Samstag, April 20, 2024
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Tägliche Meldungen 2012

Dezember 2012

Umwelt und Forschung 
Gesundheit  
Gesellschaft  
Umwelt und Forschung
28.12.2012 Das Ende der Nano-Euphorie
27.12.2012 Millionen-Förderung für Energie aus Biogas 
26.12.2012 Umwelt-Gutachten für Bundesregierung jetzt als Online-Lehrveranstaltung verfügbar 
23.12.2012 Nanoteilchen für Umwelt gefährlicher als bislang bekannt 
20.12.2012 Großes Interesse an Unwetterwarnungen auf Handy-App 
18.12.2012 Forschungsergebnisse zur Energiegewinnung aus regenerativen Quellen und zum Energiemanagement 
15.12.2012 Biogasanlagen auf Ökobetrieben 
13.12.2012 Jahreskonferenz diskutiert aktuelle Fragen der Bioenergieforschung 
11.12.2012 Künstlicher Biofilter in Boston unter den „Sweet Sixteen“ 
09.12.2012 Was Brunnen jung hält – Berliner Forscher haben das Phänomen der Brunnenalterung untersucht.
07.12.2012 Kläranlagen als Energiespeicher 
04.12.2012 Biofilme auf Solarstromanlagen beeinträchtigen die Leistung 
02.12.2012 Saures Wasser setzt Seeigeln zu – Kieler Studie weist Beeinträchtigungen bei Seeigellarven nach 
01.12.2012 Triclosan gehört überwacht – UFZ-Spezial „Chemikalien in der Umwelt“ erschienen 
Gesundheit
22.12.2012 Verbessertes Dämmerungssehen durch optimierte Freiform-Einstärkengläser 
19.12.2012 Forschung für sicheres Fleisch 
16.12.2012 Wie kommt es zum „Jo-Jo-Effekt“? 
14.12.2012 Säuglingsnahrung in Babyflaschen möglichst frisch zubereiten 
12.12.2012 Wenn Essen krank macht Nahrungsmittelintoleranzen häufiger als -allergien 
10.12.2012 Schnelldiagnostik mit modifizierten Hygienetüchern – das Taschentuchlabor 
08.12.2012 Warum eine eiweißreiche Ernährung Übergewicht vorbeugen kann 
05.12.2012 Mundwasser ohne Chemie
03.12.2012 Knochen durch Lauftraining nicht überlasten 
01.12.2012 Schwangerschaftsdiabetes: Stillen verringert späteres Typ-2-Diabetes-Risiko
Gesellschaft
30.12.2012 TU Berlin: Zum Sterben schön
24.12.2012 Greifswalder Studie sucht elternlose Kinder des 2. Weltkriegs
17.12.2012 Oxytocin hält Flirtende auf Distanz
06.12.2012 Kostenlose offene Online-Kurse des Plattner-Instituts kommen sehr gut an 
01.12.2012 Auf der weltweiten Suche nach 100 Personen im Alter von über 100 Jahren 

November 2012

Umwelt und Forschung
Gesundheit 
Gesellschaft 
Umwelt und Forschung
29.11.2012 Klimawandel: Die Vergangenheit der Atlantischen Wärmepumpe 
28.11.2012 Eichenprozessionsspinner mit neuen Methoden bekämpfen 
26.11.2012 Wohin mit den Windeln?
23.11.2012 Teller oder Tank: Gibt es überschüssige Flächen für Bioenergie? 
19.11.2012 9,3 Mio. € für die Revitalisierung der „Oberen Ahr“ in Rheinland-Pfalz 
15.11.2012 Weniger Kernkraft führt kaum zu mehr Kosten für Klimaschutz
12.11.2012 Biogas bedarfsgerecht bereitstellen – wo liegt das Optimum? 
09.11.2012 Leitende Komposite zur Meerwasserentsalzung 
07.11.2012 Phosphor-Recycling aus Abwasser 
03.11.2012 Das chemische Gedächtnis des Meerwassers 
01.11.2012 Deutscher Umweltpreis für Fraunhofer-Forscher: Konzentriertes Sonnenlicht 
Gesundheit 
30.11.2012 „Über Toiletten will keiner reden!“ 
27.11.2012 Verbraucherportal Lebensmittelwarnung.de wird erweitert 
24.11.2012 Die DIVI klärt auf: Atemnot bei Kindern – Richtig reagieren im Notfall 
22.11.2012 Joggen oder Walken hilft bei Migräne – Leichter Sport dreimal pro Woche reduziert Attacken
20.11.2012 Nahrungsergänzungsmittel – Notwendig, Luxus oder gesundheitliches Risiko? 
17.11.2012 Wir kommen der Grippe zuvor 
13.11.2012 Placebo-Effekt und Empathie in der Schmerztherapie: keine Ursache – große Wirkung
10.11.2012 Die Behandlung der Migräne – bewährte Therapien, neue Optionen 
08.11.2012 Urologen veröffentlichen Präventions-Ratgeber 
05.11.2012 Warum Kontaktallergene nur manche Menschen krank machen 
02.11.2012 Neue Waffe gegen die Krankenhauskeime? Studie weist MRSA-Schutz durch Vitamin B3 nach
01.11.2012 DGT: Rauchverbot contra Krebs zeigt erste Erfolge 
Gesellschaft
25.11.2012 Wegwerfen von Lebensmitteln vs. hungernde Bevölkerung – Ineffizient und unmoralisch? 
21.11.2012 Geld in Paarbeziehungen – Finanzen sind ein konfliktträchtiges Thema zwischen Mann und Frau
18.11.2012 Gewinner und Verlierer: Wer profitiert von der demografischen Veränderung? 
16.11.2012 Reformen bei Minijobs und Ehegattensplitting könnten 60.000 neue Vollzeitstellen schaffen 
11.11.2012 Deutschland droht Bevölkerungsrückgang von 25 Prozent 
06.11.2012 Kinder und Suchmaschinen: Was suchen sie? Wie suchen sie? Und – was finden sie?
04.11.2012 „Burnout“ und Depression am Arbeitsplatz: Wie können Arbeitgeber damit umgehen?
01.11.2012 Studie zu geschlechtsspezifischen Unterschieden beim Autokauf 

Oktober 2012

Umwelt und Forschung 
Gesundheit 
Gesellschaft
Umwelt und Forschung
28.10.2012 Forschung online: Neue Messtechnik ermöglicht innovative Beobachtungen zur Beschreibung der Nordsee 
26.10.2012 Abwasser – ein Wertstoff! 
24.10.2012 450.000 Euro für den Umweltschutz – BMBF fördert Projekt der Umweltingenieure 
19.10.2012 Biogas-Gärreste als Phosphorlieferant 
15.10.2012 450.000 Euro für den Umweltschutz – BMBF fördert Projekt der Umweltingenieure 
13.10.2012 Energiewende kann sich für ländliche Regionen und ihre Bürger lohnen 
10.10.2012 Methanquelle im Unterholz entdeckt 
08.10.2012 Öko-Institut berechnet Klimabilanz von Tiefkühlprodukten 
07.10.2012 Entwicklung des Diabetes in Deutschland dramatischer als bisher erwartet 
05.10.2012 „Grüne Wände“ gegen Luftverschmutzung
03.10.2012 Forschung zu Kurzumtriebsplantagen und Abwassernutzung in Praxis umgesetzt
01.10.2012 Dampfturbine macht mehr Strom aus gleich viel Wärme
Gesundheit 
31.10.2012 Deutschlandweite Studie zur Tabakentwöhnung sucht weitere Teilnehmer 
29.10.2012 Schmerzen in den Beinen können vor Herzinfarkt warnen 
27.10.2012 Vitamin C und Beta-Carotin könnten vor Demenz schützen
25.10.2012 600 gesunde Kinder für Herzuntersuchung gesucht 
23.10.2012 UDE: Silber ist doch kein gut verträglicher Bakterienkiller 
21.10.2012 Was Kinder zappelig macht 
18.10.2012 Mangelernährung im Alter: das unterschätzte Problem 
16.10.2012 Energy-Drinks erhöhen Herzmuskel-Leistung 
14.10.2012 Neue Methode: Forscherteam analysiert Stressbiologie von Säuglingen 
11.10.2012 Neue Rheumatherapie – Schlucken statt Spritzen 
09.10.2012 DOG: Bei Neurodermitis, Allergie und Gürtelrose jährlich zum Augenarzt 
04.10.2012 Decken Sie einen Wespen-Tisch mit Weintrauben! 
02.10.2012 Ein Schrittmacher gegen Schnarchen 
01.10.2012 Hilfe für Hund Harras 
Gesellschaft
30.10.2012 Einkommen und Lebenserwartung: Menschen mit hohen Einkommen leben länger 
22.10.2012 Wochenarbeitszeit wieder auf Vorkrisen-Niveau 
17.10.2012 Burn-Out-Prävention in kleinen Unternehmen 
12.10.2012 IMK: Einführung der Riester-Rente war „Fehlentscheidung“ 
06.10.2012 Mannschaftssportler sind im Arbeitsleben nicht automatisch teamfähiger 
01.10.2012 Private Altersvorsorge: Wer entscheidet sich für eine Riester-Rente, und aus welchen Gründen? 

September 2012

Umwelt und Forschung 
Gesundheit 
Gesellschaft 
Umwelt und Forschung
30.09.2012 Studie enthüllt: EU-Zulassung für Pflanzenschutzmittel schützt Gewässer nicht 
28.09.2012 Energie von Mikroben für Klärschlammtrocknung 
27.09.2012 NATURE: Neues Oxidationsmittel der Atmosphäre entdeckt, das Luftschadstoffe abbaut
23.09.2012 Wie viel Stickstoff bindet der Ozean? 
21.09.2012 Arktis 2012: Neue Rekordschmelze im September erwartet 
17.09.2012 Wissenschaftler beobachten Veränderungen in der Färbung des Nachthimmels
15.09.2012 Umweltforschung: Plastikmüll in Gewässern
13.09.2012 Die Nieren der Landschaft – Senckenberg betreibt Langzeitforschung an Fließgewässern und Auen
11.09.2012 Strategiepapier Bioethanol: Forscher fordern Einführung von E 20 und Alkohol-Autos 
08.09.2012 Innovationstage EnergieEffizienz am 12. und 13. September in Kassel 
05.09.2012 25 Jahre Solarstrom auf der Rappenecker Hütte im Schwarzwald 
03.09.2012 Braune Vergangenheit, grüne Zukunft: Ex-„Westwall“ als Tierrefugium sichern 
01.09.2012 Hochwasserkarten oft schwer verständlich 
Gesundheit 
29.09.2012 Ingwer hilft bei Diabetes
26.09.2012 Anti-Stress-Programm hilft Diabetikern
24.09.2012 Neue Empfehlungen der Ständigen Impfkommission 
22.09.2012 Neues Verfahren bei Grauem Star: Gleitsichtbrille im Auge
18.09.2012 Sonnenvitamin dringend benötigt – Vitamin D hilft bei Rheuma 
16.09.2012 Näher als Du denkst: Das ist Hepatitis… Informier Dich. Schütz Dich. Lass Dich testen. 
14.09.2012 Tödliches Techtelmechtel: Fledermäuse nutzen Kopulationsgeräusche von Fliegen für die Nahrungssuche 
12.09.2012 Beruflicher Aufstieg macht nicht glücklich
09.09.2012 Gesund dank Nuss 
07.09.2012 Weihrauch als Heilmittel
06.09.2012 Altersmediziner empfehlen Vitamin-D als Nahrungsergänzung 
04.09.2012 Reiseinfekten durch einfache Regeln vorbeugen 
02.09.2012 Bluthochdruck im Sommer 
01.09.2012 Die Haut besitzt eine innere Uhr
Gesellschaft
25.09.2012 Umfrage: Bürger wollen kein Wachstum um jeden Preis
01.09.2012 Altern ist ein Zukunftsthema: Wie Menschen heute Alter wahrnehmen und dafür planen und vorsorgen 

August 2012

Umwelt und Forschung  
Gesundheit 
Gesellschaft 
Umwelt und Forschung
31.08.2012 Pilotanlage zur Phosphor-Rückgewinnung in Betrieb
29.08.2012 Magnetsinn: Warum Hochspannungsleitungen die Orientierung stören 
27.08.2012 Pilotanlage zur Phosphor-Rückgewinnung in Betrieb 
25.08.2012 Sauberes Schwimmbecken-Wasser ohne Chlor 
23.08.2012 Magnetsinn: Warum Hochspannungsleitungen die Orientierung stören 
21.08.2012 Klimawandel beeinflusst Ausbreitung von „Todeszonen“ in der Ostsee
19.08.2012 Deutsche Windräder Todesfalle für Fledermäuse aus Nordosteuropa 
17.08.2012 Schätze bergen aus Abfall
15.08.2012 Hochwasservorsorge: den Muffeln helfen, „Hausaufgaben“ zu machen 
12.08.2012 Seit 15 Millionen Jahren herausragend – Schweizer Alpen beeinflussen Europas Klima seit dem Miozän
10.08.2012 Utopia und Öko-Institut empfehlen die energieeffizientesten TV-Geräte bei Sat
07.08.2012 Machtwechsel in der Savanne – Bäume gewinnen die Oberhand über Gräser 
06.08.2012 Wohin treiben Algen und Öl in der deutschen Nordsee?
03.08.2012 Neue Erkenntnis über tropfende Dichtungen 
01.08.2012 Neues Wasserentnahmeentgelt für Rheinland-Pfalz auf dem Prüfstand 
Gesundheit 
30.08.2012 Bluthochdruck und Diabetes: Große Wissenslücken bei Behandlungsstrategien
28.08.2012 Reiseinfekten durch einfache Regeln vorbeugen 
26.08.2012 Altersmediziner empfehlen Vitamin-D als Nahrungsergänzung 
24.08.2012 Reiseinfekten durch einfache Regeln vorbeugen 
22.08.2012 Dunkle Schokolade hält gesund 
20.08.2012 Wie gesund ist Gärtnern in der Stadt? 
18.08.2012 Das Kreuz mit dem Knie – Knien und Hocken beanspruchen die Kniegelenke stärker als gedacht 
16.08.2012 Wie viele wissen, was im Notfall zu tun ist? 
14.08.2012 Hördefekt: Protein beeinflusst die Frequenzwahrnehmung 
11.08.2012 Sind Personen mit Krankheitsängsten sensibler? 
08.08.2012 DGIM: Zartbitter schützt vor Herzinfarkt und Schlaganfall 
05.08.2012 Studienaufruf – Musiktherapie bei akutem Tinnitus 
02.08.2012 Blutspenden gegen Bluthochdruck? 
01.08.2012 Wir Besser-Esser. Gesunde Ernährung macht Spaß 
Gesellschaft
09.08.2012 Wo kein Motiv ist, da ist auch kein Plan: Ausgezeichnete RUB-Dissertation über „Aufsteiger“ 
04.08.2012 Zukunftsbranche Kunststoff bietet beste Ausbildungschancen 
01.08.2012 Lässige Businessfrauen, liebevolle Väter 

Juli 2012

Umwelt und Forschung
Gesundheit 
Gesellschaft
Umwelt und Forschung
31.07.2012 Der 23. Juni 2012 ist „1. Internationaler Ambrosia-Tag“ 
27.07.2012 Umweltfreundliche Transformatoren mit Pflanzenöl 
25.07.2012 Reduzierte Stickstoffdüngung besser für das Klima als eine Ausdehnung des Energiepflanzenanbaus
23.07.2012 Klimaerwärmung kann sich über Freisetzung von CO2 aus Waldböden selbst verstärken
21.07.2012 Adler-TV: Bruder-Mord im Schreiadlerhorst 
19.07.2012 Kostengünstige Deiche aus Baggergut 
17.07.2012 Gesundheits-Check für Fließgewässer in Europa 
15.07.2012 Unscheinbar und doch gewaltig: Flechten, Algen und Moose sind Großspeicher für Stickstoff und CO2
12.07.2012 Große Unsicherheiten im globalen Wasserhaushalt 
10.07.2012 Mikrobiologie in Kläranlagen 
09.07.2012 Weltwüstentag 2012: Plantagen könnten Regen in die Wüste bringen 
06.07.2012 Erste Forschungsanlage zur Abwasserreinigung und Holzproduktion in der Mongolei in Betrieb genommen 
04.07.2012 E4Water – EU-Projekt zu effizientem Wassermanagement in der chemischen Industrie 
02.07.2012 Neue Chemikalien-Stoffdatenbank hilft Wasserqualität sichern 
01.07.2012 Windeln als Meerwasserfilter 
Gesundheit 
30.07.2012 Studienteilnehmer mit Panik-Attacken gesucht 
28.07.2012 Migräneforschung: Vier genetische Risikofaktoren gefunden 
26.07.2012 Preisgekrönte Forschungsergebnisse: Wie Brokkoli-Wirkstoffe die Krebstherapie unterstützen 
24.07.2012 Sicheres Fleisch durch chemische Behandlung und Bestrahlung? 
22.07.2012 Leichtes Ausdauertraining wirksamer als Schmerzmittel 
20.07.2012 Fibromyalgie auch bei Kindern? 
18.07.2012 Fußball-Nationalspieler der vergangenen 100 Jahre hatten eine leicht geringere Lebenserwartung 
16.07.2012 Zähne bürsten – aber wie?
13.07.2012 Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie rät zu Aufklärung: Jodmangel gefährdet Mutter und Kind
08.07.2012 DGE warnt vor Weichmachern in Plastik: Phthalate begünstigen Diabetes Typ 2 
07.07.2012 Schaufenster-Krankheit: Beim Radiologen in guten Händen 
03.07.2012 Zecken in Baden-Württemberg – ökologisch betrachtet 
01.07.2012 Jeden Fünften quält einmal im Leben anhaltender Juckreiz 
Gesellschaft
29.07.2012 Elefanten: Rätsel um längste Schwangerschaft der Welt gelöst 
14.07.2012 Afrikanische Profifußballer in Deutschland: integriert und doch als andersartig ausgegrenzt? 
11.07.2012 Maßgeschneidertes Hundefutter. High-Tech Gründerfonds investiert in Start-Up von HHL-Absolventen 
05.07.2012 WSI-Tarifarchiv: Wer bekommt Urlaubsgeld und was sehen die Tarifverträge vor?
01.07.2012 Erstkäufer von Elektroautos: männlich, zwischen 40 und 50, lebt mit Kindern auf dem Land 

Juni 2012

Umwelt und Forschung
Gesundheit   
Gesellschaft  
Umwelt und Forschung
30.06.2012 Wirtschaft und Umweltschutz in Einklang bringen 
27.06.2012 Sicherheit von Nano-Produkten für Mensch und Umwelt 
26.06.2012 Jahresbericht 2011 des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) ist erschienen
25.06.2012 Der Rhein: 5 Millionen Jahre älter als gedacht – Alter des Flusses anhand von Fossilien korrigiert 
23.06.2012 Demographischer und klimatischer Wandel erfordern Weiterentwicklung von Wasserinfrastruktursystemen 
22.06.2012 Ein neuer Messpfahl in der Elbmündung ermittelt Umweltdaten für die Küstenforschung 
20.06.2012 TU Berlin: 100 Liter Wasser für einen Liter Milch 
18.06.2012 RUBIN: Batterie entsalzt Meerwasser 
16.06.2012 Sensoren für mehr Sauberkeit: Nanotechnologien für die Trinkwasserreinheit sind Thema am IPHT Jena 
14.06.2012 Klimawissenschaftler entdecken neue Schwachstelle des antarktischen Eisschildes 
12.06.2012 Erdgeschichte und Evolution: Grüne Zeugen zum Sprechen bringen
11.06.2012 Rückgang von Meereis in der Arktis ist kein Zufall 
10.06.2012 Es geht los: Die Eier sind gelegt – Verfolgen Sie live das Brutgeschehen im Schreiadler-Horst!
09.06.2012 Mit Climate Engineering das Klima retten? 
08.06.2012 Algenblüten in der Nordsee 
06.06.2012 Schwerpunktheft zu Gewässer erheblich verändert 
05.06.2012 Schwächerer Golfstrom verschiebt Sturmtiefs in Richtung Europa 
02.06.2012 Ernährung: Frauen schützen die Umwelt mehr 
01.06.2012 Fliegende 3D-Augen 
Gesundheit 
28.06.2012 Was tun gegen Bluthochdruck? 
21.06.2012 E-Zigaretten können auch zu gesundheitlichen Gefahren für Passivraucher führen 
17.06.2012 Abnehmen bremst krebsfördernde Entzündungen 
03.06.2012 Unstatistik des Monats: „Schokolade macht dünn“ 
01.06.2012 Mammographie-Screening: Überdiagnosen sind keine „falschen“ Diagnosen
Gesellschaft
24.06.2012 Ich denke – also spreche ich? / Was im Kopf von Menschen vor sich geht, die zum Grübeln neigen
19.06.2012 www.lohnspiegel.de jetzt mit Angaben zu mehr als 350 Berufen 
15.06.2012 RWI: Staatliche Eingriffe bei Benzinpreis nicht gerechtfertigt 
13.06.2012 Verhandlungsstrategien: Härte siegt – meistens
07.06.2012 Fliegende 3D-Augen 
04.06.2012 Studie zeigt fehlendes Problembewusstsein bei Eltern übergewichtiger Kinder 
01.06.2012 Ingenieur in Sachen Umweltschutz – Neuer Studiengang an der HTWG 

Mai 2012

Umwelt und Forschung
Gesundheit  
Gesellschaft
Umwelt und Forschung
29.05.2012 Geisteswissenschaftliche Forschung zur Umweltpolitik an der Universität Greifswald 
27.05.2012 Wie ökologische Risiken einer verstärkten Bioenergieproduktion verringert werden könnten 
25.05.2012 Wissenschaftliches Gutachten zur Bewertung von Instrumenten der Energieeffizienzpolitik 
21.05.2012 Ernährung: Frauen schützen die Umwelt mehr 
19.05.2012 Zuerst Biogas, dann Kompost – klimafreundliche Verwertung für Bio- und Grünabfälle 
16.05.2012 Neue Studie zur europäischen Wasserrahmenrichtlinie erschienen 
12.05.2012 Müllhalde Meer
06.05.2012 Weltneuheit: Quecksilberfreie Energiesparlampe 
01.05.2012 Neue Studie zur europäischen Wasserrahmenrichtlinie erschienen
Gesundheit 
30.05.2012 Volkskrankheit Bluthochdruck: Was hilft? 
28.05.2012 Unsichtbare Helfer: Wie probiotische Bakterien vor Entzündungen im Darm schützen 
26.05.2012 Neues Internetportal bietet schnelle und unkomplizierte Hilfe bei Essstörungen 
24.05.2012 Neue Studien: Einfacher Eingriff senkt Bluthochdruck ohne Medikamente 
22.05.2012 Fettqualität beeinflusst Blutzuckerspiegel, körperliche Aktivität und Gehirnaktivität 
20.05.2012 Rotwein schützt Gefäße besser als Weißwein 
18.05.2012 Gesetzliches Rauchverbot senkt Herzinfarktrate 
15.05.2012 BAuA-Bericht: Beschäftigte durch Auswahl geeigneter Arbeitsmittel schützen 
13.05.2012 DGIM: Raucherhusten nicht unterschätzen – COPD früh behandeln 
08.05.2012 Schlank und potent – mit Nebenwirkungen
04.05.2012 Neu entdeckter Mechanismus erklärt, warum Übergewicht das Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko erhöht 
02.05.2012 Fußball-Europameisterschaft 2012 
01.05.2012 Allergiebewusst essen und trinken. Neuer Ratgeber für Personen mit Lebensmittelallergien 
Gesellschaft
31.05.2012 Flexibler Arbeitsmarkt: Arbeitszeitkonten nützen mehr als Deregulierung
23.05.2012 Ausbildungsvergütungen zwischen 332 und 1.379 Euro 
14.05.2012 Studien-Teilnehmer gesucht: Lebenslang oder lebenslänglich lernen? 
09.05.2012 Wollen sie nicht? Dürfen sie nicht? Ein Forschungsprojekt zu Frauen in Führungspositionen 
05.05.2012 Schwatzhafte Flora – Pflanzen können reden 
03.05.2012 Erschöpfte Arbeitnehmer 
01.05.2012 Jedes Jahr Bildung bringt fünf Prozent mehr Einkommen 

April 2012

Umwelt und Forschung
Gesundheit  
Gesellschaft
Umwelt und Forschung
29.04.2012 Hochwasserwarnung per Scheibenwischer 
27.04.2012 Schwatzhafte Flora – Pflanzen können reden 
24.04.2012 Energiesparlampen ohne Quecksilber 
20.04.2012 Umweltfreundlicher Rostschutz entfaltet seine Wirkung durch einfaches Aufsprühen
18.04.2012 Exotensuche im Krabbennetz: Krabbenfischer helfen Biologen beim Monitoring seltener Fischarten
13.04.2012 Warum die Spinne acht Beine hat 
12.04.2012 Düngung durch Bio-Invasoren bedroht nährstoffarme Ökosysteme 
07.04.2012 Nanofiltration für Wasseraufbereitung im Tagebau 
05.04.2012 Unkraut vernichten ohne Chemie 
03.04.2012 Hoffnung Meeresenergie 
01.04.2012 Intensive Landwirtschaft beeinflusst Wasserhaushalt von Ökosystemen
Gesundheit 
28.04.2012 Rauchen fördert die Entstehung von Rheumatoider Arthritis 
25.04.2012 Teilnehmer für Münchner Allergie-Studie gesucht 
22.04.2012 „Pille“ nicht zum Abnehmen geeignet 
20.04.2012 Frisch abgefüllt – schnell überdosiert: Folsäuregehalt in angereichertem Multivitaminsaft 
15.04.2012 Nicht ohne Folgen: Stress vor der Geburt beeinflusst Altern und Krankheitsrisiko
10.04.2012 Methionin-Spiegel neuer Biomarker für Typ-1-Diabetes mellitus 
06.04.2012 PROPEDES schützt Fußgänger und hilft, Unfälle zu vermeiden 
02.04.2012 Innovative Matratze hilft Allergikern – Feldversuch mit Testschläfern bestätigt Wirkungsweise
01.04.2012 Deutsche Diabetes Gesellschaft startet neue Internetseite mit Gewinnspiel 
Gesellschaft
29.04.2012 Weiterbildungsangebote stärken Mitarbeiterbindung 
26.04.2012 Soziale Anerkennung am Arbeitsplatz reduziert Risiko eines Burnouts 
23.04.2012 Anstieg der Arbeitskämpfe im Jahr 2011 – doch weiterhin relativ wenige Ausfalltage 
19.04.2012 Arbeitslose häufiger von psychischen Krankheiten betroffen als Erwerbstätige 
17.04.2012 Expertendialog »Zukunft der Arbeit«
16.04.2012 Migration und Bildung: Was Lukas von Murat unterscheidet 
11.04.2012 Vollzeitbeschäftigte möchten Arbeitszeit reduzieren, Teilzeitbeschäftigte möchten aufstocken 
04.04.2012 Analyse des WSI-Tarifarchivs: Übernahme nach der Ausbildung – was regeln die Tarifverträge? 
01.04.2012 Zuversichtsstudie: Sorge um Deutschlands Zukunft – Hochstimmung beim Privatleben 

März 2012

Umwelt und Forschung
Gesundheit 
Gesellschaft
Umwelt und Forschung
30.03.2012 Erster Lachs passiert neue Fischtreppe Koblenz 
28.03.2012 Gezielt mit Wasser geizen: ATB beschreitet neue Wege bei der Bewässerungssteuerung
25.03.2012 Wasser, Energie und Treibhausgase einsparen 
24.03.2012 Gewässertyp des Jahres: Der sandig-lehmige Tieflandfluss 
22.03.2012 Weltwassertag 2012 
21.03.2012 Hildegard Müller zum Vorschlag eines „Masterplans Offshore Windenergie“ der fünf norddeutschen Bundesländer 
20.03.2012 Pilotprojekt „Wind für Wasser“ in Schleswig-Holstein gestartet 
18.03.2012 Besserer Umweltschutz in der europäischen Industrie: 900.000 Euro für Wissenstransfer-Initiative 
14.03.2012 TU Berlin: Klimarisiken durch Energie aus Biomasse werden unterschätzt 
11.03.2012 Giftige Gewässer 
08.03.2012 Herbststürme brachten Sauerstoff in die Ostsee 
06.03.2012 Umweltfreundlich putzen und waschen 
04.03.2012 Innovationen in der Biogasproduktion und nachhaltige Biomasse für energetische Nutzung 
01.03.2012 Strom aus Pferdeäpfeln: Agrartechniker machen Pferdemist biogasfähig 
Gesundheit 
29.03.2012 Antifrost-Eiweiße einer Eisalge sollen Tiefkühl-Brötchen vor Gefrierbrand schützen 
26.03.2012 DDZ informiert über Deutsche Diabetes-Studie 
17.03.2012 Kleine Löcher in der Hülle lassen Bakterien dahinsiechen 
15.03.2012 Nanosilber: Fortschritte in der Analytik, Lücken bei Toxikologie und Exposition 
13.03.2012 SUGA 2010: Zahl der Arbeitsunfälle erstmals wieder gestiegen – psychische Erkrankungen nehmen zu
12.03.2012 Totenkopfsymbol für Salpetersäure 
09.03.2012 Kalorien-nicht Proteine oder Kohlenhydrate-sind der Schlüssel zum Gewichtsverlust bei Diabetikern
07.03.2012 Schnellverfahren identifiziert Keime im Wasser 
05.03.2012 Versorgungsnetzwerk für Patienten mit akutem Tinnitus gegründet 
02.03.2012 Jeder Schritt zählt: Müßiggang kann Diabetes-Folgen noch verstärken 
01.03.2012 DGVS: Doppelter Impfschutz gegen Hepatitis A und B langfristig wirksam 
Gesellschaft
27.03.2012 Markierendes Licht ist Preisträger im Land der Ideen 
19.03.2012 Alkohol- und Tabakkonsum in Deutschland, abhängig von Bildung und Einkommen? 
16.03.2012 Zeitarbeiter und geringfügig Beschäftigte sind mit Demokratie und Wirtschaftssystem unzufrieden
03.03.2012 Jeder zweite Beschäftigte hat ein Arbeitszeitkonto
01.03.2012 Europas Auszubildende schauen nur selten über den Tellerrand 

Februar 2012

Umwelt und Forschung
Gesundheit 
Gesellschaft  
Umwelt und Forschung
25.02.2012 Branche hofft auf Signalwirkung für alle Netzbetreiber 
24.02.2012 Mit der Badewanne auf Entdeckungstour 
23.02.2012 Jahresergebnisse Langzeitstudie Trinkwasser-Qualität 
22.02.2012 Energiebranche setzt auf marktorientierte Lösung 
21.02.2012 Wasser ist gesund – aber nur ohne Schadstoffe und Krankheitserreger 
19.02.2012 Moor als Klimaschützer – Naturschutz und Klimaschutz Hand in Hand 
17.02.2012 Umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen in der Öffentlichen Verwaltung 
16.02.2012 Neue Wege in der Abgas- und Abluftbehandlung – Innovationsforum Plasma plus Umwelt 
15.02.2012 Das perfekte Vogel-Dinner! 
14.02.2012 Effiziente Wasseraufbereitung bei der Erdölförderung
11.02.2012 Jederzeit frische Stadttomaten
09.02.2012 Der tropische Ozean beeinflusst die Ozonschicht 
07.02.2012 Mehr als nur sauberes Wasser 
05.02.2012 Moore als „Hotspot“ für Treibhausgase 
03.02.2012 Fischaufstiegsanlagen – ein Beitrag zur ökologischen Durchgängigkeit 
01.02.2012 TU Berlin: Sauberes Berliner Wasser 
Gesundheit 
29.02.2012 Kaffeetrinken ist nicht mit einem erhöhten Risiko für chronische Erkrankungen verbunden 
26.02.2012 Mundhygiene gut erklärt – Individuelle Hinweise motivieren mehr 
20.02.2012 „Vieltrinker“ erleiden seltener einen zweiten Schlaganfall 
13.02.2012 Mit neuen Lichteffekten gefährlichen Keimen auf der Spur 
10.02.2012 Psychopharmaka sind besser als ihr Ruf 
06.02.2012 Transparenz für die Verbraucher: www.lebensmittelwarnung.de ist ein Erfolg 
04.02.2012 Stresshormon wirkt deutlich schneller als erwartet 
01.02.2012 Warum Betäubungspflaster mal wirken und mal nicht 
Gesellschaft
28.02.2012 Warum Einjährige die Gedanken anderer erkennen 
27.02.2012 DFKI kombiniert elektrisches Fahrrad und Smartphone zum intelligenten Fitnessgerät 
08.02.2012 Wenn das Handy mit dem Auto spricht: Studierende entwickeln revolutionäre Apps
02.02.2012 Grübler oder Macher – basale Hirnmechanismen bestimmen Entscheidungen mit 
01.02.2012 Studie der Freien Universität Berlin: Mobbing ist ein Gruppenphänomen 

Januar 2012

Umwelt und Forschung
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt und Forschung
31.01.2012 Wenn Flüsse ertrinken 
29.01.2012 Phosphate in Geschirrspülmitteln – Segen und Fluch 
28.01.2012 Bundespreis Ecodesign erstmalig ausgelobt 
27.01.2012 Mit Videokonferenzen und biologischen Rasenmähern 
24.01.2012 Flexibel, einfach und robust: Die einstufige Feststoffvergärung mit dynamischer Beregnung 
20.01.2012 BDEW veröffentlicht Stromzahlen 2011 – Herausforderungen für 2012
19.01.2012 Deutsches Trinkwasser  
18.01.2012 Röttgen: Minderung der Treibhausgasemissionen ein großer Erfolg 
17.01.2012 BioBoost – Auftrieb für Energie aus Biomasse 
16.01.2012 Aachener Verfahren revolutionieren die Kanalsanierung 
14.01.2012 Abfallentsorgung wird klimafreundlicher – Mikroorganismen fressen das Treibhausgas Methan
12.01.2012 Auch intakte Gewässer produzieren Methan 
09.01.2012 Neuer Förderschwerpunkt: Mikrobiologie in Biogasanlagen 
07.01.2012 Freie Fahrt auch für Fische – Arbeitshilfe zur Gestaltung von Fischaufstiegsanlagen 
04.01.2012 Wie verfügbar sind Spurenelemente in der Biogasanlage? 
03.01.2012 Energie zum Einpacken: Universität Hohenheim entwickelt Biogasrucksack 
02.01.2012 Fernöstlicher Brückenschlag für die Umwelt 
Gesundheit 
30.01.2012 Wirkung einer Vitamin D-Gabe nur bei bestimmten Personengruppen und Patienten gesichert 
25.01.2012 Mit Sauerstoff und Licht zu einem Wirkstoff gegen Malaria 
23.01.2012 Deutsches Trinkwasser erhält Testnote „sehr gut“ 
15.01.2012 Hautscanner zeigt wirkungsvoll den Einfluss von Ernährung und Lebensstil auf die Gesundheit 
13.01.2011 Neue Patienteninformationen zum Thema Kreuzschmerz veröffentlicht 
10.01.2012 Schmerzmittelmissbrauch wird zukünftig erschwert 
08.01.2012 Heißhunger-Attacke – was steckt dahinter? 
05.01.2012 Nur 15 Minuten täglich für ein längeres Leben 
02.01.2012 Das Schweinsohr birgt Gesundheitsrisiken 
Gesellschaft  
26.01.2012 www.lohnspiegel.de – Bilanz 2011: 300 Berufe im Gehalts-Check – 1,3 Millionen 
22.01.2012 Tariflöhne und -gehälter 2011: Trotz höherer Abschlüsse ein reales Minus 
21.01.2012 Apps für die tägliche Arbeit
11.01.2012 Die meisten Jobs werden über persönliche Kontakte besetzt 
06.01.2012 Familie, Bildung und Geld 
02.01.2012 Guthaben auf den Arbeitszeitkonten wieder deutlich höhe

Flexibler Arbeitsmarkt: Arbeitszeitkonten nützen mehr als Deregulierung

Rainer Jung
Abt. ÖffentlichkeitsarbeitHans-Böckler-Stiftung

Analyse zur „internen Flexibilität“

Die jüngste Wirtschaftskrise hat gezeigt: Wenn es um stabile Beschäftigung geht, nützt „interne Flexibilität“ durch ausgefeilte Arbeitszeitmodelle mehr als Deregulierung der Arbeitsverhältnisse. Was konservative Ökonomen oder die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) unter flexiblen Arbeitsmärkten verstehen, greift daher zu kurz. Mitbestimmung spielt bei der „internen Flexibilität“ eine wichtige Rolle. So sind Arbeitszeitkonten in Betrieben mit Betriebsrat deutlich verbreiteter als in Betrieben ohne Arbeitnehmervertretung. Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Hartmut Seifert, Arbeitsmarktexperte und früherer Leiter des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung, in einer aktuellen Analyse.*

Lange Zeit stand der angeblich „sklerotische“ deutsche Arbeitsmarkt in der Kritik. Als Beleg diente unter anderem der vergleichsweise hohe Regulierungsgrad, den der Employment-Protection-Legislation-Indikator (EPL) der OECD Deutschland attestiert. Er gibt Auskunft über Regelungen zu Kündigungsschutz, Leiharbeit und befristeter Beschäftigung – und bildet auch die Richtschnur für Debatten um den Reformbedarf südeuropäischer Krisenländer. Je niedriger das Schutzniveau, desto flexibler und beschäftigungsfreundlicher ist nach den Vorstellungen der OECD der Arbeitsmarkt. Dabei habe insbesondere der jüngste Wirtschaftseinbruch gezeigt, dass es auf ganz andere Formen von Flexibilität ankommt, so Seifert.

Als infolge der Finanzkrise weltweit die Konjunktur zusammenbrach und Deutschland trotz stark gesunkener Industrieproduktion mit relativ geringen Beschäftigungsverlusten davonkam, sei auf einmal nicht mehr von Überregulierung, sondern vom „deutschen Beschäftigungswunder“ die Rede gewesen, schreibt Seifert in seiner Analyse der deutschen Arbeitsmarkt-Entwicklung seit 2008. Tatsächlich erwies sich der Arbeitsmarkt als erstaunlich stabil: Zwischen April 2008 und April 2009 ging die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe um mehr als 25 Prozent zurück. Die Beschäftigung sank nach den Berechnungen des Wissenschaftlers jedoch nur um 8 Prozent. Dies sei vor allem einer Strategie der „internen Flexibilität“ zu verdanken: Arbeitszeitverkürzung statt Kündigung.

Mithilfe von Kurzarbeit und vor allem Arbeitszeitkonten ist es in vielen Betrieben gelungen, Entlassungen und Einkommenseinbußen zu vermeiden. Die Beschäftigten erklärten sich bereit, ihren Anspruch auf die gewohnten Arbeitszeiten aufzugeben, und bekamen im Gegenzug finanzielle Sicherheit. Sie bauten ihre angesammelten Überstunden ab oder verpflichteten sich, ausgefallene Arbeit bei besserer Wirtschaftslage nachzuholen.

Solche Arrangements in der Krise zügig und großflächig umzusetzen, wäre ohne entsprechende tarifliche Regelungen und ohne Mitbestimmung kaum möglich gewesen, betont Seifert. Das unterstreichen auch Daten einer repräsentativen Studie für das Bundesarbeitsministerium, an der der Forscher beteiligt war: Arbeitszeitkonten gibt es in rund 80 Prozent der Betriebe mit Betriebs- und Personalrat. Unter den Betrieben ohne Mitarbeitervertretung verfügen hingegen nur 40 Prozent über solche Konten. Damit hätten gerade Institutionen, die etwa von der OECD eher in die Rubrik „verkrustete Strukturen“ eingeordnet würden, einen großen Beitrag zur Flexibilität der Wirtschaft geleistet, schreibt Seifert.

Angesichts der positiven Erfahrungen hält der Wissenschaftler einen Paradigmenwechsel für überfällig. Flexible Arbeitsmärkte könnten nicht länger mit deregulierten Arbeitsmärkten gleichgesetzt werden. „Flexibilität am Arbeitsmarkt ist mehr, als im EPL-Indikator ausgedrückt. Inhaltlich ist er zu eng geführt“, so Seiferts Resümee. „Er klammert das gesamte Spektrum an Formen und Instrumenten interner Flexibilität aus.“ Doch gerade die habe sich als das beste Mittel erwiesen, dem von der EU angestrebten Ziel der Flexicurity – Flexibilität gepaart mit sozialer Sicherheit – nahe zu kommen.

Im Gegensatz dazu führe „externe Flexibilität“ viele Beschäftigte in die Prekarität, wie sich in der Krise ebenfalls beobachten ließ: Rund 200.000 Leiharbeiter verloren innerhalb kürzester Zeit ihren Job. Seifert spricht von den „zwei Gesichtern der Flexibilität“. Ziel der Arbeitsmarktpolitik müsse es sein, die interne, Beschäftigung stabilisierende Variante zu stärken.

Hartmut Seifert: Die zwei Gesichter der Flexibilität: Stabilität versus Instabilität. In: Sozialer Fortschritt, im Erscheinen

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Volkskrankheit Bluthochdruck: Was hilft?

Anna Reiss
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum – Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen

Klein und kompakt wie ein Herzschrittmacher, verspricht ein in Deutschland zugelassenes Gerät Hoffnung für Bluthochdruckpatienten, deren Werte trotz regelmäßiger Medikamentengabe nicht normalisiert werden können. Es stimuliert die Nervenenden an der Halsschlagader und führt damit zu einer dauerhaften Blutdrucksenkung.
Langzeitergebnisse mit einem Vorläufermodell aus früheren Studien sind vielversprechend, Komplikationen beim Eingriff eher selten. Allerdings erkennen die Krankenkassen das innovative Therapieverfahren nicht an. Ein Beispiel aus der Kardiologischen Klinik des Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen (Direktor: Prof. Dr. med. Dieter Horstkotte).

Mitte der 90-er Jahre erfährt Karola Söfker, daß sie schon seit vielen Jahren unter zu hohem Blutdruck (Hypertonie) leidet. Sie ist 44 Jahre alt, als ihr Kreislauf zum ersten Mal zusammenbricht. Fast die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland ist von Bluthochdruck betroffen. Aber jeder dritte weiß nicht von seiner chronischen Erkrankung. Über lange Zeit unbemerkt, kann die Hypertonie das Herz, das Gehirn und die Nieren lebensbedrohlich schädigen. Karola Söfkers konstant hoher Blutdruck führt letztlich zu ihrer Frühpensionierung: Eine über Jahre verabreichte medikamentöse Therapie bringt nicht den gewünschten Erfolg. Nierenfunktionsstörungen, Diabetes und ein leichter Schlaganfall kommen hinzu.
Die ehemalige Steueramtsrätin, die immer ein gesundes, sportlich aktives Leben geführt hat, gibt die Hoffnung auf Besserung ihres Gesundheitszustands nicht auf. „Natürlich habe ich mich informiert und erfahren, daß einige Patienten es trotz medikamentöser Therapie, verbunden mit einer gesunden Lebensführung, nicht schaffen, ihren Blutdruck dauerhaft unter Werte von 140/90 mm Hg zu senken“, erzählt Karola Söfker.

Erblich bedingter Bluthochdruck
Etwa 95 Prozent aller Bluthochdruckpatienten tragen die Veranlagung zu ihrer Erkrankung in sich. „Die Einstellung mit Medikamenten kann sich grundsätzlich über mehrere Monate hinziehen“, erläutert Dr. Siegfried Eckert, Hypertoniespezialist und Vorstandsmitglied der Deutschen Hochdruckliga e.V.. Eckert ist Oberarzt der Kardiologischen Klinik des HDZ NRW. „Die Medikamenteneinstellung wird erschwert durch die Tatsache, daß der Blutdruck im Laufe des Tages deutlichen Schwankungen unterworfen sein kann. Auch besondere körperliche oder seelische Belastungen sowie die Ernährungsgewohnheiten können dazu beitragen, daß mit Medikamenten kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt wird. Zudem steigen die Blutdruckwerte in der Regel im höheren Alter an.“
Fast zehn Jahre muss Karola Söfker warten, ohne daß ihr Bluthochdruck auf stabile Werte eingestellt werden kann. Sie trägt dadurch ein 20 bis 30-prozentiges Risiko zu einem ernsthaften kardiovaskulären Ereignis. 2005 erfährt sie von ihrem Hausarzt von neuen medizinischen Möglichkeiten zur Behandlung des Bluthochdrucks. Die Therapie heißt Baroreflexstimulation, sie wurde in Deutschland erstmals 2004 in einer großangelegten europäischen Studie (DEBuT-HAT) unter Federführung der Kardiologischen Klinik des Herz- und Diabeteszentrums NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, untersucht. Das Verfahren basiert auf der Idee, die an der Halsschlagader befindlichen, sogenannten Barorezeptoren zu reizen. Die Rezeptoren sind als „Messfühler des Blutdrucks“ bekannt. Der Gedanke, über eine elektrische Stimulation die Blutdruckhöhe zu beeinflussen, liegt daher nahe.

Studie weist Wirksamkeit nach
Als eine von drei Studienteilnehmern in Bad Oeynhausen nimmt Karola Söfker an der DEBuT-HAT-Studie teil, an der sich vier Herzzentren in Deutschland mit zunächst zwölf Patienten beteiligen. In Vollnarkose werden ihr um beide Halsgefäße Stimulationselektroden gelegt. Sie sind mit einem Schrittmacher verbunden, der unter die Haut implantiert wird. Durch die Stimulation werden den blutdruckregulierenden Zentren im Gehirn noch höhere Werte „vorgespielt“. Eine Absenkung der Blutdruckwerte ist die Folge. Der unkomplizierte Eingriff dauert etwa drei Stunden.

Europaweit werden die Ergebnisse von 43 Patienten ausgewertet. Sie sind mehr als vielversprechend: Die Stimulation der Nerven in den Halsgefäßen, die den Druck in den Gefäßen wahrnehmen, führt auch nach fünf Jahren zu einer deutlichen und anhaltenden Blutdrucksenkung: Bis über 50mmHg des oberen (systolischen) Wertes und bis über 30mm Hg des unteren (diastolischen) Wertes. Im Durchschnitt können zwei blutdrucksenkende Medikamente eingespart werden.

Für Karola Söfker bedeutet die Baroreflexstimulation die Rückkehr zur früheren Lebensqualität. Heute nimmt sie nur noch die Hälfte ihrer früheren Medikamentendosis ein. Diabetes mellitus ist nicht mehr nachweisbar. „Ich bin ein neuer Mensch“, sagt sie. Sie fühlt sich beschwerdefrei und kann wieder ihren sportlichen Aktivitäten nachkommen. Für sie ist es unverständlich, dass die nachweislich erfolgreiche Therapie für medikamentös schwer einzustellende Patienten von den Krankenkassen nicht übernommen wird. „Die Kosten müssten sich angesichts meiner langjährigen erfolglosen Behandlung einschließlich der mit dem Bluthochdruck verbundenen Komplikationen doch mehr als die Waage halten“, meint sie. Dabei sei noch nicht berücksichtigt, dass sie vorzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden musste.
Dr. Siegfried Eckert hat als Kardiologe und Studienleiter vor allem die Sicherheit und Effizienz des Verfahrens für seine Patienten im Blick: „Es war schwierig, Patienten und ihre behandelnden Ärzte für diese neue Behandlungsmethode zu begeistern. Sie ist besonders sicher, da eine Überprüfung der Werte stattfinden kann, schon während die Sonde angelegt wird. Dosis und Wirkung können bereits während des Eingriffs, aber auch zu jedem späteren Zeitpunkt angeglichen werden.“
Seit einigen Monaten steht jetzt ein neues, kleineres Gerät zur Verfügung, dass außerhalb von Studien eingesetzt werden kann. Es ist mit nur noch einer Elektrode verbunden, die auf ein Halsgefäß aufgenäht wird. Der Schrittmacher ist kleiner bei längerer Laufzeit der Batterie, so dass ein Wechsel nicht mehr so häufig erforderlich ist. Aktuell bieten nur fünf Zentren in Deutschland die Baroreflexstimulation routinemäßig an. Das Herz- und Diabeteszentrum NRW führt Gespräche mit den Krankenkassen. „Patienten, bei denen trotz komplexer Kombinationstherapie die Hypertonie unkontrolliert ist, haben ein hohes Risiko, innerhalb von zehn Jahren einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden“, erläutert Prof. Dr. Dieter Horstkotte, Direktor der Kardiologischen Klinik. „Die Baroreflexstimulation ist für diese Hochrisikopatienten die richtige Therapie.“

Alternativen zur medikamentösen Therapie
Welche Alternativen bieten sich für Patienten, bei denen trotz zusätzlicher Medikamente keine Absenkung der erhöhten Blutdruckwerte mehr erzielt werden kann? Seit 2010 wird ein Katheterverfahren angewendet, das Nervengewebe in den Nierengefäßen verödet. Der endgültige Wirkmechanismus dieser Nierenablation ist noch nicht geklärt. Ein spezieller steuerbarer Katheter wird über ein Leistengefäß an verschiedene Stellen in jeweils beide Nierengefässe vorgebracht. Die durch Verödung abgeschwächten Nervenimpulse reduzieren unter anderem die Ausschüttung von Hormonen, die das Zusammenziehen von Gefäßen begünstigen und damit den Blutdruck beeinflussen.

Diese Behandlung, die etwa 40 bis 60 Minuten dauert, wird von den Krankenkassen zumindest teilweise vergütet. „Im Gegensatz zur Baroreflexstimulation kann die Effektivität der Ablation während des Eingriffs aber nicht überprüft werden“, erläutert Oberarzt Dr. Eckert. „Bei 38 Prozent der Patienten, die in wissenschaftlichen Studien untersucht wurden, konnte der Blutdruck normalisiert werden. Bei zehn Prozent zeigte sich gar keine Wirkung. Nach unseren Erfahrungen sehen wir bei etwa 20 Prozent der behandelten Patienten keine Blutdrucksenkung.“

Die Deutsche Hochdruckgesellschaft hat sich den mit den neuen Therapiemöglichkeiten verbundenen Herausforderungen gestellt und auf Initiative des Bad Oeynhausener Kardiologen eine Kommission zur „Interventionellen Hochdruckbehandlung“ gegründet. Gemeinsam mit den Deutschen Gesellschaften für Kardiologie und Nephrologie liegt eine erste Stellungnahme zur so genannten renalen Denervation vor. Hier werden erstmals Behandlungs-Leitlinien zur Durchführung und Nachbetreuung dargestellt, die für alle großen Zentren in Deutschland verbindlich sein sollen.

Baroreflexstimulation – Die Fakten
• Klinische Erfahrung: seit 2005
• Weltweit ca. 200 Systeme (Fa. CVRx)
• Operationsdauer: 2-3 Stunden
• Komplikationsrate: gering
• Batterielebensdauer: ca. 5 Jahre
• Kosten pro Implantation: ca. 30.000 Euro

Volkskrankheit Bluthochdruck
• rd. 30 Millionen Deutsche leiden an arterieller Hypertonie(Bluthochdruck).
• Krankenkassen tragen mehrere Milliarden Euro /Jahr für die Therapie von Bluthochdruck.
• Symptome: Kopfschmerzen, Schwindel, Ohrensausen, Nasenbluten.
• Prävention: Änderung des Lebenswandels, gesunde Ernährung, Bewegung/Sport, Verzicht auf Nikotin und Alkohol.
• Therapie: Kombinationstherapie (Medikamentös und nicht-medikamentös), bei Hochrisikopatienten: Baroreflexstimulation, Nierenablation.
• Ein Wert von 140/90 mmHg oder höher gilt als Bluthochdruck (WHO). Eine schwere Hypertonie besteht ab einem Wert von 160/90 mmHg.

Weitere Informationen:
http://www.hdz-nrw.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Geisteswissenschaftliche Forschung zur Umweltpolitik an der Universität Greifswald

Jan Meßerschmidt
Presse- und Informationsstelle
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

Seit 2008 fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) elf Promotionsvorhaben aus den Sozial- und Geisteswissenschaften zum Themenfeld „Umweltethik“. Zu den bearbeiteten Themen gehören neben der Ethik der natürlichen und gebauten Umwelt auch Klimagerechtigkeit, Nachhaltigkeits-, Wirtschafts- und Normentheorie, ökologische Literaturwissenschaft und Ernährungssoziologie. Die Gesamtkoordination des Projektes ist an der Professur für Umweltethik an der Universität Greifswald angesiedelt. Partneruniversitäten sind Augsburg, München, Lüneburg, Kassel, Münster, Tübingen sowie die Hochschule Nürtingen. Im Verlauf des Programms haben die Stipendiatinnen und Stipendiaten ein Kollegsemester in Greifswald verbracht. Sie besuchten Ringvorlesungen, Haupt- und Oberseminare sowie Kolloquien. Darüber hinaus gab es ein Begleitprogramm an den Partneruniversitäten in Form von Blockveranstaltungen und Workshops.

Die 1991 gegründete Deutsche Bundesstiftung Umwelt ist eine der größten Stiftungen in Europa. Sie hat in den vergangenen Jahren knapp 8.000 Umweltprojekte unterstützt. Sie vergibt den mit 500.000 Euro dotierten Umweltpreis.

