Bundesverband und der Bertelsmann Stiftung gegründete Unternehmensnetzwerk „Enterprise for Health“, forderte jetzt in Berlin anlässlich seines 10jährigen Bestehens eine Neuausrichtung des betrieblichen Personalmanagements: „Das sozial unterstützende Verhalten von Vorgesetzten muss zum festen Teil einer modernen Personalpolitik werden. Wer qualifizierte Fachkräfte halten und den wirtschaftlichen Erfolg seines Unternehmens sichern will, wird die Burnout-Raten im Betrieb deutlich senken müssen,“ sagte Projektmanager Detlef Hollmann von der Bertelsmann Stiftung.

Die Messungen zur Studie wurden in den Jahren 2006 bis 2009 jährlich mit 120 Teilnehmern durchgeführt. Jede Befragung umfasste mehr als 250 Fragen zu 20 Gesundheitsaspekten. Die Teilnehmer waren durchschnittlich 39 Jahre alt, davon 67 Prozent männlich. Die Stärke von arbeitsbezogenem Burnout, wurde mit dem „Copenhagen Burnout Inventory“ ermittelt.

Die schweizer Wissenschaftler bewerten soziale Unterstützung als gesundheitswirksame und erlernbare Führungsmethode für Vorgesetzte. Sie reduziert Belastungen der Mitarbeiter und beugt damit Arbeitsausfällen vor.

Rückfragen an:
Detlef Hollmann, Bertelsmann Stiftung
Tel.: 0 5241 / 81-81 520 / Handy Nr. 0172 173 16 31
E-Mail: detlef.hollmann@bertelsmann-stiftung.de
Dr. Dirk Hanebuth, sciencetransfer GmbH, Zürich,
Tel: 0041 78 78 40 800

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Nomadenvolk verblüfft mit Gesundheit trotz Mangelernährung

Stephan Laudien, Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Ernährungswissenschaftlerin von der Universität Jena untersucht Ernährungsgewohnheiten der Massai
Jena 

Der menschliche Körper ist ein wahres Wunderwerk. Neue Belege dafür hat Nadja Knoll beim Hirtenvolk der Massai im ostafrikanischen Kenia gefunden. Für ihre Diplomarbeit untersuchte die Ernährungswissenschaftlerin von der Friedrich-Schiller-Universität Jena die Ernährungsgewohnheiten eines nomadisch lebenden Stammes im Kajiado-District. Die verblüffende Erkenntnis der Feldstudie: Obwohl sich die Massai einseitig und mangelhaft ernähren, sind sie erstaunlich gesund.

Untersuchungen des Blutes haben gezeigt, dass sich in den Erythrozyten-Membranen, den „Zellwänden“ der roten Blutkörperchen, gesunde Omega-3-Fettsäuren finden, obwohl sie nicht über die Nahrung aufgenommen wurden. „Diese Ergebnisse haben uns überrascht. Sie beweisen die enorme Anpassungsfähigkeit des menschlichen Organismus“, sagt Prof. Dr. Gerhard Jahreis vom Lehrstuhl für Ernährungsphysiologie, unter dessen Leitung die Studie durchgeführt wurde.

Die Feldarbeit in Afrika brachte noch eine neue Erkenntnis: Nadja Knolls Studie belegt, dass die tradierten Erzählmuster über die Ernährungsgewohnheiten der Massai nicht zutreffen. Afrika-Reisende wie Gustav Adolf Fischer (1848-1886) und der Brite Joseph Thomson (1858-1895) haben das Bild von den blutrünstigen Massai verbreitet. Ihren Berichten zufolge ernährte sich das Hirtenvolk vorrangig von Fleisch, Milch und Blut. Besonders hoch sollte der Anteil von fermentierter Milch sein, einer Art Joghurt. Nadja Knolls Ergebnisse sprechen da eine andere Sprache. Die Wissenschaftlerin von der Jenaer Universität fand heraus, dass die Massai zum Frühstück stark gesüßten Milchtee zu sich nehmen. Einige Massai verzehren vormittags „Porridge“, einen flüssigen Brei aus Maismehl, Wasser, etwas Milch und Zucker. Zum Mittag gibt es meistens Milch und „Ugali“, eine Art Polenta, die aus Maisgrieß und Wasser zubereitet wird. „Das Abendessen gleicht dem Mittag“, sagt Knoll. Die Wissenschaftlerin von der Jenaer Universität verweist darauf, ihre Feldstudie am Ende der Trockenzeit erstellt zu haben. In der – deutlich kürzeren – Regenzeit können die Ergebnisse etwas anders ausfallen. Geben die Tiere der Massai doch in der Regenzeit mehr Milch. Diese wird dann in Flaschenkürbissen fermentiert, so dass ein joghurtähnliches Getränk entsteht, das möglicherweise probiotische Eigenschaften aufweist.

Fest steht, dass Fleisch selten auf dem Speisezettel der Nomaden steht. Der Anteil pflanzlicher Nahrung liegt deutlich über 50 Prozent. Bevorzugt wird das Fleisch von Schafen oder Ziegen gegessen, während die traditionellen Zebu-Rinder nur selten verzehrt werden. „Ein Rind schlachten die Massai höchstens zu rituellen Feiern“, sagt Knoll.

Ihre Studie hat Nadja Knoll gemeinsam mit Fachkollegen der kenianischen Jomo Kenyatta University of Agriculture and Technology von Juja/Nairobi erstellt. Bevor die Feldforschung beginnen konnte, musste eine Ethikkommission das Vorhaben genehmigen. Angesichts einer hohen HIV-Rate im Land wurden besonders die geplanten Blutproben genau hinterfragt.

Der Ergebnisse der Jenaer Ernährungswissenschaftlerin sollen in einem internationalen, renommierten Fachjournal veröffentlicht werden.

Kontakt:
Diplom-Ernährungswissenschaftlerin Nadja Knoll
Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dornburger Straße 24, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949610
E-Mail: nadja_knoll@gmx.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Vulkanasche bringt Algen im Ozean zum Blühen

Birgit Kruse, Pressestelle
Universität Hamburg

Wissenschaftler der Universität Hamburg belegen erstmals ozeanische Eisendüngung durch Vulkanasche

Welche Wirkung haben Vulkanausbrüche auf unser Klima? Bisher gingen Wissenschaftler/innen davon aus, dass Eruptionen mit hohem Schwefeldioxid-Anteil, die sehr weit in die Höhe reichen, die Bildung von Aerosolen hervorrufen. Diese Aerosolwolken können die Erde kühlen. Eine andere Wirkung – das Düngen von Ozeanalgen – haben jetzt Forscher/innen des Exzellenzclusters „Integrated Climate Analysis and Prediction“ (CliSAP) der Universität Hamburg untersucht. Erste Ergebnisse erscheinen in den Fachmagazinen „Atmospheric Chemistry and Physics“ und „Journal of Geophysical Research“.
„In weiten Teilen des Ozeans ist das Algenwachstum unter anderem durch das Fehlen von Eisen limitiert. Eisensalze in der Vulkanasche könnten das Plankton zum Blühen bringen – und dabei größere Mengen CO2 binden“, so Dr.
Bärbel Langmann, Institut für Geophysik. Die Algen nehmen das Treibhausgas in ihren Stoffwechsel auf und entfernen es so aus der Atmosphäre.

Tatsächlich wiesen Dr. Langmann, Dr. Klemen Zakšek und Prof. Dr. Matthias Hort vom Institut für Geophysik nach, dass das Phänomen einer massiven Algenblüte im Golf von Alaska 2008 mit dem Ausbruch des Vulkans Kasatochi in Verbindung stand. In nicht einmal 24 Stunden blies der Vulkan damals bis zu 600 Megatonnen Asche in die Luft. Rechnerisch reicht diese Eisenmenge aus, um für die beobachtete Algenblüte verantwortlich zu sein – zumal die Aschesäule bis zu 15 Kilometer in die Höhe reichte, was den Ferntransport begünstigte.

Zum Vergleich: der isländische Eyjafjallajökull spuckt zwar bereits seit einem Monat Asche; die Menge pro Zeiteinheit beträgt jedoch weniger als ein Zehntel. Interessant für die Klimaforscher ist auch, dass eine Mess-Boje vor Alaska 2008 in der Tat eine Abnahme des Treibhausgases Kohlendioxid im Meerwasser registrierte.

Eine Modellstudie der Wissenschaftler/innen der Universität Hamburg zeigt, welchen Weg die Asche damals in der Atmosphäre nahm: „Mehr als 90 % der Asche war nach wenigen Tagen bedingt durch die Schwerkraft in den Ozean gefallen. Unsere Analyse zeigt, dass diese Aschemenge und das mitgeführte Eisen ausreichten, um selbst nach dem langen Weg über den Ozean noch einen Dünge-Effekt hervorzurufen“, erklärt Dr. Langmann.

Inwieweit ein erhöhter Ausstoß von Vulkanasche das Klima allgemein beeinflussen könnte, sollen weitere Untersuchungen an der Universität Hamburg zeigen. Zentrale Fragestellungen dabei sind: Wie hoch genau sind die Eisenmengen, die die Asche mit sich führt? Gibt es Bedingungen, die die Bildung von wasserlöslichen Eisensalzen bei einem Vulkanausbruch begünstigen? Gleichzeitig helfen Computer gestützte Klimamodelle, die bisherigen Ergebnisse mit weiteren Faktoren zu verknüpfen. So stehen im Winter zum Beispiel tendenziell mehr Nährstoffe, aber weniger Sonnenlicht zur Verfügung – eine „Düngung“ in dieser Situation brächte keinerlei Klimaeffekt.

Mehr Informationen in:
„Volcanic ash as fertilizer for the surface ocean“, B. Langmann, K. Zaksek, M. Hort and S. Duggen, erschienen in Atmospheric Chemistry and Physics:
http://www.atmos-chem-phys.net/10/3891/2010/acp-10-3891-2010.pdf
„Atmospheric distribution and removal of volcanic ash after the eruption of Kasatochi volcano: A regional model study“, Journal of Geophysical Research:
http://www.agu.org/journals/jd/papersinpress.shtml#id2009JD013298 (in press, accepted 18 March 2010)

Für Rückfragen:

Universität Hamburg
KlimaCampus / CliSAP
Ute Kreis
Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 040/ 42838 – 4523
E-Mail: ute.kreis@zmaw.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Internetmüll, Spams und Werbeanrufe – wer schützt vor digitaler Belästigung?

Sabine Laartz, Pressestelle
Hochschule Pforzheim

E-Mail-Fächer, die überlaufen, unliebsame Werbeanrufe oder die Gefahr, dass Gesprächsinhalte beim Telefonieren nicht geheim bleiben – das Internet bietet etliche Fallstricke. Gegen diesen „digitalen Müll“ werden in einem Forschungsprojekt an der Hochschule Pforzheim Schutzmechanismen entwickelt. Mit Hilfe der im Projekt SECURITAS erarbeiteten Programme kann die Sicherheit bei der Internettelefonie deutlich gesteigert, der E-Mail-Verkehr von überflüssigen Spams befreit und Werbeanrufe rausgefiltert werden.
„Ein kleines kostenfreies Computerprogramm reicht, um die Telefonleitungen eines Unternehmens stillzulegen“, konkretisiert Frank Niemann die Gefahr aus dem weltweiten Netz. Der Professor im Pforzheimer Studiengang Elektro- und Informationstechnik forscht zusammen mit seinen Mitarbeitern seit knapp zwei Jahren an wirksamen Schutzmaßnahmen. Über ein kleines Fenster im PC lassen sich alle Telefonnummern eines Unternehmens ansteuern und – wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen worden sind – die Telefone über Stunden lahmlegen. „Die Internettelefonie (Voice over IP/ VoIP) macht diese Angriffe erst möglich.“ Im September 2009 klingelten beispielsweise nachts bei VoIP-Nutzern die Telefone im Stundentakt. Vermutlicher Sinn der Attacke: kostenpflichtige Rückanrufe zu provozieren. „Noch treten diese Spam via Internet-Telefonie (SPIT) nur vereinzelt auf, doch mit Zunahme der VoIP-Nutzer wird es vermutlich einen ähnlichen Anstieg geben, wie bei den Spam E-Mails“, befürchtet Dr. Niemann. Das Team erarbeitete einen mehrstufigen lernenden Filter, der diese Anrufe wirksam in Schach hält.

Über das hauptsächlich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Projekt haben die fünf Mitarbeiter ein umfangreiches Sicherheitsprogramm entwickelt. Ausgangspunkt der Arbeit war die Intention, die Sicherheit bei der Internettelefonie für mittelständige Unternehmen zu erhöhen. Telefone und Computer „hängen“ bei VoIP an einer Leitung. Sind die Geräte alle von einem Hersteller greife in der Regel die Sicherheitssoftware. „Kompliziert wird es bei mehreren Herstellern“, kommentiert der Pforzheimer Professor. Paralleles Mithören, die Kontrolle der Verbindungsdaten oder Mitschnitte können möglich werden. In enger Kooperation mit dem Hochschulinformationszentrum wurden die Übermittlungsmöglichkeiten kontrolliert und ein Best-Practice-Beispiel für mittelständische Unternehmen erarbeitet, das diese Gefahren minimiert. In den kommenden Monaten soll zusätzlich noch eine Art „Frühwarnsystem“ aufgebaut werden, das meldet, wenn die Sicherheitseinstellungen nicht mehr korrekt sind.

Parallel zu dem ersten Forschungsansatz arbeitete die Gruppe mit der Pforzheimer Drachenfels GmbH an einem wirksamen Schutz vor Werbemails. Weit über 85 Prozent des täglichen Mailverkehrs ist Werbung. „Diese Mails blockieren Serverkapazitäten, kosten Geld und Arbeitszeit“, erklärt Frank Niemann. Mit Hilfe einer mehrstufigen Prüfung, die von dem Team in enger Zusammenarbeit mit dem Projektpartner Drachenfels ausgearbeitet wurde, ist ein wirksamer Schutz vor diesem „digitalen Müll“ möglich. Ein großer deutscher Internetpovider nutzt inzwischen diesen neu entwickelten Spamschutz.

Das Forschungsprojekt an der Pforzheimer Hochschule, das noch bis Mai 2011 läuft, erarbeitete umfangreiche Sicherheitssoftware, die sowohl im Bereich Internettelefonie als auch beim Spam- und Spitter-Schutz wirksame Fortschritte aufweist. „Die Akzeptanz unserer Arbeit ist groß“, so Professor Niemann. Eingebunden in das erfolgreiche Team wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche studentische Projekt- und Abschlussarbeiten. „Wir fördern mit Hilfe des Projektes den Ingenieursnachwuchs“. Insgesamt wurden knapp 40 Arbeiten im Rahmen von SECURITAS vom wissenschaftlichen Nachwuchs verfasst.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Übergewicht führt zu Bluthochdruck; Gewichtsverlust kann den Blutdruck normalisieren

Joachim Leiblein, Geschäftsstelle
Deutsche Hochdruckliga

Der Welt Hypertonie Tag macht auf Bluthochdruck, seine Folgen sowie Möglichkeiten zur Prävention aufmerksam und unterstreicht in diesem Jahr den Risikofaktor Übergewicht.

Bluthochdruck (Hypertonie) ist eine Volkskrankheit, ca. 35 Millionen Menschen in Deutschland haben einen zu hohen Blutdruck.

Bestimmte Risikofaktoren der Hypertonie sind bekannt und können gut beeinflusst werden. Dazu gehört vor allem das Übergewicht – in den Industrienationen ein »gewichtiges« Problem: Die Deutschen bringen im Ländervergleich sogar am meisten auf die Waage. Erst kürzlich zeigte die internationale IASO-Erhebung , dass in Deutschland 75% der Männer und 59% der Frauen übergewichtig sind. Die Folgen von Bluthochdruck sind gravierend, denn die Erkrankung geht mit einem deutlich erhöhten Risiko einher, ernste kardiovaskuläre Krankheiten (Schlaganfall, Herzinfarkt, Nierenversagen, Gefäßschäden) zu erleiden, insbesondere wenn der Bluthochdruck nicht erkannt und behandelt wird.

Abnehmen bei Übergewicht ist eine effiziente Maßnahme zur Vorbeugung von Bluthochdruck wie auch zur Therapie. Bei weniger Übergewicht wirken auch die Blutdruckmedikamente besser. Bei Erreichen des Normalgewichts normalisiert sich häufig auch der Blutdruck.
Der Welt Hypertonie Tag 2010 möchte auf den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Bluthochdruck aufmerksam machen sowie das generelle Bewusstsein für die Erkrankung Bluthochdruck schärfen. Er möchte Übergewichtige motivieren, abzunehmen und so ihren Gefäßen den Druck zu nehmen, denn: »Zuviel Gewicht erhöht den Blutdruck!«

Helfen Sie uns, die wichtige Präventionsbotschaft des Welt Hypertonie Tages publik zu machen. Sollten Sie noch weitere Informationen oder einen Interviewpartner benötigen, wenden Sie sich bitte an:

Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL®
Deutsche Hypertonie Gesellschaft
Berliner Str. 46
69120 Heidelberg
Tel. 06221/ 58855-0
Fax 06221/ 58855-25
hochdruckliga@t-online.de

Weitere Informationen:
http://www.hochliga.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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„Traum-Flanke für den Umweltschutz“: Frauen-Fußball-WM 2011 wird klimafair

Franz-Georg Elpers, Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Organisationskomitee beruft Umweltbeirat – Zwanziger: „Gesellschaftliche Verantwortung für Umwelt kompetent und glaubwürdig wahrnehmen“
Frankfurt/Osnabrück. Die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011 wird klimafair – sie soll ohne negative Folgen für das Klima bleiben. In Fortsetzung von „Green Goal 2006″, dem Umwelt-Programm zur Fußball-WM 2006 der Männer, hat das Organisationskomitee (OK) gemeinsam mit dem Öko-Institut und gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein entsprechendes Umwelt-Konzept entwickelt und am Dienstag in Frankfurt präsentiert. „Bei der Frauen-Weltmeisterschaft 2011 blickt wieder die ganze Welt auf Deutschland. Da möchten wir natürlich auch beim Umweltschutz vorbildlich sein“, sagt OK-Präsidentin Steffi Jones.

Eine erste Kalkulation des Öko-Instituts geht davon aus, dass anlässlich der Frauen-WM rund 40.000 Tonnen des klimaschädigenden Kohlendioxids im In- und Ausland zusätzlich freigesetzt werden. Auf dieser Basis rechnet das OK derzeit mit Kosten von rund 800.000 Euro für Ausgleichsmaßnahmen zum Kohlendioxid-Ausstoß im Rahmen der Umsetzung des Umweltkonzepts.

„Green Goal 2011″ bezieht sich auf die fünf Kernbereiche Wasser, Abfall, Catering, Energie und Mobilität. So soll die benötigte Energie in den Stadien und der Verwaltung aus erneuerbaren Quellen und damit umweltverträglich hergestellt werden. Durch den vermehrten Einsatz verpackungsfreier Systeme sollen Abfallmengen verringert werden. Im Bereich Mobilität soll zudem unnötiges Verkehrsaufkommen vermieden, sollen möglichst öffentliche Verkehrsmittel genutzt werden. So beinhalten alle Eintrittskarten zur WM das ÖPNV-Ticket am Spieltag.

Begleitet wird „Green Goal 2011″ durch einen hochkarätig besetzten Umweltbeirat, der auch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) in allgemeinen Fragen des Umweltschutzes beraten soll. „Der Umweltbeirat steht nicht nur für die Seriosität und größtmögliche Effektivität unseres Umweltprogramms zur Frauen-WM 2011. Dieses Gremium wird uns über diese konkrete Aufgabenstellung hinaus auch helfen und unterstützen, unsere gesellschaftliche Verantwortung für die Umwelt kompetent und glaubwürdig wahrzunehmen“, stellt DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger grundsätzlich fest.

Mitglieder des Umweltbeirates sind Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen, Prof. Dr. Klaus Töpfer, der ehemalige Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), Claudia Roth, Bundesvorsitzende von BÜNDNIS 90 / Die Grünen, Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Dr. Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Eberhard Brandes, Geschäftsführer des WWF Deutschland sowie DFB-Vizepräsident Rolf Hocke.

DBU-Generalsekretär Brickwedde brachte seine Freude zum Ausdruck, dass durch die Weiterentwicklung des „Green-Goal-Gedankens“ die Leitidee von Sport und Nachhaltigkeit fester in der Gesellschaft verankert werde. Das Ziel, Kommunen, Sponsoren sowie prominente Sportler und einen hochkarätig besetzten Umweltbeirat aus der Mitte der Gesellschaft frühzeitig in die Kommunikationsstrategie für eine umweltverträgliche Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft einzubinden, beinhalte erneut die Chance, „als Blaupause für internationale Sportveranstaltungen zu dienen“, sagte Brickwedde in Anspielung auf die DBU-Förderung des „Green-Goal-Konzeptes“ bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Männer 2006 in Deutschland: „Wir haben damals mitgeholfen, dass auch der Umweltschutz hier im Land als Teil des Sommermärchens einen klaren Heimsieg verbuchen konnte. Wenn jetzt vom Welt-Fußballverband ab 2018 Umweltschutzkriterien offiziell und formal als Bestandteil der Bewerbungsverfahren festgelegt wurden, haben wir dem Umweltschutz auch international für Großveranstaltungen dieser Art eine traumhafte Flanke gegeben.“

Weitere Informationen:
http://www.dbu.de/123artikel30202_335.html

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Dem Geheimnis der Akupunktur auf der Spur

Pressesprecher Florian Schneider, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Röntgengesellschaft e.V.

Essener Neuroradiologen weisen die Wirkung der Nadelstiche auf die Schmerzwahrnehmung nach
Neuroradiologen an der Uniklinik Essen ist es gelungen, der schmerzlindernden Wirkung der Akupunktur einen Schritt näher zu kommen. In der Versuchsreihe wurden 18 Probanden ein elektrisch hervorgerufener Schmerz zugefügt und die Aktivitäten in den für die Schmerzverarbeitung zuständigen Hirnarealen gemessen. Anschließend wurden die Probanden an klassischen Punkten akupunktiert und erneut dem Schmerzreiz ausgesetzt. Der Vergleich beider Messungen zeigt: Nachdem in der ersten Sitzung die schmerzverarbeitenden Hirnregionen eine hohe Aktivität aufgewiesen hatten, konnte diese Aktivität unter der Akupunktur-Anwendung nicht nachgewiesen werden.
„Was uns in dieser Studie interessierte, war die Schmerzmodulation. Das heißt die Frage, wie der Schmerz, der unseren Probanden am Fußknöchel zugefügt wurde, im Gehirn verarbeitet wird. Und hier zeigt sich: Schmerz ist nicht gleich Schmerz. Der objektiv in beiden Untersuchungsreihen gleich starke Schmerzreiz eines Stromstoßes wurde von den Probanden unterschiedlich aufgenommen. Und zwar abhängig davon, ob sie akupunktiert wurden oder nicht“, erklärt Frau Nina Theysohn, Assistenzärztin der Neuroradiologie an der Uniklinik Essen, die die Studie auf dem 91. Deutschen Röntgenkongress in Berlin vorstellen wird.
Das Messverfahren mit dem die Essener Gruppe dabei arbeitet, ist die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT). Bei dieser Bildgebung wird das Gehirn in Schichtbildern dargestellt und zugleich werden Stoffwechselvorgänge – gemessen am unterschiedlichen Sauerstoffgehalt im Blut – sichtbar gemacht. In der Überlagerung beider Bildinformationen entsteht eine Landkarte, die Hirnareal und Hirnaktivität gleichermaßen aufs Bild bringt. Von außen gesteuerte Reize, wie in diesem Fall der Stromstoß, können in ihrer Wirkung beobachtet werden.
Worin aber liegt der Einfluss der Akupunktur auf die Schmerzverarbeitung? „Das wissen wir noch nicht“, sagt Frau Theysohn und ergänzt: „Ob und wie die Akupunktur eine neurobiologische Wirkung auf das Gehirn entfaltet und welche Rolle der Placebo-Effekt einnimmt, wird Gegenstand weiterer Untersuchungen sein. Was sich allerdings bereits abzeichnet ist dies: In jedem Fall scheint die Wirkung der Akupunktur mit steigender Schmerzintensität in den Hintergrund zu treten.“

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Ab sofort auf http://www.weisse-liste.de: Unabhängige Gesundheitsinformationen für Patienten und Verbraucher

Ute Friedrich, Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

Internetportal veröffentlicht geprüfte Informationen zu Erkrankungen und Behandlungen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen
Patienten und Verbraucher können sich ab sofort unter http://www.weisse-liste.de über den neuesten Stand des medizinischen Wissens informieren. Das Internetportal der Bertelsmann Stiftung und der Dachverbände der größten Patienten- und Verbraucherorganisationen veröffentlicht dazu die unabhängigen und geprüften Gesundheitsinformationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Die Weisse Liste ermöglicht seit Juni 2008 eine leicht verständliche und nutzerfreundliche Suche nach dem passenden Krankenhaus. Durch die Kooperation mit dem IQWiG finden Internetnutzer in dem Portal von nun an außerdem zu mehr als 500 Themen allgemeinverständliche Informationen über Erkrankungen, Behandlungen und Untersuchungen.

Die Artikel basieren auf dem aktuellen Forschungsstand und informieren darüber, was wissenschaftlich belegt ist – und was auf unsicheren Füßen steht. So geht es in aktuellen Informations-texten etwa um die Wirksamkeit von Massagen bei Kreuzschmerzen, um Behandlungsmethoden bei Krebserkrankungen oder darum, ob Vitamin C tatsächlich gesund hält. Zudem finden Nutzer im Portal Erfahrungsberichte anderer Patienten. Die Gesundheitsinformationen, die laufend aktualisiert und erweitert werden, sind in der Weissen Liste auf verschiedenen Wegen zugänglich. Für die Suche ist kein Fachwissen nötig. So können die Nutzer sowohl über die Eingabe eines Begriffs als auch über eine Körpernavigation suchen, bei der die Bereiche des menschlichen Körpers mit den entsprechenden Artikeln verlinkt sind.

Die intelligente Freitextsuche ermöglicht es, dass die richtigen Artikel sowohl mit fach- als auch mit alltagssprachlichen Begriffen gefunden werden. Außerdem werden die jeweils passenden Artikel angezeigt, wenn der Nutzer nach einem Krankenhaus für seinen Behandlungswunsch sucht. So wird etwa bei allen Operationen das Merkblatt zu „Schmerzen bei Operationen“ wie auch ein Er¬fahrungsbericht zur Angst in Bezug auf die Behandlung angezeigt. Die Einbindung der Informationen in die Weisse Liste erfolgt über eine Technik, die den Austausch mit allen Artikeln des Portals gesundheitsinformation.de des IQWiG ermöglicht.

Die Weisse Liste ist ein gemeinsames Projekt von Bertelsmann Stiftung, Bundesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE (BAG SELBSTHILFE), Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen, FORUM chronisch kranker und behinderter Menschen im PARITÄTISCHEN Gesamtverband, Sozialverband VdK Deutschland und Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Die Initiatoren wollen mit der Weissen Liste eine individuelle Entscheidungshilfe für Patienten und Angehörige zur Verfügung stellen und für mehr Transparenz im Gesundheitswesen sorgen. Das Portal konnte seit Veröffentlichung im Jahr 2008 schon mehr als 6 Millionen Besuche verzeichnen.

Das IQWiG wurde im Zuge der Gesundheitsreform des Jahres 2003 gegründet. Das Institut ist eine fachlich unabhängige wissenschaftliche Einrichtung der privaten und gemeinnützigen Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Sie verfolgt das Ziel, evidenzbasierte Entscheidungen in Gesundheitsfragen zu unterstützen. Mit der Veröffentlichung von gesundheitsinformation.de erfüllt das IQWiG einen Teil seines gesetzlichen Auftrags zur Aufklärung der Öffentlichkeit in gesundheitlichen Fragen.

Weitere Informationen finden sich unter: http://www.weisse-liste.de.

Prof. Dr. med. Peter Sawicki, Institutsleiter, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG):

„Menschen sind ständig gefordert, folgenreiche Entscheidungen in Sachen Gesundheit zu treffen – für sich selber und für ihre Familie. Dabei wissen viele nicht, wo sie neutrale Informationen finden können. Patientinnen und Patienten – ebenso wie Ärztinnen und Ärzte – brauchen einen leichten Zugang zu unabhängigen, auf wissenschaftlichen Beweisen beruhenden Gesundheitsinformationen. Wir freuen uns, dass unsere Informationen durch die Kooperation mit der Weissen Liste nun noch mehr Menschen erreichen. Und das gerade dann, wenn sie vor einer Entscheidung stehen.“

Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes e. V. (vzbv):

„Um fundierte Entscheidungen treffen zu können, benötigen Verbraucher aussagekräftige und vertrauenswürdige Informationen – besonders wenn es um ihre Gesundheit geht. Bisher gibt es nur sehr wenige unabhängige und verlässliche Angebote, mit deren Hilfe sich Patienten über den ak¬tuellen Stand des medizinischen Wissens informieren können. Hier schafft die Weisse Liste in Kooperation mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit einen echten Mehrwert für die Verbraucher.“

Prof. Dr. Raimund Geene, Mitglied im Vorstand der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e. V.:

„Besonders die Erfahrungen anderer Menschen können Patienten helfen, sich im Gesundheitswesen zu orientieren. Das ist ein Gedanke der Selbsthilfe, der auch hinter den Erfahrungsberichten steht, die die Weisse Liste nun mit Hilfe des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit anbietet. So erhalten die Nutzer verlässliche Informationen direkt von denjenigen, um die es bei Vorsorge, Be¬handlung und Rehabilitation geht: den Patienten selbst.“

Hannelore Loskill, stellvertretende Bundesvorsitzende, Bundesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE e. V. (BAG SELBSTHILFE):

„Menschen suchen nicht nur ein Krankenhaus oder einen Arzt für eine Behandlung, sie interessieren sich auch für den aktuellen Wissensstand zu Erkrankungen – oder eben zu Vorsorgemöglichkeiten. Deswegen ist es sinnvoll, die Informationen intelligent zu kombinieren und aus einer Hand anzubieten. So kann der Nutzer der Weissen Liste künftig nicht nur passende Ärzte bzw. Krankenhäuser finden, sondern auch verlässliche, verständliche und neutrale Gesundheitsinformationen.“

Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland e. V.:

„Es gibt heute eine Vielzahl von Gesundheitsinformationen im Internet. Es herrscht eine wahre Informationsflut, die von Vielen nicht mehr überblickt werden kann. Nicht immer können die Interessen eingeschätzt werden, die hinter einem Angebot stehen. Deswegen ist es so wichtig, dass Informationen von unabhängigen und vertrauenswürdigen Anbietern vermittelt werden.“

Dr. Brigitte Mohn, Mitglied des Vorstandes der Bertelsmann Stiftung:

„Aus den Rückmeldungen unserer Nutzer und aus Befragungen wissen wir, dass sich immer mehr Patienten aussagekräftige Informationen wünschen: zur Qualität der Gesundheitsanbieter und zu Erkrankungen und Behandlungen. Wir freuen uns, dass wir nun die geprüften und hochwertigen Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit in die Weisse Liste einbinden und damit den Nutzern einen zusätzlichen Service bieten können. So können wir unserem Ziel näher kommen, die Weisse Liste zu einer Erkennungsmarke für Transparenz im Gesundheitswesen auszubauen.“

Dr. Eberhard Jüttner, Verbandsvorsitzender, Der PARITÄTISCHE Gesamtverband e. V.:

„Mit der Weissen Liste wurde ein Internetportal geschaffen, das für mehr Transparenz im Gesundheitswesen sorgt. Durch die Veröffentlichung von Gesundheitsinformationen im Internet wird Wis¬sen für Patienten nutzbar, das früher nur medizinischen Fachberufen zur Verfügung stand. Wichtig ist, dass die Informationen verständlich aufbereitet werden. Und diesen Anspruch haben beide Kooperationspartner: die Weisse Liste und das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit.“

Rückfragen an:
Timo Thranberend, Bertelsmann Stiftung, Telefon: 0 52 41 / 81-81117, E-Mail: timo.thranberend@bertelsmann-stiftung.de

Hilda Bastian, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
Telefon: 0 221 / 356 85-0, E-Mail: info@iqwig.de

Weitere Informationen:
http://www.weisse-liste.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Vom Treibhausgas zum Wertstoff – Neue Perspektiven für die Nutzung von CO2

Franz-Georg Elpers, Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Der Mehrheit der Bevölkerung ist Kohlendioxid (CO2) bisher nur als klimaschädliches Treibhausgas bekannt. Dabei hat CO2 auch das Potenzial eines wertvollen Rohstoffs, der für vielfältige Anwendungen genutzt werden könnte. Welche ökologischen und ökonomischen Aspekte berücksichtigt werden müssen und auf welchem Stand Wissenschaft und Technik sind, soll auf der Konferenz „Neue Perspektiven für die Nutzung von CO2″, die mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) am 11. Juni 2010 in Berlin stattfindet, vorgestellt und diskutiert werden. Veranstalter der Tagung ist die BIOCOM Projektmanagement GmbH, Berlin.
Mit der Veranstaltung sollen Alternativen zur nachhaltigen Nutzung von CO2 aufgezeigt werden. Kohlenstoffdioxid, das bei der Verbrennung fossiler Energieträger durch Verkehr, Stromerzeugung, Heizung und industrielle Prozesse erzeugt wird, hat einen maßgeblichen Anteil an dem durch den Menschen verursachten Treibhauseffekt auf der Erde. Zudem ist es wegen der absehbaren Verknappung fossiler Energierohstoffe wie zum Beispiel Erdöl dringend notwendig, Lösungen zur Bereitstellung alternativer Kohlenstoffquellen zu entwickeln. Das Abfallprodukt CO2 könnte zukünftig einen wichtigen Rohstoff zum Aufbau komplexer energiereicher organischer Verbindungen darstellen.

Bei der Suche nach Möglichkeiten zur Fixierung und Nutzung von CO2 gewinnen vor allem biotechnologische und chemische Prozesse zunehmend Beachtung. Mit Hilfe von bakteriellen Mikroorganismen, Algen oder chemisch-katalytischen Synthesereaktionen soll CO2 als Rohstoff eingesetzt und durch Umwandlung in wertvolle Ausgangssubstanzen sinnvoll für die Wertschöpfung genutzt werden.

Thematisiert werden alle Schritte entlang der Wertschöpfungskette, von der Forschung im akademischen Bereich über die frühe Entwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen bis hin zu den Anwenderbranchen und dem dort notwendigen großtechnischen Einsatz der Verfahren sowie rechtliche und ökologische Rahmenbedingungen. Vorgesehen ist ein stark interdisziplinäres Konferenzprogramm mit Vertretern aus Energiewirtschaft, Anlagenbau und Biotechnologie sowie aus Politik und Umweltverbänden. Referenten sind u.a. Prof. Hartmut Graßl (MPI für Meteorologie), Prof. Manfred Fischedick (Wuppertal Institut), Prof. Walter Leitner (RWTH Aachen), Prof. Laurenz Thomsen (Jacobs University Bremen), Prof. Walter Trösch (Fraunhofer IGB) und Dr. Thomas Haas (Evonik Industries).

Die Veranstaltung bildet den Auftakt für eine Konferenzreihe, mit der die technologisch-ökonomische Entwicklung zur Abscheidung und Nutzung von CO2 über die nächsten Jahre begleitet und im Spiegel der öffentlichen Wahrnehmung kritisch reflektiert werden soll.

Das detaillierte Veranstaltungsprogramm sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie unter http://www.biocom.de/events.
Weitere Auskünfte erteilt Ihnen gern:
Sabine Kuske, BIOCOM Projektmanagement GmbH

Ort: Umspannwerk Kreuzberg, 
Paul-Lincke-Ufer 20-22,
10999 Berlin
Zeit: 11. Juni 2010, 9.15 – 16.45 Uhr

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Entscheidender Schritt des Spinnvorgangs aufgeklärt: Wie spinnt die Spinne?

Christian Wißler, Forschungsmarketing
Universität Bayreuth

Fünfmal so reißfest wie Stahl und dreimal so fest wie die derzeit besten synthetischen Fasern: Spinnenseide ist ein faszinierendes Material. Doch niemand kann bisher die Super-Fäden technisch herstellen. Wie schafft es die Spinne, aus den im Inneren der Spinndrüse gespeicherten Spinnenseidenproteinen in Sekundenbruchteilen lange, hochstabile und elastische Fäden zu ziehen? Diesem Geheimnis sind Wissenschaftler der Universität Bayreuth (UBT) und der Technischen Universität München (TUM) nun auf die Spur gekommen. In der aktuellen Ausgabe des renommierten Wissenschaftsjournals Nature stellen sie ihre Ergebnisse vor.
„Die hohe Elastizität und extreme Reißfestigkeit der natürlichen Spinnenseide erreichen selbst Fasern aus reinem Spinnenseiden-Protein bisher nicht,“ sagt Professor Horst Kessler, Carl-von-Linde-Professor am Institute for Advanced Study der TU München (TUM-IAS). Daher ist eine Schlüsselfrage bei der künstlichen Herstellung stabiler Spinnenseide-Fäden: Wie schafft es die Spinne, das Rohmaterial in der Spinndrüse in hoher Konzentration bereit zu halten und bei Bedarf in Bruchteilen einer Sekunde daraus einen reißfesten Faden zu ziehen? Professor Thomas Scheibel, Inhaber des Lehrstuhls Biomaterialien der Universität Bayreuth, bis 2007 an der TU München tätig, ist dem Geheimnis der Spinnenseiden seit einigen Jahren auf der Spur.

Spinnenfäden bestehen aus Eiweißmolekülen, langen Ketten, die aus Tausenden von Aminosäure-Bausteinen aufgebaut sind. Röntgenstreuungsexperimente zeigen, dass sich im fertigen Faden Bereiche befinden, in denen mehrere Eiweißketten über stabile physikalische Bindungen miteinander vernetzt sind. Sie bewirken die Stabilität. Dazwischen befinden sich unvernetzte Bereiche, sie sind für die hohe Elastizität verantwortlich. In der Spinndrüse herrschen ganz andere Verhältnisse: In einer wässrigen Umgebung lagern hier die Seiden-Proteine in hoher Konzentration und warten auf ihren Einsatz. Die für die festen Quervernetzungen verantwortlichen Bereiche dürfen sich dabei nicht zu nahe kommen, da sonst die Eiweiße augenblicklich verklumpen würden. Es musste also eine Art Speicherform dieser Moleküle geben.

Die sonst so erfolgreiche Röntgenstrukturanalyse konnte zur Aufklärung nichts beitragen, da sie nur Kristalle analysieren kann. Bis zu dem Moment, an dem der feste Faden entsteht, spielt sich jedoch alles in Lösung ab. Die Untersuchungsmethode der Wahl war daher die Kernmagnetische Resonanz-Spektroskopie (NMR). An den Geräten des Bayerischen NMR-Zentrums gelang es dem Biochemiker Franz Hagn aus der Arbeitsgruppe von Horst Kessler, die Struktur eines Regulationselements aufzuklären, das für die Bildung des festen Fadens verantwortlich ist. Zusammen mit Lukas Eisoldt und John Hardy aus der Gruppe von Thomas Scheibel konnte darüber hinaus die Wirkungsweise dieses Regulationselements aufgeklärt werden.

„Unter den Speicherbedingungen in der Spinndrüse sind immer zwei dieser Regulationsbereiche so miteinander verknüpft, dass die quervernetzenden Bereiche beider Ketten nicht parallel zueinander liegen können,“ erläutert Thomas Scheibel die Ergebnisse. „Die Vernetzung ist damit wirkungsvoll unterbunden.“ Die Eiweißketten lagern sich dann so zusammen, dass polare Bereiche außen sind und die Wasser abweisenden Teile der Kette innen. Dies stellt die gute Löslichkeit in der wässrigen Umgebung sicher.

Gelangen die so geschützten Proteine in den Spinnkanal, finden sie dort eine völlig andere Salzkonzentration und -zusammensetzung vor. Die beiden Salzbrücken der Regulatordomäne werden dadurch instabil und die Kette kann sich entfalten. Durch die Strömung im engen Spinnkanal treten zudem starke Scherkräfte auf. Die langen Eiweißketten werden parallel zueinander ausgerichtet, und nun liegen auch die für die Quervernetzung verantwortlichen Bereiche direkt nebeneinander. Ein stabiler Spinnenseidenfaden entsteht.

„Unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass der von uns entdeckte molekulare Schalter am C-terminalen Ende der Eiweißkette sowohl für die sichere Lagerung als auch für den Faserbildungsprozess von entscheidender Bedeutung ist,“ sagt Franz Hagn. Eine wichtige Grundlage für diese Ergebnisse schuf eine Kooperation der Arbeitsgruppe um Thomas Scheibel mit dem Team von Professor Bausch am Physik-Department der TUM. Dort wurde ein künstlicher Spinnkanal in Mikrosystemtechnologie entwickelt. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen arbeiten die Bayreuther Wissenschaftler inzwischen im Rahmen eines BMBF-Verbundprojektes zusammen mit Industrieunternehmen mit Hochdruck an der Entwicklung eines biomimetischen Spinnapparates. Anwendungen gäbe es viele, vom resorbierbaren Nahtmaterial für Operationen bis hin zu technischen Fasern für den Automobilbereich.

Die Arbeiten wurden unterstützt durch Bereitstellung von Messzeit am bayerischen NMRZentrum, durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), den Exzellenzcluster Center for Intergrated Protein Science Munich (CIPSM) sowie durch das Institute for Advanced Study der TU München, an dem Horst Kessler nach seiner Emeritierung als Senior Fellow arbeitet. Franz Hagn wird gefördert vom Bayerischen Elitenetzwerk CompInt, Mitautor John G. Hardy von der Alexander von Humboldt Stiftung.

Original-Publikation:
A conserved spider silk domain acts as a molecular switch that controls fibre assembly,
Franz Hagn, Lukas Eisoldt, John G. Hardy, Charlotte Vendrely, Murray Coles, Thomas
Scheibel, Horst Kessler
Nature, 13. Mai 2010, DOI: 10.1038/nature08936

Hintergrundinformationen:

NMR-Spektroskopische Untersuchungen von Proteinen und Peptiden, Bayerisches NMRZentrum (Prof. Dr. H. Kessler, TUM-IAS)
http://www.org.chemie.tu-muenchen.de/akkessler/

Forschungsarbeiten mit einer in Mikrosystemtechnik hergestellten künstlichen Spinndrüse (Physik-Department der TUM, Prof. Bausch)
http://www.e22.physik.tu-muenchen.de/bausch

Biomimetische Herstellung von Spinnenseidenproteinen und Seidenfasern
(Prof. Dr. Thomas Scheibel, Univ. Bayreuth, Lehrstuhl für Biomaterialien, ehem. TU München)
http://www.fiberlab.de

Kontaktadressen für weitere Informationen:
Prof. Dr. Thomas Scheibel
Lehrstuhl Biomaterialien
Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften
Universität Bayreuth
Universitätsstraße 30
D-95447 Bayreuth
Tel.: +49 (0) 921 / 55-7360
E-Mail: thomas.scheibel@uni-bayreuth.de

Prof. Dr. Horst Kessler
Institute for Advanced Study / Department Chemie
Technische Universität München
Lichtenbergstraße 4
D-85748 Garching
Tel.: +49 (0) 89 / 289 13300, Fax: +49 (0) 89 / 289 13210
E-Mail: horst.kessler@ch.tum.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Teilnehmer gesucht: Neue Tinnitus-Studie an der Universität Göttingen

Dr. Bernd Ebeling, Presse, Kommunikation und Marketing
Georg-August-Universität Göttingen

Straßenverkehr, Baustellenlärm, hämmernde Musik – ein hoher Geräuschpegel ist eine der größten Belastungen in der heutigen Gesellschaft. Immer mehr Menschen empfinden schon ganz normale Alltagsgeräusche als zu laut, wie zum Beispiel das klingelnde Telefon oder das Rascheln einer Zeitung. Bei der sogenannten Hyperakusis wird ein Geräusch normaler Lautstärke als extrem laut oder unangenehm wahrgenommen. Besonders verbreitet ist dieses Symptom bei Tinnituspatienten. Diesen Zusammenhang wollen Wissenschaftler der Universität Göttingen nun in einer Studie genauer untersuchen.

Teilnehmer gesucht: Neue Tinnitus-Studie an der Universität Göttingen
Wissenschaftler erforschen Zusammenhang zwischen Geräuschüberempfindlichkeit und Tinnitus

(pug) Straßenverkehr, Baustellenlärm, hämmernde Musik – ein hoher Geräuschpegel ist eine der größten Belastungen in der heutigen Gesellschaft. Immer mehr Menschen empfinden schon ganz normale Alltagsgeräusche als zu laut, wie zum Beispiel das klingelnde Telefon oder das Rascheln einer Zeitung. Bei der sogenannten Hyperakusis, also bei Geräuschüberempfindlichkeit, wird ein Geräusch normaler Lautstärke als extrem laut oder unangenehm wahrgenommen. Besonders verbreitet ist dieses Symptom bei Tinnituspatienten: Etwa 40 Prozent der Betroffenen leiden gleichzeitig auch unter Geräuschüberempfindlichkeit. Diesen Zusammenhang wollen Wissenschaftler der Universität Göttingen nun genauer untersuchen.

Bisher existiert kein einheitlicher Erklärungsansatz für die Überempfindlichkeit gegen Geräusche. In einer Studie wollen die Göttinger Forscher untersuchen, welche Mechanismen an der Entstehung und Aufrechterhaltung der Hyperakusis beteiligt sind. Ziel der Studie ist es, Möglichkeiten der Diagnose für diese Störung zu entwickeln und wirksame Behandlungsmöglichkeiten zu erproben. Dafür sucht die Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie des Georg-Elias-Müller-Instituts für Psychologie Tinnituspatienten, die entweder besonders geräuschempfindlich sind oder, im Gegenteil, dieses Problem bei sich bisher nicht festgestellt haben. An der Studie können Tinnituspatienten im Alter zwischen 20 und 80 Jahren teilnehmen, die nicht unter Schwerhörigkeit leiden. Sie werden per Fragebogen zu ihrer Krankengeschichte befragt und nehmen an Verhaltensexperimenten teil. Für die Teilnahme an der Studie kann eine Aufwandsentschädigung gezahlt werden. Interessierte können sich unter der Telefonnummer (0551) 39-3665 informieren.

Kontaktadresse:
Lena Bläsing
Georg-August-Universität Göttingen, Biologische Fakultät
Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie
Goßlerstraße 14, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-3665, E-Mail: lblaesi@uni-goettingen.de
Internet: www.psych.uni-goettingen.de/abt/7

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Wenn Rohstoffe nachwachsen und Kunststoffe gesät werden

Julia Wandt, Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Konstanz

Chemiker der Universität Konstanz finden eine Methode, Kunststoffe verlustfrei aus Pflanzenöl zu erzeugen.

Kunststoffe oder Polymere sind in unserem alltäglichen Leben allgegenwärtig. Sie werden derzeit aus Rohöl oder Gas hergestellt – in Hinblick auf die Begrenztheit fossiler Rohstoffe sollte auf lange Sicht jedoch eine alternative Methode zur Herstellung von Kunststoffen auf der Grundlage von erneuerbaren Ressourcen gefunden werden.
Die Forschungsgruppe von Professor Dr. Stefan Mecking, Lehrstuhlinhaber für Chemische Materialwissenschaft an der Universität Konstanz, fand einen Weg, Kunststoffe aus pflanzlichem Öl zu gewinnen. Damit wurde erstmalig eine Methode entwickelt, die fetthaltige pflanzliche Säuren verlustfrei in einen Kunststoff überführt und dessen lineare Molekularstruktur aus langen Molekülketten bewahrt.

Bisherige Methoden der Kunststoffgewinnung aus regenerativen Rohstoffen nutzten die fetthaltigen Säuren nur unvollständig und verschwendeten somit einen Teil des Ausgangsmaterials – oder aber sie ergaben weiche Kunststoffe mit verzweigter, baumartiger Molekularstruktur. Die neue Methode, die von Dorothee Quinzler im Rahmen ihrer Dissertation gefunden wurde, ermöglicht hingegen eine vollständige, verlustfreie Nutzbarmachung des pflanzlichen Ausgangsstoffes und seiner spezifischen Molekularstruktur, die in den entstehenden Kunststoff übergeführt wird. Die so gewonnenen Kunststoffe verfügen anders als in herkömmlichen Methoden über eine nicht-verzweigte und regelmäßige, lineare Molekularstruktur aus langen Molekülketten: „Nicht unähnlich einer Aufschichtung von ungekochten Spaghetti“, erläutert Stefan Mecking. Diese regelmäßige Anordnung der Moleküle stattet die Kunststoffe mit günstigen Eigenschaften aus: Der Kristallinitätsgrad und das Schmelzverhalten dieser Stoffe sind vergleichbar zu den bekannten Polyethylenen, wie Quinzler und Mecking in der Fachzeitschrift „Angewandte Chemie“ (online erschienen am 7. Mai 2010) berichten.

Kontakt:
Professor Dr. Stefan Mecking
Universität Konstanz
Lehrstuhl für Chemische Materialwissenschaft
Universitätsstraße 10
78457 Konstanz
Telefon: 07531 / 88-2593 und 88-5151
E-Mail: stefan.mecking@uni-konstanz.de

http://www.chemie.uni-konstanz.de/agmeck

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Richtig oder Falsch – Helfen einfache Faustregeln bei komplexen moralischen Entscheidungen?

Dr. Petra Fox-Kuchenbecker, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Max-Planck-Wissenschaftler beteiligen sich an internationalem Netzwerk zur Erforschung moralischer Werte

Wissenschaftler des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung haben einen mit 200.000 US Dollar dotierten Forschungspreis der Universität Chicago gewonnen. Zusammen mit 18 weiteren Preisträgern aus Philosophie, Neurowissenschaften und Ökonomie beteiligen sie sich am internationalen Forschungsnetz The New Science of Virtues Project.
Moralische Entscheidungen folgen oft einfachen Entscheidungsmustern
Informationsflut und Zeitdruck bestimmen mehr und mehr unseren Alltag. Gefragt sind schnelle Entscheidungen – aber sind dies auch die „richtigen“ Entscheidungen? Orientierung bieten moralische Werte. Sie geben Standards vor, anhand derer Menschen ihr eigenes Handeln ausrichten und bewerten können und so schnelle Entscheidungen über Richtig und Falsch ermöglichen. „Es scheint bei vielen Menschen ein intuitives Wissen darüber zu geben, was Richtig und was Falsch ist. Wertvorstellungen und Tugenden können also helfen, zu schnellen Entscheidungen in komplexen Alltagssituationen zu kommen – ähnlich, wie wir es von sogenannten Faustregeln her kennen,“ erläutert der Psychologe Julian Marewski, der zusammen mit Edward Cokely und Adam Feltz die Studie am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung leitet. „Gute Entscheidungen sind oft das Ergebnis einfacher heuristischer Prozesse, insbesondere wenn es sich um komplexe Sachverhalte handelt. Wir gehen davon aus, dass auch moralische Entscheidungsprozesse diesem Muster folgen und wollen die daraus entstehenden sozialen, ökonomischen und gesellschafts-politischen Implikationen aufzeigen“, ergänzt Gerd Gigerenzer, Direktor des Forschungsbereichs Adaptives Verhalten und Kognition am MPI für Bildungsforschung.

Kleine Ursache, große Wirkung
Welch gravierenden Einfluss die Anwendung von Heuristiken auf das Ergebnis komplexer Entscheidungsprozesse haben kann, zeigt folgendes Beispiel. Seit 1955 sind 50.000 US Bürger gestorben, während sie auf die Transplantation eines Spenderorgans warteten. Denn obwohl die meisten Amerikaner das Spenden von Organen gutheißen, willigt nur rund jeder Vierte auch tatsächlich in eine Organspende ein. In Frankreich dagegen liegt die Spenderrate bei annähernd 99,9%. Verantwortlich für diesen Unterschied scheinen nicht kulturelle oder moralische Unterschiede zu sein. Vielmehr scheinen Amerikaner und Franzosen derselben Faustregel (Heuristik) zu folgen die besagt: Weiche nicht vom Standard ab. Während per Gesetz jeder US-Amerikaner ein Nicht-Spender ist, der aktiv einer Organspende zustimmen muss, sind alle Franzosen Spender, die einer Organspende selbst widersprechen müssen.

Heuristiken sind Strategien, die mit nur wenigen Informationen arbeiten und den Rest ignorieren. Sie helfen dem Gehirn, komplexe Probleme in kurzer Zeit zu lösen. Die Studie wird moralische Entscheidungsprozesse mit wissenschaftlichen Methoden untersuchen und die Ergebnisse mit den Erkenntnissen der Heuristikforschung zusammenführen.

„The Heuristics of Virtue – Integrating Virtue Ethics and the Science of Virtues“

Studienleiter:
Edward Cokely, Ph.D., Psychologie, MPI für Bildungsforschung, (Principal Investigator)
Adam Feltz, Ph.D., Philosophie, Schreiner University, Texas, (Co-Principal Investigator)
Dr. Julian Marewski, Psychologe, MPI für Bildungsforschung, (Co-Principal Investigator)

Teammitglieder:
Florian Artinger, M.Sc., Ökonomie&Management, MPI für Bildungsforschung
Nadine Fleischhut, M.A., Philosophie, MPI für Bildungsforschung
Mirta Galesic, Ph.D., Psychologie, MPI für Bildungsforschung
Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, Psychologe, Direktor am MPI für Bildungsforschung
Prof. Dr. Monika Keller, Psychologin, MPI für Bildungsforschung
Jeffrey R. Stevens, Ph.D., Biologie, MPI für Bildungsforschung

MPI für Bildungsforschung
Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde 1963 in Berlin gegründet und ist als interdisziplinäre Forschungseinrichtung dem Studium der menschlichen Entwicklung und Bildung gewidmet. Das Institut gehört zur Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., einer der führenden Organisationen für Grundlagenforschung in Europa.

Weitere Informationen:
http://www.mpib-berlin.mpg.de
http://www.mpg.de
http://scienceofvirtues.org/
http://scienceofvirtues.org/Arete/Cokely.aspx

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Genussraucher, Gelegenheitsraucher oder Kettenraucher – die Gene im Kopf geben den Takt vor

Constanze Steinke, Pressearbeit
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Erblicher Einfluss auf das Rauchverhalten erstmals in den Nikotinrezeptoren nachgewiesen

Das soziale Umfeld gibt in der Regel vor, ob junge Menschen den Weg zum Raucher einschlagen. Der Griff zur ersten Zigarette hängt also in hohem Maße vom Elternhaus, den Freunden und der beruflichen Situation ab. Mit Beginn des Nikotinkonsums übernimmt aber offensichtlich der Körper eine Dirigentenrolle.
Ob Jugendliche zu Genussrauchern, Gelegenheitsrauchern oder auch Kettenrauchern mit besonders hohem Suchtpotenzial werden, steuern die Gene. Einem internationalen Forschungskonsortium mit Greifswalder Wissenschaftlern ist es gelungen, eine genetische Veranlagung der Abhängigkeit und des Rauchverhaltens in den Nikotinrezeptoren nachzuweisen. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsjournals Nature Genetics* veröffentlicht.

Die Studie unter Koordination von Wissenschaftlern der Oxford University bestätigt damit jüngste Forschungsansätze, dass die Art und Weise des Rauchens mit erblich bedingt ist. Weltweit wurden 41.150 Menschen aus 20 Bevölkerungsgruppen untersucht, darunter 4.000 Probanden aus der SHIP-Studie (Study of Health in Pomerania) des Forschungsverbundes Community Medicine. An der Studie waren die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, die Institute für Funktionelle Genomforschung, für Epidemiologie und Sozialmedizin sowie für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin und das Institut für Community Medicine der Universität Greifswald beteiligt.

Der wesentliche Suchtstoff von Zigaretten, nämlich Nikotin, entfaltet im Gehirn innerhalb kürzester Zeit seine stimulierenden Effekte wie die Erhöhung von Aufmerksamkeit, Konzentration und kreativem Denken bei gleichzeitiger Beruhigung und Steigerung des Wohlbefindens über die Aktivierung von so genannten Nikotinrezeptoren. Diese befinden sich im Gehirn, nehmen die Suchtstoffe unmittelbar auf und setzen anschließend zügig „Glückshormone“ wie die Neurobotenstoffe Dopamin und Serotonin frei. „In der Tat konnte in dieser Studie nun erstmals nachgewiesen werden, dass die Anzahl der gerauchten Zigaretten pro Tag durch bestimmte Variationen in exakt diesen Genen der Nikotinrezeptoren beeinflusst wird“, erläuterte der Greifswalder Wissenschaftler Prof. Hans-Jörgen Grabe (43/Foto). Bislang sei man vor allem davon ausgegangen, dass das Suchtverhalten durch einen unterschiedlichen Abbau von Nikotin durch Enzyme in der Leber beeinflusst wird.
„Die aktuellen Befunde waren über alle Untersuchungsgruppen hoch signifikant nachweisbar“, betonte Grabe. Die unterschiedliche genetische Veranlagung war dafür verantwortlich, wie viele Zigaretten am Tag durchschnittlich konsumiert wurden. Die Forschungsergebnisse können dazu beitragen, schneller Medikamente zu entwickeln, die gezielt diese Wirkmechanismen direkt an den Rezeptoren im Gehirn aufgreifen und die Suchtanfälligkeit vermindern.

Rauchen stellt weltweit die Hauptursache für vermeidbare Ursachen von schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs, Herzinfarkte und Gefäßerkrankungen dar. Weit mehr als eine Milliarde Menschen auf der Welt rauchen, Tendenz steigend. „Der Beginn des Rauchens ist jedoch vielmehr von psychosozialen als von genetischen Faktoren abhängig. Dies bedeutet, dass der primären Raucherprävention auf jeden Fall die größere Bedeutung zukommt, um zukünftig die fatalen gesundheitlichen Folgen des Rauchens effektiver einzudämmen“, so Grabe abschließend.

*Nature Genetics, published online April 25, 2010
Meta-analysis and imputation refines the association of 15q25 with smoking quantity
DOI: 10.1038/ng.572 (http://dx.doi.org)

140.000 Raucheropfer jedes Jahr in Deutschland

Pro Jahr sterben etwa sechs Millionen Menschen an den Folgen des Tabakkonsums, davon 140.000 in Deutschland. Die wirtschaftlichen Schäden belaufen sich global nach aktuellen Schätzungen auf eine halbe Billion Dollar jährlich. Rauchen ist die größte Einzelursache für Erkrankungen und vorzeitige Todesfälle in Europa. Raucher altern darüber hinaus generell schneller als Nicht-Raucher und verkürzen ihre Lebenserwartung um durchschnittlich sieben bis acht Jahre. Während in den modernen Industrienationen aufgrund von Antiraucherkampagnen von einem weiteren Rückgang an Rauchern ausgegangen wird, steigen die Zahlen in den Entwicklungsländern rasant an.
Quellen: Welt-Tabak-Atlas 2009 (http://www.tabakkontrolle.de) und http://www.lungenaerzte-im-netz.de

Forschungsschwerpunkt Nikotinmissbrauch

Die wirksame Aufklärung über die nachhaltigen Risiken der Nikotinsucht ist eines der Schwerpunktthemen am Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin der Universität Greifswald. Derzeit laufen mehrere Forschungsprojekte, die sich mit den Folgen des Rauchens in bestimmten Gesellschaftsgruppen befassen und eine verbesserte Aufklärungsarbeit zum Ziel haben. Das betrifft beispielsweise den Nikotinkonsum während der Schwangerschaft, nach der Geburt, im jugendlichen Alter und bei Frauen, die Hormonpräparate zur Schwangerschaftsverhütung nehmen. Die vorliegende Studie ist die erste interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bereich der Individualisierten Medizin.

Weitere Informationen
NATURE: http://www.nature.com/ng/index.html
SHIP: http://www.medizin.uni-greifswald.de/cm/fv/ship.html
GANI_MED: http://www.gani-med.de

Universitätsklinikum Greifswald
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Ltd. Oberarzt: Prof. Dr. med. Hans-Jörgen Grabe
Rostocker Chaussee 70, 17437 Stralsund
T +49 3831-45 21 00
Ellernholzstraße 1 – 2, 17475 Greifswald
T +49 3834 86-68 93
E grabeh@uni-greifswald.de
http://www.klinikum.uni-greifswald.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Tod durch Arsen

Dr. Renate Hoer, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Haaranalyse belegt: Legendäres Rennpferd Phar Lap starb 1932 an einer Arsenvergiftung
Das legendäre Rennpferd Phar Lap konnte viele namhafte Rennen für sich entscheiden. Nach seinem Triumph im berühmten Agua Caliente Handicap 1932 in Mexiko starb das Tier auf einer Tour durch die USA qualvoll unter mysteriösen Umständen. Unter anderem wurde vermutet, dass Phar Lap vergiftet wurde. Ivan M. Kempson (Academia Sinica, Taiwan) und Dermot A. Henry (Museum Victoria, Australien) haben jetzt Haare des Pferdes einer genauen Untersuchung unterzogen. Wie die Forscher in der Zeitschrift Angewandte Chemie berichten, scheint das Tier in der Tat an einer Arsenvergiftung gestorben zu sein.

Spuren vieler Substanzen, die dem Körper zugeführt werden, gelangen auch in die Haare, wo sie eingelagert werden. Durch Haaranalysen konnte schon des öfteren Drogenkonsum nachgewiesen oder auch posthum Gifte als Todesursache entdeckt werden. Nach seinem Tod wurde Phar Lap präpariert und ausgestopft und im Museum Victoria in Melbourne ausgestellt. „Wir konnten kleine Teile des Balgs und Haare aus der Mähne entnehmen, deren Wurzeln erhalten waren“, berichtet Kempson. Es wurden nur Haare untersucht, die zum Todeszeitpunkt noch eindeutig im Wachstum waren. Sie wurden in der Advanced Photon Source in Chicago, USA, einzeln und der Länge nach mit Synchrotron-Röntgenfluzoreszenzspektroskopie analysiert. Diese Methode weist chemische Elemente auch in Spuren nach, denn jedes Element sendet dabei eine ganz charakteristische Strahlung aus.

Die Wissenschaftler schauten sich den Arsen-Gehalt der Haare an. „Zum einen fanden sie einen leichten, über das ganze Haar relativ gleichmäßig verteilten Arsengehalt. Dies ist in Einklag mit dem Arsengehalt der zur Konservierung des Balgs verwendeten Chemikalien“, so Kempson. „Außerdem fanden wir bei jedem der untersuchten Haare in jeweils der gleichen Entfernung von der Wurzel einen deutlichen erhöhten Arsengehalt.“ Diese Stelle der Haare lag zu Lebzeiten des Pferdes unterhalb der Hautoberfläche.

„Wenn man die Wachstumsgeschwindigkeit von Pferdehaaren und die Zeitdauer des Stoffwechsels berücksichtigt, dann spricht die Stelle, an der die erhöhte Arsenkonzentration gefunden wurde, dafür, dass das Pferd das Arsen gefressen und metabolisiert haben muss“, erläutert Kempson. Zusätzlich verwendeten die Wissenschaftler eine Röntgenmethode, die unterscheiden kann, in welcher chemischen Umgebung sich das Arsen befindet. Kempson: „Die identifizierten Arsen-Spezies sprechen ebenfalls dafür, dass Phar Lap an einer Arsenvergiftung gestorben ist.“

Allerdings kann nicht geklärt werden, auf welche Weise das Pferd das Arsen aufgenommen hat. War es eine absichtliche Tötung durch Konkurrenten oder Neider? War es ein Unfall – etwa eine Überdosierung eines damals gängigen arsenhaltigen Mittels zur Leistungssteigerung? War das Futter kontaminiert? „Dies wird wohl immer ein Mysterium bleiben,“ sagt Kempson.

Autor: Ivan M. Kempson, Academia Sinica, Taipei (Taiwan), mailto:ivan.m.k@hotmail.com

Angewandte Chemie, Permalink to the article: http://dx.doi.org/10.1002/ange.200906594

Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69495 Weinheim, Germany

Weitere Informationen:
http://dx.doi.org/10.1002/ange.200906594

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Umweltschutz für Chinas Landwirte: Green WindowsTUM Technologie hilft Stickstoff sparen

Dr. Ulrich Marsch, Zentrale Presse & Kommunikation
Technische Universität München

Chinas Gwwässer sind überdüngt: Vor allem der Eintrag von Stickstoff aus der Landwirtschaft ist ein Problem. Diese Situation soll ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Kooperationsprojekt der Technischen Universität München (TUM) und der Universitäten Braunschweig, Göttingen und Hohenheim verbessern. Von den zwei Millionen Euro Gesamtförderung fließen 900.000 Euro an die TU München. Geleitet wird das Projekt von Prof. Urs Schmidhalter, Ordinarius für Pflanzenernährung der TUM, sein Mitarbeiter PD Dr. Yuncai Hu koordiniert es. Projektpartner auf chinesischer Seite sind Experten aus dem universitären Bereich, der Verwaltung und der Politikberatung.
China trägt nur neun Prozent zur Welt-Ackerfläche bei, verbraucht aber mehr als 30 Prozent des weltweit eingesetzten Stickstoffdüngers. Schätzungen gehen davon aus, dass dort alljährlich mindestens 20 Millionen Tonnen Stickstoff verlorengehen, die das Grund- und Oberflächenwasser belasten und wesentlich zur Klimaerwärmung beitragen. Die chinesische Landwirtschaft ist gekennzeichnet durch höchste Intensität auf kleinster Fläche – eine chinesische Familie bewirtschaftet weniger als ein halbes Hektar.

Um die Verwendung von Stickstoff effizienter zu gestalten, haben die TUM-Wissenschaftler die „Green WindowsTUM Technologie“ entwickelt: Das durch vereinfachte spektrale Sensorsysteme unterstützte Verfahren stellt die Stickstoffversorgung der Pflanzen und somit auch die Stickstoffbilanz auf einfache Weise dar. Die so erhobenen Daten werden zunehmend mit Flugzeug- und Satelliten-gestützten Informationen kombiniert. Das erlaubt es den chinesischen Landwirten, den Stickstoffeinsatz zu optimieren. Zusätzlich beinhaltet das neu entwickelte Konzept die „On-farm-Untersuchung“: Schnelltests der Stickstoffversorgung der Böden, die aufwändige und teure Untersuchungen in Labors ersetzen.

Die Green WindowsTUM Technologie wird derzeit in China getestet. Sie bietet eine hocheffiziente Plattform für den kurzfristigen Transfer in die chinesische Landwirtschaft und öffnet den Weg in eine erhöhte landwirtschaftliche Effizienz und Produktion – und trägt damit auch zu Verbesserungen in der Umwelt bei.

Kontakt:
Technische Universität München
Lehrstuhl für Pflanzenernährung
Prof. Dr. Urs Schmidhalter
PD Dr. Yuncai Hu
85350 Freising-Weihenstephan
Tel.: +49 8161/71-3394
E-Mail: hu@wzw.tum.de
http://www.wzw.tum.de/pe/

Kostenloses Bildmaterial:
http://mediatum2.ub.tum.de/node?id=977820

Website des Forschungsprojekts:
http://www.nitrogen-management.org/index.php?id=10&L=1

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Zahnärzte helfen beim Rauchstopp

Dr. Stefanie Seltmann, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum

Neuer Report „Rauchen und Mundgesundheit – Bedeutung der Zahnärzte in der Tabakprävention“
Die Zähne lockern sich und fallen aus – schuld daran könnten die täglich gerauchten Zigaretten sein, denn die Schadstoffe aus dem Tabakrauch fördern immunologische Vorgänge, die die Zerstörung des Kieferknochens vorantreiben. Daher leiden Raucher wesentlich häufiger unter entzündlichen Veränderungen des Zahnhalteapparats (Parodontalerkrankungen) und haben ein rund doppelt so hohes Risiko für Zahnausfall wie Nichtraucher. Dies zeigt der neue, vom Deutschen Krebsforschungszentrum gemeinsam mit der Bundeszahnärztekammer herausgegebene Report „Rauchen und Mundgesundheit“. Rauchen schädigt aber nicht nur Zahnfleisch und Zähne, sondern kann auch tödlich verlaufenden Mundhöhlenkrebs verursachen. „In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 10.000 Menschen an Krebs der Mundhöhle und des Rachens und rund 4500 sterben daran – vor allem Männer. Im Jahr 2007 standen diese Krebsarten bei Männern an 7. und bei Frauen an 16. Stelle der Krebstodesursachen“, sagt Dr. Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention und Präventionsexpertin aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum.

Die beste Vorsorge gegen diese Schäden ist ein konsequenter Rauchstopp. Dieser gelingt besonders gut mit professioneller Unterstützung – beispielsweise auch durch den Zahnarzt. Gerade Zahnärzte können in der Tabakentwöhnung viel bewirken, denn sie sehen ihre Patienten zumeist sehr regelmäßig. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer erklärt: „In Deutschland gehen rund 76 Prozent der Erwachsenen und etwa 66 Prozent der Jugendlichen mindestens einmal im Jahr zum Zahnarzt. Dabei hat das zahnärztliche Behandlungsteam regelmäßig die Gelegenheit, Raucher zu einem Rauchstopp zu motivieren und auf diese Weise Erkrankungsrisiken zu reduzieren und zur Verbesserung der Gesundheit beizutragen.“

Die Bundeszahnärztekammer fordert daher alle Mitglieder des zahnärztlichen Teams auf, in der Beratung von Rauchern aktiv zu werden und so die Mundgesundheit ihrer Patienten zu fördern. Der neue Report gibt Zahnärzten, die in der Raucherberatung aktiv werden wollen, in der Praxis einfach umsetzbare Interventionsstrategien an die Hand. Darüber hinaus fördert die Publikation das gegenseitige Verständnis der medizinischen Fachdisziplinen, welches Grundlage eines interdisziplinären Vorgehens bei der Raucherberatung ist.

Der Report kann im Internet unter www.tabakkontrolle.de und www.bzaek.de eingesehen werden.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland und Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren. Über 2.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon 850 Wissenschaftler, erforschen die Mechanismen der Krebsentstehung und arbeiten an der Erfassung von Krebsrisikofaktoren. Sie liefern die Grundlagen für die Entwicklung neuer Ansätze in der Vorbeugung, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen. Daneben klären die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Krebsinformationsdienstes (KID) Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Das Zentrum wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert.

Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Arbeitsgemeinschaft der deutschen Zahnärztekammern e.V. ist die Berufsvertretung aller deutschen Zahnärzte auf Bundesebene – derzeit über 83.000. Mitglieder der BZÄK sind die Zahnärztekammern der Bundesländer. Die BZÄK vertritt die gesundheits-, präventions- und professionspolitischen Interessen des zahnärztlichen Berufsstandes unter Berücksichtigung der Gemeinwohlinteressen. Ihr oberstes Ziel ist der Einsatz für ein freiheitliches, zukunftsorientiertes Gesundheitswesen, das den Patienten in den Mittelpunkt stellt.

Weitere Informationen:
http://www.dkfz.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Die Zukunft der Energie auf der Insel Mainau erleben – Ausstellung „Entdeckungen 2010: Energie“ wird feierlich eröffnet

Christian Rapp, Communication and Organisation
Kuratorium für die Tagungen der Nobelpreisträger in Lindau e.V.

Am morgigen Samstag eröffnet Gräfin Bettina Bernadotte gemeinsam mit Bundesbildungsministerin Annette Schavan und Gästen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft feierlich die Ausstellung „Entdeckungen 2010: Energie“ auf der Insel Mainau. „Wir wollen den Besuchern der Mainau zeigen, welche Elemente zum Energiekonzept der Zukunft gehören können, das den steigenden Energiebedarf der Erde deckt, ohne die Ressourcen auf Kosten der nächsten Generationen zu verbrauchen. Die Ausstellung soll insbesondere Kindern und Jugendlichen den Spaß am Forschen und Entdecken vermitteln“, sagt Gräfin Bernadotte im Vorfeld der Eröffnung. Organisiert wird die Ausstellung von der Stiftung Lindauer Nobelpreisträgertreffen am Bodensee in Zusammenarbeit mit der Mainau GmbH.

„Hier ist es vorbildlich gelungen, komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge verständlich zu vermitteln“, erklärt die Schirmherrin der Veranstaltung, Bundesbildungsministerin Schavan. Bis zum 29. August 2010 lädt die Nachhaltigkeitsausstellung „Entdeckungen 2010: Energie“ dazu ein, einen Ausblick auf die Zukunft der Energie zu wagen. In 18 Pavillons werden neue Verfahren und Methoden zur Erzeugung, Speicherung und zum Transport von Energie aufgezeigt. So informieren interaktive Exponate zum Beispiel im „Haus der Veränderungen“ der Telekom AG anschaulich, wie neue Technologien im Haushalt dabei helfen können Strom zu sparen. Die Fraunhofer-Gesellschaft zeigt in ihrem Pavillon, welche Hürden Wissenschaftler nehmen müssen, damit Elektroautos die Zukunft auf den Straßen gehört. Im Pavillon des Dynamikum Science Center Pirmasens lernen Besucher auf dem „Luftkissen-Fahrrad“ anschaulich und unterhaltsam das Prinzip des Reibungswiderstands kennen. Die Ausstellung gehört zu den Höhepunkten des „Wissenschaftsjahres 2010 – Die Zukunft der Energie“. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung ist der Hauptförderer dieses Projekts.

Ein besonderes Augenmerk der Mitmach-Ausstellung liegt auf der Vermittlung von Wissen an Kinder und Jugendlichen. Für Kinder, die mit ihren Eltern gemeinsam die Zukunft der Energie auf der Insel Mainau entdecken wollen, wird es eine eigene „Energie-Rallye“ geben. Durch das Lösen altersgerechter Fragestellungen werden Beobachtungsgabe und Kreativität gefördert sowie das spielerische Begreifen der Themen ermöglicht. Jeweils am ersten Samstag des Monats finden zudem Aktionstage rund um das Thema Energie statt. Die Insel Mainau wird in dieser Zeit zu einer großen Experimentierwerkstatt für kleine Forscher. Kostenlose Lehreinheiten und organisierte Führungen für Schulklassen runden das pädagogische Konzept der Ausstellung ab.
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Die Ausstellung „Entdeckungen 2010: Energie“ findet vom 20. Mai bis 29. August 2010 auf der Insel Mainau statt. Sie ist Teil des „Wissenschaftsjahres 2010 – Die Zukunft der Energie“ und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Die Ausstellungsreihe startete im letzten Jahr auf der Insel Mainau mit „Entdeckungen 2009: Wasser“ und erreichte mehr als 200.000 Besucher. In 2011 findet die Reihe ihren Abschluss. Sie wird von der Stiftung Lindauer Nobelpreisträgertreffen am Bodensee zusammen mit der Mainau GmbH veranstaltet. Die Insel Mainau ist zudem einer von fünf Veranstaltungsorten bei der „Langen Nacht der Wissenschaft“ in Konstanz, die zusammen mit der Stadt Konstanz, den Stadtwerken, der HTWG und der Universität Konstanz organisiert wird. Sie findet am 17. Juli 2010 ab 18.00 Uhr statt.

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Öffnungszeiten:
vom 20.05. bis 29.8.2010 täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr

Ort:
Insel Mainau

Eintritt:
Regulärer Eintritt für die Insel Mainau
Erwachsene: 15,90 €; Schüler: 8,50 €; Kinder bis einschließlich 12 Jahren gratis

Schulklassen:
kostenfreier Eintritt nach vorheriger Anmeldung unter Tel.: +49 (0) 7531-303-0
Weitere Informationen:
http://www.mainau-entdeckungen.de/de/energie-2010/ – Informationen zu den einzelnen Pavillons und zum Begleitprogramm der Ausstellung

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Lachgas und Stickoxid aus dem Mund – Bakterielle Nitratatmung im menschlichen Zahnbelag

Dr. Manfred Schloesser, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie

Zusammen mit amerikanischen und belgischen Kollegen fand ein Team vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie heraus, dass Bakterien im menschlichen Zahnbelag mit Nitrat anstelle von Sauerstoff atmen können und dabei auch Lachgas und Stickoxid freisetzen.
Bei diesem Denitrifikation genannten Prozess dient ein Salz, das Nitrat, bestimmten Bakterien als Oxidationsmittel bei der Atmung, und übernimmt damit die gleiche Funktion wie der Sauerstoff beim Menschen. Denitrifikation ist für Meere, Seen und Flüsse bereits sehr gut untersucht und konnte nun erstmals für den menschlichen Zahnbelag nachgewiesen werden.

Ausschlaggebend ist nitratreiche Nahrung, wie Blattsalate oder Rote-Beete-Saft, die im Speichel zu extrem hohen Konzentrationen an Nitrat führt, welches dann von den nitratatmenden Bakterien im Zahnbelag umgesetzt wird. Dabei entstehen gasförmige Stoffwechselprodukte wie Stickoxid, Lachgas und Stickstoff. Dass Zahnbelag zu Karies und Zahnfleischentzündungen führen kann, ist nichts Neues. Die aktuelle Veröffentlichung lässt nun weiterhin vermuten, dass es einen Zusammenhang zwischen diesen Erkrankungen und den bakteriellen Stickstoffumsetzungen im Zahnbelag gibt. Stickoxid ist ein bekanntes Signal-Molekül im menschlichen Körper, welches vielleicht auch für die Kommunikation zwischen den Prozessen im Zahnbelag und im Zahnfleisch verantwortlich ist. „Die Mengen an Stickoxid sind physiologisch relevant. Es ist bekannt, dass Stickoxid die Blutgefäße erweitert, so den Blutdruck senkt und zudem als Signalstoff im Nerven -und Immunsystem dient“, sagt Dr. Frank Schreiber, der Ansprechpartner der Studie. „Ob das bei der Denitrifikation produzierte Lachgas die Stimmung erhellen kann, ist allerdings eher fraglich“, ergänzt Dr. Peter Stief, der ebenfalls an dieser Studie mitgearbeitet hat. Tatsächlich ist die Menge des gebildeten Lachgases zu gering, um bekannte physiologische Funktionen, wie z.B. Betäubung hervorzurufen. So benutzten Zahnärzte in früheren Zeiten deutlich höhere Mengen, um ihre Patienten zu narkotisieren, als im Zahnbelag gebildet wird.

Mediziner wissen schon lange, dass der menschliche Körper von einer Vielzahl von Mikroorganismen besiedelt ist. Intensive Studien über deren tatsächliche Stoffwechselaktivität innerhalb ihres natürlichen Lebensraumes sind jedoch selten. Vielmehr haben Mediziner traditionell versucht, bestimmte Krankheitserreger zu isolieren, um sie dann unter künstlichen Laborbedingungen zu erforschen. Im Gegensatz dazu sieht die Strategie der Meeresforscher vom Bremer Max-Planck-Institut vor, Messmethoden zu entwickeln, mit denen sie direkt im Meeresboden bakterielle Stoffwechselprozesse verfolgen können. Aufmerksam geworden auf diese Techniken ist der US-Mikrobiologe Prof. Paul Stoodley aus Pittsburgh, der sich seit Jahren mit medizinisch relevanten Bakterien beschäftigt. Fasziniert von den Bremer Methoden hat Stoodley den Meersforschern eine interdisziplinäre Kooperation angeboten, um zu untersuchen, ob im menschlichen Zahnbelag ähnliche Prozesse wie im Meeresboden ablaufen. Die Bremer Wissenschaftler verwendeten hierzu eine Kombination aus Mikrosensormessungen, Analysen mit stabilen Stickstoffisotopen und molekularen Methoden zur Erfassung der für die Denitrifikation verantwortlichen Gene.

Frank Schreiber, der für diese Studie „ganz im Sinne der Forschung“ auch schon mal auf das Zähneputzen verzichtet hat, ist überzeugt: „Die Untersuchung der im Menschen vorkommenden Bakteriengemeinschaften in ihrer natürlichen Zusammensetzung stellt eine wichtige Ergänzung zur Untersuchung von einzelnen Bakterien dar. Die Aktivität einer Bakteriengemeinschaft ist oft weitaus vielfältiger, als man es mit dem Wissen über die Aktivität einzelner in ihr enthaltener Bakterienarten vorhersagen würde“. Die moderne Wissenschaft begreift den menschlichen Körper immer mehr auch als natürlichen Lebensraum für Mikroorganismen, der in verschiedensten Körperteilen besondere ökologische Nischen für Bakterien bereithält. So laufen derzeit mehrere internationale Großprojekte zur Entzifferung des bakteriellen Metagenoms (Human Microbiome) der menschlichen Mundhöhle, der Vagina, der Haut und des Darms, nicht nur um Erkrankungen besser behandeln und deren Ursachen verstehen zu können, sondern auch um das natürliche, gesundheitsfördernde Zusammenleben von Mensch und Mikrobe besser zu verstehen.

Anja Kamp und Manfred Schloesser

Rückfragen an:
Dr. Frank Schreiber, Tel.: 0421 2028 834; fschreib@mpi-bremen.de

oder an die Pressesprecher:
Dr. Manfred Schlösser, 0421 2028 704; mschloes@mpi-bremen.de
Dr. Anja Kamp, Tel.: 0421 2028 704; akamp@mpi-bremen.de

Originalartikel:
F. Schreiber, P. Stief, A. Gieseke, I. M. Heisterkamp, W. Verstraete, D. de Beer, and P. Stoodley. 2010. Denitrification in human dental plaque. BMC Biology, 8:24
http://www.biomedcentral.com/1741-7007/8/24

Beteiligte Institute:
Microsensor Research Group, Max Planck Institute for Marine Microbiology, Celsiusstrasse 1, 28359 Bremen, Germany

Laboratory of Microbial Ecology and Technology (LabMET), Ghent University, Ghent, Belgium

Center for Genomic Sciences, Allegheny General Hospital/Allegheny-Singer Research Institute, Pittsburgh, PA, USA

National Centre for Advanced Tribology at Southampton (nCATS), School of Engineering Sciences, University of Southampton, Southampton, UK

Weitere Informationen:
http://www.mpi-bremen.de Homepage des Max-Planck-Instituts
http://www.mpi-bremen.de/Lachgas_und_Stickoxid_aus_dem_Mund.html Pressemitteilung
http://www.biomedcentral.com/1741-7007/8/24 Originalartikel

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Vor dem Schmerz ist nicht gleich nach dem Schmerz

Gunnar Bartsch, Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Reize, die regelmäßig in Verbindung mit unangenehmen Situationen auftauchen, werden von Menschen erwartungsgemäß als negativ beurteilt. Wie Forscher der Uni Würzburg zeigen, können diese Reize unterbewusst allerdings auch positiv bewertet werden – je nach zeitlicher Abfolge der Ereignisse.
Warum stürzen sich Menschen an langen Seilen von Brücken und hohen Gebäuden herab? Warum lassen sie sich in Achterbahnen vorwärts und rückwärts durch Fünffach-Loopings jagen, obwohl den meisten bereits beim Anblick schon ganz schön flau im Magen wird? Antworten auf diese Fragen könnte eine neue Untersuchung der Universität Würzburg geben. Geplant und durchgeführt wurde sie von Psychologen und Biologen der Uni unter der Leitung von Paul Pauli, Inhaber des Lehrstuhls für Psychologie I, und dem Neurobiologen PD Dr. Bertram Gerber, Lehrstuhl für Neurobiologie und Genetik. Die renommierte britische Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B hat über diese Arbeit berichtet.

Fruchtfliegen reagieren vergleichsweise einfach

„Bei Fruchtfliegen ist die Angelegenheit relativ einfach“, sagt Bertram Gerber. Der Wissenschaftler erforscht schon seit Längerem am Biozentrum das Nervensystem von Fruchtfliegen und deren Larven. Duftstoffe spielen dabei eine wichtige Rolle. „Präsentiert man Fruchtfliegen einen bestimmten Geruch und setzt sie kurz danach einem schmerzhaften Stromreiz aus, gehen sie diesem Geruch in Zukunft aus dem Weg“, sagt Gerber. Eine Duftnote, die den Tieren im Anschluss an ein schmerzhaftes Ereignis dargeboten wird, zieht sie hingegen in Zukunft an. „Bei Fruchtfliegen kommt es also auf den Zeitpunkt an, um Bestrafung in Belohnung umzuwandeln: Das Moment der ‚Erleichterung‘ wirkt wie eine Belohnung“, sagt der Neurobiologe.

Menschliches Verhalten ist komplexer

Beim Menschen ist die Angelegenheit nicht ganz so einfach: „Wir wussten bisher vom Menschen, dass ein Reiz, der einem unangenehmen Ereignis regelmäßig vorangeht, nach kurzer Zeit als die Ankündigung einer Gefahr wahrgenommen wird“, erklärt Paul Pauli. Unbekannt war hingegen, ob Reize, die dem Schreck folgen, ähnlich wie bei der Fliege ebenfalls mit einem Gefühl der Sicherheit assoziiert werden. Schließlich ist menschliches Verhalten nicht ganz so einfach gestrickt wie das einer Fliege.
So arbeiten beim Menschen mindestens zwei Systeme mal zusammen, mal gegeneinander: ein impulsives, von Gefühlen und Assoziationen geleitetes, und ein vom Verstand kontrolliertes, das auf der Basis von Wissen und Werten entscheidet.

Der Versuchsaufbau

Wie diese Systeme im Fall von unangenehmen Erlebnissen agieren, haben Pauli und seine Mitarbeiter jetzt an 101 Versuchspersonen im Alter zwischen 18 und 43 Jahren untersucht.

„Wir haben drei Gruppen gebildet und ihnen unterschiedliche geometrische Muster präsentiert“, schildert Pauli das Szenario. Dabei erhielt die eine Gruppe regelmäßig vor dem Aufleuchten einer bestimmten Figur einen leicht schmerzhaften Stromreiz am Unterarm, die andere Gruppe kurz nach dem Aufleuchten der Figur und die dritte – als Kontrollgruppe – erlebte beide Ereignisse mit langem zeitlichem Abstand.

Für die anschließende Testphase griffen die Psychologen zu einem Trick, den einer der Gutachter der Zeitschrift als „genial“ beschrieb: Stromreize gab es diesmal keine, dafür aber parallel zu den geometrischen Figuren ein unangenehm lautes Geräusch, das ganz automatisch eine Schreckreaktion nach sich zog. Wie stark diese Reaktion ausfiel, ließ sich anhand des Lidschlags messen. Zusätzlich mussten die Versuchsteilnehmer Auskunft darüber geben, wie sie die Dreiecke, Kreise und Quadrate erleben: Von „sehr unangenehm“ bis „sehr angenehm“ beziehungsweise von „ruhig“ bis „aufregend“.

Das Versuchsergebnis

Das Ergebnis war eindeutig: „Unabhängig davon, ob die Figur kurz vor oder nach dem Stromreiz auftrat, erhielt sie von den Versuchspersonen nach dem Training negative Werte“, sagt Pauli. Der Zeitpunkt scheint bei Menschen – anders als bei Fliegen – auf den ersten Blick also keine Rolle zu spielen – zumindest wenn es um ihr gesprochenes, explizites Urteil geht.

Der zweite Blick zeigt jedoch: Unterbewusst laufen andere Prozesse ab: „Bei Menschen, denen die Figur vor dem Stromreiz präsentiert wurde, verstärkte sich die Schreckreaktion auf den Lärm im Angesicht der Figur. Folgte die Figur dem Schmerz, schwächte sich die Reaktion aber ab“, sagt Pauli. Das Ergebnis lässt nach Ansicht der Psychologen den Schluss zu: Reize, die mit dem Ende eines unangenehmen Ereignisses verknüpft werden, werden später unterbewusst – Psychologen sprechen von „implizit“ – als angenehm empfunden.

Mögliche Erklärung für paradoxes Verhalten

Es scheint also so, als würden Menschen zwei unterschiedliche Bewertungssysteme besitzen, und zwar ein explizites, dessen sie sich bewusst sind, und ein implizites, das unbewusst ihr Verhalten steuert. Interessant an der vorliegenden Studie ist, dass sich diese beiden Systeme nicht immer einig sein müssen. Gut möglich, dass Störungen dieses Spiels zweier Systeme bei Angst- und Suchterkrankungen eine Rolle spielen oder erklären könnten, warum Angstpatienten oder Abhängige Dinge tun, von denen sie sagen, dass sie sie nicht mögen.

Aber die Vermutung, dass man so paradoxes Verhalten wie Achterbahn-Fahren oder Bungee-Jumping erklären könnte, ist bislang „Spekulation“.

„A rift between implicit and explicit conditioned valence in human pain relief learning“, Marta Andreatta, Andreas Mühlberger, Ayse Yarali, Bertram Gerber and Paul Pauli. Proceedings of the Royal Society B, doi:10.1098/rspb.2010.0103

Kontakt: Prof. Dr. Paul Pauli, T: (0931) 31-82842; E-Mail: pauli@psychologie.uni-wuerzburg.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Holz im Tank

Dr. Renate Hoer, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

So entsteht die neue Familie der valerischen Biokraftstoffe
Valerische Kraftstoffe: Eine neue Generation Biobenzin und Biodiesel aus Lignocellulose

Der ansteigende Energiebedarf bei abnehmenden Öl- und Erdgasreserven, verbunden mit einer zunehmenden Freisetzung des Klimagases CO2 ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit. Biokraftstoffe könnten Teil einer Antwort auf diese Herausforderung sein. Jean-Paul Lange und seine Kollegen von Shell in Amsterdam, Hamburg und Cheshire (Großbritannien) haben nun eine vielversprechende neue Generation Biokraftstoffe auf Holzbasis entwickelt. Wie die Wissenschaftler in der Zeitschrift Angewandte Chemie berichten, könnten heutige Fahrzeuge ohne Modifikationen damit fahren und das derzeitige Tankstellennetz nutzen.

Die erste Biokraftstoff-Generation basierte auf Zuckern, Stärke und pflanzlichen Ölen. Da diese Rohstoffe vor allem aber als Nahrungsmittel gebraucht werden, können auf diese Weise nicht die im Transportsektor benötigten Mengen gedeckt werden. Eine interessante Alternative stellt Lignocellulose (von lat. lignum: Holz) dar, aus der die Zellwand verholzter Pflanzen bestehen. Dieser Rohstoff ist weiter verbreitet, kostengünstiger und seine Verwendung lässt sich „nachhaltiger“ gestalten. Allerdings ließ sich Lignocellulose bisher nur durch komplexe und teure Aufarbeitung zu Biokraftstoffen veredeln.

Es gibt aber eine Verbindung, die durch einfache saure Hydrolyse möglicherweise aus Lignocellulose gewonnen werden könnte: Lävulinsäure, ein Produkt, das sonst meist aus Glucose hergestellt und unter anderem als Zusatzstoff in der Kosmetik-, Kunststoff- und Textilindustrie verwendet wird. Aus Lävulinsäure ließen sich bisher jedoch noch keine Kraftstoffe mit zufriedenstellenden Eigenschaften gewinnen.

Lange und seine Mitarbeiter fanden nun den richtigen Kniff: Sie hydrieren Lävulinsäure in einem neu entwickelten Verfahren zunächst zu Valeriansäure, die sie dann zu Valeraten verestern. So entsteht eine neue Familie von Kraftstoffen, die so genannten „valerischen Biokraftstoffe“. Sie lassen sich, je nachdem mit welchen Reaktionspartnern sie verestert werden, in Form von Biobenzin oder Biodiesel herstellen und sind mit den derzeitigen Kraftstoffen mischbar. Heutige Fahrzeuge können damit fahren, ohne dass ihre Motoren umgerüstet werden müssten, ebenso könnte das aktuelle Tankstellennetz für den Vertrieb genutzt werden.

Die neuen Kraftstoffe haben eine lange Liste harter Tests bestanden. In einem Praxistest wurden zudem zehn gängige Fahrzeugtypen, neu und gebraucht, ausschließlich mit einer Mischung aus normalem Benzin mit 15 Vol% des valerischen Biobenzins betankt und auf die Straße geschickt, um 500 km pro Tag zurückzulegen. Nach insgesamt 250.000 km Fahrstrecke waren keine Beeinträchtigungen von Fahrverhalten, Motor, Tank oder Benzinleitungen zu verzeichnen.

Angewandte Chemie: Presseinfo 17/2010

Autor: Jean-Paul Lange, Shell Global Solutions International B.V., Amsterdam (The Netherlands), mailto:jean-paul.lange@shell.com

Angewandte Chemie, Permalink to the article: http://dx.doi.org/10.1002/ange.201000655

Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69495 Weinheim, Germany
Weitere Informationen:
http://presse.angewandte.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Wissenschaftler verbessern Arthritis-Behandlung

Claudia Peter, GB Unternehmenskommunikation
Charité-Universitätsmedizin Berlin

Rheuma-Patienten können auf neue Therapien hoffen
Forscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben jetzt ein neues Testverfahren für Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis, einer chronischen Entzündungskrankheit, entwickelt. Damit ist es möglich, bereits vor Beginn der Therapie vorherzusagen, ob eine gängige Behandlung mit anti Tumor-Nekrose-Faktor-Antikörpern (anti-TNF), wirksam sein wird. Die Arbeitsgruppe um Dr. Bruno Stuhlmüller aus dem Institut für Rheumatologie und klinische Immunologie beschreibt ihr Vorgehen in der aktuellen Ausgabe der US-amerikanischen Fachzeitschrift „Clinical Pharmacology and Therapeutics“.

Menschen, die an rheumatoider Arthritis erkranken, haben einen zu hohen TNF-Spiegel im Körper. Dieser Botenstoff ist unter anderem für die schmerzhaften Entzündungen der Gelenke verantwortlich, an denen die Patienten leiden. Anti-TNF Antikörper neutralisieren TNF gezielt. Diese Therapie wirkt bei Patienten, die verstärkt das Gen CD11c bilden, was bei circa 60 Prozent der Betroffenen zutrifft.

Stuhlmüller untersuchte mit seinem Team zunächst das Blut von Patienten auf molekularbiologischer Ebene. Hierbei konnte ein eindeutiger statistischer Zusammenhang zwischen dem zu erwartenden Therapieerfolg und der Stärke des Gens CD11c gezeigt werden. In Zukunft wird es also möglich sein, vor der Therapie zu testen, ob für Patienten die Therapie mit anti-TNF erfolgreich sein wird. „Wenn eine Behandlung mit anti-TNF keine Wirkung zeigt, kostet das die Krankenkassen zwischen 15.000 und 20.000 Euro pro Jahr“, erklärt Stuhlmüller. „Bei einer gezielten Therapie bleiben dem Patienten außerdem schmerzhafte Nebenwirkungen erspart. Zusätzlich kann man bei einem potentiellen Nichtansprechen auf die anti-TNF-Behandlung andere individuelle Therapien einleiten.“

In einem nächsten Schritt wollen Stuhlmüller und seine Kollegen herausfinden, wie man neue Antikörper-Therapien mit anderen Behandlungsmöglichkeiten kombinieren kann. „Die Verknüpfung unterschiedlicher Therapieformen hat das Potential, die Krankheit individuell stabiler zu halten und das Fortschreiten der Erkrankung zu unterdrücken“, hofft Stuhlmüller.

*Quelle: Bruno Stuhlmüller et al.: CD11c as a Transcriptional Biomarker to Predict Response to Anti-TNF Monotherapy With Adalimumab in Patients With Rheumatoid Arthritis. Clinical Pharmacology Therapeutics. doi:10.1038/clpt.2009.244; PMID 20032971.

Dr. Bruno Stuhlmüller
bruno.stuhlmueller@charite.de
Med. Klinik mit Schw. Rheumatologie und Klinische Immunologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 570 400

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Rauchverbote führten nur zu geringen Umsatzeinbußen

Joachim Schmidt, Presse und Information
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

Die in den deutschen Bundesländern eingeführten Rauchverbote haben kurzfristig zu Umsatzeinbußen im Gastgewerbe geführt. Diese fielen jedoch schwächer aus als von vielen Gastwirten befürchtet. An Zigarettenautomaten sorgte neben den Rauchverboten vor allem die seit 2007 vorgeschriebene elektronische Alterskennung für sinkende Umsätze. Zu diesen Ergebnissen kommen drei RWI-Untersuchungen rund um das Thema Rauchen auf Grundlage unterschiedlicher Daten.
Die zwischen August 2007 und Juli 2008 auf Bundesländerebene eingeführten Rauchverbote im Gastgewerbe haben dort zu einem durchschnittlichen Umsatzrückgang um rund zwei Prozent geführt. Vor allem kurz nach Inkrafttreten der Rauchverbote kam es zu Umsatzeinbußen. Diese scheinen sich jedoch mit der Zeit abgeschwächt zu haben. In Bayern und Nordrhein-Westfalen, wo das Rauchverbot durch die Gründung so genannter „Raucherclubs“ umgangen werden konnte, kam es zu keinem nachweisbaren Umsatzrückgang. Auswertungen von Gewerbeabmeldungen im Gastgewerbe lieferten keine belastbaren Hinweis darauf, dass die Rauchverbote zu vermehrten Betriebsaufgaben führten.

Für die Untersuchung wurden Gewerbeanzeigen in den Ländern und die auf Bundesländerebene zusammengefassten monatlichen Umsatzdaten von rund 10.000 Betrieben im Gastgewerbe zwischen Januar 2006 und September 2008 ausgewertet.

Wirtschaftliche Auswirkungen des Rauchverbots wurden überschätzt

Eine vom RWI in Zusammenarbeit mit der IHK zu Essen und Unterstützung durch die IHK Nürnberg im Juni 2008 durchgeführte Befragung in mehr als 600 Gastronomiebetrieben in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Berlin zeigt zudem, dass die Effekte der Rauchverbote im Vorfeld systematisch überschätzt wurden. In Bayern, wo das Rauchverbot zum Zeitpunkt der Befragung bereits galt, berichteten etwa 70% der Gastwirte von erlittenen Umsatzeinbußen. In NRW, wo das Rauchverbot erst nach der Befragung in Kraft trat, erwarteten hingegen nahezu 80% der Gastwirte einen Rückgang der Umsätze. Auch die Ablehnung des Rauchverbots durch die Gäste fiel in NRW mit 63% höher aus als in Bayern mit 54%, wo schon Erfahrungen mit einem realen Rauchverbot vorlagen.

Die Befragungsergebnisse relativieren sich, wenn berücksichtigt wird, dass die Stichprobe überdurchschnittlich viele Bars und Kneipen enthielt, die vom Rauchverbot im Vergleich zu Restaurants stärker betroffen sind. Korrigiert man die Ergebnisse entsprechend, berichten in Bayern 44% von sinkenden Umsätzen, in NRW erwarten 55% Einbußen.

Die aus Sicht der Gastronomen beste Lösung zum Nichtraucherschutz ist mit weitem Abstand die Wahlfreiheit zwischen Raucher- und Nichtraucherbetrieb, gefolgt vom Rauchverbot ohne Ausnahmen und den bestehenden Nichtraucherschutzgesetzen.

Umsätze an den Zigarettenautomaten sanken vor allem durch Alterskennung

Eine dritte RWI-Studie zu den Auswirkungen der Rauchverbote auf Länderebene zeigt, dass diese in der Gastronomie zu einem Umsatzrückgang auch an Zigarettenautomaten geführt haben. Zu weitaus stärkeren Umsatzrückgängen an Zigarettenautomaten führte jedoch die Einführung der elektronischen Alterskennung im Januar 2007. Sie hält offenbar nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene vom Zigarettenkauf an Automaten ab. Am stärksten fielen die Umsatzeinbußen an im Freien aufgestellten Automaten aus. Der Zigarettenkonsum in Deutschland sank in der gleichen Zeit deutlich weniger stark, verlagerte sich also offenbar hin zu anderen Verkaufspunkten. Die Anhebung des Mindestalters für den Erwerb und Konsum von Zigaretten von 16 auf 18 Jahre sowie das bundesweite Rauchverbot in Einrichtungen des Bundes im September 2007 führten zu nur schwach oder überhaupt nicht nachweisbaren Umsatzveränderungen.

Grundlage der Untersuchung ist eine Analyse der monatlichen Umsatzdaten von Januar 2006 bis August 2008 eines führenden Zigarettenautomaten-Aufstellers in Deutschland auf Bundesländerebene. Damit wurden erstmalig umfassende Umsatzdaten von Zigarettenautomaten wissenschaftlich ausgewertet. Diese Daten ermöglichten eine erste Wirkungsanalyse der Alterskennung an Automaten, des bundesweiten Rauchverbots in Einrichtungen des Bundes und der jüngsten Erhöhung des Mindestalters für den Erwerb und Konsum von Zigaretten in Deutschland.

Ihre Ansprechpartner:
Sabine Weiler (Pressestelle RWI) Tel.: (0201) 8149-213
Dr. Michael Kvasnicka (RWI, Büro Berlin) Tel.: (030) 20 21 598-14
Dr. Harald Tauchmann (RWI) Tel.: (0201) 8149-259

Dieser Pressemitteilung liegen die Ruhr Economic Papers #172 „Much Ado About Nothing? – Smoking Bans and Germany’s Hospitality Industry“ und #173 „Public Smoking Bans, Youth Access Laws, and Cigarette Sales at Vending Machines“ sowie RWI : Materialien, Heft 58 „Eine Befragung von Gastronomiebetrieben zur Einführung von Rauchverboten im Gastgewerbe: deskriptive Ergebnisse“ zugrunde. Sie sind unter www.rwi-essen.de/publikationen/ als pdf-Datei erhältlich.

Weitere Informationen:
http://www.rwi-essen.de/presse/ – hier steht die Pressemitteilung auf der RWI-Homepage inclusive Links zu den zugrundeliegenden RWI-Publikationen

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Deutschlandweit größte Sammlung von ölabbauenden Mikroorganismen in Greifswald

Jan Meßerschmidt, Presse- und Informationsstelle
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Am Institut für Mikrobiologie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald wird die in Deutschland größte Sammlung von Mikroorganismen-Stämmen mit Fähigkeiten zum Abbau von Erdöl und Erdölprodukten (Dieselkraftstoff, Schmieröle oder Benzin) aufbewahrt. In der Abteilung Angewandte Mikrobiologie wurden seit den 1970er-Jahren Bakterien, Hefen und fadenförmige (filamentöse) Pilze gesammelt, die in der Lage sind, die relativ abbauresistenten und wasserunlöslichen Erdölkohlenwasserstoffe abzubauen. Sie können diese Kohlenwasserstoffe in leichter umsetzbare und umweltfreundlichere Zwischenprodukte und schließlich in Kohlendioxid und Wasser überführen.
Diese Mikroorganismen konnten in den zurückliegenden Jahren aus den Böden um Tankstellen, aus Regionen mit Erdölförderung oder aus ölverschmutzten Meeresbereichen isoliert werden. Sie stammen unter anderem aus Deutschland, Südamerika, Russland oder Saudi-Arabien. Insgesamt sind in Greifswald mehrere tausend Mikroorganismentypen verfügbar, die in ganz unterschiedlicher Art und Weise Öl- oder Schadstoffe abbauen können. Darunter befinden sich solch leistungsfähige Organismen wie die „Superölhefe“ Candida maltosa, die besonders effektiv an die Nutzung solcher Öle angepasst ist und bestimmte Erdölbestandteile schneller als Zucker abbauen kann. Für die Beseitigung von Erdölverunreinigungen im Meer ist hingegen das salztolerante Bakterium Alkanivorax borkumensis besonders geeignet. Andere Bakterien wie Nocardia cyriacigeorgica kommen mit den extremen und heißen Bedingungen in arabischen Wüstenregionen gut zurecht.

Im Jahre 2008 arbeiteten sowohl arabische als auch vietnamesische Wissenschaftler (Department of Petroleum Microbiology, University Hanoi) zu dieser Thematik im Institut für Mikrobiologie. Ukrainische Wissenschaftler waren 2009 im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Technologie geförderten Austauschprogramms an der Universität Greifswald, um den Einfluss von mikrobiellen Bioemulgatoren auf den Abbau von wasserunlöslichen Erdölbestandteilen zu prüfen.

Es ist relativ aufwändig, die zum Teil mühselig gewonnenen Organismen in ihrer Vielfalt lebensfähig und aktiv zu halten. Hierbei helfen teilweise Jugendliche im Freiwilligen Ökologischen Jahr. Im Hinblick auf die Lebenserhaltung, die Artbestimmung oder die Charakterisierung der zum Teil neuartigen Organismen, gibt es eine effektive Zusammenarbeit mit der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen in Braunschweig und dem Helmholtz Zentrum für Umweltforschung in Leipzig-Halle.

Ziel der Sammlung dieser Mikroorganismen ist es, für eventuelle Umweltschäden und Havarien in Ergänzung zu rein technischen Lösungen (Absaugung, Absorption, Bindemittel) leistungsfähige Organismen mit hohen Abbauleistungen zur Verfügung zu haben. Es ist jedoch relativ teuer, die einzelnen Organismentypen bei Umwelthavarien direkt zu vermehren und vor Ort auszubringen. Oft können dabei nicht alle Schadstoffe gleichermaßen gut abgebaut werden. Deshalb dienen sie heute als Modellorganismen. Es werden ihre spezifischen Ernährungs- und Lebensbedingungen sowie ihre Effektivität und ihr Abbauspektrum studiert. Dieses Wissen kann nach einer Ölhavarie genutzt werden, um ihre Aktivität an Ort und Stelle in der Natur mit geeigneten, preiswerten Eingriffen stark zu befördern.

Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Prof. Dr. Frieder Schauer
Institut für Mikrobiologie
Abteilung Mikrobiologie und Molekularbiologie
Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 15, 17487 Greifswald
Telefon 03834 86-4204
schauer@uni-greifswald.de

Weitere Informationen:
http://www.mikrobiologie.uni-greifswald.de/index.php?id=34 – Angewandte Mikrobiologie
http://www.uni-greifswald.de/informieren/pressestelle/download-presseinformation… – Fotodownload

Aufgrund zahlreicher Anfragen ergänzen wir die unsere Pressemitteilung um weitere Informationen:

Die Stammsammlung von technisch nutzbaren Mikroorganismen, angesiedelt am Institut für Mikrobiologie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald mit z.Zt. insgesamt 6 500 Stämmen, darunter ca. 1 500 ölabbauende Mikroorganismen, dient vor allem der Erforschung des Stoffwechsels und der durch Mikroorganismen bedingten Abbauprozesse von Natur- und Fremdstoffen. Ziel ist es, für die einzelnen Mikroorganismen und Schadstoffe die prinzipiell möglichen Abbauraten in Abhängigkeit von verschiedenen Umweltparametern zu ermitteln und Regulationsgrößen sowie ausgeschiedene Zwischenprodukte zu erfassen und zu charakterisieren. Die Mikroorganismen werden somit vor allem zu Forschungszwecken benötigt. Es ist nicht beabsichtigt, diese Mikroorganismen im Golf von Mexiko oder bei anderen Ölhavarien auszubringen. Das ist auch nicht notwendig, da sie sich an Ort und Stelle auch ohne unser Zutun entwickeln. Nur sind sie bei Havarien und mit größeren Ölmengen auch zunächst überfordert, so dass andere, rein technische Maßnahmen (Absaugung, Bindemittel) als primäre Lösungen notwendig werden. Dennoch sind sie am Abbau des Öls – vor allem im Hinblick auf die weit zerstreuten Restmengen und langandauernde Kontaminationen – in maßgeblichem Anteil beteiligt.

Im Falle von erdölverwertenden Mikroorganismen sind die Abbauprozesse sehr komplex, da Erdöl keine homogene Substanz sondern ein Gemisch aus ca. 2.000 Einzelsubstanzen darstellt, die in unterschiedlichem Maße durch die einzelnen Mikroorganismen abgebaut werden können. Dadurch kann Erdöl kaum durch einen einzelnen Mikroorganismus, sondern nur durch eine „konzertierte Aktion“ verschiedener Mikroorganismentypen vollständig abgebaut werden. Außerdem sind die einzelnen Erdölsorten, z.B. aus Russland, Amerika oder dem arabischen Raum im Hinblick auf ihre Einzelkomponenten sehr verschieden und damit von den einzelnen Mikroorganismen in unterschiedlichem Maße angreifbar.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Fesseln für unbekannte Grippeviren

Rudolf-Werner Dreier, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Forscher aus Freiburg und Berlin lüften Geheimnis um Immunantwort – Veröffentlichung in „Nature“
Bei einer Infektion mit neuen, dem Körper unbekannten Grippeviren kann das menschliche Immunsystem rasch einen angeborenen Schutzmechanismus gegen die Erreger aktivieren. Dabei spielt ein Protein, kurz „Mx“ (Myxovirus-Resistenz) genannt, eine wichtige Rolle. Es hindert die Viren daran, sich ungehemmt zu vermehren. Wie, das haben Forscher bislang nicht herausfinden können. Jetzt haben Virologen vom Freiburger Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene und Strukturbiologen vom Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) die Struktur des „Mx“-Proteins zum Teil entschlüsselt. Damit können sie klären, wie das „Mx“-Protein seine antivirale Wirkung entfaltet.

Neue Influenzaviren können ohne Vorwarnung immer wieder vom Tier auf den Menschen überspringen, wie die Erfahrungen mit dem H5N1-Vogelgrippevirus oder jüngst mit dem Schweinegrippevirus belegen. Obwohl der Mensch meist keine Immunität gegen solche Erreger hat, ist sein Körper den Eindringlingen nicht schutzlos ausgeliefert. Er verfügt über eine rasch mobilisierbare Abwehr, die dafür sorgt, dass sich die Influenzaviren nicht ungehemmt vermehren können.

Ein wesentliches Element dieses Schutzes besteht aus einem körpereigenen Protein, das eindringende Viren in der Zelle abfängt und daran hindert, Nachkommen-Viren zu produzieren. Unter normalen Umständen ist dieses Schutzprotein „Mx“ gar nicht in den Zellen vorhanden. Es wird erst kurzfristig nach Bedarf hergestellt, und dann in großen Mengen. Der Befehl zur Herstellung wird durch den natürlichen Botenstoff Interferon vermittelt, der von virusinfizierten Zellen ausgeschieden wird und dem Organismus den Virusbefall ankündigt.

Dieser Interferon-induzierte Schutzmechanismus ist für das Überleben einer Infektion mit Influenzaviren unerlässlich, wie Forscher experimentell dokumentieren konnten. Wie genau das schützende Protein die Virusvermehrung blockiert, war jedoch bisher nur ungenügend verstanden, weil dessen Struktur trotz jahrelanger Anstrengungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Forschungseinrichtungen nicht aufgeklärt werden konnte.

Den Virologen Prof. Dr. Otto Haller, Alexander von der Malsburg und Prof. Dr. Georg Kochs aus Freiburg ist es in Zusammenarbeit mit den Strukturbiologen Dr. Oliver Daumke, Song Gao, Susann Paeschke und Prof. Dr. Joachim Behlke vom MDC gelungen, strukturelle Einsichten zu gewinnen und daraus Voraussagen zur Wirkungsweise des antiviralen Proteins abzuleiten.

Das als „Mx“ bezeichnete Protein ist eine molekulare Maschine, die ihre volle Kraft erst nach Aneinanderlagerung der Einzelmoleküle zu einem hochmolekularen Verbund entfaltet, wobei sich Ringstrukturen ausbilden. Ein zentrales Element der Ringbildung besteht in der besonderen Faltung eines Teils von „Mx“, der als Stiel bezeichnet wird.

Nach der genauen Struktur dieses Stiels wird seit Jahren gefahndet. Die beiden Forschergruppen entschlüsselten nun erstmals die Stiel-Struktur auf atomarer Ebene. Die jetzt bekannte Struktur erklärt den Aufbau von „Mx“ und erlaubt testbare Voraussagen zur Funktionsweise des antiviralen Moleküls.

Zusammen mit Ergebnissen aus früheren biochemischen Untersuchungen wird jetzt klar, dass „Mx“ mit der Stiel-Struktur eine Art Fußangel bildet, die wichtige Bestandteile des Influenzavirus in der infizierten Zelle fesselt und inaktiviert. Dass es dennoch bei dem Auftreten neuer Grippeviren zu Epidemien oder gar Pandemien kommen kann, hängt mit der Aggressivität und Massivität dieser Erreger zusammen. Die Forscher sind zuversichtlich, mit ihren neuen Erkenntnissen über das schützende „Mx“-Protein die Grundlage für die Entwicklung neuer antiviraler Medikamente gegen die gefährlichen Influenzaviren gelegt zu haben. Sie sind zudem sicher, dass die an „Mx“ gewonnenen Erkenntnisse auch das Verständnis für weitere Mitglieder dieser Proteinfamilie erhöhen.

Veröffentlichung:
Structural basis of oligomerisation in the stalk region of dynamin-like MxA.
Song Gao1,2, Alexander von der Malsburg3, Susann Paeschke1, Joachim Behlke1, Otto Haller3, Georg Kochs3, Oliver Daumke1
Nature
Published online: XX. April 2010, doi: 10.1038/nature08972

1Max-Delbrück-Centrum for Molecular Medicine, Crystallography, Robert-Rössle-Strasse 10, 13125 Berlin, Germany
2Institute for Chemistry and Biochemistry, Free University Berlin, Takustrasse 3, 14195 Berlin, Germany
3Department of Virology, Institute for Medical Microbiology and Hygiene, University of Freiburg, Hermann-Herderstrasse 11, 79104 Freiburg, Germany

Ein Computermodell des Proteins können Sie sich im Internet herunterladen unter:
http://www.mdc-berlin.de/de/index.html

Kontakt:

Prof. Dr. Otto Haller
Universitätsklinikum Freiburg
Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene
Abteilung Virologie
Tel.: 0049 (0) 761/203-6534
Fax: 0049 (0) 761/203-6626
E-Mail: otto.haller@uniklinik-freiburg.de
http://www.virologie-freiburg.de

Dr. Oliver Daumke
Max-Delbrück-Centrum für
Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
Tel.: 0049 (0) 30/9406-3425
Fax: 0049 (0) 30/9406-3814
E-Mail: oliver.daumke@mdc-berlin.de
http://www.mdc-berlin.de/daumke

Weitere Informationen:
http://www.virologie-freiburg.de
http://www.mdc-berlin.de/daumke
http://www.mdc-berlin.de/de/index.html

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Mehr Ungleichheit durch flexiblere Entlohnung

Mark Fallak, Öffentlichkeitsarbeit
Institut zur Zukunft der Arbeit

Die Lohnungleichheit in Deutschland ist im vergangenen Jahrzehnt weiter gestiegen. Dabei spielen die Reallohnverluste bei Geringverdienern eine immer größere Rolle. Der massive Rückgang der Tarifbindung erklärt diesen Trend allerdings nur zum Teil. Entscheidender sind die zunehmenden Lohnunterschiede zwischen den Branchen, aber auch innerhalb einzelner Wirtschaftszweige und Unternehmen. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die beim Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn erschienen ist.
Vor allem die wachsende Bedeutung leistungsabhängiger Vergütung sowie eine höhere Lohnflexibilität auch im Rahmen von Tarifabschlüssen haben zum Anstieg der Ungleichheit beigetragen und die Schließung des Lohnabstands zwischen Männern und Frauen abgebremst.

Wissenschaftler der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg analysierten für die Studie Lohn- und Gehaltsdaten der Jahre 2001 und 2006. In diesem Zeitraum sank die Tarifbindung in Westdeutschland um rund ein Drittel: Nur noch jeder zweite Arbeitnehmer unterlag 2006 einem Flächen- oder Haustarifvertrag. Der schwindende Einfluss von Tarifverträgen bei der Lohnbestimmung nimmt jedoch laut Untersuchung keinen nennenswerten Einfluss auf die Entwicklung des Lohngefälles. Denn auch Tarifverträge sehen heute immer öfter flexible Lohnstrukturen vor, die beispielsweise durch Leistungskomponenten individuellen Produktivitätsunterschieden stärker Rechnung tragen.

Der Lohnabstand zwischen Männern und Frauen hat sich im betrachteten Zeitraum nur minimal verändert. Obwohl das Qualifikationsniveau von Frauen gestiegen ist, ist ausschließlich im Niedriglohnbereich eine Annäherung an die Bezahlung männlicher Beschäftigten erkennbar. Dagegen hat sich die Lohnschere gerade im mittleren Einkommensbereich sogar noch geweitet. Der relative Rückgang tariflicher Entlohnung, von dem weibliche Beschäftigte überproportional betroffen sind, spielt jedoch auch hier kaum eine Rolle. Sowohl bei Flächentarifverträgen als auch bei Firmen ohne Tarifbindung gingen die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen zurück, während sie bei Haustarifverträgen deutlich anstiegen. Insgesamt gleichen sich diese gegenläufigen Effekte nahezu aus.

„Ausschlaggebend für die Entwicklung des geschlechtsspezifischen Lohndifferentials sind die zunehmend flexiblen Entlohnungsformen. Bei den mittleren Löhnen sind Männer durch die Veränderungen im Arbeitsmarkt begünstigt. Dies deckt sich mit der Beobachtung, dass Frauen häufiger als Männer Jobs mit leistungsabhängiger Vergütung scheuen“, erläutert der Freiburger Ökonom Bernd Fitzenberger, der die Studie mitverfasst hat. „Gleichzeitig schneiden Männer im Niedriglohnbereich deutlich schlechter ab und sind von den beobachteten Lohnverlusten stärker betroffen als Frauen.“

Die englischsprachige Publikation steht auf der IZA-Homepage zum Download bereit:

Dirk Antonczyk, Bernd Fitzenberger, Katrin Sommerfeld:
Rising Wage Inequality, the Decline of Collective Bargaining, and the Gender Wage Gap
IZA Discussion Paper No. 4911 – http://ftp.iza.org/dp4911.pdf

Kontakt:
Prof. Bernd Fitzenberger, Ph.D.
Institut für allg. Wirtschaftsforschung
Abt. für empirische Wifo und Ökonometrie
Albert-Ludwigs-Universität
79085 Freiburg
Tel.: (0761) 203-2332
E-Mail: bernd.fitzenberger@vwl.uni-freiburg.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Neuer Entsorgungshof an der Saar-Universität eingeweiht – bundesweites Vorbild

Gerhild Sieber, Presse- und Informationszentrum der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

Mit Hilfe einer neuen Entsorgungslogistik und einer eigenen Anlage zur fachgerechten Trennung und Entsorgung von Abfällen ist es der Universität des Saarlandes gelungen, ihre Entsorgungskosten um etwa 40 Prozent zu reduzieren. Da die bisher genutzten Gewerbeabfall-Behälter vom Campus entfernt wurden, sind gleichzeitig auch die unschönen Abfallberge um diese Behälter verschwunden. Heute werden 80 Prozent der auf dem Entsorgungshof gesammelten Abfälle dem Recycling zugeführt. Die bundesweit modernste Anlage an einer Universität, die seit Dezember 2009 in Betrieb ist, wurde heute von Universitätspräsident Volker Linneweber eingeweiht.
„Unser neues Entsorgungssystem hat enorme ökonomische, ökologische und ästhetische Vorteile“, erklärte Unipräsident Volker Linneweber bei der Eröffnung des Entsorgungshofs. „Indem wir den Abfall, den 18.000 Menschen an der Universität täglich produzieren, nun konsequent trennen und verwerten, sparen wir viel Geld und schonen wertvolle Ressourcen. So wird der größte Teil unseres Abfalls wiederverwertet und die Restmüllmenge verringert. Gleichzeitig haben wir durch das geänderte Sammelsystem erreicht, dass der Campus aufgeräumt und sauber aussieht.“

Seit Inbetriebnahme eines eigenen Entsorgungshofes und neuer Logistik hat die Universität ihre Kosten für die Müllentsorgung bereits um 40 Prozent reduziert. „Das ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass es durch die Entfernung der Abfallcontainer fast unmöglich geworden ist, privaten Abfall auf dem Campus abzulagern“, berichtet Margret Stragand-Dörrenbächer, die Abfallbeauftragte der Universität. Die Abfallmenge von früher jährlich 1000 Tonnen pro Jahr sei hierdurch bereits deutlich zurückgegangen.

„Behältnisfreies Entsorgen“ heißt das Grundprinzip der neuen Abfallsammellogistik. Bisher wurde der Abfall in großen, wöchentlich geleerten Containern auf dem Campus gelagert, weitere Abfälle stapelten sich dort oft tagelang. Nun sind diese Gewerbeabfall-Behälter vom Unigelände entfernt worden. Stattdessen wird der in den Gebäuden getrennte Abfall jetzt täglich zwischen 8.00 und 10.30 Uhr von 50 Sammelstellen auf dem Campus abgeholt und zum Entsorgungshof gebracht. Dies übernimmt die Saar Service GmbH, ein zertifiziertes Entsorgungsunternehmen. Die drei häufigsten Abfallarten – Restmüll, Papier und Abfälle des dualen Systems – werden in verschiedenfarbigen Mülltüten gesammelt, alle anderen Abfälle werden lose oder in Mehrwegbehältern an den Sammelstellen abgeholt. Damit die Mülltrennung bereits in den Gebäuden funktioniert, werden in Hörsälen und Foyers Abfallbehälter aufgestellt, die anhand eines Farbsystems eine leichte Trennung in Restmüll, Papier und Abfälle des dualen Systems ermöglichen.

Die neue Entsorgungsanlage wurde am östlichen Rand des Campus auf einer Fläche von 1.400 Quadratmetern gebaut. Die Baukosten betrugen 540.000 Euro und blieben damit unter der ursprünglich veranschlagten Summe von 600.000 Euro. Der Entsorgungshof ist mit verschiedenen Containern ausgestattet, die es den Mitarbeitern des Entsorgungsunternehmens erlauben, den Abfall in 21 Abfallarten zu trennen, von denen 19 in die Wiederverwertung gehen. So werden beispielsweise Metallspäne aus den Uni-Werkstätten, Leuchtstoffröhren, Batterien und Kunststoffspäne in Mehrwegbehältern gesammelt und in geschlossenen Seecontainern bis zum Recycling gelagert. Drei große Abfallpressen verdichten Restmüll, Papier und Sperrmüll. Weitere Abfallarten sind unter anderem Kommunikationselektronik, Elektronikschrott, Metallschrott, Holz, Bauschutt und Grünschnitt. Ihre fachgerechte, weitere Entsorgung übernimmt der Zentrale Kommunale Entsorgungsbetrieb (ZKE), ein Eigenbetrieb der Stadt Saarbrücken, der auch maßgeblich an der Konzipierung des neuen Entsorgungskonzeptes beteiligt war. Eine bauliche Besonderheit der Anlage ist eine Rampe, von der sich drei große Container leicht von oben befüllen lassen. Ursprünglich aufgrund der Hanglage des Entsorgungshofs entstanden, dient die Rampe inzwischen als Vorbild für andere Anlagen.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Margret Stragand-Dörrenbächer
Abfallbeauftragte
Tel. (0681) 302 – 4043
E-Mail: m.stragand@mx.uni-saarland.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Grübeltherapie hilft gegen Depressionen: RUB-Psychologen testeten neue Behandlung

Dr. Josef König, Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum

Zermürbendes Grübeln ist häufig Symptom von Depressionen und begünstigt Rückfälle, wenn die Depression überwunden schien. Eine neue Therapie gegen das Grübeln, die am Zentrum für Psychotherapie der RUB geprüft wird, hilft: 80 Prozent der bislang behandelten Patientinnen und Patienten grübeln auch sechs Monate nach der Therapie weniger, gewinnen Kontrolle über ihr Grübeln und gaben an, sehr zufrieden zu sein. Weitere Teilnehmer werden noch gesucht:
Interessentinnen und Interessenten, die depressive Phasen erlebt haben und noch unter einer Restsymptomatik leiden, können sich unter Tel. 0234/32-22323 informieren und einen Termin für ein erstes Gespräch vereinbaren. Die Gruppentherapie findet wöchentlich insgesamt elf Mal statt.

Den Prozess des Grübelns stoppen

„Warum gerade ich? Wieso bin ich nie richtig zufrieden mit dem, was ich tue? Warum gelingt es mir nicht, mein Leben in den Griff zu kriegen? Was hat das zu bedeuten, dass mein Chef mich gestern so komisch angeguckt hat?“ … Sich von solchen Gedanken loszureißen, die zu keiner Lösung führen, fällt vielen Betroffenen schwer. Je länger sie grübeln, desto schlechter wird ihr Selbstwertgefühlt, desto düsterer erscheinen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die neue Gruppenbehandlung an der Ruhr-Universität unterstützt Patienten darin, die grüblerische Auseinandersetzung mit sich selbst zu überwinden. Es geht darum, Möglichkeiten aufzuzeigen, die Aufmerksamkeit selbst zu lenken, selbst zu entscheiden, worauf man sich konzentrieren will. Außerdem werden positive Annahmen über das Grübeln bewusst gemacht und hinterfragt, etwa die Annahme, das Grübeln würde helfen, Probleme zu lösen. „Wir setzen uns im Gegensatz zu anderen Therapien mehr mit dem Prozess des Grübelns selbst auseinander als mit den Inhalten der Grübelei“, erklärt Dr. Tobias Teismann, der die Behandlungsstudie gemeinsam mit Prof. Dr. Ulrike Willutzki leitet.

Patienten sind sehr zufrieden

Bislang wurden 40 Patienten in die Behandlungsstudie aufgenommen. Erste Analysen zeigen, dass sich bei ca. 80% der behandelten Patienten die depressive Symptomatik deutlich gebessert hat. Die ersten Patienten wurden drei und sechs Monate nach Abschluss der Behandlung auf depressive Beschwerden untersucht. Die Verbesserung der Stimmung, des Selbstwertgefühls und des Antriebs erwies sich als über das Behandlungsende hinaus stabil. Daneben gaben 78% der Befragten zum Therapieende und in den Nachuntersuchungen an, dass es zu einer bedeutenden Reduktion grüblerischen Nachdenkens gekommen sei und sie an Kontrolle über ihre Grübeleien gewonnen haben. Gefragt, wie sehr ihnen die Behandlung genutzt habe, gab schließlich die überwiegende Mehrzahl der Patienten an, sehr zufrieden mit den Erfolgen zu sein.

Hintergrundinformation: Depressionen

Mindestens vier Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Depressionen, mindestens zwei Drittel davon sind Frauen. Betroffene sind über längere Zeit fast ständig niedergeschlagen, können kaum noch Freude oder Genuss erleben und ziehen sich oft von Familie und Freunden zurück. Grübeln, Selbstzweifel und Schuldgefühle gehören genauso zur Depression wie Appetitmangel, Schlafstörungen, Antriebsmangel und ein ständiges Gefühl von Erschöpfung und Müdigkeit.

Weitere Informationen

Dr. Tobias Teismann, Zentrum für Psychotherapie der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-24915, E-Mail: Tobias.Teismann@rub.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Betriebsräte können Beschäftigten und Unternehmen Vorteile bringen – Neue Studie fasst Forschungsstand zusammen

Rainer Jung, Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Betriebsräte nützen vielfach nicht nur den Beschäftigten, sondern auch der Wirtschaftlichkeit von Unternehmen. Denn Betriebe mit Betriebsrat sind oft produktiver und innovativer, haben eine geringere Fluktuation und eine familienfreundlichere Personalpolitik. Zu diesem Ergebnis kommen neuere empirische Untersuchungen zu den wirtschaftlichen Konsequenzen der Mitbestimmung. Prof. Dr. Uwe Jirjahn, Arbeitsmarktökonom an der Universität Trier, hat in einem von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Projekt den aktuellen Forschungsstand ausgewertet. Sein zentrales Fazit: Auch wenn verschiedene Studien nicht immer zu völlig einheitlichen Ergebnissen kommen, zeigt sich insgesamt ein positives Bild der Effekte betrieblicher Mitbestimmung. Dabei hängen die Wirkungen aber auch von den jeweiligen betrieblichen Rahmenbedingungen ab.

Die Erklärung: Betriebsräte können für ein vertrauensvolles Verhältnis von Belegschaft und Management sorgen. So kann die Personalpolitik besser auf die Wünsche der Beschäftigten eingehen. Steht eine Flexibilisierung oder betriebliche Umstrukturierung an, bildet der Betriebsrat einen Puffer zwischen Arbeitnehmern und Geschäftsführung. Die Studien haben eine Vielzahl an Zusammenhängen untersucht. Die interessantesten:

PRODUKTIVITÄT. Betriebsräte haben einen positiven Effekt auf die betriebliche Leistungsfähigkeit, so der Tenor der meisten Studien. Allerdings können Verteilungskonflikte auf betrieblicher Ebene stören. Sprich: Sind Arbeitnehmervertreter zu sehr mit der Verteilung des Kuchens beschäftigt, weil beispielsweise keine Tarifbindung besteht oder eine Gewinnbeteiligung der Belegschaft nicht klar vorab geregelt war, können sie weniger zur Vergrößerung des Kuchens beitragen. Einige Untersuchungen können keine Wirkung der Mitbestimmung auf die betriebliche Performance feststellen. Diese vernachlässigten jedoch, dass weitere Faktoren die Ergebnisse verfälschen können, so Professor Jirjahn. Betriebsräte entstehen zum Beispiel häufiger, wenn ein Unternehmen bereits in wirtschaftlichen Schwierigkeiten ist.

LÖHNE. In Betrieben mit Betriebsrat fallen Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern niedriger aus. Auch verringert sich die Lohnungleichheit zwischen qualifizierten und weniger qualifizierten Beschäftigten. Bei vorübergehenden Schocks – etwa einer kleinen Auftragsflaute – halten Arbeitnehmervertreter die Löhne stabil. Hält der Schock länger an, ermöglichen sie Lohnanpassungen, um Entlassungen oder gar das Aus für den Betrieb zu verhindern.

PROFITABILITÄT. Eine Reihe von Untersuchungen stellt einen negativen Zusammenhang zwischen Betriebsräten und Profitabilität fest. Dies liegt jedoch daran, dass die Profitablität häufig durch subjektive Einschätzungen des Managements gemessen wird. Wird ein objektives Maß für die Gewinnlage der Betriebe verwendet, zeigt sich ein deutlich positiver Zusammenhang zwischen Betriebsräten und der Gewinnsituation. Dies gilt insbesondere in Betrieben mit Tarifbindung.

INNOVATIONEN. Bei der Entwicklung völlig neuer Produkte können Forscher keinen Einfluss des Betriebsrats ausmachen. Eine positive Beziehung besteht aber zwischen der Einführung von Nachfolge- oder funktional verbesserten Produkten und Mitbestimmung. Informationen, die Arbeitnehmer und ihre Repräsentanten dem Management zur Verfügung stellen, sorgen also für bessere Produkte.

INVESTITIONEN. Auf Investitionen im Allgemeinen haben Betriebsräte keinen direkten Einfluss. Anders sieht es bei Ausgaben für die Umwelt aus: Bei der Einführung umweltfreundlicherer Produktionsverfahren, Investitionen in nachgeschaltete Technologien (zum Beispiel Filterung), Entsorgung, Recycling und der Mitarbeiterschulung für ein umweltbewusstes Verhalten wirken sich Arbeitnehmervertreter durchweg positiv aus. Eine Erklärung der Forscher: Möglicherweise sind die Beschäftigten an der Verringerung lokaler Umweltbelastungen interessiert, da diese sie direkt am Arbeitsplatz oder ihre in der Nähe lebenden Familien treffen. Durch die Bündelung dieser Interessen trägt der Betriebsrat zum betrieblichen Umweltschutz bei.

BESCHÄFTIGUNG. Mehrere Studien zeigen, dass betriebliche Mitbestimmung mit einer geringeren Personalfluktuation einhergeht. Dies gilt besonders für Betriebe mit Tarifbindung. Wenn Verteilungskonflikte auf betrieblicher Ebene reduziert werden, kommt dies auch der Belegschaft zugute, folgert Jirjahn. Bei besseren Arbeitsbedingungen verringert sich der Anreiz, den Betrieb zu verlassen. Auch erleichtert das Vorhandensein eines Betriebsrats die Besetzung offener Stellen, zeigt eine weitere Untersuchung. Studien zum Beschäftigungswachstum kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Bei getrennten Schätzungen für verschiedene Betriebstypen ergibt sich allerdings ein positiver Einfluss der Arbeitnehmervertretung in solchen Betrieben, die Gruppenarbeit, Gruppenanreize und Weiterbildung praktizieren.

FAMILIENFREUNDLICHKEIT. Arbeitnehmervertreter wirken sich positiv auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus. Insbesondere, wenn es im Betrieb einen hohen Frauenanteil gibt. Einzelne Beschäftigte mögen zurückhaltend sein, ihr Interesse an einer familienfreundlichen Personalpolitik zu äußern. Denn der Arbeitgeber könnte ihren Wunsch negativ interpretieren als Signal für besonders hohe familiäre Verpflichtungen. Eine kollektive Interessenvertretung mildert diese Probleme.

WEITERBILDUNG. Empirische Untersuchungen sprechen für einen positiven Einfluss von Betriebsräten auf betrieblich finanzierte Mitarbeiterschulungen. Gibt es eine Arbeitnehmervertretung, so steigert die Weiterbildung die Produktivität in einem stärkeren Ausmaß. Jirjahn erklärt dies so: Damit sich eine solche Maßnahme in einem betrieblichen Erfolg niederschlägt, müssen sich die Beschäftigten zusätzlich anstrengen. Gibt es einen Betriebsrat, scheinen sie dazu eher bereit zu sein. Denn eine mit Mitbestimmungsrechten ausgestattete Interessenvertretung, die sich für die Belange der Belegschaft einsetzt, stärkt die Motivation der Arbeitnehmer. So kann Weiterbildung effektiver werden und Betriebe haben größere Anreize zu ihrer Finanzierung.

ARBEITSZEITMODELLE. Sowohl Schichtarbeit als auch Arbeitszeitkonten sind in Betrieben mit Betriebsrat weiter verbreitet. Die Arbeitnehmervertretung kann dafür sorgen, dass die Präferenzen der Beschäftigten bei der Ausgestaltung solcher Arbeitszeitmodelle stärker berücksichtigt werden. Dann akzeptieren die Arbeitnehmer auch eher Modelle, die für sie größere Belastungen bedeuten, erläutert der Wirtschaftsprofessor den Zusammenhang. Die Kooperationsbereitschaft der Beschäftigten hänge davon ab, in welchem Umfang ihre Wünsche berücksichtigt werden.

LEISTUNGSANREIZE. Auch eine Leistungsentlohnung ist in Betrieben mit Betriebsrat wahrscheinlicher. Dies spricht dafür, dass Arbeitnehmer einer variablen Entlohnung eher zustimmen, wenn sie auf eine Berechnung der Leistungsentgelte nach nachvollziehbaren Kriterien vertrauen können, so Jirjahn. Und wenn sie glauben, das Management werde die Leistungsstandards in Zukunft nicht unangemessen anheben.

Ob die Mitbestimmung auch weiterhin ihr Potenzial entfalten kann, hängt auch von den gesetzlichen Rahmenbedingungen ab, fasst Jirjahn die Forschungsergebnisse zusammen. „Eine undifferenzierte Deregulierung des Arbeitsmarktes, die vermeintlich der Erhöhung der Flexibilität dient, könnte genau das Gegenteil bewirken und wichtige Ressourcen zum Erhalt und zur Schaffung der ökonomischen Leistungsfähigkeit ungenutzt lassen.“ Der Forscher betont, dass auch für die Zukunft weiterer Forschungsbedarf besteht, um zu überprüfen, wie sich die Wirkungsweisen betrieblicher Mitbestimmung entwickeln.

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/320_104461.html – Die PM mit Ansprechpartnern
http://www.boeckler.de/pdf/p_arbp_186.pdf – Die komplette Untersuchung (pdf)
http://www.boeckler.de/32014_103271.html – Weitere Informationen und Infografiken zum Download im Böckler Impuls 6/2010

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Männer verlieren mit den Jahren mehr „braunes“ Fett als Frauen

Dr. Ellen Katz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Tübingen

PD Dr. med. Norbert Stefan
magnifier PD Dr. med. Norbert Stefan
Universitätsklinikum Tübingen

Jüngste Erkenntnisse der Wissenschaft deuten darauf hin, dass braunes Fettgewebe nicht nur beim Neugeborenen sondern auch bei Erwachsenen vorkommt. Dieses sogenannte „braune“ Fettgewebe ist in der Lage, überschüssige Pfunde, die als „weißes“ Fett gespeichert sind, als Energielieferant zu verbrennen. Weltweit konnten Forscher, u.a. auch vom Universitätsklinikum Tübingen (1), belegen, dass die Masse des braunen Fetts mit zunehmendem Alter abnimmt und damit auch zur Gewichtszunahme älterer Menschen beiträgt. Jetzt konnte am Universitätsklinikum Tübingen gezeigt werden (2), dass dieser Prozess bei Frauen und Männern unterschiedlich verläuft. doi:10.2337/db10-0004
Endokrinologen und Radiologen des Tübinger Uniklinikums untersuchten in einem aktuellen Forschungsprojekt, ob es beim altersbedingten Abbau des braunen Fettes Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Sie fanden heraus (2), dass das Altern diesen Prozess bei Männern und Frauen unterschiedlich beeinflusst.
Bei Männern verringerte sich die braune Fettmasse mit zunehmendem Alter viel schneller als bei Frauen. Die Tübinger Experten konnten weiterhin erstmalig zeigen, dass mit zunehmendem Alter die braune Fettmasse bei Männern weniger stark mit dem BMI korreliert als bei Frauen. Norbert Stefan, Wissenschaftler und Heisenberg Stipendiat an der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen: „Diese neuen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Strategien zur Aufrechterhaltung der Masse des braunen Fetts bei Männer viel früher als bei Frauen angewendet werden müssen, um der Entstehung des Übergewichts entgegenzuwirken.
Wie kann man überhaupt feststellen, ob und wie viel braunes Fett jemand besitzt? „Das ist“, so PD Dr. Norbert Stefan, „derzeit leider nur über eine aufwendige PET-CT Untersuchung möglich. Wir arbeiten aber schon fieberhaft an einfacheren Nachweismethoden.“

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden am 31. März 2010 in der Fachzeitschrift Diabetes (2) vorab in elektronischer Version publiziert.

Ansprechpartner für die Presse

Universitätsklinikum Tübingen
Medizinische Klinik, Abteilung IV
PD Dr. Norbert Stefan
Otfried-Müller-Straße 10, 72076 Tübingen
Tel. 0 70 71 / 29-8 03 90 , Fax 0 70 71 / 29-59 74
norbert.stefan@med.uni-tuebingen.de

Originalpublikationen

(1) The importance of brown adipose tissue. Stefan N, Pfannenberg C, Häring HU. N Engl J Med. Jul 23;361(4):416-7.

(2) Impact of Age on the Relationships of Brown Adipose Tissue with Sex and Adiposity in Humans. Pfannenberg C, Werner MK, Ripkens S, Stef I, Deckert A, Schmadl M, Reimold M, Häring HU, Claussen CD, Stefan N. Diabetes published ahead of print March 31, 2010, doi:10.2337/db10-0004
Weitere Informationen:
http://www.medizin.uni-tuebingen.de/Patienten/Kliniken/Medizinische_Klinik-p-797…

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Abwasserreinigung mit Energie- und Düngemittelgewinn erfolgreich in Betrieb

Dr. Claudia Vorbeck, Pressestelle
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB

Die erfolgreiche Erprobungsphase für ein neues semi-dezentrales Konzept zur Wasserversorgung und Abwasserreinigung wurde fünf Jahre im Rahmen eines Forschungsverbundprojekts vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Heute wird im Neubaugebiet „Am Römerweg“ in Knittlingen bei Pforzheim das Abwasser von 175 Anwohnern anaerob gereinigt und dabei, neben anderen Wertstoffen, bis zu 7000 Liter Biogas pro Tag gewonnen. Am 18. Mai 2010 ist feierliche Finissage: Vertreter des BMBF, der Gemeinde Knittlingen, der Fraunhofer-Gesellschaft und der beteiligten Industriepartner setzen die Biogasverwertung symbolisch in Gang.
Der weltweite Wasserverbrauch für landwirtschaftliche, industrielle und private Nutzung steigt stetig. Intelligente Konzepte zur Verteilung und zur Reinigung von Wasser sind daher gefragt. Gleichzeitig sind Kläranlagen vielerorts der größte kommunale Stromverbraucher, durch den hohen Anfall an Klärschlamm zudem ein großer Abfallproduzent. Ziel des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart war daher, eine neue Art der Wasserwirtschaft zu erproben, um die Umwelt durch Einsparung von Trinkwasser und Energie zu schonen und gleichzeitig Kosten zu sparen. Eine Abwasserreinigung, welche die für ihren Betrieb benötigte Energie weitgehend selbst erzeugt und auch anorganische Bestandteile wiederverwertet, kombiniert mit der Aufbereitung von Regenwasser, ist das Ergebnis des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts „DEUS 21 – Dezentrale urbane Infrastruktursysteme“.

Das Abwasser des heute 175 Anwohner zählenden Neubaugebiets „Am Römerweg“ in Knittlingen wird semi-dezentral gesammelt und gereinigt. Dies geschieht anaerob, das heißt unter Ausschluss von Sauerstoff. Hierbei bauen Bakterien organische Inhaltsstoffe des Abwassers zu Biogas ab. Nach vier Jahren Erprobung wurde 2009 eine Anlage in Betrieb genommen, bei der Feststoffe aus dem Abwasser zunächst in einem Absatzbehälter entfernt und separat bei 37 °C nach dem vom Fraunhofer IGB entwickelten Verfahren der Hochlastfaulung mit Mikrofiltration vergoren werden. Hierbei wird bis zu 5000 Liter Biogas pro Tag produziert. Der Überlauf des Absetzbehälters, dies sind etwa 99 Prozent des Abwasserzulaufs, wird in einem Bioreaktor, der – deutschlandweit erstmalig – nicht beheizt wird, ebenfalls anaerob behandelt. Der Ablauf, also das gereinigte Abwasser, konnte auf Anhieb die Grenzwerte für den chemischen Sauerstoffbedarf von Kläranlagen für weniger als 1000 Einwohner einhalten oder unterschreiten. Hierbei werden noch einmal bis zu 2000 Liter Biogas pro Tag erzeugt. Insgesamt liefert die Anlage so 40-60 Liter Biogas pro Einwohner und Tag. Dies ist mehr als das Doppelte, was eine herkömmliche Kläranlage mit Klärschlammfaulung erzielt. Das in der Demonstrationsanlage entstehende Biogas wird (mangels für diesen Maßstab verfügbarer Kraft-Wärme-Kopplungstechnik) verbrannt und die Wärme zur Beheizung des Faulreaktors genutzt.

Das anaerob gereinigte Abwasser enthält noch relativ hohe Konzentrationen an Ammonium und Phosphor, so dass der Ablauf zur kombinierten Düngung und Bewässerung in der Landwirtschaft geeignet ist. Ist eine solche direkte Nutzung nicht möglich, können die anorganischen Nährstoffe Stickstoff und Phosphor mittels eines umweltfreundlichen Verfahrens als Düngesalze zurückgewonnen werden.

Das Regenwasser im Neubaugebiet wird gesammelt und in einer unterirdischen Zisterne gespeichert. Es wird über verschiedene Stufen – Filtration, Ozonbehandlung, Aktivkohlefilter und Ultrafiltration – gereinigt und entkeimt. Nach Abschluss der Entwicklungsarbeiten soll das aufbereitete Regenwasser über ein separates Leitungsnetz an die Anwohner verteilt werden, um damit die Gärten zu bewässern, Toiletten zu spülen, Wäsche zu waschen und zu duschen.

Mit dem erfolgreich demonstrierten Verfahrensansatz von DEUS 21 ist der Paradigmenwechsel von der „End-of-pipe“-Technik zur nachhaltigen Wasserver- und Abwasserentsorgung gelungen. DEUS 21 ist insbesondere geeignet für Länder, in denen bisher keine Wasserinfrastruktur existiert.

Das Projekt „DEUS 21 – Dezentrale urbane Wasserinfrastruktursysteme“ wurde in zwei Stufen bis Ende Mai 2010 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Neben dem Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, Stuttgart, waren als Forschungspartner das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe, und in der ersten Phase das ISA der RWTH Aachen beteiligt. Partner aus der Wirtschaft sind die Firmen Eisenmann, EnBW, Gemü, Kerafol, Prov, Roediger und Bellmer.
Weitere Informationen:
http://www.igb.fraunhofer.de/www/presse/jahr/2010/dt/2010-04-29_DEUS-Finissage.h… Presseinformation, Programm und Anfahrt

URL dieser Pressemitteilung: http://idw-online.de/pages/de/news367028

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Hormonspray macht Männer sensibler

Frank Luerweg, Abteilung Presse und Kommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Darauf haben manche Frauen sicher gewartet: Das Neuropeptid Oxytocin verbessert bei Männern die Fähigkeit, sich emotional in ihre Mitmenschen hineinzuversetzen. Die Substanz sensibilisiert zudem für so genannte „soziale Verstärker“ wie lobende oder tadelnde Gesichter. Das zeigt eine Studie der Universität Bonn und des Babraham-Instituts Cambridge, die jetzt im Journal of Neuroscience erschienen ist (doi: 10.1523/JNEUROSCI.5538-09.2010).
An dem Experiment nahmen 48 gesunde Männer teil. Die eine Hälfte erhielt zu Beginn ein Oxytocin-haltiges Nasenspray, die andere ein Placebo. Danach zeigten die Forscher ihren Probanden Fotos von emotional aufgeladenen Situationen: ein weinendes Kind, ein Mädchen, das seine Katze umarmt, einen trauernden Mann. Die Teilnehmer sollten nun angeben, inwieweit sie mit den abgebildeten Personen mitfühlten.

„Die Oxytocin-Gruppe gab signifikant höhere emotionale Empathie-Werte zu Protokoll als die Placebo-Gruppe“, fasst Dr. René Hurlemann von der Klinik für Psychiatrie der Uni Bonn das Hauptergebnis zusammen. Dabei hatten die Teilnehmer der Placebo-Gruppe keineswegs Schwierigkeiten, den Ausdruck der abgebildeten Gesichter rational zu deuten. Die Oxytocin-Gabe bewirkte lediglich ein größeres emotionales Einfühlungsvermögen: Die getesteten Männer erreichten Werte, wie sie sonst für Frauen typisch sind. Normalerweise kann das „schwache“ Geschlecht in punkto „Empathie“ einen deutlichen Vorsprung verbuchen.

Nasenspray verbessert Lernerfolg

In einem zweiten Versuch mussten die Teilnehmer am Computer einen einfachen Merktest absolvieren. Bei richtigen Antworten erschien auf dem Bildschirm ein lobendes, bei falschen ein tadelndes Gesicht. Alternativ erfolgte das Feedback über grüne (richtig) oder rote (falsch) Kreise. „Ganz allgemein war der Lernerfolg höher, wenn die Rückmeldung über Gesichter erfolgte“, sagt Dr. Keith Kendrick vom Babraham-Institut im britischen Cambridge. „Die Oxytocin-Gruppe sprach auf das mimische Feedback aber noch einmal deutlich besser an als die Placebo-Gruppe.“

Eine wichtige Rolle scheint in diesem Zusammenhang der so genannte Mandelkern spielen. Diese Hirnstruktur, fachsprachlich Amygdala genannt, ist an der emotionalen Bewertung von Situationen beteiligt. Einige Menschen leiden unter einer sehr seltenen Erbkrankheit, bei der der Mandelkern mehr und mehr in Mitleidenschaft gezogen wird. „Wir hatten das Glück, zwei Patientinnen mit einem derartigen Amygdala-Defekt in unsere Studie einbeziehen zu können“, sagt Hurlemann. „Beide Frauen reagierten im Merktest wesentlich schlechter auf lobende oder tadelnde Gesichter als Teilnehmerinnen einer Kontrollgruppe. Außerdem war bei ihnen das emotionale Einfühlungsvermögen beeinträchtigt.“ Die Forscher vermuten daher, dass der Mandelkern für den Effekt des Oxytocins mit verantwortlich sein könnte.

Oxytocin ist ein Hormon, das unter anderem die Geburtswehen auslöst. Es stärkt zudem die emotionale Bindung zwischen Mutter und Neugeborenem. Auch beim Orgasmus werden große Mengen Oxytocin freigesetzt. Das Neuropeptid wird mit Gefühlen wie Liebe und Vertrauen in Verbindung gebracht. „Unsere Studie zeigt zum ersten Mal, dass emotionales Einfühlungsvermögen durch Oxytocin moduliert wird und dass Ähnliches auch für Lernprozesse mit sozialen Verstärkern gilt“, sagt Hurlemann. Eventuell eigne sich das Hormon daher als Medikament bei Erkrankungen wie der Schizophrenie, die oft mit einem Verlust der sozialen Kontaktfähigkeit und sozialem Rückzug einhergingen.

Kontakt:
Dr. Dr. René Hurlemann
Leiter der der Forschungsgruppe „Neuromodulation of Emotion (NEMO)“
Klinik für Psychiatrie der Universität Bonn
Telefon: 0228/287-15057
E-Mail: renehurlemann@me.com

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Sauer macht dick

Dr. Harald Rösch, Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Laktat ist bislang vor allem als Energieträger im Stoffwechsel bekannt. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim haben nun jedoch entdeckt, dass es auch als Botenstoff wirken kann. Bei Überernährung spielt es die Rolle eines Dickmachers. Jetzt untersuchen die Forscher, wie sich durch ihre Ergebnisse Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder Fettleibigkeit besser behandeln lassen. (Cell Metabolism, 6. April 2010)
Bei Sportlern ist Laktat, auch bekannt als Milchsäure, wegen des Leistungsabfalls bei der Übersäuerung der Muskulatur gefürchtet. Der Laktatspiegel steigt aber nicht nur bei Sauerstoffmangel in der Muskulatur an. Laktat wird auch unter normalen Bedingungen in erheblichem Umfang im Körper gebildet und ist ein zentrales Zwischenprodukt des Energiestoffwechsels: Nach einer Mahlzeit sorgt Insulin dafür, dass Fettzellen vermehrt Glukose aufnehmen. Ein Teil dieser Glukose wird in Fette eingebaut und auf diese Weise als Energiespeicher angelegt. Ein Großteil der Glukose wird aber in den Fettzellen in Laktat umgewandelt und freigesetzt. In der Leber kann daraus dann erneut Glukose gebildet werden.

Die Freisetzung von Laktat ins Fettgewebe setzt aber gleichzeitig einen Mechanismus in Gang, den Forscher um Stefan Offermanns, Direktor der Abteilung Pharmakologie des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung nun entschlüsselt haben: Am Anfang ihrer Untersuchung stand die Entdeckung des Rezeptors GPR81. Dieses zur Gruppe der G-Protein-gekoppelten Rezeptoren gehörende Protein wird vornehmlich auf der Oberfläche von Fettzellen gebildet. Wird dieser durch Laktat aktiviert, hemmt er das Enzym Adenylylcyclase. Dadurch wird wiederum die Bildung des intrazellulären Botenstoffes cAMP vermindert, dem eine Schlüsselfunktion beim Fettabbau zugeschrieben wird. „Auf diese Weise hemmt eine Erhöhung des Laktatspiegels im Fettgewebe den Abbau von Fett“, sagt Stefan Offermanns. So verhindert der Körper, dass nach Mahlzeiten – wenn bereits genügend Glukose zur Energiegewinnung vorhanden ist – noch zusätzlich die Fettreserven mobilisiert werden. Unter normalen Umständen trägt dies zu einer ausgeglichenen Energiebilanz bei. Nicht aber so bei einer energiereichen Ernährung. Dann nämlich produzieren Fettzellen vermehrt Laktat, was den Fettabbau hemmt und zum Aufbau der Fettdepots beiträgt.

Milchsäure wirkt nicht nur als Energiespeicher, sondern auch als Botenstoff

Laktat greift also als Botenstoff in den Fettstoffwechsel ein. Die Bad Nauheimer Wissenschaftler haben damit erstmals nachgewiesen, dass ein Zwischenprodukt des Stoffwechsels nicht nur eine Rolle als Energiespeicher besitzt, sondern den Stoffwechsel selbst in Hormon-ähnlicher Weise beeinflusst. „Wir vermuten, dass auch andere Stoffwechselprodukte diese Fähigkeit besitzen“, so Stefan Offermanns.

Die wichtige Rolle des Laktats im Fettstoffwechsel demonstrierten die Forscher in Experimenten an Mäusen, denen der Rezeptor GPR81 fehlt. Diese so genannten Knockout-Mäuse nahmen weniger stark zu, wenn sie eine kalorienreiche Ernährung bekamen. „Weil der Laktatrezeptor fehlt und somit der Fettabbau weniger stark gehemmt wird, konnten die Tiere unter diesen Bedingungen in der Summe nicht so viele neue Fettdepots anlegen“, erläutert Offermanns. Als nächstes wollen die Max-Planck-Wissenschaftler untersuchen, wie der GPR81-Rezeptor zur Vorsorge oder Behandlung von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder Fettleibigkeit genutzt werden könnte.

Originalpublikation:
Kashan Ahmed, Sorin Tunaru, Cong Tang, Michaela Müller, Andreas Gille,
Antonia Sassmann, Julien Hanson, Stefan Offermanns
An autocrine lactate loop mediates insulin-dependent inhibition of lipolysis through GPR81
Cell Metabolism, 4. April 2010 (doi:10.1016/j.cmet.2010.02.012)

Kontakt:

Prof. Dr. Stefan Offermanns
Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung
Abteilung Pharmakologie
Tel.: +49(0)6032 705 – 1201
Email: stefan.offermanns@mpi-bn.mpg.de

Dr. Matthias Heil, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung
Tel.: +49(0)6032 705 – 1705
Email: matthias.heil@mpi-bn.mpg.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Sauberes Wasser für Mega-Cities – EXPO 2010 in Shanghai: Bauingenieure der TU Darmstadt zeigen neue Ver- und Entsorgungslösungen

Jörg Feuck, Kommunikation
Technische Universität Darmstadt

Die Technische Universität Darmstadt zeigt auf der EXPO 2010 in Shanghai ein neuartiges Infrastruktursystem für die Versorgung mit Wasser und Behandlung von Abwasser und Abfall, das sich flexibel an die schnell und oft unkontrolliert wachsenden Städte und Metropolen in Schwellen- und Entwicklungsländern anpasst. Die TU ist als einzige deutsche Universität mit einem eigenen Exponat auf der Weltausstellung in Shanghai vertreten.
Die Versorgung mit Wasser und Energie stellt eine wesentliche Herausforderung an die Städte der Zukunft dar. Vor allem für die oft ebenso schnell wie unkontrolliert wachsenden Städte in Schwellen- und Entwicklungsländern besteht ein enormer Handlungsbedarf, die zukünftige Ver- und Entsorgung von Wasser, Abwasser und Abfall zu planen und zu entwickeln. Konventionelle zentrale Ver- und Entsorgungssysteme, wie sie üblicherweise in Industrieländern eingesetzt werden, sind hier nicht sinnvoll, da sie nicht flexibel an sich dynamisch verändernde Strukturen angepasst werden können.