Weitere Informationen
Programm des Festaktes http://umweltgruendewerte.wordpress.com/festakt/
Programm der Tagung http://umweltgruendewerte.wordpress.com/programm/
Informationsblatt zur Abschlussveranstaltung im Anhang (PDF)
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) http://www.dbu.de/

Ansprechpartner
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Eva Koch (für die Stipendiatinnen und Stipendiaten)
Mobil 0179 5319183
evakochberlin@gmail.com

Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Prof. Dr. Konrad Ott
Grimmer Straße 88, 17487 Greifswald
Telefon 03834 86-4121
ott@uni-greifswald.de
http://umwethik.botanik.uni-greifswald.de/Main/Startseite

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Unsichtbare Helfer: Wie probiotische Bakterien vor Entzündungen im Darm schützen

Dr. Ulrich Marsch
Corporate Communications Center
Technische Universität München

Einige Milchsäurebakterien können Entzündungen lindern und so Magen- und Darmbeschwerden vorbeugen. Warum das so ist, war bislang unbekannt. Wissenschaftler um Prof. Dirk Haller von der Technischen Universität München haben nun den biochemischen Mechanismus entschlüsselt, der hinter der Schutzwirkung der Bakterien steckt (Cell Host & Microbe). In Versuchen mit Mäusen konnten die Forscher zeigen, dass Lactocepin – ein von bestimmten Milchsäurebakterien produziertes Enzym – gezielt entzündungsfördernde Botenstoffe abbaut. Mit dem Wissen um die Wirkung der Mikroorganismen lassen sich neue therapeutische Ansätze für chronische Darmerkrankungen entwickeln, sind sich die Forscher sicher.
Joghurt ist nicht nur schmackhaft, es wird seit Jahrhunderten auch für seine gesundheitsfördernde Wirkung geschätzt. Grund dafür sind die typischen Milchsäurebakterien: In den letzten Jahren häufen sich die wissenschaftlichen Belege dafür, dass einige Bakterienstämme tatsächlich probiotisch wirken und so Erkrankungen vorbeugen können. Welche Mechanismen hinter diesem Schutzeffekt stecken, haben nun Biologen und Ernährungswissenschaftler um Prof. Dirk Haller von der Technischen Universität München (TUM) herausgefunden.

In Versuchen mit Mäusen haben die Wissenschaftler beobachtet, dass Lactocepin – ein vom Milchsäurebakterium Lactobacillus paracasei produziertes Enzym – gezielt Entzündungsreaktionen unterbrechen kann. Lactocepin, so die Erkenntnis der Wissenschaftler, baut entzündungsfördernde Botenstoffe im erkrankten Gewebe ab, die sogenannten Chemokine. Diese Chemokine werden als Teil der „normalen“ Immunabwehr benötigt, um Abwehrzellen zu den Infektionsherden zu leiten. Bei chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa ist der sonst so effektive Abwehrmechanismus gegen Infektionserreger aber gestört. Chemokine wie das IP-10 tragen dann dazu bei, dass das angegriffene Gewebe chronisch entzündet bleibt und nicht heilen kann.

„Lactocepin ist in der lebenmitteltechnologischen Forschung ein alter Bekannter“, sagt Prof. Dirk Haller, der den TUM-Lehrstuhl für Biofunktionalität der Lebensmittel innehat. „Überraschend ist jedoch dessen biomedizinischen Wirkung, also die Kraft mit der das Enzym ganz bestimmte Entzündungsbotenstoffe angreift und abbaut.“ Auf der Grundlage dieses Wirkungsmechanismus lassen sich neue Ansätze für eine gezielte Prävention und Therapie von chronischen Darmerkrankungen und sogar von Hautkrankheiten entwickeln, ist sich Haller sicher: „Der entzündungshemmende Effekt von Lactocepin ist lokal begrenzt, Nebenwirkungen sind bislang nicht bekannt.“

Im nächsten Schritt plant der Wissenschaftler deshalb klinische Studien, um eine pharmazeutische Anwendung des Enzyms zu prüfen. Und auch bei der „Herstellung“ von Lactocepin durch die Milchsäurebakterien sind noch Fragen offen. Manche Bakterienstämme wie der von Dirk Haller untersuchte Lactobacillus paracasei produzieren hochpotente Lactocepine, bei anderen Mikroorganismen steht der Nachweis der Wirksamkeit noch aus. Der Wissenschaftler warnt deshalb vor falschen Versprechen: „Nicht jedes Produkt, das als ‚probiotisch‘ bezeichnet wird, hat diesen Namen auch verdient.“

Publikation:
M.-A. von Schillde, G. Hörmannsperger, M. Weiher, C.-A. Alpert, H. Hahne, C. Bäuerl, K. van Huynegem, L. Steidler, T. Hrncir, G. Pérez-Martínez, B. Kuster, D. Haller (2012): Lactocepin Secreted By Lactobacillus Exerts Anti-Inflammatory Effects By Selectively Degrading Proinflammatory Chemokines, Cell Host & Microbe, doi: 10.1016/j.chom.2012.02.006
Link: http://dx.doi.org/10.1016/j.chom.2012.02.006

Kontakt:
Technische Universität München
Lehrstuhl für Biofunktionalität der Lebensmittel
Zentralinstitut für Ernährungs- und Lebensmittelforschung / Abteilung Biofunktionalität
Prof. Dirk Haller
Tel.: 08161 71 2026
E-Mail: haller@wzw.tum.de
http://www.wzw.tum.de/bflm/

Weitere Informationen:
http://portal.mytum.de/pressestelle/pressemitteilungen/NewsArticle_20120425_1033…

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Wie ökologische Risiken einer verstärkten Bioenergieproduktion verringert werden könnten

Tilo Arnhold
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Seit Jahren diskutieren Experten die ökologischen Auswirkungen des verstärkten Anbaus von Energiepflanzen. Wissenschaftler haben jetzt ein Computermodell entwickelt, das es ermöglicht, Folgen abzuschätzen und verschiedene Strategien zur Reduzierung von Risiken auf die Artenvielfalt in ihrer Wirksamkeit zu vergleichen. Fazit: Die Ausweitung der Bioenergie ist problematisch für die Biodiversität in Agrarregionen.
Durch verschiedene begleitende Maßnahmen wie den Erhalt von naturnahen Flächen könnten die Folgen jedoch verringert werden, schreiben Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in der aktuellen Ausgabe des Fachblattes Global Change Biology Bioenergy.

Besondere Bedeutung haben dabei Brachen, die spätestens seit dem Wegfall der EU-weiten Stilllegungsprämie 2009 infolge der insgesamt gestiegenen Nachfrage nach Agrarprodukten stark rückläufig sind und wieder für die intensive landwirtschaftliche Produktion genutzt werden. Ökologisch sinnvoller wäre es dagegen, wenigstens einen Teil der Fläche auch in Zukunft aus der landwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen und zu Brachen und Ackerrandstreifen entwickeln zu lassen. „Diese Flächen haben nicht nur einen hohen Wert für den Natur- und Klimaschutz, sondern können auch helfen, ungewollte Nebenwirkungen der Ausweitung von Bioenergie abzufedern und so externe Kosten zu vermeiden. Unsere Modellanalysen liefern damit nicht nur ökologische, sondern auch neue ökonomische Argumente für den Erhalt von Brachen und Ackerrandstreifen, die in der aktuellen Debatte um Konzepte für eine Green Economy sowie die Neuregelung der EU-Agrarpolitik berücksichtigt werden sollten“, unterstreicht Prof. Karin Frank vom Department für Ökologische Systemanalyse des UFZ. „Der Vorschlag der EU, künftig sieben Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen naturnah zu halten, wird zurzeit kontrovers diskutiert. Unter dem Begriff „ökologische Vorrangflächen“ werden dabei alle extensiven, naturnäheren Flächen zusammengefasst wie zum Beispiel Brachen, Heckenstreifen, Streuobstwiesen oder Gewässerrandstreifen“, erläutert der Umweltrechtler Dr. Stefan Möckel vom UFZ.

Für die jetzt veröffentlichte Studie wurden verschiedene Szenarien der Ausweitung von Bioenergie in einem neu entwickelten Computermodell untersucht, um komplexe Zusammenhänge auf regionaler Landschaftsebene besser verstehen und ausgelöste ökologische Risiken identifizieren und analysieren zu können. Zusätzlich wurden verschiedene Varianten von begleitenden Naturschutzmaßnahmen untersucht, um Optionen für die Reduktion der Risiken zu entwickeln. Am Beispiel der Feldlerche (Alauda arvensis) wurde mithilfe dieses Computermodells gezeigt, dass typische Folgen eines verstärkten Energiepflanzenanbaus wie die Ausdünnung des Feldfruchtspektrums und eine zunehmende räumliche Agglomeration hin zu großflächigen Monokulturen negative Auswirkungen auf Feldvogelpopulationen haben können. Diesen Tendenzen in der heutigen Intensivlandwirtschaft kann durch den Erhalt von naturnahen Restflächen und Ackerrandstreifen entgegen gewirkt werden. Es zeigte sich aber auch, dass sowohl die Höhe der ausgelösten Risiken als auch die Wirksamkeit der Gegenmaßnahmen von der Struktur der jeweiligen Agrarlandschaft und der Größe der Felder abhängig ist. Je großflächiger und homogener die Landschaft, umso wichtiger der Erhalt von naturnahen hochdiversen Brachen und Ackerrandstreifen.

Die Feldlerche ist der häufigste Offenlandvogel Mitteleuropas. Die Intensivierung der Landwirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass die Bestände um rund ein Drittel zurückgegangen sind. „Die Feldlerche ist eine Indikatorart für den ökologischen Zustand vieler landwirtschaftlich genutzter Gebiete, weil sie verschiedene Bereiche dieses intensiv genutzten Offenlandes besiedelt, über mehrere Monate in Feldern auf dem Boden brütet und sich hauptsächlich von Insekten sowie von Samen der dort vorkommenden Wildkräuter und Getreidekörnern ernährt“, erklärt Jan Engel, Erstautor der UFZ-Studie, der mittlerweile an der Universität Jena forscht. „Diese Vogelart ist somit repräsentativ für wichtige Bereiche des Agrarökosystems. Eine Verbesserung der Habitatqualität für die Feldlerche würde somit auch dem Schutz von Vegetation, Insekten und anderen bodenbrütenden Vogelarten zu Gute kommen.“ Nach der Feldlerche (Alauda arvensis) arbeiten die Forscher derzeit daran, die Auswirkungen auf weitere Feldvogelarten wie Schafstelze (Motacilla flava) und Grauammer (Emberiza calandra) mit ihrem Modell zu untersuchen, um künftig weitergehende Aussagen machen zu können.

„Die Ergebnisse unserer Studie sind ein Beitrag zur Debatte um die ökologischen Auswirkungen einer verstärkten Bioenergieproduktion. Sie unterstreichen, dass es notwendig ist, begleitende Naturschutzmaßnahmen nach Möglichkeit an regionale Gegebenheiten anzupassen“, schlussfolgert Prof. Andreas Huth vom UFZ. Die Forscher empfehlen daher, bei der Bewertung der Auswirkungen der Bioenergie auch Unterschiede in den regionalen Landschaftstypen wie zum Beispiel die durchschnittliche Größe der Felder mit zu berücksichtigen und vor allem bei der anstehenden EU-Agrarreform Anreize zum Erhalt und zum Einrichten von ökologischen Vorrangflächen wie zum Beispiel Brachflächen zu schaffen.
Tilo Arnhold

Publikation:
Engel, J., Huth, A., and Frank, K. (2012): Bioenergy production and Skylark (Alauda arvensis) population abundance – a modelling approach for the analysis of land-use change impacts and conservation options. GCB Bioenergy. DOI: 10.1111/j.1757-1707.2012.01170.x
http://dx.doi.org/10.1111/j.1757-1707.2012.01170.x
Die Untersuchungen wurden von der Helmholtz-Gemeinschaft und vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) gefördert.

Weitere fachliche Informationen:
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dipl.-Biol. Jan Engel
Telefon: 03641-949406
http://www.ecology.uni-jena.de/Mitarbeiter_innen_Inst_f_Oekologie.html
und
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Department Ökologische Systemanalyse
Prof. Andreas Huth
Telefon: 0341-235-1719
http://www.ufz.de/index.php?de=3983
Prof. Karin Frank
Department Ökologische Systemanalyse
Telefon: 0341-235-1279
http://www.ufz.de/index.php?de=5457
Dr. Stefan Möckel
Department Umwelt- und Planungsrecht
Telefon: 0341-235-1693
http://www.ufz.de/index.php?de=12908
oder über
Tilo Arnhold (UFZ-Pressestelle)
Telefon: 0341-235-1635
http://www.ufz.de/index.php?de=640

Weiterführende Links:
Biodiversität und Energie
http://www.ufz.de/index.php?de=20686
UFZ-AG Systemanalyse Bioenergie
http://www.ufz.de/index.php?de=20902
Land use conflicts related to the production of bioenergy
http://www.ufz.de/index.php?de=17615
Verlust Biologischer Vielfalt stoppen – Biodiversitätsschutz im ländlichen Raum
http://www.ufz.de/index.php?de=17894

GCB Bioenergy ist eine zweimonatlich erscheinende wissenschaftliche Zeitschrift, die sich auf die Biowissenschaften und die Herstellung von Kraftstoffen aus Pflanzen, Algen und Abfall konzentriert.
http://www.gcbbioenergy.org

Wiley-Blackwell ist das internationale wissenschaftliche, technische und medizinische Verlagswesen von John Wiley & Sons mit Stärken in verschiedenen größeren akademischen und beruflichen Bereichen und Partnerschaften mit vielen der weltweit führenden Gesellschaften. Wiley-Blackwell veröffentlicht fast 1.500 peer-reviewte Zeitschriften und über 1.500 neue Bücher jährlich – sowie Datenbanken, Nachschlagewerke und wichtige Labor-Protokolle.
http://www.wileyblackwell.com

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg 1000 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.
http://www.ufz.de/

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit über 33.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,4 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
http://www.helmholtz.de

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=30395

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Neues Internetportal bietet schnelle und unkomplizierte Hilfe bei Essstörungen

Dr. Annette Tuffs
Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Anonymer Selbsttest, Informationen und Expertenkontakt: Forschungsstelle für Psychotherapie am Universitätsklinikum Heidelberg leitet europaweites Projekt www.proyouth.eu
Jugendliche und junge Erwachsene mit Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie finden in einem neuen Internet-Portal frühe und unkomplizierte Hilfe: Unter www.proyouth.eu können sie sich über Essstörungen und ihre Folgen informieren, im Selbsttest herausfinden, ob sie gefährdet sind und anonym Kontakt zu Experten aufnehmen. Wissenschaftler der Forschungsstelle für Psychotherapie am Universitätsklinikum Heidelberg haben das Portal im Rahmen des von der EU geförderten Projektes „ProYouth“ entwickelt.

Essstörungen beginnen häufig bereits im Jugendalter. Doch zum Teil dauert es Jahre, bis Betroffene professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. „Häufig wissen gerade Jugendliche nicht, dass Essstörungen ein psychisches Problem sind, was sie gegen erste Symptome tun können, an wen sie sich wenden können oder welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt“, erklärt Dr. Stephanie Bauer, Leiterin des Projekts. Hier setzt „Pro Youth“ an: Ziel ist es, die Jugendlichen unverbindlich und kostenlos über psychische Gesundheit und Essstörungen aufzuklären, ihnen zu helfen, eigenes Risikoverhalten zu erkennen, sowie ihnen über das Internet Unterstützung anzubieten. So soll der Entwicklung von Essstörungen vorgebeugt und die Zeit zwischen ersten Symptomen und dem Beginn der professionellen Betreuung verkürzt werden.

Anonymer Kontakt zum Experten baut Hemmungen ab

Das Internet-Portal richtet sich an Jugendliche ab 15 Jahren, die Fragen zu Essstörungen haben – ob betroffen oder nicht. Neben einem anonymen Selbsttest stellt das Portal umfassendes Informationsmaterial u.a. zu Symptomen und Behandlung von Essstörungen, gesunder Ernährung oder Kontaktadressen bereit. Wer will, kann sich unter einem Benutzernamen registrieren und sein Essverhalten regelmäßig in einem kurzen Fragebogen online dokumentieren und eine Rückmeldung per Email erhalten.

Über ein Online-Forum und einen Chat im Einzel- oder Gruppensetting können sich die Teilnehmer untereinander austauschen und anonym Fragen an eine Psychologin stellen. Auf Wunsch erhalten die Teilnehmer Informationen zu Beratungs- und Therapieangeboten in Wohnortnähe und gegebenenfalls Hilfe dabei, den Kontakt herzustellen. Der anonyme und unkomplizierte Kontakt soll Hemmungen abbauen.

Weiterentwicklung der erfolgreichen Internetplattform „Es(s)prit“

Die Internetplattform „ProYouth“ ist eine Weiterentwicklung des bewährten Heidelberger Präventionsprogramms „Es(s)prit“ („Essstörungsprävention über das Internet“) für Studenten, das bereits auch in Frankreich, Spanien, Portugal, Irland und den USA zum Einsatz kam. Eine Version speziell für Jugendliche – „YoungEssprit“ – erwies sich in einer von der KlausTschira-Stifung geförderten Studie mit mehr als 1500 Schülerinnen und Schülern als vielversprechend.

Das ProYouth-Portal wurde unter der Koordination der Forschungsstelle für Psychotherapie am Universitätsklinikum Heidelberg entwickelt und kommt neben Deutschland in sechs weiteren europäischen Ländern zum Einsatz. Beteiligt sind Forschungseinrichtungen und Universitäten in der Tschechischen Republik, Rumänien, Italien, Irland, Ungarn und den Niederlanden. In Deutschland ist das ProYouth-Team derzeit auf der Suche nach Kooperationspartnern, die sich an der Initiative beteiligen möchten. Infrage kommen hierfür beispielsweise Schulen, Beratungsstellen, Gesundheitsbehörden, universitäre Einrichtungen und Netzwerke zur Gesundheitsförderung.

Kontakt:
Dr. Stephanie Bauer
Forschungsstelle für Psychotherapie
Universitätsklinikum Heidelberg
E-Mail: stephanie.bauer@med.uni-heidelberg.de
Tel: 06221 / 56 76 12

Forschungsstelle für Psychotherapie (FOST):
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Home.7340.0.html

Internet:
http://www.proyouth.eu

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 11.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.

http://www.klinikum.uni-heidelberg.de

Weitere Informationen:
http://www.proyouth.eu

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Wissenschaftliches Gutachten zur Bewertung von Instrumenten der Energieeffizienzpolitik

Romy Klupsch
Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie

Zum Erreichen ambitionierter Energieeinsparziele, wie sie sich Deutschland mit dem Energiekonzept der Bundesregierung im September 2010 gesetzt hat, ist eine weitere Erhöhung der Energieeffizienz in allen Sektoren des Energieverbrauchs erforderlich. Um bestehende Potenziale stärker auszuschöpfen, wird neben einer Erweiterung und Verbesserung der bestehenden politischen Instrumente zunehmend auch für Deutschland der Einsatz neuer Instrumente wie eines Energieeffizienz-Fonds oder eines Einsparquotensystems – auch Energieeffizienzverpflichtungssystem oder „Weiße Zertifikate“ genannt – diskutiert.

In einem wissenschaftlichen Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie haben das Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung ISI gemeinsam mit dem Öko-Institut e.V. und Ecofys Germany GmbH eine Kosten-Nutzen-Analyse der möglichen Einführung eines Energieeinsparquotensystems und eines Energieeffizienz-Fonds in Deutschland durchgeführt und zusätzlich untersucht, wie demgegenüber die Erweiterung und Verbesserung des bereits bestehenden Instrumentariums der Energieeffizienzpolitik zu bewerten ist.

Insbesondere über das Instrument eines Energieeinsparquotensystems wird aktuell auch im Rahmen der laufenden Verhandlungen über eine neue EU-Energieeffizienzrichtlinie intensiv diskutiert. Der Richtlinienentwurf der Europäischen Kommission sieht diesbezüglich vor, dass ein solches System verpflichtend in allen EU-Mitgliedstaaten eingeführt werden soll.

Im Rahmen einer Einsparquote werden die Energieversorgungsunternehmen oder die Netzbetreiber dazu verpflichtet, über Einsparprogramme innerhalb einer festgelegten Periode eine bestimmte Menge an Energieeinsparungen zu erbringen und diese nachzuweisen. Einige europäische Länder wie Frankreich, Großbritannien und Italien haben solche Systeme schon vor einigen Jahren eingeführt. Die Eignung einer Einsparquote wird im Gutachten für verschiedene Anwendungsbereiche unterschiedlich eingeschätzt.

Die Analyse kam dabei unter anderem zu folgenden Ergebnissen:
• Die Einsparquote stellt nicht unbedingt das bestgeeignete Instrument dar, wenn es um die energetische Modernisierung von Gebäuden geht. Die Eignung ist insbesondere dann eingeschränkt, wenn man die ambitionierten Modernisierungsstandards zugrunde legt, die notwendig wären, um das von der Bundesregierung gesetzte Ziel eines nahezu klimaneutralen Gebäudebestands bis 2050 zu erreichen. Letzteres erfordert sehr hohe Investitionen in anspruchsvolle Modernisierungsmaßnahmen (zum Beispiel die Isolierung der Außenwände eines Gebäudes auf ein sehr hohes Dämmniveau), die durch eine breit angelegte Einsparquote nach Einschätzung der Gutachter nicht ausreichend adressiert würden.

• In anderen Bereichen, insbesondere bei standardisierbaren Effizienzmaßnahmen wie dem Austausch von Haushaltsgeräten zu Gunsten effizienterer Geräte, dem Austausch des Heizkessels oder dem Einsatz energiesparender Querschnittstechnologien, etwa Motoren oder Pumpen, im gewerblichen Bereich sowie der Industrie, schätzen die Gutachter die Einsparquote hingegen als einen durchaus geeigneten Ansatz ein, der im Vergleich zu den alternativen staatlichen Förderprogrammen durchaus Vorteile aufweist.

• Wenn Einsparquotensysteme zumindest teilweise staatliche Förderprogramme ersetzten, werden dadurch die öffentlichen Haushalte entlastet. Die zur Durchführung von Einsparmaßnahmen verpflichteten Unternehmen legen die dabei anfallenden Kosten vielmehr auf ihre Kunden um. Eine Haushaltsfinanzierte Förderung, erfahrungsgemäß abhängig von den fiskalpolitischen Unwägbarkeiten, wird also durch eine haushaltsunabhängige Förderung abgelöst, allerdings unter Inkaufnahme höherer Energiepreise.

• Ferner ist allerdings zu berücksichtigen, dass auch der alternative Weg, die Weiterentwicklung und Verschärfung der bestehenden politischen Instrumente, für viele Bereiche sehr steinig ist. Um beispielsweise pro Jahr eine ausreichend hohe Zahl an Hausbesitzern anzuregen, die hinsichtlich der Klimaschutzziele notwendige, aber sehr kapitalintensive energetische Modernisierung ihres Gebäudes vorzunehmen, müsste das Ordnungsrecht erheblich verschärft und die finanziellen Förderprogramme entsprechend aufgestockt werden.

• Diesbezüglich hat die Analyse der Gesamtkosten im Rahmen des Gutachtens allerdings auch gezeigt, dass der Großteil der in Deutschland bestehenden wirtschaftlichen Energieeinsparpotenziale durch staatliche Förderprogramme im Prinzip zu einem besseren Kosten-Nutzen-Verhältnis gehoben werden kann als dies mit dem Instrument der Einsparquote möglich wäre.

• Hinsichtlich der Entwicklung des Marktes für Energiedienstleistungen besteht bei der Einsparquote das Risiko einer höheren Konzentration von Anbietern und unter Umständen in der Konsequenz sogar zu einer Verdrängung heute etablierter Energiedienstleister. Die beste Möglichkeit, dies zu vermeiden, ist die Ausdehnung dieses Marktes sowie die Schaffung neuer Dienstleistungen, was genügend Platz sowohl für etablierte als auch für mögliche neue Anbieter schaffen würde. . Für den in Deutschland vergleichsweise weit entwickelten Markt für Energiedienstleistungen bietet die Einsparquote daher allerdings keine nennenswerten Vorteile gegenüber den in der Studie betrachteten alternativen Instrumenten.

Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass die in Deutschland vorhandenen wirtschaftlichen Energieeinsparpotenziale durch die – allerdings deutliche – Erweiterung und Verbesserung des bestehenden Instrumenten-Mix aus finanzieller Förderung, Ordnungsrecht sowie Information und Beratung grundsätzlich erschlossen werden können. Für einen ergänzenden Einsatz neuer Instrumente wie einer Energieeinsparquote oder eines Energieeffizienzfonds spricht vor allem die Haushaltsunabhängigkeit der Finanzierung, die diese Instrumente bei entsprechender Ausgestaltung gewährleisten würden. Dieser Vorteil ist jedoch sorgfältig gegen mögliche nachteilige Effekte wie steigende Energiepreise, mögliche Wettbewerbsverzerrungen und den Aufwand, der hinter der Einführung eines völlig neuen Mechanismus steht, abzuwägen.

Studie „Kosten-/Nutzen-Analyse der Einführung marktorientierter Instrumente zur Realisierung von Endenergieeinsparungen in Deutschland“ von Fraunhofer ISI, Öko-Institut und Ecofys im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi)
http://oeko.de/oekodoc/1462/2012-043-de.pdf

Ansprechpartner am Öko-Institut:
Veit Bürger
Stellvertretender Leiter des Institutsbereichs Energie & Klimaschutz (Freiburg/Darmstadt)
Öko-Institut e.V., Geschäftsstelle Freiburg
Telefon: +49 761 45295-225
E-Mail: v.buerger@oeko.de

Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.

Neues vom Öko-Institut auf Twitter: http://twitter.com/oekoinstitut

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Abo unter http://www.oeko.de/newsletter_ein.php

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Neue Studien: Einfacher Eingriff senkt Bluthochdruck ohne Medikamente

Christiane Limberg
Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Für die bis zu 15 Prozent der Bluthochdruck-Patienten, die mit Medikamenten nicht die angestrebten Werte erreichen, gibt es jetzt eine Lösung per Operation: Überaktive Nierennerven, die den Bluthochdruck in die Höhe treiben, können mittels Hochfrequenzstrom verödet und ausgeschaltet werden. In der Folge kommt es zu einer deutlichen Abnahme des systolischen und diastolischen Blutdrucks sowie der Ruheherzfrequenz.

Ausgezeichnete Nachrichten für Menschen mit Bluthochdruck (Hypertonie), der sich mit Medikamenten nicht ausreichend senken lässt: Überaktive Nierennerven, die den Bluthochdruck in die Höhe treiben, können mittels Hochfrequenzstrom verödet und ausgeschaltet werden. „Dieser als interventionelle sympathische Nierenarteriendenervation (RDN) bezeichnete Eingriff führt zu einer signifikanten Abnahme des systolischen und diastolischen Blutdrucks sowie der Ruheherzfrequenz“, berichtet Prof. Dr. Michael Böhm (Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar) auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim. Es gibt außerdem, so Prof. Böhm, keine Hinweise auf eine Fehlfunktion der Kreislaufregulation („orthostatische Dysregulation“) als Folge einer RDN: Bei davon betroffenen Personen fällt der Blutdruck im Stehen ab. Regelmechanismen die dafür sorgen, dass das Blut im Stehen nicht in den Beinen versackt, wirken bei ihnen nicht ausreichend. Die Folgen reichen von rascher Ermüdbarkeit über Ohrensausen, Kopfschmerzen und Herzklopfen bis hin zum plötzlichen Kollaps. Prof. Böhm: „Die Ergebnisse liefern wichtige sicherheitsrelevante Erkenntnisse zu dem neuen interventionellen Verfahren.“

Neben der Blutdruckreduktion führt die RDN auch zu einer Abnahme der Ruheherzfrequenz. Eine erhöhte Ruheherzfrequenz kann auf verschiedene Erkrankungen hinweisen. Neben primär kardialen (im Herzen liegenden) kommen hier auch den ganzen Körper betreffende Ursachen in Frage.

Bei Bluthochdruck ist die Regulation des sympathischen Nervensystems häufig gestört und die Niere schüttet vermehrt Stresshormone aus. Die überaktiven Nervenenden, die den Bluthochdruck vermitteln, werden bei der RDN per Katheter mittels Hochfrequenzstrom verödet und damit ausgeschaltet. Der Eingriff erfolgt an beiden Nieren minimal-invasiv jeweils über die Nierenarterie und dauert etwa 30 bis 60 Minuten. Die Patienten sind während des Eingriffs ansprechbar, werden lokal betäubt und erhalten ein Schmerzmittel. Ziel ist es, den Blutdruck dauerhaft zu senken und die Medikamenteneinnahme langfristig zu reduzieren, weil viele der Betroffenen bis zu neun verschiedene Präparate täglich einnehmen, jedoch ohne ausreichenden Erfolg. Nach einer RDN kann mit einer schnellen Normalisierung des Blutdrucks gerechnet werden. Prof. Böhm: „Im Durchschnitt senken wir den Blutdruck um 30 bis 40 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule).“ Bis zu 15 Prozent aller Bluthochdruck-Patienten erreichen mit Medikamenten nicht die angestrebten Werte.

Quellen:
Einfluss der renalen Denervation auf die orthostatische Regulation bei Patienten mit therapieresistenter Hypertonie: M. Lenski, F. Mahfoud, C. Barth, A. Razouk, C. Ukena, D. Fischer, I. Kindermann, M. Böhm

Herzfrequenzreduktion und EKG-Veränderungen bei Patienten mit therapieresistenter Hypertonie nach renaler sympathischer Nierenarteriendenervation: C. Ukena, F. Mahfoud, A. Spies, I. Kindermann, B. Cremers, H.-R. Neuberger, M. Böhm

Kontakt:
Pressestelle der DGK
Achenbachstraße 43
40237 Düsseldorf
Tel.: 0211 / 600692 – 51
Fax: 0211 / 600692 – 10
Prof. Dr. Eckart Fleck (Pressesprecher, Berlin)
E-Mail: fleck@dhzb.de
Christiane Limberg (Pressereferentin, Düsseldorf)
E-Mail: limberg@dgk.org

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 8000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Ausbildungsvergütungen zwischen 332 und 1.379 Euro

Rainer Jung
Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Ausbildungsvergütungen zwischen 332 und 1.379 Euro

WSI-Tarifarchiv: Regionale Unterschiede bis zu 388 € im Monat

Die tariflich geregelten Ausbildungsvergütungen fallen je nach Branche und Ausbildungsjahr sehr unterschiedlich aus. Sie variieren von 332 Euro im privaten Verkehrsgewerbe Thüringen im 1. Ausbildungsjahr bis zu 1.379 Euro im Bauhauptgewerbe West im 4. Ausbildungsjahr. Dies geht aus einer Auswertung von Tarifverträgen in ausgewählten Wirtschaftszweigen und Tarifbereichen hervor, die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf vorgelegt hat. Im vergangenen Jahr stiegen die Ausbildungsvergütungen überwiegend zwischen gut einem Prozent (öffentlicher Dienst) und gut 12 Prozent (Holz u. Kunststoff verarbeitende Industrie Sachsen). In einigen Tarifbereichen wurden keine Steigerungen vereinbart.

Innerhalb der Branchen gibt es zum Teil bundesweit einheitliche Ausbildungsvergütungen, es bestehen aber auch beträchtliche regionale Unterschiede (Stand: 1.5.2012). „Die aktuellen Ausbildungsvergütungen zeigen ähnliche Differenzierungen wie die Tariflöhne und -gehälter“, sagt WSI-Tarifexperte Dr. Reinhard Bispinck. „Neben bundeseinheitlichen Tarifverträgen gibt es solche mit starken regionalen Unterschieden, häufig verbunden mit einem West-Ost-, aber auch mit einem Süd-Nord-Gefälle“.

Legt man das 3. Ausbildungsjahr zugrunde, reichen die regionalen Differenzen bei den Vergütungen je nach Wirtschaftszweig von 78 bis zu 388 € im Monat:

Geringe Unterschiede
– In der Metall- und Elektroindustrie fallen die regionalen Unterschiede mit bis zu 78 € relativ gering aus: Die tariflichen Ausbildungsvergütungen reichen von 884 € in Nordrhein-Westfalen bis zu 962 € in Baden-Württemberg.

– In der chemischen Industrie sind die Abstände mit bis zu 81 € geringfügig größer: Im Osten beträgt die Ausbildungsvergütung 855 €, im Westen reicht sie von 853 € in Schleswig-Holstein bis zu 934 € im Bezirk Nordrhein.

Mittlere Unterschiede
– In der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie in Berlin/Brandenburg erhalten die Auszubildenden 690 €, in Baden-Württemberg dagegen 851 €.

– Im Einzelhandel liegt die maximale Spanne bei 176 €: In Mecklenburg-Vorpommern beträgt die Vergütung 692 €, in Hamburg dagegen 868 €.

Große Unterschiede
– In der Gebäudereinigung variieren die Ausbildungsvergütungen bei den gewerblichen Auszubildenden zwischen 650 € im Osten und 820 € im Westen.

– In der Textilindustrie reichen die Vergütungen von 700 € im Osten bis zu 910 € in Hessen (ab 18 J.)

– Im Groß- und Außenhandel werden in Mecklenburg-Vorpommern 702 € gezahlt, in Hessen dagegen 932 €.

– Im Hotel- und Gaststättengewerbe sind die Abstände ähnlich: In Mecklenburg-Vorpommern gibt es 520 €, in Bayern dagegen 789 €.

– Im privaten Transport- und Verkehrsgewerbe bekommen die (gewerblichen) Auszubildenden in Thüringen 442 €, die (kaufmännischen) Auszubildenden in Hamburg haben Anspruch auf 830 €.

West/Ost
– In manchen Tarifbereichen gibt es im Wesentlichen eine Differenzierung zwischen West und Ost, so z.B. im Bauhauptgewerbe. Die gewerblichen Auszubildenden erhalten im Westen 1.227 €, im Osten 950 €. Für Hamburg und Berlin gibt es Sonderregelungen.

Einheitliche Vergütung
– Bundesweit einheitliche tarifliche Ausbildungsvergütungen gibt es u.a. bei Banken (905 €) und Versicherungen (952 €), in der Druckindustrie (956 €), in der Papierverarbeitung (887 €) sowie bei der Deutschen Bahn (826 €), der Deutschen Post (867 €), der Deutschen Telekom (800/840 € je nach Ausbildungsberuf) und im öffentlichen Dienst (Bund, Gemeinden: 849 €, Länder: 835 €).

Das WSI-Tarifarchiv in der Hans-Böckler-Stiftung bietet zu den Ausbildungsvergütungen einen Online-Service an: Für 26 Wirtschaftszweige und Tarifbereiche können die tariflichen Ausbildungsvergütungen gegliedert nach Ausbildungsjahren abgerufen werden. Dabei werden auch die Unterschiede nach Bundesländern und Regionen sowie zwischen gewerblichen und kaufmännischen Auszubildenden aufgezeigt. Der Service ist kostenlos, die Daten werden ständig aktualisiert.

Link zum Angebot im Internet:
http://www.tarifvertrag.de/ausbildungsverguetung

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Fettqualität beeinflusst Blutzuckerspiegel, körperliche Aktivität und Gehirnaktivität

Dr. Ellen Katz
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Tübingen

Auch das Gehirn mag gutes Fett
Der Konsum von tierischen Fetten kann die Gehirnfunktion und den Schlaf verändern. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen. Danach führt eine gesteigerte Aufnahme von Milchfett zu erhöhten Blutzuckerwerten, einer verminderten Gehirnaktivität und weniger Bewegung. Dies ist bei einer vergleichbaren Aufnahme von Rapsöl, das reich an ungesättigten Fettsäuren ist, nicht der Fall. Die Forscher weisen darauf hin, dass Fette, die einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren enthalten, das Diabetesrisiko erhöhen und die Hirnleistung reduzieren.

Die gute Verfügbarkeit von Lebensmitteln mit einer hohen Energiedichte wird heute – zusammen mit körperlicher Inaktivität – als eine der Hauptursachen für Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2 angesehen. Diese Erkrankungen stellen für das Gesundheitssystem eine große Herausforderung dar. Neben der Gesamtfettaufnahme wird der Fettqualität eine entscheidende Rolle beigemessen. In der Arbeitsgruppe von Privatdozentin Dr. Anita Hennige von der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen (Ärztlicher Direktor Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hans-Ulrich Häring) wurde in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e.V. untersucht, wie sich eine kaloriengleiche Aufnahme von Rapsöl oder Milchfett auf den Blutzuckerspiegel, die körperliche Aktivität sowie die Aktivität des Gehirns und das Schlafverhalten auswirkt.

Aus ernährungsphysiologischer Sicht handelt es sich bei Rapsöl um ein äußerst wertvolles Speiseöl, da es einen hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren enthält und besonders arm an gesättigten Fettsäuren ist. Milchfett, ein tierisches Fett, besteht zum größten Teil aus gesättigten Fettsäuren, Hauptbestandteil ist hier Palmitinsäure.

Ernährungswissenschaftlerin Dr. Tina Sartorius konnte in Mäusestudien nachweisen, dass zu viel gesättigte Fettsäuren in der Nahrung zu erhöhten Blutzuckerwerten und einer verschlechterten Insulinwirkung in Gehirn führen und stellt fest: „Diese übergewichtigen Mäuse zeigen ein reduziertes Bewegungsverhalten, eine Beeinträchtigung der Gehirnaktivität und ein verändertes Schlafmuster. Dahingegen führen ungesättigte Fettsäuren zu keinen Veränderungen im Blutzuckerprofil obwohl auch diese Mäuse übergewichtig sind. Sie bleiben dennoch körperlich aktiv und haben keinen gestörten Schlaf.“

Auch beim Menschen konnte das Forscherteam ähnliche Effekte nachweisen. Obwohl die Probanden nach einer 3-monatigen Aufnahme von Yoghurt, der mit Milchfett oder Rapsöl angereichert war, keine Veränderungen im Körpergewicht oder Blutzucker zeigten, war die Gehirnaktivität bei denen, die vermehrt gesättigte Fettsäuren gegessen haben, reduziert.

Dies betrifft vor allem Gehirnregionen, die für das Sättigungsgefühl, das Gedächtnis und das Bewegungsverhalten verantwortlich sind. Zusammenfassend, so Hennige, kann man sagen, dass zu viel Fett in der Nahrung immer zu Übergewicht führt. Allerdings, so die Expertin, wirken sich nur gesättigte Fettsäuren, wie sie in tierischen Fetten enthalten sind, negativ auf den Blutzucker, die Gehirnaktivität und die körperliche Bewegung aus, was dann zu einer weiteren Gewichtszunahme führt.

Die Ergebnisse dieser Studie wurden aktuell in der Fachzeitschrift der Amerikanischen Diabetesgesellschaft „Diabetes“ publiziert.

Ansprechpartner für nähere Informationen
Universitätsklinikum Tübingen
Medizinische Klinik, Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie, Angiologie, Nephrologie und Klinische Chemie
Priv. Doz. Dr. med. Anita M. Hennige
Tel. 07071/ 29-8 05 97 (Büro), 07071/29-8 27 11 (über Pforte)
Anita.Hennige@med.uni-tuebingen.de

Titel der Original-Publikation:
Tina Sartorius, Caroline Ketterer, Stephanie Kullmann, Michelle Balzer, Carola Rotermund, Sonja Binder, Manfred Hallschmid, Jürgen Machann, Fritz Schick, Veronika Somoza, Hubert Preissl, Andreas Fritsche, Hans-Ulrich Häring, and Anita M. Hennige: „Monounsaturated Fatty Acids Prevent the Aversive Effects of Obesity on Locomotion, Brain Activity, and Sleep Behavior.“ Diabetes 61:1-11, 2012, in press.
DOI: 10.2337/db11-1521

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Ernährung: Frauen schützen die Umwelt mehr

Dipl.-Journ. Carsten Heckmann
Pressestelle
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

In der Frage, welche Ernährungsstile sich günstiger auf die Umwelt auswirken, schneiden Frauen deutlich besser ab. Das ergaben Untersuchungen von Wissenschaftlern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Basierend auf repräsentativen Verzehrs- und Produktionsdaten verglichen sie die Umwelteffekte verschiedener Ernährungsstile. Dabei werteten sie Ergebnisse aus der letzten Nationalen Verzehrsstudie, für die in den Jahren 2005 und 2006 rund 20.000 Menschen in Deutschland akribisch zu ihrem Ernährungsverhalten befragt wurden, ernährungsökologisch aus.

Bei den Auswirkungen auf den Treibhauseffekt, den Emissionen von Ammoniak (über Düngemittel) und dem notwendigen Flächenbedarf zeigte das durchschnittliche Ernährungsmuster der Frauen deutliche Vorteile, bedingt durch geringere Anteile umweltintensiv produzierter Nahrungsmittel. Dazu zählen eher tierische Produkte, allen voran Rind- und Kalbfleisch sowie Butter und Schweinefleisch.

„Übernähmen alle Männer in Deutschland das typische Verzehrsprofil von Frauen, mit einem um die Hälfte reduzierten Verbrauch von Fleisch- und Wurstprodukten und stattdessen einem höheren Anteil an Gemüse, Obst und Getreideprodukten, würde eine Fläche von rund 15.000 Quadratkilometern im In- und Ausland frei werden. Das entspricht ungefähr der Fläche Schleswig-Holsteins“, sagt Studienleiter Toni Meier vom Lehrstuhl für Allgemeinen Pflanzenbau/Ökologischen Landbau der Martin-Luther-Universität. „Zudem würden circa 15 Millionen Tonnen Treibhausgase und 60.000 Tonnen Ammoniak weniger emittiert werden.

Der Anteil der Ernährung am Treibhauseffekt wird in Deutschland auf rund 20 Prozent beziffert. „Bei Ammoniak ist der Nahrungsmittelverbrauch sogar für 95 Prozent aller Emissionen verantwortlich“, konstatiert Toni Meier. „Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass je nach Anteil am Gesamteffekt der Einfluss einer Ernährungsumstellung unterschiedlich groß sein kann. Die Ernährung der Frauen kann als Vorbild dienen.“

Ihre Ergebnisse haben die halleschen Forscher in der Zeitschrift „International Journal of Life Cycle Assessment“ veröffentlicht:
http://www.springerlink.com/content/l415530205u58376/
DOI: 10.1007/s11367-012-0387-x

Ansprechpartner:
Toni Meier
Telefon: 0345 55 22 633
E-Mail: toni.meier@landw.uni-halle.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Rotwein schützt Gefäße besser als Weißwein

Christiane Limberg
Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Für die gefäßschützende Wirkung von Rotwein, die mit einem verringerten Herzinfarktrisiko einhergeht, haben Wissenschaftler jetzt eine mögliche Erklärung. Im Tierversuch war Rotwein – im Gegensatz zu Weißwein – in der Lage, die Entstehung einer Atherosklerose in der Aorta deutlich zu reduzieren. Dieser Effekt geht einher mit einer hemmenden Wirkung auf die Aktivierung bestimmter Wachstumsfaktoren (Platelet-derived growth factors, PDGF), die mit der Entstehung von Arterienverkalkung in Verbindung gebracht warden. Das zeigt eine Kölner Studie, die auf der 78. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) präsentiert wurde. Von Mittwoch bis Samstag (11. bis 14. April 2012) diskutieren in Mannheim mehr als 7500 Teilnehmer aus rund 25 Ländern aktuelle Entwicklungen aus allen Bereichen der Kardiologie.

„Die aktuellen Ergebnisse bieten eine molekulare Erklärung für die gefäßprotektiven Effekte von Rotwein“, fasst Dr. Jan Sparwel vom Herzzentrum der Universität Köln zusammen.

Quelle: J. Rümmler et al, Abstract P719, Clin Res Cardiol 101, 2012

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit knapp 8000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Zuerst Biogas, dann Kompost – klimafreundliche Verwertung für Bio- und Grünabfälle

Romy Klupsch
Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie

Eine getrennte Behandlung von Bio- und Grünabfällen kann einen entscheidenden Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz leisten. Wichtigster Baustein dabei ist eine so genannte Kaskadennutzung der organischen Reststoffe: Sie sollten zunächst energetisch, das heißt für die Erzeugung von Bioenergie genutzt werden. Die Rückstände aus diesem Prozess könnten schließlich in einem zweiten Schritt für die Kompostbildung eingesetzt werden.

Wie die Kommunen Abfälle aus Haushalt, Garten und öffentlichen Grünflächen optimal entsorgen, zeigt der Leitfaden „Optimierung des Systems der Bio- und Grünabfallverwertung“, den das Öko-Institut, das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg ifeu und die IGLux GmbH gemeinsam für das Umweltministerium Baden-Württemberg erarbeitet haben. „Je umfassender und effizienter man Bioabfälle verwertet, desto größer ist der Nutzen für den Klimaschutz und der Beitrag der Abfallwirtschaft zur Energiewende“, fasst Günter Dehoust, Experte für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft am Öko-Institut, die Bedeutung des Leitfadens zusammen.

Biotonne, Biogas, Kompost
„Die Voraussetzung für eine umfassende energetische und stoffliche Nutzung der Bioabfälle ist ihre getrennte Erfassung über die Biotonne“, erläutert Florian Knappe, Projektleiter am ifeu-Institut in Heidelberg. In ihr werden sämtliche Biomasseabfälle der privaten Haushalte eingesammelt. „Noch gibt es diese Form der Abfallsammlung nicht flächendeckend, in ihr liegt aber der Schlüssel für eine vollständige Erschließung des großen Potenzials dieser Rückstände.“

Weitere Grünabfälle wie der Strauch- und Baumschnitt aus Gärten oder der öffentlichen Bewirtschaftung von Parks oder Gärten sollte ebenfalls gesammelt und verwertet werden. Alle Reststoffe werden in einem ersten Schritt der Energiegewinnung in Biogasanlagen zugeführt. Die Gärrückstände aus der Biogasproduktion sowie weitere erdige Rückstände werden im nächsten Schritt kompostiert. Die so gewonnen Pflanzennährstoffe finden Einsatz in Humus für die Landwirtschaft, den Gartenbau oder für Blumenerden in Privathaushalten.

Empfehlungen für die Praxis
Der Leitfaden richtet sich an Fachleute für die Abfallentsorgung in Städten und Kommunen und liefert konkrete Checklisten und Handlungsempfehlungen, wie eine getrennte Erfassung und Nutzung der biogenen Reststoffe gestaltet werden kann. Die Experten erarbeiteten ihn gemeinsam mit Vertretern von vier Landkreisen: Die Praktiker und Praktikerinnen aus Göppingen, Heilbronn, Ravensburg und dem Zollernalbkreis testen die Informationen und brachten die Sicht der kommunalen Anwender in die Entwicklung des Leitfadens ein.

„Wichtiger Bestandteil des Leitfadens sind konkrete technische und konzeptionelle Lösungen über alle Stufen des Verwertungssystems hinweg“, erklärt Thomas Turk, Experte für die energetische Nutzung biogener Abfälle bei der IGLux GmbH. „Er liefert konkrete Hinweise für Maßnahmen zur Sammlung der Abfälle, das Stoffstrommanagement, die Technik der Anlagen sowie für eine optimale Vermarktung der Komposte und der erzeugten Energie.“

Weitere Informationen zum Download
Leitfaden „Optimierung des Systems der Bio- und Grünabfallverwertung“ erstellt durch ifeu-Institut, Öko-Instituts, IGLux GmbH und Ressource Abfall GmbH (auf der Homepage des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg:
http://www.um.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/91248/Leitfaden_Bio-_und_Gruenabf…

Ansprechpartner
Günter Dehoust
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institutsbereich Infrastruktur & Unternehmen
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Telefon: +49 30 405085-355
E-Mail: g.dehoust@oeko.de

Florian Knappe
Teamleiter Abfallwirtschaft
Ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH
Telefon: +49 6221 4767-26
E-Mail: florian.knappe@ifeu.de

Dipl.Ing. Thomas Turk
Geschäftsführer
IGLux Witzenhausen GmbH
Telefon: +49 5542 303-9130
E-Mail: t.turk@iglux-witzenhausen.de

Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.

Neues vom Öko-Institut auf Twitter: http://twitter.com/oekoinstitut

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Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Gesetzliches Rauchverbot senkt Herzinfarktrate

Christiane Limberg
Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Nach Einführung der Nichtraucher-Schutzgesetzgebung in Bremen zum Jahreswechsel 2007/2008 nahm die Zahl der Herzinfarkte ab – der Vergleich der Zeiträume 2006/2007 mit 2008/2009 belegt einen Rückgang der durchschnittlichen monatlichen Herzinfarktrate von 14 Prozent. Das zeigt eine Studie des Bremer Klinikums Links der Weser, die auf der 78. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) präsentiert wurde. Von Mittwoch bis Samstag (11. bis 14. April 2012) diskutieren in Mannheim mehr als 7500 Teilnehmer aus rund 25 Ländern aktuelle Entwicklungen aus allen Bereichen der Kardiologie.

„Der Rückgang der Inzidenz von Herzinfarkten in Bremen und Umland über den Untersuchungszeitraum scheint zumindest teilweise durch das Inkrafttreten des Nichtraucherschutzgesetzes Ende 2007 erklärbar“, so die Studienautoren in ihrer Zusammenfassung. „Insbesondere jüngere Nichtraucher weisen einen deutlichen Rückgang der Inzidenz von Herzinfarkten auf. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass das Nichtraucherschutzgesetz insbesondere Nichtraucher vor dem schädlichen Einfluss des Passivrauchens schützt.“

Im Detail wurden die Daten aus dem Bremer „STEMI-Register“ von 2006 bis 2009 – insgesamt 2883 Infarktpatienten – ausgewertet und nach Alter, Geschlecht und Nikotinkonsum analysiert. Trotz des Gesamtrückgangs der Herzinfarktfälle zeigte sich bei den zum Aufnahmezeitpunkt aktiven Rauchern (42 Prozent der Gesamtfälle) kein Rückgang im direkten Vergleich zwischen 2006/2007 und 2008/2009. Die Nichtraucher hingegen profitierten von der Nikotingesetzgebung statistisch gesehen mit einem Rückgang der Herzinfarkt-Rate um 23 Prozent (Vergleich 2006/2007 – 2008/2009). Die jüngeren Nichtraucher unter 65 Jahren profitierten mit einem Rückgang der Herzinfarkte um 26 Prozent am meisten von der gesetzlichen Maßnahme.

Quelle: J. Schmucker et al, Abstract V1226, Clin Res Cardiol 101, 2012

Kontakt:
Pressestelle der DGK
Achenbachstraße 43
40237 Düsseldorf
Tel.: 0211 / 600692 – 51
Fax: 0211 / 600692 – 10
Prof. Dr. Eckart Fleck (Pressesprecher, Berlin)
E-Mail: fleck@dhzb.de
Christiane Limberg (Pressereferentin, Düsseldorf)
E-Mail: limberg@dgk.org

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit knapp 8000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

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Neue Studie zur europäischen Wasserrahmenrichtlinie erschienen

Franz August Emde
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesamt für Naturschutz

Wasserwirtschaft soll Synergien mit dem Naturschutz nutzen
In einer neuen Studie hat das Bundesamt für Naturschutz (BfN) die europäische Wasserrahmenrichtlinie aus Sicht des Naturschutzes untersucht. Sie analysiert, wie Naturschutzbelange in die Entwicklung der Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme der Flüsse einbezogen wurden und welche zusätzlichen Möglichkeiten künftig dafür bestehen. Die Wasserrahmenrichtlinie vertritt einen integrativen und flussgebietsbezogenen Ansatz der Gewässerbewirtschaftung. „Die Studie macht deutlich, dass es prinzipiell viele gute Ansätze zur gemeinsamen Zielerreichung zwischen Wasserwirtschaft und Naturschutz gibt, die aber noch konsequenter umgesetzt werden sollten. Zudem gibt es in den Planungen der Länder in den untersuchten naturschutzfachlich bedeutsamen Teilen teilweise deutliche Unterschiede was die adäquate Berücksichtigung auch von Naturschutzaspekten betrifft“, sagte BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel.

Insgesamt ist jedoch zu erwarten, dass neben den Gewässerorganismen auch die zahlreichen Lebensräume der Gewässerlandschaften, in denen viele weitere Tier- und Pflanzenarten beheimatet sind, von der Bewirtschaftungsplanung und der Maßnahmenumsetzung profitieren. Die Umsetzung der Richtlinie bietet deshalb die Möglichkeit verstärkter Kooperationen zwischen Wasserwirtschaft und Naturschutz, damit sowohl wasserwirtschaftliche als auch Naturschutzziele verwirklicht werden können.
Für die Fortschreibung der Bewirtschaftungsplanung im Jahr 2015 zeigt die Studie Möglichkeiten auf, die bisherigen Ansätze zu konkretisieren und in der Bewirtschaftungsplanung noch bessere Synergien mit dem Naturschutz zu verankern. Dies kann z. B. durch eine klare räumliche Zuordnung der Planinhalte und eine transparentere Darstellung der Planung erreicht werden.

Die Studie „Die Wasserrahmenrichtlinie aus Sicht des Naturschutzes“, die in der Schriftenreihe des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) erschienen ist, formuliert Kernempfehlungen zu sechs Themenbereichen. Diese umfassen neben den drei vertieft betrachteten Schnittstellen „Natura 2000″, „Auen und Biotopverbund“ sowie „grundwasserabhängige Landökosysteme und Feuchtgebiete“ auch den inhaltlichen Detaillierungsgrad und die räumliche Zuordnung der Planinhalte, die Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung sowie die Aspekte strategische Umweltprüfung (SUP), FFH-Verträglichkeitsprüfung und Klimacheck.

Hintergrund
Die Bewirtschaftungsplanungen der Wasserwirtschaftsbehörden sind Ende 2009 für alle zehn Flussgebietseinheiten in Deutschland fertig gestellt worden. Ziel dieses „Fahrplans“ und der bereits laufenden Maßnahmenumsetzung ist es, bis zum Jahr 2015, spätestens aber in den nachfolgenden Bewirtschaftungszyklen bis 2021 bzw. 2027, einen „guten Zustand“ der Gewässer und des Grundwassers zu erreichen. Die Gewässer sollen durch insgesamt 99 unterschiedliche Maßnahmentypen verbessert werden, die zahlreiche Überschneidungen mit dem Naturschutz aufweisen. So ergeben sich Schnittstellen beim Natura-2000-Gebietsschutz, beim Auenschutz und beim Biotopverbund.
Die Bewirtschaftungsplanung nach Wasserrahmenrichtlinie ist das zentrale Instrument mit dem die Gestalt und die Lebensraumqualität unserer Fließgewässer entwickelt werden und das Grundwasser geschützt wird. Aufgrund ihres ökosystemaren und flächenbezogenen Ansatzes weist sie zahlreiche Schnittstellen zum Naturschutz auf, die größtenteils Synergiepotenziale beinhalten.