Das Institut IWAR der TU Darmstadt hat gemeinsam mit dem National Engineering Research Center for Urban Pollution Control der Shanghaier Partner-Universität Tongji technische und organisatorische Möglichkeiten erforscht, die notwendigen Infrastruktursysteme flexibler und ressourceneffizienter zu gestalten. Das Ergebnis dieser Forschung ist der Ansatz SEMIZENTRAL, der auf der EXPO im chinesischen Themenpavillon „Urban Planet“ als vorbildlicher Umgang mit den Ressourcen Wasser und Energie der Weltöffentlichkeit vorgestellt wird: SEMIZENTRAL basiert auf kleineren Ver- und Entsorgungssystemen, die sich je nach Bedarf erweitern lassen und sich so flexibel an die jeweiligen Rahmenbedingungen anpassen. SEMIZENTRAL sieht unter anderem die innerstädtische Wiederverwendung von Wasser vor, was erhebliche Wassermengen und Energie einspart; da das Konzept außerdem auch Abfallströme berücksichtigt und sie zur Energiegewinnung nutzt, ist sogar der energieautarke Betrieb des „semizentralen“ Systems möglich. SEMIZENTRAL ist damit ebenso sparsam wie klimafreundlich und kann einen wesentlichen Beitrag für die Gesundheitsvorsorge und Lebensqualität in den Mega-Cities der Zukunft leisten.

Das Institut IWAR ist eines von zwölf Instituten des Fachbereichs Bauingenieurwesen und Geodäsie der Technischen Universität Darmstadt. Durch die Integration verschiedener Fachrichtungen trägt das Institut zur wissenschaftlichen und praktischen Lösung komplexer und interdisziplinärer Aufgaben im Umwelt- und Gewässerschutz bei. Weitere Schwerpunkte sind u.a. Wasseraufbereitung, Abwasser- und Abfallbehandlung, Ressourcenmanagement und Raumplanung.

Über die TU Darmstadt

Die TU Darmstadt zählt zu den führenden Technischen Universitäten in Deutschland. Ihre rund 270 Professoren, 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und 21.000 Studierenden widmen sich entscheidenden Zukunftsfeldern wie Energie, Mobilität, Kommunikation und Information sowie Bauen und Wohnen.

Weitere Informationen:
http://www.semizentral.de

Anhang
attachment 18-2010-EXPO_2010
http://idw-online.de/pages/de/attachment2968

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Süßigkeiten und Migräne – Was ist dran an den viel zitierten Auslösern für Migräne?

Rita Wilp, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft

Schlechter Ruf von Süßigkeiten bei Migräne wissenschaftlich nicht belegt

Bald ist die Fastenzeit vorbei und das Osterfest wartet traditionell mit vielen süßen Verlockungen. Viele Migränepatienten fragen sich, ob sie nicht besser auf Ostereier und Schokoladenhasen verzichten sollten, damit sie nicht eventuell eine Migräneattacke provozieren oder sogar bestehende Migräne verschlimmern können. Schokolade und andere Süßigkeiten, wie zum Beispiel Gummibärchen, werden immer wieder als Auslöser für Migräneattacken genannt.
Hintergrund dafür ist, dass es in einer Vorphase der Migräne, der so genannten Prodromalphase, häufig zu Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Nervosität, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und auch Heißhunger-Attacken bei Migränepatienten kommt. Bis zu 70 Prozent der Patienten berichten von einer solchen Vorbotenphase, in der sie ein geändertes Verhalten zeigen. „Bei einer plötzlich auftretenden Essattacke wird dann in kurzer Zeit zum Beispiel eine ganze Tafel Schokolade vernichtet,“ sagt Privatdozentin Dr. Stefanie Förderreuther, Generalsekretärin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). Dies habe Schokolade in den Ruf gebracht, Migräneattacken auszulösen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass dem so nicht ist.

Eine Studie untersuchte das Auftreten von Migräneattacken bei Patienten, die sich sicher waren, dass ihre Attacken durch Schokolade ausgelöst würden und Patienten, die einen derartigen Auslöser nicht für sich beobachtet hatten. Beide Gruppen aßen unter verblindeten Bedingungen einmal Schokolade und einmal einen Ersatzstoff, den man geschmacklich nicht von Schokolade unterscheiden konnte. Dabei wurde festgehalten, ob eine Attacke auftrat. Es konnten keine signifikanten Unterschiede in den einzelnen Gruppen festgestellt werden. Beide zeigten eine ähnliche Häufigkeit der Migräneattacken. Möglicherweise ist eine Essattacke in der Prodromalphase für manche Patienten sogar günstig, da sich der Körper im Vorfeld für die schweren Migränesymptome rüstet und vor Einsetzen von Inappetenz, Übelkeit und Erbrechen noch einmal für die Aufnahme von Kalorien sorgt.

Nahrungsmittel werden als direkte Auslöser für Migräne überschätzt. Die einzige Ausnahme stellen bestimmte alkoholische Getränke, insbesondere Rotwein, dar. Sie führen bei manchen Migränepatienten regelhaft zu Attacken. Dabei ist es jedoch meist nicht der Alkohol, sondern bestimmte Inhaltsstoffe im alkoholischen Getränk, die die Attacke auslösen. Es ist daher für Migränepatienten in der Regel nicht notwendig grundsätzlich auf Alkohol zu verzichten. Jeder Patient sollte wissen, dass ein Nahrungsmittel nur dann ein Trigger (Auslöser) für Migräne ist, wenn es regelhaft und im direkten zeitlichen Zusammenhang mit seinen Genussattacken steht. Für die meisten Patienten gilt, dass sie alles genießen dürfen und keine speziellen Diäten einhalten müssen.

Literatur:
Marcus DA, Scharff L, Turk D, Gourley LM. A double-blind provocative study of chocolate as a trigger of headache. Cephalalgia. 1997;17(8):855-62
Silberstein SD, Young WB. Migraine aura and prodrome. Semin Neurol. 1995;15:175-182
Luciani R, Carter D, Mannix L, Hemphill M, Diamond, M, Cady R. Prevention of migraine during prodrome with naratriptan. Cephalalgia.2000;20:122-126.

Generalsekretärin und Pressesprecherin
PD Dr. med. Stefanie Förderreuther
Neurologische Klinik der LMU München
Ziemssenstrasse 1, 80336 München
Tel. 089 5150 2307
E-Mail Steffi.Foerderreuther@med.uni-muenchen.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Einzigartige Neugründung auf dem Gebiet des Umweltrechtes

Dr. Marita Müller, Öffentlichkeitsarbeit/Marketing
Brandenburgische Technische Universität Cottbus

BTU Cottbus und Universität Wroc?aw (Breslau) gründen Deutsch-Polnisches Zentrum für Öffentliches Recht und Umweltschutz
Am 24. März 2010 haben die BTU Cottbus und die Universität Wroc?aw (Breslau) mit einer konstituierenden Sitzung das erste Deutsch-Polnische Zentrum für Öffentliches Recht und Umweltschutz in Wroc?aw (Polen) ins Leben gerufen. Den Vertrag über die Errichtung einer grenzüberschreitenden gemeinsamen Forschungseinrichtung hatten die beiden Partner schon im Dezember 2009 abgeschlossen. Nun startet das deutsch-polnische Projekt mit ersten Umsetzungsmaßnahmen.
Ziel des einzigartigen Zentrums ist eine gemeinsame Forschung auf dem Gebiet des öffentlichen Rechts, insbesondere des Umweltrechts. Ausgehend davon, dass Umweltverschmutzungen keinen Halt an Grenzen machen, sollen nicht nur nationale, sondern auch europäische und internationale Aspekte des Umweltschutzes den Gegenstand gemeinsamer Forschung bilden. Ebenso soll die transdisziplinäre Forschung durch Zusammenarbeit mit benachbarten Disziplinen der Rechtswissenschaften gefördert werden.

BTU-Präsident Prof. Dr. Walther Ch. Zimmerli: „Ich bin sehr froh, dass wir mit diesem ganz besonderen Zentrum ein weiteres Alleinstellungsmerkmal an der BTU Cottbus verbuchen können. Zu unserem klaren Profil mit den fünf Forschungsschwerpunkten Umwelt, Energie, Material, Bauen sowie Informations- und Kommunikationstechnologie passt dieses Zentrum sehr gut. Die Kooperation über die nationalen Grenzen hinweg zeugt zudem von unserem starken internationalen Selbstverständnis als Tor zum Osten. Mit Polen verbindet die BTU seit jeher eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit. Die Verbundenheit mit unserem Nachbarn ist nach dem tragischen Unglücksfall der allerjüngsten Zeit noch stärker geworden.“
Das Deutsch-Polnische Zentrum für Öffentliches Recht und Umweltschutz ist die erste gemeinsame wissenschaftliche Einrichtung der BTU mit einer europäischen Nachbar-Universität. Besonders stolz sind die Cottbuser Forscher darauf, dass Vertragspartner die altehrwürdige und international renommierte Breslauer Alma Mater ist.
Träger des „German-Polish Centre for Public Law and Environmental Network“ sind auf deutscher Seite das Zentrum für Rechts- und Verwaltungswissenschaften als zentrale wissenschaftliche Einrichtung der BTU und auf polnischer Seite das Institut für Verwaltungswissenschaften sowie die Fakultät für Rechts-, Verwaltungswissenschaften und Ökonomie der Universität Wroc?aw. Die universitäre Aufsicht über die neue wissenschaftliche Einrichtung üben der Präsident der BTU Cottbus, Prof. Dr. habil. Walther Ch. Zimmerli, DPhil. h.c. (University of Stellenbosch) und der Rektor der Universität Wroc?aw, Prof. zw. dr hab. Marek Bojarski, gemeinsam aus. Der derzeitige Vorstand umfasst sechs Mitglieder mit einem polnischen Vorstandsvorsitzenden, dem renommierten polnischen Staats- und Verwaltungsrechtler Prof. dr hab. Jan Bo?.
Die Leitung des Zentrums obliegt zwei Direktoren, auf deutscher Seite Prof. Dr. Dr. h.c. Lothar Knopp (zugleich geschäftsführender Direktor des Zentrums für Rechts- und Verwaltungswissenschaften an der BTU) und auf polnischer Seite Prof. dr Konrad Nowacki vom Breslauer Institut für Verwaltungswissenschaften. GP PLEN wird ein Kuratorium aus herausragenden Persönlichkeiten beider Länder angehören.

Weitere Informationen: Dr. Jan Hoffmann, Leiter Koordination und Management am Zentrum für Rechts- und Verwaltungswissenschaften, Telefon: 0355/69-2069

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Wo bekommt man am wenigsten Spam?

Oliver Küch, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT)

Fraunhofer-Studie untersucht Spam-Aufkommen bei kostenlosen E-Mail-Diensten / Yahoo und Hotmail vorne, GMX und Web.de abgeschlagen
Kunden des E-Mail-Dienstes Yahoo bekommen die wenigsten unerwünschten Werbemails. Nur knapp dahinter platziert sich Microsofts Service Hotmail. Zu diesem Ergebnis kommt das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT) in seiner jüngsten Studie. Das Institut untersuchte, wie stark man als Kunde der beliebtesten deutschen kostenfreien E-Mail-Dienste von unerwünschter Werbung betroffen ist. Google landete auf Platz drei, und die schlechtesten Bewertungen erhielten die Angebote von WEB.de und GMX.

95 Prozent aller E-Mails sind Spam. Die Anbieter von E-Mail-Diensten versuchen, diesen elektronischen Werbemüll automatisch auszusortieren. „Wir wollten wissen, bei welchen E-Mail-Diensten man mit der kleinsten Anzahl von Spam zu rechnen hat“, sagt Studienleiter Dr. Markus Schneider vom Fraunhofer SIT. Dazu legten Testpersonen E-Mail-Accounts bei den kostenlosen Anbietern an und prüften anschließend, wie viel Werbung in den elektronischen Postfächern landete. Während Yahoo-Nutzer im Testzeitraum insgesamt nur 8 und bei Hotmail lediglich 13 Spam-Nachrichten erhielten, landeten bei GMX 116. Dazu zählen auch die Werbemails der Dienste-Anbieter selbst. „Wir gehen nicht davon aus, dass man von dem eigenen Dienstanbieter lieber oder häufiger Werbung empfangen möchte als von anderen“, sagt Schneider. Aber selbst wenn man diesen internen Spam vernachlässigt, erreichten die Test-Konten bei GMX noch 36 Mails, bei Web.de 21, bei Hotmail und Yahoo nur 10 bzw. 8 Mails.

Bei der Untersuchung wurde stark darauf geachtet, dass für alle betrachteten Dienstanbieter die gleichen Rahmenbedingungen gelten. Auch für die registrierten E-Mail-Adressen gab es genaue Regeln, wobei ein Teil der E-Mail-Adressen absichtlich im Internet publik gemacht wurde, damit sie von den Spam-Versendern gefunden werden konnten. Die Studie wurde mit finanzieller Unterstützung von Microsoft erstellt und dauerte vier Wochen. „Das Ergebnis ist deshalb nur eine Moment-Aufnahme und lässt sich nicht ohne Weiteres verallgemeinern“, sagt Schneider. Dienstanbieter passen immer wieder die technischen Abwehrmaßnahmen an, und auch die Spam-Versender lassen sich immer wieder neue Tricks einfallen.

„Mit der Beauftragung des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie verfolgten wir das Ziel, unsere Aktivitäten in den letzten Jahren im Bereich Spam-Abwehr einer externen Prüfung zu unterziehen“, so Christian Weghofer, Produkt Marketing Manager für Hotmail bei Microsoft Deutschland. „Das Ergebnis von Fraunhofer zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und die Änderungen, die wir bei Hotmail vorgenommen haben, fruchten. Zudem liefert es uns den Impuls, uns bei der Abwehr unerwünschter E-Mails Schritt für Schritt weiter zu verbessern.“

In der Studie sind auch Empfehlungen enthalten, um nach Möglichkeit nicht zu sehr in das Visier von Spammern zu geraten. Die Studie kann kostenfrei unter http://www.sit.fraunhofer.de heruntergeladen werden.

Anhang
attachment Fraunhofer Spam-Studie
http://idw-online.de/pages/de/attachment2833

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Gesunde Schale, weißer Kern

Dr. Ute Schönfelder, Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Ernährungswissenschaftler der Universität Jena finden Darmkrebs-präventive Effekte von Weizen
Jena Kuchen, Brötchen, Kekse & Co. haben unter Ernährungswissenschaftlern ein schlechtes Image. Denn das weiße Weizenmehl, aus denen sie gebacken werden, enthält nur wenig Mineral- und Ballaststoffe. Dabei steckt im Weizenkorn viel mehr: Neben dem hellen Mehlkörper birgt es sogar Stoffe, die vor Darmkrebs schützen könnten. Ernährungswissenschaftler von der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben jetzt herausgefunden, dass das sogenannte Aleuron aus dem Weizenkorn eine besonders chemoprotektive Wirkung haben könnte.

In Experimenten an Zellkulturen von menschlichen Darmzellen konnten die Forscher zeigen, dass Weizen-Aleuron sowohl die Entstehung von Darmkrebs unterdrücken (durch Induktion von Schutzenzymen) als auch das Fortschreiten der Erkrankung (durch Hemmung des Zellwachstums) verzögern könnte. „Wichtig ist, dass die Schale des Weizenkorns, die sogenannte Kleie, mit aufgenommen wird, da diese die hochwertige Aleuron-Schicht enthält“, macht Studienleiter PD Dr. Michael Glei deutlich. „Zur Herstellung des hellen Auszugsmehls wird dagegen nur das Innere des Weizenkorns verwendet“, so der Ernährungswissenschaftler weiter.

Weizen-Aleuron besteht hauptsächlich aus Ballaststoffen und hat einen relativ hohen Anteil an Protein, Vitaminen, Mineralstoffen und Polyphenolen. Für ihre Untersuchungen haben die Ernährungswissenschaftler das Aleuron im Labor zunächst „verdaut“: Sie haben das Aleuron mit Enzymen und Mikroorganismen versetzt, wie sie im Verdauungstrakt des Menschen vorkommen. Das entstehende Gemisch aus verschiedenen Stoffwechselprodukten wurde anschließend für die Experimente mit den Zellkulturen genutzt.

„Wir konnten zeigen, dass die zelleigenen Abwehrmechanismen der Darmzellen durch das Aleuron aktiviert werden“, sagt Doktorandin Katrin Stein. Dadurch seien die Darmzellen gegenüber toxischen Stoffen, die zu Zellschäden und in der Folge zur Entstehung entarteter Tumorzellen führen können, besser geschützt. In einem weiteren Schritt haben die Ernährungswissenschaftler der Jenaer Universität untersucht, wie das verdaute Aleuron auf Darmkrebszellen wirkt. „Dabei haben wir festgestellt, dass besonders die Krebszellen in einem frühen Krebsstadium in ihrem Wachstum gehemmt werden können“, so Anke Borowicki, ebenfalls Doktorandin in Gleis Team. Diese Wirkung sei hauptsächlich auf kurzkettige Fettsäuren (vor allem Butyrat) zurückzuführen, die durch den bakteriellen Abbau der Aleuron-Bestandteile gebildet werden.

„Unsere in vitro Ergebnisse zeigen, welches Potenzial Weizen-Aleuron als Zutat für funktionelle Lebensmittel hat“, betont Studienleiter Dr. Glei. Der Bedarf danach sei denkbar hoch: Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten in den Industriestaaten. In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 70.000 Menschen. „Wir wissen, dass die Ernährungsweise eine zentrale Rolle bei der Darmkrebsentstehung spielt“, so der Jenaer Ernährungswissenschaftler. Zwar seien präventive Faktoren wie ausreichend Obst und Gemüse, viel Bewegung, Milch und Ballaststoffe hinlänglich bekannt. Doch viele Empfehlungen würden in der Bevölkerung nur schlecht angenommen, weil beispielsweise Vollkornprodukte vielen Menschen einfach nicht schmecken.

„Hier besteht ein großer Bedarf an neuen Lebensmitteln, die von den Menschen akzeptiert werden“, so das Fazit der Jenaer Ernährungswissenschaftler. Mit dem Aleuron aus Weizen, das aus der Kleie isoliert, ein sehr feines weißes Mehl ergibt, haben sie nun einen vielversprechenden Kandidaten für die Entwicklung funktioneller Lebensmittel zur Verbesserung der Darmgesundheit gefunden.

Kontakt:
PD Dr. Michael Glei
Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dornburger Straße 24
07743 Jena
Tel.: 03641 / 949671
E-Mail: michael.glei@uni-jena.de
Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Mini-Wasserkraftwerk in der Armatur

Dr. Elisabeth Zuber-Knost, Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Wie lässt sich Energie sinnvoll und zielführend sparen? Dieser Frage geht das wbk Institut für Produktionstechnik mit dem Projekt powerFLUID auf den Grund. Die Ingenieure dort entwickelten eine Methode, um die gesamte Energie für die Benutzung elektronisch gesteuerter Wasserhähne einzusparen: Die Energie wird direkt über das verwendete Wasser gewonnen.
Bislang sind elektronisch geregelte Wasserhähne immer an externe Energiequellen wie ein Stromnetz oder eine Batterie gebunden. Doch so genannte fluidische Systeme wie Wasser oder Gas geben die in ihnen enthaltene gespeicherte Energie ungenutzt an die Umgebung ab. Mit powerFLUID wird diese Energie aufgenommen und in elektrische Energie umgewandelt. Diese setzt dann den automatischen Wasserhahn in Gang.

Um die dazu benötigte Energie zu gewinnen, haben die Ingenieure vom wbk Institut für Produktionstechnik ein Wandlersystem entwickelt. Es besteht aus einer Mikroturbine, an deren Laufschaufeln Magnete angebracht sind. Diese erzeugen durch Rotation ein Magnetfeld, das durch einen Generator in elektrische Energie umgewandelt wird.

Ein Wasserhahn-Prototyp aus dem Projekt ist bisher im Einsatz. „In der Massenproduktion würde powerFLUID für eine enorme Energie- und damit auch Kostenersparnis sorgen“, erklärt wbk-Ingenieur Stefan Herder. Auch die Anwendung in anderen Bereichen ist denkbar, wie sein Kollege Martin Weis ergänzt: „Das am wbk entwickelte Prinzip eignet sich für sehr viele mit Flüssigkeiten betriebene Systeme.“

Der Bereich Energy Harvesting, also die Umwandlung und Nutzung vorhandener, bisher ungenutzer Energie, ist am wbk generell breit aufgestellt. So wurde dort auch die Verwendung einer weiteren Energieform neben Wasser für das Projekt powerFLUID überprüft: das Licht. Über eine Solarzelle versorgt es den Sensor, der den Start- und Stoppvorgang des Wassers aus der Armatur regelt.

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und staatliche Einrichtung des Landes Baden-Württemberg. Es nimmt sowohl die Mission einer Universität als auch die Mission eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft wahr. Das KIT verfolgt seine Aufgaben im Wissensdreieck Forschung – Lehre – Innovation.

Weiterer Kontakt:

Stefan Herder / Martin Weis
wbk Institut für Produktionstechnik
Tel.: +49 721 / 608-2449
E-Mail: herder@wbk.uka.de
weis@wbk.uka.de
www.power-fluid.de

Anhang
Mini-Wasserkraftwerk in der Armatur
http://idw-online.de/pages/de/attachment3017

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Teilnehmer gesucht: Große Bevölkerungsstudie zum Glücksspielverhalten in Deutschland

Oliver Grieve, Pressesprecher, Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UK S-H)

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und das Universitätsklinikum Greifswald starten derzeit gemeinsam eine groß angelegte Studie zum Thema Glücksspiel in Deutschland. Insgesamt 12.000 Menschen sollen im Rahmen einer Bevölkerungsbefragung zu ihrem Spielverhalten interviewt werden. Damit zählt die Studie zu den weltweit größten Forschungsprojekten auf diesem Gebiet. Ziel ist es, umfassende Erkenntnisse über das Ausmaß der Nutzung von Glücksspielangeboten in Deutschland und die Auswirkungen auf das Leben der Spielenden zu gewinnen.

Für die Befragungen sucht das Forschungsteam Menschen im Alter von 14-64 Jahren aus dem gesamten Bundesgebiet, die Glücksspielangebote intensiv nutzen oder in der Vergangenheit genutzt haben. Dazu zählen Casinos, Geldspielautomaten, Online-Glücksspiele, Sport- oder Pferdewetten, Lotto/Toto, Kartenspiele mit Geldeinsatz oder riskante Aktiengeschäfte. Die erhobenen Daten werden absolut vertraulich behandelt. Eine Aufwandsentschädigung ist vorgesehen. Interessenten, die an der Studie teilnehmen möchten, können unter der gebührenfreien Rufnummer 0800 708 708 7 oder per E-Mail an PAGE@uni-greifswald.de Auskunft erhalten.

Das Spielen um Geld ist durchaus verbreitet und muss nicht zwangsläufig in einer Suchterkrankung münden. Trotzdem gibt es viele Menschen, die die Kontrolle über ihr Spielverhalten verlieren. Bisherige Schätzungen gehen von bis zu 630.000 Personen der bundesdeutschen Bevölkerung aus, die zumindest ein problematisches Glücksspielverhalten zeigen. Gleichzeitig nimmt das Angebot an Glücksspielen stetig zu. Neben rund um die Uhr geöffneten Casinos und Spielhallen boomt besonders das Glücksspielangebot im Internet, das anonym und jederzeit verfügbar ist.

Die Konsequenzen sind oftmals verheerend: Hohe Verschuldung ist die häufigste Folge eines unkontrollierbaren Glücksspiel-Drangs. Viele Spieler versuchen, die Verluste wieder auszugleichen, indem sie weiterspielen und die Einsätze erhöhen. Vorher wichtige Lebensbereiche werden vernachlässigt. Es können Probleme mit Partner, Freunden oder auch am Arbeitsplatz folgen. Zum Teil werden die Betroffenen auch straffällig, um an Geld für das Spielen zu gelangen. Manche Spieler schaffen jedoch auch den Ausstieg aus diesem Teufelskreis, einige mit professioneller Hilfe, z.B. Therapie, andere aus eigener Kraft.

Die Studie wird von den 16 Bundesländern gefördert und soll grundlegende Informationen auf diesem lange Zeit vernachlässigten Gebiet der Suchtforschung gewinnen. Diese sind unerlässlich, um das Hilfeangebot für betroffene Spieler zu verbessern. Teilnehmer der Studie können einen großen Beitrag dazu leisten.

Kontakt für Studienteilnehmer: PAGE-Studie, Diana Klinger, Tel.: 0800-780 780 7 (gebührenfrei), E-Mail an PAGE@uni-greifswald.de

Für Rückfragen steht zur Verfügung:
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Campus Lübeck
Anja Kreuzer, M.A., Tel.: 0451 500-2386, Fax: 0451 500-3480
E-Mail: anja.kreuzer@psychiatrie.uk-sh.de

Verantwortlich für diese Presseinformation:
Oliver Grieve, Pressesprecher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein
Campus Kiel, Arnold-Heller-Straße 3, Haus 31, 24105 Kiel, Tel.: 0431 597-5544, Fax: 0431 597-4218
Campus Lübeck, Ratzeburger Allee 160, Haus 1, 23538 Lübeck, Tel.: 0451 500-5544, Fax: 0451 500-2161
Mobil: 0173 4055 000, E-Mail: oliver.grieve@uk-sh.de

Weitere Informationen:
http://www.medizin.uni-greifswald.de/epidem/forschung/epidemiologie/page.html

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Langzeitstudie bestätigt: Schokolade kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken

Dr. Gisela Olias, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Potsdam-Rehbrücke – Der tägliche Verzehr von einem kleinen Stück Schokolade kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken, insbesondere für Schlaganfall. Dabei ist der Effekt zum Teil auf eine blutdrucksenkende Wirkung der Schokolade zurückzuführen. Zu diesem Ergebnis kam ein Forscherteam vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE), nachdem es die Daten einer großen Langzeitstudie* mit circa 20.000 Teilnehmern ausgewertet hatte. Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift European Heart Journal (Buijsse et al., 2010; Chocolate consumption in relation to blood pressure and risk of cardiovascular disease in German adults).
Der in dunkler Schokolade enthaltene Kakao enthält viele Flavanole, die sich günstig auf die Elastizität der Blutgefäße und den Blutdruck auswirken. Dies haben in den letzten Jahren verschiedene klinische Kurzzeitstudien belegen können. Ergebnisse aus Langzeitstudien gab es aber kaum. Ein Grund für die DIfE-Forscher, den Sachverhalt mit Hilfe der Potsdamer EPIC*-Studiendaten zu überprüfen und mit dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung zu bringen.

In der aktuellen Studie erlitten während der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von etwa acht Jahren 166 Studienteilnehmer einen Herzinfarkt – 136 Personen erkrankten an einem Schlaganfall. Aus den in den Jahren 1994 bis 1998 erhobenen EPIC-Basisdaten ermittelten die Forscher die Zusammenhänge zwischen dem Schokoladenverzehr, dem Blutdruck und dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Wie die Studie zeigt, haben Personen, die im Schnitt etwa sechs Gramm kakaohaltiger Schokolade pro Tag verzehren, im Vergleich zu Personen, die nur wenig Schokolade essen, ein um fast 40 Prozent verringertes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dabei sank das Schlaganfallrisiko um fast die Hälfte – das Herzinfarktrisiko verminderte sich um 27 Prozent.

„Schokolade ist für ihren blutdrucksenkenden Effekt bekannt. Da ein hoher Blutdruck für Schlaganfälle ein stärkerer Risikofaktor ist als für Herzinfarkte, haben wir erwartetet, dass der Schokoladenverzehr auch stärker mit einem verminderten Schlaganfallrisiko verbunden ist. Genau dies haben wir in den Studiendaten gesehen“, sagt Brian Buijsse, Erstautor der Studie.

In der aktuellen Studie hatten die Personen mit dem höchsten Schokoladenverzehr einen geringeren Blutdruck als die Personen mit dem geringsten Schokoladenverzehr. Allerdings war der Blutdruckunterschied weniger stark ausgeprägt als in anderen Studien. Ein Grund für die relativ geringe Blutdrucksenkung könne die Vorliebe der meisten Studienteilnehmer für Vollmilchschokolade sein, mutmaßt Buijsse. Denn Vollmilchschokolade hat einen geringeren Kakaoanteil als Bitterschokolade und somit auch einen geringeren Anteil an blutdrucksenkenden Flavanolen.

Heiner Boeing, Studienleiter der Potsdamer EPIC-Studie, merkt an, dass die neuen Studienergebnisse keinen Freibrief für einen ungehemmten Schokoladenverzehr erteilen. Schokolade in großen Mengen konsumiert macht dick und ist damit ungesund. Geringe Mengen Schokolade können dagegen die kardiovaskuläre Gesundheit verbessern. Dabei sind insbesondere Schokoladen mit einem hohen Kakaoanteil zu empfehlen, der eigentlichen Wirksubstanz.

Hintergrundinformation:
Die *Potsdamer EPIC (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition)-Studie ist Teil der Gesamt-EPIC-Studie. Die EPIC-Studie ist eine prospektive Studie, die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht. An der EPIC-Studie sind 23 administrative Zentren in zehn europäischen Ländern mit insgesamt 519.000 Studienteilnehmern beteiligt.

Bei der Auswertung einer prospektiven Studie ist es wichtig, dass die Teilnehmer/innen zu Beginn der Studie noch nicht an der zu untersuchenden Krankheit leiden. Die Risikofaktoren für eine bestimmte Erkrankung lassen sich so vor ihrem Entstehen erfassen, wodurch eine Verfälschung der Daten durch die Erkrankung weitestgehend verhindert werden kann – ein entscheidender Vorteil gegenüber retrospektiven Studien.

Erstautor Brian Buijsse hatte bereits vor vier Jahren durch die Auswertung einer niederländischen Bevölkerungsstudie gezeigt, dass Personen, die im Durchschnitt täglich vier Gramm Kakao verzehren, nicht nur einen niedrigeren Blutdruck, sondern auch ein vermindertes Risiko haben, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Vier Gramm Kakao ist eine Menge, die mit zehn Gramm Bitterschokolade vergleichbar ist. In der niederländischen Studie wertete Buijsse zusammen mit seinen Kollegen die medizinischen Daten von 470 Männern aus, die in einem Beobachtungszeitraum von 15 Jahren erhoben worden waren. Lit.: Arch Intern Med. 2006 Feb 27;166(4):411-7. Cocoa intake, blood pressure, and cardiovascular mortality: the Zutphen Elderly Study. Buijsse B, Feskens EJ, Kok FJ, Kromhout D.

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsbedingter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Forschungsschwerpunkte sind dabei Adipositas (Fettsucht), Diabetes und Krebs.

Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen etwa 14.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind ca. 6.500 Wissenschaftler, davon wiederum 2.500 Nachwuchswissenschaftler. Näheres unter www.leibniz-gemeinschaft.de.

Prof. Dr. Heiner Boeing
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Abteilung Epidemiologie
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/ Deutschland
Tel.: +49(0)33 200-88 711/710
E-Mail: boeing@dife.de

Dr. Brian Buijsse
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Abteilung Epidemiologie
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
D-14558 Nuthetal
Tel.: +49(0)33 200-88 723
E-Mail: brian.buijsse@dife.de

Dr. Gisela Olias
Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49(0)33 200-88 278/335
E-Mail: olias@dife.de

Weitere Informationen:
http://www.dife.de/de/index.php?request=/de/forschung/projekte/epic.php Weitere Informationen zur EPIC-Studie finden Sie auf den Webseiten des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE).

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Strom sparen mit verbessertem Matrix-Umrichter

Kordula Lindner-Jarchow M.A., Presse- und Informationsstelle
Universität Siegen

Ob in Aufzügen, Walzwerken oder anderen Maschinen, der Energieverbrauch ist oft unnötig hoch. Die Elektrotechniker der Universität Siegen haben ein neues Verfahren entwickelt, um künftig elektrische Energie besser zu nutzen. In ihren Untersuchungen haben sich Professor Dr. Günter Schröder und sein Team auf den „Matrix-Umrichter“ konzentriert. Dieser kann elektrische Energie ohne Umwege sehr einfach wieder zurück ins Netz speisen, beispielsweise die Bremsenergie eines Aufzugs.
„Bisher war die Technik beim Matrix-Umrichter jedoch sehr unzuverlässig“, erklärt Dipl. Ingenieur Markus Pfeifer, der zu diesem Thema eine Doktorarbeit anfertigt. Das an der Universität Siegen neu entwickelte Verfahren ersetzt die üblichen unzuverlässigen Schutzmaßnahmen vollständig durch einen so genannten schaltbaren Freilaufkreis. Auf die Methode haben die Siegener Wissenschaftler national und international ein Patent angemeldet.
„Die Kollegen waren bisher oft skeptisch. Jedoch können wir auf der nächsten internationalen Konferenz Ende April in Malta überzeugende Messwerte vortragen“, sagt Prof. Schröder. Der dreiphasige Umrichter ist für 5 bis 10 Kilowatt konzipiert, hat einen Wirkungsgrad von knapp unter 100 Prozent und kann mit entsprechender Steuerung netzfreundlich betrieben werden.
Dass ein solches Projekt auch bei den Studenten auf großes Interesse stößt, zeigt die hohe Anzahl an über 33 angefertigten Projekt-/Studien- und Diplomarbeiten auf dem Gebiet der Leistungselektronik.
2008 wurde der Erstantrag von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit einem Volumen von 200.000 Euro bewilligt. Mit dem Durchbruch im März 2010 folgte eine Anschlussförderung der DFG in Höhe von 120.000 Euro. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen sollen Aufschluss geben über die Verluste, die Optimierung in Bezug auf die Kühlung und den Vergleich zu anderen Verfahren. Was im Labor funktioniert, soll dann auch in der Industrie ankommen.

Kontakt und weitere Informationen:
Dipl.-Ing. Markus Pfeifer
Tel: 0271 740 2188
Fax: 0271 740 2499
eMail: markus.pfeifer@uni-siegen.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Ende der Parkplatzsuche: Magnetfeldsensoren können Autos erkennen (Hannover Messe)

Friederike Meyer zu Tittingdorf, Presse- und Informationszentrum
Universität des Saarlandes

Wenn Autofahrer vor großen Einkaufszentren eine freie Parklücke suchen, müssen sie häufig minutenlang im Kreis fahren. Wie es schneller geht, zeigen Forscher der Universität des Saarlandes. Sie haben Magnetfeldsensoren entwickelt, die einfach zu montieren sind und über Bildschirme anzeigen, welche Parklücken noch frei sind. Das Überwachungssystem wird bereits in Flughäfen eingesetzt und könnte auch in Städten den Verkehr besser leiten, so dass vor Ampeln weniger Staus entstehen. Die Wissenschaftler stellen mögliche Anwendungen vom 19. bis 23. April auf dem saarländischen Forschungsstand der Hannover Messe (Halle 2, Stand C 44) vor.
Jedes Auto verändert minimal das Erdmagnetfeld in seiner Umgebung. Dafür sind die Metallteile und die Elektronik im Fahrzeug verantwortlich. Die Magnetfeld-Sensoren können diese geringfügigen Veränderungen messen. „Die Sensoren reagieren sehr empfindlich und können daher Fahrzeuge auch aus größerer Entfernung erkennen. Im Unterschied zu Überwachungskameras, die etwa durch Nebel oder Regen gestört werden, lassen sich die Sensoren unabhängig von der Witterung nutzen“, erläutert Uwe Hartmann, Professor für Experimentalphysik der Universität des Saarlandes. Ein Sensor und die dazugehörige Elektronik sind außerdem vergleichsweise kostengünstig und verbrauchen wenig Strom, so dass man sie auch in großflächigen Überwachungssystemen einsetzen kann.

In Parkhäusern oder auf großen Flächen vor Einkaufszentren erkennen Magnetfeldsensoren genau, welche Parkplätze noch frei sind. Das wird den Kunden dann auf großen Bildschirmen angezeigt werden, die sich nebenbei auch für Werbung nutzen lassen. „Auch die Verkehrsströme können mit den Sensoren überwacht und über Ampelsysteme gelenkt werden, da sie auf einfache Weise die Geschwindigkeit von Autos erfassen“, sagt Hartmann. Eine weitere Anwendung sieht der Forscher in der Schifffahrt, wo die Magnetfeldsensoren in großen Schleusenanlagen erkennen, ob ein Schiff das Schleusentor passiert hat.

Den Praxistest haben die Sensoren bereits in Pilotprojekten auf den Flughäfen in Frankfurt, Saarbrücken-Ensheim und Thessaloniki bestanden. „Jedes Jahr kommt es weltweit auf Flughäfen zu mehreren hundert echten oder Beinaheunfällen, weil Flugzeuge am Boden mit anderen Flugzeugen oder Bodenfahrzeugen kollidieren“, warnt Hartmann. Die Magnetfeldsensoren sollen daher verhindern, dass sich die Flugzeuge auf dem Weg zur Rollbahn zu nahe kommen. „Vor allem die Flächen zwischen den Gebäuden, die ein Bodenradar schlecht oder gar nicht erreicht, können mit Magnetfeld-Sensoren ausgestattet werden“, erläutert der Saarbrücker Physiker.

In einem Forschungsprojekt mit der Firma Fraport am Frankfurter Flughafen wurden verschiedene Anwendungen der Magnetfeldsensoren im Bereich der Flughafensicherheit untersucht. In diesem Bereich stehen verschiedene Entwicklungen bereits vor der Markteinführung.

Weitere Informationen:
http://www.uni-saarland.de/fak7/hartmann/
http://www.ismael-project.net

Pressefotos unter:
http://www.uni-saarland.de/pressefotos

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Uwe Hartmann
Lehrstuhl für Nanostrukturforschung und Nanotechnologie
Universität des Saarlandes
Tel. 0681 / 302 3799
Tel. 0511 / 89 497101 (Telefon am Messestand)
E-Mail: u.hartmann@mx.uni-saarland.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Vergesslichkeit liegt auch im Blut

Alice Büsch, Presse- und Informationsstelle
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

Zahnarzttermin verpasst – oder wieder einmal den Haustürschlüssel im Schloss stecken lassen? Manchen Menschen scheint Zerstreutheit im Blut zu liegen. Wie Forscher der Universität Münster nun herausgefunden haben, könnte das im Wortsinn stimmen: Ein relativ hoher Spiegel von C-reaktivem Protein (CRP) im Blut ist mit Einschränkungen im planerischen Denkvermögen und mit entsprechenden Veränderungen der weißen Hirnsubstanz verbunden. Das zeigt eine neue Studie der Universität Münster (WWU), die in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „Neurology“ publiziert ist.
Zahnarzttermin verpasst – oder wieder einmal den Haustürschlüssel im Schloss stecken lassen? Manchen Menschen scheint Zerstreutheit im Blut zu liegen. Wie Forscher der Universität Münster nun herausgefunden haben, könnte das im Wortsinn stimmen: Ein relativ hoher Spiegel von C-reaktivem Protein (CRP) im Blut ist mit Einschränkungen im planerischen Denkvermögen und mit entsprechenden Veränderungen der weißen Hirnsubstanz verbunden. Das zeigt eine neue Studie der Universität Münster (WWU), die in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „Neurology“ publiziert ist.
In dieser Studie wurden 447 Probanden mit einem Durchschnittsalter von 63 Jahren untersucht, bei denen keine relevanten neurologischen Vorerkrankungen wie etwa ein Schlaganfall oder eine Demenz bekannt waren. Alle Studienteilnehmer unterzogen sich einem ausführlichen neuropsychologischen Test, mit dem verschiedene kognitive Leistungen – wie das Gedächtnis, die Wortflüssigkeit und das planerische Denkvermögen – geprüft wurden. Zusätzlich wurde eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes gemacht, in der mittels einer speziellen Technik – der „Diffusionstensor-Bildgebung“ – subtile Veränderungen der weißen Hirnsubstanz sichtbar gemacht werden können.
Übersteigt der CRP-Gehalt im Blut nämlich ein gewisses Limit, deutet das auf eine akute Entzündung im Körper hin. Für die Studie wurden CRP-Spiegel über diesem Grenzwert ausgeschlossen. Gemessen wurde mit hochsensitiven Methoden unterhalb des Bereiches, der bei akuten Entzündungen vorliegt. Die Studie zeigte, dass höhere Serumspiegel von CRP im hochsensitiven Bereich mit schlechteren Leistungen im planerischen Denkvermögen assoziiert waren. Zudem wurden mittels der Diffusionstensor-Bildgebung Auffälligkeiten der weißen Hirnsubstanz mit steigenden CRP-Werten festgestellt. Diese Auffälligkeiten zeigten sich in frontalen Bereichen des Gehirns – Bereiche, die für den Ablauf planerischer Denkprozesse entscheidend sind.
„Durch Medikamente wie zum Beispiel Aspirin und Statine, aber auch durch körperliche Aktivität und Gewichtskontrolle lassen sich die CRP-Werte im Blut senken. Ob eine Senkung des CRP-Spiegels auch die kognitive Leistung verbessern kann, muss jedoch in weiteren Studien geklärt werden“, sagt Dr. Heike Wersching, Mitarbeiterin des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin der WWU und Hauptautorin der Studie. Die Untersuchung wurde gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der VolkswagenStiftung, dem EU-geförderten Marie Curie Research and Training Network, dem Kompetenznetz Vorhofflimmern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Stiftung Neuromedizin Münster.

Weitere Informationen:
http://www.neurology.org/cgi/content/short/74/13/1022?rss=1
http://www.campus.uni-muenster.de/

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Warum Manager keine Atomphysiker werden können

Dieter Hintermeier, Pressestelle
accadis Hochschule Bad Homburg

Die fulminante Pleite des Arcandor-Konzerns, vormals KarstadtQuelle, und dazu noch das eklatante Versagen des Top-Managers Thomas Middelhoff sind für Professor Florian Pfeffel, Wirtschaftsethiker an der accadis Hochschule Bad Homburg, ein Indiz, dass in Deutschlands Chefetagen häufig die Tristesse der Mittelmäßigkeit Einzug gehalten hat. „Das Beispiel Middelhoff oder auch das diverser Bankenmanager machen dies deutlich“, sagt er.
Den Grund für Mittelmäßigkeit im Management vermutet er in den Inhalten eines BWL-Studiums, das sich vom intellektuellen Anspruch her von dem eines Ingenieur-oder Naturwissenschaftsstudiums oder auch eines VWL-Studiums unterscheidet. Auf vielen Feldern der Betriebswirtschaftslehre können auch durchschnittlich Begabte durch viel Fleiß, viel Geld und gutes Networking sowie dem Deckmantel der so genannten Kommunikations- und Präsentationsfähigkeiten trotz mangelnder Kompetenz den Studienabschluss erreichen und die Karriereleiter erklimmen.

Ein Atomphysiker oder ein Ingenieur könnten mangelnde Fähigkeiten nicht lange verdecken. „Spätestens wenn der zweite Statiker oder die numerische Simulation die Ergebnisse überprüft, ist es mit der Herrlichkeit vorbei“, erklärt Pfeffel.

Der Wirtschaftswissenschaftler will damit nicht die These vertreten, dass „alle Manager schlecht seien“, vielmehr geht es ihm darum, Betriebswirtschaftsstudium und Führungskräfteentwicklung, die es mittelmäßigen Talenten erlauben, Karriere zu machen, kritisch zu hinterfragen.

Zu schwacher Kompetenz gesellt sich dann in der Regel noch mangelndes Werteverständnis. „Diese Manager verdienen sehr viel Geld, machen große Fehler und sahnen vor ihrem Abtritt noch einmal im großen Stil ab ohne äußerlich erkennbares Verantwortungsbewusstsein für den hinterlassenen Scherbenhaufen“, konstatiert der Wirtschaftsethiker.

Weitere Informationen:
http://www.accadis.com

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Werden Europas Winter kälter?

Barbara Abrell, Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Die niedrige Aktivität der Sonne könnte das regionale Klima in Großbritannien und Mitteleuropa beeinflussen
Trotz des Trends der globalen Erwärmung werden die Menschen in Großbritannien und Mitteleuropa in den nächsten Jahren möglicherweise häufiger kalte Winter erleben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Wissenschaftlern der Universität von Reading, des Rutherford Appleton Laboratory im britischen Oxfordshire und vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau. Die Forscher fanden einen Zusammenhang zwischen geringer Sonnenaktivität und ungewöhnlich niedrigen Wintertemperaturen in dieser Region. Ursache dafür könnte sein, dass in Zeiten niedriger Sonnenaktivität die milden Winde vom Atlantik im Winter Europa nicht erreichen. Einem vom Menschen erzeugten Klimawandel, der die Temperaturen auf der Erde im Mittel ansteigen lässt, widersprechen diese Ergebnisse nicht. (Environmental Research Letters, 15. April 2010)

Die Sonne strahlt nicht immer gleich hell: In einem etwa elfjährigen Zyklus wechseln sich Phasen hoher Aktivität, in denen unser Zentralgestirn besonders viel Strahlung und Teilchen zur Erde sendet, mit vergleichsweise ruhigen Phasen ab. Sichtbares Zeichen dieses Zyklus sind die dunklen Sonnenflecken, die man zum Teil sogar mit bloßem Auge erkennen kann. Gibt es viele dieser Flecken, ist die Sonne magnetisch besonders aktiv und strahlt somit sehr hell.

Dass sich der Sonnenzyklus auch auf die Temperaturen auf der Erde auswirkt, ist seit Längerem bekannt. So fallen besonders kalte Phasen der Erdgeschichte – etwa das sogenannte Maunder-Minimum am Ende des 17. Jahrhunderts – mit Phasen schwacher Sonnenaktivität zusammen. In ihrer neuen Studie haben die deutschen und britischen Wissenschaftler nun britische Wetteraufzeichnungen, die bis 1659 zurückreichen, mit der Sonnenaktivität im selben Zeitraum verglichen und statistisch ausgewertet.

Als Maß für die Sonnenaktivität diente die Stärke des solaren Magnetfeldes, das bis zur Erde reicht und dort kleine Schwankungen im irdischen Magnetfeld auslöst. Da ausreichend verlässliche Messdaten zum Magnetfeld der Sonne erst seit etwa 1900 vorliegen, rekonstruierten die Forscher ältere Werte mithilfe von Computersimulationen.

„Die Stärke des Magnetfeldes ist ein besseres Maß für die Aktivität der Sonne als etwa die Anzahl der Sonnenflecken“, sagt Sami K. Solanki, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. Denn zwei Aktivitätsminima, bei denen so gut wie keine Sonnenflecken das Tagesgestirn überziehen, können mit sehr unterschiedlichen Magnetfeldstärken verbunden sein. So ist die Sonne derzeit deutlich weniger aktiv als in den 90 Jahren zuvor.

Der statistische Vergleich der magnetischen „Fieberkurve“ der Sonne mit der Wetterdatenbank spricht eine deutliche Sprache: Nach Jahrzehnten hoher Sonnenaktivität und vergleichsweise milden Wintern sind harte Winter in Europa wieder häufiger geworden. Bei geringer Sonnenaktivität liegt die durchschnittliche Wintertemperatur in Großbritannien etwa ein halbes Grad niedriger als sonst.

Die Ergebnisse der Forscher beziehen sich dabei nur auf die Winter in England und Mitteleuropa. Grund für diese sehr regionale Auswirkung der niedrigen Sonnenaktivität könnten Veränderungen der Winde in der Troposphäre, der untersten Atmosphärenschicht, sein. Heizt sich die darüber gelegene Stratosphäre nur schwach auf, reißen die milden Starkwinde vom Atlantik in der Troposphäre ab, vermuten die Wissenschaftler. Stattdessen sind Großbritannien und Mitteleuropa dann dem Einfluss kalter Winde aus dem Nordosten ausgesetzt. Der genaue Wirkmechanismus ist allerdings noch unklar.

„Der Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und kalten Wintern in Europa war erst erkennbar, nachdem wir den überlagerten Trend der globalen Erwärmung herausgerechnet hatten“, erklärt Solanki. Die Studie widerspricht somit nicht der Theorie einer globalen Erwärmung, die auf den Einfluss des Menschen zurückgeht. Im Gegenteil: Vieles deutet darauf hin, dass die Sonne für diesen Effekt nur zu einem kleineren Teil verantwortlich ist.

Ob auch der nächste Winter in Großbritannien und Mitteleuropa ein klirrend kalter wird, können die Wissenschaftler nicht vorhersagen. Ihre Ergebnisse sind statistischer Natur und deuten lediglich auf den Trend hin, dass in Zeiten niedriger Sonnenaktivität ungewöhnlich kalte Winter häufiger auftreten. Doch auch 1685, mitten im Maunder-Minimum, belegen die britischen Wetteraufzeichnungen den wärmsten Winter seit 350 Jahren.

Originalveröffentlichung:

M. Lockwood, R.G. Harrison, T. Woollings, and S.K. Solanki
Are cold winters in Europe associated with low solar activity?
Environmental Research Letters, 15. April 2010

Weitere Informationen erhalten Sie von:

Dr. Birgit Krummheuer, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Katlenburg-Lindau
Tel.: Tel.: +49 5556 979-462, mobil: +49 173 3958625
E-Mail: Krummheuer@mps.mpg.de

Prof. Dr. Sami K. Solanki
Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Katlenburg-Lindau
Tel.: +49 5556 979-325
E-Mail: Solanki@mps.mpg.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Neue Rückenschule bringt Vorteile

Gunnar Bartsch, Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Dr. Karin Meng hat ein innovatives Schulungsprogramm für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen evaluiert: Es erwies sich als vorteilhaft. Für ihre Studie bekam die Wissenschaftlerin nun den Förderpreis 2009 der Karlsruher-Sanatorium-AG verliehen.
Karin Meng hat sich mit dem „Curriculum Rückenschule“ befasst, das zu einem umfassenden Gesundheitstrainingsprogramm der Deutschen Rentenversicherung Bund gehört. Entwickelt wurde die neue Rückenschule seit Mitte 2007 auf der Grundlage aktueller klinischer und sportwissenschaftlicher Forschungsergebnisse. Auch Modelle aus der Gesundheitspsychologie und Qualitätskriterien für Schulungen wurden dafür berücksichtigt.

Vorteile der neuen Rückenschule

Das neue Programm hat im Vergleich zu einer nicht-standardisierten Rückenschule deutliche Vorteile, wie Karin Meng in ihrer Studie nachgewiesen hat: Die Patienten wussten mehr über ihre Krankheit und die Behandlung, ihre Motivation für körperliche Aktivität war höher und sie setzten diese Motivation auch verstärkt in die Tat um. Auch der Umgang mit den Schmerzen gelang ihnen besser.

„Die neue Rückenschule wies zudem eine hohe Akzeptanz bei den Patienten und eine sehr gute Praxistauglichkeit auf“, so die Wissenschaftlerin. Das Programm könne daher für die routinemäßige Anwendung in Rehabilitationseinrichtungen empfohlen werden. Es liegt als Handbuch vor, Interessenten können sich an Karin Meng wenden.

Ihre Studie hat Karin Meng mit insgesamt 360 Rückenschmerzpatienten durchgeführt, die in der Klinik Werra, Reha-Zentrum Bad Sooden-Allendorf, an einer stationären medizinischen Rehabilitation teilnahmen.

Mehrere Partner an Entwicklung beteiligt

Entwickelt und evaluiert wurde das „Curriculum Rückenschule“ im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung Bund. Projektpartner waren das Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie der Universität Würzburg (Dr. Karin Meng, Dr. Heiner Vogel und Professor Dr. Dr. Hermann Faller), die Klinik Werra, Reha-Zentrum Bad Sooden-Allendorf (Leitender Arzt Dr. Heiko Roßband) und das Institut für Sportwissenschaft und Sport der Universität Erlangen-Nürnberg (Professor Dr. Klaus Pfeifer).

Förderpreis in Leipzig verliehen

Der Förderpreis der Karlsruher-Sanatorium-AG ist mit 7.500 Euro dotiert und für herausragende wissenschaftliche Arbeiten zur medizinischen Rehabilitation vorgesehen. Karin Meng bekam ihn am 10. März auf dem 19. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium in Leipzig verliehen. Mit rund 1.400 Teilnehmern ist dieses Kolloquium die größte rehabilitationswissenschaftliche Tagung in Deutschland.

Kontakt
Anfragen zum Handbuch „Curriculum Rückenschule“ an Dr. Karin Meng, T (0931) 31-82074, k.meng@uni-wuerzburg.de
Ansprechpartnerin für das Gesundheitstraining der Deutschen Rentenversicherung Bund: Dr. Ulrike Worringen, Dr.Ulrike.Worringen@drv-bund.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Kohlenwasserstoffe besser abbauen

Susanne Thiele, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

Start eines weltweiten Forschungsprojektes unter Leitung des HZI

Das weltweit angelegte Projekt „MAGICPAH“ untersucht unter der Leitung des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) wie Bakteriengemeinschaften den Abbau giftiger polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe unterstützen können. „MAGICPAH“ ist eine Kooperation von dreizehn Partnern aus neun Ländern. Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen starten heute das Projekt am HZI. Wie wichtig dieses Projekt ist, zeigt das Frachterunglück am australischen „Großen Barriere Riff“. Es wurde im April 2010 durch vier Tonnen Schweröl bedroht, die aus dem Frachter ausgelaufen sind.
Kohlenwasserstoffe sind chemische Verbindungen, die nur aus den Elementen Kohlenstoff und Wasserstoff bestehen. Als fossile Brennstoffe spielen sie weltweit eine wichtige Rolle. Eine besondere Untergruppe sind die sogenannten „polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe“ (PAK). Diese schwer abbaubaren, oft toxischen und krebserregenden Kohlenwasserstoffe sind zum Beispiel für die Verseuchung von Böden verantwortlich. Sie sind im Rohöl und in großer Menge im Schweröl zu finden und können auch marine Umwelten gefährden.
Die Partner von „MAGICPAH“ starten ihre Zusammenarbeit heute mit einem Kick-off-Meeting am HZI unter Vorsitz von Dietmar Pieper, Leiter der Arbeitsgruppe „Mikrobielle Interaktionen und Prozesse“.
Das Forschungsprojekt möchte die abbauenden Eigenschaften von Bakterien im Erdboden und in der Meeresumgebung erforschen, verstehen und ausnutzen. „In erdölabbauenden bakteriellen Gemeinschaften steckt ein bisher unverstandenes und ungenutztes Potenzial“, sagt Dietmar Pieper. Das Projekt soll zunächst die mikrobielle Vielfalt und die molekularbiologischen Prozesse analysieren, die eine wichtige Rolle bei der Beseitigung der PAK- Schadstoffen aus Böden, Sedimenten und Abwässern spielen. Das bereitet allerdings Probleme – vor allem bei der beabsichtigten Nutzung besonders anspruchsvoller oder nicht-kultivierbarer Organismen, die einen Großteil der Bakterien in Böden und marinen Ökosystemen ausmachen. „Die bisher ungenutzte Vielfalt an mikrobiellen Aktivitäten kann nur durch sogenannte kultivierungsunabhängige Methoden sichtbar gemacht werden“, sagt Dietmar Pieper. Diese so genannten kultivierungsunabhängigen Methoden nutzen das Erbgut der Mikroorganismen, ohne dass sich die Mikroorganismen im Labor zuvor vermehren müssen. „Die hierbei in experimentellen Systemen gesammelten Informationen werden für die Entwicklung wissensbasierter Strategien zur Eindämmung von Umweltschäden durch die Kohlenwasserstoffe (PAKs) in verschiedenen Lebensräumen verwendet werden. Zudem ermöglichen unsere Methoden einen direkten Zugriff auf neue Stoffwechselreaktionen, die industriell genutzt werden können“, schließt Dietmar Pieper.

Die EU fördert das Projekt mit drei Millionen Euro für die nächsten vier Jahre. Neben dem HZI stammen die Partner aus der Industrie aus Italien und Tschechien sowie aus der Forschung aus Italien, Spanien, Großbritannien, Deutschland, Dänemark, Frankreich, Kolumbien und Kanada.

Weitere Informationen:
Sie finden diese Pressemitteilung und aktuelles Bildmaterial im Internet unter http://www.helmholtz-hzi.de/de/presse_und_oeffentlichkeit/.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Mit intelligenten Handys Massenpanik verhindern

Thoralf Dietz, Abteilung Kommunikation
Universität Passau

Universität Passau ist Koordinator bei einem mehr als fünf Millionen Euro Fördermittel umfassenden EU-Forschungsprojekt

Ein modernes Mobiltelefon kann viel mehr als nur Telefonverbindungen herstellen, fotografieren oder Musik abspielen. Vielmehr verfügen Handys heutzutage über Sensoren, die den genauen Standort der Menschen und deren Bewegungen erfassen können oder die ihrem Besitzer via GPS Routenempfehlungen geben können – ähnlich wie dies Navigationsgeräte im Auto tun. Diese Funktionen kann man sich auch in Katastrophenfällen zunutze machen – und hier setzt das Projekt SOCIONICAL an.
In einem vollbesetzten Fußballstadion bricht ein Feuer aus: Menschen geraten in Panik und strömen wahllos auf die verschiedenen Ausgänge zu. Den Rettungsdiensten bietet sich eine unübersichtliche Lage, ihnen ist es nicht möglich, die Massenbewegungen aufzufangen, geschweige denn zu steuern. Hier setzt das Projekt SOCIONICAL an: „Künftig sollen die Sensoren der Mobiltelefone in solchen Situationen die Gefahren „erkennen“, miteinander und mit Gebäudesensoren kommunizieren, den Rettungsdiensten Informationen über die Menschenbewegungen und ihren Besitzern mitteilen, auf welchem Weg sie am schnellsten und sichersten das Stadion verlassen können“ beschreibt Professor Dr. Paul Lukowicz, Inhaber des Lehrstuhls für Informatik mit Schwerpunkt Eingebettete Systeme an der Universität Passau, das Ziel.

SOCIONICAL steht für Complex Socio-Technical System in Ambient Intelligence. An dem über vier Jahre laufenden Projekt sind 14 Partner beteiligt, neben Universitäten und Forschungseinrichtungen aus Deutschland auch aus Großbritannien, Holland, Österreich, Polen und der Schweiz – darunter renommierte Einrichtungen wie die ETH Zürich oder die London School of Economics. Zudem gibt es mehrere Industriepartner aus Israel, Italien und Spanien.

Als Koordinator des Projekts leitet die Universität Passau die wissenschaftlichen Arbeiten und ist die Schnittstelle zwischen der Europäischen Kommission und den Partnern. So fließen die gesamten Mittel – rund 5,3 Millionen Euro – über die Universität Passau und werden dann an die Partner weiter geleitet. Eine Million Euro müssen die Partner selbst einbringen. Von den EU-Mitteln gehen etwa 650.000 Euro an die Universität Passau.

In Passau arbeiten an dem Projekt drei, über alle Standorte hinweg etwa 40 Wissenschaftler. An der Universität Passau ist auch der Lehrstuhl für Südostasienkunde II von Professor Dr. Rüdiger Korff und der Lehrstuhl für Informatik mit Schwerpunkt Rechnerkommunikation und Rechnernetze von Professor Dr. Hermann de Meer beteiligt. Überhaupt war die interdisziplinäre Vernetzung in Passau einerseits, andererseits aber auch die gute Vernetzung von Professor Dr. Paul Lukowicz in der Fachcommunity mit ausschlaggebend, dass das Projekt in Passau angesiedelt wurde.

Möglicherweise hätte beim Tsnuami in Thailand im Jahr 2004 ein solches System Menschenleben retten können: „Viele Menschen standen staunend am Meer, als sie die Welle haben kommen sehen und haben das Mobiltelefon gezückt, um Fotos zu machen. Über das Mobiltelefon hätte man auch die Botschaft ‚Sofort den Strand verlassen‘ senden können“, sagt Professor Dr. Paul Lukowicz.

Weitere Informationen:

http://www.fim.uni-passau.de/home/fakultaet/lehrstuehle/eingebettete-systeme.htm…

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Wie ein Blitz: Mikrowellen-Plasmastrahler kommt in der Medizin zum Einsatz

Team Pressestelle, Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing
FH Aachen

Prof. Dr. Holger Heuermann vom Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik der FH Aachen hat mit seinem Team einen Plasmastrahler für die Wund- und Hautbehandlung entwickelt. Schaltet man das Gerät ein, tritt an der Spitze eine Flamme aus – allerdings handelt es sich nicht um eine normale Flamme, sondern um eine Ionenwolke. Diese wird benutzt, um Keime, Bakterien, Viren und Sporen wirkungsvoll zu vernichten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Geräten dieser Art kann es mit Luft statt mit Edelgasen betrieben werden. Der Plasmastrahler könnte schon in kurzer Zeit Marktreife erlangen.
Wer den Begriff Mikrowelle hört, denkt erst einmal an den Mikrowellenherd in der Küche. Aber auch bei Mobilfunk, Radar oder Satellitenfernsehen kommen Mikrowellen zum Einsatz. In der Physik ist dies ein Sammelbegriff für elektromagnetische Wellen, die eine Wellenlänge zwischen einem Millimeter und einem Meter haben.
Prof. Dr. Holger Heuermann vom Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik der FH Aachen entwickelt mit seinem Team Technologien, durch die Mikrowellen auch in anderen Anwendungsbereichen eingesetzt werden können. Er ist sehr erfolgreich bei der Generierung von Mikrowellenplasmen für Anwendungen wie Zündkerzen und Lampen (etwa Beamerlampen oder Energiesparlampen). Jetzt hat er gemeinsam mit dem Diplomanden Martin Schmitt ein neues Projekt entwickelt: Hierbei handelt es sich um einen Plasmastrahler für die Wund- und Hautbehandlung. Mit dem Begriff Plasma bezeichnet man in der Physik ein Gas, das teilweise oder vollständig aus freien Ladungsträgern, also Ionen oder Elektronen, besteht. 99 Prozent der sichtbaren Materie im Universum besteht aus Plasma. Natürliche Plasmen auf der Erde findet man etwa in Blitzen, auch Flammen sind plasmaähnlich. Beim Mikrowellenplasma erfolgt die Gasentladung, die zur Plasma-Erzeugung benötigt wird, durch Mikrowellen.
Der Plasmastrahler sieht auf den ersten Blick unscheinbar aus, etwa wie eine Mischung aus einem Senklot und einem Stift. Er ist zwölf Zentimeter lang, hat einen Durchmesser von weniger als zwei Zentimetern und ist mit Stahl ummantelt. Schaltet man das Gerät ein, tritt an der Spitze eine weiß-violette Flamme aus – allerdings handelt es sich nicht um eine normale Flamme, sondern um eine Ionenwolke. Diese wird benutzt, um Keime, Bakterien, Viren und Sporen wirkungsvoll – und für den Patienten schmerzfrei – zu beseitigen. Hierbei dringt das ionisierte Gas selbst in feinste Geweberitzen ein, die sonst kaum zu erreichen sind, und sorgt somit für eine gründliche Desinfektion von Wunden. Außerdem kann die Plasmabehandlung Wachstums- und Regenerationsprozesse anregen, was die Wundheilung beschleunigt. Neben der Behandlung von Hautkrankheiten ist auch ein Einsatz in der ästhetischen Medizin vorstellbar, beispielsweise durch die Entfernung von Pigmentflecken und die Glättung von Narben und Hautfalten. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass keine Allergien und Unverträglichkeiten bei der Plasmabehandlung der Haut auftreten.
Der Plasmastrahler von Prof. Heuermann funktioniert mit normaler Umgebungsluft. Weder spezielle Prozessgase noch Hochspannungen sind notwendig. Er ist sehr kostengünstig herstellbar und nahezu produktionsreif. Gesucht werden derzeit noch Partner aus Industrie und Forschung, die das nötige medizinische Know-how mitbringen.
Aufgrund der Komplexität der Thematik war der Plasmaphysik lange Zeit eine exotische Nische in der Welt der Technik beschieden. Das zunehmende Verständnis der Vorgänge in diesem Bereich sorgte in den letzten Jahren für einen Aufschwung dieser Technologie. Das Marktvolumen von Produkten, die durch die Plasmatechnologie möglich werden, wird weltweit auf etwa 500 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.

Kontakt:
FH Aachen
Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik
Prof. Dr. Holger Heuermann
Lehrgebiet Hoch- und Höchstfrequenztechnik
T +49. 241. 6009 52108
heuermann@fh-aachen.de
Weitere Informationen:
http://www.fh-aachen.de – Internetseite der FH Aachen

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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UDE: Flexibler in Rente gehen – Altersteilzeit umgestalten

Katrin Braun, Pressestelle
Universität Duisburg-Essen

Eine „neue Altersteilzeit“ könnte den Übergang zwischen Vollarbeit und Rente flexibel gestalten, Arbeitsbelastung reduzieren und so eine längere Erwerbstätigkeit im Alter ermöglichen. Prof. Dr. Matthias Knuth, Arbeitsmarktforscher am Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen schlägt vor, dass eine solche Neuregelung gleichzeitig in eine allgemeine steuerfinanzierte Förderung von Teilzeitarbeit eingebunden werden sollte, die sich an Lebensphasen wie Kindererziehung, Alter oder Pflege von Angehörigen orientiert.
Seit Jahresbeginn werden Neueintritte in die Altersteilzeit nicht mehr von der Bundesagentur für Arbeit finanziell unterstützt. Gefördert wird nur noch über die Steuer- und Abgabenbefreiung der Aufstockungsbeträge, mit denen die Arbeitgeber die niedrigeren Gehaltszahlungen und Rentenversicherungsbeiträge bei Altersteilzeit ausgleichen. „Davon geht wenig Anreiz und keinerlei Steuerungswirkung aus“, kritisiert Knuth.

Weg vom Blockmodell als Regelfall

Ganz überwiegend wurde und wird Altersteilzeit in der Form des so genannten Blockmodells in Anspruch genommen: Ältere arbeiten z.B. von 55 bis 60 mit unveränderter Arbeitszeit weiter und werden dann bis zur Rente von der Arbeit freigestellt. Dem Ziel einer Verlängerung der wirtschaftlich produktiven Lebensphase entspricht dieser „Vorruhestand“ nicht.

Vermutlich wird das Blockmodell aber bevorzugt, weil die bisherige Arbeitszeit im Durchschnitt halbiert werden muss. Prof. Knuth empfiehlt deshalb eine „echte Teilzeit“, also als Form der Altersteilzeit auch die Reduzierung der bisherigen Arbeitszeit um durchschnittlich nur ein Viertel oder ein Drittel zuzulassen. Hierdurch könne eine künftige Verschmelzung des Altersteilzeitgesetzes mit dem Teilzeit-(und Befristungs-)Gesetz vorbereitet werden. Der Altersübergang könnte dabei nur einen von mehreren Anlässen darstellen, Teilzeitarbeit öffentlich zu fördern.

Aktuelle Publikation: http://www.iaq.uni-due.de/iaq-standpunkte/2010/sp2010-01.php

Weitere Informationen: http://www.iaq.uni-due.de
Prof. Dr. Matthias Knuth, Tel. 0203/379-1821, matthias.knuth@uni-due.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Wie viel Schmutz verträgt die Spree?

Dr.-Ing. Bodo Weigert, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
KompetenzZentrum Wasser Berlin gGmbH (KWB)

Auftaktveranstaltung zu Monitoringprojekt in Berlin-Charlottenburg
Bei starkem Regen läuft ein Gemisch aus Regen- und Schmutzwasser an dafür vorgesehenen Stellen aus der Kanalisation in die Spree. Die Berliner Wasserbetriebe betreiben viele unterirdische Speicherbauwerke, um solche Belastungen möglichst zu vermeiden. Bis zum Jahr 2020 werden weitere umfassende Maßnahmen zum Rückhalt von Mischwasser ergriffen. Mehrfach wurde in letzter Zeit über das Modellvorhaben SPREE2011 berichtet, das als Alternative zu unterirdischen Rückhaltebauwerken die Wirkung von am Ufer angebrachten
Speichertanks untersucht.
Trotz umfangreicher Maßnahmen können „Mischwasserentlastungen“ in die Spree nicht vollständig vermieden werden. Für die Verantwortlichen des Berliner Wassermanagements ist es daher eine besondere Herausforderung, weitere Rückhaltemaßnahmen mit einem gut ausbalancierten Verhältnis zwischen Kosten, ökologischen und weiteren Nutzungsinteressen zu entwickeln. Um diesen Prozess effizient voranzubringen, wird jetzt an einem großen Mischwasserkanal in Berlin-Charlottenburg vom Kompetenzzentrum Wasser Berlin gemeinsam mit den Berliner Wasserbetrieben systematisch untersucht, welchen messbaren Einfluss solche Einleitstellen auf die Qualität der Spree haben.
Ein gerade in Betrieb genommener Messcontainer mit modernen Online-Sensoren wird zwei Jahre lang kontinuierlich Wasserqualitätsparameter und Durchflussmengen erfassen. Darüber hinaus werden unterhalb der Einleitstelle in der Spree Sonden installiert, die Aufschluss über die biologische Wirkung von Mischwasserüberläufen liefern sollen. Die Ergebnisse dienen perspektivisch auch dem Aufbau und der Verbesserung eines Modells zur Untersuchung der Wirkung von verschiedenen Maßnahmen auf die Wasserqualität der Spree. Die Projektergebnisse befähigen letztendlich die Entscheidungsträger, weitergehende Maßnahmen zur Mischwasserspeicherung unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten zu planen.

Als Teilnehmer erwarten wir u.a. Dr. Georg Grunwald (Technischer Vorstand Berliner Wasserbetriebe), Dr. Birgit Fritz-Taute (Leiterin des Referats Wasserrecht, Wasserwirtschaft und Geologie in der Senatsverwaltung für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz), Xavier Chazelle (stellv. Forschungsdirektor Veolia Environnement) und Ludwig Pawlowski (Geschäftsführer Kompetenzzentrum Wasser Berlin).
Medienvertreter sind herzlich eingeladen.

Weitere Informationen:
http://www.kompetenz-wasser.de/MIA-CSO.466.0.html?&L=0&type=title%3DCont…

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Konditionstraining statt Schonen: Trainingsmethoden für Rheumatiker

Jens Müller M.A., Medizinische Fakultät / UKH
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Konditionstraining statt Schonen: Rehamediziner der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie zweier Rehakliniken erprobten neue Trainingsmethoden für Rheumatiker. Diese könnten einen Paradigmenwechsel in der Bewegungstherapie für Rheumatiker bedeuten.
Durch ein Konditionstraining können Rheumakranke ihre Leistungsfähigkeit stärker verbessern als bei einer Standardrehabilitation. Das zeigen erste Ergebnisse einer kontrollierten Studie mit 402 Patienten. In dem Projekt arbeitet das Institut für Rehabilitationsmedizin an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit zwei Rehabilitationskliniken zusammen. Das Team entwickelte ein Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining „KAKo“, kombiniert mit einem Motivationstraining. Für diesen umfassenden Ansatz und seine überzeugende Darstellung erhielten die Forscher gerade auf dem Rehawissenschaftlichen Kolloquium der Deutschen Rentenversicherung, dem größten deutschen Rehabilitationskongress, einen Preis.

Die konventionelle Empfehlung bei Rheuma sind schonende Gymnastik und physikalische Anwendungen. Eine Arbeitsgruppe um Institutsleiter Professor Dr. Wilfried Mau aus Halle verordnete den Rehabilitanden dagegen ein anspruchsvolles Sportprogramm: Dreimal wöchentlich traten sie zuerst für 30 Minuten auf dem Ergometer in die Pedale. Danach durchliefen sie zusammen ein halbstündiges Zirkeltraining mit Kraft- und Koordinationsübungen. Zum Abschluss folgten Spiele wie Federball oder Softball. Fragen der Versorgung chronisch Kranker, wie die Weiterentwicklung der Rehabilitation bei entzündlich-rheumatischen Leiden, gehören zu den Forschungsschwerpunkten des Instituts für Rehabilitationsmedizin an der Medizinischen Fakultät.

Das Sportprogramm kam bei den zumeist an chronischer Polyarthritis (Gelenkrheuma) sowie an Spondyloarthritis (Wirbelsäulenrheuma) leidenden Patienten erstaunlich gut an. Sie hatten auch Spaß am Training in den festen Gruppen. „Etwa 80 Prozent der Teilnehmer fanden die Behandlung ‚gerade richtig‘ und etliche sogar ’noch zu wenig'“, berichtete das Projektteam auf dem 19. Rehawissenschaftlichen Kolloquium in Leipzig. „Ich habe gar nicht gewusst, was ich doch noch alles kann“, zitierte Mau eine typische Äußerung von Patienten, zu zwei Dritteln Frauen. Die Altersspanne reichte von 18 bis 60, wobei das Durchschnittsalter bei 48 Jahren lag.

Leistungsfähigkeit deutlich gestiegen
Die Ergebnisse am Ende des stationären Aufenthalts, dem zweiten von fünf Messzeitpunkten, belegten, dass die „KAKo“-Teilnehmer signifikant mehr für ihre körperliche Funktionsfähigkeit und ihr seelisches Wohlbefinden erreichten als die entsprechende Kontrollgruppe. Gemessen wurde dies unter anderem mit dem SF-36 Health Survey, der acht Dimensionen der subjektiven Gesundheit und zwei Summenscores erfasst.

Bewegungspläne für den Alltag
Um die Effekte möglichst nachhaltig zu sichern, erhielten die Teilnehmer außerdem eine handlungsorientierte Motivationsschulung: Dabei planen die Betroffenen konkret, welche Aktivitäten sie wann und wo zu Hause fortführen wollen. Auch werden im Voraus Strategien gegen mögliche Hinderungsgründe entworfen. Diese Methoden haben sich anderweitig bereits bewährt, um die willentliche Verhaltenssteuerung („Volition“) zu stützen und so das typische Handlungsloch, das oft zwischen gutem Vorsatz und Praxis klafft, zu überwinden.

KAKo in Rehaklinik eingeführt
Das Projekt, das im Rahmen des Förderschwerpunkts „Chronische Krankheiten und Patientenorientierung“ von der Deutschen Rentenversicherung und dem Bundesministerium für Bildung Forschung finanziert wird, läuft noch bis zum Jahresende weiter, um auch die langfristige Wirkung bis ein Jahr nach Klinikaufenthalt auszuwerten. Im beteiligten Rehazentrum der Deutschen Rentenversicherung in Bad Eilsen wurde das „KAKo“-Training schon in die Routine übernommen. Dabei kann man sich auch auf Erkenntnisse niederländischer Forscher stützen: Diese hatten 2003für eine zweijährige ambulante Trainingszeit festgestellt, dass sich „regelmäßige intensive Bewegungs- und Sportaktivitäten positiv auf die körperliche und psychische Verfassung der Patienten auswirken.“ Es kam auch nicht zu Gelenkschäden oder vermehrten Krankheitsschüben.

Posterpreis für das Forschungsprojekt
Auf dem Rehawissenschaftlichen Kolloquium der Deutschen Rentenversicherung in Leipzig würdigte die Jury „den untersuchten Ansatz, die Nachhaltigkeit der Rehabilitation mit einem umfassenden Programm unter Berücksichtigung motivationaler Aspekte weiter zu erhöhen“. Auch die kontrollierte Durchführung der Studie und die ansprechende Darstellung der Thematik trugen zu dem positiven Votum bei, so Dr. Hans-Günter Haaf von der wissenschaftlichen Kongressleitung.

Text: Leonie von Manteuffel, manteuffel@pressethema.de

Kontakt zur Projektleitung:
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Medizinische Fakultät
Institut für Rehabilitationsmedizin
06112 Halle (Saale)
wilfried.mau@medizin.uni-halle.de

Weitere Informationen:
http://www.rehamedizin.uni-halle.de
http://www.forschung-patientenorientierung.de >Projekte >Modul 2 >Rehaoptimierung
http://www.deutsche-rentenversicherung.de/rehakolloquium >Tagungsband S.348-350, 370-371

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Ötzis Schönheitsgeheimnis – Gefriergetrocknet für 5300 Jahre

Luise Dirscherl, Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

5300 Jahre Einschluss im Gletscher konnten dem wichtigsten Bestandteil im Bindegewebe des Tiroler Eismenschen „Ötzi“ nichts anhaben. Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München zeigten gemeinsam mit Kollegen der European Research Academy (EURAC) in Bozen, dass das Kollagen der Mumie und das Kollagen einer frischen Hautprobe weitgehend identisch sind.
Grund für die ungewöhnlich gute Konservierung scheint die jahrtausendelange Gefriertrocknung des Ötzi im Gletschereis zu sein. In ihrer neuesten Veröffentlichung präsentiert die Arbeitsgruppe von PD Dr. Robert Stark, Department für Geo- und Umweltwissenschaften der LMU und Mitglied des Exzellenzclusters Nanosystems Initiative Munich (NIM), Untersuchungen zum Aufbau einzelner Kollagenmoleküle, zur Struktur von Molekülbündeln, den Kollagenfasern, sowie deren Elastizität. (Proceedings of Royal Society B online, 31. März 2010)

Während sich die oberste Hautschicht der Gletschermumie in den Jahrtausenden weitgehend zersetzt hat, sind die darunter liegenden Kollagenfasern des Bindegewebes nahezu unverändert erhalten geblieben. Drei 5 x 5 mm große Hautstücke der Mumie standen den Wissenschaftlern für ihre Tests zur Verfügung. Zum Vergleich untersuchten sie frisches Hautgewebe eines Mannes der etwa im gleichen Lebensalter war wie der Eismensch Ötzi.

Dabei richteten sie ihren Blick mit Hilfe eines Rasterkraftmikroskopes zunächst auf die äußere Struktur einzelner Kollagenfasern. Kollagen ist ein hierarchisch aufgebautes Protein, das aus drei ineinander verwundenen Tropokollagen-Molekülen besteht. Mehrere dieser rund 300 Nanometer (nm) langen Kollagenmoleküle bilden zusammen eine Kollagenfibrille. Die Kollagenmoleküle sind parallel leicht zueinander versetzt angeordnet wodurch ein charakteristisches, sich alle 67 nm wiederholendes Bänderungsmuster entsteht. Dieses Muster ließ sich sowohl im frischen Gewebe als auch in der Probe des Ötzi in identischer Form wiederfindet. Mittels Raman-Spektroskopie untersuchten die Wissenschaftler anschließend den Aufbau einzelner Kollagenmoleküle. Auch hier stimmten die Messergebnisse der frischen und der 5300 Jahre alten Proteine überein.

Einen Unterschied konnten die Wissenschaftler jedoch feststellen: Die Kollagenfasern der Mumie sind nicht mehr so elastisch wie die aus frischem Gewebe. Um diese Materialeigenschaft zu testen, drücken sie die knapp 50 nm dünne Spitze eines Rasterkraftmikroskopes mit einer definierten Kraft auf eine einzelne Faser und heben sie wieder ab. Die Tiefe des dabei entstehenden Abdruckes zeigt, wie elastisch das Testmaterial ist. Im Fall der Kollagenfasern des Eismenschen ergab sich ein Eindruck von 0,5 nm, bei den frischen Fasern waren es 0,7 nm. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Austrocknung des Gewebes die Ursache für diese Versteifung ist. Denn frühere Arbeiten haben gezeigt, dass durch Dehydrierung neue Bindungen (Wasserstoffbrückenbindungen) zwischen Proteinen geknüpft werden, was die Elastizität der Fasern einschränkt. (NIM)

Publikation:
„Nanostructure and mechanics of mummified type I collagen from the 5300-year-old Tyrolean Iceman“
Marek Janko, Albert Zink, Alexander M. Gigler, Wolfgang M. Heckl, and Robert W. Stark
Proceedings of Royal Society B online, 31. März 2010
doi:10.1098/rspb.2010.0377

Ansprechpartner:
PD Dr. Robert W. Stark
Department für Geo- und Umweltwissenschaften
Sektion Kristallographie
Telefon: +49 (0) 89 / 2180 – 4329
Fax: +49 (0) 89 / 2180 – 4334
E-Mail: stark@lmu.de
Web: www.nanobiomat.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Internet-Selbsthilfetraining für Tinnitusbetroffene

Petra Giegerich, Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Unis in Mainz und Linköping starten im April bundesweite Studie zur Untersuchung eines internetbasierten Selbsthilfetrainings bei Tinnitus
Es pfeift, es klingelt, es rauscht – und es kann sehr belasten. Etwa 10 Prozent der Bevölkerung erleben irgendwann in ihrem Leben Ohrgeräusche. Oft wird der Tinnitus nach einem Weilchen kaum noch wahrgenommen, manchmal entsteht daraus aber eine erhebliche Beeinträchtigung. Allein in Deutschland leiden nach einer Studie der Deutschen Tinnitus-Liga etwa 1,5 Millionen Menschen stark unter chronischem Tinnitus. Wissenschaftler aus Mainz und dem schwedischen Linköping untersuchen nun, wie den Betroffenen mit einem Selbsthilfetraining via Internet geholfen werden kann. Interessenten können ab April an der Studie teilnehmen. Die beiden Forschungspartner – die Abteilungen für Klinische Psychologie der Universitäten in Mainz (Leiter Prof. Dr. Wolfgang Hiller) und in Linköping (Leiter Prof. Gerhard Andersson) – gehören zu den führenden Forschungseinrichtungen im Bereich Tinnitus und verfügen über langjährige Erfahrungen und Expertise in der Erforschung neuer Behandlungsansätze.

Bei der Behandlung des chronischen Tinnitus geht es nicht um die Heilung des Tinnitus, sondern vielmehr um eine bessere Bewältigung der Ohrgeräusche. Verschiedene psychotherapeutische Ansätze zur Verringerung der Tinnitusbelastung wurden bereits entwickelt und deren Wirksamkeit konnte in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen werden. Dennoch erhalten viele Tinnitusbetroffene keine solche psychotherapeutische Behandlung, was langfristig zu einer weiteren Verstärkung der Tinnitusbelastung beitragen kann. Gründe für die fehlende Behandlung liegen vor allem darin, dass insgesamt sehr wenige ambulante Psychotherapieplätze für Tinnitusbetroffene zur Verfügung stehen. Gerade in ländlichen Regionen sind im ambulanten Bereich entweder gar keine Psychotherapieplätze vorhanden oder es muss mit extrem langen Wartezeiten gerechnet werden. Diese Zugangsschwierigkeiten zu ambulanter Psychotherapie zeigen sich jedoch nicht nur in Deutschland, sondern gleichermaßen in anderen Ländern, was mit zur Entwicklung von internetbasierten Ansätzen zur Behandlung verschiedener psychischer Störungen beigetragen hat. Die Arbeitsgruppe um Prof. Gerhard Andersson von der Universität Linköping ist in der Entwicklung von internetbasierten Selbsthilfeansätzen führend und konnte ausgesprochen deutliche Erfolge, aber auch eine hohe Akzeptanz der entwickelten Selbsthilfeprogramme bei den Patienten nachweisen.

Tinnitusbetroffene aus ganz Deutschland haben nun ab April 2010 die Möglichkeit, an einer Studie teilzunehmen, in der die Wirksamkeit eines solchen internetbasierten Selbsthilfetrainings zur Verringerung der Tinnitusbelastung untersucht wird. Dazu wurde ein in Schweden entwickeltes Behandlungsprogramm von den Wissenschaftlern der beteiligten Abteilungen in Mainz und Linköping weiterentwickelt und für den Einsatz in Deutschland angepasst. Die Vorstudien der schwedischen Arbeitsgruppe zeigen, dass Teilnehmer des Programms eine deutliche Verringerung der Tinnitusbelastung erreichen konnten.

Die gesamte Behandlung basiert auf einem Selbsthilfetraining, das über das Internet angeboten wird. Dabei erhalten die Betroffenen viele Informationen zu Tinnitus und den damit einhergehenden Problemen. In jeder Trainingswoche erlernen die Betroffenen Strategien, wie sie besser mit ihrem Tinnitus umgehen können und die tinnitusbedingte Belastung selbst reduzieren können. Das Selbsthilfetraining erfordert Eigeninitiative des Tinnitusbetroffenen und selbstständiges, aktives Arbeiten an den eigenen Problemen. Da frühere Studien zeigen konnten, dass Selbsthilfeansätze dann am wirkungsvollsten sind, wenn sie mit regelmäßigen Kontakten mit einem Therapeuten kombiniert werden, werden die Studienteilnehmer über E-Mail regelmäßig von einem Therapeuten betreut und in der Durchführung des Trainings unterstützt. Das Selbsthilfetraining läuft über circa 10 Wochen und ist für die Teilnehmer kostenfrei.

Die Behandlung richtet sich an Tinnitusbetroffene, die seit mindestens sechs Monaten Tinnitus haben und sich durch den Tinnitus gestört, belastet und im alltäglichen Leben beeinträchtigt fühlen. Betroffene, die an der Studie teilnehmen möchten, erhalten auf der Studien-Website http://www.kbt.info/titus/ weitere Informationen und können ab sofort dort Ihr Interesse an einer Studienteilnahme anmelden. Studienleiter sind Dr. Cornelia Weise in Linköping und Prof. Dr. Wolfgang Hiller in Mainz.

Kontakt und Informationen:
Dr. Cornelia Weise
Department of Behavioural Sciences and Learning
Linköping University
58183 Linköping, Schweden
E-Mail: cornelia.weise@liu.se

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hiller
Psychologisches Institut
Abt. Klinische Psychologie und Psychotherapie
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Weitere Informationen:
http://www.ibl.liu.se/?l=en
http://www.klinische-psychologie-mainz.de
http://www.kbt.info/titus/ (Tinnitus-Studie)

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Europa könnte bis 2050 komplett mit Strom aus Erneuerbaren Quellen versorgt werden

Uta Pohlmann, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Wenn ein leistungsfähiges europäisches Fernübertragungsnetz und ein vereinter Elektrizitäts-Binnenmarkt geschaffen werden und mit ähnlichen Netzen und Märkten in Nordafrika verbunden werden, können bis zur Mitte des Jahrhunderts Erneuerbare Energieträger in großem Maßstab genutzt werden. Das geht aus einem in der vergangenen Woche von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers veröffentlichten Bericht hervor. Eine Gruppe von Energie- und Klimaexperten des Unternehmens hatte gemeinsam mit Wissenschaftlern vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), dem International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) und dem European Climate Forum mögliche Transformationen des europäischen und nordafrikanischen Stromsektors untersucht. Die Umstellung auf Erneuerbare könnte Energiesicherheit bieten, die Stromerzeugung dekarbonisieren und Energiearmut verringern, heißt es in dem Bericht.

Zum ersten Mal wurde mit dem Gutachten eine Roadmap für die Umstellung des europäischen und nordafrikanischen Strommarktes auf einhundert Prozent Erneuerbare Energien bis 2050 erstellt. Dazu untersuchten die Forscher den Markt hinsichtlich der notwendigen finanziellen, infrastrukturellen und regierungspolitischen Meilensteine für politische Entscheidungsträger und Unternehmen.

Die Roadmap umfasst die vier wichtigsten Handlungsbereiche Politik, Märkte, Investitionen und Infrastruktur. Politische Führung wird als wichtigstes Element erachtet. Sie kann für einen langfristigen ordnungspolitischen Rahmen sorgen, der Investitionen fördert und den Aufbau der notwendigen Versorgungskette und Netzinfrastruktur ermöglicht.

Gus Schellekens von PricewaterhouseCoopers sieht Europa und andere Weltregionen an einem Scheideweg, an dem sich die Gelegenheit bietet, großräumig Erneuerbaren Strom zu gewinnen. „Mit Strom aus sauberen und erschwinglichen Energiequellen hat man in den vergangenen 150 Jahren zwar geliebäugelt, aber sie nie konsequent nutzbar gemacht. Das könnte sich jetzt ändern“, sagt Schellekens.

Das Gutachten benennt als wichtigste Schritte bis 2050:

* Entwicklung europaweiter Business Cases für Erneuerbaren Strom bis 2015 sowie Netzinfrastrukturprojekte auf europäischer Ebene mit langfristigen Zielen für Erneuerbare Energien und Klimaschutz
* Aufbau großer Kapazitäten zur Stromübertragung ab 2015, um die Potenziale von Wind und Sonne effizient zu nutzen
* Abbau von Subventionen für fossile Brennstoffe bis 2020 und Entwicklung eines strategischen Zeitplans für den Ausstieg aus den Finanzhilfen für Erneuerbare Energien
* Festlegung von Zielen für Erneuerbare Energien für Nordafrika bis 2020
* Schaffung eines europäischen Binnenmarktes für Strom bis 2020
* Strategische Stilllegung von fossilen Kraftwerken in der EU und in Nordafrika ab 2030, um ihre Leistung bis 2040 durch Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien zu ersetzen.

Die Wissenschaftler sehen Bedarf für ein länderübergreifendes Stromnetz in Europa. Ein so genanntes SuperSmart Grid könnte, unabhängig davon, wann und wo der Strom erzeugt wird, die komplette Integration Erneuerbarer Energiequellen ins Stromnetz ermöglichen. Dadurch wäre sowohl für den in Elektrizitätswerken als auch dezentral erzeugten Strom ein effizientes Lasten- und Nachfragemanagement gewährleistet.

Das Gutachten bestätigt, dass alle Voraussetzungen gegeben sind, mit der Umstellung zu beginnen: Die Technologie ist vorhanden und die Potenziale Erneuerbarer Energiequellen und ihrer Speicherung sind bekannt. Auch die Notwendigkeit, die Kapazitäten für den Stromtransport stark zu erweitern sowie die Rollen dezentraler Stromerzeugung und der Energieeffizienz sind vollständig erkannt.

Europa und Nordafrika hätten gemeinsame Interessen, heißt es im Gutachten. Die Entwicklung stabiler Kooperationen für die großräumige Nutzung Erneuerbarer Energien könne die Abhängigkeit von Energieimporten verringern und wechselseitige Beziehungen zwischen Europa und seinen afrikanischen Nachbarn stärken.

„Klimawandel erfordert ambitionierte Visionen und eine enge Zusammenarbeit auch über Grenzen und Barrieren hinweg, die wir vorher nicht gesehen haben“, sagt Antonella Battaglini vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Wenn wir die Kunst des Machbaren nicht ausschöpfen, werden wir die wichtigen politischen Entscheidungen dafür nicht unterstützen können, die eher heute als morgen getroffen werden müssen“, fügt Battaglini hinzu. Die Studie sei ein Meilenstein der Bemühungen, den gordischen Knoten der Politik zu lösen und gangbare Lösungswege für eine sichere und kohlenstoffarme Stromversorgung der EU zu finden.

Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft kann der Bericht als Leitfaden dienen, das „2050-Szenario“ schrittweise zu erreichen. In einem vollständig auf Erneuerbare umgestellten Europa würden veränderte Bedingungen für Konsumenten und Unternehmen herrschen. Neben höherer Preisstabilität erhielten Verbraucher mehr Macht durch wirksamere Technologien des Nachfragemanagements. In nordafrikanischen Ländern würde die zuverlässige Bereitstellung von Solarenergie die Grundlage für eine umfassende soziale und wirtschaftliche Entwicklung schaffen.

Download des Gutachtens:

Vollversion: http://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/dateien/100_percent_renew…

Executive Summary: http://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/dateien/1003_renewable-vi…

Zur Mitteilung von PricewaterhouseCoopers (englisch): http://www.ukmediacentre.pwc.com/News-Releases/Come-sun-rain-or-high-wind-Europe…

Weitere Statements zum Gutachten (nur in englischer Sprache):

Anthony Patt, International Institute for Applied Systems Analysis: „The combination of increased demand for electricity and security of supply is a very powerful driver of major power sector change in Europe and worldwide. The study and the roadmap have been formulated to stimulate a debate about energy and climate change policy possibilities in Europe.“

Richard Gledhill, PricewaterhouseCoopers LLP: „Decarbonising the power sector to meet climate change goals is likely to require big increases in renewables and nuclear, as well as the deployment of carbon capture and storage at commercial scale. What the study demonstrates is the reality of the game changing policy and business decisions we will have to make, whatever our energy mix. But it also de-bunks some of the conventional criticisms of large scale renewables. It is a challenging vision, but it shows how geographic and technological diversification can help address cost and security of supply concerns. Integration with North Africa would unlock allow Europe to huge additional solar capacity. This would require a sustained partnership and the development of closely linked energy policies going forward, but it could pay big dividends in terms of regional development, sustainability and security.“

Hinweise an die Redaktionen:

– Der Bereich Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energiequellen ist in den Mitgliedsstaaten der EU unterschiedlich stark gewachsen. Dänemark und Deutschland verzeichnen sehr hohe Wachstumsraten von rund 60 bzw. 80 Prozent seit 2000. In Frankreich und Österreich fällt die Wachstumsrate aufgrund steigender Stromnachfrage und stagnierender Erzeugungskapazitäten aus Erneuerbaren negativ aus.

– Die europäische Windkraftkapazität ist in den letzten 15 Jahren um durchschnittlich 25 Prozent pro Jahr gewachsen.

– Die Treibhausgasemissionen des europäischen Stromsektors sind in den 1990er Jahren gesunken, aber danach wieder gestiegen. Sie sind heute nur etwa fünf Prozent niedriger als 1990.

– Europa importiert heute mehr als die Hälfte der Brennstoffe für den Strom- und Energiesektor; dieser Anteil könnte bis 2030 auf mehr als zwei Drittel anwachsen.

– Fast alle europäischen und nordafrikanischen Länder hängen vom Import fossiler und nuklearer Brennstoffe für die Stromerzeugung ab, vor allem Erdgas, Kohle und Uran. Nur Polen, Tschechien, Algerien und Libyen können sich selbst versorgen.

Kontakt:

PricewaterhouseCoopers LLP
Rowena Mearley, Corporate media relations, PricewaterhouseCoopers LLP
Tel: +44 (0)213 47 27, Mobile: 07952 715739, E-Mail: rowena.mearley@uk.pwc.com, http://www.pwc.co.uk/

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
Uta Pohlmann, Patrick Eickemeier, PIK Pressestelle
Tel. : +49 (0)331 288 25 07, E-Mail : presse@pik-potsdam.de, http://www.pik-potsdam.de/

International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA)
Leane Regan, Communications Department, The International Institute for Applied Systems Analysis, Tel: +43 2236 807 316, E-Mail: regan@iiasa.ac.at, http://www.iiasa.ac.at/

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Krankenkassen: Kfz-Versicherung zum Vorbild nehmen

Dieter Hintermeier, Pressestelle
accadis Hochschule Bad Homburg

„Alle reden von sozialer Gerechtigkeit, aber die jetzige Kostenverteilung im deutschen Gesundheitssystem ist die ungerechteste, die es gibt“. Um hier Abhilfe zu schaffen, hält Professor Dr. Florian Pfeffel, Wirtschaftswissenschaftler an der accadis Hochschule Bad Homburg, die Einführung einer „Kopfpauschale“ im Gesundheitssystem für den richtigen Weg, die Kosten in diesem Bereich zu senken.
Mit der Einführung einer so genannten „Kopfpauschale“ will Gesundheitsminister Rösler dafür sorgen, dass alle Krankenversicherten, unabhängig von ihrem Einkommen, den gleichen Beitrag an ihre Krankenkassen zahlen.

Pfeffel verweist darauf, dass durch die Festlegung einer Bemessungsgrenze für die gesetzliche Krankenversicherung – aktuell liegt diese bei circa 50.000 Euro jährlich – die „Reichen“ nicht an der Solidargemeinschaft der Krankenkassen beteiligt werden. „Sie leisten also keinen Beitrag für die sozial Schwachen im Gesundheitssystem“, sagt er.

Für den Ökonomen könnte die „Kopfpauschale“ ein erster Schritt sein, die Kosten im Gesundheitssystem zu senken. „Der größte Treiber zur Reduzierung der Kosten im Gesundheitswesen wären aber letztlich die Wahltarife mit Selbstbeteiligung“, meint Pfeffel und führt die Kfz-Versicherung als Beispiel an. „Auf diesem Markt gibt es eine Vielzahl privater Anbieter mit einer Vielzahl von Produkten. Und was besonders wichtig ist – zum Abschluss dieser Versicherung ist der Kfz-Halter verpflichtet“. Dieses „Organisationsmodell“, so Pfeffel, könnte auch auf die Krankenkassen übertragen werden.
Weitere Informationen:
http://www.accadis.com

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Hormonerkrankungen durch Weichmacher

Medizin – Kommunikation, Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Leipzig – Weichmacher für Kunststoffe – die sogenannten Phthalate – kommen immer noch in hohen Konzentrationen in vielen Medizinprodukten und Medikamenten vor, obwohl es Hinweise auf schädliche Wirkungen beim Menschen gibt. Durch ihre hormonelle Wirkung können genitale Fehlbildungen oder Unfruchtbarkeit bei Männern die Folge sein. Die schädlichen Wirkungen von Phthalaten aus Medizinprodukten war ein Thema auf dem 53. Symposion der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) in Leipzig.
„Phthalate können durch Kontakt mit Blut oder Infusionslösungen leicht aus dem Kunststoff herausgelöst werden, da sie nicht fest an diesen gebunden sind“, sagt Dr. rer. nat. Holger M. Koch vom Kompetenz-Zentrum Toxikologie des Instituts für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung in Bochum. So können beispielsweise Frühgeborene in intensivmedizinischer Behandlung, bei der eine besonders große Zahl an Infusionen notwendig ist, Di(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) in Konzentrationen aufnehmen, die in Tierversuchen schädlich wirken. Magensaft-resistente Kapselüberzüge oder Nahrungsergänzungsmittel können Dibutylphthalat (DBP) enthalten. Nehmen Schwangere solche Präparate ein, kann dies bereits im Mutterleib zu Störungen der sexuellen Entwicklung von männlichen Nachkommen führen: Phthalate beeinflussen die Testosteron-gesteuerten Entwicklungsstufen negativ, indem sie seine Synthese stören. Die Folge im Erwachsenenalter kann eine verminderte oder fehlende Fruchtbarkeit der betroffenen Männer sein.

Phthalate werden in großen Mengen industriell erzeugt und als Weichmacher für Kunststoffe wie PVC oder synthetisches Gummi verwendet. Bei bestimmten Phthalaten gibt es Hinweise auf schädliche Wirkungen beim Menschen. Diese sind von der EU in Kosmetika oder Kinderspielzeug verboten. In Lebensmittelverpackungen sind inzwischen geringere Grenzwerte als früher vorgeschrieben. In vielen Medizinprodukten wie Blutbeuteln, Infusionsbeuteln, Schläuchen oder Kathetern sind jedoch nach wie vor hohe Konzentrationen von 30 bis 40 Prozent enthalten. Sie beeinflussen das menschliche Hormonsystem und gehören deshalb zu den sogenannten Endokrinen Disruptoren.

Mehrere deutsche und US-amerikanische Studien haben bereits endokrin aktive Phthalate im menschlichen Urin der Allgemeinbevölkerung nachgewiesen. „Die aufgenommenen Mengen übersteigen zum Teil die empfohlenen Obergrenzen“, betont Koch. Zudem zeigen aktuelle Studien der amerikanischen Umweltbehörde (US EPA), dass sich unterschiedliche Phthalate auch in geringerer Konzentration in ihrer schädigenden Wirkung addieren.

„Wichtig angesichts dieser Erkenntnisse ist, dass Phthalat-haltige Medizinprodukte durch Phthalat-freie ersetzt werden“, fordert Professor Dr. med. Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE, Bochum. In Kürze ist es zumindest möglich, DEHP-haltige Medizinprodukte zu erkennen: Sie müssen EU-weit ab dem 21. März 2010 gekennzeichnet werden. Auf Grund der potenziell schädigenden Wirkung sollten Kliniken auf Medizinprodukte umstellen, die kein DEHP oder DBP enthalten.

Vortrag:
Phthalates – Insights from Human Biomonitoring
Dr. Holger M. Koch
53. Symposion der DGE vom 3. bis 6. März 2010
Ort: Congress Center Leipzig (CCL)
http://www.dge2010.de

Weitere Informationen:
http://www.dge2010.de
http://www.endokrinologie.net

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Wie aus Fäkalien blühende Landschaften werden

Franz-Georg Elpers, Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

DBU fördert Projekt der Universität Leipzig – Herstellung von Terra Preta aus Klärschlamm
Leipzig. Ihre Kultur ist längst verschwunden. Ihre Methode, fruchtbare Schwarzerdeböden herzustellen, wird nach Tausenden von Jahren wieder entdeckt: Fäkalien, Holzkohle und Küchenabfälle sind die Zutaten, mit denen indigene Völker aus dem Amazonasgebiet ihre Terra Preta (schwarze Erde) entwickelten. Eine Technik, die sich die Wissenschaft hierzulande jetzt zu Eigen macht: Die Universität Leipzig untersucht in einem Forschungsprojekt, wie sie aus fäkalen Abfällen von Tierkliniken die nährstoffreichen schwarzen Böden gewinnen kann. „Wir machen uns ein altbewährtes Verfahren zu Nutze, um mit Keimen, Antibiotika und Holspänen versetztes Material umweltschonend zu entsorgen und in ein ertragreiches Produkt zu wandeln“, erklärt Prof. Dr. Monika Krüger vom Institut für Bakteriologie und Mykologie. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert mit knapp 45.000 Euro.

„Das Konzept soll auch auf andere Entsorgungssysteme übertragen werden, um etwa Klärschlamm besser verwerten zu können“, sagt DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde. 200 bis 300 Liter Klärschlamm fallen laut Bildungs- und Demonstrationszentrum für dezentrale Abwasserbehandlung (BDZ) im Jahr durchschnittlich pro Einwohner in deutschen Kleinkläranlagen an. Das Material ist durch Rückstände von Medikamenten und möglichen Infektionserregern belastet. Klärschlamm als Dünger zu nutzen, unterliegt strengen Vorschriften und ist nicht unumstritten. Der darin enthaltene Kohlenstoff und die Nährstoffe müssen deshalb oft energie- und kostenintensiv beseitigt werden.

Für das Institut für Bakteriologie und Mykologie der Universität Leipzig gehen damit wichtige Wertstoffe verloren. Es will am Beispiel der fäkalen Abfälle aus den Kliniken der veterinärmedizinischen Fakultät untersuchen, wie Fäkalschlämme aus dezentralen Kleinkläranlagen umweltschonend von ihren Schadstoffen befreit und gleichzeitig produktiv genutzt werden können. „Dadurch lassen sich regionale Stoffkreiskreisläufe wieder besser schließen“, betont Krüger.

Das Ziel: die Herstellung von Terra Preta – dem Boden, der schon vor Jahrtausenden von Jahren das sonst weniger ertragreiche Amazonasgebiet fruchtbar machte. Aufgrund ihres hohen Gehalts an organischem Kohlenstoff ist die Terra Preta sehr fruchtbar, kann große Menge an Wasser speichern und regeneriert sich zudem sehr schnell. Pflanzen gedeihen auf ihr besonders gut. „Die Landwirtschaft erzielt so höhere Erträge und bessere Einkommen. Unfruchtbares Land kann wieder fruchtbar gemacht werden. Bei schrumpfenden Anbauflächen und wachsender Weltbevölkerung ist das für die Nahrungsmittelproduktion der Zukunft weltweit von Bedeutung“, so Krüger. „Das Projekt steigert so die Ressourceneffizienz und stärkt sowohl Klimaschutz als auch Ernährungssicherung“, betont DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde.

Das Institut für Bakteriologie und Mykologie verfolgt einen mehrstufigen Umwandlungsprozess: „Zunächst lagern wir die Fäkalienabfälle der Tierklinik zusammen mit Holzkohle und Grünabfällen ohne die Zufuhr von Sauerstoff in geschlossenen Behältnissen für drei Wochen ein“, erklärt Krüger. „Während dieses Gärprozesses entstehen Säuren und andere antimikrobielle Substanzen.“ Gesundheitsgefährdende Stoffe ließen sich so auf ein unwirksames Maß verringern und Infektionsketten unterbrechen. Danach würden Bodenlebewesen helfen, das Material in fruchtbare Erde umzuwandeln. Das gereifte Substrat wird auf den Versuchsflächen des Lehr- und Versuchsgut der Veterinärmedizinischen Fakultät getestet. „Im Mai wollen wir beginnen, dort Mais zu legen. Im Herbst wollen wir ernten und die Versuchsergebnisse auswerten“, freut sich die Professorin.

Nach Abschluss des Forschungsprojekts sollt geprüft werden, wie auch aus menschlichen Exkrementen sowie in der Landwirtschaft anfallendem Dung Nährstoffe zurück gewonnen werden können. Das BDZ aus Leipzig hat bereits Interesse bekundet. Es plant, nach erfolgreichem Verlauf des Vorhabens ein Zentrum zur Anwendung der Terra Preta-Technologie einzurichten. „Abfälle und Abwässer sind wichtige Wertstoffe, die wir mit dem Verfahren wieder in den Wirtschaftskreislauf integrieren können“, erklärt Wolf-Michael Hirschfeld, Vorstandsvorsitzender des BDZ. „Somit entsteht ein zukunftsfähiges, kosteneffizientes System, das einen Beitrag zur Flexibilisierung der Ver- und Entsorgungstechnik leistet.“ Für Brickwedde ließen sich die Ergebnisse auch über das Projekt hinaus auf belastete Böden und Standorte übertragen: „Mit Hilfe dieser umweltschonenden Art, gefährliche Verunreinigungen zu beseitigen, können etwa industrielle Konversionsflächen für den Naturschutz aufgewertet werden.“

Weitere Informationen:
http://www.dbu.de/123artikel29928_335.html

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Rückenschmerzen: Besser behandelt und trotzdem noch Geld gespart

Barbara Ritzert, ProScience Communications – die Agentur für Wissenschaftskommunikation GmbH
Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie e.V.

Ein neues bundesweites Versorgungskonzept soll dazu beitragen, dass überflüssige Operationen bei Rückenschmerzen unterbleiben: „Die Zweitmeinung vor operativen Eingriffen an der Wirbelsäule kann nicht nur Patienten unnötige Operationen ersparen, sondern den Krankenkassen auch unnötige Kosten“, erklärt Dr. Gerhard H. H. Müller-Schwefe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt. Denn es stehen inzwischen innovative Komplextherapien zur Verfügung, die eine hohe Erfolgsquote haben.
Obwohl bei Rückenschmerzen Operationen nur in seltenen Fällen sinnvoll sind, steigt die Zahl der Eingriffe – und damit auch die Zahl von Patienten, bei denen die Schmerzen nach der OP nicht besser, sondern schlimmer werden. Rückenschmerzen sind nicht nur quälend für die Patienten. Die Pein im Kreuz belastet die deutschen Sozialsysteme mit rund 48,9 Milliarden Euro jährlich, wobei der Hauptanteil der Kosten durch Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung verursacht wird. Die schon vor Jahren diagnostizierte Unter-, Über- und Fehlversorgung der betroffenen Patientinnen und Patienten in der Regelversorgung hat daran einen entscheidenden Anteil.

Die Einsicht, dass Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule oder Bandscheibenschäden nur bei einem verschwindend geringen Teil der Rückenschmerzpatienten die Ursache der Beschwerden sind, hat bislang jedoch nicht dazu geführt, dass die Zahl der Eingriffe sinkt: Ganz im Gegenteil ist allein die Zahl der Bandscheiben-Operationen zwischen 2005 und 2008 um über 20 Prozent gestiegen, von 121.000 auf 148.000. Gestiegen ist auch die Zahl anderer Operationen an der Lendenwirbelsäule: Sie kletterte von 165.000 auf 228.000.

Aus diesem Grund haben Experten der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie zusammen mit der Techniker Krankenkasse und der Integrative Managed Care GmbH (IMC) ein neues Konzept entwickelt: Hat der behandelnde Arzt bei einem Rückenschmerzpatienten die OP-Indikation gestellt, kann der Patient das neue Zweitmeinungsverfahren in Anspruch nehmen: Binnen zwei Tagen erhält er an einem der bundesweit verfügbaren IMC-Kompetenzzentren einen Termin, bei dem die Indikation durch ein qualifiziertes Team aus Schmerztherapeut, Psychologe und Physiotherapeut überprüft wird. Dazu gehört beispielsweise eine umfangreiche Untersuchung und Diagnostik des Patienten von jeweils einer Stunde bei jedem der drei beteiligten Experten, bei der die Beschwerden und alle anderen krankheitsrelevanten Faktoren analysiert werden. Am Ende raten die Experten dann ebenfalls zu einer Operation oder empfehlen ein alternatives, auf die jeweiligen Erfordernisse des Patienten abgestimmtes multimodales Behandlungskonzept. Dieses kann dann vom behandelnden Arzt verordnet werden oder im Rahmen spezieller integrierter Versorgungskonzepte.

Umfragen bei betroffenen Patienten belegen, dass rund zwei Drittel im Falle eines größeren Eingriffs gerne eine Zweitmeinung einholen würden. Da das neue Konzept der Schmerztherapeuten erst seit Beginn dieses Jahres angeboten wird, liegen jedoch noch keine Ergebnisse vor.

EIne Erfolgsstory der Schmerztherapie. Anders sieht dies bei der Komplextherapie von Rückenschmerzen aus, die ebenfalls von der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie, IMC und einigen Krankenkassen für die integrierte Versorgung von Rückenschmerzpatienten entwickelt und 2005 zunächst als Pilotprojekt gestartet wurde. Inzwischen ist aus dem Pilotprojekt eine ständiges Angebot mit bundesweit 33 Zentren geworden. „Dieses Projekt zeigt“, so Müller-Schwefe, „wohin die Reise grundsätzlich in der Schmerztherapie gehen muss: Hin zu einer rechtzeitigen und intensiven Versorgung, bevor es zu tiefgreifenden Chronifizierungsprozessen gekommen ist, deren Behandlung dann sehr viel höhere Kosten verursacht.“

Vierwöchige Komplextherapie. Das Prinzip des erfolgreichen Rückenschmerz-Projektes: Die Krankenkasse spricht gezielt Versicherte an, die sich bereits seit längerer Zeit wegen ihrer Rücken-schmerzen in ärztlicher Behandlung befinden, mindestens vier Wochen arbeitsunfähig und nicht schmerzfrei sind. Denn dies sind Betroffene, die ein hohes Chronifizierungsrisiko haben. Die Patienten werden von Experten untersucht, ob das Konzept für sie geeignet ist. Bei dem vier-, maximal achtwöchigen kompakten Intensiv-Programm arbeiten Haus- und Fachärzte, Schmerz-, Psycho- und Physiotherapeuten Hand in Hand, ebenso sind ambulante und stationäre Zentren eingebunden. Entscheidend ist, dass die Patienten die verschiedenen Experten nicht nacheinander konsultieren, sondern dass die Spezialisten zusammenarbeiten.

Weniger Schmerz, mehr Lebensqualität. Bis Ende letzten Jahres wurden 2281 Patientinnen und Patienten untersucht und 76 Prozent davon (1741 Patienten) in die neue Versorgungsform aufgenommen. Auswertungen, die auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag präsentiert wurden, zeigen, dass nach vier Wochen 52 Prozent der Patienten und nach insgesamt acht Wochen 86 Prozent wieder arbeitsfähig sind. Normalerweise kehren nur 35 Prozent der Rückenschmerzpatienten nach einer Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Monaten innerhalb von zwei Jahren an ihren Arbeitsplatz zurück. Bei einer Untersuchung sechs Monate nach Abschluss der Therapie waren noch 84 Prozent der behandelten Patienten arbeitsfähig.

„Unsere Untersuchungen zeigen den Erfolg dieses Konzeptes nicht nur während der Therapiephase“, erklärt Müller-Schwefe, sondern auch nach dem Abschluss der Behandlung: Bei vielen Patienten besserten sich die Beschwerden auch in den Monaten nach dem Ende der Therapie. Doch nicht nur die Patienten, sondern auch die Krankenkassen profitieren von dem Konzept: Insgesamt haben die beteiligten Krankenkassen durch das Konzept bis Oktober 2009 3,6 Millionen Euro eingespart, im Schnitt 4000 Euro pro Patient.

Pressestelle: Barbara Ritzert · ProScience Communications GmbH
Während der Tagung: Raum „Klausur“ · Ebene C1 · Congress Center Messe · Ludwig-Erhard-Anlage 1 ·
60327 Frankfurt/Main · Tel: 069 7575-73101 · Fax: 069 7575-73443 · ritzert@proscience-com.de

Nach der Tagung: Andechser Weg 17 · 82343 Pöcking ·
Tel: 08157 9397-0 · Fax: 08157 9397-97 · ritzert@proscience-com.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Temperatur und Druck sichtbar machen: umweltfreundlich und leicht abwaschbar

Alexander Schlaak, Referat II/2, Kommunikation & Marketing
Universität Regensburg

Regensburger Wissenschaftler entwickeln neuartige Farben für Messungen im Windkanal
Die Verteilung des Oberflächendrucks und der Oberflächentemperatur bei Flugzeugen oder Automobilen kann durch Windkanaltests gemessen werden. Für Forschungen im Bereich der Aerodynamik sind diese Tests von zentraler Bedeutung. Im Rahmen der Tests wurden bislang zumeist Farben verwendet, die entweder temperatur- oder druckempfindlich sind. In der Regel sind solchen Farben extrem giftige Substanzen beigemischt, die spezielle Sicherheitsvorkehrungen erforderlich machen. Zudem können sie nach einem Windkanaltest nur durch ein aufwendiges Verfahren wieder entfernt werden.

Ein Forscherteam um Prof. Dr. Otto Wolfbeis vom Institut für Analytische Chemie, Chemo- und Biosensorik der Universität Regensburg hat in diesem Zusammenhang nun wasserlösliche und umweltfreundliche Farben entwickelt. Mit ihrer Hilfe können sowohl die Druck- als auch die Temperaturverteilungen auf den Oberflächen von Flugzeugen und Automobilen gleichzeitig gemessen werden. Die Farben sind darüber hinaus leicht abwaschbar und bieten hervorragende Messeigenschaften.

Die Regensburger Chemiker benutzen dafür fluoreszierende Sonden, die in Mikro- bzw. Nanopartikel eingebettet vorliegen. Durch das Auftragen oder Aufsprayen einer wässrigen Suspension der gefärbten Partikel auf Aluminiumoberflächen entsteht eine gleichmäßige dünne Schicht mit großer Stabilität und Haftungskraft. Auf weitere Bindungs-Polymere und auf giftige Lösungsmittel kann verzichtet werden. Die Messsonden in der Farblösung können durch LEDs oder durch Laser bei einer Wellenlänge von 405 nm aktiviert werden und liefern so über deren Fluoreszenz eine bildhafte Darstellung der Verteilung des Oberflächendrucks und der Oberflächentemperatur.

Robert Crutchley, Professor an der Carleton University in Kanada und führender Experte auf dem Gebiet der Sensorik, ist von dem bedeutenden Nutzen der neuen Sensorfarben überzeugt: „Die Technologie für gleichzeitige Messungen des Oberflächendrucks und der Oberflächentemperatur existierte schon vorher, aber noch niemand hat es auf diese Weise versucht. Das ist ein wirklich innovativer Ansatz für die Anwendung von druckempfindlichen Farben.“

Die Regensburger Wissenschaftler wollen nun die Reaktionszeit der Sonden verbessern. „Die Luftfahrt- und Automobilindustrie will Sensorfarben, die Ansprechzeiten im Millisekunden-Bereich aufweisen“, so Prof. Wolfbeis. „Derzeit erreichen wir etwas weniger als einer Sekunde.“

Die Forschungsergebnisse der Regensburger Wissenschaftler sind vor kurzem in der renommierten britischen Fachzeitschrift „Analyst“ veröffentlicht worden (DOI:10.1039/b927255k).

Ansprechpartner für Medienvertreter:
Prof. Dr. Otto Wolfbeis
Universität Regensburg
Institut für Analytische Chemie, Chemo- und Biosensorik
Tel.: 0941 943-4065
Korrektur vom 24.03.2010
E-Mail-Kontakt zum Ansprechpartner für Medienvertreter:
Prof. Dr. Otto Wolfbeis
Otto.Wolfbeis@chemie.uni-regensburg.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Erste Deutsch-Jordanische Forschungs- und Demonstrationsanlage für dezentrale Abwassertechnologien in Jordanien eröffnet

Tilo Arnhold, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Amman/Leipzig. Auch Jordanien setzt auf dezentrale Abwasserbehandlungstechnologien. Ein Vertreter der Deutschen Botschaft übergab am Donnerstag im Ort Fuheis bei Amman/Jordanien die erste Demonstrationsanlage für eine dezentrale Abwasserwirtschaft offiziell an die Technische Universität Al-Balqa (TU). Der Standort wurde vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Zusammenarbeit mit dem Bildungs- und Demonstrationszentrum für dezentrale Abwasserbehandlung e.V. (BDZ) in Leipzig konzipiert und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt.
Hier werden dezentrale Abwasserbehandlungstechnologien entwickelt und an die ariden Standortbedingungen adaptiert. Das Netzwerk, bestehend aus dem Jordanischen Wasserministerium, UFZ, BDZ, TU Al Balqa und den deutschen und jordanischen Unternehmen Huber SE, ATB Umwelttechnololgien GmbH, Ecoconsult und NAW, hat das Ziel die Entwicklungsarbeiten in den nächsten Jahren auf größere Einzugsregionen zu erweitern. Damit dient das Vorhaben auch als Modell für andere aride Länder.

Die Wasserstrategie Jordaniens von 2009 sieht vor, die Menge des wiederverwendeten Abwassers bis 2022 auf 256 Millionen Kubikmeter pro Jahr zu steigern und damit mehr als zu vervierfachen. Jordanien zählt zu den trockensten Ländern der Erde und deckt seinen Wasserbedarf bisher größtenteils aus Grundwasser. Die Übernutzung der Ressourcen und die stark wachsende Bevölkerung bedrohen jedoch langfristig die Wasserversorgung. So sinkt beispielsweise der Wasserspiegel des Toten Meeres jedes Jahr um einen Meter. Der Großteil des Wassers wird für Bewässerung in der Landwirtschaft verwendet. Die Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser könnte dagegen Schätzungen zufolge die Grundwasserressourcen um etwa ein Fünftel entlasten. Bereits jetzt werden in Jordanien 18 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr recycelt. Von der Demonstrationsanlage erhoffen sich die Forscher auch ein positives Vorbild für die Nachbarländer mit schnell wachsenden Bevölkerungen. Denn nach Schätzungen der Vereinten Nationen wird bereits im Jahre 2025 die Wasserversorgung für zwei Drittel der Weltbevölkerung kritisch sein.

Die jetzt eröffnete Demonstrationsanlage in Fuheis ist Teil des internationalen Forschungsprojektes SMART (Sustainable Management of Available Water Resources with Innovative Technologies). Israelische, palästinensische, jordanische und deutsche Forscher, Ministerien und Unternehmen arbeiten dabei zusammen, um ein integriertes Wasserressourcenmanagement für das Einzugsgebiet des Jordans zu erarbeiten, das sich auf mehrere Länder des Nahen Osten erstreckt. Der hohe Wasserbedarf und die geringen Wassermengen erfordern dabei, alle verfügbaren Ressourcen einzubeziehen: Grundwasser, Oberflächenwasser, Abwasser, Brackwasser und Regenwasser. Die Wiederverwendung von Abwasser gehört daher genauso zum Konzept wie der Schutz der Ressourcen vor Verschmutzung, eine künstliche Grundwasseranreicherung und einer Bedarfssteuerung durch eine angepasste Preispolitik.
„Die Erfahrungen aus den Arbeiten in Fuheis helfen uns, die Betriebskosten und die Stabilität der Abwassertechnischen Pilotanlagen im arabisch-ariden Klima zu optimieren. Als nächstes wollen wir das Know-how auf einen größeren Maßstab übertragen“, erläutert Projektleiter Dr. Roland A. Müller vom UFZ. Im Moment planen die Leipziger Forscher, in Zusammenarbeit mit dem Jordanischen Wasserministerium und dem Forschungsteam dezentrale Abwasserbehandlungstechnologien und das dazugehörige Betreiberkonzept exemplarisch auf ein Modelldorf Jordaniens zu übertragen. Insgesamt sollen später in Zusammenarbeit mit Entwicklungsbanken größere Gebiete dezentral erschlossen werden und dadurch zusätzliche Wasserressourcen zur Wiederverwertung bereitgestellt werden. Damit unterstützen die Aktivitäten ein nachhaltiges Management der begrenzten Wasserressourcen in dieser sensiblen Region.

Weitere fachliche Informationen:
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Dr. Roland Arno Müller, Dr. Manfred van Afferden
Tel. 0341-235-1275, -1229, -1848 (ab 22.03.10)
Dr. Khaja Rahman, Jaime Cardona
Tel. 0341-235-1848
http://www.ufz.de/index.php?de=19158
oder über
Tilo Arnhold (UFZ-Pressestelle)
Telefon: 0341-235-1635
E-mail: presse@ufz.de

Weiterführende Links:
SMART (Sustainable Management of Available Water Resources with Innovative Technologies):
http://iwrm-smart.org/
Fuheis demonstration site bei Amman (Jordanien):
http://www.ufz.de/index.php?en=19182&sid=10159649421&cms_nocache=1
Bildungs- und Demonstrationszentrum für dezentrale Abwassertechnologien Leipzig (BDZ):
http://www.bdz-abwasser.de/

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg 900 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.
http://www.ufz.de/
Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit fast 28.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 16 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
http://www.helmholtz.de/
Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=19461

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Hähnchen häufig mit Salmonellen und Campylobacter belastet

Dr. Suzan Fiack, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

EU-Studie zeigt: Erreger werden bei der Schlachtung vom Tier auf den Schlachtkörper verschleppt

Die Ergebnisse einer bundesweiten, vom BfR koordinierten Studie zeigen, dass bei Hähnchen zum Zeitpunkt der Schlachtung häufig Campylobacter und Salmonellen nachweisbar sind. Die Erreger gelangen mit dem Darminhalt und auf den Federn der Tiere in den Schlachthof und können während der Schlachtung auf die Schlachtkörper verschleppt werden. Von dort gelangen sie in die Lebensmittelkette und zum Verbraucher. Nach dem heute veröffentlichten Bericht des BfR wurden in Deutschland auf 62 Prozent der 432 untersuchten Schlachtkörper Campylobacter und auf 17,6 Prozent Salmonellen nachgewiesen. Bei 48,6 Prozent der Schlachtgruppen konnten Campylobacter im Darminhalt der Tiere nachgewiesen werden. Die Studie ist Teil einer Untersuchung, die 2008 in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der EU-Studie wurden heute von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) veröffentlicht. Campylobacter und Salmonellen sind die häufigsten Erreger bakterieller Magen-Darm-Erkrankungen des Menschen. „Für lebensmittelbedingte Campylobacterinfektionen ist Hähnchenfleisch die bedeutendste Quelle“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, „und auch Infektionen mit Salmonellen sind häufig auf Hähnchenfleisch zurückzuführen.“ Bei der Zubereitung von Hähnchenfleisch sollte deshalb auf eine besonders sorgfältige Küchenhygiene geachtet werden: Geflügelfleisch sollte nur durcherhitzt verzehrt werden. So inaktiviert man nicht nur Campylobacter und Salmonellen sondern auch andere mögliche Krankheitserreger. Das Fleisch sollte außerdem getrennt von anderen Lebensmitteln aufbewahrt und zubereitet werden, damit Krankheitserreger nicht auf diese verschleppt werden können.

Die Belastung der Schlachtkörper mit Campylobacter war in den kalten Wintermonaten deutlich geringer als im Sommer. Auch die Menge der Campylobacter auf belasteten Schlachtkörpern variierte erheblich zwischen nur wenigen Keimen und über 100 000 Keimen pro Gramm Hähnchenfleisch. Wurden im Darminhalt von Tieren aus einer Schlachtcharge Campylobacter nachgewiesen, war die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Schlachtkörper dieser Charge mit Campylobacter belastet waren, mit 93 Prozent positiven Befunden besonders hoch. Bei Schlachtkörpern aus Schlachtgruppen ohne Campylobacter-Nachweis im Darminhalt lag die Nachweisrate bei 33 Prozent. Bei den nachgewiesenen Campylobacter handelte es sich zu etwa 80 Prozent um Campylobacter jejuni, während Campylobacter coli einen Anteil von etwa 20 Prozent hatte. Dies entspricht der Verteilung, die auch bei Infektionen des Menschen beobachtet wird.

Neben Campylobacter wurden auch Salmonellen häufig auf den Schlachtkörpern nachgewiesen. Hierbei wurden insgesamt 14 verschiedene Salmonella-Serovare nachgewiesen. Die drei Serovare Salmonella 4,12:d:-, Salmonella Typhimurium und Salmonella Paratyphi B (dT+) machten zusammen mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Nachweise aus. Bereits in einer früheren Studie zum Vorkommen von Salmonellen bei Masthähnchen war der gehäufte Nachweis der Serovare Salmonella 4,12:d:- und Salmonella Paratyphi B (dT+) bei dieser Geflügelspezies beobachtet worden.

EU-weit wurde Campylobacter bei 71,2 Prozent der Schlachtgruppen von Masthähnchen im Darm und auf 77 Prozent der Schlachtkörper nachgewiesen. Die Nachweisraten in den Mitgliedsstaaten lagen zwischen zwei Prozent und 100 Prozent für den Nachweis im Darminhalt und zwischen 4,9 Prozent und 100 Prozent für den Nachweis auf den Schlachtkörpern. Die für Deutschland ermittelten Werte lagen somit unter dem EU-Durchschnitt.

Mit Salmonellen waren EU-weit 15,7 Prozent der Schlachtkörper belastet. Die häufigsten Serovare waren Salmonella Infantis und Salmonella Enteritidis, allerdings spiegelt der häufige Nachweis von Salmonella Infantis die sehr hohe Belastung der Tiere in einem Mitgliedsstaat wieder.

Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/cm/208/grundlagenstudie_zum_vorkommen_von_campylobacter_s… Stellunggnahme des BfR

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Neue Lockstrompumpe hilft Fischen flussaufwärts unbeschadet Wasserkraftwerke zu passieren

Christine Mandel, Abt. Kommunikation und Internationales
Universität Kassel

Kassel. So können Fische leichter wandern, Betreiber von Wasserkraftwerken Kosten sparen und gleichzeitig etwas für den Naturschutz tun: Die Versuchsanstalt und Prüfstelle für Umwelttechnik und Wasserbau an der Universität Kassel hat eine neuartige Lockstrompumpenanlage entwickelt und patentieren lassen, die Fischen das Auffinden der Wanderhilfen an Wehren und Wasserkraftwerken erleichtert. Eine Pilotanlage ist seit Herbst 2009 auch im Kraftwerk Liebenau an der Diemel in Betrieb.
Fische wie Barben, Brassen, Barsche oder Rotaugen wandern im Frühjahr zu ihren Laichplätzen flussaufwärts. Fernwanderfische, wie Meerforelle, Lachse oder Aale wandern in Ihrem Lebenslauf weite Strecken zwischen Flüssen und dem Meer. Wasserkraftwerke stellen dabei für sie ein unüberwindliches Hindernis dar. Deshalb werden für sie so genannte Fischpässe gebaut, künstliche Wasserläufe aus Steinen und Beton mit unterschiedlicher Architektur, die den Fischen den Aufstieg am Kraftwerk vorbei stromaufwärts erlauben.

Doch da gibt es einen Haken: Damit sich die Fische am Auslauf des Kraftwerks orientieren und den Einstieg zum Bypass finden, benötigen sie einen deutlich spürbaren Wasserstrom, um angelockt zu werden. Wird diese Menge oberhalb des Kraftwerks dem Fluss entzogen, um den Fischpass oder eine separate Lockstromleitung zu speisen und im Eingang des Aufstiegs die Fische anzulocken, so könne sich die Leistung des Wasserkraftwerks um bis zu zehn Prozent verringern, sagt der Ingenieur Dr. Reinhard Hassinger, Leiter der Versuchsanstalt. Ein hoher „Wasserverbrauch“ für die Bypässe bringt für die Wasserkraftwerksbetreiber also Einbußen an erzeugtem Strom, die in die Millionen Euro gehen. Allein die öffentlichen und privaten Stromerzeuger betreiben rund 650 Wasserkraftwerke nur an Hessens Flüssen.

Mit einer hydraulischen Lockstrompumpe im Eingangsportal des Fischaufstiegs reduziert der Ingenieur den Wasserverlust für die Turbinen auf ein Minimum: Oberhalb des Kraftwerks werden durch eine Lockstromleitung nur etwa ein Fünftel bis ein Zehntel des benötigten Lockstroms dem Fluss entnommen und der Lockstromverstärkungspumpe unterhalb des Kraftwerks zugeführt. Der Strahl, der mit einer Düse herausgedrückt wird, verstärkt den Durchfluss des aus den Kraftwerksturbinen ablaufenden Wasserstroms genau dort, wo er gebraucht wird, am Eingang des Fischaufstiegs. Innerhalb des Fisch-Passes benötigten die Fische nämlich längst nicht so viel Wasser für den Aufstieg, wie in diesem Eingangsbereich, erläutert Dr. Hassinger. Das hat zur Folge, dass mit der Erfindung aus Kassel bei Kraftwerksneubauten die Fischpässe und Lockstromleitungen auch kleiner dimensioniert und somit kostengünstiger gebaut werden können.

Doch auch bei den vielen schon bestehenden Fischaufstiegsanlagen, die teilweise auch schon mit konventionell erzeugten Lockströmen arbeiten, sieht der Ingenieur ein großes Marktpotential. Denn zahlreiche dieser Anlagen seien in die Jahre gekommen und funktionierten kaum noch. Einen Anreiz für die Nachrüstung biete das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG), das für die Verbesserung bestehender Fischpässe oder die Installation eines neuen Fischaufstiegs ein Sonderentgelt von drei Cent pro erzeugter Kilowattstunde vorsieht.

Mit zwei Pilotprojekten will die Versuchsanstalt beweisen, dass sich die Lockstrompumpe in der Praxis bewährt. Eine Anlage wurde im Herbst vergangenen Jahres im Kraftwerk Liebenau an der Diemel bei Hofgeismar installiert. In diesem Jahr anstehende Untersuchungen an dieser Anlage werden vom Regierungspräsidium Kassel mit 32000 Euro finanziert. Ein weiteres Pilotprojekt an der Drau im österreichischen Villach läuft schon längere Zeit. Ein österreichischer Lizenznehmer der Kasseler Erfindung sei außerdem derzeit im Gespräch mit Investoren, die in der Schweiz die Fischwanderhilfen an neuen Wasserkraftwerken mit der neuartigen Lockstrompumpe ausrüsten wollen, sagt Dr. Hassinger.

Insgesamt fünf Verfahren zum umweltverträglicheren Auf- und Abstieg von Fischen an Wasserkraftwerken und Stauanlagen habe sich die Versuchsanstalt bereits patentieren lassen, berichtet Hassinger. Neben der Architektur eines Fisch-Passes, der zugleich von Kanu-Wanderern benutzt werden kann, gehört dazu auch die Entwicklung einer Fischsperre für Kraftwerksbauten, wie sie besonders häufig vorkommen: Das Kraftwerk nimmt dabei nicht die ganze Breite des Flusses ein, sondern nur einen Teil des Stroms. Mit einem Gatter aus Kunststoff verhindern die Kasseler Forscher, dass die Fische auf ihrer Wanderung in den Kraftwerkskanal einschwimmen und den Weg durch das ursprüngliche Mutterbett des Flusses wählen. Es sei angedacht, in der Fulda bei Fulda-Kämmerzell eine Pilotanlage zu bauen, sagt Dr. Hassinger.

Info
Dr.-Ing. Reinhard Hassinger
tel: (0561) 804 3291
fax: (05606) 60232
mobil: (0175) 5257745
e-mail: vpuw@uni-kassel.de
Universität Kassel
Fachbereich Bauingenieurwesen
Versuchsanstalt und Prüfstelle für Umwelttechnik und Wasserbau

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Lauert Fußpilz auch im Wäschekorb?

Rose-Marie Riedl, Unternehmenskommunikation und Forschungsmarketing
Hohenstein Institute

Rund zehn Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Fußpilz. Als Schutz vor Infektionen ist das Tragen von Schuhen in besonders gefährdeten Bereichen wie im Schwimmbad, in der Sauna oder in Hotelzimmern zu empfehlen. Doch vielfach unbeachtet bleibt die Ansteckungsgefahr im eigenen Haushalt. Was geschieht eigentlich, wenn ein Familienmitglied an Fußpilz leidet und getragene Socken zusammen mit der restlichen Wäsche im Wäschekorb und der Waschmaschine landen?
Dieser Fragestellung sind die Forscher am Institut für Hygiene und Biotechnologie an den Hohenstein Instituten in Bönnigheim nachgegangen. Das Ergebnis: Werden infizierte Kleidungsstücke zusammen mit anderen gelagert, ist eine Übertragung der Pilzsporen auf andere Textilien möglich. Niedere Waschtemperaturen in der Haushaltswaschmaschine reichen nicht aus, um die Hautpilze sicher und effektiv zu beseitigen. Erst nach einer 60°-Wäsche konnten die Wissenschaftler keine Fußpilz-Sporen mehr auf dem getesteten Textilgut nachweisen.
Für ihre Versuche setzten die Hohensteiner Forscher eine äußerst sensible Messmethode für Keime ein, bei der die Fußpilze radioaktiv markiert werden. Dies erlaubt es, einzelne Fußpilz-Sporen innerhalb weniger Minuten nachzuweisen. Nach Durchlaufen der Waschversuche war es nun möglich, Pilzsporen präzise auf einzelnen Textilien oder in der Waschflotte zu detektieren. Die Forscher nutzen das neue Verfahren derzeit, um in Zusammenarbeit mit der Industrie eine Anti-Fußpilz-Socke zu entwickeln, die in naher Zukunft das Volksleiden Fußpilz lindern könnte.
Die bei Fußpilz auftretenden roten, schuppenden Stellen auf der Haut, die mit starkem Jucken oder Brennen einhergehen, sind äußerst unangenehm und schmerzhaft. Verursacht wird die Infektion durch spezielle Hautpilze, so genannte Dermatophyten, in den meisten Fällen durch den Pilz Trichophyton rubrum, der zu seiner Vermehrung widerstandsfähige Sporen bilden kann. Die Sporen fühlen sich im warmen und feuchten Milieu der Füße wohl und breiten sich bei ausbleibender Behandlung über den Fuß aus. Dabei schilfern sie von der Haut ab und lagern sich an den Fasern der Socken ab.
Um die Ansteckungsmöglichkeit über infizierte Textilien zu beurteilen, kultivierten die Wissenschaftler zunächst Fußpilz-Erreger auf künstlichen Nährmedien. Anschließend simulierten sie die Wäscheaufbewahrung in einem typischen Haushalt, um zu prüfen, ob es im Wäschekorb zu einer Übertragung von Pilzsporen durch belastete Socken auf unbelastete Wäsche kommt. Hierfür wurden Baumwoll-Läppchen mit Fußpilz-Sporen versehen und zusammen mit sauberen Textilien in einem „Waschkorb“-Behälter für eine Stunde bei Raumtemperatur vorsichtig hin und her bewegt. Anschließend wurde untersucht, ob an den zuvor sauberen Textilien der Fußpilz-Erreger nachzuweisen war. Eindeutiges Resultat: Bei allen Proben hatte eine Übertragung der Keime auf die zunächst unbelastete Wäsche stattgefunden. Menschen mit Fußpilz sollten ihre Socken daher stets getrennt von anderen Textilien aufbewahren.
Doch werden die Fußpilz-Sporen beim anschließenden Waschen nicht ohnehin abgetötet? Um diese Frage zu beantworten, unterzogen die Hohensteiner Forscher mit Fußpilz-Sporen beimpfte Baumwoll-Läppchen mehreren Waschversuchen mit einer handelsüblichen Haushaltswaschmaschine. Zunächst wurde bei 30° C mit einem Vollwaschmittel gewaschen. Ergebnis: Ein Teil der Pilzsporen überlebte die Prozedur nahezu unbeschadet und war weiterhin infektiös. Die Ansteckungsgefahr vor Fußpilz in den eigenen vier Wänden ist offensichtlich mit Niedertemperaturverfahren noch nicht gebannt. Deshalb wurden weitere Waschgänge bei 60°C durchgeführt und Pilzkulturen der gewaschenen Textilproben angelegt. Nun konnten die Wissenschaftler Entwarnung geben: Sämtliche Wäschestücke waren frei von Fußpilz-Keimen.
Nähere Informationen erhalten Sie über folgende Kontaktadresse: ihb@hohenstein.de.

Weitere Informationen:
http://www.hohenstein.de/content/content1.asp?hohenstein=33-0-0-734-2010
http://www.hohenstein.de
http://www.hohenstein.de/SITES/presse.asp

Anhang
http://idw-online.de/pages/de/attachment2591

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Mumien im „Nacktscanner“

Rudolf-Werner Dreier, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Wissenschaftler durchleuchten Mumien mit Terahertz-Strahlung
Am Freiburger Materialforschungszentrum (FMF) haben Forscher erstmalig Mumien mit Terahertz-Strahlung durchleuchtet. Diese neue Technologie, die auch in den viel diskutierten Körperscannern an einigen europäischen Flughäfen schon zum Einsatz kommt, ermöglicht es, bei Flugreisenden verborgene Gegenstände, wie etwa Waffen, unter der Kleidung aufzuspüren. Dem Freiburger Team um den Wissenschaftler Markus Walther und seinem Doktoranden Andreas Bitzer gelang es nun, mit Hilfe eines von ihnen speziell entwickelten Terahertz-Scanners, Bilder vom Inneren altägyptischer Mensch- und Tiermumien aufzunehmen.
Da die Terahertz-Strahlung kein Wasser durchdringen kann, wird sie beim lebenden Menschen fast vollständig vom wasserhaltigen Körper reflektiert. Das heißt, man erhält mit einem gängigen Terahertz-Körperscanner nur Informationen von Objekten, die sich auf der Hautoberfläche befinden. Mumien sind jedoch nahezu wasserfrei und das Terahertz-Licht kann somit, ähnlich wie Röntgenstrahlen, weit unter die Haut und sogar durch den Körper hindurchstrahlen. Im Gegensatz zum Röntgen ist die Strahlung jedoch „nicht-ionisierend“ und damit für das Mumiengewebe vollkommen unschädlich. In den Mumien eventuell noch vorhandene DNA-Fragmente werden nicht zerstört. Diese können, wie jüngst im Falle der Mumie des Tutenchamun, durch moderne Analyseverfahren noch wertvolle Aufschlüsse auf Krankheiten und Verwandtschaftsverhältnisse liefern.
Die Arbeiten am FMF entstanden in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Dr. Frank Rühli, einem anerkannten Mumienforscher an der Uni Zürich, der zuvor auch schon den berühmten Gletschermann Ötzi untersucht hat. Er hat seine Ergebnisse unter Federführung seiner Doktorandin Lena Öhrström in der Fachzeitschrift „American Journal for Physical Anthropology“ veröffentlicht. Dabei hatte man sich jedoch der für kostbare historische Gewebefunde nicht unbedenklichen Röntgenstrahlung bedient. Mit der Terahertz-Bildgebung steht nun erstmalig ein völlig zerstörungsfreies Verfahren zur Verfügung, um in das Mumieninnere zu schauen.
In ersten Studien zeigten die Forscher, dass etwa die Struktur der Knochen im Terahertzbild deutlich erkennbar ist. Aber auch Grabbeigaben, wie Amulette oder Waffen, lassen sich in noch verpackten (einbandagierten) Mumien auffinden. Da viele chemische Substanzen einen charakteristischen Fingerabdruck im Terahertzfrequenzbereich hinterlassen, besteht außerdem die berechtigte Hoffnung, dass sich damit etwa die Zusammensetzung der damals verwendeten Einbalsamierungssubstanzen entschlüsseln ließe. Im gegenwärtigen Messaufbau am FMF müssen einzelne Mumienteile, zum Beispiel eine Hand oder ein Fuß, noch separat durchleuchtet werden. Er soll in Zukunft entsprechend erweitert werden, um Mumien vollständig scannen zu können.

Info: Das Freiburger Materialforschungszentrum (FMF) feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass finden 2010 drei vom FMF mitorganisierte Symposien statt. Der Höhepunkt der Feierlichkeiten wird ein Festakt am 11.6.2010 sein. Als zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Albert-Ludwigs-Universität ist das FMF die Schaltstelle der fünf naturwissenschaftlichen Fakultäten, Mathematik und Physik, Chemie, Pharmazie und Geowissenschaften, Medizin, Biologie sowie der Technischen Fakultät. Die dichte interdisziplinäre Vernetzung unter einem Dach sowie das exzellente Umfeld der Universität, der Fraunhofer Institute und EUCOR-Universitäten, ermöglichen eine anwendungsnahe Grundlagen- sowie zielorientierte Auftragsforschung auf dem Gebiet der Materialwissenschaften. Weitere Infos unter www.fmf.uni-freiburg.de.

Kontakt:
Dr. Markus Walther
Freiburger Materialforschungszentrum (FMF)
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-7606
E-Mail: markus.walther@physik.uni-freiburg.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Wie gefährlich sind Luftschadstoffe wirklich?

Wie stark schädigen Smog, Dieselruß und Zigarrenqualm die Lungen? Was bewirken Blütenpollen oder Nanopartikel, wenn sie mit der Atemluft in den menschlichen Körper eindringen? Fraunhofer-Forscher stellen auf der BIO Convention vom 3. bis 6. Mai in Chicago ein neues Testsystem vor, mit dem sich solche Fragen untersuchen lassen. Damit ist es erstmals möglich, Substanzen aus der Luft unter genau kontrollierbaren Bedingungen über Lungen- oder Hautzellen zu leiten und gleichzeitig die Reaktion der Zellen mit dem Mikroskop zu beobachten.

Die Luft bringt unseren Körper mit einer Vielzahl chemischer Substanzen in Berührung. Wie Haut und Schleimhäute, Bronchien und Lungen auf den erzwungenen Kontakt mit Fremdstoffen reagieren, lässt sich am besten an Zellkulturen untersuchen, die aus den jeweiligen Geweben stammen. »Dazu kultiviert man die Zellen auf einer porösen Kunststoffmembran, die von unten mit einer Nährlösung umspült wird und leitet dann von oben Luft mit der Prüfsubstanz über die Zellen«, erklärt Detlef Ritter vom Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM in Hannover. Theoretisch ganz einfach. Praktisch bereitet dieses Prüfverfahren, das schon in den 1970er Jahren erdachte wurde, allerdings bis heute Probleme: »Bei den herkömmlichen Testsystemen ist die Atmosphäre über den Zellen oft nicht sauber genug von der Nährlösung getrennt, vor allem an den Membranrändern. Deshalb reagieren die Prüfsubstanzen teilweise direkt mit der Lösung statt mit der Zelloberfläche – und das verfälscht die Messungen«, so Ritter. Ein weiteres Manko derzeit verfügbarer Systeme: Will man die mit Luftschadstoffen behandelten Zellen mit dem Mikroskop untersuchen, dann muss man sie zuvor in ein neues Gefäß umsetzen – was ebenfalls die Ergebnisse beeinflusst.

Das neue Testsystem, das am Fraunhofer ITEM entwickelt und zum Patent angemeldet wurde, überwindet diese Mängel: Das PRIT® Air/Liquid Interface Kultur- und Expositionssystem besteht aus mehreren Komponenten. Kernstück ist die Kulturplatte im Format handelsüblicher Multiwell-Platten. Sie wird ergänzt durch einen Expositionsaufsatz, die Gaszuleitung und eine Heizplatte. »Das Kulturgefäß ist so konstruiert, dass das einströmende Gas – und somit auch die darin mitgeführte Prüfsubstanz – keinen Kontakt zur Nährflüssigkeit hat. Die Trägermembran mit den anhaftenden Zellen bildet eine geschlossene Barriere zwischen den beiden Medien«, erläutert Detlef Ritter. Mit dem System lassen sich außerdem erstmals alle wichtigen physikalischen Parameter – zum Beispiel Zusammensetzung, Temperatur, Druck und Strömungsgeschwindigkeit von Luft und Nährlösung – exakt definieren und kontrollieren. »Das erhöht die Robustheit, Reproduzierbarkeit und Empfindlichkeit der Untersuchungen«, so der Fraunhofer-Forscher.

Ein weiterer Vorteil des PRIT®-Systems: Die Zellen lassen sich direkt während des Kontakts mit den Luftschadstoffen beobachten. Dazu färbt man das Gewebe vor dem Test mit bestimmten Fluoreszenzfarbstoffen an, die verschiedene Wachstumsprozesse, Vergiftungs- und Stressreaktionen oder schädliche Veränderungen am Erbgut innerhalb kürzester Zeit durch kräftiges Leuchten anzeigen. Das Fluoreszenzlicht dringt durch den transparenten Boden der Kulturplatte nach außen und kann mit dem Mikroskop erfasst und ausgewertet werden. Durch dieses Life-Imaging lässt sich die Wirkung bestimmter Luftschadstoffe auf das untersuchte Gewebe ohne weitere Störung oder Zeitverzögerung sofort beurteilen.

(Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft)

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Der Gesundheit zuliebe: Biomarker-Schnelltests verbessert

Imke Frischmuth, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB)

PTB und LMU München haben Primärmethode für die Messung klinischer Proteinmarker entwickelt
Atemnot, Übelkeit, Schwindel – besteht der Verdacht auf einen Herzinfarkt, brauchen Ärzte möglichst schnell eine genaue Diagnose. Bei der Früherkennung lebensbedrohlicher Erkrankungen spielen Tests auf sogenannte Biomarker eine immer größere Rolle. Biomarker sind in diesem Fall Inhaltsstoffe des Blutes, die in gewissen Konzentrationen typisch für bestimmte Krankheiten sind. Schnelltests können derartige Verbindungen vergleichsweise rasch und mit wenig Aufwand nachweisen. Doch je nach Hersteller und Analyselabor können die Ergebnisse solcher Untersuchungen erheblich voneinander abweichen. Wissenschaftler der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) und der Ludwig-Maximilians-Universität München haben eine Primärmethode für die Messung des Wachstumshormons entwickelt, die helfen soll, klinische Labortests verlässlicher und vergleichbarer zu machen.

Kliniken und Labore überprüfen die Genauigkeit ihrer Analyseergebnisse üblicherweise durch Ringversuche. Dabei untersuchen mehrere Laboratorien ein und dieselbe Probe und vergleichen ihre Ergebnisse miteinander. Beim Vergleich der Ergebnisse von Schnelltests mit Proteinmarkern stellte sich dabei immer wieder heraus, dass die einzelnen Ergebnisse um mehr als eine Zehnerpotenz voneinander abweichen konnten. Solche Ungenauigkeiten können zu Fehldiagnosen führen, die für den Patienten psychisch belastend oder gar gefährlich sind und außerdem zu unnötigen Kosten im Gesundheitssystem führen.

Aus diesem Grund hat die PTB jetzt ein neuartiges Verfahren zur Messung von Proteinen im Blutserum vorgestellt, das gemeinsam mit Ärzten der Medizinischen Klinik (Innenstadt) der Ludwig-Maximilians-Universität in München entwickelt wurde. Gemessen wird das Wachstumshormon, das auch beim Doping eine Rolle spielt. Analytische Zuverlässigkeit und Genauigkeit beruhen auf der Anwendung der Isotopenverdünnungs-Massenspektrometrie (IDMS). Dieses Methodenprinzip wird seit langem zur Bestimmung von Qualitätskontroll-Zielwerten für diagnostische Marker wie Cholesterin, Glucose, Kreatinin oder Steroidhormone angewandt – allesamt eher „kleine“ Moleküle. Die jetzige Methodenentwicklung überträgt das Messprinzip (IDMS) von „kleinen“ organischen Molekülen auf „biologische“ Makromoleküle wie Proteine. Hierbei werden Aminosäureketten in kleine, analysetechnisch besser handhabbare Bruchstücke aufgespalten, die jedoch noch immer lang genug sind, um unverwechselbar als Fragmente des Mutterproteins erkannt zu werden. Dabei macht sich die chemische Analytik Techniken der Proteomforschung, insbesondere die enzymatische Proteinspaltung, zunutze.

Das Verfahren ist inzwischen international als von der PTB bereitgestellte Primärmessmethode anerkannt und die PTB somit das erste nationale Metrologieinstitut, das derartige Messungen anbietet. Auf diese Weise ermittelte Zielwerte könnten beispielsweise der Kalibrierung von Routinetests dienen. Dies ist ein erster Schritt, um die Lücke zu schließen, die bislang durch fehlende Zielwerte in der Qualitätssicherung für Routinemessungen diagnostischer Proteinmarker bestand. ptb/if

Ansprechpartner:
André Henrion, Arbeitsgruppe 3.12, Bio-Organische Analytik, Tel.: (0531) 592-3120, E-Mail: andre.henrion@ptb.de

Originalveröffentlichung:
Arsene, C. G.; Henrion, A.; Diekmann, N.; Manolopoulou, J.; Bidlingmaier, M.: Quantification of growth hormone in serum by isotope dilution mass spectrometry, Analytical Biochemistry, im Druck.

Als Vorabdruck:
Nature Precedings, http://hdl.handle.net/10101/npre.2009.4050.1 (07.12.2009)

Weitere aktuelle PTB-Nachrichten:
o Röntgenteleskop soll Dunkle Energie im All aufspüren (22. Feb.)
o Neues Messverfahren für Gehgeräusche (16. Feb.)
Die Nachrichten finden Sie direkt auf der PTB-Homepage: http://www.ptb.de/

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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PROGRASS-Projekt: Biomasse-Demonstrationsanlage mit erhöhter Energieausbeute geht in Betrieb

Christine Mandel, Abt. Kommunikation und Internationales
Universität Kassel

Kassel. Biomasse von unter Naturschutz stehenden Grünflächen zur Energiegewinnung nutzen kann eine Demonstrationsanlage, die am 9. März in Lauterbach im Vogelsbergkreis eingeweiht wird. Sie ist Teil des Forschungs- und Demonstrationsprojekts PROGRASS, das von der Universität Kassel koordiniert und in drei europäischen Regionen in Deutschland, Wales und Estland durchgeführt wird.
PROGRASS startete Anfang 2009 und ist ein durch das europäische Umweltförderprogramm LIFE+ mit 1,8 Mio. € gefördertes Projekt, in dem eine neue und hocheffiziente Technik zur energetischen Verwertung von Biomasse getestet wird. Für diese Technik werden nur Rohstoffe von unter Naturschutz stehenden Grünflächen verwendet. So entsteht keinerlei Konkurrenz zu der Nahrungsmittelproduktion.

Das Prinzip: Biomasse wird in einem Silo erhitzt und nach dem Gärungsprozess, der so genannten Wassermaischung, in feste und flüssige Bestandteile getrennt. Der feste Presskuchen kann als Brennstoff, der flüssige Presssaft zur Biogas- und Stromerzeugung genutzt werden. Durch diese Behandlung lässt sich der feste Brennstoff deutlich besser nutzen als unverarbeitetes Brennmaterial wie zum Beispiel Heu. Auch der flüssige Presssaft erzielt eine höhere Biogasausbeute. Bis zu 70 Prozent der in der Masse enthaltenen Energie kann so effizient genutzt werden.

Mit der Inbetriebnahme der Demonstrationsanlage geht das Projekt jetzt in seine Praxisphase. Die Universität Kassel hat in langjähriger Forschungsarbeit die so genannte IFBB-Technik (Integrierte Festbrennstoff- und Biogasproduktion aus Biomasse) entwickelt, die sich besonders für ältere Grünlandaufwüchse eignet. Das PROGRASS-Verfahren zielt insbesondere auf eine wirtschaftliche und ökologische Nutzung unter Naturschutz stehender Grünlandflächen in Europa. PROGRASS trägt damit zur nachhaltigen Entwicklung von abgelegenen, wirtschaftlich benachteiligten Regionen bei.

Nach der Entwicklungsphase im ersten Jahr des PROGRASS-Projekts wird die Demonstrationsanlage nun am 9. März um 11.00 Uhr im „Posthotel Johannesberg“ in Lauterbach, Vogelsbergkreis eingeweiht. Im Rahmen dieser Veranstaltung wird das europäische Projekt und seine Bedeutung im Hinblick auf den praktischen, ökologischen und regionalen Nutzen vorgestellt. Im Anschluss an die Besichtigung der Demonstrationsanlage auf dem Sonnenhof in Frischborn wird die Anlage erstmalig offiziell in Betrieb genommen. Sie wird zunächst drei Monate im Vogelsberg arbeiten und im Rahmen von Workshops und Informationsveranstaltungen der Öffentlichkeit und dem interessierten Fachpublikum vorgestellt. Ziel ist, diese angepasste Technologie am praktischen Beispiel zu demonstrieren, das Verfahren wissenschaftlich zu testen und zu optimieren und die großmaßstäbliche Umsetzung zur dezentralen Energiegewinnung einzuleiten.

Im weiteren Projektverlauf wird die Anlage in jeder der drei Projektregionen Vogelsbergkreis (Deutschland), Middle Ceredigion (Wales) und Tartu (Estland) in einem ca. zweijährigen Zeitraum zum Einsatz kommen. Danach wird die Anlage auch anderen interessierten Projektregionen zur Verfügung stehen, die planen, das PROGRASS-Verfahren und die Technologie in ihrer Region einzuführen.

Das PROGRASS-Forschungsprojekt besteht aus insgesamt acht Teilprojekten, die mit Kooperationspartnern in Deutschland, Wales und Estland durchgeführt werden sollen, um von den Naturschutzaspekten über sozio-ökonomische bis hin zu technischen Fragestellungen den komplexen Prozess wissenschaftlich und praktisch zu erarbeiten. Partner sind die Universität Bonn, die estnische University of Life Science, das Institute of Grassland and Environmental Research in Wales, der Landkreis Vogelsberg, Industrie und Umsetzungspartner aus Deutschland und Österreich sowie das Hessische Umweltministerium.

Info
Prof. Dr. Michael Wachendorf
tel: (0561) 804 1338
e-mail: mwach@uni-kassel.de
Universität Kassel
Fachbereich Ökologische Landwirtschaft
Fachgebiet Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe
Weitere Informationen:
http://www.prograss.eu – Weitere Informationen

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Weichmacher können Einfluss auf Fettstoffwechsel nehmen

Jens Müller M.A., Medizinische Fakultät / UKH
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

So genannte Weichmacher in Kunststoffen können n Einfluss auf den Fett- und Glukosestoffwechsel von Organismen nehmen. Dies stellten die beiden Nachwuchswissenschaftlerinnen Juliane-Susanne Schmidt (Dipl.-Trophologin) und Kristina Hart (Diplombiologin) im Rahmen ihrer Promotion in der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Dr. Bernd Fischer am halleschen Institut für Anatomie und Zellbiologie in Versuchen mit Mäusen fest. Für ihre Erkenntnisse wurden sie von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) mit einem Posterpreis während der gerade stattgefundenen Jahrestagung der Gesellschaft in Leipzig geehrt.
Ihre Doktorarbeiten, die im Rahmen eines von der EU in Brüssel geförderten Forschungsverbundes mit Teilnehmern aus zehn europäischen Ländern und den USA gewonnen wurden, beschäftigen sich mit dem Einfluss hormonähnlicher Nahrungsmittelkontaminanten (endokrine Disruptoren) wie Phthalate und polychlorierte Biphenyle (PCB) auf die weibliche Fortpflanzung und den Fett- und Glukosestoffwechsel bei Müttern und deren Nachkommen. Phthalate und PCB sind industrieller Herkunft. PCB sind eine so genannte Altlast, da sie nicht mehr hergestellt werden, aber noch in großen Mengen in der Umwelt vorkommen und über Nahrung oder Trinkwasser aufgenommen werden. Phthalate sind Weichmacher in fast allen Kunststoffprodukten (vom Duschvorhang über Kosmetika und Teppichböden bis zum Kinderspielzeug). Sie sind allgegenwärtige Schadstoffe, da sie bei fast jedem Menschen im Körper nachweisbar sind.