Bibliographische Angaben: ALBRECHT, JULIANE; SCHMIDT, CATRIN; STRATMANN, LARS; HOFMANN, MARTIN; POSSELT, SANDRA; WENDLER, WIEBKE; ROßNER, DOROTHEA UND WACHS, ANNE (2012): Die Wasserrahmenrichtlinie aus Sicht des Naturschutzes – Analyse der Bewirtschaftungsplanung 2009. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 120.
Bezug: Die Veröffentlichung kostet 24,- Euro und kann über den Landwirtschaftsverlag bezogen werden: BfN-Schriftenvertrieb im Landwirtschaftsverlag 48084 Münster, Tel.: 02501/801-2482, Fax: 02501/801-247 oder im Internet: www.lv-h.de/bfn

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BAuA-Bericht: Beschäftigte durch Auswahl geeigneter Arbeitsmittel schützen

Jörg Feldmann
Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Dresden – Gute Arbeit braucht die richtigen Arbeitsmittel. Der Preis allein sollte dabei nicht entscheidend sein. Denn wenn das Arbeitsmittel nicht zur Betätigung passt, kann das teuer werden. Auch die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten ist gefährdet. Nur auf den Preis zu gucken lohnt sich deshalb nicht, egal worum es sich handelt, ob Hammer oder Hebebühne. Mit dem Bericht „Auswahl von Arbeitsmitteln – Stand der Technik zur Umsetzung der Betriebssicherheitsverordnung“ gibt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) betrieblichen Einkäufern und Beschaffern eine Handlungshilfe für die richtige Entscheidung an die Hand.
Erfahrungen zeigen, dass sich der Aufwand bei der Auswahl von Arbeitsmitteln lohnt. Korrekturen einer einmal getroffenen Entscheidung sind später meist nur noch teuer oder mit geringerer Wirkung zu erkaufen. Somit gefährdet eine falsche Auswahl nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die Qualität der Produkte und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens leiden. Nach der Betriebssicherheitsverordnung ist in erster Linie der Arbeitgeber in der Pflicht, den Arbeitsplatz sicher zu gestalten. Der BAuA-Bericht soll helfen, bei der Beschaffung von Arbeitsmitteln alle relevanten Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen, die seltener große Investitionen tätigen, ist es schwierig nach den richtigen Kriterien auszuwählen.

Wo und wie soll das Arbeitsmittel verwendet werden? Und wer soll am Gerät arbeiten? Solche Fragen helfen bei der Beurteilung der Situation und geben wichtige Hinweise darauf, welches Arbeitsmittel das richtige ist. Damit die Auswahl getroffen werden kann, ist es für diesen Prozess aber beispielsweise ebenso wichtig, dass die Bedienungsanleitung schon vor der Beschaffung des Produktes vorliegt. Wichtig sind außerdem weitere Überlegungen, auch bei der Vorbereitung der Arbeit. Beispielsweise kann für einige Tätigkeiten eine Schutzausrüstung erforderlich sein. Viele Geräte müssen zudem regelmäßig gewartet werden, damit sie gefahrlos betrieben werden können. Der BAuA-Bericht „Auswahl von Arbeitsmitteln“ enthält einen Katalog von Fragen, die bei der Beschaffung von Arbeitsutensilien geklärt werden sollten. Dabei beleuchtet der Bericht sowohl die Auswahl von Arbeitsmitteln bei der Beschaffung als auch bei der Arbeitsvorbereitung.

„Auswahl von Arbeitsmitteln – Stand der Technik zur Umsetzung der Betriebssicherheitsverordnung“; Christof Barth; Dortmund; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2012; 54 Seiten. Der Bericht steht als PDF unter http://www.baua.de/publikationen auf der BAuA-Homepage.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 600 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
http://www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/de/Publikationen/Fachbeitraege/Gd3.html Direkter Link zum Bericht „Auswahl von Arbeitsmitteln – Stand der Technik zur Umsetzung der Betriebssicherheitsverordnung“

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Studien-Teilnehmer gesucht: Lebenslang oder lebenslänglich lernen?

Michael Brauns
Pressestelle
Universität der Bundeswehr München

Teilnehmerinnen und Teilnehmer für Onlinestudie zur Erforschung von Lernen im Lebenslauf gesucht

Menschen sollen ihr ganzes Leben bereit sein, zu lernen und sich weiterzubilden. Aber können und wollen sie das auch? Ein von der VolkswagenStiftung gefördertes Forschungsprojekt untersucht, wie sich Weiterbildungsbeteiligung und -bereitschaft in unterschiedlichen Phasen des Lebens und die Einstellungen dazu verändern. Hierfür werden noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht.

Eine Forschungsgruppe unter der Leitung der Professoren Burkhard Schäffer und Jürgen Maes von der Universität der Bundeswehr München sowie Professor Olaf Dörner von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg untersucht, ob und wie sich Lernen und Weiterbildung sowie Einstellungen dazu im Laufe des Lebens verändern. Weiterhin sind die Forscher daran interessiert, wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre persönliche Situation, ihre Arbeitssituation, sich selbst und ihre Weiterbildungsmöglichkeiten und -hindernisse einschätzen.

Um ein möglichst breites und aussagekräftiges Meinungsbild zu erhalten, rufen die Wissenschaftler Menschen aus allen gesellschaftlichen Gruppen und Altersgruppen zur Teilnahme auf. Hierbei besteht zusätzlich die Möglichkeit an einer Verlosung von Geldpreisen teilzunehmen.

Die Onlinestudie ist unter https://ww3.unipark.de/uc/wab/ erreichbar, die Teilnahme dauert eine gute halbe Stunde.

Kontakt:
Dipl.-Psych. Sven Kielmann
Universität der Bundeswehr München
Forschungsprojekt Weiterbildungsbeteiligung und Altersbilder der Babyboomer (WAB)
Werner-Heisenberg-Weg 39
85577 Neubiberg

Telefon +49-89-6004-2144
E-Mail sven.kielmann@unibw.de

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DGIM: Raucherhusten nicht unterschätzen – COPD früh behandeln

Anna Julia Voormann
Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.

Wiesbaden – Etwa sechs Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Ursache der Volkskrankheit ist in den meisten Fällen Zigarettenrauch. Zum anfänglichen Husten kommt im weiteren Verlauf Auswurf hinzu, bis hin zu schwerer Atemnot. COPD ist – mit steigender Tendenz – die vierthäufigste Todesursache weltweit. Darauf weisen Experten im Vorfeld des 118. Internistenkongresses hin, der vom 14. bis 17. April 2012 in Wiesbaden stattfindet. Sie diskutieren im Rahmen des Kongresses über neueste Erkenntnisse zur Vorbeugung, Früherkennung und Behandlung der Lungenerkrankung.
„Ein harmloser Husten, ein wenig kurzatmig“ – Symptome, die viele Raucher über Monate und Jahre nicht beachten, können schwere Folgen haben. Bleiben sie unbehandelt und rauchen die Betroffene weiter, entwickelt sich in der Lunge eine chronische Entzündung. Diese führt zu einer zunehmenden und bleibenden Verengung der Bronchien und ihrer fein verzweigten Äste. Nach Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt eine Bronchitis vor, wenn ein Patient innerhalb von zwei Jahren für jeweils mindestens drei Monate unter anhaltendem Husten, vermehrter Schleimbildung und Auswurf leidet. „Etwa 15 bis 20 Prozent der Patienten, die an einer chronischen Bronchitis leiden, entwickeln bei fortgesetztem Rauchen eine COPD“, sagt Professor Dr. med. Adrian Gillissen, Direktor der Klinik für Lungen- und Bronchialmedizin am Klinikum Kassel. Die meisten COPD-Patienten seien rauchende Männer und Frauen jenseits des fünften Lebensjahrzehnts. Bei einigen Patienten überblähe sich nach und nach die Lunge und sie entwickeln eine rechtsseitige Herzschwäche. „Da die Erkrankung fortschreitend verläuft, leiden Betroffene in ihrem Alltag unter erheblichen Einschränkungen wie schwerer Atemnot und sinkender Leistungsfähigkeit“, so der Experte.

Das A und O sei bei dieser im Grunde vermeidbaren Krankheit die Aufklärung, betont Professor Dr. med. Joachim Mössner, Vorsitzender der DGIM und des 118. Internistenkongresses aus Leipzig: „Neuerkrankungen vorzubeugen ist deshalb eine wichtige Aufgabe von Medizinern, Politik und Gesellschaft“, so der Internist. Insbesondere junge Menschen müssten über die Gefahren des Rauchens Bescheid wissen. Denn viele beginnen damit im Schulalter. Für Raucher, die den Zigarettenkonsum aufgeben möchten, fördern Krankenkassen Entwöhnungskurse. „Auch Rauchverbote an öffentlichen Orten tragen dazu bei, Neuerkrankungen zu vermeiden“, sagt Professor Mössner.

Raucher, die unter Husten und Atembeschwerden leiden, sollten sich umgehend untersuchen lassen, empfiehlt Pneumologe Adrian Gillissen: „Nach der neuesten internationalen COPD-Leitlinie, die Ende 2011 veröffentlicht wurde, muss jede bestehende und sich verschlimmernde Luftnotsymptomatik durch eine Lungenfunktionsprüfung abgeklärt werden.“ Betroffene sollten sich daher an ihren Hausarzt wenden, der den Schweregrad mit einem Lungenfunktionstest bestimmt und eventuell an einen Lungenfacharzt weiter verweist. Stellt dieser eine COPD fest, leitet er eine Therapie mit Bronchien erweiternden und entzündungshemmenden Medikamenten ein. Auf dem 118. Internistenkongress in Wiesbaden spricht Professor Gillissen im Rahmen einer Pressekonferenz über neueste Erkenntnisse zur Behandlung der COPD.

http://www.dgim2012.de
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Müllhalde Meer

Ralf Röchert
Communications Department
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung

Biologen erstellen Leitfaden für eine genauere Untersuchung der Meeresverschmutzung durch Mikroplastikpartikel
Große Mengen der weltweit produzierten Kunststoffe enden in den Ozeanen. Dort stellen sie eine zunehmende Bedrohung dar. Vor allem sehr kleine Objekte, sogenannte Mikroplastikpartikel, gefährden das Leben vieler Meeresbewohner. Eine Einschätzung, wie stark die Ozeane mit Mikroplastikpartikeln belastet sind, scheiterte bisher, weil weltweit vergleichbare Untersuchungsmethoden und Daten fehlen. Gemeinsam mit britischen und chilenischen Kollegen haben Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft nun alle veröffentlichten Studien zu diesem Thema ausgewertet und standardisierte Richtlinien für die Erfassung und Charakterisierung der Mikroplastik-Partikel im Meer vorgeschlagen.

Angespülte Plastikflaschen gehören heutzutage ebenso zu einem Strandspaziergang wie das Kreischen der Möwen. Was dem menschlichen Auge jedoch verborgen bleibt, sind die unzähligen Kleinstobjekte aus Kunststoff, die im Wasser schwimmen, an den Strand gespült werden oder den Meeresboden bedecken. Wissenschaftler bezeichnen diese Plastikteilchen als „Mikroplastikpartikel“ und verstehen darunter Kunststoffobjekte, deren Durchmesser weniger als fünf Millimeter betragen – wobei die meisten Mikroplastikpartikel kleiner als ein Sandkorn oder eine Nadelspitze sind. Diese Eigenschaft macht sie auch so gefährlich für Meeresbewohner. „Mikroplastikpartikel werden von Organismen verschluckt und über den Verdauungstrakt aufgenommen. So konnten sie zum Beispiel bereits im Gewebe von Miesmuscheln oder anderen Tieren nachgewiesen werden“, sagt Dr. Lars Gutow, Biologe am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft. Im Meer lagern sich an den kleinen Partikeln zudem toxische Stoffe an, die auf diese Weise in die Nahrungskette gelangen und so schließlich auch dem Menschen gefährlich werden können.

Lars Gutow und Kollegen von der Universidad Católica del Norte in Chile und der School of Marine Science and Engineering in Plymouth sind nun gemeinsam der Frage nachgegangen, wie stark die Weltmeere mit Mikroplastikpartikeln belastet sind. Dazu haben die Biologen 68 wissenschaftliche Veröffentlichungen zu diesem Thema analysiert und festgestellt, dass sich deren Ergebnisse nur schwer miteinander vergleichen lassen. „In diesen Studien wurde mit ganz unterschiedlichen Methoden gearbeitet, weshalb nicht nachvollziehbar war, ob die beobachteten regionalen Verteilungsunterschiede der Plastikpartikel real sind oder ob sie auf die Erfassungsmethoden zurückzuführen sind“, sagt Prof. Martin Thiel, Initiator der nun veröffentlichten Vergleichsuntersuchung und Wissenschaftler an der Universidad Católica del Norte. So habe sich unter anderem gezeigt, dass 100.000-mal mehr Mikroplastikpartikel aus der Wassersäule gefischt werden konnten, wenn anstelle eines Netzes mit Maschenweite 450 Mikrometer ein Modell mit 85 Mikrometern eingesetzt wurde.

Basierend auf diesen Erkenntnissen hat das internationale Forscherteam nun erstmals Richtlinien für die Erfassung und Charakterisierung der Mikroplastikpartikel erstellt und diese im Fachmagazin Environmental Science & Technology veröffentlicht. Darin erläutern die Wissenschaftler auch mögliche Herkunftsquellen des Plastikabfalls. „Mikroplastikpartikel gelangen auf unterschiedlichen Wegen in die Meere. Ein Großteil sind sogenannte Plastikpellets, die als Rohstoff für die Herstellung von Kunststoffprodukten wie Computergehäusen oder andere Gebrauchsartikeln dienen. Geht man mit diesen Pellets, beispielsweise beim Verladen auf Schiffe, sorglos um, können viele davon durch den Wind verweht werden und ins Meer gelangen“, erklärt Lars Gutow.

Mikroplastikpartikel stecken aber auch in Kosmetik- und Reinigungsmittel. „In so manchem Peeling-Produkt werden kleinste Plastikpartikel als ‚Scheuermittel‘ verwendet. Über das Abwasser und die Flüsse gelangen sie dann ins Meer“, sagt der Biologe. Und schließlich zerfalle jede Plastikflasche, jede Plastiktüte, die im Meer schwimme, eines Tages in zahllose Mikropartikel. „Der Abbau größerer Plastikteile kann Jahrhunderte dauern und erfolgt vor allem durch physikalische Prozesse. Die UV-Strahlung der Sonne lässt den Kunststoff brüchig werden. Durch den Wellenschlag und Abriebprozesse werden sie dann in immer kleinere Teile zerbrochen“, so Lars Gutow.

Die kleinsten bisher nachgewiesenen Partikel besaßen einen Durchmesser von einem Mikrometer – das entspricht einem tausendstel Millimeter. Um solch winzige Kunststoffobjekte genau zu bestimmen und ihre Herkunft zu klären, sind aufwendige Untersuchungen nötig. „Wir empfehlen jedem Wissenschaftler, sehr kleine Mikroplastikpartikel mithilfe einer Infrarot-Spektroskopie zu analysieren. Dieses Verfahren entlarvt die Inhaltsstoffe und ermöglicht so eine genaue Identifizierung als Kunststoff“, sagt Lars Gutow.

In ihrem Forschungsleitfaden weisen die Wissenschaftler zudem auf Wissenslücken hin. „Das Thema ‚Plastik im Meer‘ hat in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Es wird sehr viel geforscht. Trotzdem wissen wir zum Beispiel noch nicht, ob und wenn ja, in welcher Menge Mikroplastikpartikel an Felsküsten und in Salzwiesen abgelagert werden. Vor allem letztere sind bekannt dafür, dass sie ein hohes Rückhaltepotenzial für Partikel ausweisen. Ob dies auch für Mikroplastikpartikel gilt, ist bisher nicht bekannt“, sagt Martin Thiel, der die Belastung der chilenischen Küste durch Mikroplastikpartikel untersucht.

Wenn zukünftig, basierend auf den Empfehlungen dieser Vergleichsstudie, alle Meeresforscher standardisierte Methoden zur Erfassung der Mikroplastikpartikel anwenden, dürfte nicht nur die Aussagekraft ihrer Ergebnisse deutlich steigen. Es bestünde zudem die Chance, realistische Aussagen darüber zu machen, wo und wie stark die Weltmeere wirklich mit Mikroplastikpartikeln belastet sind und welche Konsequenzen diese Verschmutzung für die Ökosysteme und somit auch für den Menschen hat.

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

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Wollen sie nicht? Dürfen sie nicht? Ein Forschungsprojekt zu Frauen in Führungspositionen

Dr. Christian Sonntag
Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Niederrhein – University of Applied Sciences

Der Name Frauke stammt aus dem Niederdeutschen und bedeutet so viel wie „kleine Frau“ oder „Frauchen“. Im Forschungsinstitut SO.CON der Hochschule Niederrhein stand der Name „FrauKE“ in den vergangenen 13 Monaten dagegen für ein zukunftsgewandtes Frauenbild, nämlich für das Projekt „Frauen. Karrieren. Entwickeln.“, das sich den Karrierepotentialen von Frauen im Gesundheits- und Sozialwesen widmete. Drei Wissenschaftlerinnen untersuchten die Aufstiegschancen von Frauen in Pflegeberufen, medizinischen Berufen und sozialen Berufen. Heute stellten sie ihre Ergebnisse im Rahmen der Veranstaltung „Karrierepotenziale von Frauen im Gesundheits- und Sozialwesen“ vor.
Den Wissenschaftlerinnen ging es unter anderem darum, herauszufinden, warum gerade in den von Frauen dominierten Berufsfeldern im Gesundheits- und Sozialwesen die Führungspositionen überwiegend von Männern besetzt sind. Sie verschickten bundesweit Fragebögen an zwölf Unternehmen. 1052 Frauen, die als Fach- oder Führungskräfte tätig sind, beantworteten die insgesamt 70 Fragen und ermöglichten damit den Wissenschaftlerinnen, aussagekräftige Ergebnisse vorzulegen. Diese sind in einem umfangreichen Bericht aufgeführt, der in einigen Wochen fertiggestellt wird. Mit der Studie liegen erstmals belastbare Daten zur Aufstiegsorientierung und zum Aufstiegsverhalten von Frauen im Gesundheits- und Sozialwesen vor.

„Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels wird es für die Unternehmen immer wichtiger, die Karrierepotenziale von Frauen zu nutzen“, erklärte Prof. Dr. Edeltraud Vomberg, Leiterin des am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein angesiedelten Instituts SO.CON. Es sei skandalös, dass gerade in den Kliniken, Pflegeeinrichtungen, Einrichtungen der Behindertenhilfe und anderen Unternehmen der sozialen Arbeit der hohe Frauenanteil unter den Beschäftigten sich nicht auf der Leitungsebene widerspiegele. So seien in den befragten Unternehmen 10.330 Frauen und 3050 Männer beschäftigt. Aber während nur 8 Prozent der Frauen in Führungspositionen tätig seien, sei dies knapp jeder vierte Mann (22 Prozent).

Die Wissenschaftlerinnen untersuchten daher die Gründe für den beruflichen Werdegang der Frauen, fragten nach Kindern, Partnerschaft, Religion, Migrationshintergrund oder Bildung der Eltern. Sie stellten fest, dass auch die Unternehmenskultur eine wichtige Rolle bei der Aufstiegsorientierung von Frauen spielt. „Lob und Anerkennung durch den Vorgesetzten fördert die Aufstiegsorientierung von Frauen ganz wesentlich“, sagte Anita Wiemer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut SO.CON und organisatorische Leiterin des Projekts.

Auch die Unterstützung des Partners bei der Karriereplanung und deren Umsetzung spiele eine wichtige Rolle bei den Aufstiegschancen von Frauen. Andere Punkte, die wesentlich zur Karriere von Frauen beitragen können, sind die Bereitstellung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Transparenz von Gehältern, die Vernetzung in privaten Netzwerken oder auch die Erwerbstätigkeit und die Bildung der Mutter. „Bei Frauen mit Migrationshintergrund stellten wir eine stärkere Aufstiegsorientierung als bei Frauen ohne Migrationshintergrund fest“, sagte Esther Ochoa Fernández, wissenschaftliche Leiterin des Projekts. Allerdings sei die Aufstiegswahrscheinlichkeit bei Frauen mit Migrationshintergrund geringer.

Aus den Studienergebnissen wurden konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet. Um Karrierepotenziale von Frauen zu nutzen, müssen Unternehmen des Gesundheits- und Sozialwesens ihre Strukturen sowie Qualifizierungs- und Rekrutierungsmaßnahmen weiterentwickeln. „Benötigt werden kleinschrittige Potenzialentfaltungsmöglichkeiten für Frauen“, sagte Sara Bode von der Unternehmensberatung contec GmbH, Praxispartner im Projekt. „Durch Instrumente wie Projektarbeit, Job-Rotation, Vertretungsregelungen oder die Übernahme von Management auf Zeit werden Frauen befähigt und können Führung ausprobieren.“

Prof. Dr. Ute Klammer, Vorsitzende der Sachverständigenkommission des ersten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung, sagte, immer wieder gehe es bei solchen Diskussionen um die Frage, ob Frauen überhaupt in Führung gehen wollten. „Dazu sage ich: Frauen wollen in Führungspositionen, aber nicht unter den heutigen Bedingungen.“ Die „Verfügbarkeitskultur“, die in vielen Unternehmen hinsichtlich ihrer Führungspositionen herrsche, sei von Männern gemacht. Daher sei ein wichtiger Schritt hin zu mehr Frauen in Führungspositionen eine Veränderung der Führungskultur.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Schlank und potent – mit Nebenwirkungen

Dr. Suzan Fiack
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Nahrungsergänzungsmittel zur Gewichtsreduktion oder Steigerung der Potenz können unerlaubte Wirkstoffe enthalten
„Rein pflanzlich“ und „frei von Nebenwirkungen“. So werden Nahrungsergänzungsmittel zur Steigerung der Potenz oder zur Gewichtsreduktion oftmals angeboten. Über das Europäische Schnellwarnsystem für Lebensmittel (RASFF) wird europaweit vor zahlreichen Präparaten dieser Produktgruppe gewarnt. Einige Untersuchungen von Überwachungsbehörden haben ergeben, dass manche dieser Produkte unerlaubte, nicht deklarierte arzneiliche Wirkstoffe enthielten. „Wir raten zur Vorsicht bei Präparaten, die als Nahrungsergänzungsmittel zur Steigerung der Potenz oder zur Gewichtsreduktion angeboten werden“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Verbraucher werden in einigen Fällen über die wahre Zusammensetzung der Produkte und ihrer Eigenschaften, einschließlich ihrer Risiken, getäuscht.“
Nahrungsergänzungsmittel müssen als Lebensmittel nicht staatlich zugelassen werden.

Als Nahrungsergänzungsmittel bezeichnete Präparate zur Steigerung der Potenz werden überwiegend im Internet oder in Erotik-Shops unter verschiedenen Bezeichnungen vertrieben. Die Produkte sollen nach Angaben der Anbieter häufig ausschließlich rein pflanzliche, natürliche Inhaltsstoffe enthalten. Bei einer Reihe von Präparaten ergaben Analysen jedoch, dass sie nicht deklarierte „verschreibungspflichtige“ arzneiliche Wirkstoffe (Sildenafil, Tadalafil) bzw. nicht zugelassene Sildenafil-Analoga (Hydroxyhomosildenafil, Hydroxythiohomosildenafil, Sulfoaildenafil) in pharmakologisch wirksamen Konzentrationen enthielten. Bei Einnahme von Arzneimitteln dieser Wirkstoffgruppe muss davon ausgegangen werden, dass auch bei gegebener Indikation und bestimmungsgemäßem Gebrauch in seltenen Fällen schwere unerwünschte Wirkungen (z. B. Schlaganfall, Herzinfarkt) auftreten können.

Auch in als Nahrungsergänzungsmittel bezeichneten Präparaten zur Gewichtsreduktion wurden in der Vergangenheit wiederholt pharmakologisch wirksame Substanzen nachgewiesen, u. a. der in Deutschland in Arzneimitteln nicht mehr zugelassene Wirkstoff Sibutramin. Derartige Produkte werden ebenfalls überwiegend über das Internet vertrieben und häufig als „natürliche“ oder „100% pflanzliche“ Nahrungsergänzungsmittel beworben. Sibutramin ist eine seit Februar 2010 in Deutschland nicht mehr zugelassene pharmakologisch wirksame Substanz aus der Gruppe der Appetitzügler. Aufgrund zum Teil erheblicher Nebenwirkungen, insbesondere bei übergewichtigen Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hatte die Europäische Arzneimittelagentur im Januar 2010 empfohlen, die Zulassung von Sibutramin-haltigen Arzneimitteln zu widerrufen.

Als Nahrungsergänzungsmittel hält das BfR Produkte mit den genannten Wirkstoffen für nicht sicher. Insbesondere über das Internet angebotene Präparate sind durch die amtlichen Überwachungsbehörden schwer zu fassen. Es besteht die Gefahr, dass Verbraucher über die wahre Zusammensetzung der Produkte und ihre Eigenschaften, einschließlich ihrer Risiken, getäuscht werden.

Der Verzehr von als Nahrungsergänzungsmittel bezeichneten Produkten zur Potenzsteigerung oder zur Gewichtsreduktion kann mit einem hohen gesundheitlichen Risiko verbunden sein, wenn sie pharmakologisch wirksame Substanzen enthalten. Das BfR rät daher Verbrauchern zur Vorsicht und dazu, sich beim Hersteller über die genaue Zusammensetzung zu informieren. Bei Zweifeln oder unklaren Auskünften sollte auf die Einnahme derartiger Produkte verzichtet werden.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Weltneuheit: Quecksilberfreie Energiesparlampe

Team Pressestelle
Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing
FH Aachen

Unter der Leitung von Prof. Dr. Holger Heuermann der FH Aachen hat ein Wissenschaftskonsortium eine elektrodenlose, quecksilberfreie und damit umweltfreundliche Energiesparlampe entwickelt. Bis zum 20. April wird sie noch auf der Light+Building in Frankfurt präsentiert.
Ab September 2016 können Verbraucher endgültig keine herkömmlichen Glühbirnen mehr kaufen. Sie müssen auf LEDs oder sogenannte Energiesparlampen (Kompaktleuchtstofflampen) ausweichen. Doch die bisherigen Energiesparlampen haben einen großen Nachteil: Sie enthalten Quecksilber und müssen aufgrund ihrer komplizierten Entsorgung als Verlierer internationaler Nachhaltigkeitsbestrebungen gelten. Auf der Light+Building, der weltgrößten Messe für Licht und Gebäudetechnik, in Frankfurt stellt Prof. Dr. Holger Heuermann von der FH Aachen – zusammen mit dem von ihm geleiteten Wissenschaftskonsortium – nun eine umweltfreundliche Alternative zur herkömmlichen Energiesparlampe vor.
„Unsere Energiesparlampe ist elektrodenlos und enthält nur Spuren von Quecksilber, etwa ein Tausendstel der Menge bisheriger Kompaktleuchtstoff-lampen. Lampen mit etwas geringerer Leistung kommen völlig ohne Quecksilber aus“, sagt Prof. Heuermann. Seit 2009 arbeitet er gemeinsam mit Dr. Rainer Kling vom Lichttechnischen Institut der Universität Karlsruhe an der neuartigen Technik.
Die neuen Lampen punkten nicht nur durch ihren extrem niedrigen Quecksilbergehalt, sondern auch durch die CO2-Bilanz in Bezug auf ihre Entsorgung. Denn der Transport zwischen Haushalten, Sammelstellen für Energiesparlampen, Aufbereitung und Reststoffverwertung entfällt bei der Entsorgung der neuartigen Lampen. „Da eine umweltschonende Entsorgung längst nicht in allen Ländern gewährleistet ist, liegt der Vorteil ganz klar bei der quecksilberfreien Energiesparlampe“, sagt Prof. Heuermann. Ein weiterer Vorteil: Die Entwickler erwarten, dass die Lebensdauer bei dreistündiger Nutzung täglich etwa 27 Jahre beträgt. Die elektrodenlosen Energiesparlampen erreichen außerdem sofort nach Betätigung des Lichtschalters ihre volle Leuchtleistung. Darüber hinaus verfügen sie über eine besonders hohe Leuchtdichte, eine gute Farbwiedergabe sowie angenehme Lichtfarben und sind, im Gegensatz zu den üblichen Energiesparlampen, dimmbar.
„Diese Marktneuheit wird die herkömmliche Energiesparlampe deshalb in spätestens 25 Jahren ersetzt haben“, wagt Dr. Franz-Josef Bierbrauer, selbstständiger Unternehmensberater in der Lichtindustrie und ehemaliger Geschäftsführer der OSRAM Korea eine Prognose. Vor allem Asien, wo die meisten Lampen produziert werden, werde von der Entwicklung profitieren. „Fabrikarbeiter kommen dann nicht mehr mit giftigem Quecksilber in Berührung.“
Marc von Gronow hat die Patente an der Erfindung von Prof. Heuermann für die „Dritte Patentportfolio Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. KG“ gekauft. Er hält einen Stückpreis von acht bis zwölf Euro pro Lampe im Handel für realistisch.

Weitere Informationen:
http://www.fh-aachen.de

Anhang
:
Weltneuheit: Quecksilberfreie Energiesparlampe
http://idw-online.de/de/attachmentdata16284.pdf

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Schwatzhafte Flora – Pflanzen können reden

Sabine Ranke-Heinemann
Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Menschen, die mit ihren Pflanzen sprechen, sind nichts Ungewöhnliches. Dass Pflanzen sich auch untereinander geräuschvoll Mitteilungen machen, ist eine neue Erkenntnis, die Forscher in Australien gewonnen haben.
Als der südafrikanische Botaniker Lyall Watson in seinem 1973 veröffentlichten Bestseller „Supernatural“ behauptete, Pflanzen hätten Gefühle, die durch einen Lügendetektor nachweisbar seien, konnten Wissenschaftler darüber nur müde lächeln und taten den Gedanken als Unsinn ab.

Dr. Monica Gagliano, wissenschaftliche Mitarbeiterin der University of Western Australia (UWA) in Perth, hat nun entdeckt, dass Pflanzen tatsächlich auf Töne reagieren und durch Klickgeräusche wahrscheinlich sogar miteinander kommunizieren. Zusammen mit Daniel Robert, Professor an der University of Bristol in Großbritannien, und Stefano Mancuso, Professor an der Universität Florenz in Italien, zeigte sie, dass die Wurzeln junger Pflanzen gewisse Geräusche machen und auf eben solche reagieren.

„Es ist allgemein bekannt, dass Pflanzen auf Licht reagieren. Wissenschaftler wissen außerdem, dass Pflanzen flüchtige chemische Stoffe zur Kommunikation nutzen, beispielsweise wenn Gefahr durch einen Pflanzenfresser naht. Ich arbeitete eines Tages in meinem Kräutergarten und fragte mich, ob Pflanzen vielleicht auch Geräusche wahrnehmen können – warum denn auch nicht. Und so beschloss ich, der Frage wissenschaftlich auf den Grund zu gehen“, erklärte Dr. Gagliano.

Sie und ihre Forscherkollegen stellten dabei fest, dass die Wurzeln junger Getreidepflanzen regelmäßige Klickgeräusche von sich geben. Sie fanden außerdem heraus, dass sich junge Getreidewurzeln in Wasser stets in Richtung einer regelmäßigen Geräuschquelle im Frequenzbereich von 220 Hz ausrichteten. Innerhalb dieses Frequenzbereiches gaben die Wurzeln ebenfalls Geräusche ab.

Die Untersuchungsergebnisse wurden in der führenden internationalen Wissenschaftszeitschrift „Trends in Plant Science“ veröffentlicht. Dabei kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Rolle von Geräuschen bei Pflanzen noch intensiv erforscht werden muss, „da wir im Bereich der sensorischen und kommunikativen Komplexität dieser Organismen noch immer große Wissenslücken haben“.

Dr. Gagliano geht davon aus, dass im Leben der Pflanzen neben weiteren Formen der sensorischen Reaktion sehr wahrscheinlich auch eine gewisse Sensibilität für Geräusche und Vibrationen eine wichtige Rolle spielt. Sie hofft, durch die Veröffentlichung ihrer Untersuchungsergebnisse weitere Fördermittel zu erhalten, um so intensiv erforschen zu können, wie Pflanzen Geräusche machen und wie sie darauf reagieren.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle
Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

und

Dr Monica Gagliano
Centre for Evolutionary Biology
The University of Western Australia
Email: monica.gagliano@uwa.edu.au

Das Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund ist das gemeinnützige Studierendensekretariat aller australischen und neuseeländischen Universitäten in Europa, zuständig für Wissens- und Forschungstransfer, Forschungsförderung sowie Studenten- und Wissenschaftleraustausch und für die Betreuung von Studierenden und Schülern, die ein Studium Down Under vorbereiten.

Weitere Informationen:
http://www.ranke-heinemann.de
http://www.ranke-heinemann.at
http://www.ranke-heinemann.tv

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Neu entdeckter Mechanismus erklärt, warum Übergewicht das Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko erhöht

Dr. Gisela Olias
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Potsdam-Rehbrücke – Unter Führung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) hat ein Wissenschaftlerteam einen bislang unbekannten molekularen Mechanismus aufgedeckt, der erklären kann, warum krankhaftes Übergewicht* mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist. Wie die Forscher zeigen, führt der bei krankhaftem Übergewicht erhöhte Insulinspiegel zu einem verminderten Spiegel des atrialen natriuretischen Peptids (ANP). Hierbei handelt es sich um einen Botenstoff, der im Herz gebildet wird und blutdrucksenkend wirkt. Die Erkenntnisse liefern neue Ansatzpunkte, um neuartige Medikamententherapien für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln.
Das Wissenschaftlerteam um Natalia Rudovich, Andreas F. H. Pfeiffer und Olga Pivovarova vom DIfE publizierte kürzlich seine Studienergebnisse in der Fachzeitschrift Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism (O. Pivovarova et al.; 2012; DOI: 10.1210/jc.2011-2839; http://jcem.endojournals.org/content/early/2012/03/09/jc.2011-2839.full.pdf+html).

Der Botenstoff ANP wird vom Herzen ausgeschüttet, sobald die Zellen der rechten Herzvorhofwand aufgrund eines zu hohen Blutvolumens gedehnt werden. Das Peptidhormon hemmt das Durstgefühl, wirkt entspannend auf die glatte Muskulatur der Gefäße und führt gleichzeitig dazu, dass verstärkt Harn ausgeschieden wird. Über alle drei Mechanismen trägt das ANP somit dazu bei, das Blutvolumen und damit den Blutdruck zu senken und schützt auf diese Weise vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Seit längerem beobachten Wissenschaftler weltweit, dass die ANP-Spiegel besonders bei stark übergewichtigen Menschen sehr niedrig sind. Eine Beobachtung, die bislang nicht erklärt werden konnte. „Eigentlich würde man erwarten, dass die ANP-Spiegel gerade bei krankhaft übergewichtigen Menschen erhöht sind, da sie zu Bluthochdruck neigen und ANP vom Körper freigesetzt wird, um den Blutdruck zu senken“, sagt Erstautorin Olga Pivovarova. „Unsere Ergebnisse liefern nun erstmals einen Einblick in die zu Grunde liegenden molekularen Mechanismen und geben somit eine Erklärung für das Phänomen“. Wie die Wissenschaftler zeigen konnten, führen chronisch erhöhte Insulinspiegel – wie sie bei krankhaftem Übergewicht häufig zu beobachten sind – zu einer verstärkten Produktion von ANP-Abbau-Rezeptoren im Fettgewebe. Das ANP bindet an diese Rezeptoren und wird so regelrecht „weggefischt“, so dass es seine schützende blutdrucksenkende Wirkung nicht mehr entfalten kann.

„Unsere Beobachtungen zeigen damit erstmals einen bislang unbekannten direkten Zusammenhang zwischen den erhöhten Insulinspiegeln, dem Fettgewebe und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, sagt Studienleiterin Natalia Rudovich. „Besonders der neu entdeckte Effekt des Insulins auf den Blutdruckregulator ANP ist sehr interessant, da in der Typ-2-Diabetes-Therapie derzeit auch neuartige Medikamente eingesetzt werden, welche den Blutzucker-Stoffwechsel über insulin-unabhängige Mechanismen steuern. Diese Medikamente hätten nach den vorliegenden Ergebnissen zusätzlich auch positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System“, ergänzt Andreas F. H. Pfeiffer, Leiter der Abteilung Klinische Ernährung am DIfE. Daher sei es wichtig, alte Behandlungsmethoden zu überdenken und die Studienergebnisse auch für die Entwicklung neuer Medikamententherapien zu berücksichtigen.

Hintergrundinformation:
*stammbetonte Adipositas (Fettsucht): Menschen, die unter einer stammbetonten Adipositas leiden, haben sehr viel Fett im Bauchraum eingelagert (Body-Mass-Index > 30). Damit verbunden haben sie auch ein sehr hohes Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Darmkrebs und Typ-2-Diabetes. Nach Angaben der Nationalen Verzehrsstudie II, ist etwa jeder fünfte erwachsene Bundesbürger adipös (fettleibig).

Typ-2-Diabetes: Etwa 90 Prozent der Diabetespatienten in Deutschland sind an einem Typ-2-Diabetes erkrankt, der auch als Altersdiabetes bekannt ist. Ausgelöst wird diese Stoffwechselerkrankung durch eine genetische Veranlagung gepaart mit einer ungesunden Ernährung und einem ungünstigen Lebensstil. Die direkte Vorstufe zum Diabetes ist die Insulinresistenz: Das Hormon Insulin ist zwar vorhanden, kann aber an seinem Zielort, den Zellmembranen, nicht richtig wirken, so dass der Blutzuckerspiegel ansteigt. Der Körper versucht diesem Prozess durch eine verstärkte Insulinproduktion entgegenzuwirken. Dies funktioniert aber nur für eine gewisse Zeit und im weiteren Verlauf kommt es zu einem relativen Insulinmangel, so dass der Blutzuckerspiegel ansteigt (Diabetesentwicklung). Beim Fortschreiten der Erkrankung treten dann zunehmend Insulinsekretionsstörungen auf. Die molekularen Mechanismen, die zur Krankheitsentstehung beitragen sind noch weitgehend unbekannt, werden aber derzeit erforscht. Typ-2-Diabetes kann lange Zeit ohne Symptome verlaufen und erst durch Spätschäden auf sich aufmerksam machen. Der Typ-2-Diabetes tritt oft zusammen mit Übergewicht, Bluthochdruck und erhöhten Blutfettwerten auf.

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsbedingter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Forschungsschwerpunkte sind dabei Adipositas (Fettsucht), Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung e.V. (DZD).

Die Leibniz-Gemeinschaft vereint 86 Einrichtungen, die anwendungsbezogene Grundlagenforschung betreiben und wissenschaftliche Infrastruktur bereitstellen. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Einrichtungen rund 16.800 Menschen – darunter 7.800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – bei einem Jahresetat von insgesamt knapp 1,4 Milliarden Euro. Die Leibniz-Gemeinschaft zeichnet sich durch die Vielfalt der in den Einrichtungen bearbeiteten Themen und Disziplinen aus. Die Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft bewahren und erforschen das natürliche und kulturelle Erbe. Darüber hinaus sind sie Schaufenster der Forschung, Orte des Lernens und der Faszination für die Wissenschaft. Näheres unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

Kontakt:
Dr. Natalia Rudovich
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Abteilung Klinische Ernährung
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
Tel.: +49(0)33200 88-2789
E-Mail: rudovich@dife.de

Prof. Dr. Andreas F. H. Pfeiffer
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Abteilung Klinische Ernährung
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
Tel.: +49(0)33200 88-2771
E-Mail: afhp@dife.de oder afhp@charite.de

Dr. Olga Pivovarova
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Abteilung Klinische Ernährung
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
Tel.: +49(0)33200 88-2771
E-Mail: olga.pivovarova@dife.de

Dr. Gisela Olias
Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
Tel.: +49(0)33200 88-2278/-2335
E-Mail: olias@dife.de

Weitere Informationen:
http://www.dife.de Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Erschöpfte Arbeitnehmer

Katharina Thehos
Pressestelle
Technische Universität Chemnitz

Soziologen der TU Chemnitz und des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt/Main stellen eine steigende Belastung sowie zunehmende Probleme bei der Realisierung professioneller Standards bei Arbeitnehmern fest
Dauerhafter Zeit- und Leistungsdruck, regelmäßige Überstunden, geringe Entscheidungsspielräume bei gleichzeitig fehlender Anerkennung und Unterstützung durch Führungskräfte, zunehmend prekäre Berufsbedingungen selbst bei qualifizierten Arbeitskräfte – nicht wenige Arbeitnehmer in Deutschland sind erheblich belastet und nicht selten auch überfordert. Neben steigenden psychischen Problemen ist als Folge eine ernsthafte Gefährdung von Arbeitsqualität und Professionalität zu registrieren. Zu diesem Ergebnis kommen Soziologen der Technischen Universität Chemnitz und des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt/Main nach einer Befragung der Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Supervision e. V. (DGSv). Supervisoren beraten Organisationen und Unternehmen. In der Untersuchung ging es darum, wie die befragten Experten die Arbeitsbedingungen in den von ihnen betreuten Organisationen im Profit- und Non-Profit-Bereich wahrnehmen.

Die Daten wurden 2011 als zweite Welle einer erstmals 2008 durchgeführten viel beachteten Befragung erhoben. 30 qualitative Intensivinterviews, vier Gruppendiskussionen sowie eine standardisierte E-Mail-Befragung der Mitglieder der DGSv mit einer Beteiligung von 23,6 Prozent (das entspricht 893 Befragten) bildeten in dieser Welle die Grundlage der Erhebung. Die Wissenschaftler werten die Studie aufgrund der Zusammensetzung der Stichprobe als repräsentativ. 44,3 Prozent der Befragten nahmen bereits an der Vorgängerstudie teil. Auch die aktuelle Untersuchung bestand aus einem breiten Spektrum von Fragen zu den Arbeitsbedingungen. Hinzu kamen dieses Mal zwei Schwerpunkte: Die Chemnitzer Forscher befassten sich unter Leitung von Prof. Dr. G. Günter Voß (Professur Industrie- und Techniksoziologie) vor allem mit der Qualität der geleisteten Arbeit. Die Frankfurter Wissenschaftler beschäftigten sich unter Leitung von Prof. Dr. Rolf Haubl insbesondere mit den gesundheitlichen Auswirkungen steigender Arbeitsbelastungen. Die Studie wurde von der DGSv finanziert.

Gaben 2008 fast 80 Prozent der Befragten an, dass Beschäftigte unter dauerhaftem Leistungsdruck stehen, so waren es 2011 bereits mehr als 90 Prozent. Fast alle (97,3 Prozent) erkennen inzwischen steigende psychophysische Belastungen aufgrund hoher Arbeitsbelastungen, die in den Augen von ebenfalls über 90 Prozent eine Zunahme von Erkrankungen zur Folge haben – vor allem als Burnout-Phänomene (94,3 Prozent). „Nimmt man dauerhaften Leistungsdruck als aussagefähigen Indikator für die Belastungen am Arbeitsplatz, dann haben diese von 2008 auf 2011 keineswegs abgenommen. Im Gegenteil: Sie stabilisieren sich auf hohem Niveau“, fasst Prof. Voß zusammen.

Fast 70 Prozent der befragten Experten erklären zudem, dass ökonomische Kriterien zunehmend Qualitätsstandards verdrängen und es wachsende Konflikte über Leistungsstandards zwischen Management und Mitarbeitern gibt. „Das Ziel professionellen Handelns liegt aus Sicht der Organisationen insbesondere darin, den eigenen ökonomischen Erfolg zu sichern. Für die Beschäftigten ist professionelles Arbeiten hingegen vor allem mit Sinnhaftigkeit, klar erkennbarer Wirksamkeit und fachlicher Qualität verbunden“, erklärt Voß und benennt als ein für ihn besonders wichtiges Ergebnis der Studie: „Den Sinn der geleisteten Arbeit zu erkennen, fällt den Beschäftigten immer schwerer. Das kann zu einer erheblichen Entfremdung von der eigenen Tätigkeit führen, die ein bisher wenig beachteter Grund für die derzeit weithin beobachtete Zunahme psychischer Belastungen sein könnte.“

Bei der Untersuchung der gesundheitlichen Auswirkungen von hohen Belastungen am Arbeitsplatz registrieren die Wissenschaftler vor allem fünf Problemfelder: Einer deutlichen Überforderung in vielen Bereichen steht eine bestenfalls durchschnittliche oft aber auch fehlende Anerkennung für die geleistete Arbeit und eine nur durchschnittlich realisierte Leistungsgerechtigkeit gegenüber, was wichtige Ursache für eine gravierende Demoralisierung und oft auch Erschöpfung der Arbeitnehmer ist. „Die Daten zeigen generell, dass ein Großteil der Arbeitnehmer unter einer starken bis sehr starken Erschöpfung leidet – was aber nicht sofort mit dem derzeit populären Schlagwort Burnout gleichgesetzt werden darf“, so Voß. Diese Erschöpfung folgt laut der Studie vor allem aus zu hoher Arbeitsbelastung aber auch aus den registrierten Konflikten um die Qualität und den Sinn der Arbeit. Solche Probleme können sich jedoch relativieren, wenn die geleistete Arbeit von Führungskräften anerkannt und leistungsgerecht belohnt werde. Auch eine gute Arbeitsatmosphäre und belastungsreduzierende Hilfestellungen durch die Vorgesetzten wirken der Erschöpfung entgegen. Allerdings lässt beides laut der Studie häufig zu wünschen übrig: 62,7 Prozent der Befragten registrieren, dass Führungskräfte nur unzureichend Halt und Orientierung bieten. 53,3 Prozent können nicht erkennen, dass das Betriebsklima in den Organisationen gut ist. Es ist daher wenig verwunderlich, wenn eine große Mehrheit (65,3 Prozent) der folgenden Aussage zustimmt: „Ein erheblicher Teil meiner Supervisanden hat Angst, psychische Belastungen am Arbeitsplatz gegenüber seinem Vorgesetzten zur Sprache zu bringen.“

„Wollen Arbeitgeber etwas gegen die Erschöpfung ihrer Belegschaften tun, dann können sie vor allem an folgenden Punkten ansetzen: Ein hoher Arbeitseinsatz sollte deutlich wertgeschätzt und Leistung gerecht belohnt werden. Außerdem braucht es ein Klima, in dem Vorgesetzte die Mitarbeiter vor Überlastungen und nicht zuletzt vor Selbstausbeutung schützen sowie dazu beitragen, dass Probleme angesprochen werden und sich Kollegen solidarisch verhalten“, fasst Voß zusammen.

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse stellt die DGSv im Internet bereit:
http://www.dgsv.de/wp-content/uploads/2012/02/erste_ergebnisse-grenzen_professio…

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Fußball-Europameisterschaft 2012

Joachim Leiblein
Geschäftsstelle
Deutsche Hochdruckliga

Anlässlich der Fußball-Europameisterschaft 2012 veröffentlicht die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL eine neue Füllanzeigen-Serie. Helfen Sie mit, auf die Gefahren von Bluthochdruck aufmerksam zu machen!
In Kürze wird Fußball das beherrschende europaweite Thema sein – und wir freuen uns mit Ihnen auf dieses großartige Ereignis!

Doch ebenso präsent wie das „Fußballfieber“ zur Zeit der Europameisterschaft ist der Bluthochdruck in den europäischen Nationen – und zwar dauerhaft. Die Folgen sind fatal: Viele Betroffene wissen nicht, dass sie unter Bluthochdruck leiden und steuern auf ernsthafte Folgeerkrankungen zu. Denn Bluthochdruck zieht Gefäßerkrankungen aller Art nach sich, insbesondere Schlaganfall, Herzinfarkt und Nierenerkrankungen. Das Nicht-Wissen oder Nicht-Wahrhaben-Wollen von Bluthochdruck führt also früher oder später zu „Eigentoren“. Prävention ist nötig – und möglich!

Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® – Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention möchte Maßnahmen zur Prävention von Bluthochdruck bekannter machen und bietet umfassende Informationen und Hilfestellungen für Betroffene.

Unter dem Link http://www.hochdruckliga.de/fuellanzeigen.html finden Sie unsere neue Füllanzeigenserie mit Motiven zur Fußball-Europameisterschaft als druckfähige PDF-Datei. In Zeiten, in denen die Helden auf dem Grün gefeiert werden, möchten wir den Schwung der Euphorie nutzen, um jedem einen Denkanstoß zur Überprüfung seiner eigenen Fitness und Gesundheit zu geben – Blutdruck inklusive!

Bitte unterstützen Sie uns bei unserer wichtigen Aufgabe! Mit einer kostenfreien Schaltung unserer Füllanzeigen helfen Sie uns, die Präventionsbotschaft weit zu verbreiten. Sollten Sie Interesse haben, das Thema Bluthochdruck auch redaktionell aufzugreifen, stehen wir natürlich jederzeit für Auskünfte zur Verfügung, senden Ihnen Hintergrundinformationen und vermitteln Experteninterviews. Rufen Sie uns einfach an!

Herzlichen Dank für Ihre Hilfe!

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® –
Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention
Dr. Joachim Leiblein
Geschäftsführer
Berliner Str. 46, 69120 Heidelberg
Telefon: 0 62 21 / 5 88 55-0
Telefax: 0 62 21 / 5 88 55-25
E-Mail: info@hochdruckliga.de

Weitere Informationen:
http://www.hochdruckliga.de – Weitere Informationen zum Thema

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Neue Studie zur europäischen Wasserrahmenrichtlinie erschienen

Franz August Emde
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesamt für Naturschutz

Wasserwirtschaft soll Synergien mit dem Naturschutz nutzen
In einer neuen Studie hat das Bundesamt für Naturschutz (BfN) die europäische Wasserrahmenrichtlinie aus Sicht des Naturschutzes untersucht. Sie analysiert, wie Naturschutzbelange in die Entwicklung der Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme der Flüsse einbezogen wurden und welche zusätzlichen Möglichkeiten künftig dafür bestehen. Die Wasserrahmenrichtlinie vertritt einen integrativen und flussgebietsbezogenen Ansatz der Gewässerbewirtschaftung. „Die Studie macht deutlich, dass es prinzipiell viele gute Ansätze zur gemeinsamen Zielerreichung zwischen Wasserwirtschaft und Naturschutz gibt, die aber noch konsequenter umgesetzt werden sollten. Zudem gibt es in den Planungen der Länder in den untersuchten naturschutzfachlich bedeutsamen Teilen teilweise deutliche Unterschiede was die adäquate Berücksichtigung auch von Naturschutzaspekten betrifft“, sagte BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel.
Insgesamt ist jedoch zu erwarten, dass neben den Gewässerorganismen auch die zahlreichen Lebensräume der Gewässerlandschaften, in denen viele weitere Tier- und Pflanzenarten beheimatet sind, von der Bewirtschaftungsplanung und der Maßnahmenumsetzung profitieren. Die Umsetzung der Richtlinie bietet deshalb die Möglichkeit verstärkter Kooperationen zwischen Wasserwirtschaft und Naturschutz, damit sowohl wasserwirtschaftliche als auch Naturschutzziele verwirklicht werden können.
Für die Fortschreibung der Bewirtschaftungsplanung im Jahr 2015 zeigt die Studie Möglichkeiten auf, die bisherigen Ansätze zu konkretisieren und in der Bewirtschaftungsplanung noch bessere Synergien mit dem Naturschutz zu verankern. Dies kann z. B. durch eine klare räumliche Zuordnung der Planinhalte und eine transparentere Darstellung der Planung erreicht werden.
Die Studie „Die Wasserrahmenrichtlinie aus Sicht des Naturschutzes“, die in der Schriftenreihe des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) erschienen ist, formuliert Kernempfehlungen zu sechs Themenbereichen. Diese umfassen neben den drei vertieft betrachteten Schnittstellen „Natura 2000″, „Auen und Biotopverbund“ sowie „grundwasserabhängige Landökosysteme und Feuchtgebiete“ auch den inhaltlichen Detaillierungsgrad und die räumliche Zuordnung der Planinhalte, die Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung sowie die Aspekte strategische Umweltprüfung (SUP), FFH-Verträglichkeitsprüfung und Klimacheck.

Hintergrund
Die Bewirtschaftungsplanungen der Wasserwirtschaftsbehörden sind Ende 2009 für alle zehn Flussgebietseinheiten in Deutschland fertig gestellt worden. Ziel dieses „Fahrplans“ und der bereits laufenden Maßnahmenumsetzung ist es, bis zum Jahr 2015, spätestens aber in den nachfolgenden Bewirtschaftungszyklen bis 2021 bzw. 2027, einen „guten Zustand“ der Gewässer und des Grundwassers zu erreichen. Die Gewässer sollen durch insgesamt 99 unterschiedliche Maßnahmentypen verbessert werden, die zahlreiche Überschneidungen mit dem Naturschutz aufweisen. So ergeben sich Schnittstellen beim Natura-2000-Gebietsschutz, beim Auenschutz und beim Biotopverbund.
Die Bewirtschaftungsplanung nach Wasserrahmenrichtlinie ist das zentrale Instrument mit dem die Gestalt und die Lebensraumqualität unserer Fließgewässer entwickelt werden und das Grundwasser geschützt wird. Aufgrund ihres ökosystemaren und flächenbezogenen Ansatzes weist sie zahlreiche Schnittstellen zum Naturschutz auf, die größtenteils Synergiepotenziale beinhalten.

Bibliographische Angaben:
ALBRECHT, JULIANE; SCHMIDT, CATRIN; STRATMANN, LARS; HOFMANN, MARTIN; POSSELT, SANDRA; WENDLER, WIEBKE; ROßNER, DOROTHEA UND WACHS, ANNE (2012): Die Wasserrahmenrichtlinie aus Sicht des Naturschutzes – Analyse der Bewirtschaftungsplanung 2009. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 120.