Welche Gesundheitsgefahren von ihnen ausgehen, ist noch nicht bekannt. Im Rahmen ihrer Untersuchungen konnten die beiden Nachwuchswissenschaftlerinnen Störungen im Fett- und Glukosestoffwechsel feststellen und eindrucksvoll an der signifikanten Zunahme des Bauchfettes bei Mäusen zeigen. „Besonders beunruhigend an den Ergebnissen ist, dass diese Fettzunahme auch bei den nicht behandelten Nachkommen, also in der nächsten Generation, auftrat“, sagt Professor Fischer. Die Befunde aus Halle sind umweltmedizinisch und umwelttoxikologisch so relevant, dass sie der DGE einen Preis wert waren.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Die Betten neu ausrichten? – Die Erdmagnetische Karte von Deutschland erscheint.

Franz Binot, Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik

Über dies und anderes mag man sich am 10. März 2010, 11 Uhr, bei der Präsentation der neuen Erdmagnetische Karte von Deutschland Gedanken machen. Das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik stellt im Geozentrum Hannover seine neue Karte vor, welche die Anomalien des erdmagnetischen Totalfeldes zeigt.
Das Erdmagnetfeld, nach dem sich die Kompass-Nadel ausrichtet, wird durch magnetische Störkörper im Untergrund geringfügig verändert. Die dadurch entstehenden Abweichungen sind in der Karte als Anomalien dargestellt.

Die Anomalien weisen Werte zwischen -700 nT* und +1200 nT auf und sind damit um ein Vielfaches kleiner als das normale erdmagnetische Totalfeld, welches hier bei ca. 49000 nT liegt und überall präsent ist. Es braucht also niemand sein Bett wegen der Anomalien und wegen des Magnetfeldes überhaupt zu verschieben 😉 . Dennoch, die neue Karte wird für die geowissenschaftliche Grundlagenforschung benötigt, denn die dargestellten Anomalien haben ihren Ursprung im Gestein der Erdkruste, so dass sie in enger Beziehung zu geologischen Strukturen stehen. Auch Energieversorger und Erzsucher haben an dieser besonderen Übersichtskarte Interesse. Und schließlich die Ornithologen der Universität Frankfurt, sie ließen sich schon frühzeitig Kartenausschnitte für ihre Forschungsarbeiten zum Zug von Vögeln geben. Indirekt wird die Karte auch die Kenntnisse über die Tiefe Geothermie erweitern können, denn die Curie-Temperatur von ca. 580°C stellt eine Art Obergrenze für die Magnetisierbarkeit von Gesteinen dar, die etwa in 25 km Tiefe liegt. Sie birgt damit die Chance, Informationen über den Wärmefluss aus der Erde zu gewinnen.
*nT <=> Nano-Tesla, Maß für Stärke des Magnetfelds

Mit wissenschaftlicher Hartnäckigkeit, wie sie für die Kompilation großer Kartenwerke notwendig ist, aber auch mit einer guten Portion Mathematik und Physik, ist es gelungen einen Flickenteppich aus kleinräumigen Einzelergebnissen, Messkampagnen und Befliegungen zu einem nahtlosen Gesamtbild zusammenzufügen. Zusammen mit den Geophysikern des Leibniz-Instituts in Hannover haben die Wissenschaftler der Geophysik GGD mbH, Leipzig, entscheidend zum Entstehen der Karte beigetragen.

Die offizielle Bezeichnung Karte, die demnächst auch im Buchhandel zu erwerben ist, lautet: „Anomalien des erdmagnetischen Totalfeldes in der Bundesrepublik Deutschland 1:1.000.000 (DGRF 1980.0, 1000 m NN)“ Die Autoren sind: Dr. G. Gabriel, D. Vogel, Dr. R. Scheibe. Weitere Beiträge zur Karte erbrachten: Dr. T. Wonik, R. Pucher und Prof. Dr. Krawczyk. Von mehreren Landes- und Bundesbehörden wurden Magnetik- und Topographiedaten für die Gesamtdarstellung beigesteuert: Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg, Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern, Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie sowie vom Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik.

Die Datenbasis:
Die Grundlage für den homogenisierten Datensatz bilden 67 regionale See-, Boden- und Aeromessungen, die zwischen 1961 und 2008 durchgeführt wurden. Das Kernstück für die westlichen Bundesländer ist die Befliegung durch Prakla-Seismos zwischen 1965 und 1971. Die Messungen in den östlichen Bundesländern wurden durch den VEB Geophysik realisiert. Das LIAG (bzw. seine Vorgängereinrichtungen) hat seit 1985 systematisch ergänzende Messungen selber vorgenommen oder in Auftrag gegeben.

Die Messgeräte:
Zur Messung des Magnetfeldes wurden zunächst Protonenmagnetometer verwendet, heute werden routinemäßig auch Cäsium-Magnetometer in Kombination mit GPS-Positionierung in eigens dafür ausgestatteten Hubschraubern eingesetzt.

Der Ausblick:
Ergänzend zur Karte des Erdmagnetfelds in Deutschlands wird im LIAG auch an einer Schwerekarte (Gravimetrie) im gleichen Maßstab gearbeitet. Diese gibt Auskunft über die Variation in der Erdbeschleunigung („Erdanziehungskraft“). Diese beträgt nicht überall genau 9,81 m/s², sondern wird auch durch die Gesteine im Untergrund geringfügig, aber bis zur achten Nachkommastelle messbar, verändert.

Das Institut:
Das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik mit Sitz in Hannover, kurz LIAG, ist ein ei-genständiges Forschungsinstitut. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft und wird als Ein-richtung von überregionaler Bedeutung von Bund und Ländern gemeinsam finanziert.
Weitere Informationen:
http://www.liag-hannover.de – Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik
http://www.liag-hannover.de/methodenforschung-sektionen/seismik-potenzialverfahr…

Anhang
Anomalien des erdmagnetischen Totalfeldes in der Bundesrepublik Deutschland 1:1.000.000
http://idw-online.de/pages/de/attachment2428

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Fähigkeit zur Gesichterkennung liegt in unseren Genen

Sabine Ranke-Heinemann, Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Fähigkeit oder auch Unfähigkeit, Gesichter zu erkennen, nicht wie bisher angenommen erlernt wird oder umgebungsbedingt ist – sondern in unseren Genen liegt.

Gesichtserkennung ist ein wichtiger Bestandteil für normale soziale Umgangsformen, der durch spezielle kognitive und neurale Mechanismen unterstützt wird. Frühere Studien haben gezeigt, dass bestimmte Teile des Gehirns bei der Gesichtserkennung beteiligt sind. Störungen der Gesichtserkennung, wie beispielsweise Prosopagnosie (Gesichtsblindheit) oder Autismus, in Familien gehäuft vorkommen. Dies hat zu der Annahme geführt, dass Gesichtserkennung angeboren oder vorbestimmt ist.

Die nun veröffentlichte Studie zeigt erstmals einen genetischen Zusammenhang bei der Gesichtserkennung auf. Professor Mark Williams vom Centre for Cognitive Science an der Macquarie University in Sydney hat für die Studie zusammen mit Forscherkollegen aus den USA und Großbritannien die Fähigkeit zur Gesichtserkennung bei 289 Zwillingspaaren analysiert.

Für die Untersuchungen wurden die Zwillingspaare in Gruppen eineiiger und zweieiiger Zwillinge aufgeteilt. Um die Gesichtswiedererkennung zu testen, mussten die Zwillinge dann verschiedene Gesichter betrachten und wiedererkennen, die ihnen mit leichten Veränderungen gezeigt wurden, beispielsweise mit einem leicht veränderten Betrachtungswinkel oder anderen Lichtverhältnissen. „Wir fanden heraus, dass die Korrelation der Erfolgsraten bei eineiigen Zwillingen mehr als doppelt so hoch war wie bei zweieiigen – Ergebnisse, die eine deutliche genetische Grundlage für der Gesichterkennung aufzeigen“, so Williams. „Die Tatsache, dass zweieiige Zwillinge trotz gemeinsamer Umgebungseinflüsse eine deutlich geringere Korrelationsrate aufwiesen, lässt die Umgebung als Einflussfaktor ausscheiden.“

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle
Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

Das Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund ist die zentrale Einrichtung aller australischen und neuseeländischen Universitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz, zuständig für Wissens- und Forschungstransfer, Forschungsförderung sowie Studenten- und Wissenschaftleraustausch und für die Betreuung von Studierenden und Schülern, die ein Studium Down Under vorbereiten.
Weitere Informationen:
http://www.ranke-heinemann.de
http://www.ranke-heinemann.at
http://www.wissenschaft-australien.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Body-Mass-Index taugt nicht für die gesundheitliche Risikovorhersage

Philipp Kressirer, Kommunikation und Medien
Klinikum der Universität München

Studie: Mediziner am Münchner LMU-Klinikum empfiehlt neue Messgröße zur Bewertung des Herzinfarkt- und Schlaganfallrisikos
Kaum jemand bezweifelt, dass auch Deutschland mitten im Zeitalter von Übergewicht und Fettleibigkeit steckt. Laut jüngsten Studien sind 75 Prozent aller deutschen Männer und fast 60 Prozent der Frauen übergewichtig, mehr als 50 Prozent der Männer und 23 Prozent der Frauen gar fettleibig. Was indes die Zahlen medizinisch bedeuten, ist unklar. Denn gängige Statistiken beruhen auf Erhebungen mit dem Body-Mass-Index (BMI), der den meisten wohl vertraut sein dürfte. Doch dieses von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene Maß steht seit einiger Zeit in der Kritik der Experten. „Der BMI spielt keine Rolle für das Schlaganfall-, Herzinfarkt- oder Todesrisiko eines Menschen“, betont Dr. Harald J. Schneider von der Medizinischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München, Campus Innenstadt, nach einer neuen Studie, die er geleitet hat. Für derlei Risiko-Aussagen eignet sich viel besser der Wert, der sich ergibt, wenn man Taillenumfang durch Körpergröße teilt – kurz WHtR genannt (aus dem Englischen für waist-to-height-ratio).

Nicht die Menge, sondern die Verteilung des Körperfetts ist offenbar entscheidend für bestimmte Krankheits-Gefahren. Tatsächlich sprechen Experten wie Dr. Schneider inzwischen von „gutem und bösem Fett.“ Der Speck um den Bauch – also um die Taille – kann schädliche Fettsäuren abgeben und diverse Botenstoffe in den Körper abgeben, die Entzündungen fördern. Das passiert auch und gerade in den Gefäßen, was die Arteriosklerose vorantreibt. Hüft-, Oberschenkel- und Gesäßfett hingegen haben nach jüngsten Erkenntnissen nichts mit dem Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen zu tun und wirken mitunter schützend, wie manche Untersuchungen zeigen. Entsprechend versuchen die Wissenschaftler das ideale Maß zu finden, das die realen Verhältnisse widerspiegelt. In der Diskussion sind das Verhältnis von Hüft- zu Taillenumfang (WHR) und eben der WHtR.

Der LMU-Mediziner und seine Kollegen vom Münchener Max-Planck-Institut für Psychiatrie, der Universität Greifswald, der Technischen Universität Dresden und der Universität Lübeck haben in ihre Studie knapp 11.000 Probanden einbezogen und zu Beginn für jeden Studienteilnehmer WHR, WHtR und BMI ermittelt. Dabei wurden für jedes Maß vier Größenordnungen festgelegt. Drei bis acht Jahre lang beobachteten die Forscher dann die gesundheitliche Entwicklung der Probanden. Ergebnis: Ob ein Mensch einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall bekommt oder daran stirbt, lässt sich am besten mit dem WHtR abbilden. „Je höher der WHtR, desto größer das Risiko“, erklärt Dr. Schneider. Die beiden anderen getesteten Maße waren weitaus weniger (WHR) oder gar nicht (BMI) aussagekräftig. „Es gibt immer mehr Studien, die belegen, dass die Messung des BMI wenig bringt“, sagt der Experte des Klinikum Münchens – und hofft darauf, „dass medizinische Fachgesellschaften und WHO ihre Empfehlungen für die Messung des Körperfetts bald ändern.“

Hinweis:
Vom 3.-6. März 2010 findet in Leipzig das 53. Symposium der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) in Leipzig statt.

Literatur:
J. Clin. Endocrinol Metab, April 2010, 95(4); 0000-0000
Online:
http://jcem.endojournals.org/cgi/content/abstract/jc.2009-1584v1?maxtoshow=&…

Ansprechpartner:
Dr. Harald Schneider
Medizinischen Klinik am
Klinikum der Universität München (LMU), Campus Innenstadt
Tel: +49 (0)89 5160-2111 (Pforte)
E-mail: harald.schneider@med.uni-muenchen.de

Klinikum der Universität München
Im Klinikum der Universität München (LMU) sind im Jahr 2008 an den Standorten Großhadern und Innenstadt etwa 500.000 Patienten ambulant, teilstationär und stationär behandelt worden. Die 45 Fachkliniken, Institute und Abteilungen verfügen über mehr als 2.300 Betten. Von insgesamt 9.800 Beschäftigten sind rund 1.700 Mediziner. Forschung und Lehre ermöglichen eine Patientenversorgung auf höchstem medizinischem Niveau. Das Klinikum der Universität München hat im Jahr 2008 etwa 64 Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben und ist seit Juni 2006 Anstalt des öffentlichen Rechts.
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.klinikum.uni-muenchen.de
Anhang
The Predictive Value of Different Measures of Obesity…
(http://idw-online.de/pages/de/attachment2347)

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Jetzt bewerben: Hermann-Schmidt-Preis 2010 zum Thema „Berufliche Bildung für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung“

Andreas Pieper, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

Die Bonner UNESCO-Konferenz hat im Frühjahr 2009 zur Halbzeit der UN-Dekade „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ Empfehlungen ausgesprochen, wie nachhaltige Entwicklung in nationalen Bildungsplänen verankert werden kann. Hier knüpft der Verein „Innovative Berufsbildung e.V.“, dessen Träger das Bonner Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und der Bielefelder W. Bertelsmann Verlag (wbv) sind, an und stellt den nun ausgeschriebenen Wettbewerb um den Hermann-Schmidt-Preis 2010 unter das Thema: „Berufliche Bildung für Umweltschutz und eine nachhaltige Entwicklung“.
Bewerbungsfrist ist der 23. Juli 2010.

Auch die Berufsbildung steht vor der Herausforderung, Beiträge zum Umweltschutz und zu einer nachhaltigen Entwicklung zu leisten und damit die Qualität und Attraktivität beruflicher Bildung zu steigern. Angesichts erhöhter Umweltstandards sowie steigender Energie- und Rohstoffpreise zahlt sich nachhaltiges Wirtschaften auch betriebswirtschaftlich aus und führt zu Wettbewerbsvorteilen – für Industrie, Handwerk und den Dienstleistungssektor. Manfred Kremer, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB): „Mit einer modernen, auf die Schonung von Umwelt und Ressourcen ausgerichteten beruflichen Aus- und Weiterbildung zeigen wir jungen Menschen persönliche Karrieremöglichkeiten auf. Hier können sie zudem gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.“

Mit dem Hermann-Schmidt-Preis 2010 werden Initiativen von Betrieben und Einrichtungen der beruflichen Bildung (zum Beispiel Berufsschulen, Berufsbildungsträgern und Kammern) prämiert, die in der beruflichen Aus- und Weiterbildung attraktive und innovative Qualifizierungskonzepte und -angebote zum Umweltschutz und für eine nachhaltige Entwicklung erfolgreich umsetzen. Diese Initiativen sollen möglichst viele Akteure und Teilnehmer erreichen, sich durch einen hohen Innovationsgehalt, eine rege Beteiligung von Betrieben sowie eine überzeugende Perspektive für eine Verstetigung und Weiterentwicklung ihrer Konzepte und Angebote auszeichnen.

Prämiert werden beispielsweise Initiativen,

o die sich am Bedarf von Betrieben oder Branchen orientieren,
o die branchenspezifisch und/oder regional ausgerichtet sind und
umgesetzt werden,
o die eine gewerkeübergreifende Zusammenarbeit unter Einbeziehung
nachhaltigkeits- bzw. umweltschutzrelevanter Qualifikationen zum
Inhalt haben,
o die lernortübergreifende Kooperation und Vernetzung sowie
unterschiedliche Partner einbeziehen,
o die sich an unterschiedliche Zielgruppen wenden,
o die Kompetenzentwicklung für Management und Bildungspersonal
betreiben.

Mit der von einer unabhängigen Fachjury vergebenen Auszeichnung sind folgende Preise verbunden:

1. Preis: 3.000 Euro
2. Preis: 2.000 Euro
3. Preis: 1.000 Euro
sowie eventuell weitere Sonderpreise

Die Preisverleihung findet anlässlich einer Fachtagung des W. Bertelsmann Verlages am 27. Oktober 2010 in Bielefeld statt.

Die Bewerbungsfrist endet am 23. Juli 2010.

Der Verein „Innovative Berufsbildung e.V.“ lädt hiermit zur Teilnahme am Wettbewerb ein.

Die Bewerbungsunterlagen können angefordert werden bei:

Geschäftsstelle „Innovative Berufsbildung e. V.“
c/o Bundesinstitut für Berufsbildung BIBB
Kerstin Schneider
Robert-Schuman-Platz 3
53175 Bonn
Telefon: 0228/107-2823
Fax: 0228/107-2981
E-Mail: schneider@bibb.de
Internet: http://www.bibb.de/hermann-schmidt-preis

Ziel des 1996 von BIBB und wbv gegründeten gemeinnützigen Vereins „Innovative Berufsbildung e.V.“ ist es, innovative Entwicklungen in der Berufsbildungspraxis zu initiieren, zu fördern und öffentlich bekannt zu machen. Mit dem jährlich – in diesem Jahr bereits zum 14. Mal – verliehenen „Hermann-Schmidt-Preis“ werden besondere Leistungen in ausgewählten Bereichen der beruflichen Bildung ausgezeichnet. Namensgeber des Wettbewerbs ist Prof. Dr. Hermann Schmidt, der von 1977 bis 1997 Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung war.

Die Empfehlungen der Bonner UNESCO-Weltkonferenz zur Halbzeit der UN-Dekade
„Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ finden Sie unter
http://www.esd-world-conference-2009.org/de/home.html

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Elektro- und IT-Ingenieure: Weniger als zehn Bewerbungen und zwei Verträge in der Tasche

Melanie Mora, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V.

Die Stimmung ist gut. 75 Prozent aller befragten Young Professionals der Elektro- und Informationstechnik im VDE bewerten ihre persönlichen Karriereoptionen als gut bis sehr gut. 70 Prozent sind überzeugt davon, eine deutlich bessere Perspektive zu haben als Juristen oder Betriebswirte. Kein Wunder: Elektroingenieure tun sich vergleichsweise leicht damit, einen beruflichen Einstieg zu finden. Vier von fünf Hochschulabsolventen benötigten weniger als zehn Bewerbungsschreiben. Nur jeder dritte musste an mehr als drei Vorstellungsgesprächen teilnehmen. Bei Vertragsabschluss hatten über 50 Prozent der Hochschulabsolventen die Zusage eines weiteren Unternehmens, weitere 30 Prozent konnten unter drei Angeboten wählen. Dies sind Ergebnisse der aktuellen VDE-Studie „Young Professionals der Elektro- und Informationstechnik“, einer Befragung von über 700 jungen Ingenieurinnen und Ingenieuren im VDE. Allerdings sehen die Befragten auch negative Aspekte. Nur 40 Prozent sind davon überzeugt, dass ihr Beruf in der Öffentlichkeit ein gutes Image hat. Nur jeder Vierte glaubt, dass der Ingenieurberuf im eigenen Unternehmen hohe Anerkennung genießt.

Frauen auf dem Vormarsch
In der Elektro- und IT-Branche ist jede zehnte Stelle für die Elektro- und Informationstechnik durch eine entsprechend qualifizierte Frau besetzt. Bei den unter 30-Jährigen ist der Frauenanteil dabei bereits doppelt so hoch wie bei den älteren Ingenieurinnen. Zudem steht rund die Hälfte aller Frauen bereits in Führungsverantwortung. Zwei Drittel aller Young Professionals sind überzeugt, dass Ingenieurinnen genauso akzeptiert werden wie ihre männlichen Kollegen. Trotz dieser positiven Entwicklung können sich allerdings rund 20 Prozent der befragten Young Professionals vorstellen, dass es noch Vorgesetzte gibt, die einen männlichen Kollegen bei der Besetzung von Ingenieur-Führungspositionen bevorzugen würden. Bei den Ingenieurinnen sind fast 30 Prozent dieser Auffassung. Jeder Fünfte ist sich sicher, dass Frauen das Berufliche vor Freunde und Familie stellen müssen, um als Ingenieurinnen erfolgreich sein zu können. Jeder Zweite stimmt dieser These zumindest teilweise zu. Rund 40 Prozent der befragten Elektroingenieurinnen schließen nicht vollständig aus, dass Frauen bei gleicher Befähigung zumindest teilweise mehr leisten müssen als Männer, um sich beruflich ähnlich schnell weiterzuentwickeln. Bei den Männern glauben dies nur 13 Prozent.

Das Wichtigste in Kürze:
– 75 Prozent der Befragten bewerten ihre Karriereaussichten als gut bis sehr gut.
– 80 Prozent benötigten weniger als 10 Bewerbungen für den Berufseinstieg und hatten bei Vertragsabschluss die Zusage von mehr als einem Unternehmen.
– Obwohl der Ingenieurberuf ursprünglich als „Männerdomäne“ galt, sind sich zwei Drittel aller Young Professionals sicher, dass Ingenieurinnen mittlerweile genauso akzeptiert werden wie ihre männlichen Kollegen.
– Ein Fünftel aller Befragten geht davon aus, dass es Vorgesetzte gibt, die männliche Kollegen bei der Besetzung von Ingenieur-Führungspositionen bevorzugen.
– 85 Prozent der Young Professionals sind interessiert daran, auch im Ausland berufliche Erfahrungen zu sammeln, wobei Europa und USA deutlich vor Asien liegen.

Für die Studie wurden rund 4.000 Young Professionals der Elektro- und Informationstechnik im VDE befragt. Geantwortet haben 718. Die Studie kann kostenlos im InfoCenter unter www.vde.com heruntergeladen werden.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Wie man sich bettet, so denkt man

Dr. Manuela Rutsatz, Pressestelle
Universität Leipzig

Wissenschaftler der Universität Leipzig und der Universität Würzburg machten unlängst eine spannende, skurril anmutende Entdeckung: Je schiefer sich ein Patient in sein Bett legt, desto schwerer könnte der Grad seiner kognitiven Beeinträchtigung sein. Wenn eine Schräglage beim Patienten festgestellt wird, kann eine Demenz oder ein Vorstadium der Demenz vorliegen; das berichtet eine Publikation im „British Medical Journal.“
Das Besondere an dieser Entdeckung ist, dass der behandelnde Arzt noch vor der Anwendung spezieller Testverfahren schon aus der bloßen Beobachtung des spontanen Verhaltens eines Patienten einen Hinweis darauf erhält, dass die kognitive Leistungsfähigkeit eines Patienten beeinträchtigt sein könnte. So können neue diagnostische Überlegungen gezielter und Behandlungsmöglichkeiten früher eingeleitet werden. Die Studie wurde kürzlich im renommierten Fachjournal „British Medical Journal“ veröffentlicht („Lying obliquely – a clinical sign of cognitive impairment: cross sectional observational study“, BMJ.2009, Dec 16; 339: b5273).

Räumliche Orientierungsstörung

Prof. Dr. med. Joseph Claßen, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie, und sein Team führen die Schräglage auf eine räumliche Orientierungsstörung zurück, die es den Betroffenen unmöglich macht, sich selbst in einem umgrenzten Raum zu positionieren. Für die Erhebung wurden die Patienten der Neurologie gebeten, sich aus dem Sitzen heraus in ihr Bett zu legen. Die Positionierung des Patienten wurde dann mit einer Überkopfkamera festgehalten. Patienten, die sich wegen anderer Störungen nicht ausreichend bewegen konnten, wurden in der Studie nicht berücksichtigt. Um den Grad der kognitiven Störung zu ermitteln, führten die Spezialisten drei etablierte neuropsychologische Testverfahren mit den Patienten durch, den Mini-Mental-Screeningtest, DemTect-Test und Uhrzeichentest. Das Resultat war für alle Testverfahren eindeutig: Der Grad der Schieflage und die Schwere der Beeinträchtigung standen miteinander in enger Beziehung. Je schiefer sich jemand hinlegt, desto stärker ist demnach auch seine kognitive Leistungsfähigkeit gestört. Die Fähigkeit, den eigenen Körper in einem äußeren gegebenen Rahmen zu positionieren, ist offenbar auch schon in Vorstadien einer Demenz eingeschränkt. Allen Neurologen wurden Bilder einer verschieden schräg liegenden Person gezeigt, um zu ermitteln, welche Position als „schräg“ empfunden wird. Eine Abweichung von 7° und mehr von der Längsachse des Bettes wurde von 90 % aller mitwirkenden Neurologen mit dem bloßen Auge als deutlich schief erkannt. Neurologen oder andere Ärzte müssen also den Winkel nicht nachmessen, sondern können sich auf ihre eigene Einschätzung verlassen. Wenn den behandelnden Ärzten eine Schräglage eines Patienten auffällt, sollten sie daran denken, dass der Patient mit hoher Wahrscheinlichkeit kognitiv beeinträchtigt ist.

Klinische Zeichen

„Kognitive Störungen sind im Frühstadium in der Regel nicht ohne aufwändige Testung erkennbar. Eine Schräglage stellt ein Indiz für den behandelnden Arzt dar, denn gesunde Erwachsene legen sich spontan gerade ins Bett. Der Arzt kann nun früher seine Aufmerksamkeit auf eine mögliche kognitive Beeinträchtigung richten und weitere Untersuchungen gezielter vornehmen. Wir hoffen, dass auf diese Weise die frühe Erkennung einer Demenzerkrankung begünstigt wird“, erklärt Claßen, Spezialist für Bewegungsstörungen und Schlaganfälle. Die Studie zeigt: Was Ärzte in einer normalen Visite als deutlich schief erkennen, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einer kognitiven Beeinträchtigung assoziiert. Andere etablierte klinische Zeichen, wie etwa ein Suchreflex beim Streicheln der Wange eines Patienten oder ein ausgeprägter Greifreflex beim Händeschütteln, lassen sich nur bei bei einer bereits fortgeschrittenen Demenz schließen. Mit der schiefen Positionierung im Bett wurde ein neues einfaches klinisches Zeichen entdeckt, das eine kognitive Störung früher aufdecken und Einblick in die Entwicklung von Demenzerkrankungen geben könnte.

Kontakt:
Prof. Dr. Josef Claßen
Telefon: +49 341 97-24200
E-Mail: josef.classen@medizin.uni-leipzig.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Blutzuckersenker für Typ-2-Diabetiker nur selten einsetzen: Nutzen und Risiken bei Avandia abwägen

Beate Schweizer, Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

Berlin – Das Diabetes-Medikament Avandia könnte in den USA vom Markt genommen werden. Anlass für die erneute Diskussion ist eine Untersuchung des US-Senats. Darin wird das Präparat mit über 300 Todesfällen in den USA allein im 3. Quartal 2009 in Verbindung gebracht. In Deutschland wird das Medikament relativ selten verschrieben: Entweder in Kombination mit anderen Antidiabetika, die allein nicht zum gewünschten Erfolg führen, oder als Ersatz-Medikament, wenn Patienten andere Mittel nicht vertragen.
Avandia wird für Typ-2-Diabetiker nur empfohlen, wenn ihre Risiko-Nutzen-Bewertung zugunsten des Medikamentes ausfällt. Darauf weisen Experten von diabetesDE und der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) anlässlich aktueller Berichte aus den USA hin.

Das Präparat Avandia gehört zur Wirkstoffgruppe der Glitazone und wird auch in Deutschland an Typ-2-Diabetiker verschrieben. Unerwünschte Nebenwirkungen von Avandia und weiterer Medikamente aus der Wirkstoffgruppe der Glitazone werden in Fachkreisen schon seit Jahren kontrovers diskutiert. Zu den Nebenwirkungen zählen beispielsweise Wassereinlagerungen im Gewebe, Herzschwäche und vermehrte Knochenbrüche bei Frauen.

Empfohlen werden Glitazone in Deutschland deshalb vor allem dann, wenn das individuelle Risiko für die genannten Nebenwirkungen gering ist und die Vorteile überwiegen. Diese können darin bestehen, den Stoffwechsel zu verbessern und das Risiko für Gefäßschäden zu minimieren: Denn Glitazone führen nicht zu Unterzuckerungen bei Typ-2-Diabetikern und sind problemlos mit weiteren Antidiabetika kombinierbar. Sie sollten als „Reservemittel“ – als sogenannte Second-Line-Medikamente – verordnet werden. Es profitieren vor allem die Patienten, bei denen andere Medikamente Unterzuckerungen verursachen – eine große Gefahr für Diabetiker. Denn häufige Unterzuckerungen werden ebenfalls mit einem erhöhten Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko in Verbindung gebracht und sind für die Betroffenen immer einschneidende Ereignisse.

Im November 2008 hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) festgestellt, dass Glitazone für definierte Patientengruppen einen belegbaren Nutzen haben können. Im gleichen Gutachten hat es auch die seit längerem bekannten Nebenwirkungen dokumentiert. In den USA ist die Diskussion noch nicht abgeschlossen: Die zuständige Behörde, die Food and Drug Administration (FDA), plant im Juli 2010 ihren Abschlussbericht nach Auswertung der RECORD-Studie. Diese untersuchte Nutzen und Nebenwirkungen von Avandia und wurde auf der Jahrestagung der American Diabetes Association 2009 vorgestellt.

Ärzte müssen deshalb gemeinsam mit den Patienten entscheiden, ob der Einsatz der Präparate sinnvoll ist. Entscheidend hierbei ist das Nutzen-Risiko-Profil jedes Patienten. Auch andere Therapieoptionen haben – wie alle wirksamen Medikamente – ebenfalls Nebenwirkungen. Die Diabetes-Experten von diabetesDE und der DDG empfehlen verunsicherten Patienten, die Avandia einnehmen, mit ihrem Arzt über ihr Nutzen-Risiko-Profil zu sprechen.

Kontakt für Journalisten:
Pressestelle diabetesDE/DDG
Beate Schweizer
Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931 -295, Fax: 0711 8931 167
Schweizer@medizinkommunikation.org
Weitere Informationen:
http://www.diabetesde.org
http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Ein Magnetometer im Oberschnabel aller Vögel?

Ulrike Jaspers, Marketing und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

FRANKFURT. Eisenhaltige kurze Nervenäste im Oberschnabel dienen offensichtlich ganz unterschiedlichen Vogelarten dazu, die Stärke des Erdmagnetfeldes zu messen und nicht nur seine Richtung wie ein Kompass zu bestimmen. Was die Frankfurter Neurobiologen Dr. Gerta Fleissner und ihr Mann Prof.Dr. Günther Fleissner bereits vor einigen Jahren bei Brieftauben entdeckten, können sie jetzt auch für andere Vogelarten belegen.
In Kooperation mit dem Experimentalphysiker Dr. Gerald Falkenberg vom DESY Hamburger Synchrotron haben sie die entscheidenden Eisenoxide charakterisiert, die die Funktion des Magnetometers im Schnabel steuern. Mit den Nachweismöglichkeiten der Röntgenfluoreszenz im DESY zeigt sich nun, dass auch die Eisenoxide in den Dendriten unterschiedlicher Vögel identisch sind; diese Ergebnisse veröffentlichen die drei Wissenschaftler soeben in dem renommierten interdisziplinären Online-Journal PloS ONE.

„Als wir in den zurückliegenden Jahren dieses System aus Nervenästen mit den stark magnetischen Eisenverbindungen in bestimmten Zellpartikeln bei Brieftauben nachgewiesen haben, warf dies sofort die Frage auf, ob es vergleichbare Dendritensysteme auch bei anderen Vogelarten gibt“, so die Projektleiterin Gerta Fleissner. Egal, ob Vögel ihre Magnetkarte im Hirn, die von den mehr als 500 Magnetfeldrezeptoren kodiert wird, zur weiträumigen Orientierung nutzen oder nicht – die Anlagen sind sowohl bei Zugvögeln wie Rotkehlchen und Grasmücke als auch bei Haushühnern vorhanden. „Dieser Befund ist erstaunlich, weil die untersuchten Vögel eine sehr unterschiedliche Lebensweise haben und vielfältige Orientierungsaufgaben lösen müssen: Brieftauben, die geübt sind, von unterschiedlichen Auflassorten zum Heimatschlag zurück zu finden, Kurzstreckenzieher wie das Rotkehlchen, Langstreckenflieger wie die Grasmücke und ortstreue Vögel wie die Haushühner“, erklärt Gerta Fleissner.

Um diesen Beweis anzutreten, haben die Wissenschaftler Tausende von Vergleichsuntersuchungen und -messungen vorgenommen: Zunächst wird dazu das Gewebe des Oberschnabels mikroskopiert und untersucht, wo sich in dem Gewebe eisenhaltige Substanzen befinden, anschließend vergleichen die Forscher diesen histologischen Befund mit den Ergebnissen der physikochemischen Analysen. Für diese aufwändigen Studien mit hochauflösenden topografischen Röntgenstrahlen wurde das Synchrotronlabor (Hasylab) am DESY in Hamburg eingesetzt. „Der Schnabel kann hier mit speziellen Röntgenstrahlen zerstörungsfrei untersucht werden, um genau herauszufinden, wo die stark magnetischen Eisenverbindungen in den Dendriten sitzen und wie sie im Detail zusammengesetzt sind“, erläutert Gerta Fleissner und betont, dass sie ohne die DESY-Kooperation mit dem Experimentalphysiker und strahlenphysikalischen Projektleiter Falkenberg diesen Durchbruch nicht hätten erreichen können.

Das von den Eisenverbindungen lokal verstärkte Magnetfeld regt die Dendriten der Nervenzellen an, wobei jeder dieser vermutlich mehr als 500 Dendriten jeweils nur eine Richtung des Magnetfelds kodiert. Diese Informationen werden an das zentrale Nervensystem im Kopf des Vogels weitergeleitet und bilden die Basis für die Magnetkarte, die letztendlich die Orientierung im Raum ermöglicht. Ob die Möglichkeiten dieser Magnetkarte nun ausgeschöpft werden, hängt von der Motivation der jeweiligen Vogelart ab, die z.B. bei den Zugvögeln zur Zeit der Zugunruhe deutlich stärker ausgeprägt ist als zu anderen Jahreszeiten, wie von der Frankfurter Arbeitsgruppe um Prof. Wolfgang Wiltschko, dem Entdecker der Magnetwahrnehmung bei Vögeln, in vielfältigen Verhaltensversuchen gezeigt werden konnte. Die Zusammenarbeit mit diesem Forscherteam hat auch deutlich machen können, dass der Magnetkompass und die Magnetkarte vermutlich auf unterschiedlichen Mechanismen beruhen und an anderer Stelle lokalisiert sind: Der Magnetkompass liegt im Auge und das Magnetometer für die Magnetkarte im Schnabel.

„Die nun vorliegenden Befunde können auch die alten Mythen über eisenbasierte Mechanismen und Strukturen zur Magnetrezeption an beliebigen Stellen im Körper wie Blut, Gehirn oder Schädel widerlegen und stattdessen ein solides Methodenkonzept liefern, mit dessen Hilfe auch in anderen Organismen Magnetrezeptorsysteme aufgefunden werden können“, freut sich Günther Fleissner. Ihre eindeutig reproduzierbaren Daten liefern die Basis für künftige Versuchsreihen, die die vielen bislang noch unbekannten Schritte zwischen der Magnetfeldwahrnehmung und deren Einsatz als Navigationshilfe aufklären sollen.

Die Untersuchungen, die jetzt veröffentlicht sind, wurden gefördert durch zwei Frankfurter Stiftungen, die Stiftung Polytechnische Gesellschaft und die Alfons und Gertrud Kassel-Stiftung, sowie durch das ZEN-Programm der Hertie-Stiftung, durch die Freunde und Förderer der Goethe-Universität und die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Die aufwändigen Messungen im HASYLAB ermöglichte die Helmholtz-Gemeinschaft.

Informationen: Dr. Gerta Fleissner, Fachbereich Biowissenschaften, Goethe Universität Frankfurt,, mobil 0170-2083495, fleissner@bio.uni-frankfurt.de; Dr. Gerald Falkenberg, Hamburger Synchrotronstrahlungslabor am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY), Telefon 040- 89982933, gerald.falkenberg@mail.desy.de

Quelle: Falkenberg G, Fleissner Ge, Schuchardt K, Kuehbacher M, Thalau P, et al. (2010) Avian Magnetoreception: Elaborate Iron Mineral Containing Dendrites in the Upper Beak Seem to Be a Common Feature of Birds. PLoS ONE 5(2): e9231. doi:10.1371/journal.pone.0009231 (plosone@plos.org)
Weitere Informationen:
http://plosone@plos.org

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Ab sofort online: Regionaler Klimaatlas für Deutschland

Thomas Gazlig, Kommunikation und Medien
Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren

Die Regionalen Klimabüros der Helmholtz-Gemeinschaft haben gemeinsam einen Regionalen Klimaatlas für Deutschland erarbeitet, der über die möglichen Veränderungen auf regionaler Ebene durch den Klimawandel informiert. Ab sofort stehen Klimaszenarien für die deutschen Bundesländer online zur Verfügung.
Obwohl der kalte Winter vermuten lassen könnte, der Klimawandel habe ausgesetzt, zeigen langfristige Temperaturmessungen deutlich, dass der Trend zur Erwärmung in Deutschland ungebrochen ist. Wie regional unterschiedlich sich der Klimawandel künftig auswirken könnte, zeigt ab heute der Regionale Klimaatlas Deutschland, ein Produkt der Regionalen Klimabüros der Helmholtz-Gemeinschaft. Ab sofort sind unter www.regionaler-klimaatlas.de zukünftige Klimaszenarien für die deutschen Bundesländer öffentlich abrufbar. Der Nutzer kann dabei verschiedene Klimaelemente wie beispielsweise Temperatur, Niederschlag und Wind auswählen und sich mögliche künftige Änderungen zu unterschiedlichen Jahreszeiten in verschiedenen Bundesländern anzeigen lassen.

„Die Helmholtz-Gemeinschaft hat die Klimaforschung deutlich verstärkt und untersucht in der Klimainitiative REKLIM insbesondere die regionalen Auswirkungen des globalen Klimawandels. Die vier Regionalen Klimabüros haben dabei den Auftrag, den aktuellen Stand der Forschung für unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen so aufzubereiten, dass diese gut informiert Entscheidungen treffen können. Dies ist mit dem nun öffentlich einsehbaren Regionalen Klimaatlas gelungen“, sagt Prof. Dr. Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. „Der Klimaatlas richtet sich an die interessierte Öffentlichkeit sowie an Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft. Für Wissenschaftler steht alternativ eine Darstellung für Modellnutzer zur Verfügung.“

Auch wenn es in Zukunft in ganz Deutschland wärmer wird, so können sich die Klimaveränderungen im Jahresdurchschnitt bis zum Jahr 2100 regional sehr unterschiedlich ausprägen. So scheint sich beispielsweise die zu erwartende Erwärmung im Jahresdurchschnitt bis Ende des 21. Jahrhunderts in Baden Württemberg mit 2,2 bis 6,3°C am stärksten auszuprägen. In Schleswig-Holstein hingegen kann die Erwärmung mit 2 bis 4,4° C zwar vergleichsweise schwächer ausfallen, jedoch weisen die Klimarechnungen darauf hin, dass die Einwohner Schleswig-Holsteins mit der bundesweit höchsten Niederschlagszunahme im Jahresdurchschnitt rechnen müssen. Die mitteldeutschen Bundesländer Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt befinden sich nicht nur geographisch in der Mitte Deutschlands, sondern auch hinsichtlich der zu erwartenden Klimaänderungen.

„Dies gibt jedoch keinen Anlass zur Entwarnung, da auch ein mittlerer zukünftiger Niederschlagsrückgang im Sommer bei der heute schon angespannten Lage zu großen Herausforderungen zum Beispiel in der Landwirtschaft führen wird.“, so Dr. Andreas Marx, Leiter des Mitteldeutschen Klimabüros am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ.

Der Erwärmungstrend wird sich auch in der kalten Jahreszeit bis zum Ende des Jahrhunderts in ganz Deutschland fortsetzen. Im Rahmen natürlicher Schwankungen kann es zwar auch in Zukunft kalte Winter geben, diese werden jedoch seltener. Die Klimarechnungen weisen außerdem auf eine flächendeckende Zunahme des Winterniederschlages hin. Wegen der höheren Temperaturen wird dieser jedoch wahrscheinlich größtenteils in Form von Regen fallen. Am stärksten können die Winterniederschläge bis Ende des Jahrhunderts in Bayern (bis zu 75%) und in Mecklenburg-Vorpommern (bis zu 63%) zunehmen. Zusätzlich können bis Ende des Jahrhunderts bundesweit die Sturmstärken zunehmen. Am stärksten betroffen ist auch hier Mecklenburg-Vorpommern, wo sich Stürme um bis zu 13% intensivieren können. „Ein Sturmtief, wie beispielsweise das Tief Daisy, welches im Januar an der deutschen Ostseeküste zum Teil schwere Sturmfluten und starken Seegang hervorgerufen hat, könnte bis Ende des Jahrhunderts noch um 10 bis 15 Stundenkilometer stärker ausfallen.“, so Dr. Insa Meinke, Leiterin des Norddeutschen Klimabüro am GKSS-Forschungszentrums Geesthacht.

Im Sommer ist bis Ende des Jahrhunderts bundesweit mit der stärksten Erwärmung zu rechnen. Parallel können sommerliche Niederschläge und Windgeschwindigkeiten innerhalb dieses Jahrhunderts in allen Bundesländern deutlich abnehmen. Es zeichnet sich ab, dass sich dieser Trend am stärksten in Baden-Württemberg vollzieht, hier kann je nach Entwicklung der Treibhausgasemissionen die sommerliche Erwärmung bis Ende des Jahrhunderts zwischen 2,7 und 8,9°C liegen. Der Sommerniederschlag kann in diesem Bundesland zwischen 18 und 51% abnehmen. Geringere Windgeschwindigkeiten können die Belastung von Mensch und Umwelt durch sommerliche Hitze zusätzlich weiter verstärken. „Bereits jetzt wird beobachtet, dass wärmeliebende Arten zunehmen, darunter auch Krankheitsüberträger wie Zecken, die in immer höheren Lagen aufgefunden werden. Andererseits werden sich die Wintersportgebiete in den Mittelgebirgen, dem Schwarzwald und den tieferen Lagen der Alpen daran anpassen müssen, dass gute Wintersportbedingungen seltener werden“, so Dr. Hans Schipper vom Süddeutschen Klimabüro am Karlsruher Institut für Technologie.

Entstehung, Datengrundlage und Weiterentwicklung

Der Regionale Klimaatlas Deutschland ist ein gemeinsames Produkt der Regionalen Klimabüros in der Helmholtz-Gemeinschaft und wird fortlaufend aktualisiert und weiterentwickelt.

Grundlage des Regionalen Klimaatlas Deutschland sind für Deutschland verfügbare Klimarechnungen, die mit dynamischen regionalen Klimarechenmodellen durchgeführt wurden. Hierzu zählen bisher folgende Klimarechenmodelle: COSMO-CLM, das gemeinschaftliche regionale Klimarechenmodell von über 30 internationalen Forschungseinrichtungen, sowie REMO, das regionale Klimarechenmodell des Max-Planck-Instituts für Meteorologie und das regionale Klimarechenmodell des Schwedischen Wetterdienstes, RCAO. In die regionalen Klimarechenmodelle sind jeweils Szenarien unterschiedlicher Treibhausgaskonzentrationen eingegangen, die vom UN-Weltklimarat IPCC erstellt wurden. Bisher sind insgesamt 12 verschiedene Klimarechnungen in den Klimaatlas eingegangen. Die räumliche Auflösung der einzelnen Klimarechnungen liegt derzeit zwischen 50 und 10 km. Die Auswertung ist für jedes Bundesland gebietsmittelweise erfolgt.

Innerhalb der Helmholtz-Gemeinschaft widmen sich die vier Regionalen Klimabüros Fragestellungen zum Klimawandel auf regionaler Ebene. Mit dem Climate Service Center wird in der Helmholtz-Gemeinschaft das zentrale Service-Netzwerk für die bundesweite Klimaberatung aufgebaut.

Kontakt und weitere Informationen:

http://www.regionaler-klimaatlas.de
http://www.klimabuero.de
E-Mail: netzwerk@klimabuero.de

Norddeutsches Klimabüro, GKSS Forschungszentrum Geesthacht, Dr. Insa Meinke, Tel: 04152 / 87 1868, E-Mail: insa.meinke@gkss.de

Mitteldeutsches Klimabüro, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, Dr. Andreas Marx, Tel: 0341/2351074, E-Mail: andreas.marx@ufz.de

Süddeutsches Klimabüro, Karlsruher Institut für Technologie (KIT); Dr. Hans Schipper, Tel: 0721/6082831, E-Mail: schipper@kit.edu

Klimabüro für Polargebiete und Meeresspiegelanstieg, Alfred-Wegener Institut für Polar- und Meeres-forschung, Dr. Renate Treffeisen ,Tel: 0471/48312145, E-Mail: renate.treffeisen@awi.de

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit fast 28.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 16 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,0 Milliarden Euro die größte Wissenschafts-organisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
Weitere Informationen:
http://www.helmholtz.de
http://www.regionaler-klimaatlas.de
http://www.klimabuero.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Erstmals untersucht: Nachhaltigkeitsmanagement in der öffentlichen Verwaltung

Henning Zuehlsdorff, Presse und Kommunikation
Leuphana Universität Lüneburg

Das Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg hat in einer umfassenden Studie erstmals das Nachhaltigkeitsmanagement in der öffentlichen Verwaltung untersucht. „Die Studie skizziert Ansatzpunkte zur Beantwortung der Frage, wie öffentliche Einrichtungen mit Nachhaltigkeitsmanagement weit reichende Wirkungen für das Gemeinwohl erzielen können“, erläutert Prof. Dr. Stefan Schaltegger, Leiter des CSM an der Leuphana. Beauftragt wurde das Lüneburger Forschungszentrum vom Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung.
Die Studie gibt nicht nur eine strukturierte Übersicht, sie benennt auch Herausforderungen, Handlungsfelder und Methoden zur Gestaltung eines Nachhaltigkeitsmanagements. Prof. Dr. Schaltegger ist überzeugt: „Die öffentliche Verwaltung von Bund, Ländern und Kommunen kann Vorreiter und Vorbild in Sachen nachhaltiger Entwicklung sein.“ Zu den praktischen Beispielen für Methoden des Nachhaltigkeitsmanagements zählt etwa die Gestaltung einer nachhaltigkeitsgerechten Mobilität durch „klimaneutrale“ Dienstreisen, umweltfreundliche Fahrzeugflotten oder gar die Vermeidung oder Reduzierung von Reisen überhaupt.

Handlungspotenzial sehen die Wissenschaftler des CSM auch beim Neu- oder Umbau öffentlicher Gebäude, denn auf diesem Gebiet könnten Innovationen angeregt und neue Standards gesetzt werden. Das Gebäude des Umweltamtes in Dessau zeige beispielsweise, dass energieeffizientes Bauen im öffentlichen Sektor durchaus möglich ist. Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt für ein Nachhaltigkeitsmanagement findet sich im Bereich Personal. Angebote in der Weiterbildung oder Ziel- und Leistungsvereinbarungen sollten Ansporn und schließlich Wegbereiter für eine gemeinsame Wertvorstellung der Nachhaltigkeitskultur sein. Besonders wichtig dabei sei das Vorleben des Nachhaltigkeitsgedankens durch Führungspersonal (Leadership).

In dem rund 200 Seiten umfassenden Nachschlagewerk werden neben bereits in der öffentlichen Verwaltung implementierten Methoden auch Maßnahmen vorgestellt, die bisher vorwiegend aus der Praxis von Wirtschaftsunternehmen bekannt sind.

Die komplette Publikation „Nachhaltigkeitsmanagement in der öffentlichen Verwaltung. Herausforderungen, Handlungsfelder und Methoden“ steht auf der Internetseite des CSM unter http://www.leuphana.de/csm als Download zur Verfügung.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Das perfekte Hasen-Dinner

Eva Goris, Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung

Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert mehr Wildkräuter für Feldhasen
Der Speiseplan des Feldhasen ist heute weitgehend auf Weizenhalme, Raps und andere Kulturpflanzen beschränkt. Doch das perfekte Hasen-Dinner sieht anders aus: Ein bisschen Klee als Vorspeise, Wildkräuter an Fenchelgemüse mit Karotten als Hauptgang und als Nachtisch junge Halme vom Klatschmohn. „Feldhasen beginnen ihr Dinner in der Abenddämmerung und futtern am liebsten fetthaltige Kräuter“, sagt Andreas Kinser, Feldhasenexperte der Deutschen Wildtier Stiftung.

Doch das perfekte Hasen-Dinner wird heute nur noch selten aufgetischt. Denn das Angebot an Wildkräutern ist in der intensiv genutzten Agrarlandschaft dürftig. „Die Lebensbedingungen für Feldhasen haben sich seit dem Wegfall der Flächenstilllegung 2007 weiter verschlechtert“, bedauert Andreas Kinser. „Früher waren die Landwirte verpflichtet, einen Teil ihrer Ackerflächen brach fallen zu lassen, um Subventionen zu bekommen. Diese Flächen waren oft gute Rückzugräume für Wildpflanzen und Wildtiere. Heute wächst auf ehemaligen Brachen vorwiegend Mais für die überall entstehenden Biogasanlagen.“

Von der Flächenstilllegung hat nicht nur der Feldhase profitiert. „Bodenbrüter wie Rebhühner und Kiebitz, Insekten wie Schmetterlinge und Insektenjäger wie die Eulen finden auf Blüh-Streifen am Ackerrand und den Brachflächen Nahrung und Deckung“, so Kinser. Mit dem Wegfall der obligatorischen Flächenstilllegung ist die Vielfalt in unseren Agrarlandschaften weiter zurück gegangen. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert daher, Subventionen nicht per Gießkanne zu verteilen, sondern Naturschutz in der Landwirtschaft gezielt zu honorieren. „Dann hätten Brachen und Wildkräuter wieder eine Chance und der Tisch für das perfekte Hasen-Dinner wäre gedeckt.“

Rund um den Feldhasen dreht sich alles bei der „Fachtagung Feldhase“ der Universität Kassel am 19. und 20. März 2010. Andreas Kinser, Deutsche Wildtier Stiftung, spricht dort über die Frage „Was tun Feldhasen Nachts?“.

Weitere Informationen:
Eva Goris, Pressesprecherin, Billbrookdeich 216, 22113 Hamburg, Telefon 040 73339-1874, Fax 040 7330278, E.Goris@DeutscheWildtierStiftung.de, www.DeutscheWildtierStiftung.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Explosive Vulkane in der Tiefsee – Faszinierende 3-D-Bilder vom Meeresgrund zeigen Spuren bisher unbekannter Eruptionen –

Andreas Villwock, Pressestelle
Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, Kiel

Die Kapverdischen Inseln, eine kleine Inselgruppe mitten im Atlantik, sind durch vulkanische Aktivität entstanden, die bis heute andauert. Doch wie häufig und mit welcher Intensität dort Vulkane sogar tief unter der Wasseroberfläche ausbrechen, hat die Forscher des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) überrascht, als sie vom Forschungsschiff METEOR aus diese Prozesse untersuchten. Während der Expedition setzten die Wissenschaftler am Kieler Tiefseeroboter „ROV KIEL 6000“ erstmals auch eine Stereo-Kamera ein, die faszinierende 3-D-Bilder aus 3000 Metern Tiefe lieferte.
Die Koralle scheint aus dem Bildschirm zu wachsen, der erkaltete Lavastrom wirkt zum Greifen nah. Gestochen scharfe Stereobilder zeigen eine Welt, die für Menschen eigentlich unzugänglich ist: die Tiefsee rund um die Inselgruppe der Kapverden. Von Ende Dezember 2009 bis Anfang Februar 2010 haben Vulkanologen des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) dort vom Forschungsschiff METEOR aus die Entstehung und Entwicklung von Unterwasser-Vulkanen (Seamounts) untersucht. Als verlängerter Arm der Forscher am Meeresboden diente der kabelgesteuerte Tiefseeroboter ROV KIEL 6000. Neben den klassischen Foto- und Videokameras hatte er bei dieser Expedition eine neue Stereo-Kamera an Bord, die die faszinierenden Bilder vom Meeresgrund in drei Dimensionen lieferte. „Man bekommt einen ganz anderen, viel lebendigeren Eindruck von den Objekten, die man erforscht“, äußert sich Expeditionsleiter Dr. Thor Hansteen vom IFM-GEOMAR begeistert über die neue Technik.

Während der Reise haben die Kieler Vulkanologen die neun prominentesten Seamounts rund um die Kapverden untersucht. Drei junge Vulkane westlich und südwestlich der Kapverden wurden dabei erstmals direkt mit Hilfe des ROV KIEL 6000 beprobt und gefilmt. „Wir haben im Charles Darwin Vulkanfeld praktisch die Geburt einer Insel untersucht“, erklärt Dr. Hansteen, „zwei weitere Seamounts im Bereich Kapverden sind dagegen schon mehr als 1,5 km hoch gewachsen, und werden wahrscheinlich in ferner Zukunft die nächsten Kapverden-Inseln bilden“.

Bei den Untersuchungen stießen die Wissenschaftler auf ein überraschendes Phänomen. Denn wegen des hohen Drucks tritt Lava in der Tiefsee üblicherweise ruhig aus dem Meeresboden aus. Jetzt fanden die Vulkanologen Hinweise, dass in der Umgebung der Kapverdischen Inseln trotz Wassertiefen von bis zu 3500 Metern explosive Vulkanausbrüche gang und gäbe sind. Dieser Prozess und seine Auswirkungen auf die Umwelt konnten erstmals in größerem Maßstab dokumentiert werden. Abseits der eigentlichen Vulkane wurden zudem aus Tiefsee-Sedimenten mehr als dreißig Aschenlagen von vergangenen Vulkanausbrüchen geborgen, die den Wissenschaftlern bisher zum großen Teil unbekannt waren. „Die Aschelagen zeigen deutlich, dass auf den Kapverden in den vergangenen 300.000 Jahren mindestens alle 10.000 Jahre ein großer explosiver Vulkanausbruch stattgefunden hat – viel häufiger als bisher angenommen“, sagt Dr. Hansteen.

Ein zweiter Höhepunkt der Expedition waren die beeindruckenden Stereophotographien vom Meeresboden. Hierfür ergänzte das Technikerteam des IFM-GEOMAR das komplexe System des Tauchroboters mit zwei synchronisierten Kameras in speziellen Tiefseegehäusen. „Wir haben das Stereoverfahren für das Kapverdenprojekt entwickelt. Schon nach dem ersten Tauchgang war klar, dass das System für die Wissenschaft nutzbar ist und uns viele Möglichkeiten eröffnet“, berichtet Hannes Huusmann vom ROV-Team des IFM-GEOMAR. Kurz nach der Rückkehr des Forscherteams wurde damit begonnen, die Stereobildpaare in detaillierte dreidimensionale Modelle des aufgenommenen Meeresbodens umzurechnen. „Auf diese Weise kann man in Zukunft nach einer Expedition vom heimischen Instituts-Schreibtisch aus virtuell zum untersuchten Vulkan zurückkehren. Man kann in Ruhe über ihm schweben, die Landschaft auf natürliche Art und Weise betrachten und auf sich wirken lassen, um großräumige Zusammenhänge zu überblicken“, erklärt Huusmann das Potential der Technik. Auch an einer stereoskopischen Videovariante arbeite das Team bereits.
Weitere Informationen:
http://www.ifm-geomar.de Das Leibniz-Institut für Meereswissenschaften
http://www.ifm-geomar.de/go/rov Das ROV KIEL 6000

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Noch 100 Tage bis zur Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika

Peter Peetz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
GIGA German Institute of Global and Area Studies

Unter http://www.giga-hamburg.de/suedafrika bietet das GIGA schnellen Zugriff auf seine Südafrika-Expertise.
100 Tage vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika hat das GIGA seine Fachkompetenz zu Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Südafrika sowie übergreifend zu Fußball und Afrika auf einer Website zusammengestellt. Journalist(inn)en finden dort unter anderem eine Übersicht über die GIGA-Wissenschaftler(innen), die für Interviews zu Südafrika in Frage kommen, einschließlich Kontaktdaten und thematischer Kompetenz.

Die Seite bietet den Medien und der interessierten Öffentlichkeit direkten Zugang zu dem im GIGA vorhandenen Fachwissen. Zahlreiche Publikationen des Instituts können im Volltext heruntergeladen werden. Daneben finden sich Links zu einschlägigen Auswahlbibliographien und zu den Multimedia-Dokumentationen der Veranstaltungsreihe GIGA Forum (darin z.B. ein Audio-Mitschnitt des GIGA Forums „Das Ende des Regenbogens? Südafrika nach den Parlamentswahlen“ mit Botschafter Sonwabo Eddie Funde).

Die Website ist ab sofort online: http://www.giga-hamburg.de/suedafrika.

Kontakt:
Peter Peetz (Öffentlichkeitsarbeit)
E-Mail: peetz[at]giga-hamburg.de
Telefon: 040 – 42825-516

„Save the date!“
GIGA Forum „Fußball WM 2010 – Aufschwung für Südafrika?“ (in Kooperation mit InWEnt und Hamburg Fokus Südafrika): 24. März 2010, 18:00-19:30 Uhr.
Infos unter: http://www.giga-hamburg.de/giga-forum

Das GIGA German Institute of Global and Area Studies / Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg ist die größte deutsche und eine der größten europäischen Forschungseinrichtungen für Area Studies und Comparative Area Studies. Es untersucht die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung in Afrika, Asien, Lateinamerika und Nahost. Die Forschung beschäftigt sich außerdem mit interregionalen Verflechtungen und globalen Themen.
Weitere Informationen:
http://www.giga-hamburg.de/suedafrika – GIGA-Website zur WM in Südafrika
http://www.giga-hamburg.de/giga-forum – Veranstaltungsreihe GIGA Forum
http://www.giga-hamburg.de/iaa – GIGA Institut für Afrika-Studien
http://www.giga-hamburg.de/berlin – Berlin-Büro des GIGA
http://www.giga-hamburg.de – Homepage des GIGA

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Nature Geoscience: Überraschung in der Tiefsee

Albert Gerdes, Pressestelle
MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen

MARUM-Forscher veröffentlichen neue Erkenntnisse zum ozeanischen Kohlenstoffkreislauf

Zusammen mit Kollegen aus den USA haben die MARUM-Wissenschaftler Professor Dierk Hebbeln und Dr. Mahyar Mohtadi die Geschichte des Kohlendioxidaustausches zwischen Ozean und Atmosphäre erforscht. Meeresablagerungen aus dem östlichen Südpazifik lieferten dafür Daten, die den Zeitraum vom Ende der letzten Eiszeit bis heute abdecken. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie nun in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Nature Geoscience.
Das Weltmeer spielt im Kohlenstoffkreislauf eine überragende Rolle. So nimmt es etwa die Hälfte des vom Menschen verursachten Kohlendioxids auf und mildert damit den Treibhauseffekt. In anderen Epochen der Erdgeschichte, zum Beispiel gegen Ende der letzten Eiszeit, hat der Ozean dagegen verstärkt Kohlendioxid an die Atmosphäre abgegeben und damit zur Klimaerwärmung beigetragen. Einen solchen Fall haben die Bremer Meeresgeologen Prof. Dierk Hebbeln und Dr. Mahyar Mohtadi im östlichen Südpazifik untersucht. Dabei sind sie zu überraschenden Ergebnissen gekommen.

Bislang ging die Wissenschaft davon aus, dass das Kohlendioxid, das in der Schlussphase der letzten Eiszeit aus dem Ozean in die Atmosphäre entwich, mit einer ganz bestimmten Wasserschicht, dem Antarktischen Zwischenwasser, transportiert wurde. In diese Schicht wurde das Treibhausgas am Ende der letzten Eiszeit aus dem darunter liegenden Ozeanstockwerk, dem Antarktischen Tiefenwasser, eingespeist.

Um diese Annahme zu überprüfen, untersuchten die beiden MARUM-Wissenschaftler gemeinsam mit US-amerikanischen Kollegen einen Sedimentkern, der aus 1.000 Meter Wassertiefe stammt und vor der Küste Chiles gewonnen wurde. Die Lokation, an dem der Kern aus dem Meeresboden gestochen wurde, ist von besonderer Bedeutung. Hier nämlich speist der südliche Ozean Antarktisches Zwischenwasser in den Pazifik ein. Als die Bremer Geologen ihre Proben auswerteten, war die Überraschung perfekt: „Für die Annahme, dass das Kohlendioxid aus dem tiefen südlichen Ozean stammt und von dort in das Antarktische Zwischenwasser gelangte, konnten wir keine Belege finden“, sagt Prof. Dierk Hebbeln.

Die Ablagerungen vom Meeresboden enthalten Überreste von Kleinstlebewesen, sogenannte Foraminiferen. Diese nahmen das Forscherteam näher unter die Lupe. Denn die mikroskopisch kleinen Organismen haben zu ihren Lebzeiten Kohlenstoff aus dem Antarktischen Zwischenwasser aufgenommen und in ihre Kalkschalen eingebaut. Durch geochemische Analysen konnten die MARUM-Forscher feststellen, wie lange dieser Kohlenstoff schon von der Atmosphäre abgeschnitten im Tiefenwasser verweilte. Der Befund war eindeutig: „Die Foraminiferen müssen nacheiszeitlichen Kohlenstoff aus dem Antarktischen Zwischenwasser aufgenommen haben, sagt Dr. Mohtadi. „Er stammt jedenfalls nicht aus dem eiszeitlichen Reservoir. Dafür ist er nicht alt genug.“

Diese Ergebnisse für das Antarktische Zwischenwasser zeigen also, dass der tiefe südliche Ozean nicht die Quelle für den CO2-Anstieg in der Atmosphäre am Ende der letzten Eiszeit gewesen sein kann, wie Wissenschaftler bislang annahmen. „Unsere Daten zeigen, dass ein anderer Mechanismus dafür gesucht werden muss“, sagt. Dr. Mohtadi. „Welcher dafür infrage kommt, ist indes noch ungewiss. Es könnte sein, dass eine andere Wassermasse im Pazifik für den Austausch mit der Atmosphäre verantwortlich ist“.

Um das Rätsel zu lösen, haben sich die MARUM-Wissenschaftler bereits wieder auf die Suche begeben. Derzeit analysieren sie weitere Sedimente aus dem Ostpazifik vor der Küste Chiles. Zudem planen sie, auch Meeresablagerungen aus dem westlichen Pazifik zu untersuchen. So hoffen sie, in enger Kooperation mit Kollegen aus Chile und den USA, das Kohlendioxidrätsel im Pazifik schon bald aufklären zu können.
Weitere Informationen:
http://www.marum.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Jedes zweite Parteibuch in der CDU, der SPD und der Linken gehört über 60-Jährigen

Stefanie Hartmann, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Altersfragen

Politik und politische Institutionen in Deutschland bleiben von der Alterung der Bevölkerung nicht unbeeinflusst. Zur Bundestagswahl 2005 war ein knappes Drittel aller Wähler über 60 Jahre alt, noch 1990 war lediglich ein Viertel der Wähler in diesem Alter. Auch die Mitgliederstrukturen der Parteien, Gewerkschaften und andere Organisationen sind von der demografischen Alterung betroffen. So sind etwa die Hälfte aller Parteimitglieder der CDU, SPD und LINKEN älter als 60 Jahre.
Obwohl der Trend zum Alter in den politischen Organisationen wesentlich von der Alterung der Bevölkerung geprägt wird, sind demografische Prozesse nicht alleinige Ursache dieser Entwicklung. Ältere sind den institutionalisierten Formen politischer Partizipation stärker verbunden als jüngere Bevölkerungsschichten, wie ihre höhere Wahlbeteiligung, aber auch ihre überproportional häufige Mitgliedschaft in Parteien und Gewerkschaften zeigen.
Der vorliegende Report Altersdaten illustriert einzelne Aspekte politischer Partizipation älterer Menschen mit statistischen Daten, stellt den gegenwärtigen Stand differenziert nach Altersgruppen dar und darüber hinaus die Entwicklung über längere Zeiträume. Politische Partizipation wird dabei in zwei Komplexen abgebildet, zum einen in der Wahlbeteiligung und im Stimmverhalten Älterer und zum anderen im Anteil der Älteren in Institutionen wie Bundestag, Parteien und Gewerkschaften. Als ein gerade im Alter bedeutsamer Teil gesellschaftlicher Partizipation wurde die Zugehörigkeit zu Religionsgemeinschaften in den Report aufgenommen.

Aus dem Inhalt des Reports:
* Fast jeder dritte Wähler ist älter als 60 Jahre
* Bundestagsabgeordnete im höheren Alter unterrepräsentiert
* Alterung der Parteien ist ein Langzeittrend
* Auch Ältere sind gewerkschaftlich organisiert
* Anteil religiös gebundener Menschen nimmt mit dem Alter zu

Der Report ist eine Online-Publikation und steht unter der Rubrik „Statistische Reports“ bei http://www.gerostat.de zum kostenlosen Download bereit.

Kontakt:
Sonja Menning, Deutsches Zentrum für Altersfragen
Tel: +49 (30) 260 740 63
E-Mail: über Kontaktformular auf http://www.dza.de (unter Informationsdienste – GeroStat)

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Umweltforschung für Baden-Württemberg

Dr. Elisabeth Zuber-Knost, Stabsabteilung Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Anwendungsorientierte Projekte des Umweltforschungsprogramms BWPLUS – davon zwei mit KIT-Beteiligung – stehen im Mittelpunkt des 12. „Statuskolloquiums Umweltforschung Baden-Württemberg“ vom 24. bis 25. Februar 2010 am KIT-Campus Nord. Veranstalter ist der Projektträger Karlsruhe, Baden-Württemberg Programme (PTKA-BWP) im Karlsruher Institut für Technologie im Auftrag des Umweltministeriums Baden-Württemberg. Journalistinnen und Journalisten sowie die interessierte Öffentlichkeit sind herzlich eingeladen. Anmeldungen unter bwp@ptka.kit.edu
Am Mittwoch, 24. Februar, um 9.30 Uhr eröffnet Baden-Württembergs Umweltministerin Tanja Gönner zusammen mit KIT-Vizepräsident Dr. Alexander Kurz das Statuskolloquium im Fortbildungszentrum für Technik und Umwelt (FTU), Hermann-von-Helmholtz-Platz 1, KIT-Campus Nord. Dr. Kora Kristof vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH gibt einen aktuellen Überblick zum Thema „Ressourceneffizienz – Chancen für Umwelt und Wirtschaft, Herausforderung für Politik und Forschung“.

Im Mittelpunkt der zweitägigen Veranstaltung stehen dann 20 Beiträge zu laufenden und gerade beendeten Forschungsprojekten, die das Umweltministerium mit dem Förderprogramm BWPLUS (Baden-Württemberg Programm Lebensgrundlage Umwelt und ihre Sicherung) unterstützt. Unter den anwendungsorientierten Forschungsarbeiten aus den Themenbereichen „Klima und Umwelt“, „Lärm in der Umwelt“, „Flächenmanagement“, „Herausforderung Erdwärme“ sowie „Thermische Energiespeicher“ sind auch zwei Vorhaben mit KIT-Beteiligung.

Wissenschaftler des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung (IMK) des KIT präsentieren die neuesten Ergebnisse ihres deutschlandweit einmaligen „AERO-TRAM“-Projekts: Eine mit diversen Sensoren ausgestattete Straßenbahn der Verkehrsbetriebe Karlsruhe misst seit Dezember Wetterdaten wie Temperatur, Feuchtigkeit, Luftdruck und Wind sowie die gängigsten Schadstoffe und die Feinstaubkonzentration im Ballungsraum Karlsruhe. Jeden Tag passiert die Straßenbahn auf der gleichen Strecke Wälder, Felder, Industrieanlagen, Wohngebiete und die Autobahn.

Für das Wissenschaftlerteam des IMK um Professor Christoph Kottmeier und Dr. Rayk Rinke ist sie deshalb das optimale Fahrzeug, um die Luftverschmutzung eines Ballungsraums und deren Ursachen zu ergründen und differenzierter messen zu können. „Wir haben uns bewusst für diese Bahn entschieden, weil sie jeden Tag kontinuierlich die stets gleiche Strecke zu festen Zeiten fährt. Mit dem Auto als mobilem Labor ist eine solche Kontinuität nicht zu realisieren“, erklärt Rinke.

Darüber hinaus präsentieren KIT-Wissenschaftler des Fachgebiets Strömungsmaschinen der Fakultät für Maschinenbau aktuelle Ergebnisse des Projekts „StratiSorp“. Dr. Ferdinand Schmidt und Chirag Joshi arbeiten an einem neuartigen Schichtspeichersystem zur Effizienzsteigerung von Adsorptionswärmepumpen und -kältemaschinen. Mit Hilfe der neuen Technologie sollen die Geräte im Sommer als Kältemaschine die nicht benötigte Wärmeenergie aus thermischen Solarkollektoren für die Raumkühlung nutzen und im Winter als gasgetriebene Wärmepumpe betrieben werden können. Perspektivisch wollen die Wissenschaftler besonders wirtschaftliche Systeme für den Gebäudebestand entwickeln, die eine Sanierung zu einem auch in heißen Sommern komfortablen Niedrigenergiehaus ermöglichen.

Der Projektträger Karlsruhe (PTKA) am KIT ist Partner und Mitgestalter bei der Förderung wissenschaftlicher Forschung und technischer Entwicklung. Seine Kernaufgabe besteht darin, Auftraggeber bei der programmgebundenen Projektförderung und Verbreitung von Forschungsergebnissen zu unterstützen. Im Bereich „Baden-Württemberg Programme“ werden zum Beispiel für das Umweltministerium Baden-Württemberg und die Landesstiftung Baden-Württemberg Förderprogramme vorbereitet, umgesetzt und betreut.

Zum kompletten Programm des Statuskolloquiums: http://www.bwplus.fzk.de/kolloquium2010/bwp_programm_2010.pdf

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und staatliche Einrichtung des Landes Baden-Württemberg. Es nimmt sowohl die Mission einer Universität als auch die Mission eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft wahr. Das KIT verfolgt seine Aufgaben im Wissensdreieck Forschung – Lehre – Innovation.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: www.kit.edu

Das Foto steht in druckfähiger Qualität auf www.kit.edu zum Download bereit und kann angefordert werden unter: pressestelle@kit.edu oder +49 721 608-7414.

Weiterer Kontakt:

Jonas Moosmüller
Presse, Kommunikation und
Marketing
Tel.: +49 721 608-8120
Fax: +49 721 608-3658
E-Mail: jonas.moosmueller@kit.edu
Anhang
Umweltforschung für Baden-Württemberg:
http://idw-online.de/pages/de/attachment2189

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Biogas ins Erdgasnetz: Studie zeigt Möglichkeiten und Potenziale auf

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Die Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz wird als attraktive Option der energetischen Nutzung von Biomasse diskutiert. Wie hoch das Klimaschutzpotenzial der Biogaseinspeisung in Deutschland tatsächlich ist und wie technische, rechtliche und ökonomische Hemmnisse bei der Erzeugung, Aufbereitung, Einspeisung und Verteilung von Biogas über das Erdgasnetz abzubauen sind, zeigt der Abschlussbericht des vom BMBF geförderten Verbundprojekts „Biogaseinspeisung“. Abschlussbericht online: http://www.biogaseinspeisung.de/ergebnisse/bericht/.
Bei entsprechender Aufbereitung lässt sich Biogas in das vorhandene Erdgasnetz einspeisen. Das zu Biomethan veredelte Gas kann ohne Bedenken in allen Erdgasanwendungen eingesetzt werden, beispielsweise in stationären Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, an Tankstellen als Kraftstoff oder in häuslichen Anwendungen. Dies entkoppelt das Biomasseangebot von der Energienachfrage und hilft, einen deutlich größeren Anteil des Biomassepotenzials klimaschonend zu erschließen.

Um das Klimaschutzpotenzial der Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz realitätsnah zu evaluieren und Maßnahmen zu dessen Aktivierung abzuleiten, wurde im Rahmen eines BMBF-Verbundprojekts eine georeferenzierte Datenbank (GIS) entwickelt. Anhand dieser GIS-Applikation lassen sich erstmals Treihausgasemissionen (THG), die real verfügbaren Biomassepotenziale und die Kosten für deren Erschließung anlagenbezogen bilanzieren. Zudem sind Aussagen zum THG-Minderungspotenzial, zum Biogaspotenzial sowie zum nötigen Investitionsbedarf für ganze Regionen sowie Szenariorechnungen zur Entwicklung einer langfristigen Biomethan-Strategie ableitbar.

Für Deutschland beziffern die Autoren der Studie, ausgehend von einem theoretischen Biogaseinspeisepotenzial von 2,1 Mrd. m³ im Jahr 2020, das jährliche Treibhausgasminderungspotenzial – abhängig von der Nutzungsroute – auf 4 und 15 Mio. t CO2-Äquivalent. Gelingt es, das Potenzial von Wirtschaftsdünger als Substrat für Biogasanlagen zu erschließen, wozu die Autoren raten, steigt die erzeugbare Menge Biogas im Jahr 2020 auf 3,9 Mrd. m³ und das Klimaschutzpotenzial auf Werte zwischen 6 und 17 Mio. t CO2-Äquivalente.

Die Autoren kommen zudem zu dem Ergebnis, dass infrastrukturelle Hemmnisse bei der Erschließung des deutschlandweiten Biogaspotenzials nach heutigem Kenntnisstand nicht existieren, bzw. durch sorgfältige und detaillierte Planung grundsätzlich zu überwinden sind.

Abschlussbericht: http://www.biogaseinspeisung.de/ergebnisse/bericht/

An der Studie beteiligte Projektpartner:
Fraunhofer UMSICHT, Oberhausen (Projektkoordination)
Alta4 Geoinformatik AG, Trier
Ruhr-Universität Bochum, Institut für Berg- und Energierecht, Bochum
E.ON Ruhrgas AG, Essen
Hochschule Magdeburg, FB Wasserwirtschaft, Madgeburg
Institut für Energetik und Umwelt gGmbH, Leipzig
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH, Wuppertal

Kontakt:
Fraunhofer-Institut für Umwelt-,
Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT
Osterfelder Straße 3
46047 Oberhausen

Telefon: 02 08/85 98-0
Telefax: 02 08/85 98-12 90
E-Mail: info@umsicht.fraunhofer.de
Internet: www.umsicht.fraunhofer.de

Fachansprechpartner:
Dipl.-Ing. Wolfgang Urban
Energieanlagentechnik
Telefon +49 2 08/85 98-11 24
wolfgang.urban@umsicht.fraunhofer.de

Fraunhofer UMSICHT entwickelt industrienahe Verfahrenstechnik.

In den Bereichen Umwelt-, Werkstoff-, Prozess- und Energietechnik will Fraunhofer UMSICHT nachhaltiges Wirtschaften, umweltschonende Technologien und innovatives Verhalten voranbringen, um die Lebensqualität der Menschen zu verbessern und die Innovationsfähigkeit der heimi-schen Wirtschaft zu fördern.

Das Institut erwirtschaftete im Jahr 2009 mit einer Belegschaft von 331 Personen einen Umsatz von 21 Millionen EUR.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Der Seife auf den Leim gegangen

Barbara Abrell, Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Seifen und andere Detergenzien wirken in Nano-Emulsionen offenbar anders als bislang angenommen
Impfstoffe, medizinische Sprays, möglicherweise aber auch Cremes oder Salben müssen künftig vielleicht neu gemischt werden. Denn die Substanzen, die diese Emulsionen stabilisieren, wirken entweder kaum oder anders als seit gut 100 Jahren gedacht. Physiker des Max-Planck-Instituts für Metallforschung haben festgestellt, dass Tröpfchen in Nano-Emulsionen wie etwa in Impfstoff-Zubereitungen kaum von Detergenzien eingehüllt werden. Detergenzien, zu denen auch Seife gehört, werden Emulsionen zugesetzt, um Öltröpfchen in einer wässrigen Umgebung zu stabilisieren. Sie bestehen aus einem öllöslichen und einem wasserlöslichen Teil und sollen zwischen den beiden Flüssigkeiten vermitteln, indem sie die Oberflächenspannung zwischen ihnen herabsetzen. Das tun sie aber zumindest in Emulsionen mit nanoskopischen Tröpfchen längst nicht so effektiv wie bislang angenommen.