Bezug:
Die Veröffentlichung kostet 24,- Euro und kann über den Landwirtschaftsverlag bezogen werden: BfN-Schriftenvertrieb im Landwirtschaftsverlag 48084 Münster, Tel.: 02501/801-2482, Fax: 02501/801-247 oder im Internet: www.lv-h.de/bfn

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Jedes Jahr Bildung bringt fünf Prozent mehr Einkommen

Wolfgang Braun
Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitInstitut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Jedes Jahr, das jemand zusätzlich in Schule, Ausbildung oder Studium investiert, erhöht sein späteres Einkommen durchschnittlich um fünf Prozent. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.
Knapp 14 Jahre haben die deutschen Beschäftigten durchschnittlich im Bildungssystem verbracht, also in der Schule, in der Berufsausbildung oder im Studium. Rein rechnerisch bringt jedes Jahr fünf Prozent mehr Lohn. Ein Beschäftigter, der 16 Jahre in seine Bildung investiert hat, hat also über das ganze Erwerbsleben hinweg im Durchschnitt ein um 25 Prozent höheres Einkommen zu erwarten als jemand, der das Bildungssystem nach elf Jahren verlassen hat. Dabei handelt es sich natürlich nur um rechnerische Durchschnittswerte: Wer nach drei Jahren sein Studium ohne Abschluss abbricht, profitiert weniger als jemand, der seinen Abschluss macht. Bummelstudenten verdienen nicht mehr als die anderen Studierenden, Sitzenbleiber nicht mehr als diejenigen, die ohne Wiederholung das Schulsystem durchlaufen.

Frauen und Männer gewinnen in Deutschland gleichermaßen

Frauen und Männer erzielen in Deutschland in etwa die gleiche Bildungsrendite. In anderen Ländern gibt es dagegen häufig geschlechtsspezifische Unterschiede: Meist profitieren Frauen noch stärker als Männer von mehr Bildung.

Die Berechnungen des IAB beziehen sich auf das Einkommen während des gesamten Erwerbslebens. Sie berücksichtigen nicht nur die Brutto-Löhne, sondern auch das Steuer- und Abgabensystem, die durchschnittliche Erwerbsbeteiligung im Lebensverlauf unter Berücksichtigung von Arbeitslosigkeit und Familienpausen sowie staatliche Leistungen wie Arbeitslosenunterstützung und Elterngeld.

Die IAB-Studie steht im Internet unter http://doku.iab.de/kurzber/2012/kb0512.pdf.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Allergiebewusst essen und trinken. Neuer Ratgeber für Personen mit Lebensmittelallergien

Eva Contzen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Danone Ernährung für Gesundheit e. V.

Neue Informationsbroschüre zum Thema Nahrungsmittelallergie und -unverträglichkeiten. Das Institut Danone Ernährung für Gesundheit e.V. und die Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin e.V. versorgt Lebensmittelallergiker und Patienten mit Kreuzreaktionen mit aktuellen, nützlichen Informationen.
Die ersten Frühlingsboten sind für viele Menschen der Startschuss für verstärkten Allergiestress. Aus Auswertungen von Pollenflugdaten wissen Experten, dass Baumpollen heute früher freigesetzt werden und die Flugsaison für Pollen zehn bis 20 Tage länger dauert als noch vor 30 Jahren. Zudem ist eine Allergie auf frühblühende Bäume und Gräser als sogenannte Kreuzallergie mit einer Allergie auf Lebensmittel wie Kernobst, Nüsse oder Sellerie kombiniert: Allergiesymptome haben nun wieder verstärkt Konjunktur.

Da kommt der neue Flyer zum Thema Nahrungsmittelallergie und -unverträglichkeiten gerade rechtzeitig. Das Institut Danone Ernährung für Gesundheit e.V. und die Deutsche Akademie für Ernährungsmedizin e.V. versorgt Lebensmittelallergiker und Patienten mit Kreuzreaktionen mit aktuellen, nützlichen Informationen. Der achtseitige Flyer behandelt Allergene und Symptome ebenso wie die Diagnoseverfahren. Auch Therapiestrategien, wie z. B. die Karenz entsprechender Lebensmittel oder auch die Hypo- bzw. Desensibilisierung werden kurz angesprochen. Ärzte und Ernährungsfachkräfte können den Ratgeber kostenlos für ihre Praxis bestellen. Die Informationen sind auch in digitaler Form über die Homepage des Institut Danone abrufbar.

Bestellungen von Broschürenaufstellern zu je 40 Flyern nimmt entgegen:
Institut Danone Ernährung für Gesundheit e.V.
Geschäftsstelle
Richard-Reitzner-Allee 1
85540 Haar
Telefon: 089 / 62733-338
Fax: 089 / 62733-659
e-mail: kontakt@institut-danone.de

Weitere Informationen:
http://www.institut-danone.de
http://www.daem.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Hochwasserwarnung per Scheibenwischer

Mechtild Freiin v. Münchhausen
Referat für Kommunikation und Marketing
Leibniz Universität Hannover

RainCars setzt auf unkonventionelle Messtechnik – DFG fördert Projekt
an der Leibniz Universität Hannover

Regelmäßig richten Überschwemmungen große Schäden an. Doch in Deutschland gibt es zu wenig Regenmessstationen, mittels derer zeitlich genaue Aussagen über die zu erwartende Wassermenge getroffen werden können. Eine verbesserte flächendeckende Erfassung des Niederschlages könnte für genauere Vorhersagen sorgen. Das Projekt RainCars an der Leibniz Universität Hannover verfolgt diesen Ansatz: Es nutzt Autos als mobile Messstationen mit Scheibenwischern als Regensensoren. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt RainCars für eine Laufzeit von zunächst zwei Jahren.

Regenmessstationen in Deutschland liegen häufig weit auseinander. Regenradare liefern nur indirekte und damit unsichere Daten. Da es nicht die Möglichkeit gibt, flächendeckend neue Messstationen zu errichten, kam das Forscherteam auf die Idee, auf etwas zurückzugreifen, was vorhanden ist, in diesem Fall auf Autos. Die Idee dahinter ist simpel: Scheibenwischer werden eingeschaltet, wenn es regnet, sie sind daher ein Indikator für den Niederschlag und können ihn indirekt messen. Die Regenmenge wird in erster Linie über die Wischerfrequenz ermittelt. Zusätzlich werden optische Sensoren als Regensensoren untersucht.

Der Kerngedanke hinter dem Projekt: Relativ ungenaue Messungen an vielen Orten sind besser als exakte Messungen an sehr wenigen. Die Position der Autos und die Wischerfrequenz werden gemessen und mit fest installierten Wetterstationen abgeglichen. Die Kombination mit den genauen Messdaten ermöglicht eine schnelle und präzise Ermittlung, wie groß die Regenmenge an welchem Ort ist. Auch die Autos untereinander sollen ihre Daten abgleichen, so dass am Ende des Messprozesses möglichst präzise und räumlich gut verteilte Datenmengen stehen.

Die Ergebnisse der Messungen dienen als Datenbasis für Computersimulationen. Unterschiedliche Szenarien für Verkehrsdichten und Wetterlagen werden durchgespielt. Außerdem prüfen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie genau die räumliche Regenerfassung mit Scheibenwischern im Vergleich zu konventionellen Methoden ist. Um das Projekt in der Praxis zu testen, ist eine Kooperation mit Taxis oder Lieferfahrzeugen geplant.

Für das Projekt bilden Hydrologen und Geoinformatiker ein Team. Beteiligt sind das Institut für Kartografie und Geoinformatik (ikg) unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Monika Sester und das Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und landwirtschaftlichen Wasserbau (wawi) unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Uwe Haberlandt. Das ikg verarbeitet und analysiert die Daten aus dem Geosensorennetz, mit denen die Niederschlagsmengen aus den Sensordaten ermittelt werden. Das wawi beschäftigt sich mit den Themen Niederschlagsschätzung und räumlicher Interpolation sowie mit der Erfassung und Quantifizierung der Genauigkeit der gewonnenen Daten.

Das Projekt ist eines von zehn DFG-Projekten, die in der Wanderausstellung „Von der Idee zur Erkenntnis“ präsentiert werden; die Schau ist ab dem 23. April im Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Hannover zu sehen.
Fotomaterial ist auf Anfrage erhältlich.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Weiterbildungsangebote stärken Mitarbeiterbindung

Izabela Ahmad
Pressestelle
Deutsche Universität für Weiterbildung

Studie der Deutschen Universität für Weiterbildung: Für Berufseinsteiger sind Weiterbildungsangebote eines Arbeitgebers von großer Bedeutung. Mit zunehmendem Alter müssen Arbeitnehmer stärker motiviert werden. Expertinnen und Experten fordern mehr Investitionsbereitschaft von Unternehmen.
Für 43 Prozent der 25- bis 35-jährigen Erwerbstätigen sind Weiterbildungsangebote am Arbeitsplatz sehr wichtig. 60 Prozent dieser Altersgruppe halten sie sogar für ausschlaggebend bei der Entscheidung für ihren Arbeitgeber. Das sind Ergebnisse der „DUW-Studie zur Mitarbeitermotivation: Motivieren, Binden, Weiterbilden“ der Deutschen Universität für Weiterbildung (DUW), in der unter anderem 1.002 Erwerbstätige befragt wurden. „Attraktive Weiterbildungsangebote im Job sind für die Generation Y selbstverständlich“, erklärt Prof. Dr. Ada Pellert, Präsidentin der DUW. „Unternehmen müssen ihre Mitarbeiterbindungs- und Personalentwicklungs-Strategien auf diesen Aspekt überprüfen, wenn sie Nachwuchskräfte gewinnen, motivieren und langfristig binden wollen.“

Mit zunehmendem Alter verliert Weiterbildung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an Bedeutung: Nur noch 30 Prozent der Befragten, die 36 Jahre und älter sind, halten sie für „sehr wichtig“. Gefragt nach der Bedeutung von Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten ist der Unterschied noch deutlicher: 37 Prozent der 25- bis 35-Jährigen finden dies „sehr wichtig“, aber nur noch 17 Prozent der 56- bis 65-Jährigen. Unternehmen brauchen aber heute, so Pellert, angesichts des demographischen Wandels und Fachkräftemangels Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auch mit 50plus noch Interesse an ihrer beruflichen Weiterentwicklung haben.“

Anspruchsvolle Generation Y
Generation Y oder auch Millennials werden die nach 1980 Geborenen genannt, die jetzt den Arbeitsmarkt betreten. Sie sind international ausgebildet, karrierebewusst und anspruchsvoll. Von ihrem Job erwarten die Berufseinsteiger sinnhafte Tätigkeiten und eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Materiellen Gütern sind die Ypsiloner dennoch nicht abgeneigt: 44 Prozent der Befragten zwischen 25 und 35 Jahren finden ein gutes Gehalt bei der Auswahl eines Arbeitsplatzes „sehr wichtig“. Für viele Arbeitgeber ist es eine Herausforderung, dass die anspruchsvollen Nachwuchskräfte Althergebrachtes in Frage stellen. Denn im Kampf um die besten Köpfe sind sie auf die Generation Y angewiesen. Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland nimmt seit 2008 kontinuierlich ab. Bei VW seien Weiterbildungsangebote bereits feste Bausteine im Rahmen der Employer-Branding-Strategie, sagt Dr. Denis Anic, Strategische Unternehmensplanung Volkswagen Pkw. Die Potenziale von Weiterbildung als Motivationsfaktor und zur Steigerung der Attraktivität von Arbeitgebern seien aber noch lange nicht ausgeschöpft, urteilen Experten, die für die „DUW-Studie zur Mitarbeitermotivation: Motivieren, Binden, Weiterbilden“ interviewt wurden. Sie sehen die Arbeitgeber in der Pflicht – insbesondere, wenn es um die älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geht.

50plus eher weiterbildungsmüde
„Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer machen seltener Weiterbildungen als jüngere“, beobachtet Dr. Matthias Meifert, Director und Partner, Kienbaum Management Consultants AG. „Diesen Trend müssen die Verantwortlichen umkehren. Denn die Belegschaften werden in Zukunft immer älter. Auch die Berufserfahrenen brauchen immer wieder Perspektivenwechsel, um im Job fit zu bleiben.“ Noch wird zu wenig in diese Arbeitnehmer investiert. Doch die berufserfahrenen Kolleginnen und Kollegen gewinnen immer mehr an Bedeutung – und damit die Frage, wie sie als motivierte Mitarbeiter an die Unternehmen gebunden werden können. „Viele investieren nicht genug in die ältere Belegschaft. Weiterbildungsangebote richten sich häufig an die jüngeren Kollegen“, so Prof. Dr. Hugo M. Kehr, Psychologe und Personalberater. „Aber auch Wissen veraltet. Deshalb ist es wichtig, dass die Berufserfahrenen ihre Kompetenzen erweitern.“ Auch nachgefragte Themen wie Gesundheit und Work-Life-Balance müssten verstärkt in die Weiterbildungen integriert werden, so Prof. Dr. Peter Dehnbostel, Lehrbeauftragter an der DUW.

Herausforderung für Personal- und Führungskräfte
Die Arbeitgeber müssen sich gleichzeitig auf zwei Arbeitnehmer-Generationen einstellen, die völlig unterschiedliche Vorstellungen vom Lernen und Arbeiten haben. „Ein attraktiver Arbeitgeber begleitet Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlang ihrer individuellen Lebensphasen und macht ihnen jeweils passende Weiterbildungsangebote“, erläutert Prof. Dr. Ada Pellert. Akademische Weiterbildungsanbieter wie die DUW beraten Arbeitgeber dabei, wie sie Weiterbildungsangebote zur Gewinnung, Motivation und Bindung ihrer Mitarbeiter einsetzen können – und wie sie Konflikte zwischen den Generationen vermeiden.

Weiterbildungsangebote machen Arbeitgeber attraktiv
Die „DUW-Studie zur Mitarbeitermotivation: Motivieren, Binden, Weiterbilden“ zeigt auch: Arbeitgeber, die Weiterbildungsmöglichkeiten bieten, sind begehrt. Von allen Befragten würde mehr als die Hälfte (54 Prozent) einen neuen Arbeitgeber gezielt danach aussuchen. Unternehmen, die ihre Weiterbildungsangebote in ihre Personalentwicklungsstrategie integrieren, haben gute Chancen im „War for Talents“. Denn 19 Prozent der befragten Erwerbstätigen sind mit den Weiterbildungsmöglichkeiten in ihrem aktuellen Job unzufrieden. Bei der Altersgruppe zwischen 36 und 45 sagen dies sogar 21 Prozent – knapp jeder Fünfte also. „Weiche Faktoren wie Arbeitsklima, Führungskultur und Weiterbildungsmöglichkeiten werden am Arbeitsplatz immer wichtiger“, so Pellert. „Arbeitgeber, die diesen veränderten Bedürfnissen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nachkommen, können sie auch nicht mehr nachhaltig motivieren.“ Dies gilt insbesondere für die Generation Y: Diese sucht dann nach anderen Möglichkeiten der Weiterentwicklung – vielleicht bei einem neuen Arbeitgeber.

Die Themenmappe zur Studie finden Sie unter
http://www.duw-berlin.de/de/presse/duw-studien.html

Die Deutsche Universität für Weiterbildung (DUW) mit Sitz in Berlin bietet wissenschaftliche Weiterbildung für Berufstätige mit erstem Studienabschluss. Das Fernstudienangebot der staatlich anerkannten Weiterbildungsuniversität umfasst Masterstudiengänge in den Departments Wirtschaft und Management, Bildung, Gesundheit und Kommunikation sowie weiterbildende Zertifikatsprogramme. Das flexible Blended-Learning-Studiensystem und die individuelle Betreuung ermöglichen es DUW-Studierenden, das Studium mit Privatleben und Beruf zu vereinbaren. Gesellschafter der DUW sind die Freie Universität Berlin und die Stuttgarter Klett Gruppe. Als Public-Privat-Partnership steht die DUW für wissenschaftliche Qualität, Arbeitsmarktnähe und Dienstleistungsorientierung.

Anhang
http://idw-online.de/de/attachment15895

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Rauchen fördert die Entstehung von Rheumatoider Arthritis

Dr. Pascale Anja Dannenberg
Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Rauchen erhöht das Risiko, an Rheumatoider Arthritis zu erkranken. Aber auch andere äußere Einflüsse spielen – neben genetischen Faktoren – eine große Rolle bei der Entstehung der Autoimmunerkrankung. Erkenntnisse über die unterschiedlichen Auslöser und molekularen Mechanismen, die an der Entstehung der Rheumatoiden Arthritis beteiligt sind, fördern die Entwicklung neuer effektiver Therapien.
In zwei Überblicksartikeln in den renommierten Fachzeitschriften „Nature Medicine“ und „New England Journal of Medicine“ berichtet Prof. Dr. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klinik 3 am Universitätsklinikum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zusammen mit Fachkollegen anderer namhafter Universitäten über den aktuellen Stand der Forschung.

Die Rheumatoide Arthritis gehört zu den Erkrankungen, bei denen Immunzellen den eigenen Körper angreifen. Sie entsteht durch ein komplexes Wechselspiel zwischen genetischen Faktoren, Umwelteinflüssen und Infekten. Schmerzen und Schwellungen an den Fingergelenken sind häufig erste äußere Anzeichen der Krankheit. Die zugrunde liegende Entzündung kann Schäden am Knochen- und Gelenksystem und im weiteren Verlauf auch verschiedene Organstörungen verursachen.

Anhand von genetischen Untersuchungen konnten Wissenschaftler nachweisen, dass nicht allein die genetische Veranlagung Einfluss auf die Entstehung der Rheumatoiden Arthritis nimmt. Auch Infekte, z. B. Zahnfleischentzündung (Parodontitis) und Epstein-Barr-Virus, oder Lebensgewohnheiten wie Rauchen können das Risiko erhöhen, an Rheumatoider Arthritis zu erkranken. Experimentelle Untersuchungen haben ergeben, dass Zigarettenrauch das Immunsystem verändert: Nikotin bindet sich an spezifische Rezeptoren auf der Oberfläche von Immunzellen und kann diese zum Teil aktivieren. Außerdem kann der Zigarettenrauch eine Reaktion auslösen, die körpereigene Eiweiße verändert. Diese Eiweiße werden dann vom Immunsystem als körperfremd angesehen und attackiert.

Einige der molekularen Interaktionen, die für die Entzündungsreaktion und Knochenschädigung verantwortlich sind, sind bereits erforscht. Diese Erkenntnisse haben einen großen Beitrag zur Entwicklung von neuen klinischen Therapien geleistet. „Wir müssen die noch vorhandenen Wissenslücken schließen und die Auslöser sowie molekularen Mechanismen besser verstehen, um durch eine genauere Lokalisierung der Entzündung am Knochen neue, effiziente und nachhaltige Behandlungsmethoden zu entwickeln“, erklärt Professor Schett. „Um dieses Ziel erreichen zu können, bedarf es einer Weiterentwicklung der vorhandenen experimentellen Modelle. Letztlich brauchen wir Modelle mit einem ganzheitlichen Ansatz“, sagt der Forscher.

Die Erforschung des Entstehungsprozesses von Autoimmunerkrankung stelle ein großes Problem für die Grundlagenforschung dar, denn das Auslöseereignis müsse erst künstlich erzeugt werden, was nicht unbedingt den tatsächlich stattfindenden Mechanismen entspreche. Weiter sollten autoimmunologische Modelle den zeitlichen Verlauf einer Krankheit entsprechend der menschlichen Erkrankung berücksichtigen. Die Schaffung eines Krankheitsmodells, das repräsentativ für ein klinisches Erscheinungsbild ist, könne die Erforschung der Entstehung von Rheumatoider Arthritis beschleunigen, eine raschere Umsetzung der Forschungsergebnisse in die klinische Praxis und Entwicklung von neuen Diagnose- und Behandlungsmethoden gewährleisten. Letztlich könne damit das Leid des Patienten wirksamer behandelt und die Krankheitsaktivität eingedämmt werden. Außerdem ließe dieser Schritt auf die Einführung neuer präventiver Diagnose-Maßnahmen hoffen.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Schwatzhafte Flora – Pflanzen können reden

Sabine Ranke-Heinemann
Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Menschen, die mit ihren Pflanzen sprechen, sind nichts Ungewöhnliches. Dass Pflanzen sich auch untereinander geräuschvoll Mitteilungen machen, ist eine neue Erkenntnis, die Forscher in Australien gewonnen haben.
Als der südafrikanische Botaniker Lyall Watson in seinem 1973 veröffentlichten Bestseller „Supernatural“ behauptete, Pflanzen hätten Gefühle, die durch einen Lügendetektor nachweisbar seien, konnten Wissenschaftler darüber nur müde lächeln und taten den Gedanken als Unsinn ab.

Dr. Monica Gagliano, wissenschaftliche Mitarbeiterin der University of Western Australia (UWA) in Perth, hat nun entdeckt, dass Pflanzen tatsächlich auf Töne reagieren und durch Klickgeräusche wahrscheinlich sogar miteinander kommunizieren. Zusammen mit Daniel Robert, Professor an der University of Bristol in Großbritannien, und Stefano Mancuso, Professor an der Universität Florenz in Italien, zeigte sie, dass die Wurzeln junger Pflanzen gewisse Geräusche machen und auf eben solche reagieren.

„Es ist allgemein bekannt, dass Pflanzen auf Licht reagieren. Wissenschaftler wissen außerdem, dass Pflanzen flüchtige chemische Stoffe zur Kommunikation nutzen, beispielsweise wenn Gefahr durch einen Pflanzenfresser naht. Ich arbeitete eines Tages in meinem Kräutergarten und fragte mich, ob Pflanzen vielleicht auch Geräusche wahrnehmen können – warum denn auch nicht. Und so beschloss ich, der Frage wissenschaftlich auf den Grund zu gehen“, erklärte Dr. Gagliano.

Sie und ihre Forscherkollegen stellten dabei fest, dass die Wurzeln junger Getreidepflanzen regelmäßige Klickgeräusche von sich geben. Sie fanden außerdem heraus, dass sich junge Getreidewurzeln in Wasser stets in Richtung einer regelmäßigen Geräuschquelle im Frequenzbereich von 220 Hz ausrichteten. Innerhalb dieses Frequenzbereiches gaben die Wurzeln ebenfalls Geräusche ab.

Die Untersuchungsergebnisse wurden in der führenden internationalen Wissenschaftszeitschrift „Trends in Plant Science“ veröffentlicht. Dabei kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Rolle von Geräuschen bei Pflanzen noch intensiv erforscht werden muss, „da wir im Bereich der sensorischen und kommunikativen Komplexität dieser Organismen noch immer große Wissenslücken haben“.

Dr. Gagliano geht davon aus, dass im Leben der Pflanzen neben weiteren Formen der sensorischen Reaktion sehr wahrscheinlich auch eine gewisse Sensibilität für Geräusche und Vibrationen eine wichtige Rolle spielt. Sie hofft, durch die Veröffentlichung ihrer Untersuchungsergebnisse weitere Fördermittel zu erhalten, um so intensiv erforschen zu können, wie Pflanzen Geräusche machen und wie sie darauf reagieren.

Weitere Informationen:

Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle
Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

und

Dr Monica Gagliano
Centre for Evolutionary Biology
The University of Western Australia
Email: monica.gagliano@uwa.edu.au

Das Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund ist das gemeinnützige Studierendensekretariat aller australischen und neuseeländischen Universitäten in Europa, zuständig für Wissens- und Forschungstransfer, Forschungsförderung sowie Studenten- und Wissenschaftleraustausch und für die Betreuung von Studierenden und Schülern, die ein Studium Down Under vorbereiten.

Weitere Informationen:
http://www.ranke-heinemann.de
http://www.ranke-heinemann.at
http://www.ranke-heinemann.tv

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Soziale Anerkennung am Arbeitsplatz reduziert Risiko eines Burnouts

Ulrike Jaspers
Marketing und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Wenn Arbeitnehmer sich leistungsgerecht belohnt fühlen, ist das Risiko einer arbeitsbedingten Erschöpfung deutlich geringer. „Das bedeutet allerdings mehr als nur angemessene Bezahlung, wichtig ist vor allem die soziale Anerkennung, die Menschen für ihren Arbeitseinsatz erhalten“, konstatiert der Frankfurter Sozialpsychologe Prof. Dr. Dr. Rolf Haubl. Dies ist ein wichtiges Ergebnis einer jetzt veröffentlichten Studie, an der Wissenschaftler der Goethe-Universität, des Sigmund-Freud-Instituts und der Technischen Universität Chemnitz beteiligt waren.
Im Rahmen der gerade abgeschlossenen Untersuchung wurden 2011 fast 900 Supervisoren der Deutschen Gesellschaft für Supervision e. V. (DGSv), die seit Jahren überwiegend Profit- und Non-Profit-Organisationen im sozialen Bereich wie Krankenhäuser, Schulen, Kinder- und Jugendhilfe beraten, nach ihrer Einschätzung zur Arbeitsbelastung befragt. Diese Expertinnen und Experten, von denen knapp die Hälfte bereits 2008 an einer ähnlichen umfangreichen Befragung teilgenommen hatten, bestätigten: Über alle Branchen hinweg sind die Arbeitsbedingungen so, dass viele Beschäftigte ihre psychische Gesundheit riskieren. Von Entwarnung kann keine Rede sein. Dazu das signifikante Zitat einer Supervisorin aus einem von 30 Intensivinterviews: „… als ich da hinkam, hatte die Leitungskraft 600 Überstunden. Und alles, was unter 100 war, bedeutet irgendwie, die arbeiten nicht richtig.“

Wie lassen sich Arbeitsbedingungen so gestalten, dass das Risiko eines Burnouts sinkt? Arbeitgeber sollten in die Organisationskultur investieren, ist das Fazit der Studie. Dazu Haubl, der an der Goethe-Universität lehrt und forscht und gleichzeitig auch das Sigmund-Freud-Institut in Frankfurt leitet: „Neben der leistungsgerechten Belohnung als einflussreichster Faktor kommt es besonders auf das Verhalten und die Einstellung der Vorgesetzten und der Kollegen an: Chefs, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur als Kostenfaktoren betrachten, sondern als eine Belegschaft mit produktiven Fähigkeiten, die sie nachhaltig zu entwickeln suchen, schützen ebenso vor überfordernden Arbeitsbedingungen, wie Kollegen, die sich halbwegs solidarisch verhalten.“

Die Untersuchung bestätigt übrigens nicht die immer wieder geäußerte Meinung, das Mitarbeiter mit wachsender Indifferenz gegenüber ihrer Arbeit reagieren, wenn sie sich überfordert fühlen. Im Gegenteil: „Die Befragten trafen in den Organisationen in der überwiegenden Mehrzahl auf Beschäftigte, für die Arbeit – noch – eine Sinn stiftende Funktion hat und die deshalb darunter leiden, wenn sie aufgrund eines herrschenden ökonomischen Effizienzdrucks gezwungen sind, Qualitätsstandards zu verletzen“, erläutert Prof. Dr. Günter G. Voss aus Chemnitz, der eine Professur für Industrie- und Techniksoziologie an der Technischen Universität Chemnitz innehat und gemeinsam mit Haubl das Forschungsteam leitet. In den meisten Organisationen hat in den vergangenen Jahren die Arbeitsintensität eindeutig zugenommen: Arbeitsprozesse werden verdichtet und beschleunigt, Nischen beseitigt; die Zahl der prekären und befristeten Arbeitsverhältnisse nimmt zu.

Die Supervisoren, die für diese Studie befragt wurden, sind mit den turbulenten Veränderungen in der Arbeitswelt bestens vertraut. Ihre Einschätzungen sind besonders aussagekräftig, weil sie einerseits als kritische Zeitzeugen derartige Prozesse beobachten und ungeschönte Einblicke in das Innenleben von Organisationen haben, andererseits aber auch gemeinsam mit Einzelpersonen und Teams nach konstruktiven Handlungsalternativen suchen. Immer häufiger, so stellen die Befragten fest, wird Arbeitnehmern zugemutet, einander widersprechende Anforderungen – wie die zwischen Professionalität und Kosteneinsparung – ohne betriebliche Unterstützung auszuhalten und abzufedern. „Und das führt entweder dazu, sehenden Auges die eigene Gesundheit zu riskieren, um Karrierevorteile zu erlangen, oder es demoralisiert“, so Haubl. „Sollen Arbeitsplätze keine Gesundheitsrisiken sein, wie es die Weltgesundheitsorganisation in der Charta von Ottawa verlangt, bedarf es eines Einstellungswandels, der heute vielerorts noch in weiter Ferne liegt.“

Informationen: Prof. Dr. Dr. Rolf Haubl, Professur für psychoanalytische Sozialpsychologie, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Campus Bockenheim, Tel. (069) 798 23644, haubl@soz.uni-frankfurt.de; Prof. Dr. Günter G. Voss, Professur für Industrie- und Techniksoziologie, Fachbereich Soziologie, Tel (0371) 531 32480, guenter.voss@phil.tu-chemnitz.de

Weitere Informationen:
http://www.sfi-frankfurt.de/aktuelles.html
http://www.sfi-frankfurt.de/fileadmin/redakteure/pdf/03_Mitarbeiter_PDFs/03_Haub…

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Teilnehmer für Münchner Allergie-Studie gesucht

Susanne Eichacker
Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Neuherberg: Betroffene Allergiker im Großraum München werden gebeten, sich an einer Studie zur Untersuchung des Zusammenhangs von Birken- und Gräserpollen und deren Allergengehalt mit den auftretenden Symptomen zu beteiligen. Die Studie wird unter Federführung von Prof. Dr. Jeroen Buters vom Zentrum für Allergie und Umwelt mit Wissenschaftlern des Helmholtz Zentrums München durchgeführt.

Online-Pollentagebuch ausfüllen in täglich ein bis zwei Minuten

Prof. Dr. Jeroen Buters und sein Team vom Zentrum für Allergie und Umwelt (ZAUM) und vom Helmholtz Zentrum München bieten Studienteilnehmern gratis über das Internet ein Pollen-Symptom-Tagebuch (http://www.pollendiary.com, http://www.facebook.com/pollentagebuch, E-Mail pollentagebuch@lrz.tum.de) an, das die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst und die Medizinische Universität Wien entwickelt haben. Birkenpollenallergiker sollten das Tagebuch vom 22. März bis 8. Mai führen, Gräserpollenallergiker von Ende Mai bis Mitte August. Der tägliche Zeitaufwand dafür ist mit etwa 1-2 Minuten zu veranschlagen. Beim ersten Einloggen wird der Wohnort abgefragt, die Daten werden anonymisiert und nur für wissenschaftliche Zwecke verwendet. Teilnehmer können jederzeit anfangen und aufhören, für eine genaue Analyse ist die Erfassung einer Saison aber ratsam.

Mehr über die eigene Allergie erfahren

Teilnehmer an der Studie profitieren persönlich: Sie können täglich ihre Beschwerden in direkten Zusammenhang mit dem aktuellen, regional gemessenen Pollenflug bringen – egal wo in Europa sie sich gerade aufhalten. Pollenflugdaten sind normaler Weise nicht zugänglich. Ein genaueres Verständnis für das Auftreten ihrer Symptome kann ihnen helfen, diese besser in den Griff zu bekommen. Auch können Studienteilnehmer z. B. bei gleichzeitigem Flug mehrerer Pollenarten auf einfache Weise feststellen, gegen welche sie tatsächlich allergisch sind oder den Erfolg einer laufenden Therapie verfolgen. Jeder Teilnehmer kann jederzeit seine Symptome mit jeder beliebigen Pollenart selbstständig auswerten. Am Ende der Saison erhalten die Teilnehmer eine individuelle Gesamtauswertung ihrer Daten.

Allergengehalt der Pollen variiert stark

„Wir untersuchen, ob der Pollengehalt in der Umgebungsluft überhaupt die richtige Messgröße für Allergiker ist“, erklärt Buters. In einer mehrjährigen Studie messen Buters und sein Team die Menge der Birken- und Gräserpollen, den jeweiligen Allergengehalt und stellen die Daten in den Kontext der unterschiedlich ausgeprägten Allergie-Symptomatik: So konnten die Wissenschaftler zeigen, dass der Allergengehalt von Birken- und Gräserpollen um das bis zu Zehnfache variiert. Die Ergebnisse wurden aktuell in Atmospheric Environment und 2010 bei Allergy, zwei renommierten internationalen Fachjournalen veröffentlicht. Die Studie ist Bestandteil des EU-Forschungsvorhabens HIALINE (= Health Impacts of Airborne Allergen Information Network), das Buters koordiniert und an dem insgesamt 13 Partner aus elf Ländern beteiligt sind.

Hintergrundinformation
Die Allergene von Birke und Gräsern zählen zu den bedeutendsten Allergenen in Deutschland, unter denen Allergiker im Frühjahr und Frühsommer zu leiden haben. Um Betroffenen möglichst genaue Voraussagen über Freisetzung und damit Belastung mit Birken- oder Gräserallergenen geben zu können, messen Sammelstationen bislang lediglich die Anzahl an Birkenpollen in der Umgebungsluft und verknüpfen diese mit den entsprechenden Wetterdaten.

Informationen für potentielle Studienteilnehmer
http://www.hialine.eu/en/pollentagebuch.php

Wissenschaftliche Publikation
Buters, J. et al. (2010): The allergen Bet v 1 in fractions of ambient air deviates from birch pollen counts. – Allergy. First published online: 4 FEB 2010 (DOI: 10.1111/j.1398-9995.2009.02286.x)http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1398-9995.2009.02286.x/abstract;jse…

Buters, J. et. al. (2012). Release of Bet v 1 from birch pollen from 5 European countries. Results from the HIALINE study. Atmos Environ. In press. Link zur Publikation

Das Helmholtz Zentrum München ist das deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Als führendes Zentrum mit der Ausrichtung auf Environmental Health erforscht es chronische und komplexe Krankheiten, die aus dem Zusammenwirken von Umweltfaktoren und individueller genetischer Disposition entstehen. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens auf einem 50 Hektar großen Forschungscampus. Das Helmholtz Zentrum München gehört der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft an, in der sich 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit etwa 31.000 Beschäftigten zusammengeschlossen haben.

Das Zentrum Allergie und Umwelt (Leitung: Prof. Dr. Carsten Schmidt-Weber) in München ist eine gemeinsame Einrichtung von Helmholtz Zentrum München und Technischer Universität München. Die in der deutschen Forschungslandschaft einzigartige Kooperation dient der fachübergreifenden Grundlagenforschung und Verknüpfung mit Klinik und klinischen Studien. Durch diesen translationalen Ansatz lassen sich Erkenntnisse über molekulare Entstehungsmechanismen von Allergien in Maßnahmen zu ihrer Vorbeugung und Therapie umsetzen. Die Entwicklung wirksamer, individuell zugeschnittener Therapien ermöglicht betroffenen Patienten eine bessere Versorgung.
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Wissenschaftlicher Ansprechpartner
Prof. Dr. Jeroen Buters
Helmholtz Zentrum München und Technische Universität München Zentrum Allergie und Umwelt
E-Mail: buters@lrz.tu-muenchen.de

Weitere Informationen:
http://www.helmholtz-muenchen.de/presse-und-medien/pressemitteilungen/pressemitt…

Anhang
:
Allergietagebuch-Flyer

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Energiesparlampen ohne Quecksilber

Monika Landgraf
Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Quecksilberfreiheit, günstige CO2-Bilanz, niedrige Herstellungskosten und eine hervorragende Lichtqualität zeichnen die elektrodenlose Energiesparlampe „3rdPPBulb“ aus, die Forscher des Lichttechnischen Instituts (LTI) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) mitentwickelt haben: Sie haben die quecksilberfreie Füllung, die Leuchtstoffbeschichtung, die Innenbeschichtung sowie die Geometrie der innovativen Lampe entwickelt. Bei einer Pressekonferenz am Montag, 16. April, um 12.30 Uhr auf der Messe „light + building“ in Frankfurt stellt das Konsortium aus Aachen und Karlsruhe die „3rdPPBulb“ vor.
Das Forschungskonsortium unter Leitung von Professor Dr. Holger Heuermann von der FH Aachen und Dr. Rainer Kling vom LTI des KIT arbeitet an elektrodenlosen Energiesparlampen, die eine über-zeugende Alternative zu den herkömmlichen quecksilberhaltigen Kompaktleuchtstofflampen darstellen. In Deutschland werden jährlich mehrere Millionen dieser Kompaktleuchtstofflampen (CFL) verkauft. Sie sollen Energie sparen und die Umwelt schonen. Doch wegen ihres Quecksilbergehalts haben sie nahezu den gegenteiligen Effekt. Anbieter von CFL müssen eine fachgerechte Entsorgung mit lokalen Organisationen garantieren. Allein der Transport zwischen Haushalten, Sammelstellen, Aufbereitung und Reststoffverwertung erfordert einem enormen logistischen Aufwand. Dieser wirkt sich negativ auf die CO2-Bilanz der CFL aus.

Für die neue „3rdPPBulb“ haben Wissenschaftler der Abteilung „Licht- und Plasmatechnologien“ am LTI des KIT eine Reihe von Materialien getestet, bis sie die passende Kombination von metallhaltigen Verbindungen fanden, die das Quecksilber ersetzen kann. „Die Ersetzung erfolgt Schritt für Schritt“, erklärt Celal Mohan Ögün, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am LTI. „Bereits jetzt ist die Lampe nahezu quecksilberfrei.“ Aktuell sind bei einer netzseitigen Leistungsaufnahme von 19 Watt bereits weniger als zehn Mikrogramm Quecksilber pro Lampe erforderlich, um etwa 840 Lumen Lichtstrom zu erzeugen. Das entspricht einer effektiven Lichtausbeute von rund 45 Lumen/Watt und damit einer 75-Watt-Glühlampe. Die aktuell noch erforderliche Quecksilbermenge beträgt den Faktor 0,002 der zulässigen Menge. Bis Ende 2012/Anfang 2013 soll die „3rdPPBulb“ völlig quecksilberfrei sein. Die Wissenschaftler des LTI haben auch eine spezielle Leuchtstoff-Innenbeschichtung, welche die Ultravio-lettstrahlung in sichtbares Licht umwandelt, sowie eine Innenbeschichtung gegen Füllmaterialdiffusion in den Glaskolben entwickelt. Überdies haben sie eine neue Geometrie erarbeitet, die eine gleichmäßige Temperaturverteilung und Leistungszuführung gewährleistet.

Für die Entwicklung des Vorschaltgeräts zeichnen die Aachener Forscher verantwortlich. Die Ansteuerelektrode der „3rdPPBulb“ befindet sich außerhalb des Lampenkolbens. Bei der Fertigung kann daher auf herkömmliche Elektroden verzichtet werden, was die Herstellungskosten deutlich senkt. Da keine Elektroden in der Gasentladungskammer vorhanden sind, ist ein Elektrodenabbrand ausgeschlossen. Elektrodenlose Lampen zeichnen sich darüber hinaus in der Regel durch eine längere Lebensdauer aus – bei einer durchschnittlichen Nutzung von täglich drei Stunden hält die Lampe voraussichtlich mehr als 27 Jahre.

Die Lampe ist so aufgebaut, dass sich die Materialien unkompliziert einem Wertstoffkreislauf zuführen lassen. Daher weist sie in ihrem Lebenszyklus von der Herstellung über den Betrieb bis zum Recycling eine günstigere CO2-Bilanz auf. Auch für den Verbraucher hat die neue Lampe sichtbare Vorteile: besonders hohe Leuchtdichte, gute Farbwiedergabe, angenehme Lichtfarben und Dimmbarkeit sowie kürzere Startphase.

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts nach den Gesetzen des Landes Baden-Württemberg. Es nimmt sowohl die Mission einer Universität als auch die Mission eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft wahr. Das KIT verfolgt seine Aufgaben im Wissensdreieck Forschung – Lehre – Innovation.

Weiterer Kontakt:
Margarete Lehné
Presse, Kommunikation und Marketing
Tel.: +49 721 608-48121
Fax: +49 721 608-43658
E-Mail: margarete.lehne@kit.edu

Anhang
Energiesparlampe ohne Quecksilber
http://idw-online.de/de/attachment16174

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Anstieg der Arbeitskämpfe im Jahr 2011 – doch weiterhin relativ wenige Ausfalltage

Rainer Jung
Abt. ÖffentlichkeitsarbeitHans-Böckler-Stiftung

WSI-Arbeitskampfbilanz
Anstieg der Arbeitskämpfe im Jahr 2011 – doch weiterhin relativ wenige Ausfalltage

2011 sind die Zahlen der Streikenden und der durch Arbeitskämpfe ausgefallenen Arbeitstage gegenüber 2010 zwar deutlich angestiegen, sie blieben insgesamt aber auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Dies zeigt die Jahresbilanz zur Arbeitskampfentwicklung 2011, die das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung heute vorlegt. Im vergangenen Jahr beteiligten sich 180.000 Beschäftigte an Streiks und Warnstreiks. 2010 waren es rund 120.000 Streikende. Die Anzahl der Streiktage summierte sich Ende 2011 auf 304.000 und liegt damit ebenfalls deutlich über der des Vorjahres (170.000). „Dieser Anstieg relativiert sich vor dem Hintergrund der ausgesprochen niedrigen Arbeitskampfzahlen des Jahres 2010. Insgesamt blieb das Arbeitskampfvolumen trotz einer Zunahme der Streiks vergleichsweise niedrig und lag deutlich unter dem der Jahre 2006 bis 2009″, sagt der WSI-Arbeitskampfexperte Dr. Heiner Dribbusch (siehe die Grafik im Böckler Impuls 6/2012; Link unten). Die Arbeitskampfbilanz des WSI ist eine Schätzung auf Basis von Statistiken der Gewerkschaften, Pressemeldungen und eigenen Recherchen.

Schwerpunkt Dienstleistungssektor. Auch im Jahr 2011 hat sich ein Trend fortgesetzt, den der Wissenschaftler schon länger beobachtet: Das Arbeitskampfgeschehen verlagert sich hin zu den Dienstleistungsbranchen. Rund 40 Prozent aller Streikenden waren 2011 an den Warnstreiks beteiligt, die zu Beginn des letzten Jahres die Tarifrunde im Öffentlichen Dienst der Länder begleiteten. Allerdings standen in der Metall- und Elektroindustrie 2011 keine Entgeltverhandlungen an. In den klassischen Industriebranchen war lediglich die Tarifrunde der Stahlindustrie von größeren Warnstreiks begleitet.

Konflikthäufigkeit hat wieder zugenommen. Nach einem deutlichen Rückgang im Jahr 2010 hat die Häufigkeit von Tarifkonflikten, die zu Streiks führen, im Jahr 2011 wieder zugenommen. Auch hier stand nach Dribbuschs Analyse der Dienstleistungssektor mit seiner zerklüfteten Tariflandschaft im Mittelpunkt. Als Indikator zieht der Forscher die Streikbilanz von ver.di heran. Im Jahr 2011 lagen dem Bundesvorstand der Dienstleistungsgewerkschaft knapp 160 Anträge auf Arbeitskampfmaßnahmen vor, gegenüber etwas mehr als hundert im Jahr zuvor. Weitere zehn Arbeitskämpfe, die von ver.di in den Vorjahren beschlossen worden waren, reichten noch in das Jahr 2011 hinein. Relativ viele Streiks führte auch wieder die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Häufig Arbeitskämpfe in kleinen und mittleren Betrieben. Dominiert wurde das Streikgeschehen von zahlreichen Arbeitskämpfen im Zusammenhang mit Haus- und Firmentarifverträgen. „Diese Auseinandersetzungen sind Ergebnis einer anhaltenden Zersplitterung der Tariflandschaft“, erklärt Dribbusch. Hauptauslöser der Streiks sei die Weigerung von Unternehmen, Tarifverträge anzuerkennen oder überhaupt abzuschließen. Viele dieser überregional selten beachteten Streiks betrafen mittlere und kleine Betriebe. Als nicht untypisches Beispiel nennt der Arbeitskampfexperte die Auseinandersetzung beim Mineralwasserhersteller Lieler Schlossbrunnen. Erst nachdem 21 Beschäftigte neun Tage gestreikt hatten, war der Inhaber zum Tarifabschluss mit der Gewerkschaft NGG bereit. Erheblich umfangreicher war demgegenüber der wesentlich von ver.di aber auch von der dbb tarifunion getragene, mehr als drei Monate dauernde Arbeitskampf um tarifliche Mindestarbeitsbedingungen für circa 1.800 Beschäftigte der von der Charité ausgegliederten Service-Gesellschaft CFM in Berlin.

Eine, so Dribbusch, klassische Defensivauseinandersetzung führten im Organisationsbereich der IG Metall 600 Beschäftigte des Druckmaschinenherstellers KBA. Sie legten fast vier Wochen die Arbeit nieder, um für den Erhalt des Werkes in Frankenthal und einen Sozialtarifvertrag zu kämpfen.

Die Streikaktivitäten der Berufsgewerkschaften blieben nach der WSI-Bilanz 2011 insgesamt relativ überschaubar. Neben Warnstreiks des Marburger Bundes an den Universitätskliniken waren vor allem kleinere Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei mehreren regionalen Privatbahnen zu registrieren.

Ausblick 2012. Das laufende Jahr ist geprägt durch mehrere große Tarifrunden, so dass es nach Dribbuschs Analyse grundsätzlich zu Arbeitskämpfen mit vielen Streikenden kommen könnte. Die breite Beteiligung an den Warnstreiks der Tarifrunde im öffentlichen Dienst bei Kommunen und Bund deute auf das Konfliktpotenzial dieser Tarifrunde hin, so Dribbusch. Sollte es hier zu weiteren Warnstreikwellen oder gar zu Flächenstreiks kommen, würde das Arbeitskampfvolumen im Jahr 2012 sicherlich das des Vorjahres übertreffen. Ob die anlaufende Metalltarifrunde von größeren Arbeitskampfmaßnahmen begleitet sein wird, lasse sich derzeit noch schwer einschätzen.

Professoren-Vorschlag zum Streikrecht. Die in der vergangenen Woche von einigen Rechtsprofessoren eingebrachten Vorschläge für Einschränkungen des Streikrechts in der Daseinsvorsorge sieht Dribbusch sehr kritisch: „Eine solche Gesetzesänderung wäre ein massiver Eingriff in die Koalitionsfreiheit.“ Die Vorschläge, so der Arbeitskampfexperte, richteten sich in ihrem Kern gegen alle Gewerkschaften im Dienstleistungsbereich. Faktisch zielten sie auf eine Schwächung der Verhandlungsposition der Beschäftigten. Die Streiks einzelner Berufsgewerkschaften dienten dabei lediglich als Vorwand, um das ohnehin schon restriktive deutsche Streikrecht weiter zu beschneiden.

Info-Grafik zum Download: http://194.245.120.122/Sites/A/Online-Archiv/9862

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Heiner Dribbusch
WSI
Tel.: 0211-7778-217
E-Mail: Heiner-Dribbusch@boeckler.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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„Pille“ nicht zum Abnehmen geeignet

Dr. Susanna Kramarz
Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.

Übergewicht, Rauchen und viele andere Faktoren erhöhen das Thromboserisiko. In dieser Situation sollten Frauen ihr Verhütungsmittel mit Bedacht wählen.
Hormonelle Verhütungsmittel haben das Ziel, den Eisprung zu verhindern und Schwangerschaften zu verhüten. Keine „Pille“ erhöht den Energieverbrauch. Drospirenon, das in vielen modernen Pillenpräparaten enthalten ist, führt zu einer geringfügig verstärkten Wasserausscheidung. Das kann zu einem leichten Gewichtsverlust führen, allerdings nicht zu einem Verlust an Fettgewebe.

Drospirenon scheint aber – möglicherweise wegen des Wasserverlusts – eine ganz andere Gefahr zu bergen. Die Auswertung großer, internationaler Studien hat gezeigt, dass Frauen, die Drospirenon-haltige Verhütungsmittel einnehmen, häufiger an Thrombosen erkranken als Frauen, die mit anderen modernen „Pillen“ verhüten. Das Risiko wird ungefähr auf 10 Fälle pro 10.000 Frauenjahre geschätzt – mit großen Schwankungen nach oben und nach unten -, was zunächst nach einem sehr geringen Risiko aussieht. Auf eine Dauer von zehn Jahren berechnet bedeutet es aber, dass eine von 100 Frauen, die diese Arzneimittel eingenommen haben, an einer Thrombose erkrankt ist.

Das Thromboserisiko ist allerdings nicht allein von den arzneilichen Bestandteilen des Verhütungsmittels abhängig. So ist Übergewicht ist ein eigenständiger Risikofaktor, und die erhöhte Zahl an Frauen, die unter Drospirenon an Thrombosen erkrankt sind, könnte sich durchaus zum Teil auch dadurch erklären lassen, dass dieses Verhütungsmittel möglicherweise häufiger von übergewichtigen Frauen verwandt wurde als andere „Pillen“. Auch mangelnde Bewegung, Rauchen, steigendes Alter und eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr können das Thromboserisiko erhöhen, ebenso Herzerkrankungen, Über- und Unterfunktion der Schilddrüse, Störungen des Fett- und Zuckerstoffwechsels, Bluthochdruck, bösartige Erkrankungen, Nierenerkrankungen und auch eine genetisch bedingt erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes.

Treffen also mehrere Faktoren zusammen wie Übergewicht und Rauchen, dann ist bereits das „Basisrisiko“ für eine Thrombose erhöht. Der Effekt Drospirenon-haltiger Verhütungsmittel, die Waage durch den geringfügigen Wasserverlust zu „bestechen“, könnte sich in diesen Fällen also vermutlich nachteilig auswirken. In diesen Fällen sollte eine andere Verhütungsmethode gewählt werden, vor allem dann, wenn es nicht gelingt, Übergewicht und Nikotinkonsum dauerhaft zu reduzieren.

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) haben auf diese Thematik kürzlich in einer ärztlichen Stellungnahme hingewiesen.

Weitere Informationen:
http://www.dggg.de/publikationen/stellungnahmen/

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Umweltfreundlicher Rostschutz entfaltet seine Wirkung durch einfaches Aufsprühen

Dr. Carola Jung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien gGmbH

Wo Metall ist, da ist meistens auch Rost. Ob am Unterboden des Autos, an Gartengeräten oder an Maschinenteilen – Witterungseinflüsse, Sauerstoff oder mechanische Belastungen nagen ohne Unterlass am Metall. Früher oder später sind Geräte so verrostet, dass ihr Betrieb nicht mehr sicher, oder ihre Funktion stark eingeschränkt ist. Oft werden zum Schutz Schwermetalle verwendet, die zwar vor Rost schützen, dafür aber nicht ungefährlich für Mensch und Umwelt sind. Forscher am INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien haben nun ein Material entwickelt, das durch einfaches Aufsprühen eine wirksame Schutzschicht gegen das Rosten bildet – ganz ohne Schwermetalle.
Vom 23. bis zum 27. April 2012 präsentieren die Forscher des INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien diese und weitere Ergebnisse in Halle 2 am Stand C54 auf der Leitmesse „Research and Technology“.

„Das Besondere ist die Strukturierung dieser Schicht: Die Schutz-Partikel ordnen sich von alleine dachziegelartig an. Ähnlich wie bei einer Mauer lagern sich so mehrere Partikel-Schichten versetzt übereinander; das Ergebnis ist eine selbstorganisierte Barriere“, sagt Carsten Becker-Willinger, Leiter des Programmbereichs Nanomere. Die Schutzschicht misst rund ein Drittel der Dicke eines menschlichen Haares und verhindert das Eindringen von Gasen und Elektrolyten. Sie schützt vor Rost, der durch aggressive salzige Lösungen hervorgerufen wird, wie zum Beispiel streusalzhaltiges Spritzwasser, Meerwasser oder saurer Regen.

„Das ist aber nicht der einzige Vorteil“, meint Becker-Willinger weiter, „dieses sogenannte Kompositmaterial ist ein speziell zusammengestelltes Gemisch aus flüssigen und festen Bestandteilen. Wir können dabei ganz auf gesundheitsschädliche Metalle verzichten, vor allem auf das krebserzeugende Chrom VI und andere Schwermetalle“, sagt der Chemiker. Viele übliche Korrosionsschutzmittel kämen ohne Chrom VI nicht aus.

Ein dritter Vorteil kommt noch dazu: Die Schutzschicht bleibt intakt, auch wenn Kieselsteine, Sand oder Stäube auf der Schutzschicht „kratzen“. Ein typischer Test zeigt, dass die neue Beschichtung auch Belastungen durch Schlag oder Reibung standhält: Lässt man auf eine beschichtete Platte eine Stahlhalbkugel so schwer wie zwei Pakete Zucker aus einem Meter Höhe fallen, wird die neue Beschichtung zwar leicht verformt – sie reißt jedoch nicht und platzt auch nicht ab – die Barriere bleibt bestehen und der Korrosionsschutz bleibt erhalten.

Die Schutzschicht eignet sich für Stähle, Metalllegierungen und Metalle wie zum Beispiel Aluminium, Magnesium oder Kupfer. Platten, Rohre, Zahnräder, Werkzeuge oder Maschinenteile beliebiger Form lassen sich durch Aufsprühen, Tauchen oder Anstreichen wirkungsvoll beschichten.

Ansprechpartner:
Dr. Carsten Becker-Willinger
Programmbereich „Nanomere“
INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien
Tel.: +49 681 9300 196
e-mail: nanomere@inm-gmbh.de

Das INM erforscht und entwickelt Materialien – für heute, morgen und übermorgen. Chemiker, Physiker, Biologen, Material- und Ingenieurwissenschaftler prägen die Arbeit am INM. Vom Molekül bis zur Pilotfertigung richten die Forscher ihren Blick auf drei wesentliche Fragen: Welche Materialeigenschaften sind neu, wie untersucht man sie und wie kann man sie zukünftig für industrielle und lebensnahe Anwendungen nutzen?

Das INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien gGmbH mit Sitz in Saarbrücken ist ein international sichtbares Zentrum für Materialforschung. Es kooperiert wissenschaftlich mit nationalen und internationalen Instituten und entwickelt für Unternehmen in aller Welt. Das INM ist ein Institut der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e.V. und beschäftigt rund 190 Mitarbeiter. Seine Forschung gliedert sich in die drei Felder Chemische Nanotechnologie, Grenzflächenmaterialien und Materialien in der Biologie.

Weitere Informationen:
http://www.inm-gmbh.de
http://www.wgl.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Frisch abgefüllt – schnell überdosiert: Folsäuregehalt in angereichertem Multivitaminsaft

Dr. Iris Lehmann
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max Rubner-Institut – Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel

Folate sind lebenswichtige Vitamine, die insbesondere in grünen Salaten oder in Spinat, aber auch in Brokkoli oder Spargel enthalten sind. Bestimmten Produkten, zum Beispiel Multivitaminsäften, wird teilweise synthetisch hergestellte Folsäure zugesetzt. Dieser Zusatz muss auf der Verpackung angegeben werden. Die Unterversorgung mit Folsäure ist problematisch, doch auch die Überversorgung wird seit einigen Jahren kritisch gesehen.
Wie das Max Rubner-Institut (MRI) im Rahmen eines Forschungsprojektes ermittelte, schwankt die Menge der Folsäure in damit angereicherten Multivitaminsäften erheblich und liegt kurz nach der Abfüllung des Saftes im Mittel um 80 Prozent über dem auf der Verpackung angegebenen Gehalt. Bereits wer drei Gläser (600 Milliliter) dieses frisch abgefüllten Saftes trinkt, kann die tolerierbare Tageshöchstmenge für Folsäure (1000 Mikrogramm) überschreiten. Nach sechs Monaten liegt die gemessene Menge an Folsäure immer noch um durchschnittlich 15 Prozent über dem angegebenen Gehalt. Erst nach 12 Monaten Lagerung wird dieser im Durchschnitt um fünf Prozent unterschritten.

In die Untersuchung gingen acht deutschlandweit häufig verkaufte Multivitaminsäfte in Glasflaschen, PET-Flaschen und in Kartons ein. Die Säfte wurden direkt vom Hersteller bezogen. Kurz nach der Abfüllung und dann monatlich wurden am Max Rubner-Institut Proben gezogen und analysiert, wobei die Säfte bei konstanter Raumtemperatur von 18 Grad gelagert wurden.

Eine Unterversorgung mit Folaten ist insbesondere für Frauen im gebärfähigen Alter kritisch, da mit ihr die Wahrscheinlichkeit eines Neuralrohrdefektes beim Embryo wächst. Doch auch die Risiken einer Überversorgung geraten immer mehr ins Blickfeld: So kann die Überversorgung mit Folsäure einen Vitamin-B12-Mangel verdecken, aus der eine Schädigung des Nervensystems folgen kann.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Arbeitslose häufiger von psychischen Krankheiten betroffen als Erwerbstätige

Susann Huster
Pressestelle
Universität Leipzig

Arbeitslose sind nach Einschätzung der Leipziger Psychologin Gisela Mohr häufiger von psychischen Krankheiten betroffen als Erwerbstätige. „Etwa jeder dritte Arbeitslose benötigt eine professionelle Psychotherapie“, schätzt Mohr ein, die an der Universität Leipzig den Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie innehat. Auf der Buchmesse-Akademie der Universität Leipzig wird sie sich am 17. März um 13.00 Uhr der „Gesundheit und Gesundheitsförderung bei Arbeitslosen aus psychologischer Sicht“ widmen (Neue Messe, Halle 3, Stand G 201/H 200).
Mohr bezieht sich bei ihrer Analyse auf Studien, nach denen 34 Prozent der Arbeitslosen an psychischen Krankheiten leiden. Bei den Erwerbstätigen liegt der Anteil bei vergleichsweise niedrigen 16 Prozent. „Arbeitslose haben keine anderen Krankheiten als Menschen, die arbeiten gehen“, fügt Mohr an, die früher selbst als Psychotherapeutin gearbeitet hat. „Allerdings sind psychische Erkrankungen bei ihnen häufig eine Folge der Arbeitslosigkeit.“

In ihrem Vortrag auf der Buchmesse-Akademie wird die Psychologin auch auf Faktoren eingehen, die zur psychischen Erkrankung Arbeitsloser beitragen. Belastend wirke für viele Arbeitslose der Zwang, möglichst schnell wieder Arbeit und zur protestantischen Arbeitsethik zurück zu finden, wie sie der Soziologe Max Weber (1864-1920) beschrieben hat. „Wer nicht arbeitet, wird bei uns diskriminiert und stigmatisiert“, erläutert Mohr. „Je höher die Arbeitsorientierung bei einem Menschen ist, umso stärker sind die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit in der Situation der aussichtslosen Arbeitslosigkeit.“

Psychische Erkrankungen oft nicht erkannt

Als weitere alltägliche Stressoren nennt Mohr den Druck, der auf Arbeitslosen lastet, jeden Tag mit sehr wenig Geld auskommen zu müssen. „Geld schafft Freiräume im Leben und ermöglicht Handlungsspielräume“, sagt sie. „Arbeitslose, die mehr finanzielle Mittel zur Verfügung haben, sind zwar häufig länger ohne Arbeit, aber gelangen in stabilere Arbeitsverhältnisse.“

Die Psychologin berichtet, dass psychische Erkrankungen bei Arbeitslosen in vielen Fällen nicht erkannt werden. Sie verweist auf eine Untersuchung, bei der sich gezeigt habe, dass nur die Hälfte der Frauen und von den Männern gar keiner in Behandlung waren, die Symptome einer Depression aufgewiesen hätten. „Das hängt auch mit dem Menschenbild zusammen“, erläutert Mohr. „Wenn man denkt, Arbeitslose seien faul, interpretiert man die Antriebslosigkeit, die bei Depressiven vorkommt, in diesem Sinne und erkennt die Krankheit nicht.“

Die Anforderung, für eine neue Arbeit bereit zu sein, umzuziehen und damit örtliche Mobilität nachzuweisen, wirkt sich nach ihrer Einschätzung ebenfalls negativ auf die psychische Gesundheit aus. „Vor allem, wenn man eine Familie hat, ist das ein großes Problem“, schätzt Mohr ein.
„Die Frage ist, aus welchem Grund man für ein halbes oder ein Jahr umziehen soll, wenn die Stelle für diesen Zeitraum befristet ist.“ Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, das zur Bundesagentur für Arbeit gehört, war im Jahr 2011 knapp jede zweite Neueinstellung befristet (45 Prozent). Im Jahr 2001 hatte der Anteil noch bei 32 Prozent gelegen. In den öffentlichen Verwaltungen waren 2011 sogar 68 Prozent der neuen Stellen mit einer Befristung versehen worden. „Bei jedem Umzug verliert man sein soziales Umfeld und muss sich ein neues aufbauen“, warnt Mohr. Dabei sei ein gutes soziales Netz wichtig für Arbeitslose. Es helfe ihnen, eine neue Arbeit zu finden.“ Ein erheblicher Teil der Neueinstellungen geschehe über Tipps und Hinweise aus dem sozialen Umfeld.

Jede Ablehnung schwächt das Selbstwertgefühl

Nicht förderlich für die psychische Gesundheit von Arbeitslosen sind nach Einschätzung von Mohr die Erwartungen, die an Arbeitslose herangetragen werden, innerhalb eines Zeitraums möglichst viele Bewerbungen zu versenden. Die Agenturen für Arbeit und die Jobcenter legen in den Eingliederungsvereinbarungen, die Arbeitslose mit ihnen abschließen müssen, fest, wie viele Bewerbungen innerhalb eines Monats zu verschicken sind. Werden die Vorgaben aus der Eingliederungsvereinbarung nicht eingehalten, sanktionieren die Arbeitsverwaltungen dies mit Leistungskürzungen. „Es ist kein Zusammenhang feststellbar, dass viele Bewerbungen die Erfolgsaussichten einer Neueinstellung verbessern“, berichtet Mohr. Viele erfolglose Bewerbungen gefährdeten allerdings die psychische Gesundheit. Jede Ablehnung oder Absage sei ein Misserfolgserlebnis und schwäche das Selbstwertgefühl.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Exotensuche im Krabbennetz: Krabbenfischer helfen Biologen beim Monitoring seltener Fischarten

Ralf Röchert
Communications Department
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung

Für den Beifang in seinen Netzen hat sich Krabbenfischer Uwe Abken bisher wenig interessiert. Seit kurzem aber schaut der Fischer aus dem ostfriesischen Neuharlingersiel genauer hin. Im Auftrag des Biologen Kai Wätjen vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft führen der Fischer und sein Decksmann Protokoll darüber, welche Nordsee-Exoten und seltenen Wanderfische sich in ihren Krabbennetzen verfangen. Ein Projekt mit Vorzeigecharakter, denn von den Ergebnissen profitieren Fischer, Wissenschaftler und die Umwelt.
Hat der Fisch einen winzigen Fleck hinter den Kiemen oder fehlt der Punkt? Auf den feinen Unterschied wird es ankommen, wenn Krabbenfischer Uwe Abken aus dem ostfriesischen Neuharlingersiel ab Ende März wieder mit seinem Kutter POLARIS zum Krabbenfang auf die Nordsee hinausfährt. Denn Abken und sein Decksmann Daniel Ahrens haben sich bereiterklärt, den Inhalt ihrer Netze nach seltenen Fischarten zu durchsuchen. Die Anfrage dazu kam von Kai Wätjen, Biologe am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft. Er beteiligt sich gemeinsam mit dem Verband der kleinen Hochsee- und Küstenfischerei im Landesfischereiverband Weser-Ems an dem EU-Projekt GAP 2 (www.gap2.eu). Dessen Ziel lautet, Fischer und Wissenschaft zusammenzubringen, um gemeinsam eine nachhaltige Fischereistrategie zu entwickeln. Aus diesem Grund ist Kai Wätjen bereits im Herbst des vergangenen Jahres mehrere Male mit Uwe Abken und einem weiteren Krabbenfischer hinausgefahren. Er wollte ihren Alltag kennenlernen, um anschließend ein Monitoring-Programm zu entwickeln, das passgenau auf den Arbeitsrhythmus der Fischer zugeschnitten ist.

Auf der Protokollliste, die Kai Wätjen für die Krabbenfischer entworfen hat, stehen jetzt 15 Artennamen: darunter Rote-Liste-Größen wie Lachs und Meerforelle, aber auch die weniger bekannten Vertreter der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie wie die Alse, Neunaugen oder die Finte – jener heringsähnlichen Art, die sich durch den kleinen Kiemenpunkt verrät. „Die Fische sehen sich zum Teil sehr ähnlich, da muss selbst ein Fachmann genau hinschauen“, sagt Kai Wätjen. Um den Fischern im Zweifelsfall helfen zu können, hat der Biologe Bestimmungskarten erstellt und jeder Kuttercrew eine Fotokamera mit Zeitstempel und GPS-Funktion übergeben. Mit ihr sollen die Fischer seltene oder besondere Fänge schnell und unkompliziert dokumentieren können.

Der Biologe verspricht sich von der Zusammenarbeit mit den Krabbenfischern vor allem eines: „Um die Fischbestände dieser seltenen Arten im Wattenmeer realistisch einschätzen zu können, brauchen wir Wissenschaftler mehr Daten. Die Fischer fahren von März bis Dezember nahezu täglich hinaus. Wenn es ihnen gelänge, die Wanderfischarten und Exoten im Beifang zu dokumentieren, ließe sich mit wenig Aufwand ein riesiges Meeresgebiet abdecken“, erklärt Kai Wätjen.

Der Wissenschaftler setzt jedoch nicht nur auf die wachsamen Augen, Fotos und Fangprotokolle der Fischer. Wann immer Uwe Abken die Netze auswirft, springt ein Datenlogger an, der an der Baumkurre des Krabbennetzes angebracht ist. „Er misst bei jedem ‚Hol‘ die Tiefe, die Wassertemperatur und den Salzgehalt, sodass ich später rekonstruieren kann, welche Fischart bei welchen Wasserbedingungen gefangen wurde“, sagt der Biologe. Bei einer erfolgreichen Umsetzung der Methode könnte diese später im Monitoring zur europäischen Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) angewendet werden.

Für die Fischer macht die Zusammenarbeit ebenfalls Sinn. So nehmen sie bei nahezu jeder Ausfahrt eine Probe von rund 400 Krabben. Die Tiere werden später im Labor vermessen und auf die Schwarzfleckenkrankheit untersuchen. Kai Wätjen: „Wir wollen zum einen wissen, wie weit die Krankheit verbreitet ist. Zum anderen versuchen wir herauszufinden, zu welcher Zeit sich wo im Fanggebiet die großen Krabben aufhalten und wie die Tiere auf Veränderungen der Wassertemperatur reagieren.“ Ein zweiter Vorteil der Begleitforschung: Sie könnte die Zertifizierung der Wattenmeer-Krabbenfischerei nach dem Standard des Marine Stewardship Council (MSC) voranbringen.

Bei den ersten Testläufen im vergangenen Herbst gingen den Krabbenfischern vor allem kleine Finten und vereinzelte Flussneunaugen ins Netz. Jetzt im Frühling, wenn die Sonne das Wattenmeer erwärmt, dürfte jedoch die Chance steigen, auch wärmeliebende Einwanderer wie die Streifenbarbe, die Sardine und den Ährenfisch nachzuweisen. „Vielleicht sehen wir auch mal selten gewordene Arten wie die Große Schlangennadel, das Petermännchen oder Nagel- und Stechrochen“, sagt Kai Wätjen. Letztere waren früher häufig im Wattenmeer anzutreffen.

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Expertendialog »Zukunft der Arbeit«

Claudia Garád
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO

Wie sieht Deutschland in fünf bis zehn Jahren aus? Diese Frage diskutiert die Bundeskanzlerin seit Frühjahr 2011 mit über 120 Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis in 18 Arbeitsgruppen. Unter der Leitfrage »Wovon wollen wir leben?« fungiert Institutsleiter Prof. Spath dabei als Kernexperte für das Thema »Zukunft der Arbeit«
Wie sieht Deutschland in fünf bis zehn Jahren aus? Wie wollen wir gegen Ende des Jahrzehnts leben? Bundeskanzlerin Angela Merkel will unter der Überschrift »Menschlich und erfolgreich. Dialog über Deutschlands Zukunft« sowohl mit Bürgern als auch mit Experten aus Wissenschaft und Praxis ins Gespräch kommen und hat daher den »Zukunftsdialog« initiiert. Ziel ist es, eine gesamtgesellschaftliche Diskussion über die nahe Zukunft Deutschlands anzuregen und konkrete Handlungsvorschläge und Denkanstöße für die politische Arbeit zu gewinnen.

Drei große Fragestellungen stehen dabei im Mittelpunkt:

1. Wie wollen wir zusammenleben?
2. Wovon wollen wir leben?
3. Wie wollen wir lernen?

Das Thema »Wovon wollen wir leben?« umfasst sechs Arbeitsgruppen zu den Bereichen »Innovationskultur«, »Nachhaltiges Wirtschaften und Wachstum«, »Einzigartigkeiten und Standort-Identität«, »Wohlstand, Lebensqualität und Fortschritt«, »Zukunft der Arbeit« sowie »Arbeiten im demografischen Wandel«. Prof. Dr. Dieter Spath, Institutsleiter des Fraunhofer IAO, leitet als Kernexperte die Arbeitsgruppe 5: »Zukunft der Arbeit«. Gemeinsam mit fünf weiteren renommierten Vertretern aus der Wissenschaft beschäftigt er sich in der Arbeitsgruppe mit der Frage, wie es uns in Deutschland aber auch im globalen Kontext gelingen kann, weiterhin das notwendige Wachstum zu erzeugen, ohne unsere gemeinsamen Lebensgrundlagen zu stark zu belasten.

Innovationen sind dafür eine wesentliche Voraussetzung: »Ich setze mich dafür ein, mit Forschung und Entwicklung neue Ansätze für Produkte und Dienstleistungen zu schaffen, die auch in Zukunft vergleichbaren Wohlstand für die entwickelten Industrienationen und für die im Aufholprozess befindlichen Länder ermöglichen: bei radikal weniger Ressourcenverbrauch, d.h. auch vermehrt radikale Innovationsansätze zu verfolgen!« so Prof. Spath zu seiner Motivation im Zukunftsdialog.

Die Kanzlerin will aber nicht nur mit Wissenschaftlern und Praktikern über Deutschlands Zukunft sprechen, sondern auch die Ideen der Bürgerinnen und Bürger und der Zivilgesellschaft kennenlernen und diskutieren. Deshalb wird dem Dialog mit den Experten ein Bürgerdialog zur Seite gestellt.

Ansprechpartnerin
Claudia Garád
Telefon +49 711 970-2343
claudia.garad@iao.fraunhofer.de

Weitere Informationen:
http://bit.ly/wesoit

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Migration und Bildung: Was Lukas von Murat unterscheidet

Robert Emmerich
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Woran liegt es, dass Schüler mit Migrationshintergrund in zentralen Fächern in der Schule schlechter abschneiden als ihre Klassenkameraden deutscher Herkunft? Das untersuchen Würzburger Bildungsforscher in einer neuen Studie, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung in den kommenden drei Jahren finanziert.
Das lässt sich wohl nicht vermeiden: Wer vom neuesten Forschungsprojekt Würzburger Bildungsforscher hört, muss unweigerlich an Thilo Sarrazin und seine äußerst umstrittene These vom Deutschland, das sich selbst abschafft, denken. Denn im Zentrum dieser Studie stehen Schulleistungen und Bildungslaufbahnen von Schülern mit Migrationshintergrund im Vergleich zu deutschen Schülern. Sarrazin hatte in seinem Buch Migranten muslimischer Herkunft eine „sehr niedrige Bildung“ attestiert.

Leistungsunterschiede sind da

Tatsächlich: „Der Nachweis durchschnittlich geringerer Kompetenzen von Schülern mit Migrationshintergrund im Vergleich zu Schülern deutscher Herkunft ist in den Fächern Deutsch, Mathematik und den Naturwissenschaften hinreichend erbracht“, sagt Professor Heinz Reinders, Inhaber des Lehrstuhls Empirische Bildungsforschung an der Universität Würzburg und Leiter der Studie. Damit enden allerdings schon die Gemeinsamkeiten zwischen Sarrazin und dem Wissenschaftler.

Während Sarrazin über „Erbfaktoren“ als Hintergrund für ein „Versagen“ türkischer Migranten im deutschen Schulsystem spekuliert, wollen die Würzburger Forscher den Ursachen für diesen Unterschied mit wissenschaftlichen Methoden genauer auf den Grund gehen.

Die Familie macht den Unterschied

Eine ganze Reihe dieser Gründe sind bereits bekannt: „Bildung spielt in Familien mit Migrationshintergrund im Durchschnitt keine so große Rolle wie in deutschen Familien. Kindern aus diesen Familien fehlt es deshalb oft auch an der sprachlichen Kompetenz, um im Unterricht problemlos mithalten zu können“, sagt Reinders. Das Kind, das schon im Grundschulalter von seinen Eltern zum Ballett, Geigenunterricht und dem speziellen Angebot des städtischen Museums angemeldet wird, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit eher deutsche Eltern und nicht türkische.

Ein genauerer Blick auf die Verhältnisse sorgt allerdings für Überraschungen: Wenn das private Umfeld sich gleicht, bringen Migrantenschüler annähernd die gleichen Schulleistungen wie deutsche Schüler, wie aktuelle Studien zeigen. Dann können sich die Verhältnisse sogar umkehren: „Grundschüler türkischer Herkunft mit vergleichbaren Leistungen und Umfeld wechseln häufiger auf das Gymnasium als Gleichaltrige deutscher Herkunft“, sagt Reinders.

Auf der Suche nach weiteren Faktoren

Neben der Tatsache des Migrationshintergrunds und den Bedingungen im Elternhaus – in der Fachsprache „sozio-ökonomischer Status“ genannt – sind die Wissenschaftler auf der Suche nach weiteren Verantwortlichen für den Unterschied der beiden Schülergruppen. Dazu zählen vor allem sogenannte lern- und lernerfolgsrelevante Variablen, die in dem Forschungsprojekt untersucht werden sollen.

„Wir werden den Fokus auf das Streben der Schüler nach Bildung, ihr akademisches Selbstkonzept und ihre Lernmotivation legen“, sagt Reinders. Mit dieser Auswahl von Faktoren folgen die Wissenschaftler bisherigen Befunden der Lehr-Lernforschung; darüber hinaus lassen sich diese Faktoren aus den Pisa-Studien ablesen.

Die Studie

Wie werden die Bildungsexperten dabei vorgehen? „Wir wollen zunächst mit Hilfe der Daten der Pisa-Studie das Zusammenspiel von Streben nach Bildung, akademischem Selbstkonzept sowie Lernmotivation mit den jeweiligen Fachkompetenzen bei Migrantenschülern prüfen“, sagt Reinders. Dabei werden sie auch ein Auge auf den jeweiligen bildungsspezifischen Hintergrund in der Familie werfen. Darüber hinaus werden Reinders und seine Mitarbeiter eine Längsschnittstudie mit zwei Messzeitpunkten entwickeln. Ziel ist es dabei, ein Werkzeug zu konzipieren, das Vorhersagen über die Bildungskarriere von Migranten ermöglicht.

Die Studie „Kompetenzunterschiede und Bildungsgangwechsel bei Schülern mit Migrationshintergrund“ ist für eine Laufzeit von drei Jahren angelegt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert das Projekt mit 250.000 Euro.

Kontakt

Prof. Dr. Heinz Reinders, T (0931) 318-5563, heinz.reinders@uni-wuerzburg.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Nicht ohne Folgen: Stress vor der Geburt beeinflusst Altern und Krankheitsrisiko

Dr. Kerstin Wagner (komm.)
Forschungskoordinator
Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut e.V. (FLI)

Stress in der Schwangerschaft kann negative Folgen für das Ungeborene haben, aber auch sein späteres Leben nachhaltig beeinflussen. Wie sich Stress auf die Alterung des Gehirns und dessen Anfälligkeit für altersbedingte Erkrankungen (z.B. Schlaganfall) auswirkt, wird in einem von der Europäischen Union mit drei Millionen Euro geförderten Projekt untersucht. Forscher aus Europa und den USA prüfen, ob psychischer Stress, die Gabe von Stresshormonen bei drohender Frühgeburt oder Mangelernährung der Mutter die Verarbeitung von Stresssignalen im Gehirn des Kindes langfristig verändert. Zwei Forschungsgruppen des Leibniz-Instituts für Altersforschung in Jena sind am BrainAge-Projekt beteiligt.
Bereits während der Schwangerschaft bekommt das Ungeborene schon viel mit. Es nimmt Vibrationen, Licht und gedämpfte Geräusche wahr, merkt aber auch, ob seine Mutter glücklich oder stark gestresst ist. Beschleunigt sich z.B. der Herzschlag der Mutter oder steigt ihr Blutdruck an, dann kommt es zur vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen (Glucocorticoiden), die über die Nabelschnur auch an das Baby weitergegeben werden und bei ihm ebenfalls Stress hervorrufen. Aktuelle Studien zeigen, dass Störungen während der Schwangerschaft (pränataler Stress), wie psychischer Stress, Mangel- und Fehlernährung der Mutter oder die medikamentöse Einnahme von Stresshormonen (Cortison), den späteren Gesundheitszustand des heranwachsenden Menschen direkt beeinflussen und das Risiko für altersbedingte Krankheiten (z.B. Arteriosklerose, Diabetes, Demenz und Schlaganfall) erhöht. Im Mutterleib werden also bereits die Weichen für das weitere Leben gestellt und die Veranlagung für bestimmte Krankheiten geprägt.

Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) in Jena wollen nun – zusammen mit fünf europäischen Partnern in Deutschland, Belgien, Italien, Niederlande und Österreich und zusätzlich in den USA – untersuchen, wie sich Stress während der Schwangerschaft auf die Entwicklung des Gehirn auswirkt und welche Hinweise sich daraus auf die Alterung des Gehirns und dessen Anfälligkeit für alters-assoziierte Erkrankungen ergeben.

Die Forschergruppen untersuchen – vergleichend in verschiedenen Säugetierarten von Maus und Ratte über Pavian bis hin zum Mensch – den Einfluss von Cortison/Glucocorticoiden bei drohender Frühgeburt, psychischem Stress und Fehlernährung der Mutter während der Schwangerschaft auf das Altern der Nachkommen. Im Fokus steht dabei das Risiko des Nachwuchses, im Alter einen Schlaganfall zu erleiden. „Diese vergleichende Betrachtung so unterschiedlicher Probandengruppen – von Frühchen über Senioren, die im Krieg zu Hungerszeiten geboren wurden, hin zu Nagetieren und Affen – ist einzigartig“, erklärt Dr. Jan P. Tuckermann vom FLI, „erlaubt sie uns doch so eine direkte Übertragung von Ergebnissen aus Tierexperimenten auf die Verhältnisse im Menschen.“ Seine Gruppe erforscht, wie körpereigene Glucocorticoide zum pränatalen Stress im Mutterleib mit beitragen und welche molekularen Mechanismen dabei eine Rolle spielen. Dazu untersuchen sie genetisch veränderte Mäuse mit eingeschränkter Glucocorticoid-Wirkung.

Die zweite Gruppe am FLI um Dr. Matthias Platzer, Leiter der Genomanalyse, untersucht, wie pränataler Stress die Genaktivität des Stresshormon-Rezeptors, den Glucocorticoid-Rezeptor (GR), beeinflusst. Dabei wird gezielt nach Änderungen im DNA-Methylierungsmuster (molekularer Schalter für die „Lesbarkeit“ und „Nicht-Lesbarkeit“ bestimmter Gen-Abschnitte) des GR-Gens geschaut. „Mit dem BrainAge-Projekt wollen wir epigenetische Effekte von mütterlichem Stress auf die Erbanlagen ihrer Nachkommen identifizieren“, berichtet Dr. Platzer. „Wir untersuchen, ob die Veränderungen zwischen den verschiedenen Säugetierarten vergleichbar sind und ob sich daraus vielleicht sogar diagnostische Marker für uns Menschen ableiten lassen.“

Die zu erwartenden Ergebnisse werden dabei helfen, die molekularen Ursachen von vorgeburtlichem Stress besser zu verstehen und mögliche Risiken für altersbedingte Erkrankungen abzuleiten; ein wichtiger Punkt, um frühzeitig Maßnahmen zur Prävention einleiten zu können. Die beste Vorsorge ist jedoch, ungünstige Faktoren bereits während der Schwangerschaft völlig zu reduzieren.

„Wenn die Zeit im Mutterleib so wichtig für die Ausprägung von Veranlagungen für Gesundheit und Krankheit im späteren Leben ist, dann steht das im Widerspruch zu dem verzerrten Modebewusstsein und Schlankheitswahn während der Schwangerschaft oder dem psychischen Stress und Druck im Berufsleben, dem Schwangere in unserer Gesellschaft heute mitunter ausgesetzt sind,“ merken Platzer und Tuckermann dazu kritisch an.

Das internationale Forschungsprojekt BrainAge wird von Prof. Matthias Schwab vom Universitätsklinikum Jena (UKJ) koordiniert und von der Europäischen Union mit drei Millionen Euro gefördert. Davon stehen 627.000 Euro den beiden am Projekt beteiligten Gruppen des FLI unter Leitung von Dr. Matthias Platzer und Dr. Jan P. Tuckermann zur Verfügung, mit denen auch 2 neue Doktorandenstellen finanziert werden.

Hintergrundinfo
Das Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) in Jena ist das erste deutsche Forschungsinstitut, das sich seit 2004 der biomedizinischen Altersforschung widmet. Über 330 Mitarbeiter aus 25 Nationen forschen zu molekularen Mechanismen von Alterungsprozessen und altersbedingten Krankheiten. Näheres unter http://www.fli-leibniz.de.

Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Näheres unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

Universitätsklinikum Jena. Näheres unter http://www.klinikum-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.fli-leibniz.de – Homepage Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI)

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Warum die Spinne acht Beine hat

Dr. Ute Schönfelder
Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Genetiker der Universität Jena erforscht Grundlagen der Evolution von Spinnen
Die Evolution geht vielfältige Wege. Dabei kommt sie erstaunlich oft zu ganz ähnlichen Ergebnissen. So sind nach Jahrmillionen natürlicher Selektion etwa die Flughäute von Flugsauriern und Fledermäusen oder der stromlinienförmige Körperbau von Walen, Fischen und Pinguinen ganz unabhängig voneinander entstanden. „Auch die äußere Erscheinung von Insekten und Spinnen hat sich unabhängig voneinander entwickelt“, sagt Prof. Dr. Wim Damen von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und verweist auf die Ähnlichkeiten des bein- und flügellosen Hinterleibs dieser Tiere. „Obwohl Insekten und Spinnen, aber auch Krebse und Tausendfüßer, rund 550 Millionen Jahre Evolution voneinander trennen, ist die Natur zum immer gleichen Ergebnis gekommen“, so der Professor für Genetik weiter.

Wie sich diese Form der konvergenten Evolution der Gliederfüßer – wissenschaftlich Arthropoden – auf genetischer Ebene widerspiegelt, das haben Wissenschaftler der Universitäten in Göttingen und Jena und der Harvard University jetzt in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht (DOI: 10.1073/pnas.1116421109). „Wir konnten zeigen, dass dieselben Gene in unterschiedlichen Organismen unterschiedliche Prozesse steuern, die aber zum selben Ergebnis führen“, erläutert Prof. Damen, der einer der Autoren der aktuellen Studie ist, die heute (12. März) online erscheint.

Die für die Arthropoden typische Segmentierung des Körpers in Kopf, Brust und Hinterleib wird von den sogenannten Hox-Genen gesteuert. Während die Aktivität eines bestimmten Hox-Gens (Antennapedia) bei Insekten im Brustbereich Beine wachsen lässt, verhindert die Aktivität eines anderen Hox-Gens das Wachstum von Beinen am Hinterleib. „Auch Spinnen verfügen über solche Hox-Gene“, so Prof. Damen. Allerdings: das Gen, das bei den Insekten für das Wachstum der Beine verantwortlich ist, ist bei den Spinnen vor allem im Hinterleib aktiv. „Also dort, wo eben keine Beine wachsen.“ Der beinlose Hinterleib von Insekten und Spinnen müsse folglich das Ergebnis unterschiedlicher genetischer Prozesse sein.

Dem sind die Wissenschaftler am Beispiel der heimischen Gewächshausspinne (Achaearanea tepidariorum) auf den Grund gegangen. Als sie bei Spinnenembryos das Gen, das normalerweise im Hinterleib der Spinnen aktiv ist ausschalteten, wuchsen den Tieren – statt der üblichen acht – insgesamt zehn Beine, die zwei zusätzlichen am sonst beinlosen Hinterleib. „Das Hox-Gen Antennapedia fördert bei Spinnen also das Beinwachstum nicht, sondern unterdrückt es normalerweise“, schlussfolgert Prof. Damen.

Da es sich aber um die gleiche genetische Information handelt, müssten andere Faktoren für die unterschiedliche Wirkung ausschlaggebend sein. So unterscheiden sich bei Insekten und Spinnen die molekularen Mechanismen, die durch die Hox-Gene reguliert werden, ebenso wie das Zusammenspiel mit weiteren nachgeschalteten Genen. Diese Erkenntnisse, so das Fazit der Wissenschaftler, illustrieren beispielhaft, wie sich die Rolle von Genen im Laufe der Evolution grundlegend wandeln kann.

Original-Publikation:
Khadjeh S. et al. Divergent role of the Hox gene Antennapedia in spiders is responsible for the convergent evolution of abdominal limb repression. Proceedings of the National Academy of Sciences 2012, DOI: 10.1073/pnas.1116421109

Kontakt:
Prof. Dr. Wim Damen
Lehrstuhl für Genetik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Philosophenweg 12, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949566
E-Mail: wim.damen@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Düngung durch Bio-Invasoren bedroht nährstoffarme Ökosysteme

Jörg Heeren
Pressestelle
Universität Bielefeld

Biologinnen der Universität Bielefeld entwickeln eine neue Methode, um den Einfluss eingeschleppter Pflanzen auf Ökosysteme zu messen

Bio-Invasoren sind eingeschleppte Pflanzen oder Tiere, die sich in einem Ökosystem ausbreiten und es dadurch aus dem Gleichgewicht bringen und seine natürlichen Funktionen stören können. In einem gemeinsamen Projekt mit der Universität Lissabon haben Biologinnen der Universität Bielefeld um die Juniorprofessorin Dr. Christiane Werner eine Methode entwickelt, mit der sie messen können, welchen Einfluss solche Eindringlinge auf das Ökosystem haben, in dem sie sich vermehren.
Sie untersuchen, ob heimische Pflanzen in der Nachbarschaft von Bio-Invasoren sich von dem Stickstoff ernähren, den die Eindringlinge einbringen. Dies haben die Biologinnen am Beispiel der aus Australien stammenden Gold-Akazie erforscht, die sich seit einigen Jahren im Mittelmeerraum ausbreitet. Ihr Ergebnis: Der Eindringling stört dortige Ökosysteme nicht nur durch sein übermäßiges Wachstum, sondern auch dadurch, dass er den Boden in seinem Umkreis mit Stickstoff aufdüngt. Ihre Methode stellen die Wissenschaftlerinnen am heutigen Dienstag (13. März) in der renommierten Fachzeitschrift „Ecology Letters“ vor.

Die meisten Pflanzen können Stickstoff nur aus dem Boden aufnehmen. Die Gold-Akazie (Acacia longifolia) hingegen ist mit Hilfe von Knöllchenbakterien fähig, Stickstoff aus der Luft zu gewinnen. Die Akazie hat dadurch den Vorteil, dass sie auch auf stickstoffarmen Böden gut wächst – zum Beispiel auf Dünen an der portugiesischen Küste in Troia, deren Pflanzenwelt jetzt von dem Forschungsteam der Universität Bielefeld untersucht wurde. Auf einigen der dortigen Dünen ist die ortsfremde Akazie bereits massiv vorgedrungen. Die Folge: Sie verdrängt andere Pflanzen, indem sie ihnen Nährstoffe und das wenige Regenwasser nimmt. Auch schirmen ihre Blätter und Zweige kleinere Pflanzen vom Sonnenlicht ab. Die Biologinnen Professorin Dr. Christiane Werner und ihr Team – Katherine G. Rascher, Christine Hellmann und Cristina Máguas – wollten nun wissen, ob der schädliche Einfluss der Akazien noch weiter reicht.

Die Akazien geben beträchtliche Mengen des aus der Luft stammenden Stickstoffs an den Boden ab, wenn ihre Blätter verrotten. Eine zentrale Frage, die die Forscherinnen beschäftigte: Wird dieser zusätzliche Stickstoff von einheimischen Pflanzen in der Nachbarschaft verwertet? Das hätte zur Folge, dass die zusätzlichen Nährstoffe das Wachstum einheimischer Pflanzen antreiben. Das klingt zunächst positiv, hat jedoch problematische Folgen für die Artenvielfalt in dem Dünensystem. Denn: „Dünen sind empfindliche Ökosysteme, die auf langsames Wachstum und nachhaltige Ressourcennutzung angewiesen sind“, sagt Christiane Werner. Wachsen die Pflanzen schneller als üblich, dann verbrauchen sie auch mehr Wasser. Der Boden wird trockener und nur robuste Pflanzen wie die eingeschleppte Gold-Akazie können sich noch halten.

Um zu prüfen, ob der „Luft-Stickstoff“ über die Akazie auch an andere Pflanzen gelangt, die sich nur von „Boden-Stickstoff“ ernähren, haben die Forscherinnen eine Besonderheit von Stickstoff genutzt. Das Stickstoff-Atom hat normalerweise sieben Protonen und ebenso viele Neutronen, also insgesamt 14 Kernteilchen. Es gibt aber auch natürlich vorkommende Stickstoff-Atome mit einem zusätzlichen Neutron, also mit insgesamt 15 Kernteilchen, die „schweren“ Stickstoff-Isotope. Ihre Konzentration in der Luft ist höher als im Boden der portugiesischen Dünen. Wenn nun eine Pflanzenart Stickstoff aus der Luft bindet und wenn benachbarte Pflanzen diesen zusätzlichen Stickstoff aufnehmen, dann muss in deren Blättern auch eine höhere Konzentration des schweren Stickstoff-Isotops stecken.

Das Forschungsteam hat nun bewiesen, dass die Strauchpflanze Weiße Krähenbeere (Corema album), die an der portugiesischen Küste heimisch ist, besonders viel von dem Stickstoff aufnimmt, den zuvor die Gold-Akazie aus der Luft gewonnen hat. „Die Wirkung der eingeschleppten Akazie auf diese Strauchpflanzen ist beträchtlich“, sagt Christiane Werner. Ihr Team hatte in einem Dünenabschnitt Blattproben genommen und die dazugehörigen Pflanzen kartographiert. Mit einem Massenspektrometer analysierten die Forscherinnen, wie hoch der Anteil der schweren Stickstoff-Isotope in den Proben ist. Die Ergebnisse wurden mit den Karteneinzeichnungen abgeglichen. „Dabei kam heraus, dass die Akazien den Stickstoffhaushalt und das Wachstum der einheimischen Pflanzen sogar im Umkreis von bis zu acht Metern beeinflussen“, sagt Christiane Werner. „Obwohl die Akazie auf weniger als einem Fünftel der untersuchten Fläche präsent ist, verändert sie knapp zwei Drittel des dortigen Ökosystems.“

Die Ergebnisse der Studie sind laut der Biologin wichtig, um zu verstehen, wie Bio-Invasoren wie die australische Gold-Akazie es schaffen, sich in neuen Ökosystemen auszubreiten und einheimische Arten zu verdrängen: In diesem Fall trägt die Aufdüngung ihrer Umgebung zum großen Erfolg der Akazie bei.

„Isoscaping“ nennt sich die Methode, die die Biologinnen angewendet haben. Gewöhnlich wird die Methode genutzt, um durch die Ermittlung des Isotopenverhältnisses in einem Stoff – etwa Gestein oder Pflanzenreste – herauszufinden, aus welcher Landschaft (englisch: landscape) dieses Material stammt. Das Bielefelder Forschungsteam hat das Verfahren nun erstmals auf die Ebene einer Pflanzengemeinschaft übertragen. Christiane Werner berichtet, dass sich die neue Methode nicht nur eignet, um den Einfluss von eingeschleppten Pflanzen zu messen. Sie könne in Zukunft zum Beispiel genutzt werden, um die Wirkung von Abwasser aus Fabriken oder Dünger aus der Landwirtschaft auf Ökosysteme zu untersuchen.

Originalveröffentlichung:
Community scale 15N isoscapes: tracing the spatial impact of an exotic N2-fixing invader. Katherine G. Rascher, Christine Hellmann, Cristina Máguas, Christiane Werner. 13. März 2012, Ecology Letters, http://dx.doi.org/10.1111/j.1461-0248.2012.01761.x, Impact Factor 15.2

Kontakt:
Juniorprofessorin Dr. Christiane Werner, Universität Bielefeld
Fakultät für Biologie/ Experimentelle Ökologie und Ökosystembiologie
Telefon: 0521 106-5574
E-Mail: c.werner@uni-bielefeld.de

Weitere Informationen:
http://dx.doi.org/10.1111/j.1461-0248.2012.01761.x
http://www.uni-bielefeld.de/biologie/Oekosystembiologie/doc/oeko13.html

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Vollzeitbeschäftigte möchten Arbeitszeit reduzieren, Teilzeitbeschäftigte möchten aufstocken

Rainer Jung
Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Studie in den WSI-Mitteilungen

Vollzeitbeschäftigte möchten Arbeitszeit reduzieren, Teilzeitbeschäftigte möchten aufstocken

Bei den Arbeitszeiten in Deutschland gehen die betriebliche Realität und die Bedürfnisse der Beschäftigten deutlich auseinander. Vollzeitbeschäftigte möchten ihre tatsächliche Arbeitszeit im Durchschnitt reduzieren, Teilzeitbeschäftigte aufstocken, zeigt eine neue Untersuchung. Überstundenabbau und Wahlarbeitszeit könnten Abhilfe schaffen.

Kürzer oder länger arbeiten? Die Vorschläge für eine angemessene Arbeitszeitpolitik sind widersprüchlich. Die Bundesagentur für Arbeit rät angesichts der demografischen Entwicklung neuerdings zu längeren Arbeitszeiten. Dagegen werben Sozialpolitiker für eine Verkürzung. Hauptargumente hier: Eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Reduzierung von gesundheitsschädlichen Arbeitsbelastungen.

Wie ist es in Sachen Arbeitszeit um die Bedürfnisse der Beschäftigten einerseits, die Situation in deutschen Betrieben andererseits bestellt? Das haben PD Dr. Elke Holst vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und Dr. Hartmut Seifert, ehemaliger Leiter des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung, untersucht. Nach ihrer Analyse auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) weichen die tatsächlichen von den bevorzugten Arbeitszeiten deutlich ab. Insgesamt empfinden Arbeitnehmer die Arbeitszeiten als zu lang, zeigen die Forscher in einem Aufsatz, der in der aktuellen Ausgabe der WSI-Mitteilungen erschienen ist.* Dabei galt für alle Befragten im SOEP, dass sie für ihre Wunsch-Arbeitszeit auch ein entsprechend angepasstes Entgelt akzeptieren würden.

Männer mussten 2009 durchschnittlich 3,6 Stunden, Frauen 1,6 Stunden pro Woche länger arbeiten als erwünscht. Hinter diesen Durchschnittswerten verbergen sich allerdings ausgeprägte Unterschiede zwischen Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten: Vollzeitbeschäftigte Männer waren in den alten Bundesländern 4,7 und in den neuen Bundesländern 5,2 Stunden länger tätig als erwünscht. Hingegen hätten westdeutsche Frauen mit einer Teilzeitstelle ihre tatsächliche Arbeitszeit gern um drei Stunden, ihre ostdeutschen Kolleginnen um 2,9 Stunden erhöht (siehe auch die Grafik im Böckler Impuls 4/2012; Link unten).

Große Differenzen können Holst und Seifert auch zwischen den per Tarif- oder Arbeitsvertrag vereinbarten und den tatsächlichen Arbeitszeiten in den Betrieben nachweisen. Im Jahr 2009 arbeiteten Männer pro Woche im Schnitt 4,3 Stunden länger als im Vertrag vorgesehen, bei Frauen betrug der Unterschied 2,1 Stunden. Ein Abbau dieser Differenz käme den Bedürfnissen der Beschäftigten entgegen, halten die Forscher fest: „Ein wesentlicher Schritt wäre getan, wenn Überstunden und Mehrarbeit vermieden und die vereinbarten Arbeitszeiten eingehalten würden.“

Der Idee, einem drohenden Fachkräftemangel in Deutschland mit längeren Arbeitszeiten zu begegnen, stehen die Wissenschaftler angesichts ihrer Befunde skeptisch gegenüber. Stattdessen plädieren sie dafür, den Beschäftigten einen größeren Gestaltungsspielraum einzuräumen. Wahlarbeitszeiten, die individuelle Abweichungen von der Regelarbeitszeit ermöglichen, könnten ein alterns- und familiengerechtes Arbeiten erleichtern. Erwerbsarbeit würde damit insbesondere für Frauen und ältere Arbeitnehmer attraktiver, was zu höheren Erwerbsquoten in diesen Gruppen führen dürfte. Holst und Seifert schreiben, dass sich eine präferenzgerechte Arbeitszeitgestaltung letztlich sogar positiv auf das Erwerbspotenzial auswirken könnte. Wahlarbeitszeiten kämen also nicht nur den Bedürfnissen der Beschäftigten entgegen, sondern seien „auch im Hinblick auf Effekte beim Arbeitskräfteangebot eine zielführende Alternative zu generellen Arbeitszeitverlängerungen“.

*Elke Holst, Hartmut Seifert: Arbeitszeitpolitische Kontroversen im Spiegel der Arbeitszeitwünsche, in: WSI-Mitteilungen 02/2012.

Infografik zum Download im Böckler Impuls 4/2012: http://www.boeckler.de/hbs_showpicture.htm?id=39083&chunk=1

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Methionin-Spiegel neuer Biomarker für Typ-1-Diabetes mellitus

Susanne Eichacker
Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Das Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München um Prof. Anette-G. Ziegler hat bei der Auswertung der BABYDIAB-Studie herausgefunden, dass die Autoimmunantikörper gegen die insulinproduzierenden Betazellen des Pankreas und das Alter des Auftretens dieser Antikörper von Stoffwechselprofil abhängig sind. Daraus ergeben sich neue Ansatzpunkte für Primärprävention und Immuntherapie im frühen Kindesalter. Die Ergebnisse der Studie wurden im November 2011 bei Diabetes veröffentlicht.
Die Bildung von Autoantikörpern ist ein Vorläufer-Stadium des Typ-1-Diabetes mellitus. Die Studie zeigt einen nur halb so hohen Methionin-Spiegel im Blut bei Kindern, die diese Antikörper schon im frühen Kindesalter bilden, im Vergleich mit solchen, die die Autoantikörper erst in der Pubertät oder gar nicht bilden. Methionin ist eine essentielle Aminosäure, die mit der Nahrung aufgenommen werden muss, weil der Körper sie selber nicht bilden kann. Dennoch scheint die Ernährung nicht der einzige Einflussfaktor zu sein. Die Forscher vermuten vielmehr, dass verschiedene Aktivierungsmechanismen dafür verantwortlich sind, ob und wann Inselautoimmunität entsteht. Methionin sollte als Biomarker für Typ 1 berücksichtigt werden. Das Team um Prof. Anette-Gabriele Ziegler wird nun die biologischen Mechanismen untersuchen, die den unterschiedlichen Aktivierungsmechanismen der Inselautoimmunität zugrunde liegen, um daraus Primär-Präventionsstrategien und Immuntherapien für das frühe Kindesalter zu entwickeln.

Weitere Informationen

Original-Publikation:
Pflüger, m. et al. (2011): Age- and islet autoimmunity – associated differences in amino acid and lipid metabolites in children at risk für type 1 diabetes. Diabetes 60: 2740

Link zur Fachpublikation http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22025777

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1.900 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 31.000 Beschäftigten angehören. Das Helmholtz Zentrum München ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung. http://www.helmholtz-muenchen.de

Das Institut für Diabetesforschung (IDF1) befasst sich mit der Pathogenese und Prävention von Typ-1-Diabetes und Gestationsdiabetes. Dazu untersucht es die molekularen Mechanismen der Krankheitsentstehungen, insbesondere das Zusammenspiel von Umwelt, Genen und Immunsystem. Ziel ist die Identifizierung von Markern zur frühen Diagnose und die Entwicklung von Therapien zur Prävention und Heilung von Diabetes. IDF1 ist Teil des Diabetes Research Departments. http://www.helmholtz-muenchen.de/idf1/index.html

Das Diabetes Research Department (DRD) am Helmholtz Zentrum München versteht Diabetes als System, bei dem Genetik und Umwelteinflüsse – insbesondere der Lebensstil – zusammen kommen. Im Fokus steht dabei ein integrierter Forschungsansatz, der Grundlagen- und klinische Forschung eng verzahnt. Ziel ist es, neue Therapie-, Präventions und Diagnosewege zu finden. Deswegen arbeitet das Forschungszentrum eng mit den beiden Münchner Universitäten zusammen. http://www.helmholtz-muenchen.de/drd

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Nanofiltration für Wasseraufbereitung im Tagebau

Dr. Norbert Aschenbrenner
Corporate Communications, Corporate Technology
Siemens AG

Siemens hat mit der Technischen Universität Bergakademie Freiberg eine Anlage zur Reinigung von Abwässern im Tagebau entwickelt. Damit wird der Prozess der Erzgewinnung umweltfreund­licher. Weil die Betreiber das gereinigte Wasser wieder verwenden können, sinkt zudem der Wasserverbrauch der Mine. Die Aufbereitungsanlage kann einen großen Teil des Bergbauabwassers reinigen. Eine Pilotanlage für die neue Reinigungstechnik ist in einer Kupfermine in Chile installiert.

Kupferminen verbrauchen pro Tag zehntausende, einzelne sogar über hunderttausend Kubikmeter Wasser. Das entspricht dem Verbrauch einer mittleren Großstadt. Minenabwässer sind teilweise stark säurehaltig, was auch zur Auswaschung von Metallen beiträgt. Viele Minen können ihre Produktion nicht weiter ausbauen, weil ihnen das Wasser dafür fehlt. In Chile bauen Minenbetreiber Meerwasserentsalzungsanlagen und pumpen Wasser von der Küste in die 3000 Meter hoch gelegenen Abbaugebiete. Das Abwasser dient auch als Transportmedium zur Ablagerung von feinkörnigen Rückständen in großen Restseen. Zunehmende Wasserknappheit und schärfere Umweltgesetze lassen Bergwerksbetreiber darüber nachdenken, diese Restwässer zu reinigen und wieder zu verwenden.

Siemens greift diesen Trend auf und überträgt ein erprobtes Verfahren der Trinkwasseraufbereitung auf den Bergbau. In der mobilen Pilotanlage durchläuft das kontaminierte Wasser zwei Reinigungsstufen: Zunächst entfernt ein Mikrofilter Partikel, die größer als ein tausendstel Millimeter sind. Im nächsten Schritt, der Nanofiltration, wird das Wasser durch eine Membran mit Nanoporen geführt, so dass die Schadstoffe abgetrennt werden. Übrig bleibt Wasser höchster Qualität und ein kontaminiertes Konzentrat, das entsorgt werden muss.

Die Pilotanlage kann knapp 100 Kubikmeter Wasser pro Tag reinigen; das ist nur der Bruchteil des Wasseraufkommens einer Mine. Siemens nutzt die Anlage zur Demonstration des Verfahrens und zur Analyse der Abwässer, da die Zusammensetzung des Abwassers in jeder Mine anders ist. Die Daten dienen als Grundlage für das Design der eigentlichen Reinigungsanlage. Zusammen mit der Technischen Universität Bergakademie Freiberg forscht Siemens seit Jahren an innovativen Konzepten zur Reinigung der Bergbauabwässer.

Weitere Informationen:
http://www.siemens.de/innovationnews

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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PROPEDES schützt Fußgänger und hilft, Unfälle zu vermeiden

Andrea Wiese
Referat für Kommunikation und Marketing
Leibniz Universität Hannover

Institut für Mikroelektronische Systeme an der Leibniz Universität Hannover
entwickelt Hardware für Fahrerassistenzsystem

Sie sind die schwächsten Verkehrsteilnehmer: Fußgänger sind im Dunkeln oder bei eingeschränkten Sichtverhältnissen nur schlecht zu erkennen und verfügen über keinerlei Schutz. Ein jetzt abgeschlossenes Forschungsprojekt sorgt mit einem neuartigen Fahrerassistenzsystem für mehr Sicherheit von Passanten – insbesondere in der Dunkelheit.

PROPEDES steht für Predictive Pedestrian Protection at Night und wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt 5,5 Millionen Euro gefördert. Projektpartner waren das Institut für Mikroelektronische Systeme der Leibniz Universität Hannover, die Daimler AG, die ProDesign GmbH, die Robert Bosch GmbH sowie das Steinbeis Innovationszentrum Embedded Design und Networking.

Fast jeder Zweite, der bei einem Unfall in der Stadt bei Dunkelheit ums Leben kommt, ist zu Fuß unterwegs. PROPEDES setzt daher auf moderne Methoden der Fußgängererkennung. Dafür wird ein Fahrerassistenzsystem in Höhe des Rückspiegels installiert. Mittels digitaler Signalverarbeitung werden die Informationen verschiedener Sensortechnologien wie Infrarot-Videosystemen und mechanisch scannenden Radarsystemen kombiniert.

Rund 30 Bilder in der Sekunde wertet das System aus und kann damit schneller reagieren als ein Mensch. Was das menschliche Auge nachts häufig nur als kleinen grauen Fleck im Dunkeln wahrnimmt, erkennt das Fahrerassistenzsystem im Bruchteil einer Sekunde als Spaziergänger am Fahrbahnrand. Hält der Fahrer mit seinem Auto weiter auf den Passanten zu, wird automatisch ein Bremsvorgang eingeleitet.

Das Gerät erkennt jedoch nicht nur Fußgänger, sondern wertet auch Bilder von Fahrspuren, Verkehrsschildern und anderen Fahrzeugen aus. Dabei misst das System sowohl die Abstände in einem Bereich bis etwa 120 Meter als auch die Geschwindigkeit, mit der sich ein Objekt bewegt. Die Verwendung von zwei Kameras ermöglicht die Aufnahme von dreidimensionalen Bildern.

Das Forscherteam um Prof. Dr.-Ing. Holger Blume am Institut für Mikroelektronische Systeme hat die Hardware für die Signalverarbeitung entwickelt. Geräte wie dieses könnten bald Pflicht sein. Etwa für das Jahr 2015 wird eine EU-Norm erwartet, die einen integrierten Fußgängerschutz in Fahrzeugen vorschreibt.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Unkraut vernichten ohne Chemie

Michael Botts
Communications Group
Laser Zentrum Hannover e.V.

Chemie adé! Mit Laserstrahlen können junge Unkrautpflanzen selektiv und erfolgreich bekämpft werden. Ein aktuelles Forschungsprojekt aus Hannover verspricht für den professionellen Gartenbau eine neue, umweltschonende Methode der Unkrautvernichtung.
Laserstrahlen können erfolgreich bei der selektiven Bekämpfung junger Unkrautpflanzen eingesetzt werden. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktuelles Forschungsprojekt des Laser Zentrums Hannover e.V. (LZH) und des Fachbereichs Biosystem- und Gartenbautechnik (BGT) der Leibniz Universität Hannover.
Um landwirtschaftliche und gartenbauliche Flächen von unerwünschten Pflanzen zu befreien, kommen zunehmend umweltschonende Verfahren zur Anwendung. Denn chemische Pflanzenschutzmittel wirken zwar sehr selektiv und sind auch dort verwendbar, wo zum Beispiel herkömmliche, thermisch wirkende Methoden wie das Abflämmen zu unspezifisch oder zu energieaufwändig sind. Doch Abdrift und Überdosierung führen häufig zu schädlichen Rückständen der Herbizide in oberen Bodenschichten und Oberflächengewässern. Gezielt eingesetzte Laserstrahlung kann dagegen punktgenau den Wuchs von Unkraut im Bestand hemmen, indem sie die sensiblen als Meristem bezeichneten Wuchszentren der Pflanzen zerstört. Die geringste für Keimlinge tödliche Strahlungsenergie liegt nach Laborerkenntnissen bei etwa 35 Joule. Mit den aktuellen Untersuchungen lässt sich die eingesetzte Energie exakt und effektiv auf Pflanzenart und Wuchshöhe abstimmen.
Die Forscher der Abteilung Werkstoff- und Prozesstechnik, Gruppe Sicherheitstechnik am LZH setzen in den aktuellen Untersuchungen vor allem auf CO2-Laser, die im mittleren Infrarot bei einer Wellenlänge von 10,6 µm emittieren und deren Strahlung auf die Pflanzen ebenfalls thermisch wirkt. Über einen Galvanometerscanner mit einem flexiblen Spiegelsystem lässt sich der Laserstrahl schnell und beliebig im Bearbeitungsfeld positionieren und mit hoher Präzision auf die oberflächennahen Meristeme fokussieren. Im Labor wurde dabei eine Zielgenauigkeit von <± 1 mm erreicht. Versuche mit einem Schienenwagen-geführten Laser im Gewächshaus lieferten immer noch eine Treffsicherheit von ± 3,4 mm.
Zur Erkennung der Pflanze und für die optimale Positionierung des Laserstrahls wird ein Stereo-Kamerasystem eingesetzt. Die Wissenschaftler des BGT gleichen die Kamerabilder nach komplexer Bearbeitung mit Active Shape Modellen der zu erkennenden Pflanzen ab, u. a. basierend auf Schwellwertfilterung und Kantendetektion. Mithilfe der Blattstellungen ist es möglich die Meristempositionen als Ziele exakt zu bestimmen, so dass diese anzusteuernden Koordinaten als Signal an den angeschlossenen Laser weitergegeben werden können.
Die Wissenschaftler des LZH konnten inzwischen die maximal notwendige Energie bestimmen, die optimal an der gewünschten Position wirkt, so dass die Methode besonders effizient einsetzbar ist. Derzeit werden verschiedene Bestrahlungszeiten in unterschiedlich dichten Unkrautbeständen auf ihre Wirtschaftlichkeit hin überprüft. Die besten Ergebnisse für große Flächen könnte nach derzeitigen Erkenntnissen ein autonomer Feldroboter im Stop and Go-Betrieb liefern.
Das Projekt „Untersuchungen zur Laserlichtwirkung auf der Basis von Bildanalysen auf juvenile Pflanzen zur Unkrautregulierung wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Kontakt:
Laser Zentrum Hannover e.V. (LZH)
Michael Botts
Hollerithallee 8
D-30419 Hannover
Tel.: +49 511 2788-151
Fax: +49 511 2788-100
E-Mail: m.botts@lzh.de
http://www.lzh.de

Das Laser Zentrum Hannover e.V. (LZH) ist eine durch Mittel des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr unterstützte Forschungs- und Entwicklungseinrichtung auf dem Gebiet der Lasertechnik.
Alle LZH-Pressemitteilungen finden Sie auf www.lzh.de unter „Publikationen“ (mit Text-Download als WORD-Datei und wo möglich mit Bildern).