Man darf nicht alles glauben, was in Lehrbüchern steht. Das muss Sylvie Roke, Leiterin einer Max-Planck Forschergruppe am Max-Planck-Institut für Metallforschung, derzeit immer wieder Studenten, aber auch erfahrenen Kollegen erklären. Seit 100 Jahren vermitteln physikalische Lehrbücher ein Bild von stabilen Emulsionen, das zwar einleuchtet, aber offenbar falsch ist: Demnach setzten sich die gleichermaßen öl- wie wasserlöslichen Moleküle einer Seife auf die Oberflächen der winzigen Öltröpfchen, die in einer wässrigen Umgebung schweben. Auf diese Weise reduziere die Seife die Oberflächenspannung des Wassers und stabilisiere die Emulsionen. Doch diese Vermittler-Rolle erfüllen die Seifen-Moleküle in viel geringerem Maße als bislang gedacht, wie Sylvie Roke und ihre Mitarbeiter jetzt festgestellt haben.

Die Physikerin hat eine Methode entwickelt, um gezielt den molekularen Aufbau von Kolloid-Oberflächen zu untersuchen – dazu gehören auch Öltröpfchen in einer Emulsion. Diese Methode heißt Schwingungs-Summen-Frequenz-Spektroskopie und ermittelt aus charakteristischen Schwingungen der Oberflächen-Moleküle nicht nur, welche Substanzen auf den Öltröpfchen sitzen, sondern auch in welchen Mengen. Auf diese Weise hat das Team von Sylvie Roke verschiedene Mischungen aus Wasser, Öl und Natriumdodecylsulfat (NDS) – einem gängigen Detergenz in Shampoos und Cremes – untersucht. Die Flüssigkeiten mischen die Forscher so gut, dass die Öltröpfchen keine 100 Nanometer mehr messen. Und wie sie festgestellt haben, umgeben sich die Öltröpfchen nur mit wenigen NDS-Molekülen. Das ändert sich auch kaum, selbst wenn die Forscher die NDS-Konzentration in der Mischung drastisch erhöhen.

Aus der Menge der NDS-Moleküle auf den Öltröpfchen berechneten die Physiker, wie stark das Detergenz die Oberflächenspannung zwischen Wasser und Öl reduziert. „Der Effekt ist marginal und fällt viel geringer aus als in planaren Systemen“, sagt Sylvie Roke. Als planares System bezeichnet die Physikerin eine Mischung, in der sich Öl über eine Seifenlösung schichtet. An solchen Schichtsystemen hatten Forscher vor gut 100 Jahren untersucht, wie Seife die Oberflächenspannung zwischen Öl und Wasser senkt: Die Seifenmoleküle ordnen sich an der Grenze der beiden Flüssigkeiten so an, dass ihr wasserlöslicher Kopf im Wasser steckt und der öllösliche Schwanz ins Öl ragt.

Um den Aufbau von Emulsionen, in denen sich das Öl im Wasser tropfenförmig verteilt, zu untersuchen, fehlte bis vor kurzem eine geeignete Methode. Also schlossen die Physiker aus den Untersuchungen, die sie vor 100 Jahren an Schichtsystemen machten, auf Emulsionen: Darin werde ein Detergenz sicherlich genauso verhindern, dass sich Öl und Wasser trennen. „Selbst die Gutachter unserer Ergebnisse hielten daran fest und lehnten unsere Arbeit mehrmals ab“, sagt Roke: „Aber ich bin mir sicher, dass wir die Lehrbücher ändern müssen.“ Sie geht sogar davon aus, dass Chemiker in Berechnungen schon mehrfach Hinweise gefunden haben, die der etablierten Theorie widersprechen: „Aber wahrscheinlich haben sie ihren Ergebnissen nicht getraut“, so Roke. Nun hat sie nach Vorträgen auf Konferenzen von Kollegen aber auch schon gehört, die Ergebnisse könnten erklären, warum die eignen Experimente nicht funktionieren.

Jetzt wollen sie und ihre Mitarbeiter herausfinden, was Nano-Emulsionen, die in der Medizin oft Anwendung finden, tatsächlich stabilisiert. „Vielleicht brauchen wir dafür gar kein Detergenz“, sagt Sylvie Roke: „Die Seife könnte aber auch einfach nur anders wirken als bislang gedacht.“ Und das möglicherweise nicht nur in Nano-Emulsionen. Um das zu prüfen, werden die Forscher auch Emulsionen mit größeren Tröpfchen – also zum Beispiel Cremes und Salben – mit ihrer Methode inspizieren. „Wir haben uns sogar einen Trick überlegt, um die Wirkung von Spülmittel zu untersuchen“, sagt Roke: „Ob das klappt, wissen wir aber noch nicht.“

Weitere Informationen erhalten Sie von:

Dr. Sylvie Roke
Max-Planck-Institut für Metallforschung, Stuttgart
Tel.: 0160 9016 4659
E-Mail: roke@mf.mpg.de
Weitere Informationen:
http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/multimedial/mpForschung/2009/heft04/pdf34.pdf

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Gründung der Allianz für Umweltforschung AllEnvi in Frankreich

Marie de Chalup, Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Am 9. Februar 2010 haben sich 12 französische Forschungseinrichtungen zu einer Allianz für „Wasser, Klima, Ernährung und Gebiete“ – AllEnvi – zusammengeschlossen. AllEnvi ergänzt somit die Schwerpunkte der französischen Forschungs- und Innovationsstrategie (SNRI), die bereit von den Allianzen Aviesan, Ancre und Allistene abgedeckt werden [1]. Ziel der AllEnvi-Allianz ist es, zur wissenschaftlichen und technologischen Weiterentwicklung Frankreichs, aber auch der Europäischen Union auf dem Gebiet der Umweltwissenschaft beizutragen.
Die AllEnvi bündelt die 12 folgenden Forschungseinrichtungen:

o BRGM: Organisation für geologische- und Bergwerksforschung
o CEA: Behörde für Atomenergie und alternative Energien
o CEMAGREF: Französisches Zentrum für Landmaschinenwesen, Agrartechnik, Gewässer und Forstwesen
o CIRAD: Zentrum für internationale Zusammenarbeit in der Agrarforschung für Drittländer
o CNRS: Französisches Zentrum für wissenschaftliche Forschung
o CPU: Hochschulrektorenkonferenz
o IFREMER: Französisches Forschungsinstitut zur Nutzung der Meere
o INRA: Französisches Zentrum für Agrarforschung
o IRD: Forschungsinstitut für Entwicklung
o LCPC: Zentrallaboratorium für Brücken- und Straßenbau (ENPC)
o Météo France: Französischer Wetterdienst
o MNHN: Nationales Naturkundemuseum

Die AllEnvi-Allianz soll eine bessere Synergie zwischen den verschiedenen Akteuren für die Forschungsthemen „Wasser, Klima, Ernährung und Gebiete“ in Frankreich ermöglichen. Lediglich mit einer starken und koordinierten Forschung könnte die Menschheit die Herausforderungen in den Bereichen Klima, Umwelt und Energie meistern.

Die Schwerpunkte der neu gegründeten Allianz sind:

o Beobachtung und Erforschung der Umwelt sowie deren Modellierung auf allen Ebenen und für große Zeiträume
o systemische Forschung mit der Studie der Lebensprozesse und deren Wechselwirkung mit dem Umfeld und den Aktivitäten des Menschen
o Innovation und Engineering in den Bereichen Wasser, biologische Vielfalt, Ernährung, Landwirtschaft, Meer und Raumplanung
o eine bessere Berücksichtigung von naturbedingten Risiken und Umweltentwicklung
o Ausbildung und Weitergabe des Wissens

Zur Erarbeitung einer gemeinsamen wissenschaftlichen Programmgestaltung werden thematische Querschnittsarbeitsgruppen eingerichtet. Vorgesehen ist auch die Teilnahme von anderen Mitgliedern an der AllEnvi-Allianz, z.B. von in diesen Bereichen tätigen staatlichen Behörden. An der Leitung der AllEnvi-Allianz sind alle zwölf Organisationen beteiligt.

– [1] Aviesan: Französische Allianz für Lebenswissenschaft und Gesundheitswesen
Ancre: Französische Allianz zur Koordinierung der Energieforschung
Allistene: Allianz für Digitaltechnologien und -wissenschaft

– Weitere Informationen: Gründung einer französischen Allianz für Umwelt- und Klimaforschung – Wissenschaft Frankreich 175 – 20.01.2010 – http://www.wissenschaft-frankreich.de/publikationen/wissenschaft_frankreich/nummer/files/175.htm#2

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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DOG: Ohne Brille gegen Altersweitsichtigkeit

Anna Julia Voormann, Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

Lasern der Linse bewährt sich im Test als dauerhafte Therapie

München – Das Problem beginnt schon im mittleren Alter und zeigt sich zum Beispiel beim Lesen: Zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr erfassen die Augen der meisten Menschen nahe Ziele nicht mehr scharf. Ursache dieser Altersweitsichtigkeit oder Presbyopie ist die nachlassende Flexibilität der Linse. Zwar gleicht eine Lesebrille die verlorene Nahanpassung des Auges aus. Wiederherstellen lässt sich die eingebüßte Sehkraft aber bislang nicht.
Ein neues Laserverfahren kann nun die Elastizität der Linse wieder erhöhen, wie die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) betont. Bisher noch in der experimentellen Phase, lässt dies erstmals auf eine ursächliche Therapie der Altersweitsichtigkeit hoffen.

Hauptursache der Presbyopie ist die zunehmende Verhärtung des Linsengewebes. Die Linse kann sich dadurch nicht mehr ausreichend abkugeln, um Gesehenes auf die Mitte der Netzhaut zu projizieren. „Dadurch rücken jene Objekte, die das Auge gerade noch fokussieren kann, mit steigendem Alter immer weiter in die Ferne“, erläutert DOG-Mitglied Professor Dr. rer.nat. Holger Lubatschowski vom Laser Zentrum Hannover. „Angesichts der älter werdenden Bevölkerung betrifft dieses Problem zukünftig immer mehr Menschen“, gibt Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Mediensprecher der DOG zu bedenken. Zwar ermöglichen neben der Lesebrille seit einigen Jahren auch implantierbare Kunstlinsen das Fokussieren auf nahe Gegenstände. Aber die Elastizität der natürlichen Linse ließ sich bislang nicht steigern.

Dies ändert jetzt der Femtosekunden-Laser (fs-Laser). Dessen ultrakurze Pulse nutzen Augenmediziner schon seit Jahren dazu, die Brechkraft der Hornhaut zu verändern. „Bei der neuen fs-Lentotomie schneidet der Laser gezielt feinste dreidimensionale Muster in die Linse“, sagt Professor Lubatschowski. „Die dadurch erzeugten Gleitebenen sollen die Elastizität erhöhen, so dass sich das Auge wieder dynamisch auf nahe Ziele einstellen kann.“ Ein Team um Professor Lubatschowski prüfte das Verfahren zunächst an mehr als 40 menschlichen Autopsielinsen unterschiedlichen Alters. Bei zwei Drittel der Linsen stieg die Flexibilität, bei fast der Hälfte sogar um über 30 Prozent.

Zunächst waren unmittelbar nach dem Eingriff sowohl die vom Laser erzeugten Gasbläschen als auch die Schnittmuster im Linsengewebe sichtbar. Aber die Bläschen verschwanden binnen Stunden vollständig. Im Tiermodell am Kaninchen blichen die Schnittstrukturen während der folgenden Monate weitgehend aus. Inwieweit die noch verbleibenden geringen Spuren die Sehqualität beeinträchtigen, lässt sich derzeit nicht abschließend beurteilen. Bis das Verfahren zum Einsatz kommen kann, sind noch umfassende Studien nötig.

Abseits der Schnitte fanden die Forscher keinerlei verändertes Gewebe. Damit sei eine Trübung der Linse äußerst unwahrscheinlich, betonen sie. „Diese Resultate sind sehr vielversprechend“, bilanziert Professor Ohrloff, Direktor der Universitätsaugenklinik Frankfurt am Main „die fs-Lentotomie könnte erstmals eine Therapie der Presbyopie darstellen, die Altersweitsichtigkeit bei der Ursache angreift“.

Quelle:
Lubatschowski, H.; Schumacher, S.; Wegener, A.; Fromm, M.; Oberheide,U.; Hoffmann, H.; Gerten, G.: Lentotomie mittels fs-Laserpulsen: Behandlung der Presbyopie durch Erzeugen von Gleitebenen in der Linse.
Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde 2009; 226: S. 984-990

Die DOG (Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft) ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 5.700 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, untersuchen und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg, ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.

Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)
Pressestelle
Anna Julia Voormann
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931 552
Telefax: 0711 8931 167
voormann@medizinkommunikation.org
http://www.dog.org

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Uni Kassel: Sorptionsspeicheranlage könnte die Beheizung und Kühlung von Passiv- und Niedrigenergiehäusern bald revolutionieren

Christine Mandel, Abt. Kommunikation und Internationales
Universität Kassel

Kassel. Das Fachgebiet Solar- und Anlagentechnik im Fachbereich Maschinenbau der Universität hat ein Sorptionsspeichersystem entwickelt, das auf chemischem Wege unter Ausnutzung und Speicherung von Sonnenenergie die Raumluft je nach Bedarf erwärmt oder kühlt, mit weniger Energieaufwand und geringerem Ausstoß klimaschädlichen Kohlendioxids als bei herkömmlichen Heizungsanlagen.
Die Wissenschaftler haben sich diese Erfindung zweifach patentieren lassen. Bis 2013 wird diese Arbeit vom Bundesministerium für Forschung und Entwicklung mit 680.000 Euro gefördert. Sie ist Teil des bundesweiten Klimzug-Projekts des Bundesministeriums für Forschung und Entwicklung, das Strategien gegen den Klimawandel sucht.

Die Beheizung von Niedrigenergie- und Passivhäusern wird oft durch die Kraft der Sonne unterstützt. Sonnenkollektoren auf den Hausdächern erhitzen Wasser, das seine Wärme wiederum an die Raumluft abgibt. Damit kann bis zu einem Drittel des Wärmebedarfs eines Einfamilienhauses für Trinkwarmwasser und Raumheizung abgedeckt werden. Das Problem dabei: Im Sommer scheint die Sonne so häufig, dass ein Großteil ihrer Energie ungenutzt verpufft. Im Winter, wo gerade viel Wärme benötigt wird, scheint die Sonne wenig. Bisher gab es keinen Weg, die von den Kollektoren erzeugte thermische Energie für den Winter zu speichern. Denn selbst bei sorgfältigster Isolierung eines Speichertanks wird das von der Sonne erhitzte Wasser nach relativ kurzer Zeit kalt. Die Erwärmung der Raumluft muss daher mit stromhungrigen Wärmepumpen oder elektrischen Heizstäben verstärkt werden.

Sonnenenergie wird mittels Sorptionsspeicheranlage chemisch gespeichert
Für dieses Problem haben die Kasseler Forscher des von Professor Dr. Klaus Vajen geleiteten Fachgebiets Solar- und Anlagentechnik unter Federführung des Diplom-Ingenieurs und Doktoranden Roland Heinzen eine Lösung gefunden: Die Sonnenenergie wird mittels einer Sorptionsspeicheranlage chemisch gespeichert. Das geschieht mittels eines an der Universität entwickelten, neuartigen Absorbers, in dem ein Energieaustausch zwischen durchströmender Raumluft und einer Salz-Wasser-Lösung stattfindet. Die so erhitzte Luft gibt ihre Wärme dann mittels eines Wärmetauschers an den Zuluftkanal des Hauses ab.

Die Forscher machen sich dabei zwei, an sich einfache, Prinzipien zunutze. Wird der Luft Feuchtigkeit entzogen, so verwandelt sich der in der Luft enthaltene Wasserdampf in Wasser. Bei diesem Übergang vom gasförmigen in den flüssigen Zustand (Kondensation) wird Energie frei. Die Luft wird wärmer. Verdunstet Wasser dagegen, so wird dabei Energie verbraucht. Die Luft kühlt ab. Die Wissenschaftler entziehen in dem Absorber der Raumluft mithilfe einer hochprozentigen Lithiumchlorid-Salzlösung die Feuchtigkeit. Dadurch wird die Lösung natürlich immer wässriger, ihr Vermögen, mittels Kondensation die Luft zu erwärmen, lässt nach. Deshalb wird der Salzlösung mithilfe der von den Sonnenkollektoren erzeugten warmen Luft in einem so genannten Regenerator wieder das Wasser entzogen. Danach kann sie von neuem Wärme „erzeugen“. So wird die Sonnenenergie verlustfrei in einem stetigen Kreislauf in der Salzlösung gespeichert.

Der neu entwickelte Absorber ist nach den Worten von Heinzen in der Lage, die Lufttemperatur um bis zu 10° Celsius zu erhöhen. Es sei mit der Neukonstruktion gelungen, den Wirkungsgrad gegenüber herkömmlichen Anlagen deutlich zu erhöhen, sagt der Wissenschaftler. Das gelingt mit einem ausgeklügelten System: In einem Kunststoffkasten, den die zu erwärmende Luft durchströmt, werden 50 mit High-Tech-Textilien bespannte Rahmen dicht an dicht nebeneinander gesetzt und dann von oben mit einem Kanalsystem mit Salzlösung benetzt. Das muss variabel geschehen. Denn zum Heizen braucht der Absorber wenig Salzlösung. Als Klimaanlage mit vorgeschaltetem Verdunstungskühler für die heißen Tage benötigt er einen richtigen Schwall Salzwasser. Die Architektur ähnele dem Versuch, „einen einzigen Wassertropfen auf einer ganzen Tischplatte zu verteilen“, sagt Heinzen, der seit vier Jahren an dem Thema forscht und vor zwei Jahren die Firma fSave-Solartechnik als Ausgründung der Universität mit aufgebaut hat. Der Absorber ist nicht nur sehr kompakt und wirkungsstark. Er gebe auch kein Salz an die Raumluft ab, was bei herkömmlichen Anlagen selten zu vermeiden sei, sagt der Wissenschaftler.

Die neuartige Sorptionsspeicheranlage wird in das Abluft- und Zuluft-System des Hauses integriert. Um dem Hausherrn Platz zu sparen, haben die Forscher einen Zweiphasen-Speicher entwickelt: Hoch- und niedrigprozentige Salzlösung aus dem Wärmekreislauf finden in einem einzigen, etwa vier Kubikmeter fassenden Kunststoffbehälter Platz. Die Flüssigkeiten sind in dem Tank durch eine Membran getrennt.

Bis zur Marktreife der Anlage, die dieses Jahr erst im Labor des Fachgebiets getestet wird, ist noch ein weiter Weg. Man habe ein Unternehmen aus der Region gefunden, das einen weiteren Prototyp bauen will, sagt Heinzen. Der Absorber soll dann im Rahmen eines Feldtests in der Außenstelle Witzenhausen der Universität Kassel unter anderem zum Trocknen von Heilkräutern und Obst eingesetzt werden. Danach werde man eine größere Sorptionsspeicheranlage auf der Staatsdomäne Frankenhausen bauen, kündigt der Wissenschaftler an.

Info
Prof. Dr. Klaus Vajen
Dipl.-Ing. Roland Heinzen
tel: (0561) 804 3891/2675
fax: (0561) 804 3993
vajen@uni-kassel.de
heinzen@uni-kassel.de
Universität Kassel
Fachbereich Maschinenbau
Fachgebiet Solar- und Anlagentechnik

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Vom Faulpelz zum Draufgänger – Hechte verhalten sich nicht immer arttypisch

Gesine Wiemer, Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Gibt es in einem See so viele Hechte, dass das Nahrungsangebot knapp ist, ist es ein Vorteil, wenn sich nicht alle Individuen arttypisch verhalten. Die Pioniere unter den Hechten haben genauso gute Chancen wir ihre konservativen Artgenossen.
In der Berufswelt gibt es viele Strategien, um zum Ziel zu gelangen. Während sich die einen durch Beständigkeit behaupten, trumpfen andere mit ihrem Charisma auf. Bis jetzt ist weitgehend ungeklärt, ob auch bei niederen Wirbeltieren, wie Fischen, unterschiedliche Verhaltensweisen innerhalb einer Art vergleichbare Folgen für das Überleben und den Fortpflanzungserfolg haben. Forscher am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben nun herausgefunden, dass der Raubfisch Hecht in der Lage ist, bei mangelndem Nahrungsangebot alte Gewohnheiten aufzugeben. Ein Team von Freilandfischökologen beobachtete drei unterschiedliche Verhaltenstypen innerhalb einer Hechtpopulation in einem Brandenburger See. Sowohl „faules“ Verhalten als auch eine „draufgängerische“ Lebensweise führten zu ähnlichem Körperwachstum der einzelnen Individuen. Veränderliche Lebensweisen sind ein Schlüsselprinzip, mit dem Fische auf steigende innerartliche Konkurrenz reagieren und so ihr Überleben sichern.

Normalerweise ist der Hecht (Esox lucius L.) ein geduldiger „Faulpelz“. Als Lauerräuber verbringt er seine Zeit am liebsten in von Schilf bewachsenen Uferzonen und wartet, bis ein Beutefisch vorbeikommt. Große Schwimmaktivitäten im offenen Gewässer meidet er für gewöhnlich, so die Lehrbuchmeinung. In dem 25 Hektar umfassenden „Kleiner Döllnsee“ im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin hat eine Arbeitsgruppe um den Juniorprofessor Robert Arlinghaus nun zwei weitere, völlig andere Charaktere in ungewöhnlichen Lebensräumen beobachtet.

Ermöglicht wurde die Untersuchung durch den Einsatz moderner Fischortungstechnologie. Insgesamt 20 Tiere wurde mit Peilsendern ausgestattet und ihre Position im Gewässer wiederholt über ein GPS-Gerät bestimmt. Über den Zeitraum von drei Monaten wurde jeder „Proband“ einmal in der Woche alle drei Stunden je Tag mindestens einmal geortet. Die Aufenthaltsplätze geben Aufschluss über die Betriebsamkeit, Aktivität und Wahl der Lebensräume: Je öfter die Jäger ihren Standpunkt verändern und je weiter sie sich auf den offenen See hinauswagen, umso aktiver und risikofreudiger sind sie. Denn Hechte, die ihren Unterschlupf im Uferbereich verlassen, laufen Gefahr, kannibalistischen Attacken anderer Konkurrenten zum Opfer zu fallen.

Die Forscher konnten in der natürlichen Hechtpopulation eine erstaunliche Vielfalt von bisher unbekannten Verhaltenstypen feststellen: Der klassische „Schilf-Typ“ verbringt die meiste Zeit bewegungslos im Röhricht. Ein aktiverer Artgenosse ist der „Unterwasserpflanzentyp“. Dieser hält sich in tieferen Ufergebieten auf, bleibt aber häufig in der Nähe von Unterwasserpflanzenbeständen, die Schutz- und Jagdrevier sind. Gänzlich abweichende Aktionsmuster zeigt der „Opportunist“. Vertreter dieser Gruppe wagen sich zur Jagd auf das offene Wasser, nutzen aber meist die sichere Nacht. Die letztgenannte Strategie wurde vermehrt im späteren Verlauf des Jahres an den Tag gelegt, als die Verfügbarkeit von Nahrung im Untersuchungsgewässer immer stärker abnahm. Als regsamere Räuber verbrauchen die Opportunisten im Vergleich zu ihren Mitstreitern aber die meiste Energie. Stellt diese Strategie also ein Nachteil für den Hinterhaltsräuber Hecht dar? Hat er doch in der Entwicklungsgeschichte eine Reihe von Merkmalen ausgebildet, die dem Fisch zwar explosive Attacken, aber kein effizientes Dauerschwimmen ermöglichen.

Die IGB-Wissenschaftler konnten in ihrer Studie überraschender Weise feststellen, dass auch eine radikale Änderung der typischen Lebensweise zu mehr Aktivität insgesamt keine Nachteile für die anpassungswilligen Individuen nach sich zog. Ein für die aktiveren Tiere gesteigerter Energiebedarf bei der Jagd wird vermutlich durch einen höheren Beuteerfolg wieder wettgemacht. Insgesamt zeigen die Tiere aller Verhaltenstypen identische Wachstumsleistungen. Das ist von wesentlicher Bedeutung, da die Körperlänge bei Hechten eng mit der Überlebenswahrscheinlichkeit und der Fruchtbarkeit zusammenhängt. Die Antwort der Hechte auf knappe Ressourcen ist damit klar: Vielfalt statt Einfalt – ein cleveres Prinzip, nicht nur für Fische.

Die beschriebenen Erkenntnisse sind publiziert als KOBLER A., T. KLEFOTH, T. MEHNER, R. ARLINGHAUS. 2009. Co-existence of behavioural types in an aquatic top predator: a response to resource limitation? Oecologia, 161, 837-847.

Wissenschaftskontakt:
Prof. Dr. Robert Arlinghaus
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
Phone +49-(0)30-64181-653
Fax +49-(0)30-64181-750
E-Mail: arlinghaus@igb-berlin.de
Weitere Informationen:
http://www.adaptfish.igb-berlin.de
http://www.igb-berlin.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Spurenstoffe im Wasserkreislauf

Dr.-Ing. Bodo Weigert, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
KompetenzZentrum Wasser Berlin gGmbH (KWB)

Internationale Konferenz in Berlin zu Risiken und Vermeidungsstrategien von Arzneimittelrückständen und hormonaktiven Substanzen im Wasser.
Zusammen mit Veolia Environnement aus Paris organisiert das Kompetenzzentrum Wasser Berlin am 10.2.2010 in Berlin eine internationale Konferenz zu „hormonaktiven Substanzen und Arzneimittelwirkstoffen im Wasserkreislauf“.
Die Konferenz hat das Ziel, nach mittlerweile 20 Jahren internationaler Forschung eine Bestandsaufnahme zu liefern.
Welche Risiken lassen sich derzeit für Gewässerorganismen und den Menschen darstellen? Welche technischen Lösungen oder Vermeidungsstrategien sind schon verfügbar oder werden gerade entwickelt, um die Emission von solchen Spurenstoffen in die Umwelt zu vermeiden? Was sagen die Gesetzgeber zu diesem Thema?
Bis heute lässt sich immer noch schwer einschätzen, ob und welche Risiken von diesen in sehr niedrigen Konzentrationen auftretenden meist nicht toxischen Stoffen tatsächlich auf Umwelt und Mensch ausgehen. Im Rahmen der Konferenz werden Wasserfachleute genau solche Fragen aufgreifen und technische Lösungen der weitergehenden Abwasserbehandlung und Trinkwasseraufbereitung diskutieren.
Von 16:30 – 17:30 Uhr wird der Wissenschaftsjournalist Ingolf Baur in einer Podiumsdiskussion zusammen mit Vertretern des Umweltbundesamts, dem Europäischen Wasser- und Abwasserverband EUREAU sowie Wasserwissenschaftlern einen Ausblick hinsichtlich zu erwartender gesetzlicher Vorgaben und weiteren Forschungsbedarf entwickeln.

Die gemeinnützige GmbH Kompetenzzentrum Wasser Berlin ist eine Wasserforschungseinrichtung, die mehrheitlich vom Dienstleistungsunternehmen Veolia Wasser gemeinsam mit den Berliner Wasserbetrieben und der TSB Technologiestiftung Berlin getragen wird. Veolia Wasser gehört zu dem internationalen Umweltdienstleister Veolia Environnement und ist als privatwirtschaftlicher Partner an den Berliner Wasserbetrieben beteiligt.
Weitere Informationen:
http://www.kompetenz-wasser.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Germanophobie in der Schweiz

Dr. Paul Stoop, Informations- und Kommunikationsreferat
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

WZB-Studie zeigt: Bildung schützt nicht vor Fremdenfeindlichkeit
Deutsche, die in der Schweiz Wohnung und Arbeit gefunden haben, sind nicht sonderlich beliebt. Immer wieder gibt es Debatten in den Schweizer Medien, in denen die Angst vor einer deutschen Übermacht thematisiert wird. Marc Helbling, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), hat jetzt die Hintergründe der Germanophobie untersucht, die nicht nur ein Medienphänomen ist.

Ressentiments gegen die gut ausgebildeten Deutschen, die seit Ende der 1990er Jahre in großer Zahl in die Schweiz eingewandert sind, waren bisher noch nicht sozialwissenschaftlich erforscht. In der Studie „Why Swiss-Germans dislike Germans“ von Marc Helbling steht die Stadt Zürich im Mittelpunkt, in der über 26.000 der 330.000 Einwohner aus Deutschland stammen; sie stellen damit die größte Gruppe der Einwanderer. Auf der Unbeliebtheitsskala belegen die Deutschen den vierten Platz nach den Migranten aus Ex-Jugoslawien sowie arabischen und türkischen Einwanderern. Die Deutschen sind unbeliebter als alle anderen Westeuropäer.

Bislang ist man in der Migrationsforschung davon ausgegangen, dass vor allem Migranten angefeindet werden, die aus ganz fremden Kulturkreisen stammen. Doch die Deutschen stoßen trotz kultureller Nähe zur Schweiz auf Ressentiments, weil ihr massiver Zuzug als kulturelle Bedrohung verstanden wird. Helbling weist nach, dass Deutsche anders als Italiener oder Franzosen von den Schweizern als kulturell sehr verschieden wahrgenommen werden – trotz geringer Unterschiede in Sprache und Kultur.

Außerdem gibt es eine ökonomische Seite: Anfeindungen gegen die Deutschen treten auch unter gut ausgebildeten Schweizern auf – und zwar dann, wenn die beiden Gruppen auf dem Arbeitsmarkt akut miteinander konkurrieren, weil sie auf Jobsuche sind oder einen Karrieresprung planen. Das widerlegt die in der Migrationsforschung bislang im Vordergrund stehende These: Je gebildeter Menschen sind, desto weniger fremdenfeindlich sind sie. Auf dem Arbeitsmarkt etablierte Schweizer mit gutem Posten lehnen Deut-sche dagegen weniger ab.

Für die Migrationsforschung ist das Verhältnis zwischen Schweizern und Deutschen deshalb interessant, weil es zeigt, dass auch gut ausgebildete und kulturell angepasste Einwanderer auf Ablehnung stoßen können. Allein durch bessere Ausbildung und kulturelle Integration ist das Problem der Ressentiments gegen Migranten nicht gelöst.

Pressekontakt:
Kerstin Schneider, Referat „Information und Kommunikation“, Tel.: 030/25491-510, E-Mail: Kerstin.Schneider@wzb.eu
Weitere Informationen:
http://www.wzb.eu

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Umweltschutz kraftvoll vorantreiben

Martin Ittershagen, Pressestelle
Umweltbundesamt (UBA)

Umweltbundesamt veröffentlicht Jahrespublikation „Schwerpunkte 2010“
Eine Pause beim Umweltschutz darf es nicht geben, trotz der noch spürbaren internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Das Umweltbundesamt (UBA) hält insbesondere weitreichende Kimaschutzmaßnahmen für dringend geboten.

UBA-Präsident Jochen Flasbarth unterstützte nachdrücklich das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 die Treibhausgas-Emissionen um 40 Prozent unter die Werte des Jahres 1990 zu senken und bis zur Mitte des Jahrhunderts eine Emissionsminderung von 80 bis 95 Prozent zu erreichen: „Es gilt jetzt, die Weichen für den notwendigen ökologischen Umbau der Wirtschaft zu stellen. Denn: Eine wirtschaftliche Entwicklung ist ohne Beachtung ökologischer Leitplanken nicht möglich. Gerade im Klimaschutz darf bei diesen Weichenstellungen nicht nur auf kurzfristige Erfolge gesetzt werden. Die Notwendigkeit einer kohlenstoffarmen Wirtschaftsweise erfordert langfristig angelegte Konzepte in der Umwelt-, Energie- und Wirtschaftspolitik.“ Flasbarth unterstrich die zentrale Bedeutung des Emissionshandels für die Erreichung der gesetzten Klimaschutzziele.
Der Emissionshandel deckt derzeit in Deutschland rund die Hälfte der CO2-Emissionen ab, mindert sie kontinuierlich und hat das Potential, sich zu einem weltweit ökonomisch effizienten und klimaschutzpolitisch integren Instrument zu entwickeln. Ein weiterer Schritt dahin ist die konsequente Harmonisierung des europäischen Emissionshandels. Die Europäische Union (EU) plant, für die dritte Handelsperiode statt der nationalen Budgets ein gemeinschaftsweites Emissionsbudget und die Auktionierung als grundsätzliche Zuteilungsmethode sowie einheitliche Zuteilungsregeln für kostenlose Emissionszertifikate einzuführen.
„Die Europäische Union will den Emissionshandel vereinheitlichen und damit effizienter machen. Dazu gehört auch ein angemessenes europäisches Emissionsminderungsziel. Die bisher zugesagten 20 Prozent Minderung bis 2020 verfehlen die Notwendigkeiten des Klimaschutzes. Richtig wäre eine Minderungsvorgabe von 30 Prozent bis 2020. Damit würden die Europäer ihrer Verantwortung für den Klimaschutz nachkommen“, sagte Jochen Flasbarth während der Vorstellung der Jahrespublikation „Schwerpunkte 2010“. Sollte die EU sich diesem vernünftigen Weg nicht anschließen, hätte dies Auswirkungen auf die Ausgestaltung des Minderungspfades in Deutschland, führte Flasbarth weiter aus. Die zusätzlichen Anstrengungen zur Erreichung der 40-prozentigen Minderung müssten dann außerhalb des Emissionshandelssektors erzielt werden.
Insgesamt wird der Emissionshandel als Motor der Klimapolitik weiter ausgebaut. Mit Beginn der dritten Handelsperiode ab 2013 werden erstmals neben CO2 auch perfluorierte Kohlenwasser-stoffe und Distickstoffoxid (Lachgas) erfasst. Dies betrifft die chemische Industrie und die Aluminiumindustrie. Bereits 2012 muss der internationale Luftverkehr für seine CO2-Emissionen Emissionszertifikate vorweisen.
Der Verkehrssektor insgesamt sollte stärker zum Klimaschutz beitragen. Rund ein Fünftel der CO2-Emissionen, gut die Hälfte der Stickstoffoxid-Emissionen und der gesundheitsschädlichen Partikelemissionen gehen derzeit auf den Verkehr zurück. Nach Erkenntnissen des UBA muss der Verkehrssektor im Jahr 2020 rund 40 Millionen Tonnen CO2 weniger verursachen als 2005, damit die Bundesregierung ihr Klimaschutzziel erreichen kann. Wesentliche Stützpfeiler einer zukunftsfähigen Mobilität sind neben besserer Technik und mehr Effizienz bei den Fahrzeugen auch neue Konzepte in der Verkehrsplanung, die den Verkehrsaufwand mindern und in umweltverträglichere Verkehrsträger lenken. Gerade beim Güterverkehr, der nach Prognosen des Bundesverkehrsministeriums bis 2025 um fast weitere 50 Prozent gegenüber dem Jahr 2008 wachsen könnte, ist eine Verlagerung von der Straße auf die Schiene notwendig. Dazu müsste verstärkt in den Ausbau des Schienennetzes investiert werden.
Ein weiterer Schwerpunkt der UBA-Publikation ist die Landwirtschaft. Sie ist Mitverursacherin des Klimawandels. Laut Nationalem Inventarbericht trägt sie in Deutschland mit 5,4 Prozent zu den Treibhausgas-Emissionen bei. Wenn der Ausstoß aus Traktoren und Maschinen, umgebrochenem Grünland und entwässerten Mooren sowie die Mineraldüngerproduktion hinzurechnet wird, liegt der Anteil der Landwirtschaft an den Treibhausgas-Emissionen sogar bei 13 Prozent. Nicht zuletzt im eigenen Interesse sollte die Landwirtschaft einen angemessenen Beitrag zur Begrenzung des Klimawandels leisten. Denn: Die Landwirte stehen zunehmend unter Druck, Methoden zu finden, um sich besser an den Klimawandel anzupassen. Auch der Nutzungsdruck auf die Böden steigt. Neben Nahrungsmitteln gewinnen nachwachsende Rohstoffe an Bedeutung. Der Bodenschutz, in der Vergangenheit eher ein „Stiefkind“ der Umweltpolitik, muss verstärkt ins Blickfeld rücken. Auch deshalb, weil in Deutschland die Flächeninanspruchnahme für Siedlungen und Verkehr mit all ihren Eingriffen in Natur und Landschaft nicht nennenswert zurückgeht, was ebenfalls zu einem Verlust fruchtbarer Böden führt.
Die Jahrespublikation „Schwerpunkte 2010“ ist als Druckfassung kostenfrei erhältlich bei Gemeinnützige Werkstätten Bonn, In den Wiesen 1-3, 53227 Bonn, Telefon 030/18 305 33 55 (zum Ortstarif), E-Mail: uba@broschuerenversand.de.
Der Bericht als Download: http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-medien/mysql_medien.php?anfrage=Kennummer…
Die englische Fassung erscheint in Kürze.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Schmerzen sind „verlernbar“: Spiegeltherapie überlistet das Gehirn

Robin Jopp, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der Ruhr-Universität Bochum – Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH

Therapie am Bergmannsheil seit fünf Jahren erfolgreich gegen Phantom- und Nervenschmerzen im Einsatz
Phantomschmerzen quälen die meisten Menschen, denen wegen eines schweren Unfalls oder einer Erkrankung ein Arm oder Bein amputiert werden musste. Die Patienten verspüren an der Stelle der amputierten Gliedmaße häufig attackenartige Schmerzen, so, als wenn Arm oder Bein noch vorhanden wären. Ursache ist eine fehlerhafte Anpassung des Gehirns nach der Amputation, die sich in unbegründeten Schmerzempfindungen äußert. Medikamente können Abhilfe schaffen, jedoch dämpfen sie in vielen Fällen nur die heftigsten Schmerzimpulse oder sind für die Patienten wegen starker Nebenwirkungen nicht gut verträglich.

Lernen, das Phantom zu kontrollieren

Deshalb wurden in den letzten Jahren neue Therapien entwickelt: Seit fünf Jahren wird am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil die sogenannte Spiegeltherapie eingesetzt. Dabei setzt sich ein Patient so vor einen Spiegel, dass die amputierte Gliedmaße verdeckt ist. Im Spiegelbild kann er ein Abbild seines vorhandenen Armes beziehungsweise Beines sehen. Es wird ihm die optische Illusion vermittelt, das amputierte Körperteil sei noch vorhanden. Führt er jetzt Übungen mit der gesunden Gliedmaße aus, bekommt er den Eindruck, er könne das „Phantomglied“ wieder bewegen und kontrollieren. Dadurch werden im Gehirn jene Zentren aktiviert, die den Phantomschmerz auslösen. „Beim Phantomschmerz ersetzt das Gehirn die fehlenden Signale eines amputierten Körperteils fälschlicherweise durch Schmerz“, erklärt Prof. Dr. Christoph Maier, Leitender Arzt der Abteilung für Schmerztherapie am Bergmannsheil. „Mit der Spiegeltherapie können wir diese Fehlanpassung korrigieren: Der Patient lernt, sein Phantomglied zu kontrollieren, wodurch sich auch die Schmerzempfindung deutlich reduzieren lässt.“

Über 150 Patienten behandelt

Das spezielle Verfahren, das in Deutschland erstmals im Bergmannsheil eingesetzt wurde, wurde in den fünf Jahren seit seiner Einführung bereits bei über 150 Patienten angewandt. Bei der überwiegenden Zahl zeigte sich bereits nach wenigen Behandlungen eine erhebliche Schmerzlinderung. Dabei haben sich die Erkenntnisse zur Spiegeltherapie und zu den Behandlungsmöglichkeiten in den letzten fünf Jahren deutlich vergrößert. „Bei manchen Patienten wirken Berührungsreize besser, bei anderen führen Bewegungsübungen zum Erfolg,“ sagt Susanne Glaudo, Ergotherapeutin am Rehabilitationszentrum des Bergmannsheil. „Dabei arbeiten wir mit verschiedenen Materialien wie Steckspielen und Igelbällen, mit denen die Patienten vor dem Spiegel üben können“, Gemeinsam mit Prof. Maier hat Susanne Glaudo zwei patentierte Spiegelgeräte entwickelt, mit denen Patienten das Training auch zu Hause durchführen können.

Behandlung ohne Nebenwirkungen

Neben Phantomschmerzen gibt es noch weitere Anwendungsmöglichkeiten der Spiegeltherapie. Dazu gehören beispielsweise Nerven- und Nervenwurzelverletzungen, das sogenannte komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS oder Morbus Sudeck) sowie Schmerzen und Lähmungen durch Schlaganfall. „Der entscheidene Vorteil der Spiegeltherapie sind die fehlenden Nebenwirkungen“, sagt Prof. Maier. „Allerdings kommt es darauf an, dass die Therapie unter Anleitung von qualifiziertem Fachpersonal durchgeführt wird.“ Am Bergmannsheil finden deshalb regelmäßig Veranstaltungen für Therapeuten statt. Die nächste gibt es am 20. Februar 2010 im Bergmannsheil und trägt den Titel „Herausforderung Nervenschmerz“.

Weitere Informationen sind im Internet verfügbar unter http://www.bergmannsheil.de.

Über das Bergmannsheil

Das Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinikum Bergmannsheil – Klinikum der Ruhr-Universität Bochum – repräsentiert den Strukturwandel im Ruhrgebiet wie kein anderes Krankenhaus: 1890 als erste Unfallklinik der Welt zur Versorgung von verunglückten Bergleuten gegründet, zählt es heute zu den modernsten und leistungsfähigsten Akutkliniken der Maximalversorgung. In 22 Kliniken und Fachabteilungen mit insgesamt 622 Betten werden jährlich rund 19.000 Patienten stationär und ca. 60.000 ambulant behandelt. Mehr als die Hälfte der Patienten kommen aus dem überregionalen Einzugsbereich. Weitere Informationen im Internet unter: http://www.bergmannsheil.de.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Christoph Maier
Leitender Arzt der Abteilung Schmerztherapie
Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Palliativ- und Schmerzmedizin
Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
44789 Bochum
Tel.: 0234/302-6366 (Sekretariat)
E-Mail: christoph.maier@rub.de

Susanne Glaudo
Ergotherapeutin am Rehabilitationszentrum
Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
44789 Bochum
Tel.: 0234/302-3285
E-Mail: susanne.glaudo@bergmannsheil.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Kohlmeisen mit Charakter

Dr. Sabine Spehn, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Ornithologie

Ähnlich wie beim Menschen haben Individuen auch bei Tieren unterschiedliche Persönlichkeiten. Ein wichtiger Teil dieser individuellen Unterschiede basiert auf der Variation der zugrunde liegenden Gene. So beeinflusst das so genannte Dopamin Rezeptor D4-Gen das Erkundungsverhalten einer ganzen Reihe von Arten, einschließlich des Menschen und der Vögel. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen haben nun jedoch herausgefunden, dass der Einfluss dieses Gens auf das Verhalten von frei lebenden Kohlmeisen regional schwankt (Molecular Ecology, 09. Februar 2010).
Im Jahr 2007 haben Wissenschafter des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen bei Kohlmeisen ein Gen gefunden, das mit individuellen Unterschieden im Erkundungsverhalten der Tiere zusammenhängt (siehe „Charakter-Gen“ macht Meisen neugierig). Vögel mit einer bestimmten Variante des so genannten „Dopamin Rezeptor D4 Gens“ (DRD4-Gen) zeigten ein größeres Neugier- und Erkundungsverhalten als Individuen mit anderen Genvarianten. Entdeckt und getestet wurde diese Assoziation an Vögeln, die im Labor aufgezogen wurden.

Nun hat eine große internationale Gruppe von Wissenschaftlern um Bart Kempenaers, Direktor des Max-Planck-Instituts für Ornithologie, den Test mit erwachsenen Wildvögeln wiederholt. Forschungsgruppen vom „Centre for Terrestrial Ecology“ in Heteren (Niederlande), den Universitäten von Antwerpen (Belgien) und Groningen (Niederlande), und dem „Edward Grey Institute of Field Ornithology“ in Oxford (England) haben das Explorationsverhalten von insgesamt vier Kohlmeisen-Populationen in Belgien, den Niederlanden und England auf ähnliche Art und Weise gemessen. Sie werteten ihre Daten gemeinsam aus, um die Allgemeingültigkeit der Verbindung zwischen der Genvariation und des Erkundungsverhalten zu testen. „So weit wir wissen, ist das für frei lebende Vögel die umfangreichste Studie von Genvarianten, die persönlichkeitsbezogenen Verhaltensunterschieden unterliegen, und die erste Studie, die verschiedene Wildpopulationen miteinander vergleicht“, sagt Peter Korsten, Erstautor und früherer Mitarbeiter der Abteilung Kempenaers.

Ähnlicher Befund bei Meisen und Menschen

Zu ihrer Überraschung haben die Wissenschaftler die Verbindung zwischen Gen und Verhalten in einer Population gefunden, nicht aber in den drei anderen. „Es war wichtig, die Verbindung zwischen den DRD4-Varianten und dem Erkundungsverhalten in der ursprünglich untersuchten Population zu bestätigen“ sagt Kempenaers, aber er fügt hinzu: „Wir verstehen noch nicht die Unterschiede zwischen den Populationen.“ Das Ergebnis spiegelt jedoch die Resultate ähnlicher Forschung über Zusammenhänge zwischen Genen und Persönlichkeit beim Menschen wider: Über 30 Studien bestätigen bisher, dass das DRD4-Gen mit dem Erkundungsverhalten beim Menschen assoziiert ist, aber auch, dass große Unterschiede zwischen Populationen beobachtet wurden. Zahlreiche Studien finden gar keinen Effekt. „Vielleicht bringt die künftige Untersuchung von Kohlmeisenpopulationen auch Erklärungen für die unterschiedlichen Ergebnisse beim Menschen“, sagt Peter Korsten. Der Unterschied zwischen den Populationen ist vielleicht nicht so überraschend, wenn man berücksichtigt, dass eine einzelne Genvariante nur eine relativ kleine Wirkung auf das Verhalten hat. Er könnte auch durch den starken Einfluss der Umwelt oder durch den Effekt von anderen – noch unbekannten – Genen erklärt werden. [SP]

Originalveröffentlichung:
Peter Korsten, Jakob Mueller, Christine Hermannstädter, Karen Bouwman, Niels Dingemanse, Piet Drent, Miriam Liedvogel, Erik Matthysen, Kees van Oers, Thijs van Overveld, Samantha Patrick, John Quinn, Ben Sheldon, Joost Tinbergen, Bart Kempenaers: Association between DRD4 gene polymorphism and personality variation in great tits: a test across four wild populations. Molecular Ecology Seiten 832-843, Volume 19, Issue 4 vom 09.02.2010
DOI: 10.1111/j.1365-294X.2009.04518.x

Siehe auch:
Barbara Tschirren and Staffan Bensch: Genetics of personalities: no simple answers for complex traits. Molecular Ecology, Seiten 624-626, Volume 19, Issue 4 vom 09.02.2010
DOI: 10.1111/j.1365-294X.2009.04519.x

Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Ornithologie: „Charakter-Gen“ macht Meisen neugierig (02.05.2007)
http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/dokumentation/pressemitteilungen/2007/…

Kontakt:
Dr. Jakob Müller
Abteilung Verhaltensökologie und Evolutionäre Genetik
Max-Planck-Institut für Ornithologie, Seewiesen
Phone +49 (0)8157 932 – 312
E-mail: mueller@orn.mpg.de

Prof. Dr. Bart Kempenaers
Abteilung Verhaltensökologie und Evolutionäre Genetik
Max-Planck-Institut für Ornithologie, Seewiesen
Phone +49 (0)8157 932 – 334
E-mail: b.kempenaers@orn.mpg.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Intelligente Stromzähler senken Strompreise – Professur für Datenbanken der TU Dresden forscht für billigeren Strom

Mathias Bäumel, Pressestelle
Technische Universität Dresden

In Zeiten steigender Strompreise und hitziger Diskussionen über den Klimawandel haben auch führende Stromversorger den Bedarf nach flexiblen Preismodellen und verstärkter Integration von erneuerbaren Energiequellen – dem sogenannten Ökostrom – erkannt. Deshalb entstehen gegenwärtig zahlreiche Forschungsprojekte zur Entwicklung kundenfreundlicher und umweltschonender Lösungen für den gesamten Lebenslauf von Strom – von seiner Entstehung in Kraftwerken oder Windparks bis hin zu seiner Nutzung durch den Privatkunden.
Seit Januar 2010 ist die Professur für Datenbanken der Fakultät Informatik an einem solchen Forschungsprojekt beteiligt. MIRACLE heißt das Schlagwort, unter dem acht Partner aus fünf EU-Ländern mit Hilfe sogenannter „Smart Meters“, intelligenter Stromzähler, dafür sorgen wollen, dass Kunden ihren Strom nicht nur billiger sondern auch vermehrt aus erneuerbaren Energiequellen beziehen. Momentan bietet der Stromversorger verschiedene feste Tarife an, der Kunde wählt sich einen aus und alsdann erfolgen Lieferung und Abrechnung des Stroms je nach Verbrauch. Es fehlt eine direkte Rückkopplung zwischen beiden Parteien. Folglich kann der Stromversorger den Bedarf für den nächsten Abrechnungszeitraum nur schwer einschätzen – und zahlt unter Umständen den Preis für Schätzungsfehler. Doch auch dem Kunden mangelt es an Informationen. So ließen sich zahlreiche Haushaltsaktivitäten – vom Wäschewaschen bis zum Aufladen des Handyakkus – durchaus auf eine Tageszeit verschieben, zu der das Netz geringer ausgelastet ist, zudem werden dadurch auch die Kosten geringer.
Der Lösungsansatz des MIRACLE-Projekts ist denkbar einfach: Stromversorger und Kunde müssen miteinander kommunizieren können – am besten automatisch. Mit anderen Worten: intelligente Stromzähler müssen her. Die Umsetzung dieser Idee jedoch birgt ihre Tücken. Wie können die Unmengen an dabei entstehenden Daten verarbeitet und analysiert werden? Wie lassen sich Vergangenheitsdaten zum Kundenverbrauch effizient in präzise Vorhersagen über den zukünftigen Verbrauch umwandeln? Und wie können kurzzeitlich verfügbare erneuerbare Energien wie beispielsweise Sturm oder Schönwetterperioden kostengünstig mit Hilfe der gesammelten Daten integriert werden?
Mit all diesen Fragen befasst sich die Professur für Datenbanken unter Leitung von Prof. Wolfgang Lehner in den nächsten drei Jahren. Das mit insgesamt drei Millionen Euro durch die EU geförderte Großprojekt ist damit ein weiterer Meilenstein in der internationalen Spitzenforschung an der TU Dresden.

Weitere Informationen: Prof. Wolfgang Lehner, Tel. 0351 436-38383, E-Mail: Wolfgang.Lehner@tu-dresden.de  

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Hohe Denkleistung erfordert flexible Hirnaktivität

Dr. Petra Fox-Kuchenbecker, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung erfordern hohe Denkleistungen die Anpassung der Hirnaktivität an die Aufgabenschwierigkeit. Dies gilt gleichermaßen für jüngere und ältere Erwachsene. In beiden Altersgruppen erreichten Teilnehmer, deren Hirnaktivität mit steigender Aufgabenschwierigkeit zunahm, höhere Leistungen als Personen, deren Hirnaktivität gleich blieb oder abnahm. „Die Unterschiede in der Anpassung der Hirnaktivität an die Aufgabenschwierigkeit waren gerade bei den älteren Erwachsenen besonders groß. Die zukünftige Forschung sollte versuchen, die Ursachen dieser Unterschiede zu ermitteln“, empfiehlt Nagel.
Bei leistungsfähigen älteren Erwachsenen nimmt die Hirnaktivität mit der Aufgabenschwierigkeit zu
(PNAS, 106, 22552-22557, 2009)

Zeige mir, ob die aufgabenbezogene Aktivität Deines Gehirns mit steigenden Anforderungen zunimmt und ich sage dir, wie gut Deine Leistungen sind. Zu diesem Ergebnis kam eine kürzlich in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlichte Studie des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, die Unterschiede in Denkleistungen bei jüngeren und älteren Erwachsenen untersuchte. Die Psychologin Irene Nagel und ein internationales Forscherteam um Hauke Heekeren und Ulman Lindenberger beobachteten die Hirnaktivität von 30 jüngeren (20-30 Jahre) und 30 älteren (60-70 Jahre) Studienteilnehmern mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT). Die Teilnehmer sollten sich im MRT unterschiedlich schwierige räumliche Muster einprägen und über einen kurzen Zeitraum merken; diese Leistung beansprucht das visuell-räumliche Arbeitsgedächtnis. Das Forscherteam konnte anhand der fMRT-Bilder feststellen, welche Hirnareale beim Lösen der Aufgaben aktiviert wurden und wie sich die Hirnaktivität mit der Aufgabenschwierigkeit veränderte.

Unterschiede zwischen Personen – vor allem im Alter
Die Leistungsfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses unterscheidet sich von Person zu Person. Im Laufe des Erwachsenenalters werden diese Unterschiede größer, weil bei manchen Personen die Leistungen stärker nachlassen als bei anderen. In bisherigen fMRT-Untersuchungen wurden diese Unterschiede oft übersehen, denn die Ergebnisse wurden zumeist über alle Personen einer Altersgruppe gemittelt.

Um genau diese bislang vernachlässigten Unterschiede zwischen Personen ging es Irene Nagel und dem Forscherteam. Anhand der Richtigkeit der Antworten ermittelten sie die Leistungen der Teilnehmer und untersuchten, wie sich die Anpassung der Hirnaktivierung an die Aufgabenschwierigkeit zwischen Personen mit hohen und Personen mit niedrigen Leistungen unterschied.

Dabei zeigte sich, dass bei Probanden mit hohen Leistungen die Hirnaktivierung mit steigender Aufgabenschwierigkeit zunahm – und zwar unabhängig vom Alter. Bei den älteren Erwachsenen waren die leistungsbezogenen Unterschiede in der Hirnaktivität besonders groß. Ältere Probanden mit hohen Leistungen zeigten also, ähnlich wie jüngere Erwachsene, schwierigkeitsbedingte Zunahmen der Hirnaktivität. Ältere Erwachsene mit niedrigen Leistungen zeigten hingegen insbesondere bei den schwierigsten Aufgaben häufig eine Abnahme der Hirnaktivität. Die Forscher am MPI für Bildungsforschung führen zurzeit weitere Untersuchungen durch, um die Ursachen dieser Unterschiede aufzuklären.

Unterschiede in der Aktivität des Gehirns: Ein Schlüssel für den Erhalt der geistigen Leistungsfähigkeit im Alter
Unter welchen Voraussetzungen lässt sich die geistige Leistungsfähigkeit im Alter erhalten? Die Ergebnisse der vorliegenden Studie legen nahe, dass leistungsfähige Gehirne älterer Erwachsener ähnlich funktionieren wie die jüngerer Erwachsener. „Die Ähnlichkeiten in den Aktivierungsmustern älterer und jüngerer Erwachsener mit hohen Arbeitsgedächtnisleistungen geben uns erste Hinweise darauf, wie sich die kognitive Leistungsfähigkeit im Laufe des Erwachsenenalters erhalten lässt“, sagt Irene Nagel.

Quelle: Nagel, I. E., Preuschhof, C., Li, S.-C., Nyberg, L., Bäckman, L., Lindenberger, U., & Heekeren, H. R. (2009). Performance level modulates adult age differences in brain activation during spatial working memory. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 106, 22552-22557.
Weitere Informationen:
http://www.mpib-berlin.mpg.de
http://www.mpg.de
http://www.pnas.org/content/106/52/22552.full?sid=8fcee61d-04d9-46b4-96b4-cd3d18… Originalpublikation

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Erinnerung im Alter

Brigitte Nussbaum, Presse- und Informationsstelle
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

Neue interdiszplinäre Studie über Generation der Kriegskinder
Endlose Nächte im Bombenhagel, qualvolle Wanderungen, nachdem man aus dem Elternhaus vertrieben worden ist, Vergewaltigung und Bedrohung – die Generation jener, die zwischen 1930 und 1945 geboren worden sind, hat Furchtbares ertragen müssen. Doch nicht jeder wurde von den grausamen Erlebnissen traumatisiert. Wie zeitgeschichtliche Erfahrungen Menschen und eine Gesellschaft prägen können, haben die Psychosomatiker und Psychotherapeuten Prof. Dr. Gereon Heuft und Prof. Dr. Gudrun Schneider sowie die Soziologen Prof. Dr. Matthias Grundmann und Dr. Dieter Hoffmeister von der Universität Münster in einem interdisziplinären Projekt untersucht.

Die Generation der Kriegskinder stirbt allmählich aus, und so war es ein Problem, geeignete Probanden für die quantitative und qualitative Befragung zu finden. Beschuss und Bombardierung hatten 90 beziehungsweise 80 Prozent der insgesamt 122 Befragten erlebt. Ein Viertel wurde kinderlandverschickt. Von denjenigen Befragten, die im Evangelischen Krankenhaus lagen, waren 40 Prozent evakuiert worden, bei denjenigen, die sich nach einem Zeitungsaufruf freiwillig gemeldet hatten, waren es immerhin 70 Prozent. Den Einmarsch der Allierten erlebten 65 Prozent der Klinikstichprobe und 90 Prozent der Zeitungsstichprobe. Über die Hälfte verlor jeweils einen nahen Familienangehörigen. „32 Prozent der Befragten fühlten sich durch diese Ereignisse schwer belastet“, berichtet Gudrun Schneider. „Aber das bedeutet im Umkehrschluss, dass der Rest diese Situationen nicht mehr als traumatisch empfindet.“

„Ein und dasselbe Ereignis wird sehr unterschiedlich erlebt und betrachtet“, erklärt Matthias Grundmann. „Es kann vorkommen, dass mehr die Hilfe, die man durch andere erfahren hat, im Vordergrund steht, oder aber eine Bombardierung beispielsweise als Ausgangspunkt einer großen Katastrophe erlebt wird.“ Es sei nicht vorhersehbar, ob ein Kriegsereignis zu einer schwere Belastung wird, die sich lebensgeschichtlich auswirkt. „Ereignisse treffen auf ganz unterschiedliche Menschen mit ganz unterschiedlicher psychischer Stärke“, präzisiert Gereon Heuft.

Zwei Faktoren spielen dabei eine Rolle: Der Soziologe Grundmann betont die Wichtigkeit der Herkunft: „Obere Schichten haben es immer leichter, sich wieder einzuleben. Sie haben bessere Bewältigungsmuster, größere Kenntnisse, wie man sich helfen kann, und die besseren Netzwerkerfahrungen.“ Das sei besonders in der Nachkriegszeit wichtig gewesen. Die Medizinerin Grudrun Schneider rückt zusätzlich frühkindliche Bindungserfahrungen in den Mittelpunkt. Wer geliebt worden sei und Vertrauen in andere Menschen entwickelt habe, könne auch schwere Situationen mit Optimismus und Hoffnung leichter durchstehen. „Eine unsichere Persönlichkeit wird die Ressourcen, die ihm seine Herkunft beschert hat, gar nicht wahrnehmen können“, so die Psychotherapeutin. „Die persönliche Stabilität ist natürlich ganz wichtig, aber höhere Ressourcen machen die Verarbeitung leichter“, ergänzt Matthias Grundmann. Einig sind sich die beiden, dass ein Ereignis als nicht so belastend empfunden wird, wenn es mit anderen geteilt wird. Im Sprichwort „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ liegt also eine Wahrheit.

Die Spuren des zweiten Weltkrieges ziehen sich bis heute durch die bundesdeutsche Gesellschaft. Das reicht vom Konsumverhalten – wer einmal Hunger erfahren hat, wird mit Ressourcen vorsichtiger umgehen – über den Wert von Familie und die Religionsausübung bis hin zur großen Politik. So hat Helmut Kohl nie einen Hehl daraus gemacht, dass seine Ostpolitik auch von der Tatsache beeinflusst war, dass er einen Bruder im Krieg verloren hat. Männer wie Herbert Wehner und Willy Brandt waren zeitlebens von Verfolgung und Flucht gezeichnet.

In der Nachkriegszeit aber wurde das Erlebte kollektiv verdrängt und nicht angesprochen. Man machte sich an den Wiederaufbau und hatte andere Sorgen. Jetzt, wo sich die Kriegskindergeneration mit dem Altern auseinandersetzen muss, erleben manche die schwer belastenden Erinnerungen wieder intensiv. „Wir nennen das die so genannte Trauma-Reaktivierung im Alter“, erklärt Gereon Heuft. „Manche Menschen können sich mit dem Altern nicht abfinden, weil sie sich hilflos ausgeliefert fühlen. Und dann kommt die Erinnerung an Situationen, in denen sie sich ebenso hiilflos gefühlt haben, wieder hoch, obwohl sie 50 Jahre lang keine erkennbare Bedeutung hatten.“

Angst und Depression können die Folge sein. Geholfen wird geriatrischen Patienten aber nur selten. Obwohl Menschen über 60 genauso oft betroffen von psychischen Problemen sind wie jüngere Patienten, werden für sie nur ein Prozent aller Anträge auf Psychotherapie gestellt. „Viele Therapeuten tun sich schwer damit, einen älteren Patienten anzunehmen“, erklärt Klinikdirektor Heuft. Die Entwicklungsaufgabe vom Kind zum Erwachsenen hätten die Therapeuten selbst gelöst; die zentrale letzte Entwicklungsaufgabe der Auseinandersetzung mit dem körperlichen Alterungsprozess hätten auch die Behandler noch vor sich.

Dabei, so Gereon Heuft, seien alte Menschen entgegen allen Vorurteilen genauso therapierbar wie jüngere. Im Gegenteil, ältere Menschen wüssten oft genauer, was sie wollten. „Sie arbeiten stringenten und halten besser den thematischen Bogen“, berichtet der Psychosomatiker von seinen Erfahrungen. „Die psychotherapeutische Arbeit mit ihnen ist sehr befriedigend.“
Weitere Informationen:
http://klinikum.uni-muenster.de/index.php?id=psychosomatik_uebersicht Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie der WWU Münster
http://egora.uni-muenster.de/ifs/ Institut für Soziologie der WWU Münster

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Moore erfolgreich wiedervernässen

Gesine Wiemer, Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Wer bekommt bei dem Begriff Moor nicht eine leichte Gänsehaut, denkt an die trostlose Einöde in englischen Kriminalgeschichten. Doch der Lebensraum Moor ist keineswegs eintönig. Einzigartige Tiere und Pflanzen haben sich optimal an die scheinbar widrigen Lebensbedingungen angepasst. Moore leisten wertvolle Ökosystemdienstleistungen für uns Menschen: Sie regulieren den Wasser- und Kohlenstoffhaushalt. Der Welttag der Feuchtgebiete am 2.2.2010 soll uns daran erinnern, dass dieser wichtige Lebensraum weltweit bedroht ist. Am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin ist die Untersuchung von Feuchtgebieten wie Mooren und Auenlandschaften ein wichtiger Schwerpunkt.
Die Arbeitsgruppe von Dr. Jörg Gelbrecht untersucht beispielsweise, wie einst trockengelegte Moore erfolgreich wiedervernässt werden können. Moore nehmen mit einer Fläche von 4,16 x 106 Quadratkilometern etwa nur drei Prozent des globalen Festlandes ein, speichern aber 20 bis 30 Prozent der gesamten Kohlenstoffvorräte aller Böden, was etwa 40 bis 60 Prozent des CO2-Gehaltes der Atmosphäre entspricht. Der weltweite Erhalt und Schutz der Moore hat damit große Bedeutung in der aktuellen Klimadiskussion.

Die Mehrzahl der Moore befindet sich in der gemäßigt kalten Klimazone der Nordhalbkugel (etwa 80 Prozent) und im tropischen Bereich Südostasiens.

Im nordostdeutschen Tiefland bedecken sie 10 bis 12 Prozent der Oberfläche. Ursprünglich spielten sie hier – auf regionaler Ebene – eine wesentliche Funktion für den Landschaftswasserhaushalt und für die Reinhaltung der Gewässer, da neben großen Mengen Kohlenstoff auch die Pflanzennährstoffe Stickstoff und Phosphor in den Torfen wachsender Moore gebunden werden. Die Entwässerung der Moore zur Torfgewinnung und zur Intensivierung der Landwirtschaft sowie großräumige Grundwasserabsenkungen haben dazu geführt, dass nahezu 99 Prozent der Moore ihre landschaftsökologischen Funktionen verloren haben. Sauerstoff konnte in die oberen Bodenschichten eindringen, mit der Folge, dass der Torf mineralisierte: Der an Kohlenstoff gebundene Phosphor wird dabei abgespalten und kann als jetzt gelöster Nährstoff die angrenzende Gewässer zusätzlich belasteten. Kohlenstoff oxidiert und wird als CO2 in die Atmosphäre abgegeben. Man schätzt, dass die Moorentwässerung und -nutzung an der deutschlandweiten Gesamt-CO2-Emission einen Anteil von 2,3 bis 4,5 Prozent ausmacht. In Nordostdeutschland mit hohem Anteil an landwirtschaftlich genutzten Moorflächen liegt der Anteil wahrscheinlich weit über 20 Prozent.

Mit zunehmender Sorge über Wassermangel, Gewässereutrophierung, Klimaerwärmung und Artenverlust werden Moore zu ihrer Revitalisierung im großen Maßstab wiedervernässt. Innerhalb eines umfangreichen, im Jahr 2000 beschlossenen Moorschutzprogramms, wurden in Mecklenburg-Vorpommern knapp 10.000 Hektar entwässerter Moore wiedervernässt. In begleitenden Studien konnten die Wissenschaftler in Kooperation mit dem ZALF Müncheberg zeigen, dass in den ersten Jahren der Wiedervernässung größere Mengen an Phosphor und klimaschädlichen Methan freigesetzt werden. Dafür ist die obere stark zersetzte Torfschicht verantwortlich, in der sich leicht mobilisierbare Nährstoffe angereichert haben. Das trifft auch auf untersuchte Waldmoore in Berlin und Brandenburg zu. Für den praktischen Moorschutz bedeutet das: Der Wasseraustausch von überstauten Mooren mit angrenzenden Gewässern sollte möglichst gering gehalten werden, beispielsweise durch den vorläufigen Erhalt von Deichanlagen. Zukünftig werden die neu gebildeten Flachseen langsam verlanden, und sich anschließend ein neues Moor ausbilden. Die vollständige Wiederherstellung der ursprünglichen landschaftsökologischen Funktionen wird vermutlich mehrere Jahrzehnte dauern. Ob sich dieser Prozess durch eine vorherige Entfernung der stark zersetzten Torfschicht beschleunigen lässt, ist Gegenstand eines aktuellen Forschungsprojektes des IGB.

Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) ist das größte deutsche Zentrum für ökosystemare Forschung an Binnengewässern. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei sich rasch ändernden globalen, regionalen und lokalen Umweltbedingungen, die Entwicklung gekoppelter ökologischer und sozioökonomischer Modelle, die Renaturierung von Ökosystemen und die Biodiversität aquatischer Lebensräume.

Kontakt:
www.igb-berlin.de
Wissenschaftlicher Kontakt Moore:
Dr. Jörg Gelbrecht
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 301,12587 Berlin, Email: gelbr@igb-berlin.de
(030) 64181730

Wissenschaftlicher Kontakt Auenlandschaften:
Prof. Dr. Klement Tockner
Direktor des Leibniz-Institutes für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Email: tockner@igb-berlin.de, (030) 64181601

Pressesprecherin IGB:
Nadja Neumann
Nadja.neumann@igb-berlin.de
(030) 64181631
Weitere Informationen:
http://www.ibg-berlin.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Umweltbundesamt: Sicherheitsrisiken bei Pkw-Klimaanlagen nicht auszuschließen?

Martin Ittershagen, Pressestelle
Umweltbundesamt (UBA)

Neue Untersuchungen mit dem Kältemittel HFKW-1234yf bestätigen Gefahren beim Einsatz
Das Umweltbundesamt (UBA) hat sich für die Verwendung des natürlichen Kältemittels R744 und gegen die Verwendung teilfluorierten Kohlenwasserstoff HFKW-1234yf (Tetrafluorpropen) als Kältemittel in Pkw-Klimaanlagen ausgesprochen. Vor allem deutsche Hersteller favorisierten bisher das natürliche Kältemittel R744 (CO2). Eine klare Entscheidung der Automobilindustrie ist aber bisher nicht zu erkennen.

UBA-Präsident Jochen Flasbarth plädierte vor dem Hintergrund neuer Studien für eine rasche Festlegung der deutschen Automobilindustrie für die umweltfreundliche Ausstattung der Pkw-Klimaanlagen mit CO2 als Kältemittel. „Es hat sich noch nie ausgezahlt, bei Umweltinnovationen im Automobilbereich zu warten und EU-Regelungen nicht ernst zu nehmen. Pkw-Klimaanlagen mit CO2 als natürlichem Kältemittel sind serienreif entwickelt. Dagegen belegen Studien, dass mit dem Einsatz des synthetischen Kältemittels HFKW-1234yf in Automobilklimaanlagen bisher nicht ausreichend bewertete Risiken verbunden sein können.“ Wenn sich das HFKW-1234yf entzündet, beispielsweise bei einem Motorbrand, entsteht der sehr giftige und stark ätzende Fluorwasserstoff (Flusssäure), von dem ein erhebliches zusätzliches Risiko ausgeht.
Bereits im Jahr 2006 hat die EU beschlossen, dass die europäische Automobilindustrie ab 2011 in Klimaanlagen neuer Typen von Pkw und kleinen Nutzfahrzeugen keine Kältemittel mit einem Treibhauspotential (GWP) größer 150 (150 mal mehr als CO2) mehr einfüllen darf. Das UBA empfiehlt hier schon seit langem, auf CO2 zu setzen. CO2 ist ungiftig, nicht brennbar und überall kostengünstig verfügbar. Seit einem Jahr bewährt sich im UBA ein Dienstfahrzeug mit CO2-Klimaanlagentechnik im alltäglichen Einsatz.
Anlässlich der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) im September 2007 verkündete der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA), dass sich die deutschen Fahrzeughersteller zukünftig in Pkw-Klimaanlagen „als weltweit erste Unternehmen der Automobilindustrie das besonders umweltfreundliche natürliche Kältemittel R744 (CO2)“ einsetzen werden. Noch im Oktober 2008 teilte der VDA mit, HKFW-1234yf sei im Ergebnis von eigenen Bewertungen für die „Mehrzahl der Unternehmen … keine Option“. In Serie werden Klimaanlagen mit CO2 als Kältemittel aber bis heute nicht produziert und es mehren sich die Hinweise, dass dies auch in absehbarer nicht geschehen wird. Jochen Flasbarth dazu: „Die deutsche Automobilindustrie hat seit vielen Jahren intensiv in die Entwicklung der CO2-Technik investiert. Es wäre fatal, zugunsten einer unsicheren Übergangslösung mit dem synthetischen Kältemittel HFKW-1234yf die Chance zu verspielen, mit der innovativen CO2-Klimatechnik den Weltmarkt anzuführen. Der Impuls für den weltweiten Umstieg auf natürliche Kältemittel im Pkw-Sektor sollte aus Deutschland kommen.“
HFKW-1234yf ist brennbar und enthält Fluor. Im Brandfall und bei Kontakt mit heißen Oberflächen bildet sich stark ätzende, giftige Flusssäure. Flusssäuredämpfe bilden ein zusätzliches Risiko für Insassen und Brandhelfer bei Unfällen und beim Umgang mit HFKW-1234yf.
Die Brennbarkeit und der hohe Fluorgehalt von HFKW-1234yf veranlassten das Umweltbundesamt, Messungen an HFKW-1234yf zu beauftragen. Untersucht wurde zunächst die Bildung zündfähiger, das heißt explosionsfähiger Gemische bei Raumtemperatur. Interessant für den technischen Einsatz als Kältemittel ist aber auch das Explosionsverhalten, wenn zusätzlich gasförmige Kohlenwasserstoffe in der Luft sind. Quelle von gasförmigen Kohlenwasserstoffen können zum Beispiel das Kälteöl selbst, Benzin, Motoröle oder Reinigungsmittel sein – also Stoffe, die regelmäßig im Pkw vorhanden sind.
Ab einer Konzentration von 6,2 Prozent bildet HFKW-1234yf bereits mit Luft explosionsfähige Gemische. Sind gleichzeitig geringe Mengen Kohlen¬wasserstoffe – für die Messungen verwendete die BAM Ethan – in der Luft, ist das Gemisch von HFKW-1234yf schon bei weit kleineren Konzentrationen explosionsfähig. , Um mit geringen Mengen von HFKW-1234yf (ab zwei Prozent) explosionsfähige Gemische in der Luft zu bilden, reichen bereits Konzentrationen von nur 0,5 bis 1,3 Prozent Kohlenwasserstoffe aus.
In weiteren Versuchen untersucht die BAM die Zersetzung und Brennbarkeit von HFKW-1234yf. Bereits die vorliegenden Erkenntnisse zeigen, dass die sicherheitstechnischen Fragen des Einsatzes von HFKW-1234yf als Kältemittel in Pkw-Klimaanlagen nicht gelöst sind.
Die Messergebnisse der BAM sind unter http://www.umweltbundesamt.de/produkte/dokumente/test_report_hfo1234yf.pdf
erhältlich.
Weitere Informationen zu Pkw-Klimaanlagen finden Sie unter http://www.umweltbundesamt.de/produkte/fckw/touran.htm.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Virtueller Museumsführer

Britta Widmann, Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Gesellschaft

Eine Fraunhofer-Software kann archäologische Schätze zum Leben erwecken. Beim virtuellen Rundgang durch antike Bauwerke werden echte Bilder mit digitalen Informationen angereichert und dem Museumsbesucher nahegebracht.
Auf eine virtuelle Zeitreise in die Vergangenheit würde sich wohl jeder Besucher eines Archäologiemuseums gern begeben. Forscher machen dies heute schon möglich. Beispielsweise konnte man bis vor kurzem im Allard Pierson Museum in Amsterdam durch historische Stätten spazieren. Neben einer Fülle von Kunstwerken stand dort auf einer drehbaren Säule ein Flachbildschirm. Auf den ersten Blick zeigte er einen Ausschnitt dessen, was an der Wand hing: ein riesiges Schwarzweißfoto mit den Ruinen des Forum Romanum. Doch sobald ein Besucher den Schirm zur Seite schwenkte, zeigte der Monitor nicht mehr die Mitte der Fotografie, sondern ihren linken Teil. An der Rückseite des schwenkbaren Displays war eine Kamera angeschlossen. Auf dem Monitor erschienen Informationen zum Gesehenen. Ein Text klärte darüber auf, dass die Kamera gerade auf die Ruine des Saturn-Tempels gerichtet ist. Gleichzeitig zeigte eine digitale Animation, wie der intakte Tempel einst ausgesehen haben mag. Schwenkte der Besucher den Schirm weiter, so stieß er auf Informationen, Bilder und Videos zu anderen antiken Bauwerken, etwa des Kolosseums.

Hinter der raffinierten Animation steckt eine Software, die am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt entwickelt wurde. „Wir haben dem Rechner beigebracht, das Bild zu erkennen“, erläutert Fraunhofer-IGD-Forscher Michael Zöllner. „Dadurch weiß das Programm, welche Stelle des Bilds sich gerade im Zentrum der Kamera befindet und kann die passende Überlagerung einblenden – einen Text, ein Video oder eine Animation.“ Unter den Überblendungen ist das Originalbild immer deutlich zu erkennen. Dadurch ist der Besucher stets informiert, wo er gerade virtuell spazieren geht. Experten bezeichnen diese Technik als Augmented Reality, erweiterte Realität.

Im Museum läuft die IGD-Software derzeit noch auf einem Mini-Rechner, gesteuert über einen Touchscreen. Das handliche Gerät lässt ahnen, wohin der Trend geht – zum mobilen, virtuellen Reiseführer. Die Vision: Der Tourist hält das Gerät vor ein barockes Fürstenschloss, und schon erscheinen auf dem Schirm die passenden Informationen – auf die Wünsche des Benutzers zugeschnitten. Wie so etwas in der Praxis aussehen könnte, haben die Forscher im Projekt „iTACITUS“ erprobt. Zöllners Team programmierte einen portablen Computer so, dass er als elektronischer Touristenführer für das Königsschloss Reggia di Venaria Reale nahe Turin fungierte. Die neue Handy-Technik könnte der erweiterten Realität schon bald zum Durchbruch verhelfen. „Durch das Smartphone wird Augmented Reality massenmarkttauglich“, freut sich Zöllner.
Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/presse/presseinformationen/2010/02/virtueller-museumsfu… Ansprechpartner

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Studie „Nanotechnologie für den Umweltschutz“

Claudia Garád, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO

Eine neu aufgelegte und aktualisierte Studie des Fraunhofer IAO, die im Auftrag des Hessischen Wirtschaftsministeriums erstellt wurde, zeigt die Innovationspotenziale der Nanotechnologie für Umwelttechnologien auf. Unternehmen bietet die Broschüre praktische Ansatzpunkte für einen Technologietransfer sowie eine Auflistung der wichtigsten Kontakte.
Die Nanotechnologie eröffnet Innovationspotenziale für viele zukunftsträchtige Anwendungsbereiche. Auch die Umwelttechnologien profitieren von Innovationen aufgrund der Eigenschaften von Nanomaterialien. Beispielweise durch neuartige Sensoren, verbesserte Reinigungssysteme oder durch die Einsparung wertvoller Ressourcen: Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig.

Praktische Beispiele für diese Potenziale hat das Fraunhofer IAO in Zusammenarbeit mit den Aktionslinien Hessen-Umwelttech und Hessen-Nanotech des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung in der aktualisierten und neu aufgelegten Broschüre „Einsatz von Nanotechnologie in der hessischen Umwelttechnologie – Innovationspotenziale für Unternehmen“ zusammengefasst. Darin werden die technischen Grundlagen der Nanotechnologie erläutert und konkrete Beispiele und Anwendungsgebiete innerhalb der Umwelttechnologien beleuchtet. Ob in der Katalyse, der Sensorik oder in der Wasseraufbereitung – die interessanten Oberflächen- und Funktionseigenschaften nanoskaliger Materialien ermöglichen die Entwicklung von neuen, innovativen Produkten und Verfahren. Umweltschutz kann dadurch noch besser und wirtschaftlicher werden. Für die Nanotechnologie ergeben sich marktnahe Anwendungen, die in der Broschüre vorgestellt werden.

Für Unternehmen bietet die Broschüre praktische Ansatzpunkte für einen Technologietransfer sowie eine Auflistung der wichtigsten Kontakte und Adressen. Vor allem erhalten aber auch die Entwickler und Anbieter aus dem Bereich der Nanotechnologie eine Übersicht über interessante Anwendungsfelder der Technologie und Vorprodukte der Umwelttechnik.

Die Broschüre kann kostenlos entweder im IAO-Shop unter https://shop.iao.fraunhofer.de oder direkt bei der Aktionslinie Hessen-Nanotech als Printversion bestellt bzw. als vollständige PDF-Version unter http://www.hessen-nanotech.de/veroeffentlichungen bezogen werden.

Ihr Ansprechpartner:
Fraunhofer IAO
Dr. Daniel Heubach
Nobelstraße 12, 70569 Stuttgart
Telefon +49 711 970-2354
Fax +49 711 970-2287
daniel.heubach@iao.fraunhofer.de
Weitere Informationen:
http://www.hessen-nanotech.de/veroeffentlichungen
https://shop.iao.fraunhofer.de
http://www.innovation.iao.fraunhofer.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Kalter Winter wirbelt Garnelen-Verteilung in der Nordsee durcheinander

Dr. Michael Welling, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Weniger große Garnelen als in den Vorjahren, relativ hohe Fangraten vor Ostfriesland, dafür kaum Vorkommen vor Norddänemark – in diesem Winter ist alles anders. Die jetzt zu Ende gegangene Reise des Fischereiforschungschiffs SOLEA hat ein differenziertes Bild der Verteilung der Nordseegarnelen erbracht.
Die insgesamt vierwöchigen Untersuchungen führten das Schiff von Cuxhaven aus über die niederländischen Gewässer in die südliche Nordsee und hinauf zur dänischen Küste. Diese Gebiete beproben die Fischereibiologen des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI) seit 1991 alljährlich im Januar in Hinblick auf die winterlichen Verbreitung der Nordsee-Garnelen, umgangssprachlich auch Krabben oder Granat genannt. Garnelen gehören zu den wirtschaftlich wichtigsten Zielarten der Küstenfischerei in der Nordsee.

An insgesamt 121 Stationen ließen die Fischereiforscher ihre Netze zu Wasser und erhielten so ein umfassendes Bild der winterlichen Garnelenverteilung im Bereich der südöstlichen Nordsee. Die höchsten Fänge erzielten sie – entgegen früheren Ergebnissen – küstennah vor Ostfriesland, während in den vorangegangenen überwiegend warmen Wintern hohe Fangraten weiter nördlich vor den Küsten Schleswig Holsteins und Jütlands zu verzeichnen waren. Auch fiel der Anteil großer, marktfähiger Garnelen in diesem Winter insgesamt relativ gering aus. Fahrtleiter Dr. Thomas Neudecker vom vTI-Institut für Seefischerei in Hamburg vermutet, dass die lang andauernden, tiefen Temperaturen dieses Winters dazu geführt haben, dass die Tiere sich in Gegenden mit größeren Wassertiefen außerhalb des regulären Beprobungsgebietes zurückgezogen oder sich einfach tiefer in das Sediment eingegraben haben.

Rund 270 Tage pro Jahr ist die SOLEA in der Nord- und Ostsee für wissenschaftliche Untersuchungen des Johann Heinrich von Thünen-Instituts im Einsatz. Die Fänge können unter Deck in drei Laboratorien aufbereitet werden. Nähere Angaben zur SOLEA finden sich im Internet unter http://www.vti.bund.de/de/aktuelles/forschungsreisen/solea.htm.
Weitere Informationen:
http://www.vti.bund.de/de/aktuelles/forschungsreisen/default.htm – Infos über die deutschen Fischereiforschungsschiffe

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Anteil der Beschäftigten an der Bevölkerung ist mittlerweile im Osten so hoch wie im Westen

Wolfgang Braun, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Während die Arbeitslosenquote in Ostdeutschland immer noch nahezu doppelt so hoch ist wie im Westen, konnte der Osten beim Anteil der Beschäftigten an der Bevölkerung mittlerweile mit dem Westen gleichziehen. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.
Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von 15 bis 64 Jahren liegt in Ost wie West bei rund 50 Prozent. Zwei Faktoren spielen dem IAB zufolge bei der Angleichung eine Rolle: Zum einen ist im Osten wie im Westen während des Aufschwungs in den Jahren 2006 bis 2008 die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten deutlich gestiegen. Gleichzeitig ging aber in Ostdeutschland die Zahl der 15- bis 64-Jährigen deutlich zurück, so dass sich die Arbeitsplatzversorgung der verbliebenen ostdeutschen Bevölkerung in starkem Umfang verbesserte. Ursachen dafür sind sowohl der Geburtenrückgang in Ostdeutschland nach der Wende als auch die Abwanderung ostdeutscher Arbeitskräfte in den Westen.

Bei der Arbeitslosigkeit weiterhin klares Ost-West-Gefälle

Der Unterschied zwischen den Arbeitslosenquoten verringerte sich zwar auch etwas, aber es besteht weiterhin ein klares Ost-West-Gefälle: Im Osten beträgt sie derzeit 13,5 Prozent, im Westen liegt sie bei 7,4 Prozent. „Zu dieser Ungleichheit tragen unter anderem die Unterschiede im Erwerbsverhalten, insbesondere von Frauen, bei. So ist ihre Erwerbsbeteiligung im Osten auch 20 Jahre nach der Wende immer noch deutlich höher als im Westen und dem höheren Angebot stehen nach wie vor zuwenig Arbeitsplätze gegenüber“, schreiben die IAB-Forscherinnen Barbara Schwengler und Veronika Loibl in ihrer Studie.

Baden-Württemberg, aber auch das Ruhrgebiet stark von der Krise betroffen

Die aktuelle Wirtschaftskrise bewirke, dass sich derzeit die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland angleichen, so die Nürnberger Arbeitsmarktforscherinnen. Die stärker exportorientierte westdeutsche Wirtschaft sei wesentlich stärker von der Krise betroffen als die ostdeutsche Wirtschaft. Dabei verstärke sich aber auch der Druck auf die sowieso strukturell vorbelasteten altindustriellen Regionen Westdeutschlands wie das Ruhrgebiet. Das führe wiederum dazu, dass sich die regionalen Arbeitslosenquoten stärker auseinander entwickeln. Die Forscherinnen schreiben: „Welcher Effekt überwiegt, ist derzeit noch nicht abzuschätzen.“ Ob die Krise also eher zu einer Angleichung oder aber zu einer Verschärfung der regionalen Unterschiede führt, ist offen, zumal die Auswirkungen derzeit auf dem Arbeitsmarkt noch nicht in vollem Umfang angekommen sind. Kurzarbeit ist jedenfalls einerseits in den normalerweise wirtschaftlich prosperierenden Wirtschaftszentren Baden-Württembergs besonders verbreitet, aber auch im Saarland, in Bremen und Nordrhein-Westfalen, also in Bundesländern, in denen die wirtschaftliche Entwicklung laut IAB bereits vor der Krise schlechter als im Durchschnitt verlief.

Die IAB-Studie steht im Internet unter http://doku.iab.de/kurzber/2010/kb0110.pdf.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Gefräßiger Muschel den Appetit auf hölzerne Hafenpfähle vermiesen

Franz-Georg Elpers, Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Neue Technik der Uni Rostock zum Schutz von Holzpfählen unter Wasser – DBU gibt 123.000 Euro
Rostock. Unter der Meeresoberfläche an den Küsten der Welt findet das große Fressen statt: Die Pfahlbohrmuschel pult sich in tragende Planken und Pfähle, um sich vom Holz zu ernähren und richtet damit jährlich Schäden in Milliardenhöhe an. Versuche, die Pfähle vor dem Tier zu schützen, sind meist umweltschädlich oder zu teuer. An der Universität Rostock wurde bereits ein Überzug für Pfähle aus umweltfreundlichem Kunststoff entwickelt, der der gefräßigen Muschel Einhalt gebieten kann. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt nun ein Projekt der Universität und der Taucherfirma Tai GmbH, mit dem diese Hülle in einem schnellen, einfachen und für Hafentaucher ungefährlichen Verfahren zum Schutz der Holzkonstruktionen befestigt werden soll. „Das Vorhaben ermöglicht die Instandsetzung und den Erhalt großer und alter Hafenanlagen, ohne dass neue Holzressourcen verbaut werden müssen“, lobte der Generalsekretär der DBU, Dr. Fritz Brickwedde. Die Stiftung sagte rund 123.000 Euro zu.

Schon Christoph Kolumbus hatte seine Schwierigkeiten mit dem kleinen Schädling und verlor Schiffe an die wurmartige Muschel. Innerhalb eines Jahres nage sich der Parasit durch Holzstämme mit 30 Zentimeter Dicke, erklärte Dr. Christian Dede von der Universität Rostock die Problematik. „Imprägnierungen mit Chemikalien helfen nicht immer, die Pfähle zu schützen und belasten zudem die Gewässer“, so Dede. Muschelresistente Stützen aus Beton, Stahl oder Kunststoff seien ökologisch bedenklich und teuer. „Würde man nicht anfällige Tropenhölzer für die Pfeiler verwenden, förderte man die Abholzung wertvoller und geschützter Wälder.“ Eine Ummantelung mit einem speziellen umweltfreundlichen Textil sei die Lösung. „Das Anlegen des Stoffes um die Pfähle ist allerdings sehr aufwändig und extrem gefährlich für die Taucher“, so Dede. Schlechte Sicht, die Strömung und enge Abstände zwischen den Pfählen erschwerten die Arbeiten unter Wasser.

Bevor der Kunststoff angelegt werden könne, müssten die Pfähle mit Hochdruckreinigern von dem zentimeterdicken Muschelbewuchs befreit werden. „Im DBU-geförderten Projekt kann diese langwierige Prozedur, bei der drei Taucher höchstens ein bis zwei Pfähle pro Tag reinigen, von einem ringförmigen und um den Holzpfahl klappbaren Druckstrahler schneller erledigt werden“, so Dede. Mit einem weiteren Gerät, das nun in der Entwicklung stecke, könne dann der Schutzstoff von oben nach unten um die bis zu zehn Meter langen Pfähle gestreift und an ihnen befestigt werden.

„Der umweltverträgliche Kunststoff hat den Vorteil, dass sich anschließend Tiere, und Pflanzen wieder an dem Pfahl ansiedeln können, ohne ihm zu schaden“, sagte Dede. Schließlich sei viel daran gelegen, das ökologisch Biotop in Häfen und in Uferbereichen nicht verarmen zu lassen. Dede: „Mit dem natürlichen ‚Labor‘ Rostocker Hafen direkt vor unserer Haustür haben wir ideale Bedingungen, um die neue Technologie auszuprobieren.“
Weitere Informationen:
http://www.dbu.de/123artikel29614_335.html

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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TU Berlin: Wissen um Wasser – Technologietransfer zwischen Universität und Wirtschaft

Dr. Kristina R. Zerges, Presse- und Informationsreferat
Technische Universität Berlin

25. Berliner Wasserwerkstatt will gemeinsame Projekte zwischen der TU Berlin und Unternehmen der Wasserbranche in der Region Berlin-Brandenburg ins Leben rufen
„Technologietransfer im Bereich Wasser und Umwelt“ lautet das Thema der 25. Berliner Wasserwerkstatt, die die Technologietransferplattform Wasser (TTP-Wasser) zusammen mit dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin veranstaltet.

Das Programm finden Sie unter www.kompetenz-wasser.de

Mit dem Kolloquium soll auf das Angebot der TU Berlin für Unternehmen in der Wasserbranche und auf die Technologietransferplattform Wasser aufmerksam gemacht werden. Denn TTP-Wasser bringt das Wissen und die Erfahrung der TU Berlin im Bereich Wasser und Umwelt mit innovativen, an Wassertechnologien interessierten Personen und Unternehmen zusammen. Ziel der 25. Berliner Wasserwerkstatt ist es, Unternehmen in Berlin-Brandenburg, die in der Wasserbranche tätig sind, direkt anzusprechen und zwischen der TU Berlin und diesen Firmen Kooperationen und Projekte zu initiieren.

An der TU Berlin existiert eine breite wasserbezogene Forschung und in der Wirtschaft sind eine Vielzahl von kleinen und mittleren Unternehmen im Bereich Wasser und Umwelt tätig. Die Region Berlin-Brandenburg verfügt von daher über ein beachtliches Potential an wasserwirtschaftlichem Wissen.

Wasser ist ein faszinierendes Element nicht nur für die Forschung. Vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung und des Klimawandels wird das Wissen um Wasser täglich relevanter. Neben den notwendigen Ressourcen ist ein angepasstes Wassermanagement nötig. Häufig fehlt neben technischen Konzepten die Einsicht, dass Wasserprobleme nur interdisziplinär gelöst werden können. Die TTP-Wasser hat dieses notwendige Wissen, weil sie auf das Fachwissen von über 20 Fachgebieten an der TU Berlin zugreifen kann. Darüber hinaus verfügt die TTP-Wasser über die entsprechenden Technologien für ein integriertes Wasserressourcenmanagement und bietet Unternehmen der Wasserbranche einen Ansprechpartner in der Universität, um Fachkenntnisse zu vermitteln, konkrete Untersuchungen durchzuführen und gemeinsame Projekte ins Leben zu rufen.

TTP-Wasser ist ein Projekt des Innovationszentrums Wasser in Ballungsräumen der TU Berlin und wird vom Bundesministerium des Inneren gefördert. TTP-Wasser ist ein Partner des Unternehmensnetzwerks WaterPN.
Die Wasserwerkstatt ist eine Veranstaltungsreihe des Kompetenzzentrums Wasser Berlin für Fachleute der Wasserbranche aus Forschung, Praxis und Verwaltung.

Kompetenzzentrum Wasser Berlin
http://www.kompetenz-wasser.de/

Technologietransferplattform Wasser
http://www.ttp-wasser.de/

Innovationszentrum Wasser in Ballungsräumen
http://www.fsp-wib.tu-berlin.de/

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
http://www.bmvbs.de/

Unternehmensnetzwerk WaterPN
http://www.waterpn.de/

Weitere Informationen erteilen Ihnen gern: Dr.-Ing. Bodo Weigert, Kompetenzzentrum Wasser Berlin gGmbH, Cicerostr. 24, 10709 Berlin, Tel.: 030/5 36 53-841, Fax: 030/5 36 53-888, E-Mail: presse@kompetenz-wasser.de, Tobias Busse, Technologietransferplattform Wasser, TU Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, Tel.: 030/314-24870,
Fax: -23313, E-Mail: tobias.busse@tu-berlin.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Gewichtsabnahme hilft bei der Reparatur geschädigter Blutgefäße

Pierre König, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung

Deutsche Stiftung für Herzforschung fördert Projekt Göttinger Wissenschaftler
Neue Erkenntnisse zur Funktion von Endothel-Vorläuferzellen

(Frankfurt am Main, 26. Januar 2010) Übergewicht stört natürliche Reparaturvorgänge in den Blutgefäßen des Herz-Kreislauf-Systems. Eine Gewichtsabnahme kann dies wieder rückgängig machen. Das zeigt ein von der Deutschen Stiftung für Herzforschung – in Verbindung mit der Deutschen Herzstiftung – gefördertes Forschungsprojekt Göttinger Wissenschaftler. Es ist eines von derzeit 24 durch die Stiftung unterstützten Forschungsprojekten.

Im Mittelpunkt ihrer Untersuchungen stehen bei der Forschergruppe um Prof. Dr. med. Katrin Schäfer aus der Kardiologie am Herz-Zentrum der Universitätsmedizin Göttingen die so genannten Endothel-Vorläuferzellen. Von diesen aus dem Knochenmark stammenden und im Blut zirkulierenden Zellen weiß man, dass sie zum Schutz der Blutgefäß-Innenauskleidung (Endothel) beitragen. „Diese Zellen treten etwa bei einer Mangeldurchblutung des Herzmuskels in Aktion, indem sie die Neubildung von Blutgefäßen fördern“, erläutert Katrin Schäfer, „oder sie helfen bei Schädigungen der Gefäßwand, dass sich diese wieder regenerieren kann.“ Demgegenüber verschlechtern mehrere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie beispielsweise Rauchen und erhöhte Blutzucker- sowie Cholesterinwerte, die Reparaturfunktionen der Endothel-Vorläuferzellen.

Übergewicht hemmt das Reparaturpotenzial

Erstmals genauer erforscht wurde in der vorliegenden Studie, wie sich Übergewicht als eigenständiger Herz-Kreislauf-Risikofaktor auf Endothel-Vorläuferzellen auswirkt. Dazu isolierten und kultivierten die Göttinger Wissenschaftler entsprechende Zellen aus dem Blut von 49 übergewichtigen Teilnehmern eines Gewichtsabnahmeprogramms der Universitätsmedizin Göttingen und verglichen sie mit denen einer normalgewichtigen Kontrollgruppe. Ergebnis: „Mehrere Fähigkeiten der Endothel-Vorläuferzellen, die normalerweise für deren Reparaturpotenzial von Bedeutung sind, waren bei den übergewichtigen Personen deutlich eingeschränkt“, so Katrin Schäfer. Dies zeigte sich zum Beispiel in einer verminderten Ausschüttung von speziellen an der Gefäßneubildung beteiligten Signalmolekülen (angiogenetische Chemokine). Die gute Nachricht: Bei den übergewichtigen Studienteilnehmern, die innerhalb eines halben Jahres mit ihrem Gewichtsabnahmeprogramm Erfolg hatten (mindestens 10 Prozent Gewichtsverlust oder Body-Mass-Index unter 35 kg/m2), verbesserten sich die Funktionen der Endothel- Vorläuferzellen wieder. Das zeigten die Nachuntersuchungen sechs Monate nach der ersten Blutanalyse. Die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse der Studie sind in der aktuellen Ausgabe des „Journal of the American College of Cardiology“ veröffentlicht*.

„Die Ergebnisse dieser patientennahen Studie“, kommentiert Prof. Dr. med. Hellmut Oelert, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Stiftung für Herzforschung, „sind sowohl für die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Krankheiten bei noch Gesunden wie auch für die Prognose bei bereits am Herzen erkrankten Patienten wichtig: Denn sie lassen den Schluss zu, dass jeder, der Übergewicht vermeidet oder es erfolgreich abbaut, damit wirkungsvoll auch die körpereigenen Reparaturvorgänge in seinen Blutgefäßen – so auch in den Herzkranzarterien – und damit seine Herz-Kreislauf-Gesundheit unterstützt.“ Das Forschungsprojekt wird mit erweiterter Fragestellung fortgesetzt und auch im Jahr 2010 von der Deutschen Stiftung für Herzforschung unterstützt.

Zur Deutschen Stiftung für Herzforschung:
Als Schwesterorganisation der Deutschen Herzstiftung e. V. fördert die Deutsche Stiftung für Herzforschung patientennahe Projekte von hohem wissenschaftlichem Niveau in der klinischen Forschung und Grundlagenforschung.

* Heida, Nana-Maria et al., Effects of Obesity and Weight Loss on the Functional Properties of Early Outgrowth Endothelial Progenitor Cells, J.Am.Coll.Cardiol., 2010, 55: 357-367.

3/2010

Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle
Dr. Klaus Fleck / Pierre König
Tel. 069/955 128-140
Fax: 069/955 128-345
koenig@herzstiftung.de
Weitere Informationen:
http://www.herzstiftung.de
http://www.dshf.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Für noch mehr Sonne im Tank

Katharina Thehos, Pressestelle
Technische Universität Chemnitz

Professur Technische Thermodynamik der TU Chemnitz optimiert gemeinsam mit dem sächsischen Unternehmen Haase GFK-Technik GmbH Solarspeicher aus Kunststoff
Mehr als elf Millionen Quadratmeter Kollektorfläche von Solarthermieanlagen waren 2008 nach Angaben des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit in Deutschland installiert – mehr als 210.000 Anlagen seien 2008 neu errichtet worden, doppelt so viele wie noch im Jahr zuvor. Solarthermieanlagen können zur Erwärmung von Trinkwasser sowie für die Produktion von heißem Wasser für Heizungsanlagen genutzt werden. „Die Speicher werden heute immer größer, außerdem sind für den vermehrten Einsatz in Heizungssystemen höhere Temperaturen nötig“, sagt Dr. Thorsten Urbaneck, Bereichsleiter „Thermische Energiespeicher“ an der Professur Technische Thermodynamik der TU Chemnitz, und ergänzt: „Zudem sollen längere Speicherperioden von bis zu drei Monaten erreicht werden, weshalb es wichtig ist, die Verluste der Speicher zu minimieren.“

Gemeinsam mit dem mittelständischen Unternehmen Haase GFK-Technik GmbH aus Sachsen optimieren die Chemnitzer Wissenschaftler die Speichertechnik und passen die Produktpalette des Unternehmens an. Grundlage dafür sind Forschungsergebnisse, die die Professur Technische Thermodynamik der TU Chemnitz gemeinsam mit Wissenschaftlern der TU Ilmenau in einem 2008 abgeschlossenen Projekt erzielt haben. „Verschiedene Mittelständler haben Interesse an unseren Ergebnissen bekundet“, berichtet Urbaneck. Die Firma Haase GFK-Technik GmbH aus Großröhrsdorf bei Dresden ist spezialisiert auf Tanks, Anlagen und Formteile aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). GFK ist ein Verbundwerkstoff aus Glas und Harz, der den bisher für Speicher üblichen Stahl ersetzt und damit unter anderem die äußeren Verluste sowie die Kosten der Anlagen senkt.

Im Mittelpunkt der Arbeit der TU-Wissenschaftler steht die Be- und Entladung der Speicher. „Die Schichtung des Wassers im Speicher nach Temperatur ist wichtig“, sagt Urbaneck und erklärt: „Ein Speicher mit 40 Grad warmem Wasser hat zwar die selbe Energie, wie ein Speicher, in dem je zur Hälfte 30 und 50 Grad warmes Wasser geschichtet ist. Aber gerade für Heizungen braucht man höhere Temperaturen. Die Energie ist mehr wert, wenn höhere und niedrigere Temperaturschichten zur Verfügung stehen, als wenn der Wassertank eine mittlere Temperatur hat.“ Deshalb soll ausgenutzt werden, dass die Sonne mittags intensiver strahlt als morgens und abends und so das Wasser dann stärker erhitzt. Das Be- und Entladesystem, an dem die Chemnitzer gemeinsam mit der Firma Haase derzeit arbeiten, basiert auf dem Dichteunterschied zwischen kälterem und wärmerem Wasser und ist preiswerter sowie robuster als bisher existierende Lösungen, die beispielsweise mit Reglern arbeiten.

Derzeit sind mehrere optimierte Produkte der Firma Haase im Teststand der TU Chemnitz im Probebetrieb. Das Projekt, das Dr. Thorsten Urbaneck und Rolf Lohse an der Professur Technische Thermodynamik von Prof. Dr. Bernd Platzer bearbeiten, wird seit Juni 2009 bis Mai 2010 vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert (Förderkennzeichen 0325957A).

Weitere Informationen unter http://www.ichbin2.de und bei Dr. Thorsten Urbaneck, Telefon 0371 531-32463, E-Mail thorsten.urbaneck@mb.tu-chemnitz.de.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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UDE: Nur jeder Zehnte arbeitet bis 65

Katrin Braun, Pressestelle
Universität Duisburg-Essen

Lediglich jeder dritte Deutsche geht direkt aus einer stabilen Beschäftigung in Rente, nur jeder Zehnte arbeitet dabei bis 65. Das zeigen aktuelle Ergebnisse des Altersübergangs-Monitors des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung und des Forschungsnetzwerks Alterssicherung wird der Übergang zwischen Erwerbsleben und Ruhestand untersucht. „Die Beschäftigungsbedingungen für Ältere und die individuelle Beschäftigungsfähigkeit im Alter müssen dringend verbessert werden, wenn die Rente mit 67 realisiert werden soll“, fordert der IAQ-Arbeitsmarktforscher Dr. Martin Brussig.
Wie hoch die Rente ausfällt, hängt wesentlich von der bisherigen Erwerbstätigkeit ab. Brussig hat drei Wege untersucht: aus stabiler Beschäftigung, aus kurzfristiger Übergangsarbeitslosigkeit und aus Langzeitarbeitslosigkeit. Etwa die Hälfte der Personen, die eine Altersrente direkt nach einer stabilen Beschäftigung beziehen, nahm 2007 Abschläge in Kauf. Noch weiter verbreitet sind Abzüge bei Langzeitarbeitslosen: Drei Viertel gehen vorzeitig in Rente – und zwar im Durchschnitt dreieinhalb Jahre früher, ein Drittel mit maximalen Abschlägen von 18 Prozent des Rentenanspruchs.

Dies wirkt sich deutlich auf den monatlichen Betrag aus: Während beim direkten Wechsel aus stabiler Beschäftigung die Rente im Durchschnitt 1.028,80 Euro beträgt, liegt die durchschnittliche Zahlung nach Übergangsarbeitslosigkeit bei 799,80 Euro; Neurentnern nach Langzeitarbeitslosigkeit werden im Schnitt 725,90 Euro ausgezahlt. Unfreiwillige Arbeitslosigkeit vor der Rente kann nach Einschätzung Brussigs einerseits den Eintritt in den Ruhestand beschleunigen, um schnell in den „sicheren Hafen“ der Altersrente zu gelangen. Andererseits gibt es auch Indizien dafür, dass ein Teil der Arbeitslosen den Beginn verzögert, um Abschläge zu vermeiden oder zu vermindern.

„Die Wahlmöglichkeiten zum flexiblen Rentenbeginn werden gerade von Personen genutzt, die ihrer prekären Arbeitsmarktposition am Ende des Erwerbslebens entfliehen und dafür auch dauerhafte Einbußen in der Rente hinnehmen“, folgert Brussig.

Weitere Informationen: Dr. Martin Brussig, Tel. 0203/379-3931, martin.brussig@uni-due.de

Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0170/8761608, presse-iaq@uni-due.de
Weitere Informationen:
http://www.iaq.uni-due.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Virtuelles Wassernetz optimiert Versorgung

Dr. Norbert Aschenbrenner, Corporate Communications, Corporate Technology
Siemens AG

Mit Hilfe eines neuen Simulationsverfahrens kann die Automatisierungstechnik eines Wassernetzes bereits in der Designphase getestet werden. Kommunen können so die Wasserversorgung bezüglich Versorgungssicherheit und Energiebedarf optimieren. Wasserwerke und Kläranlagen sind gleich nach Flughäfen die größten kommunalen Energieverbraucher. Mit der neuen Lösung von Siemens werden alle Komponenten eines Wassernetzes noch vor Beginn der Baumaßnahmen getestet und aufeinander abgestimmt. Dieses virtuelle Engineering verkürzt die Entwicklungszeit und reduziert die Kosten für den Kunden. Wasser- und Energieverbrauch sinken, da die nötigen Pumpvorgänge und die bereitgestellten Wassermengen ebenfalls am Modell optimiert werden. Das Verfahren eignet sich sowohl für Planung und Design als auch für die Modernisierung bestehender Wassernetze. In diesem Jahr soll ein erster Prototyp vorgestellt werden.

Mehr als fünf Milliarden Kubikmeter Trinkwasser verteilen deutsche Wasserversorger Jahr für Jahr. Knapp die doppelte Menge rauscht als Abwasser durch die Kanalisation. Die Steuerung der Wasserströme hat es in sich: Zum Beispiel muss in den verschieden dicken Rohren der Wasserdruck immer in einem bestimmten Bereich liegen, Zwischenspeicher sollen nicht zu voll, aber auch nicht zu leer sein, und Pumpen dürfen auf keinen Fall trocken fallen. Eine ausgeklügelte Automatisierungstechnik kontrolliert den Wasserfluss mit Hilfe von Steuergeräten und Sensoren, die zum Beispiel Druck und Durchflussgeschwindigkeiten messen. Das neue Entwurfsverfahren soll nun schon im Vorfeld am virtuellen Prozessmodell des jeweiligen Wassernetzes sicherstellen, dass alle Komponenten wie Pumpen oder Ventile in jeder Situation zusammenspielen.

Dazu hat Siemens Corporate Technology nach Vorgaben von Siemens Industry physikalische Modelle für alle Bausteine eines Wassernetzes und Algorithmen für die Simulation der Wasserströme entwickelt. Mit dieser digitalen Bibliothek kann die reale Automatisierungstechnik eines Wassernetzes am virtuellen Prozessmodell getestet und optimiert werden. Im zweiten Schritt werden die am Computer entwickelten Steuerungsvorgänge auf reale Steuergeräte übertragen, am Modellnetz erprobt und verfeinert. So können schnell verschiedene Szenarien durchgespielt oder Ausfälle simuliert werden. Erst wenn sich das System als stabil erweist, wird es am realen Wassernetz in Betrieb genommen. Das neue Verfahren basiert auf dem Wassermanagementsystem SIWA PLAN von Siemens, mit dem Wassernetze zu Planungs- und Trainingszwecken sowie zur Online – Betriebsoptimierung modelliert werden.
Weitere Informationen:
http://www.siemens.de/innovationnews

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Akupunktur gegen Heuschnupfen

Benjamin Waschow, Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Freiburg

Auch wenn es noch nicht danach aussieht: der Frühling kommt bestimmt.
Doch vielen Menschen wird der Frühlingsanfang durch tränende Augen,
juckende, verstopfte Nasen und wässrigen Schnupfen bis hin zu Atemnot
verleidet. Im „Uni-Zentrum Naturheilkunde“ des Universitätsklinikums Freiburg wird
seit mehreren Jahren die Elektroakupunktur, die so genannte
„augmentierte Akupunktur“, bei saisonaler Allergie durchgeführt.

Grundsätzlich ist die Akupunktur bei der Behandlung von allergischen
Symptomen in der naturheilkundlichen Medizin nicht neu. Das Besondere
an der „augmentierten Akupunktur“ gegen Heuschnupfen ist die meist nur
einmalige Behandlung. Nach den Erfahrungen des Uni-Zentrums
Naturheilkunde sind bei circa 70 Prozent der Patienten die Beschwerden
nach der Behandlung für einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen
deutlich gebessert.
Zur Methode: Es werden zwei Punkte im Verlauf des Blasenmeridians im
Nackenbereich ermittelt, die einen geringen Hautwiderstand aufweisen.
Diese Punkte werden örtlich betäubt und die Akupunkturnadeln gesetzt.
Über die Akupunkturnadeln wird ein Reizstromimpuls gegeben. Eine
wichtige Voraussetzung für den Behandlungserfolg ist, dass der Patient
zum Zeitpunkt der Behandlung unter starken allergischen Symptomen
leidet.

Weitere Informationen und Anmeldung im Uni-Zentrum
Naturheilkunde unter Tel.: 0761/ 270 8201

Kontakt:
Dr. Roman Huber
Uni-Zentrum Naturheilkunde
Tel.: 0761/270- 8201
E-Mail: roman.huber@uniklinik-freiburg.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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„Frauen klagen – Männer sterben“: Neue Männer – muss das sein?

Dr. Victoria Meinschäfer, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

In der Heinrich-Heine-Universität findet am 19./20. Februar 2010 ein internationaler wissenschaftlicher Männerkongress statt. Motto: „Neue Männer – muss das sein? Über den männlichen Umgang mit Gefühlen“. Ausrichter sind die Heinrich-Heine-Universität und die Akademie für Psychoanalyse und Psychosomatik Düsseldorf.
Der Suizid Robert Enkes im vergangenen Jahr hat den problematischen Umgang vieler Männern mit ihren Gefühlen deutlich gemacht: Die Selbstmordrate von Männern liegt dreimal höher als die von Frauen, ihre Lebenserwartung ist sechs Jahre geringer. „Frauen klagen – Männer sterben“, so ein unter Fachleuten häufig gebrauchtes bitteres Resümee, mit dem die bei Frauen größere Bereitschaft, frühzeitig Hilfe zu suchen, angesprochen ist.
Das Bild des Mannes unterliegt nach Einschätzung der Veranstalter einer zunehmenden Fragmentierung bis hin zur Entwertung positiver männlicher Eigenschaften. Dies hat mittlerweile zu tief greifenden und häufig leidvollen Identitäts- und Orientierungskrisen vieler Männer und Jungen geführt.

Einige der Themenblöcke: „Gibt es geschlechtsspezifische emotionale Drehbücher und Gefühlsregeln?“; „Traumatische Aspekte der männlichen Sozialisation“; „Der kranke Mann“; „Der verlassene Mann“; „Der entwertete Mann“; „Der vaterlose Mann“; „Welchen Geschlechts sind die Therapeuten?“; „Hoffnungen für den neuen Mann? Alternativen aus der Geschichte“.
Weitere Informationen:
http://www.maennerkongress2010.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Wassermangel ist Mangel an Wassermanagement

Britta Paasche M.A., Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa

Zur Grünen Woche erörterten Experten auf dem IAMO-Symposium die Auswirkungen von Klimawandel und Bevölkerungswachstum auf die Landwirtschaft
Im Rahmen des vom BMELV zur Internationalen Grünen Woche 2010 ausgerichteten Forum for Food and Agriculture veranstaltete das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) am Freitag, dem 15.01., das Symposium „Klima – Wasser – Landwirtschaft“. Erörtert wurde die Frage, welche Auswirkungen Klimawandel und Bevölkerungswachstum auf die globalen Wasserressourcen haben und was dies für die Landwirtschaft und die weltweite Ernährungssicherung bedeutet.

TREIBHAUSGASREDUKTION ALS SOZIALES DILEMMA BEGREIFEN
Nach einem Grußwort von Astrid Jakobs de Pádua, Leiterin des Referats Internationale Organisationen, Welternährung und Nachhaltige Entwicklung des BMELV, führte Dr. Insa Theesfeld in das Thema ein. Die IAMO-Wissenschaftlerin, die sich schwerpunktmäßig mit Institutionenökonomie und natürlichem Ressourcenmanagement beschäftigt, erläuterte, dass 70% der Süßwasserressourcen der Erde von der Landwirtschaft genutzt werden, aber regional große Unterscheide zu verzeichnen sind. So liegt der Anteil der Landwirtschaft am Wasserverbrauch in Deutschland lediglich bei 4%. Das Verhältnis von Klima, Wasser und Landwirtschaft müsse man sich als komplexes Beziehungsgefüge vorstellen. Unter Berufung auf die Thesen der Wirtschaftsnobelpreisträgerin von 2009, Prof. Elinor Ostrom, argumentierte Theesfeld, dass die Schaffung des globalen öffentlichen Gutes „weniger Treibhausgase in der Atmosphäre“ ein soziales Dilemma sei. Ein polyzentrischer Ansatz, also ein vielschichtiges System von Koordinationsmechanismen und selbstverantwortlichen Organisationsformen auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene, sei notwendig, um dieses Ziel umzusetzen.

KLIMAWANDEL BEDEUTET TEMPERATURANSTIEG UND NIEDERSCHLAGSVERÄNDERUNGEN
Dr. Hermann Lotze-Campen, Leiter der Arbeitsgruppe Landnutzungswandel im Forschungsbereich Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, wies darauf hin, dass Wassermangel oftmals ein Managementproblem sei. Durch den Klimawandel würden die bereits bestehenden Probleme zusätzlich verschärft. Er erläuterte, dass im Gegensatz zum Temperaturanstieg, der als Folge der Klimaveränderungen überall auf der Welt zu verzeichnen ist, Vorhersagen wie die klimatischen Veränderungen die Niederschläge beeinflussen werden erheblich variieren. Diese Veränderungen sind derzeit nicht genau prognostizierbar bzw. kämen unterschiedliche Experten, die mit unterschiedlichen Modellen rechneten zu ganz verschiedenen Prognosen. Zwei Dinge sind jedoch sicher, die Folgen sind weltweit nicht gleich wie bei den Temperaturveränderungen, sondern regional unterschiedlich. Weiterhin ist zu erwarten, dass vor allem Extremereignisse wie Dürren und Überflutungen zunehmen.

GRUNDWASSERSPEICHER OPTIMALER NUTZEN
Auch aus Sicht von Dr. Wilhelm Struckmeier, Direktor und Professor an der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, ist Wasserknappheit oftmals kein physikalisches Problem, sondern ein Managementproblem. Der Hydrogeologe plädierte dafür, vor allem die Grundwasserspeicher optimaler zu bewirtschaften. Gelänge es beispielsweise Oberflächenwasser wie Regen im Grundwasser zu speichern, könne dies in Trockenzeiten für die Wasserversorgung zur Verfügung stehen. Wie bedeutsam Grundwasser auch in Deutschland ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Drei Viertel des Trinkwassers stammen hierzulande aus Grundwasser.

INDIGENES WISSEN WIRD UNZUVERLÄSSIGER
Eine der Auswirkungen, die der Klimawandel auf Kleinbauern in Kenia und andere afrikanische Staaten hat, beschrieb Dr. Chinwe Ifejika Speranza, Geographin und Spezialistin für Geographische Informationssysteme am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik. Kleinbauern müssen zunehmend feststellen, dass ihr indigenes Wissen über Natur- und Wetterereignisse immer unzuverlässiger werde. Das Blühen einer bestimmten Pflanze, jahrhundertelang ein Indiz dafür, dass in der nächsten Zeit mit Regen zu rechnen ist und also mit der Aussaat begonnen werden kann, erwiesen sich zunehmend als trügerisch. Hinzu käme, dass viele nationale afrikanische Regierungen ihre Kleinbauern nicht unterstützten. Es fehle an Beratungsangeboten, an Daten von Wetterinformationsdiensten und an finanziellen Ressourcen. Hitzebeständiges und dürreunempfindliches Saatgut, das gleichzeitig auch mit temporärer Überflutung zurechtkomme, sei bereits entwickelt, so Ifejika Speranza, aber für die Kleinbauern in Afrika, einfach nicht bezahlbar.

WASSER ALLEIN HILFT NICHT
Dr. Elisabeth van den Akker, Seniorfachplanerin zum Thema „Wasser in der Landwirtschaft“ bei der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, betonte, dass über den Klimaaspekt hinaus auch die ökonomischen Zusammenhänge betrachtet werden müssen. Selbst wenn Kleinbauern ihre Produkte durch künstliche Bewässerung erzeugen könnten, was sie genauso bräuchten, sei ein Markt für ihre Produkte. In Mali beispielsweise wurden Flächen zur Bewirtschaftung eingerichtet. Fast die Hälfte davon liege aber weiterhin brach und werde nicht von Kleinbauern genutzt, da es sich für sie einfach nicht rechne; sie keine Absatzmärkte für ihre Produkte haben. Van den Akker unterstrich darüber hinaus die Notwendigkeit, für Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen und Zugangsrechte zu Land und damit auch zu Wasser zu gewährleisten.

AUCH OHNE KLIMAWANDEL: WASSERRESSOURCEN WERDEN KNAPPER
Um den steigenden Bedarf an Nahrungsmitteln und Energie einer wachsenden Weltbevölkerung zu sichern, benötige die Landwirtschaft in Zukunft mehr Wasser als bisher. Selbst wenn man den Klimawandel außen vor lässt, die Wasserressourcen für die Landwirtschaft werden knapper. Trotzdem, von einem „global doom“ wollten die Experten auf dem IAMO-Symposium nicht sprechen. Es gäbe eine Vielzahl von Anpassungsoptionen wie den Import virtuellen Wassers, die Anwendung moderner Bewässerungstechnologien, Abwasserrecycling oder handelbare Wassernutzungsrechte. Worüber man sich als Verbraucher in Deutschland allerdings bewusst sein sollte: Erdbeeren können im Winter nicht unter umweltverträglichen Bedingungen produziert werden. Für die Produktion von Nahrungsmitteln sind erhebliche Mengen an Wasser notwendig. So verbraucht jeder Deutsche täglich zwar nur zwei bis fünf Liter Trinkwasser und einhundert bis zweihundert Liter Brauchwasser, aber dafür sind mehrere tausend Liter Wasser nötig, um zu produzieren, was täglich in Form von Nahrungsmitteln konsumiert wird. Für die Erzeugung einer Kilokalorie braucht es einen Liter Wasser, so Catrin Hahn, Redakteurin der Neuen Landwirtschaft, in ihrer Schlussmoderation des Symposiums.

Weitere Informationen:
Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Britta Paasche M.A.
Tel. 0345 – 2928 330 | paasche@iamo.de

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Gefahrstoffe ermitteln und beurteilen mit der IFA-Gefahrstoffliste

Stefan Boltz, Pressestelle
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung – DGUV

Ein umfassendes, kompaktes und aktuelles Nachschlagewerk zum Thema Gefahrstoffe hat das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) heute veröffentlicht. Die IFA-Gefahrstoffliste enthält alle wichtigen Informationen, um Gesundheitsgefährdungen durch Gefahrstoffe zu beurteilen. Sie ist eine kostenlose und praktische Unterstützung für Betriebe, Aufsichtsbehörden, Arbeitsmediziner und andere, die sich mit Gefahrstoffen und Gesundheitsschutz befassen.
Vorschriften und Regeln zu Gefahrstoffen am Arbeitsplatz werden immer zahlreicher; ebenso zahlreich sind die Quellen, in denen sie zu finden sind. Die neue Gefahrstoffliste des IFA (ehemals BGIA) hilft dem Arbeitsschutzpraktiker den Überblick zu behalten. Sie enthält Luftgrenzwerte und biologische Grenzwerte, informiert über deren Herkunft, Einstufung und Kennzeichnung, gibt Hinweise zur Gefahr der Sensibilisierung durch die genannten Stoffe und zu ihrer Aufnahme über die Haut, geht auf ärztliche und medizinische Vorgaben ein, beschreibt Messverfahren und verweist auf wesentliche in Deutschland geltende Verordnungen, Richtlinien und Regeln für Gefahrstoffe. Die Gefahrstoffliste ist damit ein Grundlagenwerk für die Gefährdungsbeurteilung, die der Arbeitgeber laut Gefahrstoffverordnung in seinem Betrieb durchführen muss.

Die Gefahrstoffliste wurde im Dezember 2009 erstellt und erscheint deshalb noch unter der alten Bezeichnung BGIA-Report. Sie enthält aber die maßgeblichen Vorgaben für das Jahr 2010. Die Gefahrstoffliste kann unter www.dguv.de/ifa/gefahrstoffliste heruntergeladen oder als Druckfassung über ifa-info@dguv.de kostenlos bestellt werden.
Weitere Informationen:
http://www.dguv.de/ifa/gefahrstoffliste – zum Download der IFA-Gefahrstoffliste

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Menschen mit Gallensteinen haben ein höheres Diabetesrisiko

Dr. Gisela Olias, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Potsdam-Rehbrücke – Menschen mit Gallensteinen haben ein um 42 Prozent höheres Risiko, an Typ-2-Diabetes (Alterszucker) zu erkranken, als Menschen ohne Gallensteine. Dagegen scheinen Nierensteine kaum eine Rolle für das Diabetesrisiko zu spielen. Zu diesem Ergebnis kam ein Forscherteam um Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE), nachdem es Daten der Potsdamer EPIC-Studie* ausgewertet hatte. Bei dieser handelt es sich um eine große Bevölkerungs-Langzeitstudie, an der seit 1994 mehr als 25.000 Menschen teilnehmen.
Die Studie, zu der Cornelia Weikert vom DIfE und Steffen Weikert vom Universitätsklinikum Charité Berlin maßgeblich beigetragen haben, wurde online in der Fachzeitschrift American Journal of Epidemiology (Cornelia Weikert and Steffen Weikert et al.; 2009; DOI: 10.1093/aje/kwp411) publiziert.

Gallenstein- und Nierensteinerkrankungen treten bei Menschen mit westlichem Lebensstil gehäuft auf, wobei massives Übergewicht ein wesentlicher Risikofaktor ist. Zudem weisen epidemiologische Untersuchungen darauf hin, dass Menschen mit Diabetes eher dazu neigen, Gallensteine zu bekommen. Bislang war jedoch unklar, ob umgekehrt Gallen- oder Nierensteine mit einem erhöhten Diabetesrisiko assoziiert sind, das heißt Diabetes-Risikofaktoren darstellen.

Um dieser Frage nachzugehen, analysierte das Wissenschaftlerteam um Heiner Boeing die Daten der Potsdamer EPIC-Studienteilnehmer. Zu Beginn der Studie hatten 3.293 der beteiligten Männer und Frauen über bekannte Gallen- und 2.468 der Teilnehmer über bekannte Nierensteine berichtet. Im Verlauf der Studie erkrankten während eines Beobachtungszeitraums von etwa 7 Jahren 849 von 25.166 Studienteilnehmern an Diabetes.

Unabhängig von Alter, Geschlecht, Taillenumfang und Lebensstilfaktoren wie Rauchen und Alkoholkonsum hatten Personen mit Gallensteinen ein 1,42-fach erhöhtes Risiko, an einem Diabetes zu erkranken. Hingegen war bei Menschen mit Nierensteinen das Diabetesrisiko nicht erhöht. „Nach unseren Daten sind Gallensteine ein eindeutiger Risikofaktor für Diabetes und könnten zusammen mit anderen Faktoren genutzt werden, um die Einschätzung des individuellen Diabetesrisikos zu präzisieren. Nierensteine spielen für die Vorhersage des Diabetesrisikos hingegen keine Rolle“, erklärt Heiner Boeing, Leiter der Potsdamer EPIC-Studie.

„Treten Gallensteine auf, sollte man sich vom Hausarzt über Vorzeichen einer Diabeteserkrankung und das individuelle Risiko beraten lassen“, empfiehlt Cornelia Weikert. „Ebenso ergibt sich aus der Gallensteinerkrankung ein Anlass, seine Ernährung sowie seinen Lebensstil zu überdenken und Präventionsempfehlungen verstärkt zu befolgen. Nicht zuletzt sollten Ärzte, die Gallensteine bei ihren Patienten feststellen, bei der Weiterbetreuung auch das erhöhte Diabetesrisiko berücksichtigen.“

Hintergrundinformation:

Typ-2-Diabetes (auch als Alterszucker oder -diabetes bekannt) ist eine Stoffwechselerkrankung, bei welcher der Körper das selbstproduzierte Insulin nicht ausreichend nutzen kann. Dadurch wird der Blutzuckerspiegel erhöht. Ein Typ-2-Diabetes entwickelt sich schleichend über Jahre, wobei Gefäße und Augen bereits frühzeitig geschädigt werden können. Zu den schweren Folgeschäden zählen: Herzinfarkt, Schlaganfall, Blindheit, ein Verlust von Gliedmaßen durch Amputation oder Nierenversagen.

Die *Potsdamer EPIC (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition)-Studie leitet Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE). Sie ist Teil der Gesamt-EPIC-Studie. Die EPIC-Sudie ist eine prospektive Studie, die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht. An der EPIC-Studie sind 23 administrative Zentren in zehn europäischen Ländern mit 519.000 Studienteilnehmern beteiligt.
Bei der Auswertung einer prospektiven Studie ist es wichtig, dass die Teilnehmer/innen zu Beginn der Studie noch nicht an der zu untersuchenden Krankheit leiden. Die Risikofaktoren für eine bestimmte Erkrankung lassen sich so vor ihrem Entstehen erfassen, wodurch eine Verfälschung der Daten durch die Erkrankung weitestgehend verhindert werden kann – ein entscheidender Vorteil gegenüber retrospektiven Studien.

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsbedingter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Forschungsschwerpunkte sind dabei Adipositas (Fettsucht), Diabetes und Krebs.
Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen etwa 14.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind ca. 6.500 Wissenschaftler, davon wiederum 2.500 Nachwuchswissenschaftler. Näheres unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Kontakt:
Prof. Dr. Heiner Boeing
Abteilung Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/ Deutschland
Tel.: +49(0)33200-88-711
E-Mail: boeing@dife.de

Dr. Cornelia Weikert
Abteilung Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
D-14558 Nuthetal
Tel.: +49(0)33200-88-711/734
E-Mail: weikert@dife.de

Priv.-Doz. Dr. Steffen Weikert
Klinik für Urologie
Charité-Universitätsmedizin Berlin
Charitéplatz 1
D-10117 Berlin
Tel.: +49(0)30-8445-2577
E-Mail: steffen.weikert@charite.de

Dr. Gisela Olias
Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
Tel.: +49(0)33200-88-278/335
Fax: +49(0)33200-88-503
E-Mail: olias@dife.de
Weitere Informationen:
http://www.dife.de Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Die seismische Lücke südlich von Istanbul

Dipl.Met. Franz Ossing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Die Kette von Erdbeben entlang der Nordanatolische Verwerfung weist südlich von Istanbul eine Lücke auf. Die hier zu erwartenden Erdbeben stellen eine extreme Gefahr für die türkische Großstadt dar, insbesondere wenn die Störung mit einem einzigen Beben bricht. Eine neue Computerstudie zeigt nun, dass sich die Spannungen in diesem Teil der Verwerfungszone in mehreren Erdbeben anstatt eines einzelnen großen Bebenereignisses entladen könnten.
Die seismische Lücke südlich von Istanbul
Welche Erdbebengefährdung hat Istanbul?

Die Kette von Erdbeben entlang der Nordanatolische Verwerfung weist südlich von Istanbul eine Lücke auf. Die hier zu erwartenden Erdbeben stellen eine extreme Gefahr für die türkische Großstadt dar, insbesondere wenn die Störung mit einem einzigen Beben bricht. Eine neue Computerstudie zeigt nun, dass sich die Spannungen in diesem Teil der Verwerfungszone in mehreren Erdbeben anstatt eines einzelnen großen Bebenereignisses entladen könnten. In der neuen Ausgabe von Nature Geosciences (Nature Geoscience, vol 3, doi:10.1038/NGEO739) stellen Tobias Hergert vom Karlsruhe Institut für Technologie und Oliver Heidbach vom Deutschen GeoForschungs-Zentrum GFZ die Ergebnisse der Computersimulation vor, die im Rahmen des Projektes Megacity Istanbul von CEDIM (Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology) erstellt wurde.

Das Izmit-Erdbeben vom August 1999 forderte 18.000 Todesopfer und war mit einer Magnitude von 7,4 das jüngste Beben einer Serie, die 1939 im Osten der Türkei begann und sukzessive die Plattengrenze zwischen der Anatolischen und der Eurasischen Platte nach Westen bis Izmit 1999 zum Versagen bracht. Das nächste Beben in dieser Serie wird folglich westlich von Izmit, also südlich von Istanbul, erwartet. Die Stadt hat also ein bedrohliches Erdbebenrisiko.

Eine wichtige Größe zur Beurteilung der seismischen Gefährdung sind die Bewegungsraten der tektonischen Störungen. Hergert und Heidbach zerlegten für ihre Studie das Gebiet in 640.000 Elemente, um die Kinematik des Störungssystems dreidimensional zu bestimmen. „Die Modellergebnisse zeigen, dass die Bewe-gungsraten an der Hauptstörung zwischen 10 und 45% geringer sind als bisher angenommen“, sagt dazu Oliver Heidbach vom GFZ. „Zudem variieren die Bewegungsraten um 40% entlang der Hauptstörung.“ Diese Variabilität interpretieren die Autoren als Hinweis darauf, dass die aufgebaute Spannung in der Erdkruste anstelle eines einzelnen, gewaltigen Bebens sich auch in zwei oder drei Erdbeben mit geringerer Magnitude entladen kann. Eine Entwarnung für Istanbul bedeutet das überhaupt nicht: Die Autoren weisen in ihrem Artikel ausdrücklich darauf hin, dass die geringe Entfernung der Hauptstörung zu Istanbul nach wie vor ein extremes Erdbebenrisiko für die Mega-City darstellt. Die Verwerfungszone ist weniger als 20 Kilometer von der Stadtgrenze entfernt. Hinzu kommt, dass auch die-se kleineren Beben größer als Magnitude 7 sein können; Vorsorge vor dem Eintritt eines Bebens ist somit unerlässlich.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Seesterne: Klimaretter oder Klimaopfer?

Dr. Andreas Villwock, Pressestelle
Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, Kiel

Während ihres Lebens produzieren sie Kalk und binden dabei Kohlenstoff aus der Wassersäule. Wenn sie sterben, lagert sich dieser am Meeresboden ab: Echinodermata spielen offenbar eine viel größere Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf als bisher vermutet. Auf der anderen Seite sind sie durch die zunehmende Ozeanversauerung gefährdet. Ihr Einfluss auf das gesamte marine Ökosystem ist somit nicht zu unterschätzen. In einer in der Fachzeitschrift „Ecology Monographs“ erschienenen Studie legt eine internationale Forschergruppe unter Leitung des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) in Kiel erste Einschätzungen vor.
Um ihre Schutzhüllen oder Skelette zu bilden, aber auch für verschiedene andere Prozesse, verbrauchen Echinodermata Kohlenstoff aus dem Meerwasser. Dieser Stamm, dessen Arten in allen Meeren vom Gezeitenbereich bis zur Tiefsee vertreten ist, wird in fünf Gruppen aufgeteilt: Seesterne, Seeigel, Schlangensterne, Seegurken und Seelilien. Bei der Kalkbildung nehmen sie Kalzium und Magnesium in unterschiedlichen Proportionen in ihre Körper auf. Ihre Skelette schließen somit eine bedeutende Menge von anorganischem Kohlenstoff ein, der aus der Atmosphäre ins Wasser gelangt. Diesen Kohlenstoff geben die Echinodermata an den Meeresboden ab, wenn sie sterben. Anders als der von Plankton oder Algen aufgenommene Stoff wird er also nicht in der Wassersäule remineralisiert. Eine neue Studie, die kürzlich in den ESA Ecological Monographs erschienen ist, belegt erstmals den bedeutenden Einfluss von Echinodermata auf das organische wie anorganische Kohlenstoffbudget in den Ozeanen. Haupt-Autor und Leiter der Untersuchungen ist Mario Lebrato, Doktorand am Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR).

„Unsere Abhandlung verdeutlicht, dass wir erst wenig über die weitreichenden Kohlenstoffprozesse wissen, in die Kalk bildende Arten wie Echinodermata eingebunden sind. Damit deckt sie eine der größten Ungewissheiten im globalen Kalziumkarbonat-Haushalt auf. Uns ist es wichtig, dass der Beitrag des Benthos, also der am Meeresboden lebenden Organismen wie Echinodermata, auf den globalen Kohlenstoffkreislauf neu bewertet wird“, erklärt Mario Lebrato. „Modelle der so genannten ‚Biologischen Pumpe‘, die die CO2-Aufnahme und Umsetzung durch Algen und Plankton beschreiben, sollten zukünftig auch die bodennah lebenden Organismen berücksichtigen. Schließlich verarbeiten sie mehr als eine Zehntel Gigatonne Kohlenstoff pro Jahr, was beispielsweise den Beitrag von Foraminiferen, den Kammerlingen, bei weitem übersteigt und nur knapp unter der Gesamtproduktion in der gesamten Wassersäule liegt. Wir müssen dringend mehr Wissen über die biochemischen Prozesse am Boden gewinnen, die ebenso bedeutend wie die Abläufe im freien Wasser sind.

Genauso wichtig ist den Forschern, mehr über die Folgen der Ozeanversauerung – eine Konsequenz der extensiven Nutzung fossiler Energieträger – für Echinodermata und andere Kalk bildende Arten zu erfahren. Erste Versuche lassen auf dramatische Auswirkungen schließen. Denn wenn der pH-Wert des Wassers sinkt, ist es für die Organismen schwieriger und schließlich sogar unmöglich, haltbare Kalkstrukturen aufzubauen. „Je mehr geforscht wird, desto häufiger treten widersprüchliche Trends auf, die es erschweren, den Prozess als Ganzes zu verstehen“, räumt Lebrato ein. „Echinodermata sind ein gutes Beispiel für eine Art, die unerwartete Muster zeigt und uns als Wissenschaftler herausfordert.“

Originalarbeit:
Lebrato, M., D. Iglesias-Rodriguez, R. Feely, D. Greeley, D. Jones, N. Suarez-Bosche, R. Lampitt, J. Cartes, D. Green, and B. Alker, 2009: Global contribution of echinoderms to the marine carbon cycle: a re-assessment of the oceanic CaCO3 budget and the benthic compartments. ESA Ecol. Monogr., doi: 10.1890/09-0553.

Bildmaterial:
Unter http://www.ifm-geomar.de/presse steht Bildmaterial zum Download bereit.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Bildung bis ins hohe Alter?

Sarah Maur, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen

Die Studien zeigen: Die Weiterbildungsbeteiligung lässt im höheren Alter nach. Dabei geraten Anspruch und Wirklichkeit einer „Bildung Älterer“ in den Widerspruch. In den DIE FAKTEN stellt Jens Friebe (DIE) das Bildungsverhalten älterer Menschen, aktuelle Daten und die notwendigen Handlungserfordernisse für die Weiterbildung vor.
Die Bildung älterer Menschen wird besonders dann ein Thema in Politik und Gesellschaft, wenn es um die Bewältigung der Auswirkungen des demografischen Wandels geht. Die im aktuellen Koalitionsvertrag geäußerten Absicht, die Erwerbs- und Weiterbildungsbeteiligung Älterer zu erhöhen sowie neue Bildungschancen und -anreize für Ältere zu schaffen, weist deutlich auf die Problemlage hin. Wer ist jedoch zu der Gruppe der Älteren zu zählen und welche Bildungsbedarfe entstehen in diesen Gruppen?

Bereits in der Altersgruppe der über 45-Jährigen macht sich eine geringere Weiterbildungsbeteiligung von 44 Prozent bemerkbar; diese sinkt in der Gruppe der 65 bis 80-Jährigen noch weiter bis auf gerade mal 13 Prozent. Zudem ist anhand der Studien zu erkennen, dass die Bildungsbeteiligung im Zusammenhang mit anderen Faktoren steht, insbesondere dem Bildungshintergrund. Die Weiterbildungsbeteiligung liegt bei Personen mit einem höherem Bildungs- und /oder Berufsabschluss doppelt so hoch wie bei Personen mit geringem Bildungsabschluss.

Für erfolgreiche Strategien zum „aktiven Altern“ wird jedoch eine Bildungsbeteiligung in allen Bevölkerungsgruppen benötigt. So fördert die Weiterbildung die Teilhabe Älterer an der Arbeitswelt sowie deren soziale und politische Teilhabe, d.h. sie trägt zur Kommunikation in sozialen Kontakten und zum Wissens- und Erfahrungsaustausch bei. Ein finanzpolitischer Rahmen, barrierefreie Bildungsangebote und eine altersrelevante Forschung können die Grundlage für eine Strategie zur Steigerung der Lernaktivität Älterer bilden.
Die DIE FAKTEN stehen kostenlos unter nachfolgendem Link zum Download bereit: http://www.die-bonn.de/doks/friebe0901.pdf

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Abfallwirtschaft entlastet das Klima

Christiane Rathmann, Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie

Neue Studie von Öko-Institut und Ifeu untersucht Potenziale am Beispiel von Siedlungsabfall und Altholz

Die Abfallwirtschaft trägt erheblich zum Klimaschutz bei und wird dies auch in Zukunft weiter tun. Insgesamt spart die Abfallwirtschaft beim Siedlungsabfall und beim Altholz bereits heute jährlich knapp 18 Millionen Tonnen an CO2-Äquivalenten ein. Dies entspricht in etwa den CO2-Emissionen von 7,7 Millionen Autos. Im Vergleich zu 1990 macht dies eine Reduktion von rund 53 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten aus. Zu dieser Einschätzung kommt eine neue Studie von Öko-Institut und Ifeu (Institut für Energie- und Umweltforschung), die heute der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Im Auftrag von Umweltbundesamt, Bundesumweltministerium und dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft haben die WissenschaftlerInnen das Klimaschutzpotenzial der Abfallwirtschaft untersucht.

„Deutschland nimmt hier bereits eine Vorreiterrolle ein. Allerdings wünschen wir uns weiterhin eine konsequente Orientierung der deutschen Abfallwirtschaft an Zielen des Klima- und Ressourcenschutzes. Dazu gehören insbesondere verstärkte Bemühungen, Abfälle zu vermeiden und die intelligente Nutzung von Abfällen in Kaskaden aus stofflichem und energetischem Recycling“, fordert Öko-Instituts-Wissenschaftler Günter Dehoust.

Nach Berechnungen der WissenschaftlerInnen können die treibhausschädlichen Gase in der deutschen Abfallwirtschaft bis zum Jahr 2020 weiter reduziert werden – um rund zehn Millionen Tonnen CO2-Äquivalente jährlich. Voraussetzung dafür: mehr Recycling, eine verbesserte stoffliche Verwertung der Abfälle und eine effizientere Technik in den Behandlungsanlagen. Somit könnten allein der Siedlungsabfall und das Altholzrecycling mit rund 13 Prozent zu den Treibhausminderungszielen für Deutschland (40 Prozent bis 2020) beitragen.

Auch die Situation in Europa haben sich die WissenschaftlerInnen angesehen. In der EU 27 spielt die Deponierung im Vergleich zu Deutschland immer noch eine wesentliche Rolle und belastet das Klima jährlich mit bis zu 110 Millionen Tonnen an CO2-Äquivalenten. Hier ist eine konsequente Abkehr von der Deponierung sowie ein ambitioniertes Recycling notwendig, um die Belastungen zu verringern. Die Einsparpotenziale für das Klima sind hoch: bis zu 192 Millionen Tonnen an CO2-Äquivalenten sind je nach untersuchtem Szenario möglich. Damit könnte der Siedlungsabfall ausgehend vom Bilanzjahr 2007 mit bis zu 32 Prozent zum Minderungsziel der EU 27 (20 Prozent bis 2020) beitragen.

In den beispielhaft untersuchten Ländern Türkei, Tunesien und Mexiko dominiert die Deponierung von Abfällen, wobei nur Mexiko eine geordnete Abfallwirtschaft etablieren konnte. Bislang haben diese Länder noch keine Minderungsziele vereinbart. Wenn sie jedoch die Deponierung beenden, sind bezogen auf die aktuellen Treibhausgasemissionen bei allen drei Staaten erhebliche Einsparpotenziale bei der Siedlungsabfallwirtschaft möglich.

Ein direkter Vergleich zwischen den Ergebnissen für Deutschland, für die EU 27 und die drei untersuchten Länder ist nicht unmittelbar möglich. Es liegen unterschiedliche Rahmenbedingungen zugrunde, und je nach verfügbaren Informationen unterscheiden sich auch die Bezugsgrößen. „Generell leistet der Ausstieg aus der Deponierung aber den entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz“, sagt Öko-Instituts-Wissenschaftler Günter Dehoust. „Möglich wird dieser aber nur, wenn die Wertstoffe, die heute noch nutzlos abgelagert werden, getrennt erfasst und umweltgerecht recycelt werden!“

Der Endbericht „Klimaschutzpotenziale der Abfallwirtschaft“ wird in Kürze
zum Herunterladen auf http://www.oeko.de bereitgestellt werden.

Ansprechpartner:
Günter Dehoust
Stellvertretender Leiter des Institutsbereichs Infrastruktur & Unternehmen
Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt
Telefon 040/18039-404, E-Mail g.dehoust(at)oeko.de

Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.

Interesse, Mitglied zu werden? Mehr unter http://www.oeko.de/mitmachen

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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DOG: Trockene Augen durch Mangel an Sexualhormon

Anna Julia Voormann, Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

Testosteronhaltige Salben im Test

München – Eine entscheidende Ursache für trockene Augen bei Männern und Frauen ist ein Mangel an männlichen Sexualhormonen: Ein Testosteronmangel senkt nicht nur die Menge der abgesonderten Tränenflüssigkeit. Auch deren Verdunstung ist dadurch beschleunigt. Entzündungen und Hornhautschäden sind die Folge. Inwieweit hormonhaltige Salben abhelfen könnten, gilt es zu prüfen, betont die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG).
Zwischen fünf und 35 Prozent der über 50-Jährigen klagen über trockene Augen, Frauen häufiger als Männer: Die Augen brennen und röten sich, abends ermüden sie schnell. Morgens sind häufig die Lider verklebt. Oft haben die Betroffenen das Gefühl, einen Fremdkörper oder Sand in den Augen zu haben. Trockene Augen sind aber nicht nur lästig. „Sie sind auch ein Gesundheitsrisiko“, warnt DOG-Pressesprecher Professor Dr. med. Christian Ohrloff. Denn die Tränenflüssigkeit schützt das Auge vor Infektionen und versorgt die Hornhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen. „Menschen mit trockenen Augen sind anfälliger für Bindehautentzündungen und Schäden an der Hornhaut“, sagt der Direktor der Universitäts-Augenklinik in Frankfurt am Main.

Eine wesentliche Ursache für trockene Augen sind nach Aussagen der Experten hormonelle Veränderungen. Denn im Alter produzieren sowohl Männer als auch Frauen weniger Testosteron. Forscher haben inzwischen herausgefunden, dass männliche Sexualhormone die Tränendrüsen beeinflussen. „Experimente zeigen, dass Testosteron direkt auf die Tränendrüsen wirkt und so die Bildung der Tränenflüssigkeit steigert“, sagt Ohrloff.

Der Mangel des männlichen Geschlechtshormons stört zudem die Funktion der so genannten Meibom-Drüsen. Diese sitzen in den Augenlidern und geben ein öliges Sekret in den Lidspalt ab. Mit jedem Lidschlag verteilt sich das Meibom-Öl auf dem Tränenfilm und verhindert so, dass Tränenflüssigkeit zu schnell verdunstet. „Zuerst wurde diese ‚meibomian gland dysfunction‘ bei Patienten mit angeborenem Testosteronmangel oder bei Menschen mit Prostatakrebs beobachtet“, berichtet Professor Ohrloff. Bei letzteren gehöre es zur Behandlung, die Bildung von Testosteron zu blockieren. Trockene Augen sind die Folge. „Inzwischen wissen wir, dass die Meibom-Drüsen auf Testosteron ebenfalls rezeptorgesteuert reagieren – mit einer vermehrten Ausschüttung von Meibom-Öl“, erläutert Professor Ohrloff. Weibliche Geschlechtshormone wirken entgegengesetzt. Dies belegen Untersuchungen an Frauen, die nach den Wechseljahren mit Östrogenen behandelt werden: Sie leiden häufiger unter trockenen Augen.

Laut DOG weist eine amerikanische Studie der Industrie darauf hin, dass Testosteronsalben die Produktion der Tränenflüssigkeit und des Meibom-Öls steigern können. Der Nutzen für den Patienten müsse jedoch genau untersucht werden, bevor derartige Salben zum Einsatz kommen, betont Ohrloff. Denn die künstliche Zufuhr von Testosteron kann – auch als Salbe verabreicht – unter Umständen das hormonelle Gleichgewicht stören.

Quellen:
– Ophthalmologe 2009; 106:988-994; DOI 10.1007/s00347-009-2005-2
– The Ocular Surface ISSN: 1542-0124. 2007; 5 (2):163-178.

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Die DOG (Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft) ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 5.700 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, untersuchen und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg, ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.

http://www.dog.org

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Öffentlichen Wasserversorgern in Entwicklungsländern fehlt Fachwissen mehr als Geld

Kay Gropp, Pressestelle
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH

Umfrage der Umwelttechniker an der Universität Witten/Herdecke unter Führungskräften zeigt Steuerungsfehler und Missmanagement
Die öffentlichen Wasserversorger in der dritten Welt sehen mangelndes Fachwissen noch vor fehlendem Geld als die Hauptursache für die schlechte Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Das ist das wesentliche Ergebnis einer Umfrage des Instituts für Umwelttechnik und Management an der Universität Witten/Herdecke unter 150 Führungskräften großer staatlicher Wasserbetriebe aus Afrika, Asien, Europa, Ozeanien und Lateinamerika. Die Betriebe sind für die Versorgung von mehr als 22 Mio. Menschen zuständig.

„Das hat uns überrascht, weil bisher immer alle dachten, es fehlt an Geld, um eine sichere Versorgung mit sauberem Wasser zu gewährleisten“, erklärt Michael Harbach, der die Studie durchführte. „Doch wenn man die Manager direkt fragt, sehen die eben das fehlende Wissen als viel elementarer an, d.h. das im Unternehmen vorhandene Wissen über Technologie und Management-Praktiken.“ Insoweit, so die Studie, seien gemeinsame Anstrengungen aus Wissenschaft und Entwicklungshilfe gefragt, die Aus- und Weiterbildung zum Beispiel für den Betrieb von wassertechnischen Anlagen zu fördern.

Die Ursachen des mangelnden Fachwissens liegen für Harbach unter anderem darin, dass diese Weiterbildungsmassnahmen selten nachhaltig sind: „Wir sehen inzwischen einen aus Steuermitteln finanzierten Konferenz-Tourismus, der im betrieblichen Alltag nicht mehr ankommt. Hinzu kommt, dass gut ausgebildete, fähige und engagierte Wasserfachleute sich in den parteipolitisch regierten öffentlichen Wasserbetrieben Asiens, Afrikas, Lateinamerikas, oft nicht lange halten lassen und in besser bezahlte Jobs der Privatwirtschaft und in die Industrieländer abwandern.“ Dann werde oft eine Kooperation mit der Wasserindustrie notwendig, weil der Staat die Versorgung nicht allein garantieren kann, so Harbach.

Einer solchen Kooperation mit privaten Dienstleistern (sog. Private Sector Participation, PSP) steht die deutliche Mehrzahl der Befragten daher offen gegenüber. Die Antworten zeigten deutlich die pragmatische Einstellung der befragten Versorger zu dieser Kooperationsart – und dass somit dem Dienst, den der Kunde erhält, ein höherer Stellenwert zugeordnet wird als ideologischen Überlegungen. Die beiden Hauptgründe für den Schulterschluss mit der Privatwirtschaft, die die Studie identifizierte, sind dabei: eine Verbesserung der Dienstleistungsqualität und der Technologietransfer hin zu den eigenen Mitarbeitern. Interessanterweise überwiegt die Bedeutung des ersten Arguments bei denjenigen Versorgern, die bereits Erfahrung(en) mit PSP-Projekten haben, während es bei den anderen Versorgern gerade umgekehrt ist.

Ein weiteres interessantes Ergebnis der Befragung: Alle Experten erklärten, dass sie lieber mit einem lokalen Unternehmen kooperieren wollten als mit einem „fremden“ Konzern aus Übersee – solange es sichergestellt sei, dass der Lokale über das nötige Know-how verfüge bzw. Zugang zu diesem habe. Prof. Dr. Dr. Karl-Ulrich Rudolph, Leiter des Wittener Institutes für Umwelttechnik und Management, meint: „Dieses Ergebnis ist insoweit bemerkenswert, als der Weltmarkt für Wasserdienstleistungen von den sogenannten „Global Players“ dominiert wird, was der oben genannten Bedarfsanalyse diametral widerspricht. Neue, lokal verankerte Managementmodelle, wie Water Franchise, bei denen der internationale Player als Know-how-Träger fungiert, könnten diesem Bedarfsdefizit abhelfen“.

Kontakt: Prof. Dr. Dr. Rudolph, Dipl.-Volkswirt Michael Harbach, mail@uni-wh-utm.de, 02302 91401-0

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Das Institut für Umwelttechnik und Management an der Universität Witten/Herdecke gGmbH (IEEM) ist eine unabhängige Forschungseinrichtung an der Universität Witten/Herdecke, die anwendungsnahe wissenschaftliche Projekte im Spannungsfeld von Technik und Ökonomie bearbeitet. Der Schwerpunkt liegt dabei vor allem im Bereich der internationalen Wasserver- und -entsorgung.

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Gefährliche Substanzen erschnüffeln

Britta Widmann, Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Gesellschaft

Ein intelligentes System soll künftig dabei helfen, Sprengstoff aufzuspüren. Die empfindlichen elektronischen Nasen nehmen die Geruchsfährte des Sprengstoffs auf. Das System verknüpft die Daten mit den Bewegungen der Menschen – und entlarvt Verdächtige.
Hunderte von Menschen drängen sich am Flughafen durch den langen Korridor zwischen Terminal A und B. Unter die Menge haben sich zwei Terroristen gemischt. In ihren Jackentaschen tragen sie kleine Behälter mit Chemikalien – Einzelkomponenten für einen Sprengstoff. Um die Sicherheit der Fluggäste zu gewähren, wird der Besucherstrom nicht nur von Kameras beobachtet, sondern auch von Sensoren beschnüffelt. Die chemischen Nasen sind in der Korridorwand versteckt. Trägt jemand Sprengstoff daran vorbei, schlägt der Geruchssensor Alarm. Ein Wachtposten sieht die Warnung auf einem Überwachungsschirm. Zum jetzigen Zeitpunkt kann er zwar noch nicht bestimmen, welche der Personen gefährliche Chemikalien bei sich haben. Doch das Sensornetzwerk „schnüffelt“ den Verdächtigen hinterher.

Dieses Szenario haben Forscher vom Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE in Wachtberg mit Hilfe eines Prototyps nachgestellt. HAMLeT nennen die Wissenschaftler das Sicherheitsassistenzsystem, kurz für „Hazardous Material Localization and Person Tracking“. „HAMLeT soll das Sicherheitspersonal auf Verdächtige aufmerksam machen“, sagt Dr. Wolfgang Koch, Abteilungsleiter am FKIE. Ein Netzwerk aus hochempfindlichen Geruchssensoren verfolgt die Spur des Sprengstoffs: Auf den Chips der Sensoren befinden sich zum Beispiel Schwingquarze. Diese elektronischen Nasen fangen chemische Moleküle ein und verändern dabei ihre Schwingfrequenz – für jede Substanz in einer charakteristischen Art und Weise. Eine weitere Komponente, die Sensordatenfusion, sorgt dafür, dass die Spur des Sprengstoffs mit der richtigen Person in Verbindung gebracht wird. Deshalb ist ein zweites Sensornetzwerk notwendig, das den Weg der Personen nachvollzieht. Dafür verwenden die Forscher Laserscanner, die ermitteln, wann und wo sich eine Person aufhält. „Die eigentliche Leistung von HAMLeT besteht darin, sämtliche Daten zusammenzuführen und zu einem genauen Lagebild zu verarbeiten“, erklärt Koch. Hinter dieser Sensordatenfusion stecken komplexe Algorithmen. Mit ihrer Hilfe liefert HAMLeT ein genaues Abbild der Personenströme und ordnet gefährliche Stoffe den Personen zu.

Mittlerweile ist es den Forschern am FKIE bereits gelungen, bei einem Bundeswehrversuch fünf „Terroristen“ mit verstecktem Sprengstoff zu entlarven. Derzeit arbeiten die Wissenschaftler daran, die Algorithmen des Prototyps zu verfeinern und die Fehlalarm-Rate zu senken.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/presse/presseinformationen/2010/01/hochempfindlicher-geruchssensor.jsp

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Für eine lebenswerte Umwelt

Dr. Elisabeth Zuber-Knost, Stabsabteilung Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Klima- und Umweltwandel sowie demographische, ökonomische und technische Entwicklungen verändern die Lebensbedingungen auf der Erde wie nie zuvor. Dies wirkt sich auf Verfügbarkeit und Qualität von Wasser, Luft und Nahrung aus. Die Klima- und Umweltforschung steht damit vor großen Herausforderungen. Um ihnen gerecht zu werden, hat das Karlsruher Institut für Technologie das KIT-Zentrum Klima und Umwelt eingerichtet. Am Mittwoch, 20. Januar, geht es mit einer Auftaktveranstaltung offiziell an den Start.
„Gegenwärtig geht es nicht mehr allein darum, die Ursachen von Umweltproblemen zu beseitigen“, erklärt Professor Christoph Kottmeier, Sprecher des Zentrums, „sondern zunehmend auch um die Anpassung an veränderte natürliche sowie vom Menschen geprägte Umweltverhältnisse.“ Um Probleme zu vermeiden, müssten Forscherinnen und Forscher vorrangig die globalen Aspekte in den Blick nehmen; für die Anpassung sei die regionale Skala entscheidend. Um grundlegendes Wissen über Prozesse sowie über klimatische, ökologische und wirtschaftliche Folgen zu erschließen und darauf Strategien der Anpassung aufzubauen, bündelt das KIT-Zentrum Klima und Umwelt Kompetenzen in naturwissenschaftlichen, technischen und gesellschaftswissenschaftlichen Disziplinen. Fachübergreifend erarbeiten die Forscherinnen und Forscher auf sieben Feldern Technologien, um die natürlichen Lebensgrundlagen zu sichern: Atmosphärische Prozesse, Wasserressourcen und Wassermanagement, Prozesse im Untergrund, Technikbedingte Stoffströme, Urbane Systeme, Risiken und Risikomanagement sowie Klimawandel.

Am Zentrum entwickeln 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KIT von fast 30 Instituten innovative und nachhaltige technische Lösungen für die Herausforderungen des Klimawandels und der Umweltveränderung. Die Arbeiten bauen auf den international anerkannten Kompetenzen bei der Erforschung der Atmosphäre, der terrestrischen Hydrosphäre und Biosphäre, der Lithosphäre und der Pedosphäre (Gesteinshülle der Erde und oberste Schicht dieser Gesteinshülle) sowie zu technologischen und sozioökonomischen Systemen auf.

Es bestehen zahlreiche Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen; neue Perspektiven ergeben sich vor allem durch fachübergreifende Kooperationen. Dabei geht es unter anderem um die sichere Speicherung von CO2 in tief liegenden Formationen, um die Entwicklung von Messgeräten und -verfahren, um Beratungsleistungen zum Ausmaß des Klimawandels oder zur Risikobewertung, um numerische Vorhersagemodelle und effiziente Softwarelösungen.