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Analyse des WSI-Tarifarchivs: Übernahme nach der Ausbildung – was regeln die Tarifverträge?

Rainer Jung
Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Analyse des WSI-Tarifarchivs:

Übernahme nach der Ausbildung – was regeln die Tarifverträge?

In zahlreichen Tarifverträgen gibt es Regelungen zur Übernahme nach der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung. Überwiegend handelt es sich um befristete Übernahmeregelungen mit einem Zeitraum zwischen 6 und 24 Monaten, mehrheitlich mit 12 Monaten. Vorschriften für eine unbefristete Übernahme wurden bislang meist in Firmentarifverträgen vereinbart, aber kürzlich einigten sich auch die Tarifparteien in der Stahlindustrie auf eine branchenweite Regelung zur unbefristeten Übernahme. In einigen Branchen existieren dagegen keinerlei tarifliche Übernahmeregelungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse von Tarifverträgen in 50 Branchen und 15 Firmentarifverträgen, die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung jetzt vorgelegt hat (siehe auch die Übersicht im Anhang der pdf-Version dieser PM; Link unten).

In den meisten Fällen ist die Übernahme „grundsätzlich“ vorgesehen bzw. als Sollvorschrift ausgestaltet. Die Betriebe können z. B. beim Vorliegen verhaltens- oder personenbedingter Gründe oder wegen akuter Beschäftigungsprobleme von der Übernahme Abstand nehmen.

Eine weitere Variante stellt die Übernahme in ein Teilzeitarbeitsverhältnis dar. Diese teilzeitige Übernahme ist manchmal als zweitbeste Lösung vorgesehen, wenn eine vollzeitige Beschäftigung nicht möglich erscheint. Auch ist die Möglichkeit einer stufenweisen Aufstockung auf Vollzeit vorgesehen.

„Diese Regelungen zeigen, dass die Tarifparteien das Instrumentarium der Tarifpolitik durchaus nutzen“, sagt Dr. Reinhard Bispinck, Leiter des WSI-Tarifarchivs, „aber sie schöpfen das vorhandene Potenzial bei weitem noch nicht aus.“ Es sei zu wünschen, so der Tarifexperte, dass die aktuelle Tarifrunde einen Durchbruch zu weitergehenden Übernahmeregelungen bringe, weil damit auch die berufliche Perspektive der Ausgebildeten sicherer werde.

Die Tarifparteien haben in verschiedenen Branchen und Tarifbereichen auch Regelungen zum Erhalt der bestehenden bzw. zur Schaffung von neuen Ausbildungsplätzen vereinbart. In manchen Fällen ist dies nach der Analyse des Tarifarchivs nicht mehr als ein Appell oder ein Aufruf an die Betriebe zu verstärkten Ausbildungsaktivitäten. Es gibt aber auch Firmen- wie Branchentarifverträge, die mit präzisen Zahlen vorgeben, wie viele Ausbildungsplätze bereitgestellt werden müssen. In einzelnen Fällen ist auch geregelt, wie die Einhaltung der Vorschriften kontrolliert werden soll.

In jüngster Zeit wurden auch Tarifverträge zur Förderung der Ausbildungsfähigkeit von Jugendlichen abgeschlossen, um die Chancen von benachteiligten Jugendlichen auf dem Ausbildungsmarkt zu erhöhen. Beispiele dafür gibt es in der chemischen Industrie und in der Metall- und Elektroindustrie.

Die Auswertung des WSI-Tarifarchivs gibt einen detaillierten tabellarischen Überblick über die tariflichen Regelungen und dokumentiert die wichtigsten Bestimmungen im Wortlaut.

Die Pressemitteilung mit Anhang (pdf):http://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2012_03_20.pdf

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung

Dr. Reinhard Bispinck
Leiter des WSI-Tarifarchivs
Tel.: 0211-7778-232
E-Mail: Reinhard-Bispinck@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Hoffnung Meeresenergie

Marie de Chalup
Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Mit seinen langen Küsten verfügt Frankreich über ein großes Potenzial an Meeresenergie, sowohl im Mutterland als auch in den Überseegebieten. Aufgrund des wachsenden Interesses großer Unternehmen sowie der Regierung wurde am 8. März 2012 in Nantes (Pays de Loire – West-Frankreich) ein neues Forschungszentrum für Windenergie eröffnet.Im Rahmen des Programms Zukunftsinvestitionen [2] untersucht das Unternehmen SBM Offshore gemeinsam mit dem IFREMER (französisches Forschungsinstitut zur Nutzung der Meere) und der Ingenieurhochschule (Ecole Centrale) in Nantes das Potenzial bei der Nutzung von Wellenenergie.
Mit seinen langen Küsten verfügt Frankreich über ein großes Potenzial an Meeresenergie, sowohl im Mutterland als auch in den Überseegebieten. Aufgrund des wachsenden Interesses großer Unternehmen sowie der Regierung wurde am 8. März 2012 in Nantes (Pays de Loire – West-Frankreich) ein neues Forschungszentrum für Windenergie eröffnet.

Zur Nutzung der Kraft des Meeres werden verschiedene Technologien entwickelt bzw. ausgebaut. So betreibt EDF bereits seit 1967 das weltweit größte Gezeitenkraftwerk [1] in La Rance (Bretagne) mit einer Kapazität von 240MW. Dennoch gilt es aufgrund seiner Umweltauswirkungen nicht als Vorzeigemodell. Es werden neue Meerestechnologien im Industriemaßstab getestet, die die Kriterien des Umweltschutzes berücksichtigen.
Im Rahmen des Programms Zukunftsinvestitionen [2] untersucht das Unternehmen SBM Offshore gemeinsam mit dem IFREMER (französisches Forschungsinstitut zur Nutzung der Meere) und der Ingenieurhochschule (Ecole Centrale) in Nantes das Potenzial bei der Nutzung von Wellenenergie.
Das Start-up-Unternehmen Nenuphar forscht an der Entwicklung einer schwimmenden Windkraftanlage mit einer senkrechten Drehachse. Das Projekt heißt Vertiwind und wird von der französischen Öl- und Gas-Ingenieurgesellschaft Technip geleitet und von Converteam und EDF EN unterstützt.
2013 könnte bereits das konkurrierende Projekt Winflo der Marinewerft DCNS, Nass&Wind, Vergnet, Saipem, ENSTA Bretagne und des IFREMER gestartet werden.
Die Technologie der Gezeitenturbinen ist sicher die mit dem größten Potential. Gezeitenströme können eine Geschwindigkeit von bis zu 5m/sec erreichen und somit die Turbinen zur Stromerzeugung aktivieren. Entsprechende Tests wurden im Oktober 2011 im französischen Meer gestartet (siehe WF-Artikel vom 07.10.11 [3]). Die Ergebnisse werden seit Januar 2012 von der DCNS analysiert. EDF geht davon aus, dass diese Technologie bereits in 10 bis 15 Jahren marktreif ist.
Ein weiteres Projekt der DCNS und des IFREMER zielt auf die thermische Meeresenergie ab, die zum Betrieb der Meereswärmekraftwerke (engl. Ocean thermal energy conversion – OTEC) genutzt wird. Diese Anlagen gewinnen Energie aus der Temperaturdifferenz zwischen warmem Oberflächenwasser und kälterem Tiefenwasser.

Für all diese Technologien sind Tests im großen Maßstab und direkt im Meer notwendig, wo die Bedingungen für die Anlagentests besonders schwierig sind. Einige wurden in Partnerschaften realisiert, wie zum Beispiel für die OTEC-Technologie vor den Inseln von La Réunion (DCNS-IFREMER) oder die Gezeitenturbine in der Bretagne (DCNS-EDF). Zwei neue Forschungszentren werden ebenfalls zu diesem Zweck ins Leben gerufen. Das Erste ist das am Donnerstag, den 8. März 2012 vom Minister für Forschung und Hochschulwesen, Laurent Wauquiez, eröffnete Zentrum IRT Jules Verne [4]. Dieser Campus vereint Universitäten, Labore und Unternehmen an einem Standort in Nantes, um neue Fertigungstechnologien komplexer Strukturen für die Bereiche Energie, Transport und Luftschifffahrt zu entwickeln. Dieses Projekt wird über 10 Jahre vom Staat und den Partner-Unternehmen mit 500 Millionen Euro finanziert. Das zweite Zentrum ist ein vom IFREMER geleitetes Kompetenzzentrum: France Energie marine [5]. Das Projekt soll mit 143 Millionen Euro im Rahmen des Programms Zukunftsinvestitionen unterstützt werden. Eine offizielle Entscheidung der Regierung wird erwartet.

[1] Gezeitenkraftwerk la Rance: http://de.wikipedia.org/wiki/Gezeitenkraftwerk_Rance
[2] Weitere Informationen zum Programm Zukunftsinvestitionen: http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/forschung-in-frankreich/forschungsrefor…
[3] http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/energie/der-erste-franzosische-gezeiten…
[4] http://www.irt-jules-verne.fr/
[5] Kontakt IFREMER: Yann-Hervé De Roeck, Leiter des Projekts Plateforme Nationale des Energies marines renouvelables – Adr. Ifremer Bretagne,B.P. 70, 29280 Plouzané – Tél : 00332 98 22 44 95 – E-mail : Yann.Herve.De.Roeck@ifremer.fr

Quellen:
– Artikel aus Les Echos – 07.03.2012 – http://www.lesechos.fr/entreprises-secteurs/innovation-competences/croissance-ve…
– Pressemitteilung der DCNS – 08.03.2012 – http://fr.dcnsgroup.com/2012/03/08/dcns-partenaire-industriel-majeur-de-l%E2%80%…

Redakteurin:
Edith Chezel, edith.chezel@diplomatie.gouv.fr

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Innovative Matratze hilft Allergikern – Feldversuch mit Testschläfern bestätigt Wirkungsweise

Rose-Marie Riedl
Unternehmenskommunikation und Forschungsmarketing
Hohenstein Institute

Im Sommer vergangenen Jahres wurden 20 Hausstaub-Allergiker von den Hohenstein Instituten in Bönnigheim und dem Bettenhaus Gailing in Ludwigsburg Mitte kostenlos mit einer neuartigen Anti-Milbenmatratze ausgestattet. Innerhalb des 18-monatigen Feldversuches wird das Team von Prof. Dr. Dirk Höfer mehrfach die Belastung mit allergenem Milbenkot ermitteln, um die Wirksamkeit der Spezialkonstruktion unter Praxisbedingungen zu belegen.
Dazu wird die Wellmed-Matratze von zehn Testschläfern mindestens zweimal in der Woche auf 550C erhitzt. Ermöglicht wird die für Milben lebensfeindliche Kombination aus Hitze und geringer Luftfeuchtigkeit durch in den Matratzenkern integrierte flexible textile Heizelemente. Ein erster Vergleich der Allergen-Belastung zeigt gegenüber der Kontrollgruppe klare Vorteile. Diese erhielt eine baugleiche Matratze, allerdings ohne den für die Erhitzung notwendigen Spezial-Trafo.
Bereits in der ersten Zwischenkontrolle nach sechs Monaten zeigen sich klare Unterschiede zwischen der Test- und Vergleichsgruppe: Bei den unbeheizten Matratzen nähert sich die Belastung mit allergenem Milbenkot bei einer Reihe von Probanden schon wieder der Sensilisierungsschwelle, bei dem gemeinhin mit dem Auftreten von Symptomen zu rechnen ist. In den regelmäßig beheizten Wellmed-Matratzen konnten dagegen nur minimale Spuren von Milbenkot nachgewiesen werden – ein Beleg dafür, dass diese sich dort bislang nicht dauerhaft ansiedeln konnten. Bestätigt werden die Untersuchungsergebnisse der Wissenschaftler durch erste subjektive Einschätzungen der Testschläfer, die sich im Gegensatz zur Vergleichsgruppe über eine anhaltende Verbesserung der Beschwerden freuen dürfen.
Den Anspruch für einen dauerhaften therapeutischen Erfolg und damit die Voraussetzung für die Anerkennung der Wellmed-Matratze als medizinisches Hilfsmittel durch die Spitzenverbände der Krankenhäuser setzt Prof. Höfer jedoch sehr hoch an: „Wir müssen beweisen, dass im Lebensalter einer Matratze von zehn Jahren so wenig Milbenkot vorhanden ist, dass die Sensibilisierungsschwelle für die Patienten nicht erreicht wird.“ Um eine verlässliche Aussage treffen zu können werden die Hohenstein Wissenschaftler deshalb in den kommenden 12 Monaten mindestens noch zweimal mit Hilfe einer aufwendigen Analytik die Belastung der Matratzen mit den Eiweißverbindungen feststellen. Diese machen allein in Deutschland bei rund 5 Mio. Menschen jede Nacht zu einer Tortur.

Denn während Bettbezüge, Kissen und Zudecken bei Bedarf bei hohen Temperaturen in der Waschmaschine gewaschen werden können, konnte die in der Matratze befindliche Milbenpopulation und deren allergene Ausscheidungen bislang lediglich mit dicht schließenden und damit wenig atmungsaktiven Matratzenbezügen oder mit Hilfe chemischer Substanzen effektiv in Schach gehalten werden. Beides keine gute Voraussetzung für einen erholsamen Nachtschlaf.
Damit dieser bei der innovativen Anti-Milbenmatratze darüber hinaus nicht durch Elektrosmog gestört wird, kommt ein spezielles Netzteil der Firma Rist Transformatorenbau GmbH in Ostfildern zum Einsatz. Anders als z. B. bei handelsüblichen Wärmeunterbetten versorgt es die textilen Heizelemente der Firma roma-Strickstoff-Fabrik Rolf Mayer in Balingen mit Strom im Niedervoltbereich. Dadurch besteht weder die Gefahr eines Stromschlages, noch wird ein störendes elektrisches Feld aufgebaut.
Die Wellmed-Matratze bietet damit beste Voraussetzungen für einen gesunden Schlaf bietet, könnte die Innovation aber auch die Lösung für ein weiteres „tierisches Problem“ sein. Auch Bettwanzen, die sich vor allem in den USA in zahllosen Schlafzimmern tummeln, können in ihr nach Einschätzung von Prof. Höfer nicht überleben: „Die Kombination aus Wärme und sich daraus ergebender geringer Luftfeuchte hält auch diese Krabbler verlässlich in Schach.“

Weitere Informationen:
http://www.hohenstein.de/de/inline/pressrelease_12290.xhtml?excludeId=12290

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Zuversichtsstudie: Sorge um Deutschlands Zukunft – Hochstimmung beim Privatleben

Florian Klebs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Am stärksten schwindet die Zuversicht für die deutsche Wirtschaft / Auch die Stimmung hinsichtlich des Arbeitsmarkts ist eingetrübt / Fürs eigene Leben ist die Zuversicht dagegen größer als im Frühjahr 2011
Die gefühlte Lage der Nation im Frühjahr 2012 ist zwiespältig: Wenn die Bundesbürger an Deutschlands Zukunft denken, sind sie weniger zuversichtlich als vor einem Jahr (minus fünf Prozentpunkte). Nur knapp jeder Dritte (31 Prozent) antwortete im ersten Quartal 2012 auf die Frage, wie er die Gesamtsituation Deutschlands in den nächsten zwölf Monaten sieht, „mit Zuversicht“ oder „mit großer Zuversicht“. Exakt gegenläufig ist die Entwicklung beim Blick in die persönliche Zukunft: Hier ist die Zuversicht gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen (plus fünf Prozentpunkte). Fast zwei Drittel der Deutschen (62 Prozent) zeigen sich optimistisch, wenn es um die zukünftige Entwicklung ihres eigenen Lebens geht. Im persönlichen Bereich herrscht derzeit also Stimmungshoch, gesellschaftlich hingegen überwiegt die Skepsis. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse der monatlich durchgeführten repräsentativen Befragungen zur Allianz Zuversichtsstudie, einem Gemeinschaftsprojekt der Allianz Deutschland AG und der Universität Hohenheim.

Besonders nachgegeben haben im Vergleich zum ersten Quartal 2011 die Zuversichtswerte für die allgemeine Wirtschaftslage (minus zehn Prozentpunkte). Auch die Bewertung des Arbeitsmarktes fällt skeptischer aus als vor einem Jahr (minus fünf Prozentpunkte). Gingen im Frühjahr des vergangenen Jahres noch 34 Prozent der Bundesbürger davon aus, dass die Arbeitsplätze sicher sind, teilen ein Jahr später noch 29 Prozent der Befragten diese Ansicht.
„Die anhaltende Diskussion um die Europäische Schuldenkrise beunruhigt die Menschen – zumal die Situation für den Einzelnen schwer einschätzbar ist. Das wirkt sich auf die Stimmung aus“, sagt Dr. Michael Heise, Chefvolkswirt und Leiter der Unternehmensentwicklung der Allianz. „Die Finanz- und Wirtschaftskraft Deutschlands ist nach wie vor groß. Deshalb ist davon auszugehen, dass auch
die Stimmung hinsichtlich der Zukunft Deutschlands wieder deutlich zuversichtlicher wird, sobald sich eine tragfähige Lösung für die Schuldenkrise abzeichnet.“
Insgesamt zeigen die Ergebnisse für die Wirtschaft im monatlichen Verlauf des ersten Quartals 2012 nach größeren Schwankungen in den letzten beiden Jahren eine Stabilisierung – wenn auch auf leicht sinkendem Niveau: Im Januar 2012 lag der Wirtschaftswert bei 37 Prozent, im Februar bei 35 Prozent und im März bei 34 Prozent. Damit liegt die Zuversicht für die deutsche Wirtschaft aktuell deutlich über dem Tiefststand von zehn Prozent im März 2009 und weit unter dem Höchststand von 56 Prozent im Juli 2011.

Milliarden-Überschüsse bei den Krankenkassen schüren Hoffnung
Unverändert gegenüber dem Vorjahreszeitraum sind die Werte für die Qualität der Schulen und Universitäten (25 Prozent) sowie für die gesetzliche Rentenversicherung (zwölf Prozent). Von elf Prozent auf 17 Prozent moderat gewachsen ist gegenüber dem Frühjahr 2011 allein die Zuversicht für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung.
„Die Milliarden-Überschüsse bei den gesetzlichen Krankenkassen schüren die Hoffnung, dass auch für den einzelnen Beitragszahler am Ende mehr übrig bleibt“, erklärt Prof. Dr. Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim, der die Allianz Zuversichtsstudie wissenschaftlich begleitet. „Diese Hoffnung kann aber auch schnell wieder in Enttäuschung umschlagen. Dann nämlich, wenn angesichts der Überschüsse weder die Praxisgebühr abgeschafft noch der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung spürbar abgesenkt wird.“

Am größten ist die Zuversicht fürs eigene Zuhause und die Familie
Wenn es um ihr eigenes Leben geht, ist die Stimmung der Bundesbürger selten besser gewesen als im Frühjahr 2012. Im ersten Quartal dieses Jahres sehen nahezu zwei Drittel der Befragten (62 Prozent) ihre persönliche Zukunft positiv (plus fünf Prozentpunkte). Im Februar 2012 wird mit 65 Prozent gar einer der höchsten Werte in diesem Bereich seit Beginn der Erhebungen zur Allianz Zuversichtsstudie im Jahr 2007 gemessen. Nur im Februar und November des vergangenen Jahres lag die Zuversicht bei 67 Prozent und damit jeweils um zwei Prozentpunkte höher.
„Neben zahlreichen internationalen Problemen haben auch innenpolitische Entwicklungen das Vertrauen der Bürger in die Zukunft Deutschlands geschwächt – nicht zuletzt die Umstände, die zum Rücktritt des Bundespräsidenten Christian Wulff führten oder auch die Konflikte innerhalb der Regierungskoalition. Für die Gesamtsituation Deutschlands ist die Stimmung daher gesunken. Doch die Wahl des neuen Bundespräsidenten Joachim Gauck könnte die Zuversicht erneut beflügeln“, sagt Prof. Dr. Brettschneider.
„Positiv sieht es schon jetzt bei vielen Menschen im unmittelbaren Umfeld aus: Die Auftragsbücher sind voll, in der Automobilbranche gibt es kräftige Sonderzahlungen und in weiteren Branchen stehen Lohnerhöhungen an. Beim Ausblick auf mehr Geld im Portemonnaie ist die Zuversicht gestiegen – und mit ihr die Konsumfreude.“
Die Einschätzung der Bundesbürger hinsichtlich ihrer persönlichen finanziellen Lage in den kommenden zwölf Monaten hat sich im Vergleich zum Frühjahr 2011 um drei Prozentpunkte verbessert. Der Zuversichtswert für das eigene Zuhause (82 Prozent) ist um fünf Prozentpunkte gewachsen und hält damit den Spitzenplatz bei der persönlichen Zuversicht.

Hintergrund: Zuversichtsstudie
Basis der Allianz Zuversichtsstudie, einer gemeinschaftlich durchgeführten Untersuchung der Allianz Deutschland AG und der Universität Hohenheim, sind repräsentative monatliche Befragungen mit jeweils mindestens 500 – 1.000 Interviewpartnern. Im 1. Quartal 2012 wurden insgesamt 1.502 Interviews durchgeführt. Ziel der Allianz Zuversichtsstudie ist es, die Stimmungslage in Deutschland zu erheben. Dazu wird regelmäßig die Zuversicht der Menschen für die jeweils kommenden zwölf Monate in sechs persönlichen und sechs gesellschaftlich übergreifenden Lebensbereichen erfasst. Die aktuellen Ergebnisse der Allianz Zuversichtsstudie sowie Trends, die sich daraus ablesen lassen, werden der Öffentlichkeit in der Regel vierteljährlich vorgestellt. Die Ergebnisse des 2. Quartals 2012 erscheinen im

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Deutsche Diabetes Gesellschaft startet neue Internetseite mit Gewinnspiel

Julia Voormann
Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

Täglich aktueller Service für Diabetologen, junge Mediziner und Betroffene

Berlin – Ab sofort steht die Internet-Plattform http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de in neuem Design und mit vielen zusätzlichen Inhalten online. Das Angebot der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) bietet jetzt noch mehr Service. Hier finden Interessierte Termine, Leitlinien, Förderprogramme, Preisausschreibungen, Stipendien und Stellungnahmen der DDG. Neu dazu kommt eine tägliche Presseschau rund um das Thema Diabetes.

Zudem besteht neben der Jobbörse jetzt auch die Möglichkeit, Praxisräume und Nachfolger zu suchen. Für Patienten und Angehörige bietet die DDG Homepage eine bundesweite Suche zu zertifizierten Praxen, Kliniken, Psychologen und Fußbehandlungszentren. Mit der neuen Internetseite erweitert die DDG ihr Leistungsangebot für Mediziner, Studenten und Patienten. Zum Start der Homepage verlost die Fachgesellschaft drei Buchgutscheine im Wert von insgesamt 300 Euro. Weitere Hinweise zur Teilnahme stehen auf der neuen Homepage.

Etwa tausend Besucher informieren sich täglich auf der Internetseite der DDG. Darunter befinden sich Fachleute, DDG Mitglieder und Nachwuchs-Diabetologen. „Aber auch für viele Patienten ist die DDG die erste Anlaufstelle, wenn es um Expertenrat geht“, ist sich der Geschäftsführer Dr. Dietrich Garlichs sicher. „Daher haben wir die Arztsuche auf der neuen Homepage verbessert: Eine einfache Suchfunktion zeigt Betroffenen und Angehörigen auf einer Deutschlandkarte, wo sie den nächsten zertifizierten Diabetolgen finden.“ Auch eine Suche nach Schwerpunktpraxen, verschiedenen Fremdsprach-Kenntnissen, Fachpsychologen und verkehrsmedizinischen Gutachtern ist möglich.

Neu auf der Homepage ist die Presseschau auf der Startseite. Täglich sucht die DDG aktuelle Berichte aus den Medien aus, um Fachleute und andere Interessierte auf dem neuesten Stand zu halten. Vielgefragte Inhalte wie etwa die Leitlinien wurden nutzerfreundlich aufbereitet. Neben Stellenausschreibungen können Interessierte jetzt auch Stellengesuche und die Suche nach neuen Praxisräumen selbstständig auf der Homepage eintragen. „Mit der neuen Internet-Seite wollen wir unseren Besuchern einen optimalen Service bieten“, so der Geschäftsführer der DDG.

Ebenso wichtig ist die Vernetzung der DDG innerhalb des Internets. Auch hier ist die Fachgesellschaft aktiv. Auf facebook „postet“ sie mehrmals in der Woche interessante Nachrichten, gibt Lesetipps oder regt zur Diskussion an. Zum Start der Homepage verlost die DDG drei Buchgutscheine des Georg Thieme Verlags. Teilnehmer müssen dafür zwei Gewinnspielfragen beantworten, die sie auf der neuen Homepage finden: www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/gewinnspiel. Einsendeschluss ist der 30. April 2012.

Deutsche Diabetes Gesellschaft
Geschäftsstelle
Reinhardtstr. 31
10117 Berlin
Tel.: 030 3116937-11
Fax: 030 3116937-20
E-Mail: info@ddg.info
http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de

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Intensive Landwirtschaft beeinflusst Wasserhaushalt von Ökosystemen

Beate Hentschel
Presse, Kommunikation und Marketing
Georg-August-Universität Göttingen

Die intensive Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden hat Auswirkungen auf den Wasserhaushalt dieser Ökosysteme. Wissenschaftler der Universität Göttingen konnten zeigen, dass auf gedüngten Grünlandflächen deutlich mehr Regenwasser verdunstet als auf ungedüngten. Entsprechend weniger Regenwasser versickert im Boden, wo es dann bei der Bildung von Grundwasservorräten fehlt, die wiederum notwendig sind zur Gewinnung von Trinkwasser.

Intensive Landwirtschaft beeinflusst Wasserhaushalt von Ökosystemen
Göttinger Studie zeigt höhere Verdunstung und weniger Versickerung von Regenwasser

Die intensive Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden hat Auswirkungen auf den Wasserhaushalt dieser Ökosysteme. Wissenschaftler der Universität Göttingen konnten zeigen, dass auf gedüngten Grünlandflächen deutlich mehr Regenwasser verdunstet als auf ungedüngten. Entsprechend weniger Regenwasser versickert im Boden, wo es dann bei der Bildung von Grundwasservorräten fehlt, die wiederum notwendig sind zur Gewinnung von Trinkwasser. Die Forscher gehen davon aus, dass die Kombination aus intensiver Bewirtschaftung und Klimawandel auch in einzelnen Regionen Mitteleuropas künftig unter Umständen zu Wasserknappheit in den Sommermonaten führen könnte. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Ecohydrology veröffentlicht.

Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass auf intensiv gedüngtem Grünland bis zu 15 Prozent mehr Regenwasser verdunstet als auf ungedüngten Flächen. Gleichzeitig ist die Menge des Wassers, das im Boden versickert und dort neue Grundwasservorräte bilden kann, bis zu 50 Prozent geringer. In den vergangenen 50 Jahren wurden mehr als 70 Prozent der Grünlandflächen in Mitteleuropa auf intensive Bewirtschaftung umgestellt. „Wir gehen davon aus, dass die Grundwasserbildung in diesen Regionen bereits messbar abgenommen hat“, so Prof. Dr. Christoph Leuschner, Leiter der Abteilung Ökologie und Ökosystemforschung der Universität Göttingen. „Eine Abnahme der Niederschläge in den Sommermonaten, wie sie im Zuge der Klimaveränderung für einige Regionen Mitteleuropas vorhergesagt wird, könnte die Grundwasserbildung noch zusätzlich vermindern.“

Die Versuche fanden im Rahmen des „GrassMan-Projekts“ in der Nähe der Ortschaft Silberborn im Solling statt. Dort erforschen die Wissenschaftler des Exzellenzclusters „Functional Biodiversity Research“ der Universität Göttingen die Folgen einer intensiven Bewirtschaftung von Grünland unter praxisnahen Bedingungen. Im Exzellenzcluster arbeiten seit dem Jahr 2008 Forscher der Fakultät für Forstwissenschaft und Waldökologie, der Biologischen Fakultät und der Fakultät für Agrarwissenschaften der Universität Göttingen zusammen. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur fördert das Projekt fünf Jahre lang mit insgesamt rund 3,7 Millionen Euro.

Originalveröffentlichung: Laura Rose et al. Effects of fertilization and cutting frequency on the water balance of a temperate grassland. Ecohydrology 5 (2012): 64-72. Doi: 10.1002/eco.201.

Kontaktadresse:
Dr. Lars Köhler, Koordinator des Exzellenzclusters „Functional Biodiversity Research“
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Forstwissenschaft und Waldökologie – Abteilung Forstbotanik und Baumphysiologie
Büsgenweg 2, 37077 Göttingen, Telefon (0551) 39-5739
E-Mail: lkoehle@uni-goettingen.de

Weitere Informationen:
http://www.functionalbiodiversity.uni-goettingen.de – Infos zum Exzellenzcluster „Functional Biodiversity Research“

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Erster Lachs passiert neue Fischtreppe Koblenz

Dipl.-Met. Alfred Hommes
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

Die neue Fischaufstiegsanlage an der Staustufe Koblenz und das dazugehörige Besucherzentrum „Mosellum“ wurden am 29. September 2011 eröffnet. Gleichzeitig nahm die Bundesanstalt für Gewässerkunde dort eine hochmoderne Anlage zur Beobachtung wandernder Fische in Betrieb. Nun wurde der erste Lachs gesichtet.
Am 18.03.2012 um 16:46 Uhr wurde der erste aufsteigende Lachs in der neuen Mosel-Fischtreppe Koblenz registriert. Ermöglicht wurde dies durch einen elektronischen Fischzähler der Bundesanstalt für Gewässerkunde Koblenz (BfG). Bei diesem bilden zwei Platten mit je zwei Reihen eng bestückter Infrarotsensoren ein Tor. Die Sensoren tasten die Form der hindurch schwimmenden Fische ab und erfassen ihre Bewegungsrichtung (Aufstieg/Abstieg). Zusätzlich dokumentieren zwei Videoeinheiten die Fische.

Die Registrierung der wandernden Fische dient dazu, die Funktionsfähigkeit der Aufstiegsanlage zu überprüfen. Außerdem ermöglichen die Beobachtungen Rückschlüsse auf die in der Mosel lebenden und dazu wanderwilligen Fischpopulationen. Seit Eröffnung der Anlage hat der Fischzähler der BfG über 2000 Fische unterschiedlichster Größe erfasst; dabei wurden 13 Arten bestimmt.

Der nun gesichtete Lachs war ein Weibchen mit einer Länge von etwa 85 cm und gehört damit zu den mittelgroßen Vertretern seiner Art. Ein mögliches Laichgewässer für Lachse in der Mosel ist der Elzbach. Dieser liegt flussaufwärts von Lehmen, so dass das dortige Wehr noch überwunden werden muss.

Durch die Neuregelung des Wasserhaushaltsgesetzes im März 2010 hat die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) die Verantwortung für den Erhalt und die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit der Bundeswasserstraßen übernommen. Die WSV wird in den nächsten Jahren gemäß EG-Wasserrahmenrichtlinie an über 200 Staustufen den Fischaufstieg verbessern bzw. überhaupt ermöglichen. Die BfG berät die WSV bei der Planung, Umsetzung und Qualitätssicherung der erforderlichen Maßnahmen.

Weitere fachliche Informationen: Bernd Mockenhaupt, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Tel. 0261/ 1306 5941, E-mail: mockenhaupt@bafg.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Antifrost-Eiweiße einer Eisalge sollen Tiefkühl-Brötchen vor Gefrierbrand schützen

Ralf Röchert
Communications Department
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung

Die Kieselalge Fragilariopsis cylindrus gedeiht dort, wo viele andere Lebewesen in eine Kälte-Schockstarre fallen würden – nämlich im Meereis der Arktis und Antarktis. Ihr Überleben garantiert ein Antifrost-Protein, das die Alge an ihre Umgebung abgibt. Biologen vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft ist es nun gelungen, den genetischen Bauplan dieses natürlichen Frostschutzmittels zu entschlüsseln und das Eiweiß biotechnologisch herzustellen.
In einem gemeinsamen Projekt mit Lebensmittelforschern vom ttz Bremerhaven soll jetzt untersucht werden, ob der Algen-Frostschutz auch Tiefkühl-Brötchen vor der zerstörerischen Kraft der Eiskristalle bewahren kann.

Die Kieselalge Fragilariopsis cylindrus hat sich einen der extremsten Lebensräume der Welt ausgesucht: das Meereis in den Polarregionen. Sie besiedelt die kleinen Kanäle und Hohlräume, die entstehen, wenn Meerwasser zu Eis gefriert. Das Wasser in diesen winzigen Eishöhlen kühlt sich im Extremfall auf bis zu minus 20 Grad Celsius ab und ist dann fast sieben Mal salziger als normales Meerwasser. Der Alge aber können Frost und Salzlauge nahezu nichts anhaben. Sie wappnet sich und produziert ein sogenanntes Antifrost-Eiweiß, das sie an ihre Umgebung abgibt. „Am Anfang unserer Untersuchungen wussten wir, dass in der Natur verschiedene Antifrost-Proteine vorkommen, die auch ganz unterschiedliche Aufgaben haben. In Fischen zum Beispiel senken sie den Gefrierpunkt des Blutes. Bei Pflanzen sorgen sie für den Fall, dass sich einmal Eis gebildet hat, dass die einzelnen Kristalle kaum an Größe gewinnen und dem Gewebe auf diese Weise nicht schaden können“, sagt Dr. Maddalena Bayer-Giraldi, Biologin am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft.

Die Wissenschaftlerin geht der Frage nach, wie Leben im Eis überhaupt möglich ist und stellte bei ihren Untersuchungen der Eisalge schnell fest: Das Frostschutz-Protein von Fragilariopsis cylindrus passte in keine bekannte Eiweiß-Gruppe. „Es hat sich gezeigt, dass das Antifrost-Protein dieser Kieselalge zu einer neuen Gruppe der Frostschutz-Eiweiße gehört. Es senkt zwar auch leicht den Gefrierpunkt des Wassers. Viel markanter sind jedoch seine Eigenschaften, das Wachstum der Eiskristalle zu hemmen, die Mikrostruktur der Eiskristalle zu verändern und damit die Textur des Eises. Wir vermuten, dass sich auf diese Weise das Eis so entscheidend verändert, dass die Salzlauge nicht ausgewaschen wird. Sie verbleibt in den Kanälen, weshalb die kleinen Gänge und Hohlräume im Eis nie ganz zufrieren. Sie verengen sich nur, bleiben aber als Lebensraum für die Alge erhalten“, sagt Maddalena Bayer-Giraldi.

Ihre Forschungsergebnisse haben sowohl Wissenschaftler als auch Experten aus der Industrie aufhorchen lassen. Bieten sie doch möglicherweise Ansatzpunkte für die Entwicklung neuer Frostschutzmittel. „Antifrost-Proteine sind für all jene Anwendungsbereiche interessant, in denen Eis Schaden anrichtet, so zum Beispiel bei der Herstellung von Lacken oder Oberflächen, die eisfrei bleiben sollen“, erklärt die Biologin.

Interesse an ihren Forschungsergebnissen zeigte das Technologietransferzentrum (ttz) Bremerhaven. Dessen Institut für Lebensmitteltechnologie und Bioverfahrenstechnik sucht nach neuen Frostschutzmethoden für tiefgekühlte Backwaren. Bisher kommt es nämlich beim Gefrieren von ungebackenen Brötchen und Broten zu spürbaren Qualitätsverlusten. Eiskristalle, die entstehen, wenn das Wasser im Teig gefriert, zerstören sowohl die Struktur und Klebeeigenschaften des Teiges als auch die Hefezellen, weshalb die Backwaren beim Auftauen bis zu 20 Prozent ihres Volumens einbüßen. An der Oberfläche trocknet das Gefriergut zudem aus. Gemeinsam wollen Biologen und Lebensmittelforscher nun einen Weg finden, mit dem sich das Antifrost-Protein der Kieselalge so gezielt in Bäckereien einsetzen lässt, dass die Eiskristallbildung beim Tiefkühlen kontrolliert werden kann.

Maddalena Bayer-Giraldi konzentriert sich dabei auf zwei Kernfragen. „Mich interessiert wie das Protein mit dem Eis interagiert und wie es dessen Struktur prägt. So wissen wir beispielsweise noch nicht, bei welcher Konzentration des Antifrost-Eiweißes diese Prozesse ablaufen oder welche Gefrierbedingungen die besten sind. Diese Fragen sind jedoch ganz entscheidend – für den industriellen Einsatz des Proteins ebenso wie für das Verständnis der Ökologie im Meereis“, sagt die Biologin. Auf ihren Erkenntnissen werden anschließend die Back- und Gefriertests der Lebensmittelexperten aufbauen.

Gefördert wird dieses Projekt von der Allianz Industrie Forschung (AiF) sowie dem Forschungskreis der Ernährungsindustrie e.V.. Es steht damit exemplarisch für das hohe Anwendungspotenzial von Ergebnissen der Grundlagenforschung am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft.

Der Titel der Originalveröffentlichung lautet:
M. Bayer-Giraldi, I. Weikusat, H. Besir, G. Dieckmann (2011): Characterization of an antifreeze protein from the polar diatom Fragilariopsis cylindrus and its relevance in sea ice, Cryobiology 63 (201) 210-219, doi:10.1016/j.cryobiol.2011.08.006

Ihre Ansprechpartnerinnen am Alfred-Wegener-Institut sind Maddalena Bayer-Giraldi (Tel: 0471 4831-1996; E-Mail: Maddalena.Bayer@awi.de) sowie in der Abteilung Kommunikation und Medien Sina Löschke (Tel: 0471 4831-2008; E-Mail: Sina.Loeschke@awi.de).

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Gezielt mit Wasser geizen: ATB beschreitet neue Wege bei der Bewässerungssteuerung

Dipl.-Ing. agr. Helene Foltan
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.

Wasser – elementar für die Erzeugung von Lebensmitteln – ist eine zunehmend knapper werdende Ressource. Pünktlich zum internationalen Welttag des Wassers am 22. März haben Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Agrartechnik die Arbeit in einem neuen Forschungsprojekt aufgenommen: Intelligente funkbasierte Bewässerung soll die Wassereffizienz in der landwirtschaftlichen Produktion künftig gezielt verbessern.
Noch immer wird in der Praxis häufig zu reichlich und zum falschen Zeitpunkt bewässert. Dieses zu viel oder zum falschen Zeitpunkt ausgebrachte Wasser wird dem allgemeinen Wasservorrat ohne Notwendigkeit entzogen, seine Ausbringung kann zu Umweltschäden führen, und es verursacht vermeidbare Kosten für den Landwirt.

Moderne sensorgestützte Bewässerungssysteme applizieren das Wasser mit Hilfe starr voreingestellter Werte, einer Kombination aus Zeitvorgaben, Klimamodellen und gemessener Bodenparameter. Eine bedarfsgerechte und ressourcenschonende Bewässerung, die sich nach dem aktuellen Verbrauch der Pflanze richtet, ist mit den vorhandenen Systemen kaum gewährleistet.
Ein eben am Potsdamer Leibniz-Institut für Agrartechnik gestartetes Forschungsvorhaben will dies ändern. Ziel ist die Entwicklung eines flexiblen, autonomen und funkbasierten Bewässerungssystems, das in der Lage ist, die von der Pflanze benötigte Wassermenge genau zu dosieren. Die Wissenschaftler entwickeln hierfür ein dezentrales Netzwerk aus Sensoren, Steuerungs- und Kommunikationsmodulen, das im Feld installiert wird und sich autonom mit Daten aus der Beregnungsfläche und mit Vergleichsdaten von außerhalb versorgt. Das intelligente System soll die Daten, u. a. Bodenfeuchte, Pflanzenwasserzustand und aktuelle Niederschlagsmengen selbstständig analysieren und interpretieren, standortspezifische Handlungsempfehlungen errechnen und diese direkt für die Bewässerungssteuerung nutzen. Eine autarke Stromversorgung und drahtlose Datenübertragung werden für eine hohe Flexibilität und Reichweite des Systems sorgen.

„Unser Ziel ist es, das System so auszulegen, dass es für verschiedenste Anbaumethoden einsetzbar ist“, formuliert Projektleiter Dr. Martin Geyer die Erwartungen der Wissenschaftler. „Der Landwirt soll künftig in der Lage sein, mit Hilfe des Systems die für seinen Standort und seine Produktionsbedingungen geeignetste Bewässerungsstrategie schnell und sicher zu wählen. Wasser wird auch in unseren Breiten zunehmend kostbar. Wir versprechen uns von IFuB eine Einsparung von Wasser und damit auch Kosten – eine wesentliche Voraussetzung für einen erfolgreichen Transfer in die Praxis.“

Das vom ATB koordinierte Projekt Intelligente Funkbasierte Bewässerung (IFuB) wird vom Bundeslandwirtschaftsministerium (BMELV) über die Bundesanstalt für Landwirtschaft (BLE) gefördert. Im interdisziplinären Projektkonsortium arbeiten das Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. (ATB) mit der Technischen Universität Berlin und drei Berliner Unternehmen, Logic Way GmbH, Virtenio GmbH und MMM Mosler Tech Support, zusammen. Mit Ergebnissen wird in zwei Jahren gerechnet.

Die Forschung des Leibniz-Instituts für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. (ATB) zielt auf die ressourceneffiziente und CO2-neutrale Nutzung biologischer Systeme zur Erzeugung von Lebensmitteln, Rohstoffen und Energie in Anpassung an Anforderungen von Klimaschutz und Klimawandel. Zu diesem Zweck entwickelt das ATB verfahrenstechnische Grundlagen für eine nachhaltige Landbewirtschaftung und stellt innovative technische Lösungen für Landwirtschaft und Industrie bereit. Eine der zentralen Aufgaben ist es, die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der eingesetzten Verfahren über die gesamte Wertschöpfungskette zu analysieren – vom Feld bis zum Verbraucher.

Kontakt: Helene Foltan – Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0331 5699-820, E-Mail: hfoltan@atb-potsdam.de
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.
Max-Eyth-Allee 100, 14469 Potsdam

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Markierendes Licht ist Preisträger im Land der Ideen

Monika Landgraf
Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Das Projekt „Markierendes Licht“ ist Preisträger im Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“: Das am Institut für Mess- und Regelungstechnik (MRT) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) entwickelte Fahrerassistenzsystem markiert Personen und Tiere am Straßenrand mit Licht und macht sie so deutlich früher erkennbar. Bei der Preisverleihung am 31. März stellt sich das MRT der interessierten Öffentlichkeit bei einem Tag der offenen Tür von 14 bis 17 Uhr vor. Medienvertreterinnen und -vertreter sind hierzu herzlich eingeladen. Anmeldung bitte mit beiliegendem Formular.
Wildwechsel oder Radfahrer und Fußgänger am Straßenrand – vor allem in der Nacht birgt Autofahren viele Gefahren. „Um Unfälle zu vermeiden, sind vor allem im nächtlichen Straßenverkehr eine schnelle Reaktionszeit des Autofahrers und damit das frühzeitige Erkennen von Personen oder Wild am Straßenrand entscheidend“, sagt Marko H. Hörter vom Institut für Mess- und Regelungstechnik (MRT). Der Wissenschaftler entwickelte zu diesem Zweck eine Technologie, die einen Schritt weiter als herkömmliche Infrarot-Kameras geht: Ein komplexes mechatronisches System übernimmt vollautomatisch die Bildanalyse und leuchtet bei Bedarf potenzielle Gefahren mit einem sehr präzisen Lichtspot aus besonders hellen LED-Lampen kurz an. So wird der Fahrer aufmerksam, ohne die Augen von der Fahrbahn nehmen zu müssen.

Die in die Motorhaube des Versuchsautos eingebaute Wärmebildkamera liefert Bilder, die der Computer anschließend in weniger als 40 Millisekunden einzeln untersucht. Das System ist so in der Lage, Personen und Tiere von anderen Objekten zu unterscheiden. Zudem kann der Computer aus 2-D-Bildern ihre reale 3-D-Position, Geschwindigkeit und Richtung ermitteln und auf diese Weise die Kollisionsgefahr errechnen. Nur wenn diese tatsächlich besteht, gibt er ein Signal an das Lichtsystem. Dort ermöglicht eine bewegliche Apparatur eine präzise und blendfreie Ausrichtung des Spots, der mit blinkendem, blau-weißem Licht gezielt die potenzielle Gefahr markiert.

Einen zweiwöchigen Praxistest auf einer Landstraße in Bad Bergzabern mit 33 Probanden hat das System bereits erfolgreich bestanden: Mit markierendem Licht erkannten die Fahrer die Gefahren im Schnitt 35 bis 40 Meter früher, damit hatten sie zwei bis drei Sekunden mehr Zeit zu reagieren.

Anlässlich der Auszeichnung als „Ausgewählter Ort 2012″ am Samstag, 31. März, präsentieren die KIT-Wissenschaftler das Projekt „Markierendes Licht“ der interessierten Öffentlichkeit. Die Preisverleihung findet um 14.00 Uhr am Institut für Mess- und Regelungstechnik (MRT), Gebäude 40.32 (Engler-Bunte-Ring 21) auf dem KIT-Campus Süd statt. Professor Jürgen Fleischer, Dekan der Fakultät Maschinenbau, wird begrüßen. Grußworte sprechen außerdem Professor Christoph Stiller, Leiter des MRT sowie Christine Montigel von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“. Marko H. Hörter wird das Projekt „Markierendes Licht“ in einem kurzen Beitrag vorstellen. Die Laudatio wird Andreas Rohde von der Deutschen Bank, dem Kooperationspartner der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“, halten. Anschließend können die Besucher Fahrzeugdemonstrationen mit Erläuterungen im Fahrzeugpark der Maschinenhalle besichtigen.

Der bundesweite Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ macht das Potenzial des Innovationsstandortes Deutschland sichtbar. Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ zeichnet gemeinsam mit der Deutschen Bank jedes Jahr 365 Projekte aus, die einen nachhaltigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands leisten.

Einladungsflyer zur Preisverleihung mit Anfahrtsbeschreibung:
http://www.mrt.kit.edu/markierendeslicht/downloads/Flyer_Tag_der_offenen_Tuer_KI…

Film zum Projekt „Markierendes Licht“:
http://www.mrt.kit.edu/markierendeslicht/video_gallery.html

Das Zentrum Mobilitätssysteme bündelt die fahrzeugtechnischen Aktivitäten des KIT: An den methodischen und technologischen Grundlagen für die Fahrzeuge der Zukunft arbeiten derzeit knapp 40 Institute mit rund 800 Mitarbeitern. Ziel ist es, Konzepte, Technologien, Methoden und Prozesse für die Mobilität der Zukunft zu erarbeiten. Die Wissenschaftler berücksichtigen dabei das komplexe Zusammenspiel von Fahrzeug, Fahrer, Verkehr, Infrastruktur und Gesellschaft.

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts nach den Gesetzen des Landes Baden-Württemberg. Es nimmt sowohl die Mission einer Universität als auch die Mission eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft wahr. Das KIT verfolgt seine Aufgaben im Wissensdreieck Forschung – Lehre – Innovation.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: www.kit.edu

Das Foto steht in druckfähiger Qualität auf www.kit.edu zum Download bereit und kann angefordert werden unter: presse@kit.edu oder +49 721 608-47414. Die Verwendung des Bildes ist ausschließlich in dem oben genannten Zusammenhang gestattet.

Weiterer Kontakt:

Saskia Kutscheidt
Presse, Kommunikation und
Marketing
Tel.: +49 721 608 – 48120
Fax: +49 721 608 – 43658
E-Mail: Saskia.Kutscheidt@kit.edu

Anhang
attachment icon Markierendes Licht ist Preisträger im Land der Ideen
http://idw-online.de/de/attachment15833

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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DDZ informiert über Deutsche Diabetes-Studie

Dr. Olaf Spörkel
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Diabetes Zentrum

Anlässlich des 500. Teilnehmers der Deutschen Diabetes-Studie veranstaltete das Deutsche Diabetes-Zentrum am 21. März einen Diabetes-Informationstag. Rund 140 Betroffene und Interessierte folgten der Einladung und informierten sich über die neuen Studienergebnisse und aktuelle Entwicklungen im Bereich der Diabetesforschung. Die Teilnehmer erhielten zudem die Möglichkeit zu einem umfassenden Gesundheits-Check-Up.
„Vorbeugen ist besser als heilen!“ Mit diesen Worten eröffnete Bürgermeisterin Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann den Diabetes-Informationstag am 21. März im Deutschen Diabetes-Zentrum. In ihrem Grußwort betonte die Bürgermeisterin, dass allein in Düsseldorf 40.000 Personen an Diabetes erkrankt seien und die Stadt Düsseldorf aufgrund dieser bedrohlichen Zahlen Untersuchungsprogramme zur Erforschung des Diabetes und seiner Folgeerkrankungen wie die Deutsche Diabetes-Studie sehr begrüße und unterstütze.

In seinem Vortrag „Heilung des Diabetes“ erläuterte Prof. Dr. Michael Roden, wissenschaftlicher Geschäftsführer und Direktor des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ), ob Diabetes heilbar ist. Das Fazit von Prof. Roden macht Hoffnung: „Während sich Sonderformen des Diabetes bereits heute heilen lassen, könnte auch die häufigste Form, der Typ 2 Diabetes, zukünftig vielleicht heilbar sein“. So belegen aktuelle Studien, dass sich
z. B. bei einer kurzen Diabetes-Dauer durch frühzeitige Lebensstiländerung Diabetes zurückbilden kann. „Eine Heilung des Typ 1 Diabetes steht derzeit allerdings nicht in Aussicht“, ergänzte Prof. Roden. Viele Studien laufen, ein Durchbruch sei derzeit jedoch noch nicht absehbar.

Dr. Bettina Nowotny, Leiterin des Klinischen Studienzentrums am DDZ, stellte erste Resultate der Deutschen Diabetes-Studie vor. Die durchgeführten Untersuchungen haben u. a. gezeigt, dass eine mangelnde Insulinwirkung nicht allein durch ein hohes Körpergewicht oder schlechte Blutzuckereinstellung bedingt ist, sondern weitere Mechanismen eine Rolle zu spielen scheinen. Mögliche Marker im Blut könnten helfen, die Erkrankung besser zu verstehen und neue Therapieansätze zu entwickeln.

Prof. Dr. Dan Ziegler, Leiter der Arbeitsgruppe „Neuropathie“, ging in seinem Vortrag auf die Spätfolgen des Diabetes ein. „Es ist essentiell, diese Schäden frühzeitig zu erkennen, um rechtzeitig durch effektive Maßnahmen ihr weiteres Fortschreiten zu verhindern, da die Veränderungen an Gefäßen und Nerven in ihren Anfangsstadien noch rückbildungsfähig sind“, erklärte Prof. Ziegler. Die Maßnahmen umfassen allgemein eine gesunde Lebensführung mit ausreichender körperlicher Aktivität und Vermeidung von Übergewicht.

Zum Abschluss des Diabetes-Informationstages referierte Priv.-Doz. Dr. Karsten Müssig, Leiter des Studienzentrums am DDZ, über „Gesunde Ernährung – Mythen und Fakten“.
Dr. Müssig hob hervor, dass angesichts weltweit steigender Zahlen von Menschen mit Adipositas der Vorbeugung durch eine ausgewogene Ernährung und vermehrter körperlicher Bewegung größte Bedeutung zukomme. Laut Dr. Müssig beinhalten Erfolg versprechende Diäten eine vollwertige sowie energiereduzierte Mischkost und berücksichtigen Bewegung und eine strukturierte Verhaltensänderung.

Ergänzt wurde das Vortragprogramm durch ein umfassendes Gesundheits-Check-Up-Angebot, das von zahlreichen Teilnehmern genutzt wurde.

Über die Deutsche Diabetes-Studie
In der Deutschen Diabetes-Studie werden Patienten mit neu manifestiertem Diabetes mellitus (weniger als zwölf Monate nach Diagnosestellung) detailliert charakterisiert und der Verlauf vor allem in Bezug auf Folgeerkrankungen unter besonderer Berücksichtigung des Lebensstils und auf-tretender Entzündungen sowie verschiedener Erbgut- und Stoffwechsel-Parameter beobachtet. Die Studienteilnehmer erhalten umfassende medizinische Spezialuntersuchungen, mit denen der aktuelle Gesundheitszustand sowie die Insulinwirkung und Insulin-Restproduktion im Körper exakt bestimmt werden. Darüber hinaus erfolgen körperliche Untersuchungen wie EKG, Bestimmung des Körperfettanteils, Messung der Körperfitness und des Energieumsatzes sowie spezielle Untersuchungen der Gefäße, Augen, Nerven und Niere. Um mögliche Folgeerkrankungen rechtzeitig erkennen zu können, werden die Untersuchungen nach fünf und zehn Jahren wiederholt.

Studien-Interessenten können sich direkt anmelden unter der Telefonnummer 0211 / 3382-209 oder per E-Mail studienzentrum@ddz.uni-duesseldorf.de.

Das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) gehört der „Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz“ (WGL) an. In der Leibniz-Gemeinschaft sind derzeit 88 Institute vereint. Die wissenschaftlichen Beiträge des DDZ sind auf die Ziele der Verbesserung von Prävention, Früherkennung, Diagnostik und Therapie des Diabetes mellitus und seiner Komplikationen sowie der Verbesserung der epidemiologischen Datenlage in Deutschland ausgerichtet. Das DDZ versteht sich als deutsches Referenzzentrum zum Krankheitsbild Diabetes, indem es Ansprechpartner für alle Akteure im Gesundheitswesen ist, wissenschaftliche Informationen zu Diabetes mellitus aufbereitet und für die breite Öffentlichkeit bereitstellt. Das DDZ ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD).

Kontakt
Dr. Olaf Spörkel
Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Diabetes-Zentrum DDZ
Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Tel.: 0211-3382-507
olaf.spoerkel@ddz.uni-duesseldorf.de

Weitere Informationen:
http://www.ddz.uni-duesseldorf.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Wasser, Energie und Treibhausgase einsparen

Romy Klupsch
Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie

Wer wassersparende Armaturen in Bad und Dusche verwendet, schützt das Klima und spart bares Geld. Duschbrausen mit einem geringeren Wasserdurchfluss kommen mit maximal neun statt der üblichen fünfzehn Litern Wasser pro Minute aus und sparen damit mindestens 40 Prozent des kostbaren Nass. Darüber hinaus brauchen sie weniger Energie für die Erhitzung des Wassers: „Wer Spararmaturen verwendet, verringert auch den Energieverbrauch fürs Duschen um 40 bis 60 Prozent“, erläutert Dr. Dietlinde Quack, Expertin für klimafreundliche Produkte am Öko-Institut.

Ein guter Vorsatz also für den morgigen Weltwassertag: Badarmaturen austauschen und aktiv die eigene CO2-Bilanz verbessern. Erste wassersparende Duschköpfe, die mit dem Blauen Engel als besonders klimaschonend ausgezeichnet wurden, können im Handel käuflich erworben werden. Der Weltwassertag der Vereinten Nationen will auf die Bedeutung des Wassers für Mensch und Natur aufmerksam machen. 2012 steht er unter dem Zeichen Nahrungssicherheit und Wasser.

Klimafreundliches Duschen schont die Haushaltskasse

Das Öko-Institut hat im Projekt „Top 100″ die Kriterien für klimafreundliche Produkte entwickelt, die den Blauen Engel erhalten dürfen. In der Produktgruppe „Duschbrausen“ berechnen die Expertinnen und Experten deutliche Potenziale für die Reduktion von Treibhausgasen: So kann ein Zweipersonenhaushalt mit einem Gasbrennwertkessel rund 300 Kilogramm klimarelevante Treibhausgase pro Jahr vermeiden. Ein Haushalt mit elektrischer Warmwasserbereitstellung spart sogar rund 700 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Jahr ein. Der Rechnung zugrunde liegen 300 Duschvorgänge à sechs Minuten pro Person und Jahr.

„Auch im Portemonnaie der Verbraucherinnen und Verbraucher macht sich Einsparung bemerkbar“, schlussfolgert Quack“. „Zwischen 180 und 350 Euro kann ein Haushalt mit zwei Personen im Jahr sparen, tauscht er eine konventionelle Brause durch einen Duschkopf mit dem Blauen Engel aus. Abhängig ist die Höhe der Ersparnis von der Art der Warmwasserbereitung. Am meisten lohnt sich der Austausch für Klima und Geldbeutel, wenn das warme Wasser mit elektrischer Energie erhitzt wird.“

Am Weltwassertag Alternativen entdecken

Rund 122 Liter Wasser verbrauchten die Deutschen im Jahr 2009 im Durchschnitt pro Person am Tag. Etwa ein Drittel davon, 44 Liter, verwenden sie fürs Baden, Duschen und die persönliche Körperpflege. „Nicht nur vor dem Hintergrund weltweit knapper Ressourcen sollten wir in Deutschland nicht verschwenderisch mit Wasser umgehen“, fordert Dietlinde Quack. „Der UN-Weltwassertag macht uns einmal mehr bewusst, dass es bereits heute Alternativen für ein umweltfreundliches Verhalten im Alltag gibt und dass jeder und jede Einzelne etwas zum Klima- und Ressourcenschutz beitragen kann.“

PROSA – Methode für die Kriterienentwicklung für Umweltkennzeichnung

Für die Ableitung von Vergabekriterien für das Umweltzeichen „Der Blaue Engel“ prüfen die am Forschungsprojekt beteiligten Institute gemäß ISO 14024, welche Umweltauswirkungen für die potenzielle Vergabe eines Klimaschutz-Umweltzeichens relevant sind. Neben dem Energieverbrauch und dem Treibhausgasausstoß werden weitere wichtige Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte analysiert wie die umweltgerechte Produktion, die Schadstofffreiheit, der Gesundheits- und Arbeitsschutz, die Reparaturfreundlichkeit oder die Recyclingfähigkeit.

Grundlage für die Kriterienentwicklung ist jeweils eine Nachhaltigkeitsanalyse mit der vom Öko-Institut entwickelten Methode PROSA (Product Sustainability Assessment). Ausgehend von einer Marktanalyse beinhaltet PROSA eine vereinfachte Ökobilanz an repräsentativen Produkten, die Berechnung typischer Lebenszykluskosten und eine Nutzenanalyse der Produktgruppe. Entlang des Produktlebensweges werden Nachhaltigkeitsaspekte untersucht, die besonderen Hot-Spots des Produktes identifiziert und daraus Vergabekriterien abgeleitet.

Weitere Informationen:

Studie: PROSA Energie- und wassersparende Hand- und Kopfbrausen“ des Öko-Instituts für die Entwicklung von Kriterien für das Umweltzeichen für klimarelevante Produkte und Dienstleistungen
http://www.oeko.de/oekodoc/1427/2011-504-de.pdf

Informationen zur Vergabegrundlage der Produktgruppe RAL-UZ 157 „Energie- und wassersparende Hand- und Kopfbrausen“ des Blauen Engels
http://www.blauer-engel.de/de/produkte_marken/produktsuche/produkttyp.php?id=589

Informationen zum Blauen Engel mit dem Zusatz „Schützt das Klima“ und nachhaltigen Konsum auf der Website des Öko-Instituts
http://www.oeko.de/forschung_beratung/themen/nachhaltiger_konsum/dok/1122.php

Das Projekt Top 100 – Umweltzeichen für klimarelevante Produkte wird im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NaKI) vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert.

Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.

Neues vom Öko-Institut auf Twitter: http://twitter.com/oekoinstitut

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Abo unter http://www.oeko.de/newsletter_ein.php

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Gewässertyp des Jahres: Der sandig-lehmige Tieflandfluss

Viele deutsche Tieflandflüsse in keinem gutem Zustand

Die Umweltsituation vieler deutscher Tieflandflüsse ist problematisch. Zu ihnen zählen beispielsweise Lippe, Ems, Aller, Alster, Trave, Elde oder Spree. Diese Flüsse gehören zur Gruppe der sandig-lehmigen Tieflandflüsse, die 2012 zum Gewässertyp des Jahres ausgerufen wurde. Bei ihnen sind umfangreiche Verbesserungsmaßnahmen nötig. Denn lediglich etwa 2 Prozent der Gewässerstrecken dieses Typs werden als „gut“ bewertet und 22 Prozent sogar als „schlecht“. Nur sehr wenige dieser Strecken werden bis 2015 wieder einen guten Zustand erreichen. Die Flüsse brauchen mehr Fläche und weniger Nährstoffe. Für Fische sind durchgängige Wehre nötig.

Die weiten Täler der sandig-lehmigen Tieflandflüsse sind vom Menschen bevorzugte Flächen für Landwirtschaft und Siedlungen. Zur Entwässerung wurden die Flüsse begradigt, vertieft und aufgestaut. Aller, Ems und Spree sind zu Schifffahrtsstraßen umgestaltet worden. Fast alle Strecken sind zudem eingedeicht. Überflutungsflächen und die Verbindung von Fluss und Aue gingen so verloren. Der ursprüngliche Uferwald ist vielfach nicht mehr vorhanden oder auf einen schmalen Gehölzsaum reduziert. Von den Äckern können Nährstoffe und Pestizide ungehindert in die Flüsse gespült werden. Dies führt dazu, dass sich auf fast allen Strecken sandig-lehmiger Tieflandflüsse das Ziel der EG-Wasserrahmenrichtlinie – der gute ökologische Zustand – gegenwärtig nicht erreichen lässt. 21 Prozent dieser Strecken werden derzeit als „mäßig“ bewertet, 55 Prozent als „unbefriedigend“ und 22 Prozent als „schlecht“.

Thomas Holzmann, Vizepräsident des Umweltbundesamtes (UBA): „Viele Tieflandflüsse brauchen wieder mehr Fläche. Dann können sich dort naturnahe Lebensräume ausbilden. Wehre, Schleusen und Wasserkraftanlagen sind mittels Fischtreppen, Fischschutz und Fischabstiegshilfen ökologisch durchgängig zu machen. Das hilft Wanderfischen, wie Lachs, Aal und Barbe.“ Insbesondere bei den sandig-lehmigen Tieflandflüssen muss der Eintrag von Nährstoffen und Pestiziden aus der Landwirtschaft verringert werden. Vor allem aber müssen diejenigen Gewässerabschnitte, die noch in Ordnung sind, erhalten werden.

Rund 5.130 Kilometer (km) der insgesamt 127.000 km Fließgewässerstrecke in Deutschland sind sandig-lehmige Tieflandflüsse. Gewässer dieses Typs sind charakteristisch für die eiszeitlich geprägte norddeutsche Tiefebene. In sandigen Gebieten fließt er in flachen Mulden- oder breiten Sohlentälern und es bilden sich Prall- und Gleithänge aus. Fließt er durch Gebiete mit höheren Anteilen von Auelehm, sind seine Täler dagegen tief und kastenförmig. Sie wären ideal für Eisvogel, Steinbeißer, Wasserstern, die gebänderte Prachtlibelle und die Flussmuschel, falls die Flüsse noch naturnah wären.

Weitere Informationen zur Aktion Gewässertyp des Jahres 2012 samt interaktiver Karte:

http://www.umweltbundesamt.de/wasser/gewaessertyp/2012/index.htm

Weitere Informationen zur Aktion bestellen und herunterladen:

Poster: http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-medien/4215.html

Flyer: http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-medien/4214.html

Quelle: UBA

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Weltwassertag 2012

Sauberes Wasser und Sanitärversorgung weiterhin auf der Tagesordnung

Netzwerk Wasser am Weltwassertag am 22. März 2012 zieht Bilanz aus dem Alternativen Weltwasserforum und Weltwasser­forum und setzt sich ein für verstärktes Engagement zur Umsetzung des Menschenrechts auf Sauberes Wasser und Sanitärversorgung.

Vertreter der Gewerkschaft ver.di, der GRÜNEN LIGA (Netzwerk Ökologischer Bewegungen), des Forum Umwelt und Entwicklung, des Berliner Wassertischs, von Gemeingut in BürgerInnenhand und der Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft erklärten, dass nach den erst letzte Woche in Marseille durchgeführten Foren zur Wasserpolitik zwar Erfolge in der weltweiten Versorgung mit Trinkwasser deutlich wurden, jedoch auch die noch bestehenden Defizite. Immer noch haben 900 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 2,6 Milliarden keine ausreichenden Sanitäreinrichtungen und Abwasserbeseitigung. Damit sind Krankheiten und Seuchen, die aus diesem Mangel entstehen, vorprogrammiert. Dies liegt an den zu geringen Anstrengungen und den fehlenden finanziellen Mitteln zur Schaffung der erforderlichen Infrastruktur zur Wasserversorgung und Abwasser­entsorgung in einigen Ländern der Erde. Zusätzlich tragen die steigende Nahrungsmittel­produktion, die Veränderung der Ernährungsgepflogenheiten und das wirtschaftliche Wachstum dazu bei, dass die Wasserressourcen verbraucht und belastet werden. Das diesjährige Motto des Weltwassertages „Wasser und Nahrungsmittelsicherheit“ ist damit wichtig und richtig. Es kommt darauf an, international abgestimmte Maßnahmen zu ergreifen, damit das Menschenrecht auf Wasser und Sanitärversorgung nicht nur auf dem Papier steht, sondern für alle Menschen gesichert wird.

Dazu erklärte Michel Bender von der GRÜNE LIGA, Bundeskontaktstelle Wasser: „Das in der öffentlichen Wasserwirtschaft in Deutschland weitgehend verwirklichte Prinzip kostendeckender mengenabhängiger Wasserpreise sollte in anderen EU-Ländern wesentlich stärker berücksichtigt werden, insbesondere dort, wo Wassermangelsituationen auftreten. Europaweit kritisch sei allerdings die mangelnde Umsetzung des Verursacherprinzips im Gewässerschutz. Statt Nutzer bei Inanspruchnahme öffentlicher Ressourcen mit anteiligen Abgaben zu belegen, wird das Gros der EU-Subventionen für landwirtschaftliche Bewirtschaftung ohne hinreichende Auflagen für den Gewässerschutz ausgereicht. Besonders kritisch wirken die üppigen Subventionen für den Mais-Biomasseanbau, der die Bemühungen zur Senkung der Nährstoffbelastung von Grundwasser, Flüssen und Seen konterkariert.“ Weiter stellt Michael Bender fest. „Die Förderung der Schifffahrt und der Wasserkraft droht den naturnahen Charakter der letzten frei fließenden europäischen Wildflüsse zu zerstören. Die verbesserte Umsetzung europäischen Gewässerschutzrechts und die verbesserte Integration in die Politikbereiche Landwirtschaft, Energie und Naturschutz gehören zu den zentralen Forderungen, die von den im europäischen Umweltdachverband EEB zusammengeschlossenen Verbänden in die Konsultation für die Fortentwicklung des Wasserrechts eingebracht werden.“

Mathias Ladstätter, Bundesfachgruppenleiter für den Wasserbereich von ver.di erklärte: „Ich bin noch beeindruckt von den Diskussionen in Marseille. Bedeutend dabei ist, dass das mit 30 Mio Euro aus öffentlichen Mitteln gesponserte Weltwasserforum an Vielfalt und interessanten Diskussionen gegenüber dem mit einer halben Mio. privat aufgebrachter Spenden Alternativen Weltwasserforum kaum mithalten konnte. Die Anzahl an Regierungsvertretern beim Weltwasserforum ließ zwar erkennen, dass die Wasserpolitik ernst genommen wird. Jedoch die vielen Initiativen aus der ganzen Welt, die am Alternativen Weltwasserforum teilnahmen, brachten Zuversicht, dass immer mehr Menschen dieses wichtige Thema selbst in die Hand nehmen. Die Gewerkschaften als Teilnehmer bei beiden Foren setzen sich dafür ein, dass die Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung als öffentliche Aufgabe in einem entsprechenden rechtlichen und organisatorischen Rahmen abgesichert bleibt und wird. Dies wird auch Ausgangspunkt eines noch in diesem Jahr startenden Europäischen Volksbegehrens zur europäischen Wasserpolitik sein, das der Europäische Gewerkschaftsbund für öffentliche Dienste (EGÖD) initiiert.“ (www.right2water.eu)

Dorothea Härlin vom Berliner Wassertisch erklärte „ Die große Teilnehmer­zahl von über 5000 Menschen beim Alternativen Weltwasserforum ist ein enormer Erfolg und zeigt wie groß das weltweite Interesse an Alternativen zu einer den Profitinteressen von Konzernen unterworfenen Wasserversorgung ist. Die Rückeroberung und der Erhalt unserer Gemeingüter fordern einen Sprung aus der Logik des Neoliberalismus, die alles in Waren verwandelt, hin zu einer Logik des Gemeinwohls. Dies zu konkretisieren ist eine neue Herausforderung der globalen Weltfriedensbewegung. Es darf keine Kriege um Wasser geben! Deshalb ist der Schutz der Wasserressourcen eine globale Aufgabe.“

Laura Valentukeviciute von Gemeingut in BürgerInnenhand erklärte: „Im offiziellen Weltwasserforum wurde ständig wiederholt, dass wir mit großen Problemen zu kämpfen haben – Wasserknappheit, fehlender Zugang zu Wasser, Verschmutzung von Wasser und Umwelt und vieles mehr. Damit wollen die Wasserkonzerne ihre Privatisierungspläne und den Einsatz der überdimensionier­ten und überteuerten Wassertechnologien begründen. Im Alternativen Wasserfo­rum haben die Menschen die Probleme längst erkannt und die Ursachen verstanden. Sie arbeiten bereits an Lösungen.“

Jürgen Maier vom Forum für Umwelt und Entwicklung sprach sich dafür aus, „dass ein Wassergipfel unter Schirmherrschaft der UNO veranstaltet wird. Damit soll gewährleistet sein, dass die Maßnahmen zur Umsetzung des Menschenrechts auf sauberes Wasser und Sanitärversorgung nicht interessen­geleitet von privaten Gewinnerwartungen entwickelt und umgesetzt werden. Wasser und das Menschenrecht sind keine Ware. Dies ist auch wichtig für die anstehende Konferenz Rio2012, bei der die Regierungen Verantwortung dafür übernehmen müssen, das Recht auf Wasser für alle unabhängig von den Renditeerwartungen privater Wasserkonzerne zu verwirklichen.“

Christa Hecht, Geschäftsführerin der Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft (AöW) e.V. stellte fest: „Deutschland ist in der günstigen Situation, über ausreichend Wasser zu verfügen. In der öffentlichen Wasserwirtschaft bieten wir die Gewähr für alle Bürger, rund um die Uhr mit einwandfreiem Trinkwasser, zu fairen Gebühren und Preisen versorgt zu werden und hohe Standards der Abwasserbeseitigung. Trotz unseres Wasserreichtums haben auch wir in Deutschland Nutzungskonflikte beim Grund- und Oberflächenwasser mit der Landwirtschaft, der Energiewirtschaft und der Industrie zu bewältigen. Wir unterstützen die Anstrengungen für die Umsetzung des Menschenrechts auf Wasser und Sanitärversorgung. Dies gehört in öffentliche Hand.“

Weiterführende Informationen unter folgenden Links:

http://ec.europa.eu/environment/consultations/blueprint_en.htm

Die EU-Kommission nimmt Kommentare noch bis zum 7. Juni 2012 entgegen.

http://www.aoew.de/
http://blog.gemeingut.org/
http://ver-und-entsorgung.verdi.de/wasserwirtschaft
http://www.grueneliga.de/
http://www.forumue.de/
http://berliner-wassertisch.net/

Quelle: AöW

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Hildegard Müller zum Vorschlag eines „Masterplans Offshore Windenergie“ der fünf norddeutschen Bundesländer

„Die Initiative der norddeutschen Bundesländer ist ein wichtiger Beitrag zu einer effektiveren Koordinierung der energiepolitischen Aktivitäten von Bund und Ländern. Dies ist für einen erfolgreichen Umbau der Energieversorgung dringend geboten. Gerade am Ausbau der Offshore-Windkraft wird sich beweisen müssen, ob die Politik es weiter ernst meint mit der Energiewende. Die zunehmend auftretenden Probleme bei der Netzanbindung von Offshore-Windparks haben zu Recht zu Warnrufen von Seiten der betroffenen Akteure geführt. Der BDEW, in dem Windpark- und Netzbetreiber engagiert sind, hat bereits Vorschläge für einen besseren Ablauf der Planungen vorgelegt. Diese können nach unserer Auffassung zu einem deutlich effizienteren und strukturierteren Ausbau der für die energiepolitischen Ziele der Bundesregierung wichtigen Offshore-Windenergie führen.

Grundlage dieser besseren Planung sollte eine Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen sein. Die Pflicht, Anschlussleitungen zu errichten, muss von den Terminplanungen einzelner Offshore-Windparks entkoppelt werden. Dafür müsste der bereits im Energiewirtschaftsgesetz vorgesehene Offshore-Netzplan eine längerfristig ausgelegte Planungsstruktur bekommen und somit eine ganzheitliche Ausbauplanung ermöglichen. Das Ergebnis wäre ein für alle Akteure verbindliches Planungsinstrument, das Terminierung, Kapazitätsauslegung und Reihenfolge für die Errichtung der Cluster-Anschlüsse klar regelt. Schließlich muss es auch gelingen, die Onshore-Aktivitäten mit den Offshore-Aktivitäten schlüssig aufeinander abzustimmen. Dafür bietet es sich an, den Planungszeitraum im Rahmen eines Zehn-Jahres-Netzplans für Offshore-Parks festzulegen.“

Quelle: BDEW

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Pilotprojekt „Wind für Wasser“ in Schleswig-Holstein gestartet

Heide/Wesselburen (Schleswig-Holstein).

Direkt an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins ist heute das bundesweit einzigartige Pilotprojekt „Wind für Wasser“ an den Start gegangen.

In Gegenwart der schleswig-holsteinischen Umweltministerin Dr. Juliane Rumpf sowie zahlreicher Politiker von Bundes- und Landesebene erfolgte die offizielle Einweihung von vier Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 9,2 MW. Das Präsidium der Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft (AöW) e. V. hat seine Sitzung am heutigen Tag in Heide abgehalten, um sich über dieses nachhaltige Projekt zu informieren. Erstmals werden landesweit Maßnahmen zur Entwässerung der Landschaft mit regenerativen Energien gekoppelt. Durch den Bau und den Betrieb von vier Windkraftanlagen in der Gemeinde Norddeich/Dithmarschen wird damit langfristig jene Energiegewinnung gesichert, die benötigt wird, um die Schöpfwerke in der Region zu betreiben.

Der Marschenverband hat als Dachorganisation von 193 Wasser- und Bodenverbände an der Westküste Schleswig-Holsteins vier Windkraftanlagen errichtet, um so die Regenwasserbewirtschaftung zu erleichtern. Die Wasser- und Bodenverbände folgen damit dem bereits vor Jahrhunderten entwickelten Prinzip, Windkraft für die Entwässerung der Marschen zu nutzen. Wurden in vergangenen Zeiten die Schöpfwerke noch direkt durch Windmühlen betrieben, speist man nunmehr die erzeugte Energie ins Netz ein und reduziert so die Beitragslasten aller Grundstückseigentümer an der Westküste. Der Präsident der AöW, Dr. Jochen Stemplewski, erklärte bei der Veranstaltung: „Die öffentliche Wasserwirtschaft steht für langfristige Entwicklungsstrategien und setzt damit Maßstäbe für Nachhaltigkeit. Dies ist seit jeher ein Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. „Wind für Wasser“ ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, welche Potenziale in der Wasserwirtschaft stecken.“

Hans-Adolf Boie, Präsident des Deutschen Bundes der verbandlichen Wasserwirtschaft e.V. (DBVW) sowie Präsidiumsmitglied der AöW, sieht angesichts von Klimawandel, demographischer Entwicklung und finanziellen Problemen des Staates auch künftig große Herausforderungen für die Verbände. „Wir werden die über Jahrzehnte gewachsenen örtlichen Strukturen, wie heute deutlich wird, mit Ideen und wirtschaftlich tragfähigen Konzepten weiterentwickeln“, erklärte Boie.

Die Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft (AöW) e.V.
Die AöW ist die Interessenvertretung der öffentlichen Wasserwirtschaft in Deutschland. Gegründet im Jahr 2007 kommen unsere Mitglieder aus allen Bundesländern. Wir sind ein Zusammenschluss von öffentlich-rechtlichen Einrichtungen und Unternehmen der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, der Wasser- und Bodenverbände sowie des Flussgebietsmanagements, die ihre Leistungen ausschließlich selbst oder durch verselbständigte Einrichtungen in öffentlich-rechtlichen Organisationsformen erbringen. Zweck des Vereins ist die Förderung der öffentlichen Wasserwirtschaft durch die Bündelung der Interessen und Kompetenzen der kommunalen und verbandlichen Wasserwirtschaft

www.aoew.de

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Alkohol- und Tabakkonsum in Deutschland, abhängig von Bildung und Einkommen?

Christian Wißler
Mediendienst Forschung
Universität Bayreuth

Je höher der Bildungsstand, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit eines regelmäßigen Alkoholkonsums. Hingegen ist die Wahrscheinlichkeit, Raucher zu sein, bei einem vergleichsweise hohen Bildungsstand deutlich geringer. Diese und weitere Ergebnisse fördert eine neue Studie zum Gesundheitsverhalten in Deutschland zutage, die PD Dr. Udo Schneider und Dr. Brit Schneider (Universität Bayreuth) in der Zeitschrift „Economics Research International“ veröffentlicht haben.

Die Datenbasis: Das Sozio-oekonomische Panel

Alkoholmissbrauch, starkes Rauchen, schlechte Ernährung und Bewegungsmangel fördern nachweislich eine Vielzahl gesundheitlicher Risiken. Detaillierte Informationen über das Gesundheitsverhalten der Menschen in Deutschland liefert das Sozio-oekonomische Panel (SOEP), eine repräsentative Befragung privater Haushalte, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) seit 1984 regelmäßig durchführt.

PD Dr. Udo Schneider und Dr. Brit Schneider, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzwissenschaft der Universität Bayreuth, haben die Daten des Jahres 2006 daraufhin untersucht, ob es erkennbare Zusammenhänge gibt zwischen sozioökonomischen Faktoren, gesundheitlichem Wohlbefinden und Verhaltensweisen, die gesundheitliche Risiken erhöhen. Als die beiden Autoren ihre Studie begannen, waren die SOEP-Daten des Jahres 2006 die aktuellsten SOEP-Daten, die alle relevanten Faktoren umfassten. Gesundheitsdaten werden im Rahmen des SOEP nicht in jedem Jahr erhoben.

Bildungsstand, Tabak- und Alkoholkonsum: Überraschende Zusammenhänge

Bei der Auswertung der SOEP-Daten stellte sich heraus, dass das Gesundheitsverhalten der Menschen in Deutschland wesentlich von drei Faktoren beeinflusst wird: Bildungsstand, Erwerbstätigkeit und Einkommen. So verringert sich bei Männern und Frauen mit einem vergleichsweise hohen Bildungsstand deutlich die Wahrscheinlichkeit, Raucher zu sein. Menschen, die keine abgeschlossene Ausbildung haben, neigen hingegen stärker zum Tabakkonsum. Ähnlich verhält es sich mit starkem Übergewicht (Adipositas): Männer und Frauen sind davon seltener betroffen, wenn sie einen Hochschulabschluss haben.

„Vermutlich sind Menschen mit höherer Ausbildung besser über die Gefahren eines starken Tabakkonsums aufgeklärt, so dass sie in dieser Hinsicht risikofreier leben wollen“, meint Brit Schneider. Sie sieht in diesem Befund eine Chance für die Gesundheitspolitik: „Kampagnen, die in allgemeinverständlicher Form über die möglichen Folgen des Rauchens und der Fettleibigkeit informieren, können geeignet sein, zahlreiche Menschen zu entsprechenden Änderungen ihres täglichen Verhaltens zu bewegen.“

Ganz anders sieht es beim Alkohol aus – und zwar bei Männern wie bei Frauen. Je höher der Bildungsstand, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit eines regelmäßigen Alkoholkonsums. „Es erscheint wenig plausibel, dass Menschen mit einer weit überdurchschnittlichen Ausbildung ausgerechnet in puncto Alkohol schlecht informiert sind“, erklärt Koautor Udo Schneider. „Näher liegt die Annahme, dass das Wissen um die Risiken der ‚Volksdroge Alkohol‘ durch die gesellschaftliche Akzeptanz verdrängt wird. Gerade in sozialen Milieus mit einem relativ hohen Bildungsstand kommt es nicht selten vor, dass Menschen sich wechselseitig zum Alkoholkonsum animieren.“

Einkommen, Erwerbstätigkeit und Gesundheitsverhalten.
Geschlechtsspezifische Unterschiede

Vom Bildungsgrad hängen in Deutschland oft auch der soziale Status und das verfügbare Einkommen ab. Dementsprechend führt die Auswertung der SOEP-Daten zu dem Ergebnis, dass Menschen, die in relativer Armut leben, überdurchschnittlich viel Tabak konsumieren. Hier sehen die Autoren einen Ansatzpunkt für eine staatliche Gesundheitspolitik, die mit dem Ziel, die verhaltensbedingten Krankheitskosten zu senken, Anreize für das Nichtrauchen setzen will. Eine höhere Besteuerung von Tabakwaren könnte dazu beitragen, dass der Anteil der starken Raucher an der Gesamtbevölkerung deutlich sinkt. Dies gilt wiederum nicht für alkoholische Getränke. Denn Männer und Frauen, die in relativem Wohlstand leben, neigen wiederum zu erhöhtem Alkoholkonsum. Mehr noch: Gerade in Bevölkerungsgruppen mit signifikant höherem Einkommen scheint der Alkoholkonsum besonders ausgeprägt – stärker noch als in den mittleren Einkommensgruppen.

Auffallend ist ein Unterschied zwischen Männern und Frauen hinsichtlich der Fettleibigkeit. Bei Frauen, die über ein höheres Einkommen verfügen, ist die Wahrscheinlichkeit umso geringer, dass sie unter starkem Übergewicht leiden. Bei Männern hingegen ließ sich kein Zusammenhang zwischen der Höhe des Einkommens und einem extrem hohen Körpergewicht feststellen.

Ebenso lässt die Analyse der SOEP-Daten bei Männern keine Abhängigkeiten zwischen der Intensität ihrer Erwerbstätigkeit (Zahl der Arbeitsstunden) und ihrem Alkohol- oder Tabakkonsum erkennen. Dagegen ist der Anteil der Raucherinnen in der Gruppe der erwerbstätigen Frauen überdurchschnittlich hoch. Zudem kommen die Autoren der Studie zu dem Ergebnis, dass Frauen, die über längere Zeit einem starken beruflichen Stress ausgesetzt sind, verstärkt zum Tabak- und zum Alkoholkonsum neigen. Bei einer wöchentlichen Arbeitszeit unter 42 Stunden sinkt dieses Konsumverhalten, und auch starkes Übergewicht ist dann weniger verbreitet.

Gesundheitsverhalten und gesundheitliches Wohlbefinden

Die beiden Bayreuther Autoren haben in ihrer Studie auch untersucht, wie sich Alkohol- und Tabakkonsum auf das gesundheitliche Wohlbefinden auswirkt. „Dabei haben wir uns darauf stützen müssen, was die Teilnehmer und Teilnehmerinnen an den SOEP-Studien über ihren eigenen Gesundheitszustand berichten“, berichtet Udo Schneider. „Es ist wissenschaftlich belegt, dass es dabei – abhängig von Geschlecht, Alter und anderen Faktoren – zu Verzerrungen kommen kann. Diese sind aber mittlerweile in der Forschung so systematisch untersucht, dass wir sie bei der Auswertung der SOEP-Daten weitgehend korrigieren konnten.“

Im Ergebnis zeigt sich wiederum ein geschlechtsspezifischer Unterschied. Häufiges Trinken geht bei Männern in der Regel mit der Erfahrung einher, dass sich der Gesundheitszustand verschlechtert. Dagegen scheint es bei Frauen einen positiven Effekt auf das gesundheitliche Wohlbefinden zu geben. Wie sind diese abweichenden Selbsteinschätzungen zu erklären? „Ein Grund könnte darin liegen, dass Frauen dazu neigen, schon einen insgesamt moderaten Alkoholkonsum als häufiges Trinken zu bewerten. Ein moderater Konsum aber kann, anders als starkes Trinken, tatsächlich zum subjektiven Wohlbefinden beitragen“, erklärt Brit Schneider. „Dagegen sind Männer möglicherweise geneigt, erst dann von einem häufigen Alkoholkonsum zu sprechen, wenn sie dadurch eine klare Verschlechterung ihres Gesundheitszustands erleben.“

Was das Rauchen betrifft, stimmen Männer und Frauen in der Einschätzung der gesundheitlichen Auswirkungen überein. Sie erleben dadurch keine signifikante Beeinträchtigungen. Eine wesentliche Ursache hierfür sehen die Autoren der Studie in der Tatsache, dass gesundheitliche Folgen eines starken Tabakkonsums oftmals nicht im unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit dem Rauchen stehen, sondern sehr viel später auftreten können – manchmal erst dann, wenn die Betroffenen das Rauchen eingeschränkt oder aufgegeben haben.

Veröffentlichung:

Brit S. Schneider and Udo Schneider,
Health Behaviour and Health Assessment: Evidence from German Microdata,
in: Economics Research International, Volume 2012 (2012), Article ID 135630
DOI: 10.1155/2012/135630

Kontaktadressen für weitere Informationen:

Dr. Brit S. Schneider
PD Dr. Udo Schneider
Lehrstuhl für Finanzwissenschaft
Universität Bayreuth
D-95440 Bayreuth
Tel.: +49 (0)921 55-6227 oder 55-6303
E-Mail: brit.schneider@uni-bayreuth.de
oder: udo.schneider@uni-bayreuth.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Besserer Umweltschutz in der europäischen Industrie: 900.000 Euro für Wissenstransfer-Initiative

Anita Schneider
Öffentlichkeitsarbeit
Bayerische Forschungsallianz GmbH

BayFOR ist der deutsche Partner im internationalen WE-EEN-Projekt

München – In Deutschland und Italien ist das Umweltbewusstsein hoch, die nationalen Vorgaben zum Schutz der Umwelt in der industriellen Fertigung sind strikt. Dennoch wissen viele produzierende Unternehmen nicht, welche Richtlinien zu beachten sind und wie sie korrekt umgesetzt werden. Südosteuropa hat sowohl beim Umweltbewusstsein als auch beim technischen Know-how noch Nachholbedarf. Das von der Europäischen Kommission geförderte Projekt WE-EEN („Wizard of the Environment: the Enterprise Europe Network“), das sich aus elf Partnerinstitutionen im Enterprise Europe Network (EEN) zusammensetzt, soll Abhilfe schaffen.
Zum einen wollen die Projektpartner die Verantwortlichen in allen beteiligten Ländern – neben Koordinator Italien sind das Deutschland (Bayern) sowie acht südosteuropäische Staaten – für das Thema sensibilisieren und die Umsetzung der europäischen Direktiven zum Umweltschutz in der Industrie forcieren. Zum anderen soll WE-EEN in Südosteuropa den Grundstein für einen eigenständigen Umweltdienstleistungssektor legen. Das Projekt wird im Rahmen des EU-Programms „Wettbewerbsfähigkeit und Innovation“ (CIP) für zwei Jahre mit rund 900.000 Euro gefördert. Am 27. und 28. Februar 2012 gaben die Projektpartner beim Kick-off-Meeting in Venedig den offiziellen Startschuss.

Rund 2,6 Milliarden Tonnen Müll fielen in Europa im Jahr 2008 insgesamt an, davon gingen über 90 Prozent auf Industrieabfälle zurück (Quelle: Eurostat, aktuellste Daten). Viele Staaten, insbesondere in Südosteuropa, stehen jedoch noch ganz am Anfang, wenn es um Abfallvermeidung bzw. fachgerechtes Abfallmanagement geht. Daher ist der Aufbau eines eigenständigen Umweltdienstleistungssektors in dieser Region ein zentrales Thema von WE-EEN. Das Konzept: Länder mit größerer Erfahrung, umfassenden nationalen Regelungen und ausgereifter Spitzentechnologie im Umweltbereich stellen Ländern, in denen diese Industrie und auch das entsprechende Bewusstsein noch in den Kinderschuhen steckt, ihr Know-how zur Verfügung. Dem Konsortium gehören neben Koordinator Italien Deutschland (Bayern), Rumänien, Griechenland, Bulgarien, Slowenien, Montenegro, Kroatien, Mazedonien und Serbien an. Die Bayerische Forschungsallianz (BayFOR) ist der einzige deutsche Partner im Konsortium. Sie ist dafür verantwortlich, bayerische Experten der Abfallwirtschaft zu identifizieren, die bereit sind, den Wissenstransfer durch Schulungs- und Beratungsangebote in den beteiligten Ländern zu unterstützen und zu etablieren.

Der zweite Schwerpunkt von WE-EEN liegt auf einem verbesserten Umweltschutz im produzierenden Gewerbe. Hier haben auch Betriebe aus Deutschland und Italien Nachholbedarf: In vielen Unternehmen herrscht noch weitgehend Unwissenheit, wie ein effektiver Umweltschutz im eigenen Betrieb umgesetzt werden kann. Umweltfreundlichere Produktionsverfahren bedeuten vor allem einen langfristigen Wettbewerbsvorteil und nicht nur, wie oft angenommen wird, eine finanzielle Bürde. So lassen sich beispielsweise die Produktionskosten durch verbesserte Ressourceneffizienz erheblich senken. WE-EEN will dieses Informationsdefizit bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) beheben; der Fokus liegt dabei neben dem Abfallmanagement auf umweltschonenden Verfahren im Bereich der Oberflächentechnik und auf dem Recycling elektronischer bzw. elektrischer Bauteile. Mithilfe von Wissenstransfer-Initiativen und gezielten Workshops für KMU will WE-EEN die Unternehmen schulen und sie durch den Dschungel aus regionalen, nationalen und europäischen Vorschriften lotsen. Ein weiteres Hauptaugenmerk liegt auf der Schulung der EEN-Mitarbeiter selbst, so dass sie hilfesuchende KMU noch kompetenter beraten können.

Darüber hinaus ist die Stärkung der KMU in allen beteiligten Regionen ein großes Anliegen der EU. „WE-EEN ist eine große Chance für bayerische Unternehmen“, ist sich Martin Reichel, Geschäftsführer der BayFOR, sicher. „Experten aus der Abfallwirtschaft treffen in Südosteuropa auf einen bislang weitgehend unerschlossenen Markt. Durch den Technologietransfer legen sie den notwendigen Grundstein für einen eigenständigen Umweltsektor in Südosteuropa und fördern damit die dortige Wirtschaft, die wiederum eine fundierte Beratung und Kontakte zu entsprechenden Dienstleistern im In- und Ausland erhält.“

Über die Bayerische Forschungsallianz
Die Bayerische Forschungsallianz GmbH (BayFOR) berät und unterstützt Wissenschaftler aus bayerischen Hochschulen und Akteure aus der Wirtschaft insbesondere im Wettbewerb um europäische Forschungsgelder. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem 7. Forschungsrahmenprogramm der EU. Im europäischen Beratungsnetzwerk für KMU, dem „Enterprise Europe Network“ (http://www.een-bayern.de), fungiert die BayFOR als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Neben ihren Aufgaben als EU-Förderzentrum koordiniert die BayFOR die gemeinsamen Aktivitäten der Bayerischen Forschungsverbünde und unterstützt ihre Vernetzung auf europäischer Ebene. Die BayFOR beheimatet außerdem die Wissenschaftliche Koordinierungsstelle Bayern- Québec/Alberta/ International der Bayerischen Staatsregierung. Die BayFOR ist eine Partner-Organisation im bayerischen Haus der Forschung (http://www.hausderforschung.bayern.de) und wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst gefördert. Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.bayfor.org

Kontakt
Natalia García Mozo
Projektmanagerin „Enterprise Europe Network (EEN)“
Bayerische Forschungsallianz GmbH
Prinzregentenstraße 52
D-80538 München
Tel.: +49 (0)89 9 90 18 88-171
E-Mail: garciamozo@bayfor.org
Internet: http://www.bayfor.org

Weitere Informationen:
http://www.bayfor.org
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http://www.een-bayern.de

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Kleine Löcher in der Hülle lassen Bakterien dahinsiechen

Janna Eberhardt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie

Wie das natürliche Antibiotikum Dermcidin aus Schweiß Mikroorganismen zusetzt
Die Haut bildet eine Barriere zwischen dem Körper und der Umwelt. Zusätzlichen Schutz bietet die Immunabwehr über natürliche Antibiotika, die mögliche Krankheitserreger wie Bakterien oder Pilze abtöten können. Eins dieser Antibiotika ist Dermcidin, das in den Schweißdrüsen des Menschen hergestellt und auf der Haut gegen eine ganze Reihe von Mikroorganismen aktiv wird. Nun hat ein Forscherteam unter Beteiligung des Universitätsklinikums Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie ein Modell entworfen, wie Dermcidin seine antibiotische Wirkung im schwierigen Milieu des Schweißes entfaltet: Sein aktiver Bestandteil taucht in die Bakterienhülle ein und bildet dort winzige Löcher, die den Bakterien ein langsames, aber sicheres Ende bereiten.

Es ist an sich nicht ungewöhnlich, dass antibiotische Stoffe Mikroorganismen durch die Bildung von Poren in der äußeren Hülle töten. Viele der bekannten natürlichen Antibiotika auf der Körperoberfläche tragen eine positive Ladung und können sich besonders gut an die überwiegend negativ geladene Hüllmembran der Bakterien anlagern. Sie bilden dort Kanäle und zersetzen die Membran, schnell tritt der Tod der Bakterienzelle ein. Bei Dermcidin hatten Forscher bisher vermutet, dass der Wirkmechanismus prinzipiell anders aussehen müsste. Dermcidin wird auf der Haut gespalten und der aktive Bestandteil, DCD-1L genannt, ist insgesamt negativ geladen. Außerdem sterben die angegriffenen Bakterien langsam, sie können sogar noch Notfallprogramme in Gang setzen.

In einer neuen Studie hat ein Forscherteam dies noch einmal überprüft. Dazu gehörten Maren Paulmann, Ines Wanke und Birgit Schittek von der Universitäts-Hautklinik Tübingen und Forscher des Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie unter der Leitung von Dirk Linke und Michael Habeck, deren Zusammenarbeit über den an der Universität Tübingen angesiedelten Sonderforschungsbereich 766 „Die bakterielle Zellhülle“ zustande kam, sowie weitere Wissenschaftler vom Forschungszentrum Borstel und dem Karlsruher Institut für Technologie. Bei früheren Untersuchungen mit dem Elektronenmikroskop und speziellen Markierungsexperimenten hatte sich kein Hinweis auf Porenbildung in der Bakterienmembran durch DCD-1L gefunden. Erst elektrische Messungen an künstlichen Membranen ergaben nun, dass geladene Teilchen hindurchkommen, allerdings nur sehr langsam. Das ließ auf sehr kleine Löcher schließen.

Der Ablauf könnte den Ergebnissen der Forscher zufolge so aussehen: Das insgesamt negativ geladene DCD-1L-Molekül hat ein positiv geladenes Ende, das zur Anheftung an die Bakterienmembran ausreicht. Durch die Wechselwirkung mit der Membran im stark sauren und salzigen Schweißmilieu nimmt das bis dahin unstrukturierte DCD-1L eine Schraubenform an, und es können sich mehrere DCD-1L-Moleküle spontan zusammenlagern. Stabilisiert durch positiv geladene Zinkionen, die vermehrt im Schweiß vorkommen, bildet der DCD-1L-Komplex winzige Kanäle durch die Bakterienhülle. Sie sind so schmal, dass einzelne geladene Teilchen gerade hindurchpassen. Doch mit der Zeit bricht durch den Ladungsausgleich das Spannungsgefälle zwischen dem Innern des Bakteriums und der Umgebung zusammen, das die Grundlage für lebenswichtige Transport- und Stoffwechselprozesse bildet. Die Bakterienzelle stirbt.

Körpereigene Antibiotika wie DCD-1L aus Dermcidin werden auch im Zusammenhang mit der Hauterkrankung Neurodermitis erforscht. Diese Patienten leiden unter vermehrt auftretenden Hautinfektionen. Interessanterweise fanden sich bei diesen Patienten geringere Mengen an DCD-1L und verwandten Stoffen aus Dermcidin im Schweiß als bei Gesunden.

Originalpublikation:
Maren Paulmann, Thomas Arnold, Dirk Linke, Suat Özdirekcan, Annika Kopp, Thomas Gutsmann, Hubert Kalbacher, Ines Wanke, Verena J. Schuenemann, Michael Habeck, Jochen Bürck, Anne S. Ulrich, Birgit Schittek: Structure-activity analysis of the dermcidin-derived peptide DCD-1L, an anionic antimicrobial peptide present in human sweat. The Journal of Biological Chemistry, Band 287, Ausgabe 11, 8434-8443, 9. März 2012.

Ansprechpartner:
Prof. Birgit Schittek
Universitäts-Hautklinik Tübingen
Tel.: 07071 29-80832
E-Mail: birgit.schittek@med.uni-tuebingen.de

Dr. Dirk Linke
Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie
Tel.: 07071 601- 357
E-Mail: dirk.linke@tuebingen.mpg.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Zeitarbeiter und geringfügig Beschäftigte sind mit Demokratie und Wirtschaftssystem unzufrieden

Ute Friedrich
Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

Bertelsmann Stiftung: Zunahme atypischer Arbeitsverhältnisse führt zu einem Motivationsverlust in den Betrieben
Viele Zeitarbeiter und geringfügig Beschäftigte sind offensichtlich über das politische und wirtschaftliche System in der Bundesrepublik desillusioniert. Nur etwas mehr als ein Viertel der Zeitarbeiter und etwa ein Fünftel der geringfügig Beschäftigten sind mit der Demokratie zufrieden. Bei den Arbeitnehmern in unbefristeten Vollzeitarbeitsverhältnissen sind es dagegen 42 Prozent. Dies ergab eine repräsentative Befragung von 1.633 Arbeitnehmern durch die Universität Bamberg im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.

Wäre morgen Bundestagswahl, würden sehr wahrscheinlich 10 Prozent weniger Zeitarbeiter und geringfügig Beschäftigte zur Wahl gehen als Arbeitnehmer in Normalarbeitsverhältnissen. Bei der Entscheidung für eine Partei fällt auf, dass sich Zeitarbeiter und geringfügig Beschäftigte mit fast 20 beziehungsweise 16 Prozent für „Die Linke“ entscheiden, während dies nur 8,6 Prozent der unbefristeten Vollzeitarbeiter tun würden.

Auch der Glaube an Gerechtigkeit in der deutschen Gesellschaft scheint bei den Befragten deutlich erschüttert zu sein. So meinen 58 Prozent der Zeitarbeiter, dass es hierzulande ziemlich oder sehr ungerecht zugehe, Arbeitnehmer im Normalarbeitsverhältnis dagegen nur zu 36 Prozent.

Gerechtigkeit wird auch an der Entlohnung festgemacht. So sind mehr als zwei Drittel der Zeitar-beiter der Meinung, dass im aktuellen Wirtschaftssystem individuelle Leistungen nicht gerecht entlohnt werden. Eine Auffassung, die übrigens auch jeder zweite Vollzeitbeschäftigte teilt. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Chancengleichheit. Hier glauben über 60 Prozent der Zeitarbeiter und geringfügig Beschäftigten nicht, dass unser Wirtschaftssystem gerecht ist und Chancen für jeden bereithält.

Je unsicherer oder prekärer die Arbeitsverhältnisse sind, desto geringer ist die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen. Atypisch Beschäftigte geben an, seltener (58 Prozent) einen bedeutsamen Beitrag für die Firma zu leisten als Arbeitnehmer in einem normalen Arbeitsverhält-nis (78 Prozent) und insbesondere Zeitarbeiter sind weniger stolz auf Teamerfolge (55 Prozent) als ihre in einem normalen Arbeitsverhältnis angestellten Kollegen (75 Prozent). Am deutlichsten lässt sich die berufliche Unzufriedenheit am Wunsch ablesen, bei der derzeitigen Arbeitsstelle weiterbeschäftigt zu werden. Nur etwa jeder zweite atypisch Beschäftigte (49 Prozent) aber 71 Prozent der unbefristet Vollzeitbeschäftigten wollen hier weiterarbeiten.

Zeitarbeiter beurteilen auch ihre eigene wirtschaftliche Lage im Mittel entsprechend schlechter (34 Prozent „schlecht“ oder „sehr schlecht“) als Beschäftigte, die unbefristete Arbeitsverträge in Vollzeit (8 Prozent „schlecht“ oder „sehr schlecht“) hatten. Sie sind vor allem mit ihrer beruflichen Situ¬ation (24 Prozent) aber auch mit ihrem Privatleben (10 Prozent) weniger zufrieden als ihre unbefristet in Vollzeit beschäftigten Kollegen (4 Prozent). Allerdings glaubt die Hälfte der Zeitarbeiter an die deutliche Verbesserung der persönlichen wirtschaftlichen Lage innerhalb eines Jahres.

Trotz aller Unzufriedenheit fühlen sich Arbeitnehmer in atypischen Beschäftigungsverhältnissen dennoch zur Gesellschaft zugehörig. Macht man diese Inklusion beispielsweise an ehrenamtli-chem Engagement fest, so fällt auf, dass sich knapp ein Drittel aller Befragten, ausgenommen Zeitarbeiter, ehrenamtlich engagieren. Von den geringfügig Beschäftigten engagieren sich vor allem diejenigen, die ihre wirtschaftliche Lage als gut einschätzen. Allerdings nimmt die Bereitschaft in Abhängigkeit von der eigenen wirtschaftlichen Lage ab.

„Eine der zentralen Herausforderungen für Unternehmen ist der Spagat zwischen der betrieblichen Flexibilität und den vertraglichen Arbeitsbedingungen. Gerade durch die Zunahme atypischer Beschäftigungsverhältnisse droht ein Verlust an Motivation und Teilhabe in den Betrieben“, sagte Programmleiter Martin Spilker von der Bertelsmann Stiftung.

Rückfragen an: Christina Wieda, Telefon: 0 52 41 / 81-81 532; E-Mail: christina.wieda@bertelsmann-stiftung.de

Volker Oetzel, Telefon: 0 52 41 / 81-81 374; E-Mail: volker.oetzel@bertelsmann-stiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.bertelsmann-stiftung.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Nanosilber: Fortschritte in der Analytik, Lücken bei Toxikologie und Exposition

Dr. Suzan Fiack
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR-Konferenz zum Stand des Wissens über gesundheitliche Risiken von Nanosilber
Nanoskaliges Silber ist nach den Angaben von Industrie und Handel das am häufigsten in verbrauchernahen Produkten verwendete Nanomaterial. Allerdings erfährt der Verbraucher oftmals nicht, in welchen Produkten Nanosilber tatsächlich verwendet wird. Eingesetzt wird Nanosilber in Europa vor allem als antimikrobieller Wirkstoff in Funktions- und Bekleidungstextilien, für biozide Oberflächenbeschichtungen sowie in einigen Sprayprodukten. Wie sich nanoskaliges Silber auf die Gesundheit auswirkt, ist bisher aber nur wenig untersucht. Im Februar 2012 tauschten auf der vom Bundesinstitut für Risikobewertung ausgerichteten „Conference on Nanosilver“ Experten aus Europa und den USA ihr Wissen aus. Neben den toxikologischen Aspekten wurde die mögliche Ausbildung von Silberresistenzen bei pathogenen Keimen sowie über analytische Verfahren zum Nachweis von Nanosilber in verschiedenen Matrizes wie Lebensmitteln, Sprays oder Verbraucherprodukten und die Freisetzung aus diesen diskutiert. „Über das mögliche gesundheitsschädigende Potenzial von Nanosilber wissen wir immer noch zu wenig und können daher das gesundheitliche Risiko für den Verbraucher derzeit nicht wissenschaftlich fundiert abschätzen,“ sagte Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung. „Die Tagung am BfR war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Sicherheit für den Verbraucher. Hier wurde gezeigt, wo aktuell die Risiken bei der Verwendung von Nanosilber liegen könnten, an welcher Stelle wir noch zu wenig wissen und vor allem an welchen Punkten wir schon erste Fortschritte erzielt haben“, so sein Resumee.

Für nanoskalige Materialien wie Nanosilber konnte die Charakterisierung sowohl der verwendeten Nanopartikel als auch der Dosierung über viele Jahre nur unzureichend durchgeführt werden, unter anderem weil entsprechende chemisch-analytische und physikochemische Methoden nicht zur Verfügung standen bzw. genutzt werden konnten. Daher gibt es bislang nur wenige toxikologische Studien, bei denen Dosis-Wirkungsbeziehungen von nanoskaligen Silberformen adäquat experimentell untersucht wurden. Viele ältere Studien können somit nicht oder nur mit großen Einschränkungen zur Bewertung gesundheitlicher Risiken herangezogen werden. Die Tagung hat gezeigt, dass die vergangenen Jahre erhebliche Weiterentwicklungen im Bereich Analytik und physikochemische Charakterisiering von Nanomaterialien gebracht haben. Gleichzeitig wurde ein weiterer Bedarf bei der Validierung, der Standardisierung und der Bereitstellung von Referenzmaterialien identifiziert, wenn für die Bewertung von Nanosilber und anderen Nanomaterialien die gleiche Zuverlässigkeit wie für herkömmliche Chemikalien erreicht werden soll.

Die Erfahrung im Umgang mit unterschiedlichen Produkten, die Silbernanopartikel enthalten, zeigt, dass die analytischen Methoden entsprechend der jeweiligen Matrix-Partikel-Kombinationen angepasst werden müssen. Weiterhin werden je nach Einsatzzweck verschiedene Nanoformen von Silber mit anderen physiko-chemischen Eigenschaften verwendet. Dies ist toxikologisch bedeutsam, weil zum Beispiel die Beschichtung der einzelnen Partikel (Coating) die Wirkung auf Zellen und Gewebe ebenso beeinflusst, wie die Tatsache, ob Silber metallisch, als Salz, in großen Aggregaten oder sogar im Verbund mit anderen Materialien als Komposit vorliegt. Es ist davon auszugehen, dass die toxischen Eigenschaften je nach Struktur der Partikel variieren. Für die Toxikologie bedeutet das: Erkenntnisse zur Wirkung auf die Gesundheit, die aus Studien mit einer bestimmten Nanoform von Silber gewonnen wurden, sind nicht unmittelbar auf andere Materialien übertragbar.