Auftaktveranstaltung des KIT-Zentrums Klima und Umwelt
Mittwoch, 20. Januar, zehn bis 17 Uhr
Aula, Fortbildungszentrum für Technik und Umwelt, KIT, Campus Nord (Hermann-von-Helmholtz-Platz 1, Eggenstein-Leopoldshafen)

10:30 Eröffnung und Grußworte
Dr. Peter Fritz, Vizepräsident des KIT
10:45 Klimawandel und Wasser in Baden-Württemberg
Tanja Gönner, Ministerin für Umwelt des Landes Baden-Württemberg
11:15 Die Erde aus dem Weltall – ein Wasserplanet
Dr. Gerhard Thiele, ehemaliger Wissenschaftsastronaut, Leiter der Astronautenabteilung des Europäischen Astronautenzentrums der ESA
13:00 KIT-Zentrum Klima und Umwelt
Professor Christoph Kottmeier, KIT
13:15 Wissenschaftliche Herausforderungen in der Hydrologie
Professor Günter Blöschl, Technische Universität Wien
13:45 Wasserqualität – Ein Problem der Zukunft?
Professor Fritz Frimmel, KIT
14:45 Wassermanagement – Technologische Lösungen: Beispiel Indonesien
Professor Franz Nestmann, KIT
15:15 Klima und Wasser – Regional gekoppelte Modelle
Dr. Harald Kunstmann, KIT
15:45 Wassermanagement im Spannungsfeld der Gesellschaft
Professor Jonos J. Bogardi, Universität Bonn

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und staatliche Einrichtung des Landes Baden-Württemberg. Es nimmt sowohl die Mission einer Universität als auch die Mission eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft wahr. Das KIT verbindet die Aufgaben Forschung – Lehre – Innovation in einem Wissensdreieck.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: www.kit.edu

Das Foto steht in druckfähiger Qualität auf www.kit.edu zum Download bereit und kann angefordert werden unter: pressestelle@kit.edu oder +49 721 608-7414.

Weiterer Kontakt:

Klaus Rümmele
Presse, Kommunikation und
Marketing (PKM)
Tel.: +49 721 608-8153
Fax: +49 721 608-5681
E-Mail: klaus.ruemmele@kit.edu
Anhang
Für eine lebenswerte Umwelt
http://idw-online.de/pages/de/attachment1815

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Drehen sich die nächsten Kriege um die Ressource Wasser?

Britta Paasche M.A., Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa

IAMO-Symposium auf der Grünen Woche 2010 fragt nach den Auswirkungen von Klimawandel und Bevölkerungswachstum auf die Landwirtschaft
Die Verfügbarkeit von Wasser ist von entscheidender Bedeutung für die Produktion von Nahrungs- und Futterpflanzen. Weltweit beträgt der Anteil der Landwirtschaft am Wasserverbrauch etwa 70%. Nahezu 40% aller Nahrungsmittel werden durch Bewässerungslandwirtschaft hergestellt. Trotz regional großer Unterschiede – Deutschland ist durch seine natürlichen Standortfaktoren extrem begünstigt, hier beträgt der Anteil der Landwirtschaft an den Wasserentnahmen weniger als 0,5% – ist die Landwirtschaft einer der klimaempfindlichsten Wirtschaftsbereiche.

KOOPERATIONEN STATT KONFLIKTE
Drehen sich die nächsten Kriege um die Ressource Wasser? Wie wissenschaftlich belegt sind solche Vorhersagen? Statt Konflikten findet man derzeit eher Kooperationen bei der Nutzung von länderübergreifenden Wasserressourcen, die sogar zur besseren Zusammenarbeit der Länder insgesamt beitragen. Doch was passiert, wenn die Weltbevölkerung weiter rasant wächst und der Klimawandel sich dramatisiert, wendet sich dann das Blatt und kriegerische Auseinandersetzungen sind vorprogrammiert? Im Mittelpunkt des Symposiums „Klima – Wasser – Landwirtschaft“ des Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) am 15.01.10, 13-15 Uhr, im Saal 9 des ICC Berlin, stehen die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserverfügbarkeit und die komplexen und regional stark divergierenden Auswirkungen auf die Landwirtschaft sowie die Reaktionen darauf.

MENSCHENRECHT AUF WASSER
Gerade auch vor dem Hintergrund des unverbindlichen Abkommens des Kopenhagener Klimagipfels stellt sich die Frage, welche Rolle globale politische Lösungen spielen können. Wann sind lokale Lösungen und kollektives Handelns gefragt? Welche technischen und institutionellen Anpassungsstrategien im Wasser- oder Agrarsektor haben einige Länder bereits ergriffen? Welche Wechselwirkungen zwischen Landnutzungsveränderungen und Klima kennen wir bereits? Sollten wir im Hinblick auf die Knappheit des Gutes Wasser es stärker bepreisen oder den Forderungen des Menschenrechts auf Wasser folgen? In wieweit lassen sich durch eine Ausweitung der Nutzung von Grundwasser Versorgungslücken schließen?

EXPERTEN AUF DEM PODIUM
Diese Fragen wollen wir mit den Experten auf dem Podium diskutieren. Die Veranstaltung wird von der Leiterin des Referats Internationale Organisationen, Welternährung und Nachhaltige Entwicklung des Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), Astrid Jakobs de Pádua, eröffnet. Gäste auf dem Podium sind dann Dr. Insa Theesfeld, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am IAMO, Dr. Hermann Lotze-Campen, Leiter der Arbeitsgruppe Landnutzungswandel im Forschungsbereich Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Dr. Chinwe Ifejika Speranza, Geographin und Spezialistin für Geographische Informationssysteme am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik, Dr. Wilhelm Struckmeier, Direktor und Professor an der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sowie Dr. Elisabeth van den Akker, Seniorfachplanerin zum Thema „Wasser in der Landwirtschaft“ bei der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit. Die Moderation hat Catrin Hahn von der Neuen Landwirtschaft.

SYMPOSIUM IST TEIL DES GLOBAL FORUM FOR FOOD AND AGRICULTURE
Das Symposium „Klima – Wasser – Landwirtschaft“ ist Teil des vom BMELV anlässlich der Internationalen Grünen Woche ausgerichteten Global Forum for Food and Agriculture. Dieses steht 2010 unter dem Leitthema „Landwirtschaft und Klimawandel – neue Konzepte von Politik und Wirtschaft“. Die Veranstaltung ist kostenfrei – für den Zugang zum ICC wird kein Messeticket für die Grüne Woche benötigt – wir möchten Sie aber bitten sich unter http://www.gffa-berlin.de/de/online-registrierung.html für die Veranstaltung zu registrieren.

KLIMA – WASSER – LANDWIRTSCHAFT
Fr 15.01.2010 | 13-15 Uhr
ICC Berlin (Haupteingang: Neue Kantstraße/Ecke Messedamm) | Saal 9
Veranstaltung des Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO)
im Rahmen der Grünen Woche 2010 und des Global Forum for Food and Agriculture
Eintritt frei. Anmeldung erwünscht: http://www.gffa-berlin.de/de/online-registrierung.html.

Weitere Informationen:
Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Britta Paasche M.A.
Tel. 0345 – 2928 330 | paasche@iamo.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Erstmals bevölkerungsweit belegt: Darmspiegelung schützt vor Krebs – möglicherweise auch kleine Darmspiegelung von großem Nutzen

Dr. Stefanie Seltmann, Stabsabteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum

Bei Personen, die sich innerhalb der letzten zehn Jahre einer Darmspiegelung unterzogen haben, finden sich viel seltener fortgeschrittene Vorstufen von Darmkrebs. Insbesondere im linken Bereich des Darms ist das Risiko für Darmkrebs und seine Vorstufen drastisch vermindert, wie Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum ermittelten. Die Ergebnisse unterstreichen das große Potenzial der Darmspiegelung für die Verhütung von Darmkrebs.
Was bringt die Teilnahme an einer Darmspiegelung? Lässt sich die Anzahl der gefährlichen fortgeschrittenen Krebsvorstufen reduzieren? Gilt dies gleichermaßen für alle anatomischen Bereiche des Dickdarms? Daten dazu lagen bisher allein aus klinischen Studien vor. Wissenschaftler um Professor Hermann Brenner aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum untersuchten diese Fragen nun erstmals an einem breiten Bevölkerungsquerschnitt. In die Studie waren rund 3300 Saarländer eingeschlossen, die an einer Darmspiegelung (Koloskopie) im Rahmen des gesetzlichen Programms zur Krebsfrüherkennung („Screening“) teilgenommen hatten. Alle Teilnehmer wurden befragt, ob sie sich innerhalb der letzten zehn Jahre vor der Screening-Koloskopie bereits einer Darmspiegelung unterzogen hatten.

Die Forscher fanden bei Personen, die bereits eine vorangegangene Koloskopie hinter sich hatten, deutlich seltener fortgeschrittene Krebsvorstufen als bei Studienteilnehmern, die sich erstmalig einer Darmspiegelung unterzogen (6,1 % gegenüber 11,4 %). Um zu überprüfen, ob das verringerte Auftreten von Krebsvorstufen gleichermaßen für alle Darmabschnitte gilt, werteten die Forscher die Daten für einzelne anatomische Bereiche des Dickdarms getrennt aus. Dabei zeigte sich eine stark ausgeprägte Risikoreduktion im so genannten linken („absteigenden“) Teil des Darms, der direkt in den Enddarm übergeht und in dem Krebs am häufigsten auftritt. Hier entdeckte man bei Teilnehmern mit vorangegangener Koloskopie zwei Drittel weniger fortgeschrittene Krebsvorstufen als bei den Teilnehmern ohne vorangegangene Darmspiegelung.

Die Ergebnisse unterstreichen somit das große Potenzial der Darmspiegelung für die Verhütung von Darmkrebs. Angesichts der besonders starken Risikoreduktion im linken Teil des Darms könnte neben der Koloskopie, der Spiegelung des gesamten Dickdarms, auch der „kleinen“ Darmspiegelung, der so genannten Sigmoidoskopie, für die Krebsprävention eine große Bedeutung zukommen. Diese Untersuchung ist für die Teilnehmer mit wesentlich weniger Unannehmlichkeiten verbunden, da die aufwändige Reinigung des Darms am Vortag entfällt. Entsprechend leichter könnte es den Menschen fallen, sich zu einer Teilnahme zu entschließen. „Wir sollten daher auch in Deutschland in Erwägung ziehen, das gesetzliche Früherkennungsprogramm um die Sigmoidoskopie zu ergänzen“, schlägt Hermann Brenner vor. „Ein solches Angebot würde wahrscheinlich auch von vielen Menschen angenommen, die eine Koloskopie nicht durchführen lassen wollen. So ließen sich noch deutlich mehr Krebsfälle vermeiden – das ist doch schließlich unser Ziel!“

Ein Bild steht zur Pressemitteilung steht im Internet zur Verfügung unter:
http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2010/images/Darmkrebs.tif

Legende: Gewebeschnitt eines Dickdarmkarzinoms. Die Zellkontaktstellen (Desmosomen) sind rot markiert.

Fotograf: Dr. Lutz Langbein, Deutsches Krebsforschungszentrum

Hermann Brenner, Michael Hoffmeister, Volker Arndt, Christa Stegmaier, Lutz Altenhofen und Ulrike Haug: Protection from Right- and Left-Sided Colorectal Neoplasms after Colonoscopy: Population-Based Study. Journal of the National Cancer Institute 2009, DOI: 10.1093/jnci/djp436

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland und Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren. Über 2.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon 850 Wissenschaftler, erforschen die Mechanismen der Krebsentstehung und arbeiten an der Erfassung von Krebsrisikofaktoren. Sie liefern die Grundlagen für die Entwicklung neuer Ansätze in der Vorbeugung, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen. Daneben klären die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Krebsinformationsdienstes (KID) Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Das Zentrum wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert.
Weitere Informationen:
http://www.dkfz.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Bildungscontrolling: Betriebe schauen vor allem auf die Kosten

Andreas Pieper, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

Bildungscontrolling hat im Vergleich der Jahre 1997 und 2008 in deutschen Betrieben an Bedeutung und Verbreitung zugenommen. Etwa jeder zweite Betrieb wendet aktuell zumindest einzelne Maßnahmen des Bildungscontrollings in seinem Unternehmen an. Dabei gilt: Je größer der Betrieb, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass er Bildungscontrolling einsetzt. Aber auch viele Kleinbetriebe setzen zumindest Teile von Bildungscontrolling ein und sind zum Beispiel noch mehr als größere Unternehmen daran interessiert, sowohl die Kosten als auch den Nutzen von Weiterbildungen zu erfassen.
Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) unter rund 1.400 Betrieben.

Bildungscontrolling darf dabei nicht als Weiterbildungskontrolle verstanden werden. Es bedeutet vielmehr, dass die Planung, Messung, Bewertung und Steuerung von Weiterbildungsmaßnahmen im Betrieb systematisch und zyklisch ineinandergreifen. Bildungscontrolling ist ein Konzept, das ein Ablauf- und Phasenmodell für das Management betrieblicher Weiterbildung zur Verfügung stellt. Es umfasst die Bedarfsanalyse, die Realisierung von einzelnen Maßnahmen, die Erfolgskontrolle und die Transfersicherung.

Deutliche Unterschiede sind beim Einsatz von Bildungscontrolling in den jeweiligen Betriebsgrößenklassen festzustellen. So nutzen rund 85 % der Großbetriebe (über 500 Beschäftigte) Bildungscontrolling umfassend oder teilweise, während dies bei den Kleinstbetrieben (1 – 9 Beschäftigte) für nur knapp 45 % gilt. Ein Grund hierfür ist laut BIBB-Studie, dass Bildungscontrolling personale und finanzielle Ressourcen im Unternehmen benötigt, die in Kleinbetrieben (unter 50 Beschäftigte) kaum zur Verfügung stehen.

Auch ist die Schere zwischen Groß- und Kleinbetrieben im Vergleich zu 1997 weiter auseinandergegangen. Während die Bedeutung und der Einsatz von Bildungscontrolling bei Großbetrieben um mehr als 20 Prozentpunkte und bei mittleren Betrieben (50 – 499 Beschäftigte) um mehr als 10 Prozentpunkte wuchsen, ist bei Kleinbetrieben eine stagnierende bzw. leicht rückläufige Entwicklung festzustellen.

Wichtigstes Instrument beim Einsatz von Bildungscontrolling ist die Erfassung der Weiterbildungskosten. Über alle Betriebsgrößenklassen hinweg ist hier im Vergleich zu 1997 ein Zuwachs von rund 8 Prozentpunkten zu verzeichnen. Dabei ist laut BIBB-Studie das Interesse an einer ausgewogenen Kosten-Nutzen-Bilanz bei kleineren Betrieben deutlich größer ausgeprägt als bei mittleren und Großbetrieben. Ein Grund hierfür ist, dass bei Kleinbetrieben der Nutzen von Weiterbildungen wegen der geringeren Betriebsgröße und des daraus folgenden engeren und persönlicheren Umgangs besser beobachtet und bewertet werden kann.

Allerdings – so die BIBB-Studie – sei die Stagnation beim Einsatz von Bildungscontrolling in Kleinbetrieben nicht als Zeichen von Desinteresse zu verstehen. Der partielle Einsatz habe vor allem pragmatische Gründe, da ein umfassender und vollständiger Controlling-Zyklus gerade Kleinbetriebe finanziell und organisatorisch überfordere. Gerade diese Betriebe wünschten sich daher mehr selektive und punktuelle Bildungscontrolling-Konzepte, die auch mit einer externen Qualifizierungsberatung verbunden werden können.

Weiterführende Informationen enthält die neue Ausgabe des BIBB REPORT 13/09: „Bildungscontrolling: Vor allem in Großbetrieben ein Thema“. Sie kann im Internetangebot des BIBB unter http://www.bibb.de/bibbreport kostenlos heruntergeladen werden.

Auskünfte im BIBB erteilt:
Dr. Bernd Käpplinger, Tel.: 0228 / 107-2601; E-Mail: kaepplinger@bibb.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Abwärme als Energiequelle

Sandra Kurze, Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Dem fortschreitenden Klimawandel, insbesondere aber den sich abzeichnenden Lücken bei der Energieversorgung ist der neue bayerische Forschungsverbund „Energieeffiziente Technologien und Anwendungen“, kurz FORETA, gewidmet. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen in ausgewählten Branchen energetische Wirkzusammenhänge, um neue Lösungsansätze zur Senkung des Energiebedarfs in Unternehmen zu entwickeln.
Der Lehrstuhl für Chemische Reaktionstechnik der Universität Erlangen-Nürnberg ist mit einem Projekt von Prof. Dr. Wilhelm Schwieger im Klimaforschungsverbund vertreten, in dem sich neun Universitäten und Hochschulen sowie zahlreiche mittelständische Unternehmen als Partner zusammengefunden haben. Der Freistaat Bayern zahlt über eine Laufzeit von drei Jahren Fördergelder in Höhe von drei Millionen Euro aus dem „Klimaprogramm Bayern 2020“.

Effizientere und umweltschonendere Verfahren zur Energienutzung können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, von Menschen verursachte Klimaveränderungen einzudämmen und knappe Energieressourcen nachhaltig einzusetzen. Ein möglicher Weg dazu ist die Verwendung von Abwärme, deren Temperatur unter 100° C liegt. Diese Niedertemperaturabwärme fällt bei verschiedenen Prozessen in erheblichen Mengen an, etwa in Motoren, vor allem aber durch die Sonneneinstrahlung. Sie bleibt jedoch nahezu ungenutzt, weil sie für einen Wärmeaustausch meist nicht direkt geeignet ist oder zur falschen Zeit am falschen Ort entsteht.

Überschüssige Abwärme muss also umgewandelt und gespeichert werden, um nutzbar zu sein. Bei den Forschungen am Erlanger Lehrstuhl für Chemische Reaktionstechnik geht es um Prozesse zur Transformation von Niedertemperaturwärme und die Entwicklung von Speichermaterialien für Wärme oder Kälte. Wärmetransformatoren, wie sie bisher im Einsatz sind, sind für die meisten Anwendungsfelder nicht leistungsfähig genug und damit zu groß oder zu schwer. Zum Speichern sind Adsorptionsmittel in Gebrauch, Substanzen, auf deren Grenzflächen Moleküle eines anderen Stoffes haften bleiben, sich dort anreichern und dabei Wärme erzeugen. Derzeit werden Wärmetransformationsprozesse vor allem durch durch die Verwendung von ineffizienten Adsorbentien limitiert.

„Den Fokus unseres Projektes haben wir auf das Sorptionssystem Wasser/Zeolith ausgerichtet, weil dafür ein hohes Potential zur Transformation von Niedertemperaturabwärme bereits nachgewiesen ist“, erklärt Prof. Schwieger. Zeolithe sind natürlich vorkommende oder synthetisierte Kristalle auf der Basis von Aluminium und Silicium. Sie sind von mikroskopisch kleinen Poren und Kanälen durchzogen und können darin beispielsweise Wasser aufnehmen und beim Erhitzen wieder abgeben, ohne dass ihre Kristallstruktur dabei zerstört wird.

Im FORETA-Verbund führen die Erlanger Wissenschaftler grundlegende Untersuchungen mit zeolithischen Materialien der Aluminiumphosphat-(ALPO)-Familie durch. Insbesondere soll der Einfluss unterschiedlicher Porengrößen im Hinblick auf ihre Affinitäten zu Wasser systematisch analysiert werden. Ausgehend von der Entwicklung optimaler Syntheseverfahren ist ein Brückenschlag bis hin zu Anwendungstests vorgesehen. Vor allem sollen die Struktur-Eigenschaft-Wirk-Beziehungen der zeolithischen Aluminiumphosphate für die Wasserdampfsorp­tion erarbeitet werden, um neue Materialien für effektive Wärmepumpen vorschlagen zu können. Kooperationspartner ist die Sortech AG in Halle an der Saale.

In den bayerischen Forschungsverbünden arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Hochschulen und Unternehmen interdisziplinär zusammen, um komplexe Fragestellungen in zukunftsrelevanten Bereichen zu beantworten. Am Klimaforschungsverbund FORETA sind auf Seiten der Wissenschaft die Universitäten Bayreuth, Erlangen-Nürnberg und die TU München sowie die Hochschulen für angewandte Wissenschaften Ansbach, Aschaffenburg, Ingolstadt, Kempten, Nürnberg und Weihenstephan beteiligt. Sprecher ist Professor Dr. Martin Faulstich, Leiter des Lehrstuhls für Rohstoff- und Energietechnologie der Technischen Universität München.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Wilhelm Schwieger
Tel.: 09131/85-28910
schwieger@rzmail.uni-erlangen.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Gute Laune ist auch eine Frage des Alters

Dr. Petra Fox-Kuchenbecker, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Heranwachsende haben nicht nur häufiger Stimmungstiefs im Vergleich zu Erwachsenen, sie versuchen auch öfter, negative Gefühle zu erhalten oder zu verstärken. Mit zunehmendem Alter scheint sich dieses Muster umzukehren. Insbesondere Menschen über 60 Jahren fühlen sich im Alltag emotional nicht nur häufig wohler als Jüngere, sondern neigen auch häufiger dazu, ihre positiven Gefühle aufrecht zu erhalten und negative Gefühle, wie zum Beispiel Ärger, dämpfen zu wollen. Diese als kontra- bzw. pro-hedonisch bezeichneten Verhaltensmuster beobachteten Wissenschaftler des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und des Sozioökonomischen Panels.
Fragt man verschiedene Altersgruppen danach, wie sie sich im Alltag fühlen, zeichnet sich das höhere Alter überwiegend durch emotionales Wohlbefinden aus. Das sprichwörtliche Wechselbad der Gefühle sowie negative Befindlichkeit sind dagegen häufige Begleiter der Jugend. Bislang ungeklärt sind die psychologischen Mechanismen, die diesen Altersunterschieden zugrunde liegen. „Wir vermuteten, dass wir die altersabhängigen Unterschiede im emotionalen Wohlbefinden besser verstehen können, wenn wir wissen, ob Jung und Alt sich möglicherweise auch anders fühlen wollen“, erklärt Michaela Riediger, Psychologin und Leiterin der Studie. Um dies zu untersuchen, wurden 378 Studienteilnehmer im Alter von 14 bis 86 Jahren drei Wochen lang mit speziellen Mobiltelefonen ausgestattet, die sie bei sich trugen, während sie ihrem normalen Alltag nachgingen. In dieser Zeit wurden sie 54mal kontaktiert, um Fragen zu ihrer momentanen Stimmung zu beantworten. In durchschnittlich einem Viertel der abgefragten Situationen gaben die 14 bis 18 Jährigen an, ihre momentanen negativen Gefühle erhalten oder verstärken beziehungsweise positive Gefühle dämpfen zu wollen. Von den über 60 Jährigen wurden diese sogenannten kontra-hedonischen Bestrebungen dagegen in nur durchschnittlich jeder zehnten abgefragten Situation berichtet. „Diese Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass ein Teil der altersabhängigen Unterschiede im emotionalen Wohlbefinden auf Unterschiede darin, wie Personen verschiedener Altersgruppen sich fühlen wollen, zurückführbar sind“, erläutert Michaela Riediger. In der für Jugendliche vergleichsweise häufigen kontra-hedonischen Orientierung vermuten die Autoren einen Mechanismus, der Jugendlichen dabei hilft, sich von Eltern oder anderen Erwachsenen abzugrenzen und emotional unabhängig zu werden. Der hohe Anteil pro-hedonischen Verhaltens bei Älteren stimmt dagegen mit Beobachtungen anderer Studien überein. Demnach messen ältere Erwachsene aufgrund der wahrgenommenen Begrenztheit der verbleibenden Lebenszeit der Verbesserung ihres emotionalen Wohlbefindens im Hier und Jetzt zunehmend Bedeutung bei.

Die in dieser Studie gewonnenen Daten alltäglicher Gefühlsregulationsprozesse sind in Kooperation mit dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) erhoben worden, das seit 25 Jahren Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung und Gesundheit von 20.000 Personen in 10.000 Haushalten in Deutschland erfasst. Die Einbindung psychologischer Parameter in das SOEP ermöglicht es, Ursachen individueller Unterschiede in Lebensverläufen zu erforschen.

Quelle:
Michaela Riediger, Florian Schmiedek, Gert G. Wagner, Ulman Lindenberger. Seeking Pleasure and Seeking Pain. Differences in Prohedonic and Contra-Hedonic Motivation From Adolescence to Old Age. Psychological Science, Vol. 20, No. 12: 1529-1535 (2009).
Weitere Informationen:
http://www.mpib-berlin.mpg.de/de/forschung/snwg-affekt/index.html
http://www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse/2009/gutelaune.html
http://www.mpg.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Blutzuckerselbstmessung: Nutzen für nicht insulinpflichtige Patienten mit Typ-2-Diabetes ist nicht belegt

Dr. Anna-Sabine Ernst, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Studienlage unzureichend / Keine Aussagen zu diabetesbedingten Erkrankungen möglich
Entgegen der weit verbreiteten Annahme gibt es keinen Beleg dafür, dass nicht insulinpflichtige Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes von einer Zuckerselbstmessung profitieren. Es ist zudem unklar, ob der Blut-Test gegenüber dem Urin-Test einen Zusatznutzen aufweist oder umgekehrt, d.h. der eine oder andere Test für die Patientinnen und Patienten einen Vorteil bieten würde. Denn die derzeitige Studienlage ist unzureichend: Die wenigen Studien, die geeignet sind diese Fragen zu untersuchen, haben viele für Patienten wichtige Aspekte nicht berücksichtigt oder nicht ausreichend berichtet. Aufgrund ihrer kurzen Laufzeiten erlauben sie auch keine Aussagen zum langfristigen Nutzen einer Zuckerselbstkontrolle. Zu diesem Ergebnis kommt der am 14. Dezember 2009 veröffentlichte Abschlussbericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Selbstmessung ist bei insulinpflichtigen Patienten fest etabliert

Wer Insulin spritzt, sollte seinen Blutzucker regelmäßig selbst kontrollieren, um das Insulin bedarfsgerecht dosieren zu können – das gilt bei Patienten mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes als etabliertes Verfahren. Unklar ist jedoch, ob auch Menschen mit Typ-2-Diabetes, die ohne Insulin auskommen, von einer Blutzuckerselbstmessung profitieren. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hatte deshalb das IQWiG beauftragt, den für Patientinnen und Patienten relevanten Nutzen der Urin- und Blutzucker-selbstmessung bei der Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 ohne Insulin zu bewerten.

Selbstmessung soll auch dabei helfen, Lebensstil zu ändern

Neben der medikamentösen Therapie spielt bei der Behandlung des Typ-2-Diabetes der Lebensstil, vor allem Ernährung und Bewegung, eine große Rolle. Viele Experten gehen davon aus, dass die Blutzuckerselbstmessung Patienten bei der Umstellung ihres Lebensstils unterstützt. Denn an den Messwerten können sie direkt ablesen, wie sich Ernährung und körperliche Aktivität auswirken und dann geeignete Maßnahmen ergreifen. Im Ergebnis müsste ihr Blutzucker langfristig besser eingestellt und Akut- und Langzeitkomplikationen vermindert sein – so jedenfalls die Annahme.

Derzeit gibt es zwei Möglichkeiten, den Blutzucker selbst zu testen. Die Niere scheidet Zucker über den Urin aus, wenn er einen zu hohen Wert im Blut überschreitet. Patientinnen und Patienten können deshalb eine Überzuckerung feststellen, indem sie einen Teststreifen in den Urin halten. Eine Unterzuckerung lässt sich so allerdings nicht erkennen. Letzteres ist zuverlässig nur durch die Blutzuckermessung möglich: Dabei wird eine geringe Menge Blut entnommen und auf einen Teststreifen gegeben. Patientinnen und Patienten brauchen in jedem Fall eine gründliche Schulung, damit sie die Teststreifen richtig handhaben und die Messwerte von Blut- und Urin-Tests richtig interpretieren und umsetzen können.

6 Studien in die Bewertung einbezogen

Um zu überprüfen, ob sich die oben beschriebenen Annahmen auch wissenschaftlich nachweisen lassen, suchte das IQWiG nach vergleichenden Studien mit und ohne Selbstmessung. Die Selbstmessung konnte dabei auch Bestandteil eines komplexen Schulungs- und Behandlungsprogramms sein, wie sie häufig für Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus angeboten werden. Solche Studien wurden dann einbezogen, wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Kontroll- und der Vergleichsgruppe nach demselben Muster behandelt wurden – nur eben jeweils einmal mit und einmal ohne Selbstmessung.

Insgesamt fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 6 sogenannte randomisierte kontrollierte Studien, die geeignet sind, den Einfluss von medizinischen Maßnahmen auf den Krankheitsverlauf zu untersuchen. Bei allen einbezogenen Studien war eine Schulung Bestandteil der jeweiligen Therapiestrategie. Alle 6 Studien hatten den Nutzen der Blutzuckerselbstmessung untersucht, geeignete klinische Vergleiche zur Urinzuckerselbstmessung wurden nicht identifiziert. Die Laufzeit der eingeschlossenen Studien betrug zwischen 6 und 12 Monaten, d.h. keine der Studien war darauf ausgerichtet, den langfristigen Nutzen der Selbstmessung zu untersuchen.

Zu wichtigen Therapiezielen keine Aussagen möglich

Wichtige Kriterien für den patientenrelevanten Nutzen wurden in diesen Studien allerdings überhaupt nicht erhoben. Das gilt insbesondere für die – durch den Diabetes bedingten – Begleit- und Folgeerkrankungen wie Augenschäden oder Herzerkrankungen. Andere Aspekte wie etwa Lebensqualität und Therapiezufriedenheit wurden in einigen wenigen Studien zwar untersucht, aber nur unzureichend berichtet, so dass die Ergebnisse nicht als zuverlässig gelten können. Auch die wenigen vorliegenden Daten zeigten aber keinen Vorteil für die Selbstmessung.

Nach Auffassung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist die Studienlage zur Zuckerselbstmessung daher insgesamt noch unzureichend. Was fehlt, sind Studien mit längerer Laufzeit, die es ermöglichen, die langfristigen Auswirkungen einer Zuckerselbstkontrolle zu beurteilen. Auch die kanadische Agentur für Medikamente und Technologien im Gesundheitssystem (CADTH) beklagt in ihrer jüngsten Bewertung der Blutzuckerselbstmessung, dass Langzeitstudien fehlen.

Kein Nachweis für bessere Ergebnisse bei der Blutzuckereinstellung

Die Blutzuckerselbstmessung liefert eine Momentaufnahme des Blutzuckerspiegels. Je nach aktuell gemessener Höhe können die Patientinnen und Patienten dann geeignete Maßnahmen ergreifen, beispielsweise etwas essen. Die Blutzuckerselbstmessung ist jedoch nicht geeignet, die Qualität der Stoffwechseleinstellung zu bestimmen. Dazu dient der HbA1c-Wert. Er ist ein Indikator für die langfristige Blutzuckereinstellung und gilt als das „Gedächtnis“ für den Blutzuckerspiegel. Hohe HbA1c-Werte bei Diabetes sprechen für eine schlechte Stoffwechseleinstellung.

Alle in die Bewertung einbezogenen Studien haben auch den Einfluss der Blutzuckerselbstmessung auf den HbA1c-Wert untersucht. Tatsächlich zeigte sich bei der gemeinsamen Auswertung, dass durch die Blutzuckerselbstmessung die Senkung des Blutzuckers unterstützt wird. Der Unterschied im Vergleich zu der Gruppe, die keine Selbstmessung durchgeführt hatte, war jedoch nur marginal. Er bewegte sich in einem Bereich, den man bei der Zulassung von Medikamenten akzeptiert, um ein neues Medikament als „nicht unterlegen“ gegenüber alten Medikamenten zu bezeichnen. Es ist also kein gesundheitlicher Vorteil von diesem Unterschied zu erwarten.

Vorteil bei Unterzuckerungen ist nicht belegt

Zudem ist der HbA1c-Wert für die Bewertung des Nutzens einer Zuckerselbstkontrolle allein nicht aussagekräftig. Denn je niedriger der Blutzucker gesenkt wird, umso höher ist das Risiko für Unterzuckerungen. Solche Unterzuckerungen sind nicht nur störend, sondern sie können im Einzelfall auch eine schwerwiegende Komplikation darstellen. Deshalb ist es notwendig, Veränderungen des HbA1c-Werts immer auch in Abhängigkeit mit dem Auftreten von Unterzuckerungen zu bewerten. Die vorliegenden Studien zur Blutzuckerselbstmessung waren dafür jedoch ungeeignet. Ein Vorteil bei Unterzuckerungen ist somit nicht belegt. Zudem bleibt unklar, ob die Zuckerselbstkontrolle dazu beigetragen hat, dass die Patientinnen und Patienten ihren Lebensstil ändern konnten.

In der Gesamtschau kommen das IQWiG und seine externen Sachverständigen deshalb zu dem Ergebnis, dass sich ein Nutzen der Blutzuckerselbstkontrolle durch die verfügbaren Studien nicht belegen lässt. Mangels Studien zur Urinzuckerselbstmessung kann man auch keine Aussagen zu einem Vergleich von Urin- und Blut-Test treffen.

Zum Ablauf der Berichtserstellung

Die vorläufigen Ergebnisse, den sogenannten Vorbericht, hatte das IQWiG im Juni 2009 veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. Nach dem Ende des Stellungnahmeverfahrens wurde der Vorbericht überarbeitet und als Abschlussbericht im Oktober 2009 an den Auftraggeber versandt. Eine Dokumentation der schriftlichen Stellungnahmen sowie ein Protokoll der mündlichen Erörterung werden in einem eigenen Dokument zeitgleich mit dem Abschlussbericht publiziert. Der Bericht wurde gemeinsam mit externen Sachverständigen erstellt.

Einen Überblick über Hintergrund, Vorgehensweise und weitere Ergebnisse des Abschlussberichts gibt folgende Kurzfassung http://www.iqwig.de/download/A05-08_Kurzfassung_Abschlussbericht_Zuckerselbstmessung_bei_Diabetes_mellitus_Typ_2.pdf
Weitere Informationen:
http://www.iqwig.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Glanzvoll geizen mit Gold: hauchfeine Schicht schützt die Umwelt

Franz-Georg Elpers, Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Dünnerer Überzug für Schmuck – DBU fördert Entwicklung mit rund 122.000 Euro
Engen. In der Weihnachtszeit blinkt und glitzert es überall. Rund 60 Tonnen Gold werden jährlich in Deutschland verarbeitet, ein Viertel davon für die dekorative Beschichtung von Geschmeide. Unter großem technischem und mitunter umweltschädlichem Aufwand werden Gold, Platin und Co., deren verfügbare Reserven endlich sind, der Erde abgerungen und mit Zyanid vom Stein gelöst. „Klaffende Wunden und giftige Abwässer werden in der Natur hinterlassen. Deshalb ist eine sparsame Verwendung von Gold aus ökologischer Sicht zwingend“, sagte Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Die baden-württembergischen Firma Nanocraft Coating (Engen) will nun mit Unterstützung der DBU völlig neuartige Beschichtungsverfahren entwickeln, die es ermöglichen, Edelmetalle wesentlich dünner als bisher aufzutragen. Die DBU fördert das Projekt mit rund 122.000 Euro.

In vielen Bereichen der Industrie werde Gold, Silber, Rhodium oder Platin verwendet, damit sie dort ihre Wirkung in chemischen Reaktionen und als Materialschutz entfalten könnten, erläuterte Brickwedde. Für Autoabgaskatalysatoren, Elektrogeräte, aber auch bei der Herstellung von Chemikalien würden sie benutzt. Vor allem für das Veredeln von Schmuck hätten Gold und Silber Vorrang. Dabei würden die Edelmetalle in Schichten, die unter einem Millimeter Dicke liegen, aufgetragen. „Bei rund 15 Tonnen Gold, die in Deutschland in einem Jahr dafür aufgebracht werden, steht ein beachtlicher Aufwand dahinter, um das Metall zu gewinnen“, so Brickwedde.

Die Firma Nanocraft Coating, spezialisiert auf die Untersuchung technischer und biologischer Oberflächen im millionstel Millimeterbereich, entwickelt nun erstmalig zwei neue Techniken, die die bisherige Schichtdicke von Edelmetallen auf Schmuck um die Hälfte senken könnten. „Wir könnten bei weniger Materialverbrauch nur 50 Prozent der bisherigen Dicke erreichen, ohne die Haltbarkeit zu verringern oder Verschleiß am Schmuckstück zu haben“, so der Nanocraft Geschäftsführer Dr. Sabri Akari. In der laufenden Entwicklung soll sich der Edelmetallverbrauch so um 50 bis 80 Prozent senken lassen.

Laut Umweltorganisation ‚Rettet den Regenwald‘ gehört Gold zu den seltensten Elementen auf der Erde. Da der Goldanteil an der festen Erdkruste etwa vier Milligramm pro Tonne betrage, müssten gigantische Berge an Gestein abgetragen, zerkleinert und durchsiebt werden, um ein paar Gramm Gold zu erhalten. Für jede gewonnene Tonne Gold müssten rund drei Millionen Tonnen Erde bewegt werden. Gerodete Wälder, Erosionsprobleme und Verschlammung seien die Folge. Meist in offenen Zyanidlösungen werde das Gold vom Gestein gelöst. Diese Lösung sei giftig und hochentzündlich. Durch fehlerhafte Lagerung und Unglücke könnten Flüsse, Seen und das Grundwasser verseucht werden und Tiere und Pflanzen eingehen. Auch die Arbeiter setzten sich einer Gefahr durch Zyanid aus, da die Chemikalie, einmal mit ihr in Berührung gekommen, die Sauerstoffaufnahme des Blutes hemme.
Weitere Informationen:
http://www.dbu.de/123artikel29646_335.html

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Der Deutsche Bildungsserver bei Twitter und als Handy-App

Christine Schumann M.A., Referat Kommunikation
Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung

Das Internet bringt regelmäßig neue Informations- und Kommunikationsinstrumente hervor. Twitter ist derzeit sicherlich eine der aktuellsten Entwicklungen. Jedes dieser Instrumente hat seine Nutzerkreise und Fans. Für die Freunde von Twitter gibt es jetzt die Möglichkeit, die Informationen und News aus dem Deutschen Bildungsserver über „tweets“ mitzuverfolgen. Zu finden sind sie unter: http://twitter.com/DBS_20.
Alle Informationen zu den Angeboten rund um Bildungsserver 2.0 sind beim Deutschen Bildungsserver unter der URL www.bildungsserver.de/link/dbs_20 erreichbar.

Ebenfalls sehr beliebt sind Applikationen für Mobiltelefone, so genannte Handy-Apps. Der Deutsche Bildungsserver bietet daher die Möglichkeit, seine Neuigkeiten auch für Mobiltelefone zu abonnieren. Derzeit sind die Inhalte in eine Applikation integriert, die den Mobiltelefonen des Vodafone-Telefonnetzes zur Verfügung steht. Die Applikation selbst, der Download und die Nutzung der Applikation sind für den Kunden kostenfrei. Die exemplarische Konzeption des Angebotes erlaubt es grundsätzlich allen Mobilfunknetzbetreibern, dieses in entsprechenden Applikationen zu verwenden.

Wie die Applikation mit dem Netzanbieter Vodafone realisiert ist, kann man sich im Netz ansehen unter der URL http://www.bildungsserver.de/link/dbs_mobil_widget.
Alle Informationen zu den Angeboten rund um Bildungsserver 2.0 sind beim Deutschen Bildungsserver unter der URL http://www.bildungsserver.de/link/dbs_20 erreichbar.

Weitere Informationen
Ingo Blees, Deutscher Bildungsserver, E-Mail blees@dipf.de
Pressekontakt: Philip Stirm

Der Deutsche Bildungsserver ist ein Gemeinschaftsservice von Bund und Ländern. Sitz der koordinierenden Geschäftsstelle des Deutschen Bildungsservers ist das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) in Frankfurt /M. und Berlin.
Das DIPF gehört mit zurzeit 85 Forschungsinstituten und Serviceeinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierten Mitgliedern zur Leibniz-Gemeinschaft. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Näheres unter www.leibniz-gemeinschaft.de.
Weitere Informationen:
http://twitter.com/DBS_20 – Der Deutsche Bildungsserver bei Twitter
http://www.bildungsserver.de/link/dbs_20 – Web 2.0-Angebote des Deutschen Bildungsservers
http://www.bildungsserver.de/zeigen.html?seite=1581 – Presseinformationen des Deutschen Bildungsservers
http://www.dipf.de/de/dipf-aktuell – Presseinformationen des DIPF

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Wie klimabewusst sind die Deutschen wirklich?

Dr. Viola Düwert, Pressestelle
Philipps-Universität Marburg

Die Deutschen sind lange nicht so klimabewusst, wie sie selbst gerne glauben. Dies ist das Ergebnis eines Vergleichs der 27 EU-Länder, der von der Arbeitsgruppe Methoden und Evaluation der Philipps-Universität Marburg (Leitung Prof. Dr. Udo Kuckartz) vorgenommen wurde. Die Forscher haben die neuesten von der Europäischen Kommission erhobenen Daten (Eurobarometer-Studien) intensiv ausgewertet und auf der neuen Webseite www.klimabewusstsein.de zusammengestellt.
Die Deutschen sind lange nicht so klimabewusst, wie sie selbst gerne glauben. Ein Vergleich mit den anderen Ländern der EU zeigt, dass Deutschland in punkto Einstellungen tatsächlich in der europäischen Spitzengruppe liegt, aber in punkto Handeln sieht es weit weniger positiv aus. Besonders bemerkenswert: Eine gewisse Selbstzufriedenheit hat sich in Deutschland breit gemacht. Nirgendwo (außer in Irland) sind so viele Bürgerinnen und Bürger der Meinung, dass die Regierung doch schon genug im Kampf gegen den Klimawandel tue – und diese Stimmung „Wir tun doch schon genug“ herrscht auch hinsichtlich des Beitrags der Zivilgesellschaft vor. Dies ist das Ergebnis eines Vergleichs der 27 EU-Länder, der von der Arbeitsgruppe Methoden und Evaluation der Philipps-Universität Marburg (Leitung Prof. Dr. Udo Kuckartz) vorgenommen wurde. Die Forscher haben die neuesten von der Europäischen Kommission erhobenen Daten (Eurobarometer-Studien) intensiv ausgewertet und auf der neuen Webseite www.klimabewusstsein.de zusammengestellt.

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist die Differenz zwischen dem „Wir“ und dem „Ich“, die bei vielen Fragen der empirischen Untersuchungen augenscheinlich ist. So ist die große Mehrheit zwar der Meinung „Wir Bürger müssen mehr für den Klimaschutz tun“ oder „Wir können durch unser Kaufverhalten viel bewegen“ doch faktisch tun dies nur relativ wenige. Offenbar schließt das „WIR“ die eigene Person nicht ein. So trübt sich das positive Bild des Klimabewusstseins der Deutschen, das man bei der Betrachtung der Einstellungen hat. Alle in der Studie abgefragten klimarelevanten Verhaltensweisen werden in Deutschland zwar etwas häufiger praktiziert als im europäischen Durchschnitt, doch belegen die Deutschen in keinem einzigen Fall den Spitzenplatz. Dennoch ist man mit sich zufrieden, denn in kaum einem anderen Land sind so viele der Meinung, dass der Bürger doch schon genug tue. Faktisch handeln viel zu wenige und das auch nur auf mehr oder weniger symbolische Weise, indem die eine oder andere Handlung gelegentlich praktiziert wird. Zwischen der allgemein bekundeten Bereitschaft und dem Routinehandeln im Alltag klafft eine gewaltige Lücke.

In der Eurobarometerstudie sagen bspw. 75% der Europäer, dass sie umweltfreundliche Produkte kaufen, aber nur 17% der gleichen Personen haben dies im letzten Monat tatsächlich getan.

Weitere Informationen
info@klimabewusstsein.de / Sekretariat 06421 2823026
Prof. Dr. Udo Kuckartz, 06421 2823024
Dipl-Päd. Stefan Rädiker, 06421 282282
Weitere Informationen:
http://www.klimabewusstsein.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Immer mehr Freizeitsportler dopen – Fitnessstudios als Verschiebebahnhof

Jörg Feuck, Kommunikation
Technische Universität Darmstadt

Weit mehr als eine Millionen Freizeitsportler in Deutschland begehen Medikamentenmissbrauch, um ihre Fitness zu steigern oder ihre Körperoptik aufzupolieren. Davon geht der Sportwissenschaftler Mischa Kläber vom Institut für Sportwissenschaften der TU Darmstadt aus, der in seiner Studie erstmals zeigt, dass Fitnessstudios und Sportvereine oft regelrechte Verschiebebahnhöfe für Dopingmittel sind.
Das gilt auch für sogenannte Gesundheitsstudios, die mit medizinischer Betreuung und Rehabilitationsmaßnahmen werben. „Die Dopingsituation im Freizeit- und Breitensport hat sich in den letzten Jahren stark zugespitzt“, konstatierte der Darmstädter vor kurzem vor dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages, von dem er als Experte zum Thema befragt wurde. „In Fitness- und Bodybuildingstudios finden sich oft gut organisierte Doping-Netzwerke, die die Neulinge einweisen, ihnen Know-how und Medikamente verschaffen und auch im Injizieren der Mittel unterweisen.“ Dopende Freizeitsportler sind also keineswegs autonom handelnde Individuen, wie bislang vermutet. Und wie schon aus dem Hochleistungssport bekannt sind auch im Freizeitsport immer häufiger Ärzte und Apotheker in das Geschäft mit den Medikamenten verwickelt.

Doping kann süchtig machen
In eine Doping-Spirale rutscht man schneller als viele denken, denn die Werbemethoden in den Studios sind massiv. Entsprechend weit verbreitet ist das Phänomen: Vermutlich greift von den mittlerweile rund sieben Millionen Mitgliedern von Fitnesscentern bereits jeder siebte zu legalen und illegalen Medikamenten, um seinen Körper zu stählen. „Aufgrund der Verschwiegenheit der Szene gehe ich sogar noch von einer weit höheren Zahl aus“, vermutet der frühere Fitness-Trainer, der die Untersuchung im Rahmen seiner Doktorarbeit durchführte.

Vor allem Bodybuilder sind gefährdet, denn sie machen ihren Trainingserfolg von ihrer Körperoptik abhängig, und die lässt sich durch Medikamente wie Anabolika oder Wachstumshormone leicht beeinflussen. „Manche Sportler dopen sich seit mehreren Jahrzehnten in regelmäßigen Abständen, und sie scheinen damit ganz gut zu fahren“, meint Kläber. „Sie selbst argumentieren, dass sie ein gesünderes Leben als viele andere Bürger führen, auf ausreichend Bewegung und eine gute Ernährung achten.“ Dann aber gibt es auch Fälle, wie den eines inzwischen 44jährigen Users, der vor rund zehn Jahren an Hodenkrebs erkrankte, eine mögliche Nebenwirkung des Anabolikakonsums. „Nach der Operation und erfolgreichen Behandlung seiner Krebserkrankung hatte er sich geschworen, mit dem Doping aufzuhören, aber schon drei Monate später war er wieder in sein altes Dopingverhalten zurückgefallen. User können also eine manifeste Suchtstruktur entwickeln, auch wenn das nicht zwangsläufig passiert.“

Immer jüngere Einsteiger
Das Geschäft mit den Dopingmitteln floriert und die „alten Hasen“ rekrutieren den Nachwuchs unter immer jüngeren Kunden von Fitnessstudios. In einer stark leistungsorientierten Gesellschaft wie der unseren sind Jugendliche anfälliger, zudem werde der Einstieg in den Medikamentenmissbrauch durch die zunehmende Bedeutung von Nahrungsergänzungsmitteln erleichtert, so Kläber. „Man beginnt mit einer Kreatin-Kur zur Steigerung der Muskelkraft und stößt damit womöglich eine Dynamik an, bei dem die Ernährung immer einseitiger und radikaler wird. Zunächst etabliert sich Stück für Stück eine Kurenlogik, und dann prägt sich oftmals eine Dopingmentalität aus“, warnt Kläber. Dann ist auch der Schritt hin zu Hormonen, Stimulanzien und anderen illegalen Dopingmitteln nicht mehr weit.

Wer solche Medikamente testen möchte, sucht jedoch häufig einen Arzt auf, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden. „Dopingwillige wollen ihre Kurpläne durch Erhebung von Blutbildern und ärztliche Kontrolle absichern. Hat der Arzt Einwände, drohen sie damit, die Kur ohne ärztliche Überwachung machen zu wollen. Damit stimmen sie offensichtlich viele Mediziner um.“ Und wer einmal einen User betreut hat, wird in der Szene gerne weiterempfohlen. Nicht selten wird ein Arzt so zu einem festen Mitglied eines oder sogar mehrerer Doping-Netzwerke.

Aber auch Apotheker haben ihre Finger in diesem lohnenden Geschäft. „Eine acht- bis zwölfwöchige Kur mit einem Testosteronpräparat zum Beispiel kostet zwischen 100 und 600 Euro. Der Preis hängt wesentlich davon ab, über wen man die Medikamente beschafft.“

Es geht auch ohne Arzt
Ärzte und Apotheker sind vergleichsweise sichere, aber auch teure Quellen. „Jugendliche können sich das eher selten leisten, sie greifen häufiger zu den Billigangeboten von zwielichtigen Parkplatzdealern oder aus dem Internet – selbst wenn erfahrene User davor warnen.“ Die Beschaffung verbotener Substanzen im Internet ist denkbar einfach.

„Dort wird Tacheles gesprochen“, weiß der Sportwissenschaftler, „man findet problemlos konkrete Einnahmeempfehlungen und Dosierungsanleitungen, kann am freien Erfahrungsaustausch teilhaben und hat zum Teil auch einfache Möglichkeiten, die Medikamente zu erwerben und dann bequem und tiefgekühlt frei Haus geliefert zu bekommen.“ Die Wahrscheinlichkeit, an gefälschte Medikamente zu geraten, ist hier und bei den Hinterhofhändlern sehr hoch. Um dieses Risiko zu umgehen, dopt sich so mancher lieber mit Tierarzneimitteln, die zudem noch deutlich günstiger zu haben sind.

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(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Immer der Nase nach – Vögel verlassen sich auf langen Zugrouten wesentlich auf ihren Geruchssinn

Leonore Apitz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Ornithologie

Wie sich Vögel auf ihren Zugrouten orientieren, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Wie entwickelt ein Vogel eine „innere Landkarte“? Wie findet er zurück in sein Nest vom Vorjahr? Erwachsene Zugvögel sind offensichtlich in der Lage, sich an Routen zu erinnern. Selbst bei einem Flug über unbekanntem Terrain finden sie ihren Weg. Forscher am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell und ihre Kollegen von den Universitäten Princeton, Pisa und Kopenhagen haben nun in einem Freilandversuch festgestellt, dass Gerüche wesentlich den Vogelzug erleichtern. Sie spielen eine wichtigere Rolle als die Sonne und das Magnetfeld der Erde. (Journal of Experimental Biology, 27. November 2009)
Von Jungvögeln vieler Arten wissen Forscher bereits, dass sie eine artspezifisch vererbte Himmelsrichtung einschlagen, um bei ihrer ersten Reise die Winterplätze zu erreichen. Sie verfehlen ihr Ziel, wenn man sie über große Entfernungen von ihrem Ausgangspunkt wegtransportiert. Erwachsene Zugvögel sind dagegen in der Lage, sich an einmal geflogene Routen zu erinnern und nach einer Ortsveränderung die Flugrichtung zu korrigieren und zu den Winterplätzen zurückzufinden. Dies ist ein Beweis echter Navigationsleistung. Wissenschaftler versuchen daher, Faktoren und Mechanismen zu bestimmen, die es den Tieren ermöglichen, ihren Standort zu lokalisieren.

Forscher um Richard Holland und Martin Wikelski vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell und der Universität Konstanz haben nun erstmals kleine Singvögel in ihrer natürlichen Umgebung untersucht. In der Feldstation der Universität Princeton (New Jersey) haben sie dazu während des Herbstzuges 24 erwachsene und 24 juvenile Katzendrosseln (Dumatella carolinensis) gefangen. Anschließend manipulierten die Forscher in beiden Gruppen bei jeweils acht Vögeln den Geruchssinn, indem sie die Nasenschleimhäute der Vögel mit einer Salz-Lösung spülten. Die Vögel konnten daraufhin für zwei Wochen nicht mehr richtig riechen, ihre Riechzellen wurden jedoch nicht permanent geschädigt. Bei weiteren acht Vögeln störten die Forscher den Magnetsinn mittels starker magnetischer Impulse. Bei der Kontrollgruppe blieben die Tiere ihrer Wahrnehmung unbeeinträchtigt.

Parallel dazu wurden in Illinois – in der Mitte des amerikanischen Kontinents – 19 erwachsene Katzendrosseln gefangen, über Nacht 1100 Kilometer Richtung Osten nach New Jersey gebracht und dort ebenso in die drei Gruppen aufgeteilt. Anschließend befestigten die Wissenschaftler bei allen Vögeln einen 0,9 Gramm leichten Radiotransmitter auf dem Rücken und ließen alle sofort frei. Die Ornithologen konnten nun den Zug der Vögel vom Boden und von der Luft aus beobachten.

Üblicherweise fliegen Katzendrosseln bei ihrem Herbstzug durch New Jersey in Richtung Südwesten westlich an der Bucht von Delaware entlang. Wenn sie – wie ihre Artgenossen in Illinois – einen streng südlichen Kurs fliegen, würden sie am Cape May ankommen. Das hätte zur Folge, dass sie die Delaware Bay an ihrer breitesten Stell überqueren oder an der Küste entlang wieder Richtung Norden fliegen müssten, bis sie eine schmale Stelle gelangen. Erwachsene Vögel meiden deshalb die direkte Südrichtung.

Die erwachsenen nicht-riechenden Vögel wählten jedoch eine unterschiedliche Flugroute als die erfahrene Kontrollgruppe und diejenigen Tiere, deren Magnetsinn gestört war. Die Vögel, deren Geruchssinn beeinträchtigt war, waren nicht in der Lage, sich zu orientieren und flogen nach Süden. Sie mussten wie die Jungvögel auf eine endogene Peilung zurückgreifen, weil sie sich nicht mehr auf ihren Geruch verlassen konnten. Auch die aus Illinois stammenden Tiere ohne Geruchssinn flogen in südliche Richtung, während die Kontrollgruppe versuchte, den Ortswechsel durch Flug gen Südwesten beziehungsweise Westen zu kompensieren.

Die Manipulation des Magnetsinns wirkte sich dagegen nicht auf die Orientierung aus – weder für die erwachsenen noch für die jungen Vögel. „Auch andere Feldstudien haben keinen klaren Beweis erbracht, dass es eine Wirkung haben könnte, wenn man den Magnetsinn stört“, sagt Richard Holland. Deshalb stellt sich für die Forscher die Frage, wie wichtig tatsächlich das Magnetfeld für die Navigation über große Distanzen ist. „Dennoch nehmen wir nicht an, dass der Mangel an Wirkung bei der Magnetpuls-Behandlung ein Zeichen dafür ist, dass der Magnetsinn gar keine Rolle bei der Migration erwachsener Vögel spielt.“ Die Ergebnisse erlauben erstmals den Schluss, dass der Geruchssinn ein wesentlicher Faktor einer Navigationskarte ist. Der Versuch eröffnet darüber hinaus auch eine zuverlässige Methode für zukünftige Feldstudien, die die Rolle von Umweltfaktoren beim Vogelzug untersuchen.

Originalveröffentlichung:

R.A. Holland, K. Thorup, A. Gagliardo, I.A. Bisson, E. Knecht, D. Mizrahi and M. Wikelski
Testing the role of sensory systems in the migratory heading of a songbird
The Journal of Experimental Biology 2009 212, 4065-4071, 27. November 2009
doi:10.1242/jeb.034504

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Weitere Informationen erhalten Sie von:

Richard Holland
Max-Planck-Institut für Ornithologie, Radolfzell
Tel.: +49-7732-1501-23
E-Mail: rholland@orn.mpg.de

Leonore Apitz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Ornithologie, Radolfzell
Tel.: +49-7732-1501-74
E-Mail: apitz@orn.mpg.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Chemieindustrie nachhaltig? Neun Unternehmen im Vergleich

Barbara Debus, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung

Eine neue Studie untersucht, wie effizient neun internationale Chemieunternehmen mit ihrem Kapital, ihren ökologischen Ressourcen und ihren Beschäftigten wirtschaften. In dem wissenschaftlichen Nachhaltigkeits-Check erweisen sich Air Liquide und BASF als führend, Konkurrent Bayer kann 2007 jedoch auf Rang zwei aufschließen. Die nachhaltigen Unternehmensergebnisse können dank eines neuen Ansatzes in nur einer Eurokennzahl ausgedrückt werden. Eine internationale Forschergruppe um das Berliner IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung erarbeitete die Branchenstudie.
Drei europäische Chemieunternehmen sind die Champions eines internationalen wissenschaftlichen Vergleichs, der nachhaltiges Wirtschaften innerhalb der Chemiebranche in Euro misst. Dabei wird nicht nur der Umgang mit Kapital, sondern auch mit Umweltressourcen und Beschäftigten einheitlich monetär bewertet. Dem französischen Industriegashersteller Air Liquide und dem deutschen Chemiemulti BASF gelang es der neuen Studie zufolge, in allen vier untersuchten Jahren 2004 – 2007 ihr Ressourcenbündel deutlich effizienter als der Durchschnitt der betrachteten Unternehmen einzusetzen. Beide Unternehmen schufen damit einen nachhaltigen Mehrwert („Sustainable Value“) in Milliardenhöhe. Bereinigt man diese Ergebnisse um die Unternehmensgröße, gelingt es Bayer im Jahr 2007 aufgrund seines Effizienzvorsprungs zum Zweitplatzierten BASF aufzuschließen. Am Ende des Rankings steht das US Unternehmen Dow Chemical. Es setzte seine Ressourcen im Jahr 2007 nur etwa halb so effizient ein wie der Durchschnitt und schuf damit einen negativen Sustainable Value von minus 2,2 Milliarden Euro.

Neuer Bewertungsansatz
Mit der Studie „Sustainable Value Creation by Chemical Companies“ wird erstmals die Nachhaltigkeitsleistung von neun Chemieunternehmen systematisch monetär bewertet. Ermöglicht wird dies durch den Sustainable-Value-Ansatz, der die am Finanzmarkt etablierte Opportunitätskostenlogik auf ökologische und soziale Aspekte erweitert und dabei erstmals zu aussagefähigen Ergebnissen über die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen in Euro kommt. „Ein Beitrag zu einem positiven Sustainable Value entsteht immer dann, wenn ein Unternehmen eine Ressource wie z.B. Wasser effizienter einsetzt als der Markt“, erklärt die Betriebswirtin Andrea Liesen vom IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des unabhängigen und gemeinnützigen IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung in Berlin, der Queen’s University Management School in Belfast und der Euromed Management School in Marseille führten diese Studie gemeinsam durch. Der Ansatz wurde von den beteiligten Wissenschaftlern Prof. Dr. Frank Figge (Queen’s University Management School) und Dr. Tobias Hahn (Euromed Management School) im Jahr 2001 entwickelt und seitdem in verschiedenen Studien erfolgreich angewandt. Auftraggeber sind vorrangig öffentliche Institutionen wie die EU-Kommission, das Bundesforschungs- und das Bundeswirtschaftsministerium. Die vorliegende Studie wurde von der BASF SE in Auftrag gegeben, die 2008 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis erhielt. Dies zeigt das zunehmende Interesse und die Akzeptanz des Ansatzes in der Privatwirtschaft.

Neun Chemieunternehmen – 13 Indikatoren
Insgesamt gingen die folgenden Unternehmen in die Studie ein: Air Liquide S.A. (Air Liquide), Akzo Nobel N.V. (AKZO), BASF SE (BASF), Bayer AG (Bayer), The Dow Chemical Company (DOW), Koninklijke DSM N.V (DSM), E. I. du Pont de Nemours and Company (DuPont), Reliance Industries Limited (Reliance) und Shell Chemicals (Shell Chemicals). Diese neun Unternehmen verfügen über eine ausreichend aussagekräftige Nachhaltigkeitsberichterstattung, so dass bei fast allen betrachteten Unternehmen durchgängig der Einsatz von 13 verschiedenen ökonomischen, ökologischen und sozialen Ressourcen betrachtet werden konnte, darunter der Kapitaleinsatz, der Wasserverbrauch, der chemische Sauerstoffbedarf des Abwassers, die Erzeugung gefährlicher Abfälle, die Emissionen von Treibhausgasen oder flüchtiger organischer Verbindungen und das Versauerungspotenzial. Des weiteren wurden soziale Indikatoren wie die Anzahl der Arbeitsplätze und der Arbeitsunfälle einbezogen.

Umfassende Umweltberichterstattung nötig
Die Untersuchung basiert dabei ausschließlich auf den von den Unternehmen veröffentlichten und bereitgestellten Finanz-, Umwelt- und Sozialdaten und ist somit transparent und nachvollziehbar. „Bei der Verwendung dieser Daten muss man jedoch genau hinschauen. Nicht immer umfassen die veröffentlichen Daten wirklich das gesamte Unternehmen“, betont Andrea Liesen vom Berliner IZT: „Manchmal wird es als zu aufwändig empfunden, die Daten kleinerer Tochterfirmen aufzubereiten, in Ausnahmefällen tauchen auch ganze Geschäftsfelder mit hoher Umweltbelastung nicht in der Berichterstattung auf.“

Ergebnisse in absoluten Eurowerten
Die Ergebnisse zeigen ein sehr differenziertes Bild der Nachhaltigkeitsperformance der Produktionsprozesse in den untersuchten Chemieunternehmen: BASF setzte im Jahr 2006 seine Ressourcen 1,4-mal effizienter ein als der Durchschnitt. Hieraus ergibt sich der höchste im Betrachtungszeitraum gemessene absolute Sustainable Value von 1,6 Milliarden Euro für BASF im Jahr 2006. Mit anderen Worten: BASF schuf im Jahr 2006 mit den eingesetzten Ressourcen einen absoluten Sustainable Value von 1,6 Milliarden Euro, d.h. 1,6 Milliarden Euro mehr Cash Flow, als die Vergleichsgruppe mit der selben Menge an Ressourcen geschaffen hätte. Das Branchenschwergewicht DOW nutzte im selben Jahr seine Ressourcen nicht einmal halb so effizient ein wie der Durchschnitt und erzielte deshalb mit minus 2,3 Milliarden Euro den Negativrekord. Im Jahr 2007 verteidigte BASF mit 1,1 Milliarden Euro seine Spitzenposition bezüglich des absoluten nachhaltigen Mehrwerts. Wie auch in den Vorjahren folgte Air Liquide (888 Mio. Euro in 2007) auf dem zweiten Platz. Auch der indische Chemieriese Reliance Industries Limited schnitt in dem Bewertungsverfahren durchweg positiv ab, konnte aber bisher für das Jahr 2007 nicht mit verfügbaren Daten aufwarten.

Die Ergebnisse – unabhängig von der Unternehmensgröße
Wenn man die Unternehmen unabhängig von ihrer Größe und nur gemäß ihrem Effizienzvorsprung vergleicht dreht sich das Ranking: Air Liquide konnte mit seinem Ressourcenbündel 1,7-mal mehr Cashflow generieren als die Vergleichsgruppe. Das heißt, mit der Ressourcenmenge, die im Durchschnitt von den betrachteten Unternehmen benötigt wird, um 1 Euro Cash Flow zu generieren, schafft Air Liquide 1,70 Euro. In den Jahren 2005-2007 folgt BASF auf dem zweiten Platz und setzt seine Ressourcen zwischen 1,2- und 1,4-mal effizienter ein als der Durchschnitt. Im Jahr 2007 muss sich BASF diesen zweiten Platz mit dem deutlich aufstrebenden Konkurrenten Bayer teilen. Die Nachhaltigkeitsperformance von Bayer zeigt den stärksten positiven Trend innerhalb der Studie. Während das Unternehmen in 2004 seine Ressourcen noch 1,3-mal ineffizienter einsetzte als der Durchschnitt und somit einen negativen Sustainable Value von minus 700 Mio. Euro schuf, konnte es in den zwei darauffolgenden Jahren bemerkenswerte Effizienzsteigerungen verzeichnen (2005: 606 Mio. Euro; 2006: 938 Mio. Euro). „Diese Entwicklung ist teilweise auf den Verkauf des Spezialchemieherstellers Lanxess zurückzuführen“, führt Prof. Dr. Frank Figge von der Queen’s University Belfast an. Aber auch die Nachhaltigkeitsperformance von DuPont folgt einem positiven Trend.

Im Gegensatz dazu unterliegt die Nachhaltigkeitsperformance von Shell Chemicals einem klaren Negativtrend. In den Jahren 2004 und 2005 setzte Shell Chemicals seine Ressourcen noch effizienter ein als der Durchschnitt. Dies gelang 2006 nicht mehr und das Unternehmen generierte einen negativen Sustainable Value von minus 37 Mio. Euro. Das Schlusslicht sämtlicher Rankings bildet DOW (2007: -645 Mio. Euro Sustainable Value). Wie auch DOW konnten DSM und AKZO über den gesamten Betrachtungszeitraum keinen positiven Sustainable Value schaffen. Im Jahr 2007 setzten diese Unternehmen ihre Ressourcen in etwa nur halb so effizient ein wie der Durchschnitt, d.h. mit den Ressourcen mit denen die betrachteten Unternehmen im Durchschnitt 1 Euro Cash Flow generierten, schufen DOW, DSM und AKZO nur etwa 50 Cent.

Ein kostenloser Download der Studie sowie weitere Erläuterungen zur Methode finden sich unter http://www.sustainablevalue.com

Kontakte:
· Pressestelle des IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technolgiebewertung,
Barbara Debus
Tel.: +49-(0)30-803088-45, E-Mail: b.debus@izt.de

· Wissenschaftliches Team: Andrea Liesen
IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technolgiebewertung,
Tel.: +49-(0)30-803088-47, E-Mail: a.liesen@izt.de
Weitere Informationen:
http://www.izt.de
http://www.sustainablevalue.com

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Nachhaltige Weinproduktion dank intelligentem Abwassermanagement

Christian Colmer, Pressestelle
ttz Bremerhaven

Hinter den Weinproduzenten liegen anstrengende Wochen. Bis die edlen Tropfen in der Flasche sind und ihre Kellerruhe antreten, herrschte Hochbetrieb an den einzelnen Verarbeitungsstationen für Rot- und Weißwein. Um das an diesen Stationen eingesetzte Wasser aufzubereiten, und um die anfallenden Abfälle bestmöglich zu verwerten, geht das EU-Projekt Sustavino, koordiniert vom ttz Bremerhaven, neue Wege: Durch die Messung der Belastung des Wasser und der organischen Abfälle können die optimale Aufbereitung bestimmt und Wertstoffen zurückgewonnen werden. Die Probennahmen auf insgesamt vier Weingütern machen deutlich: Eine Optimierung des Abwassermanagement duldet keinen Aufschub.
Bremerhaven, Dezember 2009. Bei dem entspannten Genuss eines guten Weines kommt nicht jedem das Thema Umweltschutz in den Sinn. Dennoch ist es naheliegend, spielt doch das grüne Image bei der Weinproduktion eine zunehmend größere Rolle und gewinnt an Zugkraft für das Marketing. Bei der Weinproduktion fallen große Abwassermengen an, die teilweise hohe Mengen an festen organischen Substanzen enthalten. Da die Produktionsabläufe saisonal ablaufen, können in Hochzeiten Schock-Belastungen der kommunalen Abwasserbehandlungssysteme auftreten. Ist das Weinanbaugebiet nicht an die Kanalisation angeschlossen, können nachhaltige Beeinträchtigungen von Seen und Flüssen die Folge sein.

Bis zu 600 Liter Wasser werden pro Reinigungsschritt bei der Produktion eingesetzt – zur Spülung der Fässer und Tanks, Reinigung des Transportlasters und Säuberung der Weinpresse und Gärtanks. Bisher wird das Wasser aus allen Prozessschritten gleich behandelt – und ohne Aufbereitung zumeist in die Kanalisation geleitet. Dieser Umgang mit der Ressource hat auch finanzielle Nachteile für die Produzenten: Da die Belastung mit organischen Stoffen in Weinbaugebieten saisonal stark steigt wird in manchen Regionen, wie z.B. in der Pfalz, eine sogenannte „Weinbauzusatzgebühr“ fällig. Weinproduzenten zahlen damit den erhöhten Strombedarf, der Klärwerken durch einen höheren Verschmutzungsgrad des Wassers entsteht.

Außerdem gehen im Prozess biologisch aktive Reststoffe wie Polyphenole und Antioxidantien verloren – potenzielle Wertstoffe für Anwendungen in der Kosmetik-, Pharma- und Lebensmittelindustrie. Bisher enden diese Substanzen, die vorwiegend in den festen Rückständen der Weinproduktion vorhanden sind, vielfach auf dem Acker. Das ttz Bremerhaven arbeitet daran, diese Reststoffe zu Wertstoffen weiter zu entwickeln.

Im EU-Projekt Sustavino wird eine differenzierte Optimierung entwickelt, um das Abwasser- und Reststoff-Management effizienter zu gestalten. Um die wissenschaftlichen Werte zu ermitteln, wurden auf Weingütern in Spanien, Rumänien, Ungarn und Deutschland Proben entnommen. Der einzige Produzent aus Deutschland ist das Weingut Holstein aus Kindenheim. „Meine Kunden sind in der Regel sehr an der Produktionsart der von Ihnen genossenen Weine interessiert. Mit der Teilnahme am Projekt Sustavino erarbeiten wir uns ein Gütesiegel, das unseren ökologischen Pionierstatus gut kommunizierbar und nachprüfbar macht“, begründet Thilo Holstein seinen Entschluss zur Projektteilnahme. Damit trägt Holstein dem zunehmenden Verbraucherinteresse an der Umweltbilanz von Wein Rechnung.

Mitarbeiter des Bereichs Wasser-, Energie- und Landschaftsmanagement des ttz Bremerhaven begleiten momentan die Produktion in Kindenheim. Die Proben werden auf Indikatoren für den Grad der organischen Verschmutzung, Nährstoffgehalte, Schwebstoffe, pH-Wert, Leitfähigkeit, Schwermetalle, Pestizide, Polyphenole und coliforme Keime hin untersucht. Dazu werden in jedem Prozessschritt aus 20 Liter-Einheiten volumenbezogene Proben Wasser abgefüllt. Das Ergebnis: Die Belastung des Wassers mit organischen Komponenten liegt bei allen Reinigungsschritten deutlich über dem durchschnittlichen Zulaufwerten von Kläranlagen. Dringender Optimierungsbedarf zeigt sich also auch hier. Die Belastung kann durch verschiedene, sogenannte on-site Vorbehandlungen, vermindert werden. Hierzu zählen z.B. belüftete Vorklärbecken oder verschiedene Formen von Bio-Reaktoren sowie Pflanzenkläranlagen.

Im nächsten Jahr werden die verschiedenen Möglichkeiten zunächst im Labor getestet. Zur nächsten Weinernte werden dann neue Ansätze auf den Weingütern getestet und bewertet werden.
Weitere Informationen:
http://www.sustavino.eu/
http://www.ttz-bremerhaven.de/index.php?option=com_content&view=article&id=278%3Asustavino&catid=41%3Aprojektelandschaftsmanagement&Itemid=105〈=de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Wie finanziert sich die Weiterbildung in Deutschland?

Sarah Maur, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen

Bildung hat (auch) eine ökonomische Seite. Marketing, Qualitätsmanagement und Kostendeckung gehören mittlerweile zum Hand-werkszeug für die Arbeit in Weiterbildungseinrichtungen, in denen die Teilnehmenden zunehmend als Kundinnen und Kunden betrachtet werden. Trotz der Alltäglichkeit von Finanzierungsfragen sind die Strukturen, auf denen die Finanzierung von Weiterbildung aufbaut, hoch komplex und vielschichtig. Mit dem Studientext „Finanzierung der Weiterbildung in Deutschland“ legt Autor Stefan Hummelsheim eine komprimierte und trotzdem umfassende Einführung vor, die Grundlagen für zukünftige Debatten schafft.
Stefan Hummelsheim stellt zunächst die wichtigsten Begriffe, Konzepte und Fragen der bildungsökonomischen Analyse vor und beleuchtet die bestehenden betrieblichen, individuellen, öffentlich- sowie SGB III-geförderten Finanzierungsstrukturen von Weiterbil-dung. Schließlich werden die wesentlichen theoretischen Finanzierungsalternativen aufgezeigt sowie konkrete Reformvorschläge für vorhandene Problemlagen diskutiert, die das Handlungspotenzial von in der Weiterbildung Tätigen vergrößern.

„Finanzierung der Weiterbildung in Deutschland“ erläutert den Leser/inne/n aus Wissenschaft, Politik und Praxis die wichtigsten Begriffe, Verfahren und Argumente, mit deren Hilfe eine kritische Beurteilung der existierenden oder alternativ vorgeschlagenen Finanzierungsmodelle möglich wird.

Stefan Hummelsheim
Finanzierung der Weiterbildung in Deutschland
Reihe: Studientexte für Erwachsenenbildung
W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld 2010
156 Seiten, 19,90 EUR

Bestell-Nr. 42/0026
ISBN 978-3-7639-1976-5

Der Autor Stefan Hummelsheim hält am 19. März 2010 (15 Uhr) auf der didacta in Köln einen Vortrag zum Thema „Öffentliche Förderung der Weiterbildung – Eine Bilanz individueller und institutioneller Förderwege“

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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Schweinegrippe und der Umgang mit Unsicherheit

Dipl.-Soz.Päd. Marga Cox, Geschäftsstelle
Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

Informierte Entscheidungsfindung gilt in der Medizin als ein erstrebenswertes Ideal, für das im Alltag aber meist keine Zeit sei. Was Deutschland derzeit erlebt, zeigt das Gegenteil. Wenn in der Bahn, an der Theke, oder am Arbeitsplatz darüber diskutiert wird, ob man sich nun gegen die Schweinegrippe impfen lassen soll oder nicht, ist das die praktizierte Abwägung zwischen Nutzen und Schaden, wie sie in der Medizin Alltag sein sollte. Das ist die gute Nachricht.
Die schlechte ist, dass die Informationen, die man zu einer informierten Abwägung über die Schweingrippe braucht, derzeit zu oft auf Hörensagen und widersprüchlichen Expertenmeinungen beruhen. „Eine informierte Entscheidung setzt eine nüchterne Analyse des Wissens über Nutzen und Schaden und einen offenen Umgang mit Unsicherheiten und Lücken im Wissen voraus“, sagt Prof. David Klemperer, Vorsitzender des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Nötig wären dazu konkrete Angaben zu Häufigkeiten, zeitlichen Trends und konkreten Gefahren für verschiedene Risikogruppen. Dazu müsste eine koordinierte Forschung existieren, die in Deutschland die Ausbreitung des Virus verfolgt, um zum Beispiel festzustellen, wie viele Infektionen so milde verlaufen, dass Erkrankte gar nicht zum Arzt gehen. Solche sorgfältig durchgeführten epidemiologischen Studien sind jetzt nötig, um mehr Informationen zu Nutzen und Risiken von Impfstoffen und Impfungen zu liefern, die dann in Zukunft eine echte Entscheidungsgrundlage sein können. „Wir brauchen diese Untersuchungen dringend“, fordert Klemperer.

Solche Studien können auch klären, ob die Schweinegrippe überhaupt ein größeres Risiko darstellt als die „normale“ Grippe. „Derzeit überschlagen sich angebliche Experten und Medien mit Meldungen über Todesopfer und verzerren so die Wahrnehmung“, kritisiert Klemperer. Die Erfahrungen in Australien, wo die Welle der Schweinegrippe bereits vorüber ist, zeigen keinen Grund zu besonderer Beunruhigung.

Da konkrete Zahlen fehlen, wie gefährlich die Schweinegrippe wirklich ist, muss sich die Ständige Impfkommission (STIKO) auf eine schmale Datengrundlage verlassen und viele Unsicherheiten in Kauf nehmen. Die STIKO vertritt den Standpunkt, dass jeder Bürger die Möglichkeit zu einer Impfung haben sollte. Eine ausdrückliche Empfehlung spricht sie aber nur für die Beschäftigten im Gesundheitswesen mit Patientenkontakt und für Personen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf aus.
Auch für diese Gruppen fehlen medizinische Fakten, welchen Nutzen die Impfung haben wird. In dieser Unsicherheit können andere Argumente ausschlaggebend werden. Eines dieser Argumente ist die doppelte Fürsorgepflicht, die Beschäftige im Gesundheitsbereich haben. Zum einen können sie als Kontaktpersonen Überträger sein. Zum anderen sollten Ärzte und Pflegepersonal gerade dann gesund und auf dem Posten sein, wenn andere krank sind. Das DNEbM unterstützt daher die Empfehlung, die Impfung zuerst bei medizinischem Personal mit Kontakt zu Patienten einzusetzen. Wegen der besonderen Verantwortung hat diese Gruppe aber auch ein besonderes Recht darauf, dass Nutzen und Schaden der Impfung evaluiert werden.

Derzeit ändern sich die Erkenntnisse zum Thema Impfen gegen die Neue Grippe sehr schnell. Das Netzwerk stellt auf seinen Internetseiten eine Sammlung der besten, derzeit verfügbaren Informationen bereit.

Link: http://www.ebm-netzwerk.de/netzwerkarbeit/themenportale#schweinegrippe
Weitere Informationen:
http://www.ebm-netzwerk.de
http://www.ebm-kongress.de

(Quelle: Informationsdienst Wissenschaft)

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