Bislang ist nicht vollständig bekannt, in welchem Umfang Verbraucher tatsächlich auf den verschiedenen Pfaden mit Silbernanopartikeln in Kontakt kommen. So zeigen Untersuchungen aus der Schweiz, dass bestimmte Sprays zwar Nanosilber enthalten können, dieses aber im versprühten Aerosol nicht enthalten war. In den untersuchten Nanosilbersprays wurden jedoch andere, nicht deklarierte Nanopartikel nachgewiesen. Ob Verbraucher signifikante Mengen von Silbernanopartikeln durch Inhalation aufnehmen, ist derzeit noch unklar. Wahrscheinlicher ist hingegen eine dermale Exposition. Die orale Exposition durch mit Nanosilber ausgerüstete Verpackungsmaterialien ist nach Meinung der Experten gering, da aus diesen nur wenig nanoskaliges Silber in Lebensmittel übergeht.

Grundsätzlich ist Silber ein Zellgift, in der Nanoform aber offenbar giftiger als in der Mikroskalierung. Das belegen Studien mit Zellkulturen und Wasserorganismen. Allerdings ist immer noch wenig bekannt über das Verhalten im Körper von Säugetieren. Untersuchungen zeigen, dass Silbernanopartikel nach einmaliger oraler Aufnahme bei Ratten teilweise die Darmbarriere überwinden, in die Blutbahn gelangen und sich insbesondere in Milz, Leber, Niere, Lunge sowie in geringerem Umfang in andere Organe verteilen. Hinsichtlich Geschwindkeit und Umfang der Ausscheidung sind die Daten teilweise widersprüchlich. Auch nach wiederholter oraler und inhalativer Gabe niedriger Dosen nanoskaliger Silberpartikel wurden keine sichtbaren Anzeichen für Auswirkungen auf die Gesundheit der Tiere beobachtet. In hoher Dosierung schädigten Nanosilberpartikel, genauso wie klassische Silberformen, diesen Untersuchungen zufolge offenbar jedoch die Darmflora. Ebenfalls sind pathologische Veränderungen an Leber und Nieren sowie der Lunge beschrieben worden. Werden Silbernanopartikel wiederholt in die Blutbahn gespritzt, dann reichern sie sich laut einer neuen Studie der niederländischen Gesundheitsbehörde RIVM hauptsächlich in bestimmten Zellen der Leber, vor allem jedoch in der Milz an. Dort wirken sie toxisch auf einzelne Zellpopulationen des Immunsystems. Zwar sind die Daten aus den Tierexperimenten nicht unmittelbar auf die Situation beim Menschen übertragbar. Sie zeigen jedoch, dass Nanosilber ein immuntoxisches Potential besitzen könnte.

Silber ist eine wirksame Waffe im Kampf gegen Krankheitserreger zur Behandlung bei großflächigen Wunden (Brandwundauflagen), aber auch zur Bekämpfung von Keimen z.B. in Schläuchen und Kathetern oder medizinischen Implantaten. Bisher ist allerdings nicht untersucht, ob die unkontrollierte, großflächige und niedrig dosierte Anwendung von Silber und Nanosilber in Alltagsprodukten zur Selektion von silberresistenten Mikroorganismen führt. Tatsächlich konnten zahlreiche resistente Bakterienstämme aus sehr unterschiedlichen Umwelten – unter anderem aus Kliniken – nachgewiesen und eingehend charakterisiert werden. Darunter sind auch pathogene Zoonoseerreger wie Salmonella typhimurium, Pseudomonas aeruginosa und Enterobacter cloacae. Häufig ist die Resistenz gegen Silber mit einer Resistenz gegen Antibiotika kombiniert. Ursache dafür ist, dass die Silberresistenz auf einer ringförmigen DNA, einem Plasmid, oder chromosomal vorliegen kann. In beiden Fällen tragen die DNA-Abschnitte oft auch die Gene für die Resistenz gegen andere antimikrobiell wirkende Substanzen. Diese Erkenntnis bestärkt die Auffassung des BfR, dass Silber als antimikrobiell wirksame Substanz nicht in breitem Umfang außerhalb klinischer Anwendungen in Verbraucherprodukten eingesetzt werden sollte, da Plasmide relativ leicht an andere Bakterienstämme weitergegeben werden können und somit nicht nur eine Silberresistenz, sondern auch eine Antibiotikaresistenz auf bisher nicht resistente Stämme übertragen werden kann. Derzeit liegen zu wenige gesicherte Daten für die Prävalenz von silberresistenten Mikroorganismen in der Umwelt vor und darüber, ob und wie sich diese Prävalenz durch einen vermehrten Einsatz von nanosilberhaltigen verbrauchernahen Produkten verändert wird. Auch ist bislang nicht ausreichend untersucht, wie in Textilien enthaltenes Nanosilber langfristig auf die mikrobielle Hautflora wirkt. Erste von den Herstellern beauftragte Studien haben keine schädlichen Folgen aufgezeigt. Es besteht jedoch Konsens, das hier noch weitere Untersuchungen nötig sind. Der wissenschaftliche Austausch am BfR hat gezeigt, wo Risikoforschung und -bewertung zum Thema Nanosilber aktuell stehen und stellt damit einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu mehr Sicherheit für die Gesundheit von Verbrauchern Verbraucher dar.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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TU Berlin: Klimarisiken durch Energie aus Biomasse werden unterschätzt

Stefanie Terp
Presse- und Informationsreferat
Technische Universität Berlin

Gemeinsame Pressemitteilung der TU Berlin und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung
Die Risiken des Einsatzes von Energie aus Biomasse werden unterschätzt, wie ein jetzt im Magazin „Nature Climate Change“ veröffentlichter Artikel zeigt. „Wir brauchen hier das Vorbeugeprinzip“, sagt Ottmar Edenhofer, Chef-Ökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und Professor der Technischen Universität Berlin. „Bevor die Bioenergie weiter ausgeweitet wird, muss die Wissenschaft eine umfassendere Abschätzung der Risiken liefern – bislang sind in Projektionen des Einsatzes von Bioenergie teils fundamentale Unsicherheiten enthalten. Nötig sind hier neuartige Ansätze des Risikomanagements für den Wandel der Landnutzung.“ Eine Möglichkeit wäre, die Beweislast für das Erreichen von Nachhaltigkeitsstandards auf die Produzenten von Bioenergie zu verlagern.

Der großflächige Anbau von Energiepflanzen könnte unter dem Strich zu mehr Ausstoß von Treibhausgasen führen, wenn beispielsweise Wälder abgeholzt und zu Anbauflächen umgewandelt werden. Zugleich heißt es aber in ökonomischen Szenarien zur CO2-Reduzierung, dass sich die fossilen Brennstoffe kaum ohne einen massiven Einsatz von Bioenergie werden ersetzen lassen. Der Artikel analysiert nun, wie diese beiden scheinbar gegensätzlichen Betrachtungsweisen zusammengeführt werden können, und er identifiziert die der Debatte zugrundeliegenden wesentlichen Unsicherheiten.

„Energie aus Biomasse ist Gegenstand einer hitzigen Diskussion“, sagt Felix Creutzig, Hauptautor des Artikels von Wissenschaftlern der TU Berlin, des PIK und der Universität Berkeley in den USA. „Forscher müssen sehr klar die Annahmen darlegen, die sie ihrer jeweiligen Untersuchung zugrunde legen. Und sie sollten systematisch die Risiken in die Berechnungen mit einbeziehen, die mit unterschiedlichen Regelungsmöglichkeiten zur Bioenergie zusammenhängen. Politiker hätten die Wahl, in Zukunft nur unter genauen Vorgaben den Einsatz von Bioenergie zu erlauben.“

Die Ökobilanz von Energie aus Biomasse ist von großen Unsicherheiten geprägt. Während die Emissionen der bisherigen Produktion von Bioenergie meist gut erfasst werden, werden die Effekte einer künftigen Ausweitung des Einsatzes von Bioenergie auf die Märkte von Landwirtschaftsprodukten oder auf den Benzinmarkt laut der Untersuchung oft außer Acht gelassen. So könnte beispielsweise eine verstärkte Erzeugung von Rohstoffen für Biosprit weltweit die Preise für Agrarland in die Höhe treiben. Dies würde Anreize setzen, Anbauflächen auf Kosten natürlicher CO2-Senken auszuweiten.

Auf der anderen Seite behandeln viele ökonomische Szenarien zum Klimaschutz Bioenergie als „CO2-neutral“. Dabei unterstellen sie, dass Maßnahmen zum Waldschutz ergriffen werden und dass technischer Fortschritt eine höhere Ausbeute von Bioenergie pro Hektar erlaubt. Ob diese Annahmen eintreffen, ist schwer vorherzusagen. Abhängig von solchen Annahmen schwanken aber die Abschätzungen des Potenzials von Bioenergie beträchtlich – nämlich um den Faktor Zehn.

Eine umfassende Beurteilung der Chancen und Risiken des Einsatzes von Bioenergie sollte das ganze Spektrum möglicher Entwicklungen darzustellen versuchen und systematisch Auswirkungen auf Märkte erfassen, so die Schlussfolgerung der Forscher. Die Szenarien müssen systematischer auch die Effekte der Nutzung von Bioenergie in einer nicht perfekten Welt abschätzen, in der es beispielsweise nur einen begrenzten Fortschritt von politischen Regelungen und Technologie gibt. Um hier die Debatte voran zu bringen, sei eine viel engere fächerübergreifende Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen mit Bioenergie befassten Forschungsrichtungen nötig.

„Dies ist eine zentrale Herausforderung für kommende wissenschaftliche Sachstandsberichte“, sagt Ottmar Edenhofer. „Berechnungen zur Wirkung des Einsatzes von Bioenergie in der Zukunft sind von Natur aus mit Ungewissheiten belastet, und hierauf muss man an der Schnittstelle von Politik und Wissenschaft reagieren. Die Projektionen sind teils abhängig von Werturteilen – diese betreffen Energiesicherheit, Klimaschutz, Ernährungssicherheit und den Schutz der Artenvielfalt.“ Wenn es der Wissenschaft gelänge, alle zugrundeliegenden Annahmen und Unsicherheiten den politischen Entscheidungsträgern verständlich zu machen, so Edenhofer, „dann kann das ein Start sein für die wichtige Diskussion, wo wir als Gesellschaft hinwollen, und welche Risiken wir hierbei in Kauf nehmen.“

Die Analyse wurde von der Michael Otto Stiftung und dem deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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SUGA 2010: Zahl der Arbeitsunfälle erstmals wieder gestiegen – psychische Erkrankungen nehmen zu

Jörg Feldmann
Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Dortmund – Erstmals ist die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle in Deutschland wieder gestiegen. 674 Menschen starben 2010 bei der Arbeit, etwa acht Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle stieg insgesamt auf über eine Million (1.045.816). Die Unfallquote liegt damit bei 27,4 je 1.000 Vollarbeiter. Eine Umkehr des rückläufigen Trends der vergangenen Jahre lässt sich aus diesen Zahlen aber nicht ableiten. Vielmehr spiegelt sich hier die wirtschaftliche Erholung nach dem Krisenjahr 2009 wider.
So das Fazit des Berichts zum „Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ (SUGA, früher Unfallverhütungsbericht Arbeit), den die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) jährlich im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) erstellt. Als klassische Indikatoren für die Güte von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit führt der Bericht die Unfallentwicklung und die Anzahl der Berufserkrankungen auf. Im Vergleich zu 2008 ist die Unfallquote weiterhin gefallen (2008: 28,3).

Einen besonders deutlichen Zuwachs gab es bei der Zahl der Wegeunfälle, bedingt durch das anhaltende schnee- und eisglatte Winterwetter. Insgesamt verunglückten 226.554 Personen auf dem Weg zur Arbeit, ein Viertel mehr als 2009. Durch Arbeitsunfähigkeit fielen 2010 schätzungsweise 1,1 Millionen Erwerbsjahre aus. Dies führte zu einem Produktionsausfall anhand der Lohnkosten von etwa 39 Milliarden Euro. Durch Verlust an Arbeitsproduktivität gingen damit der deutschen Volkswirtschaft rund 68 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung verloren.

Seit einigen Jahren sind Anstiege bei den Arbeitsunfähigkeitsdaten zu beobachten. So erhöhte sich die Anzahl der Fälle pro 100 Versicherte 2010 auf 114,7. Im Vorjahr waren es noch rund 114,3 Fälle, beim Tiefststand 2006 nur 98,4. Die durchschnittliche Dauer der Arbeitsunfähigkeit schwankt deutlich weniger: Sie stieg leicht von 12,0 auf 12,1. Häufigster Grund für Fehltage sind nach wie vor Muskel-Skelett-Erkrankungen (24,4 Prozent). Danach folgen Verletzungen, Vergiftungen und Unfälle mit 13,5 Prozent. Krankheiten des Atmungssystems stehen mit 13,2 Prozent der Fehltage auf Platz drei.

An den Folgen einer Berufskrankheit starben 2010 2.509 Menschen und damit 294 weniger als 2009. Auch lange nach dem Asbestverbot geht über die Hälfte (51,5 Prozent) der Todesfälle auf Erkrankungen zurück, die das gefährliche Mineral verursacht hat.

Die Zahl der Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit stieg 2010 im Vergleich zu 2007 um insgesamt 13 Prozent. Auffällig ist auch hier vor allem die deutliche Zunahme bei psychischen und Verhaltensstörungen. Betrug der Anteil dieser Diagnosegruppe am gesamten Neuverrentungsgeschehen 2007 noch 33,7 Prozent, lag er im Jahr 2010 bei 39,3 Prozent. Bei Frauen liegt der Anteil psychischer Erkrankungen als Grund für die Frührente mit 45,6 Prozent besonders hoch.

Schwerpunktthema im diesjährigen SUGA ist der Öffentliche Dienst. Dargestellt werden die Personalstruktur sowie die physischen und psychischen Arbeitbedingungen im Vergleich mit Industrie, Handwerk und Dienstleistungsbereich. Auch gesundheitliche Beschwerden, Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten thematisiert der Bericht. Ein weiterer Aspekt ist das Restrukturierungsgeschehen in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen. Darüber hinaus enthält der SUGA in diesem Jahr erstmals einen Abschnitt, in dem die wichtigsten Akteure im Deutschen Arbeitsschutz, die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA), der Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik (LASI) und die Unfallversicherungsträger (UVT), ihre Aktivitäten im Berichtsjahr darstellen.

Für den jährlichen Bericht „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit – Unfallverhütungsbericht Arbeit“ (SUGA) wertet die BAuA Informationen über das Arbeits- und Wegeunfallgeschehen sowie über Berufskrankheiten von allen Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung aus. Ebenfalls nutzt die BAuA Informationen des Statistischen Bundesamtes, der Rentenversicherung, verschiedener Krankenkassen, der Gewerbeaufsicht und der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung. Aufgrund dieser umfassenden Berichterstattung liegt das Berichtsjahr immer mehr als ein Jahr zurück.

Ab sofort steht der SUGA 2010 als PDF-Datei (5 MB) unter der Adresse www.baua.de/suga zur Verfügung. Die PDF eröffnet zusätzliche Möglichkeiten, um mit dem statistischen Material zu arbeiten. Mit einem Klick auf die zahlreichen Tabellen und Grafiken öffnet sich ein Menü, das den Zugriff auf die zugrunde liegenden Daten in Form von Excel-Tabellen zulässt. Die gedruckte Fassung des SUGA 2010 kann ab Mitte März kostenlos über das Informationszentrum der BAuA angefordert werden, telefonisch, 0231 9071-2071, per Fax, 0231 9071-2070 oder per E-Mail, info-zentrum@baua.bund.de.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 600 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
http://www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/de/Publikationen/Fachbeitraege/Suga-2010.html Direkter Link zum Bericht „Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ (SUGA 2010)

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Totenkopfsymbol für Salpetersäure

Dr. Suzan Fiack
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR setzt sich für eine europäische Neueinstufung von Salpetersäure ein
Der Umgang mit salpetersäurehaltigen Reinigungsmitteln kann zu schweren Gesundheitsschäden führen. Beim Einatmen von Salpetersäuredämpfen und den aus der Salpetersäure freigesetzten nitrosen Gasen besteht ernste Gesundheitsgefahr. Dies belegen gemeldete Fälle von Ärzten und Fallmeldungen der deutschen Giftinformationszentren an das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Die Bewertung des BfR zur Wirkung von Salpetersäure ergab: Die Dämpfe der Chemikalie können nach kurzzeitigem Einatmen bereits giftig wirken. Auf Initiative des BfR hat die deutsche Bundesstelle für Chemikalien nunmehr der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) vorgeschlagen, dass Salpetersäure in die höchste Gefahrenklasse einzustufen ist und mit dem Gefahrensymbol „Totenkopf“ und dem Gefahrenhinweis „Lebensgefahr bei Einatmen“ gekennzeichnet werden muss. „Dies ist notwendig, um die Verwendung von Salpetersäure in Verbraucherprodukten wirksam zu beschränken, da ernstzunehmende Gesundheitsgefahren für Verbraucher bestehen“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) setzt sich bei der Europäischen Behörde für Chemikaliensicherheit (ECHA) für eine Ergänzung der Gefährlichkeitseinstufung für Salpetersäure ein. Bislang wurden nur die ätzenden Wirkungen auf Haut und Augen berücksichtigt, die entstehenden nitrosen Gase und die giftige Wirkung nach Einatmen jedoch nicht. Salpetersäure kann aber bereits beim kurzzeitigen Einatmen gesundheitsschädlich sein und akut toxische Lungenödeme auslösen. Die EU-Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von chemischen Stoffen und Gemischen (CLP-Verordnung (EG) Nr. 1272/2008) sieht für akut toxische Stoffe der Kategorie 1 die Kennzeichnung „Gefahr“ und den Hinweis „Lebensgefahr bei Einatmen“ (H330) sowie den „Totenkopf“ als Gefahrensymbol vor.

Grundlage der Entscheidung des BfR, sich auf europäischer Ebene für eine Ergänzung der Gefährlichkeitseinstufung von Salpetersäure einzusetzen, ist die BfR-Stellungnahme zu salpetersäurehaltigen Reinigungsprodukten nach Bekanntwerden von Vergiftungen nach Anwendung des Reinigungsproduktes ‚POR ÇÖZ‘ welches 25 % Salpetersäure enthielt (BfR Stellungnahme Nr. 041/2010, 6. September 2010). Darin hat das BfR die gesundheitsschädlichen Wirkungen von Salpetersäure auch beim Einatmen bewertet. Das Ergebnis: Bereits nach kurzzeitigen Einatmen wirkt Salpetersäure bei Mensch und Tier gleichermaßen giftig. Bei Verwendung von salpetersäurehaltigen Produkten können sich in der Innenraumluft lebensgefährliche Konzentrationen an Salpetersäuredämpfen und nitrosen Gasen (z.B. NO2) bilden, besonders dann wenn Salpetersäure in Kontakt mit Metallen oder organischen Materialien kommt. Das Einatmen dieser Gas-Dampf-Gemische kann im Atemtrakt zu Schleimhautirritationen, Bronchialkatarrh, Lungenentzündung und innerhalb von 3 bis 30 Stunden zu einer Ansammlung von Flüssigkeit in den Lungenbläschen (Lungenödem) und in der Folge auch zum Tod führen. Dem BfR wurden von deutschen Giftinformationszentren bereits rund 30 Fälle und weitere von behandelnden Ärzten gemeldet, bei denen Menschen zum Teil schwere Gesundheitsschäden durch das Einatmen von Dämpfen nach dem Einsatz von salpetersäurehaltigen Produkten im Haushalt erlitten haben.

Die Gefährlichkeitseinstufung „akut toxisch der Kategorie 1″ von Salpetersäure gemäß der EU-Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von chemischen Stoffen und Gemischen ist die Voraussetzung für weitere Verbraucherschutzmaßnahmen hinsichtlich der Kennzeichnung und Verpackung von salpetersäurehaltigen Produkten. Sobald dem Vorschlag, Salpetersäure als „akut toxisch“ einzustufen, auf europäischer Ebene zugestimmt und dieser rechtswirksam wird, gelten in der Folge für wässrige Gemische, die 1 % Salpetersäure und mehr enthalten, strengere Sicherheitsanforderungen für die Verpackung wie kindergesicherte Verschlüsse und tastbare Gefahrenhinweise. Hinzu kommen Einschränkungen beim Verkauf von salpetersäurehaltigen Verbraucherprodukten wie ein Selbstbedienungsverbot für Verbraucher und eine Reihe von Pflichten und Voraussetzungen für die Inverkehrbringenden wie Erlaubnis-, Anzeige- und Aufzeichnungspflichten oder Sachkundenachweise, die vor der Abgabe erfüllt sein müssen.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/cm/343/gesundheitliche_risiken_von_salpetersaeure_haltige… Stellungnahme des BfR

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Giftige Gewässer

Julia Wandt
Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Konstanz

Forschungsergebnisse im Bereich Human- und Umwelttoxikologie der Universität Konstanz weisen den Zusammenhang von Erwärmung und vermehrter Toxizität von Blaualgen nach
Immer wieder müssen Seen oder Küsten gesperrt werden, weil sich Giftstoffe produzierende Blaualgen auf den Gewässern ausgebreitet haben. Prof. Dr. Daniel Dietrich hat in seiner Arbeitsgruppe für Human- und Umwelttoxikologie an der Universität Konstanz untersucht, wie sich eine Klimaerwärmung auf das Wachstum von Blaualgen auswirken kann. Bei Laborversuchen mit Blaualgenproben aus der Arktis und Antarktis ergab sich, dass bei einer Erhöhung der Temperatur die Diversität der verschiedenen Blaualgenarten zurückgeht, gleichzeitig aber mehr toxische Stoffe produziert werden. Ein Ziel der Forschung von Daniel Dietrich ist die Prognostizierbarkeit von Blaualgenwachstum in Gewässern und damit die Beratung hinsichtlich von Eingriffsmöglichkeiten durch den Menschen. Die Ergebnisse der Untersuchung sind in der aktuellen Ausgabe des Online-Journals „Natur Climate Change“ erschienen (http://www.nature.com/nclimate/index.html).

Ein bedeutender Teil der Forschung in der Arbeitsgruppe Human und Umwelttoxikologie von Daniel Dietrich betrifft die Arktis und Antarktis. Blaualgen, auch als Cyanobakterien bekannt, aus diesen Erdregionen kommen in relativ einfachen Ökosystemen vor und sind daher für Versuche eher geeignet als die in den hoch komplizierten Ökosystemen unserer Breitengrade. In der Arktis und Antarktis wachsen die Blaualgen in bis zu einem halben Meter dicken Matten. Im Labor an der Universität Konstanz wurde ihr Verhalten bei Temperaturen von null, vier, acht, sechzehn und vierundzwanzig Grad untersucht. „Von den Temperaturen in unseren Versuchen über acht Grad sind wir in den Polarregionen natürlich weit entfernt. Wir wollten im Labor die Entwicklung der Erderwärmung beschleunigen und Extreme setzen“, erklärt Daniel Dietrich das Vorgehen. Als ein Ergebnis dieser Exposition ergab sich ein Rückgang der Vielfalt innerhalb der verschiedenen Arten von Cyanobakterien und somit eine Artenverarmung. Gleichzeitig haben die Arten, die Giftstoffe produzieren, zugenommen. Sei es, dass sich die Microcystin produzierenden Arten bei höherer Temperatur besser halten können, sei es, dass giftige Arten, die sich bei niedrigeren Temperaturen nicht optimal entwickeln, mit der Temperaturerhöhung einen Wachstumsschub erfahren. „Das würde bedeuten, dass wir bei einer Temperaturerhöhung von zwei bis drei Grad einen Selektionsdruck zugunsten toxischer Blaualgenarten erzeugen würden. Wenn man das in die Zukunft weiterdenkt und sich dies auf unsere Breitengrade übertragen lässt, könnte ein vermehrtes Wachstum toxischer Blaualgen auch beispielsweise Probleme mit der Trinkwasserversorgung bringen“, so die Überlegungen des Toxikologen.

In der Gegenwart behandelt Daniel Dietrich Anfragen von Behörden und Gemeinden, die bei ihm Rat suchen, was im Fall eines Sees zu unternehmen ist, in dem die Blaualgen Überhand genommen haben. Handelt es sich um einen einmaligen Vorgang oder muss in Renaturierungsmaßnahmen oder Ähnliches investiert werden, um eine Wiederholung zu verhindern? Die Forschung des Biologen zielt darauf ab, künftig Antworten auf solche Fragen liefern zu können.

Originalveröffentlichung: Julia Kleinteich, Susanna A. Wood, Frithjof C. Küpper, Antonio Camacho, Antonio Quesada, Tancred Frickey, and Daniel R. Dietrich: Temperature-related changes in polar cyanobacterial mat diversity and toxin production. Nature Climate Change, 2 (2012).

Kontakt:
Universität Konstanz
Kommunikation und Marketing
Telefon: 07531 / 88-3603
E-Mail: kum@uni-konstanz.de

Prof. Dr. Daniel Dietrich
Universität Konstanz
AG Human- und Umwelttoxikologie
Fachbereich Biologie
Jacob-Burckhardt-Strasse 25
78457 Konstanz
Telefon: 07531 / 88-3518
E-Mail: Daniel.Dietrich@uni-konstanz.de

http://www.uni-konstanz.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Kalorien-nicht Proteine oder Kohlenhydrate-sind der Schlüssel zum Gewichtsverlust bei Diabetikern

Sabine Ranke-Heinemann
Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Eine neue Studie der University of Otago in Neuseeland hat gezeigt, daß eine Reduzierung der Kalorienaufnahme bei übergewichtigen oder fettleibigen Typ-2 Diabetikern eher zum Gewichtsverlust führt, als eine besonders protein- und kohlenhydratreiche Ernährung. Der Endokrinologe Dr. Jeremy Krebs leitete die Studie, die erst kürzlich in der internationalen Wissenschaftszeitschrift „Diabetologia“ veröffentlicht wurde.

Über einen Zeitraum von zwei Jahren untersuchten die Wissenschaftler den Gewichtsverlust von insgesamt 419 Probanden in Auckland, Wellington und Christchurch im Alter von 35 bis 75 Jahren, die sich an einen fettarmen Ernährungsplan halten mussten. Während eine Gruppe proteinreiche Kost zu sich nahm, sollte sich die andere Gruppe kohlenhydratreich ernähren.

„Wir haben diese Untersuchung durchgeführt, weil Gewichtsverlust gerade bei der Regulation des Blutzuckerspiegels sehr wichtig ist und viele Diabetiker extrem übergewichtig sind. Es herrscht jedoch Uneinigkeit darüber, durch welche Ernährung ein solcher Gewichtsverlust am besten und vor allem langfristig erzielt werden kann“, erklärte Dr. Krebs.

Kohlenhydratarme und proteinreiche Ernährungsweisen, wie die Atkins Diät oder die Zone Diät von Dr. Sears, sind derzeit in aller Munde. Zwar ist bei diesen Diäten ein schneller Gewichtsverlust möglich, wie bei herkömmlichen Schlankheitskuren sind langfristige Ergebnisse jedoch auch hier nur schwer zu erzielen. Dabei ist es besonders wichtig, langfristig abzunehmen, und nicht nur über einen Zeitraum von sechs Monaten oder einem Jahr, so Dr. Krebs.

Im Rahmen der Studie wurden Diabetiker mittleren Übergewichts (BMI über 27) in zwei Gruppen aufgeteilt und folgten einem bestimmten Ernährungsplan. Die Gruppen trafen sich außerdem 18 Mal mit einem Ernährungsexperten und führten Diättagebücher, um ihre Ernährung und ihren Gewichtsverlust zu dokumentieren.

Die Untersuchungen zeigten, dass sich der Gewichtsverlust derer, die sich fettarm und proteinreich ernährten, nach zwei Jahren kaum von denen unterschied, die eine fettarme und kohlenhydratreiche Kost verordnet bekommen hatten. Die Testpersonen beider Gruppen nahmen ab, was auf die Verringerung der Kalorienaufnahme durch die fettarme Diät zurückzuführen war. Allein die Kalorienreduzierung war somit ausschlaggebend für den Gewichtsverlust. „Wir konnten bei beiden Gruppen einen kleinen Gewichtsverlust von zwei bis drei Kilo verzeichnen, zwischen den beiden Ernährungsweisen wurden jedoch kaum Unterschiede sichtbar. Der Schlüssel zum langfristigen Gewichtsverlust liegt somit nachweislich in der Senkung der Energiezufuhr, also in einer Reduzierung der Kalorien, die wir täglich zu uns nehmen“, gab Dr. Krebs zu verstehen.

Dr. Krebs zufolge deuten die Untersuchungsergebnisse außerdem darauf hin, dass wir in der Auswahl der für uns passenden Ernährungsweise durchaus flexibel sein sollten, um wirklich erfolgreich abzunehmen. Gesättigte Fettsäuren sollte man natürlich auch weiterhin vermeiden, genauso wie man Ballaststoffe weiterhin in großen Mengen zu sich nehmen sollte.

„Vielen Menschen fällt es extrem schwer, sich über einen längeren Zeitraum strikt an eine Diät zu halten. Das verlangt einfach viel Disziplin ab. 30 Prozent unserer Probanden haben ihre Teilnahme an der Studie vorzeitig beendet, weil sie sich nicht an ihre zugewiesene Diät halten konnten. Und auch diejenigen, die mehr oder weniger standhaft blieben, nahmen in den beiden Jahren nicht exakt die vorgegebene Protein- und Kohlenhydratmenge zu sich. Ein Zeichen dafür, wie schwer es ist, unsere alten Essgewohnheiten abzulegen“.

Die Studie zeigt, dass es beim Abnehmen keinen Unterschied macht, ob man Fett nun durch viele Proteine oder durch viele Kohlenhydrate ersetzt. Es wird wohl am besten sein, die Patienten selbst über die für sie passende Ernährungsweise entscheiden zu lassen. Der Schwerpunkt sollte dabei jedoch stets auf der Reduzierung der Kalorienaufnahme liegen.

„Viele Menschen neigen dazu, in ihre alten Essgewohnheiten zurückzufallen. Das hat auch das Verhalten unserer Testpersonen gezeigt. Der Schlüssel zum Gewichtsverlust bei Patienten mit Typ-2-Diabetik und zur Regulation des Blutzuckerspiegels liegt tatsächlich in der langfristigen Verringerung der Kalorienaufnahme“, betonte Dr. Krebs.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle
Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder

Dr Jeremy Krebs
University of Otago, Wellington
Email: jeremy.krebs@ccdhb.org.nz

Dr Helen Lunt
University of Otago,Christchurch
Email helen.lunt@cdhb.govt.nz

Das Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund ist das gemeinnützige Studierendensekretariat aller australischen und neuseeländischen Universitäten in Europa, zuständig für Wissens- und Forschungstransfer, Forschungsförderung sowie Studenten- und Wissenschaftleraustausch und für die Betreuung von Studierenden und Schülern, die ein Studium Down Under vorbereiten.

Weitere Informationen:
http://www.ranke-heinemann.de
http://www.ranke-heinemann.at
http://www.ranke-heinemann.tv

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Herbststürme brachten Sauerstoff in die Ostsee

Dr. Barbara Hentzsch
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Nach zehnjähriger Stagnation endlich wieder ein nennenswerter Salzwassereinbruch
Die Physikalischen Ozeanographen und Meereschemiker des IOW bringen von ihrer letzten Messfahrt (2.-14.2.2012) Neuigkeiten mit: die Herbststürme im November/Dezember 2011 haben große Mengen von Nordseewasser in die Ostsee schwappen lassen. Mit dem Salzwasser kommt Sauerstoff in die tiefen Bereiche der Ostsee, die ohne die Zufuhr mit diesem lebenswichtigen Stoff unterversorgt sind.

Die Begeisterung hält sich allerdings in Grenzen: zum einen bleibt die eingetragene Menge von etwa einer Milliarde Tonnen (1 Gt) an Salz deutlich hinter den letzten großen Salzwassereinbrüchen in den Wintern 2003 (2,0 Gt) und 1993 (3,4 Gt) zurück. Das neu eingeströmte Wasser findet man zurzeit als eine 20 m dicke, sauerstoffreiche Schicht am Grund östlich von Bornholm. „Wir gehen davon aus, dass dieser Einstrom später im Frühjahr auch das Gotlandbecken – also die zentrale Ostsee – erreichen wird, aber nicht genug Sauerstoff mitbringt, um das gesamte Wasser dort ebenfalls nachhaltig zu belüften“ meint Rainer Feistel, Physikalischer Ozeanograph am IOW zu der Situation.

Durch das Ausbleiben großer Einströme seit 1983 hatte sich der Salz- und Sauerstoffgehalt der tiefen Ostsee bis 1993 stark verringert. Fische wie der Dorsch, die zum Laichen salziges und sauerstoffreiches Wasser benötigen, gingen in der Folge deutlich zurück. Durch Einströme 1993, 1997 und 2003 sowie häufige neuartige, auffällig warme kleine Einströme im Spätsommer nahm der Salzgehalt inzwischen wieder normale Werte an, der Sauerstoff aber immer nur kurzzeitig für jeweils 1-2 Jahre nach einem großen Winter-Einstrom. Entsprechend erhöhten sich Dorschfänge jeweils in den Folgejahren. Darauf dürfen wir nun auch in ein paar Jahren als Ergebnis des aktuellen Einstroms hoffen.

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 87 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 16.800 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 7.800 WissenschaftlerInnen, davon wiederum 3.300 NachwuchswissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,4 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 330 Mio. Euro pro Jahr. (www.leibniz-gemeinschaft.de)

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Schnellverfahren identifiziert Keime im Wasser

Daniela Metz
Laser- und Optikforschung
VDI Technologiezentrum GmbH

BMBF-Verbundprojekt zur Detektion von Keimen und Bakterien in Frisch- und Trinkwasser gestartet.
Die Qualität von Frisch- und Trinkwasser wird in Deutschland durch verbindlich vorgeschriebene Werte der Trinkwasserverordnung sichergestellt. Die Auswertung mit den bisherigen Standardverfahren dauert jedoch oftmals mehrere Tage, da eventuell vorhandene Keime über einen längeren Zeitraum hinweg kultiviert werden müssen. Um gesundheitliche und wirtschaftliche Folgeschäden zu vermeiden, ist eine schnelle Detektion erforderlich. Genau hier setzt dieses Projekt an:

Ergebnisse in weniger als einer Stunde

Der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verbund SEKT ist Anfang Januar 2012 mit dem Ziel gestartet, ein Schnellverfahren zur Überprüfung der Qualität von Frisch- und Trinkwasser zu entwickeln, dass in weniger als einer Stunde Aussagen über die Keimbelastung des Wassers liefert. Zudem soll das kompakte Detektionsgerät mobil vor Ort eingesetzt werden können. Das Verfahren basiert auf sogenannten Fluoreszenzmarkern, die sich an die Keime heften und unter dem Mikroskop gut sichtbar leuchten.

Bei dem Verfahren werden die in der Wasserprobe eventuell vorhandenen Keime zunächst aufkonzentriert, dann mit spezifischen Fluoreszenzmarkern angefärbt und schließlich unter ein automatisches Mikroskop gebracht. Das Mikroskop liefert Bilder, in denen die vorhandenen Keime und Bakterien als monochrom leuchtende Strukturen auf einem ansonsten dunklen Hintergrund erscheinen. Als Lichtquelle zur Fluoreszenz-Mikroskopie wird eine Hochleistungs-LED eingesetzt. Die nachgeschaltete Bildauswertung identifiziert die Keime und Bakterien aufgrund ihres spektralen „Fingerabdrucks“.

Neue Herausforderungen meistern

Für den frisch gestarteten BMBF-Verbund SEKT gilt es nun, folgende Herausforderungen zu meistern:
– Aufbau eines automatischen Systems für die Filterung der Proben und des Proben- und Fluidhandlings
– Erforschung keimspezifischer Fluoreszenzmarker
– Untersuchung fluoreszenzmikroskopischer Verfahren zur Einzelzell-Detektion
– Evaluierung des Systems und Vergleich mit Standardverfahren

Das Prinzip, mit Fluoreszenzmarkern zelluläre Grundlagen sichtbar zu machen, ist ein aktuelles Aufgabengebiet des Forschungsschwerpunktes Biophotonik. So existieren beispielsweise Verbundprojekte, die daran forschen, Krebsgeschwüre und Karzinome im menschlichen Körper mit fluoreszierenden Markern und entsprechender Bildauswertung sichtbar zu machen oder dreidimensionale Bilder von lebenden Zellen mit einer speziellen Fluoreszenz-Tracking-Mikroskopie aufzunehmen. Neu und vielversprechend ist die Anwendung für eine Schnell-Detektion und Identifizierung von Keimen und Bakterien in Frisch- und Trinkwasser in Verbindung mit etablierter Bildgebung.

Enorm vielseitige Anwendungsgebiete

Die Anwendungsgebiete für das zukünftige SEKT-System sind breit gefächert. Sie liegen in der Aufbereitung und Verteilung von Trinkwasser, aber auch im Einsatz in Unternehmen der Getränke-, Nahrungsmittel- und Pharmazeutikindustrie und in der schnellen Analyse in mobilen Anwendungen. Weitere Anwendungen ergeben sich beim automatischen Wassermonitoring in Schwimmbädern und Wellness-Bereichen, bei der Prüfung von Systemen bei Herstellern von Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung, -speicherung und -verteilung, sowie bei der Überwachung der mikrobiologischen Qualität des Trinkwassers bei größeren Verbrauchern wie z. B. Hotels.

Hintergrund BMBF-Verbundprojekt SEKT

Der BMBF-Verbund SEKT (Spezifische Detektion von einzelnen Keimen in Rein- und Trinkwasser) ist am 01.01.2012 im Rahmen der BMBF-Initiative „Optische Technologien in den Lebenswissenschaften – Grundlagen zellulärer Funktionen“ gestartet. Er baut konsequent auf der bisherigen BMBF-Förderung auf dem Gebiet der Life Science (also den Lebenswissenschaften) auf. In den Vorgänger-Verbundprojekten „OptoZell“ und „OMNIBUSS“ wurden die Grundlagenverfahren erarbeitet sowie molekularbiologische und spezifische Markierungstechniken erforscht. Das Projekt SEKT wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über drei Jahre hinweg mit rund 2 Millionen Euro gefördert. Mit der Projektträgerschaft für das Verbundprojekt SEKT hat das BMBF die VDI Technologiezentrum GmbH in Düsseldorf beauftragt.

Projektpartner sind
• Helmut Hund GmbH, Wetzlar
• EADS Deutschland GmbH, München
• Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration, München
• Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik
• Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Regensburg
• Institut für Wasserforschung GmbH, Dortmund
• Lehr- und Forschungsgebiet Life Science Informatik der RWTH Aachen

Die assoziierten Partner (Wasserwerke Westfalen, Dortmunder Energie- und Wasserversorgung, Energiedienstleistung Rhein-Neckar, Zentrale Versuchstierhaltung des Klinikums Uni Münster) stellen die Anwendbarkeit des erwarteten Demonstrators in den verschiedenen Anwendungsbereichen sicher.

Weitere Informationen:
http://www.photonikforschung.de Das Informationsportal für Photonikforschung in Deutschland

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Umweltfreundlich putzen und waschen

Britta Widmann
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Gesellschaft

Immer mehr Alltagsprodukte basieren auf nachwachsenden Rohstoffen. Auch in Putzmitteln finden sich waschaktive Substanzen – Tenside – aus pflanzlichen Ölen und Zucker. Besonders umweltschonend und effektiv sind diese Fett- und Schmutzlöser, wenn sie mithilfe von Pilzen und Bakterien biotechnologisch hergestellt werden.
Waschpulver, Spülmittel, Haushaltsreiniger, Hautcremes, Duschgele, Shampoos – sie alle enthalten Tenside. Diese bewirken, dass Schmutz und Fett sich lösen, Haarwaschmittel schäumen und Cremes schnell einziehen. Ein Großteil der Tenside wurde bislang aus Erdöl hergestellt, einem begrenzten fossilen Rohstoff. Die Industrie sucht deshalb nach Alternativen und setzt verstärkt auf Tenside aus nachwachsenden Rohstoffen. Allerdings werden die oberflächenaktiven Substanzen meist chemisch hergestellt. Das Problem: Die im chemischen Prozess erzeugten Stoffe eignen sich nur für wenige Anwendungen, da sie eine beschränkte Strukturvielfalt aufweisen, ihre Molekülstruktur also wenig komplex ist. Für ein anderes Verfahren haben sich daher die Forscher am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB entschieden: Sie stellen Tenside biotechnologisch mithilfe von Pilzen oder Bakterien her. »Wir produzieren Biotenside mikrobiell auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen wie Zucker und Pflanzenöl«, sagt Susanne Zibek, Technische Biologin und Ingenieurin am IGB in Stuttgart. Die Forscherin und ihr Team verwenden Cellobioselipide (CL) und Mannosylerythritollipide (MEL), da diese sich in Tests als vielversprechend für den industriellen Einsatz erwiesen haben. Sie werden von einigen Brandpilzen, die beispielsweise Maispflanzen befallen, in größeren Mengen gebildet. CL wirkt darüber hinaus auch antibiotisch.

Gegenüber ihren synthetischen Konkurrenten zeichnen sich Biotenside durch eine größere Strukturvielfalt aus. Darüber hinaus lassen sie sich besser abbauen und sind weniger toxisch. Fette lösen sie ebenso gut. Dennoch kommen sie bislang nur in wenigen Haushaltsmitteln und Kosmetika vor. Der Grund: Die Fertigung ist aufwändig, und die Ausbeute fällt zu gering aus. Zur Marktreife gebracht hat es beispielsweise das Sophoroselipid aus Candida bombicola – einige Hersteller verwenden es als Zusatz für Haushaltsreiniger. Eine Hefe, die aus dem Blütennektar von Hummeln gewonnen wird, produziert dieses Biotensid.

»Damit die natürlichen Tenside den Massenmarkt erobern, müssen wir die Ausbeute bei der Fermentation verbessern«, sagt Zibek. Um die Produktionskosten zu senken, optimieren die Wissenschaftler den Herstellungsprozess. In einem Bioreaktor kultivieren sie unter ständigem Rühren die Mikroorganismen in einem Nährmedium, das unter anderem aus Zucker, Öl, Vitaminen und Mineralsalzen besteht. Ziel ist es, innerhalb kürzester Zeit hohe Konzentrationen zu erzielen – möglichst viele Mikroorganismen müssen anwachsen. Über den Erfolg entscheiden zahlreiche Faktoren wie die Sauerstoffzufuhr, der pH-Wert, die Beschaffenheit der Zellen, die Temperatur und die Zusammensetzung der Nährlösung: Dabei spielen beispielsweise nicht nur die Anteile von Zucker und Öl eine Rolle, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der sie hinzugefügt werden. »Wir konnten bereits Konzentrationen von 16 Gramm pro Liter für die CL erzielen und sogar 100 Gramm pro Liter für die MEL – mit hoher Produktionsrate«, freut sich die Gruppenleiterin.

Im nächsten Schritt werden die Biotenside von der Fermentationsbrühe getrennt und in Zusammenarbeit mit Projektpartnern aus der Industrie charakterisiert: Welches Biotensid eignet sich für Spülmittel, welches für Ofenreiniger, welches taugt für Kosmetika? Abschließend können die Substanzen enzymatisch verändert und verbessert werden. »Beispielsweise ist es uns gelungen, die Wasserlöslichkeit zu erhöhen, schließlich sollen die Tenside nicht als Fettfilm auf dem Waschmittel schwimmen«, erläutert Zibek. Sogar aus Abfallprodukten haben die Experten inzwischen Biotenside hergestellt: Der für das Nährsubstrat verwendete Zucker wurde aus Stroh gewonnen. Auf der Hannover Messe vom 23. bis 27. April (Halle 2, Stand D22) präsentieren die Forscher selbst erzeugte Biotenside.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2012/maerz/umweltfreundli…

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Versorgungsnetzwerk für Patienten mit akutem Tinnitus gegründet

Natascha Schettler-Brox
Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e.V.

Am Deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e.V. in Heidelberg wurde ein Netzwerk zur Versorgung von Patienten mit akutem Tinnitus gegründet.
Im Falle des akuten Tinnitus kann die medikamentöse Akutversorgung oft nicht zufriedenstellend helfen. Viele Patienten leiden nach der Behandlung mit Kortison-Infusionen oder durchblutungsfördernden Medikamenten weiterhin stark an ihren Ohrgeräuschen. An diese Patienten richtet sich die derzeit am Deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung in Heidelberg laufende Therapiestudie. Mit Hilfe bildgebender und HNO-medizinischer Verfahren wird die Wirkung einer neuro-musiktherapeutischen Behandlung für Patienten mit akutem Tinnitus überprüft.
In diesem Zusammenhang wurde im Rahmen der 2. Ärztefortbildung am DZM von der Forschergruppe ein Kooperationsnetzwerk mit niedergelassenen HNO-Fachärztinnen und -ärzten aus Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz gegründet. Ziel dieses Netzwerkes ist die optimale Weiterbehandlung von Akutpatienten mit Tinnitus nach Abschluss der ärztlichen Erstversorgung.
Diejenigen HNO-Ärzte, die sich diesem Verbund angeschlossen haben, können nun ihre Patienten mit akutem Tinnitus nach Abschluss der medikamentösen Akuttherapie direkt nach Heidelberg weiterleiten und ihnen somit die Möglichkeit geben, an der Therapiestudie teilzunehmen. Die HNO-Praxen werden dann umfassend über die Behandlungsergebnisse sowie über den Verlauf der Studie informiert.

Kontakt für Akutpatienten: 06221 / 79 63 961
Netzwerk für HNO-Praxen: 06221 / 83 38 60
Kontakt für Patienten mit chronischen Tinnitus: 06221 / 73 63 101

Die Tinnitusambulanz bietet laufend Kompakttherapien für Patienten mit chronischem Tinnitus an. Weitere Informationen für Patienten sind telefonisch erhältlich unter 06221 – 79 63 101 oder per E-Mail unter tinnitusambulanz@dzm-heidelberg.de.

Das Deutsche Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e. V. wurde 1995 in Heidelberg gegründet. Heute ist das DZM das größte musiktherapeutische Forschungsinstitut in Europa und vereint Forschung, Praxis und Lehre unter einem Dach. Das DZM ist als gemeinnützig anerkannt und finanziert sich zum überwiegenden Teil aus Spenden und Forschungsdrittmittel. Am DZM entwickeln und erforschen Musiktherapeuten, Mediziner, Musikwissenschaftler und Psychologen in interdisziplinären Projekten musiktherapeutische und musikmedizinische Konzepte zur Verbesserung der Lebenssituation erkrankter Menschen.
Außer dem Forschungsinstitut gehört eine Tinnitusambulanz zum DZM.

Weitere Informationen:
Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung
(Viktor Dulger Institut) DZM e.V.
Ansprechpartner: Natascha Schettler-Brox
Maaßstraße 32/1
69123 Heidelberg
Telefon: +49 (6221) 83 38 60
Telefax: +49 (6221) 83 38 74
E-Mail: dzm@dzm-heidelberg.de
Internet: www.dzm-heidelberg.de

Weitere Informationen:
http://www.dzm-heidelberg.de

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Innovationen in der Biogasproduktion und nachhaltige Biomasse für energetische Nutzung

Dr. Torsten Gabriel
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.

Aufruf zur Einreichung europäischer Forschungsprojekte

Zum bereits sechsten Mal gibt das ERA-NET Bioenergy europäischen Forschern die Gelegenheit, länderübergreifend neue Erkenntnisse im Themenfeld Bioenergie und dieses mal speziell auf den Gebieten Biogas und Energiepflanzen zu erarbeiten. In Deutschland fördert das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) die Beteiligung an Konsortien. Bis zum 11. Mai 2012 können Projektskizzen eingereicht werden.
Durch das Netzwerk ERA-NET Bioenergy sind Projektträger und Ministerien aus fünf europäischen Ländern an diesem Aufruf beteiligt. Ziel der ERA-Nets ist die Stärkung des europäischen Forschungsraums (ERA). Durch Zusammenarbeit auch von grundlagenorientierter sowie angewandter Forschung mit industrieller Entwicklung soll die Nutzung nachwachsender Rohstoffe entlang der gesamten Wertschöpfungskette gefördert und die Entwicklung einer biobasierten Wirtschaft unterstützt werden.

Der aktuelle Aufruf umfasst folgende Themenfelder:

– Innovationen in der Biogasproduktion-Schwerpunkte sind hier:

o Aufbereitungstechnologien für neue und konventionelle Biogas-Pflanzen mit dem Ziel einer Gasertragssteigerung

o Nutzung bislang nicht erschlossener Substrate wie z.B. regional bedeutsame Pflanzen, neue Arten, landwirtschaftliche Reststoffe, Landschaftspflegematerial und andere organische, schwer zu vergärende Substrate

o Messen, Steuern, Regeln: vor allem kosteneffiziente Messsysteme für Kleinanlagen

o Kosteneffiziente Aufbereitung auf Erdgasqualität besonders für Kleinanlagen, Technologien mit hoher Reinigungsqualität und minimalen Emissionen

o Gärrestmanagement (Einfluss von Substraten/-mischungen, Gärrestbehandlung, -aufbereitung, -verarbeitung und -nutzung; Gesundheits- und Sicherheitsaspekte )

o Systemanalyse als Begleitforschung, z.B. ökologische und ökonomische Studien (Vergleich verschiedener Anbausysteme, Bewertung von THG-Emissionen)

– Nachhaltige (landwirtschaftliche) Biomasse für die energetische Nutzung-Schwerpunkte sind hier:

o Optimierung bekannter und Prüfung neuer Energiepflanzen durch Züchtung und durch Anbaumethoden hinsichtlich Ertragssteigerung, erhöhter Stresstoleranz (biotisch/abiotisch), höherer Wasser- und Nährstoffeffizienz, gesteigerter Energieerträge und hinsichtlich an die geplante Endnutzung(en) angepasster Eigenschaften

o Studien, die z.B. ökonomische Bewertungen, Vergleiche zwischen Anbausystemen unter verschiedenen klimatischen Bedingungen oder ökologische Aspekte (Biodiversität, Bodenschutz) mit einbeziehen

o Züchtung und Anbau von für die Kaskadennutzung geeigneten Kulturen mit entsprechend gesteigerter Wertschöpfung; Nutzung von Reststoffen (Mehrfachnutzungen haben im Rahmen dieser Bekanntmachung stets energetische Nutzung einzuschließen)

o Züchtung neuer Sorten einschließlich solcher, die Misch- oder Zwischenfruchtanbau ermöglichen, einschließlich Analysemethoden zur Phänotypisierung

o Logistik, z.B. Ernte- , Lagerungs- oder Transportmethoden (nicht jedoch weitere Vorbehandlung von Energiepflanzen und daran anschließende Verarbeitungsschritte)

Bis zum 11. Mai 2012 können transnationale Konsortien Projektskizzen („pre-proposals“) zentral über das Call Sekretariat einreichen.

Deutsche Teilnehmer in transnationalen Konsortien können über das Förderprogramm „Nachwachsende Rohstoffe“ des BMELV gefördert werden.

Ansprechpartner für deutsche Interessenten sind:

Biogas – Dr. Petra Schüsseler (p.schuesseler@fnr.de; Tel. 03843-6930-128),

Energiepflanzenzüchtung – Dr. Frithjof Oehme (f.oehme@fnr.de; Tel. 03843-6930-132) und

Energiepflanzenanbau – Frauke Urban (f.urban@fnr.de; Tel. 03843-6930-173).

Details zum Antrags- und Bewilligungsverfahren gehen aus der gemeinsamen Bekanntmachung hervor, die unter http://www.eranetbioenergy.net abgerufen werden kann.

Karen Görner

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
OT Gülzow
Hofplatz 1
18276 Gülzow-Prüzen
Tel.: 03843/69 30-0
Telefax: 03843/69 30-102
e-Mail: info@fnr.de
Internet: http://www.fnr.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Jeder zweite Beschäftigte hat ein Arbeitszeitkonto

Wolfgang Braun
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Rund 50 Prozent der Beschäftigten verfügen über ein Arbeitszeitkonto, berichtet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Vor zwanzig Jahren galt das erst für 25 Prozent in Westdeutschland und für vier Prozent in Ostdeutschland. Heute ist der Ost-West-Unterschied verschwunden.
Jeder Von Arbeitszeitkonten würden sowohl die Beschäftigten als auch die Betriebe profitieren, erklärt die IAB-Arbeitsmarktforscherin Ines Zapf. Die Beschäftigten gewinnen durch Arbeitszeitkonten an Flexibilität und können so beispielsweise leichter Familie und Beruf vereinbaren. Für die Betriebe ist vorteilhaft, dass sich die Arbeitszeiten auch am Arbeitsanfall orientieren. Mit der Einführung von Arbeitszeitkonten werden bezahlte Überstunden zum Teil durch sogenannte transitorische Überstunden ersetzt, die nicht extra vergütet, sondern durch Freizeit ausgeglichen werden.

Die Zahl der bezahlten Überstunden ist in den letzten Jahrzehnten daher deutlich zurückgegangen. Während im Jahr 1991 noch durchschnittlich 1,2 bezahlte Überstunden pro Arbeitnehmer und Woche verzeichnet wurden, sank der Wert mittlerweile auf weniger als eine Stunde pro Woche. Aufgrund der Wirtschaftskrise lag der Wert im Jahr 2009 sogar bei nur 0,7 Stunden pro Woche.

Die IAB-Studie steht im Internet unter http://doku.iab.de/forschungsbericht/2012/fb0312.pdf.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Jeder Schritt zählt: Müßiggang kann Diabetes-Folgen noch verstärken

Dr. Christina Heimken
Presse- und Informationsstelle
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

Studie von Sportmedizinern der Uni Münster ergab: Patienten mit peripherer Neuropathie bewegen sich viel zu wenig
Betroffene beschreiben es als Kribbeln, Stechen oder taubes Gefühl in den Füßen. Von einer peripheren Neuropathie sind zwischen zehn und 20 Prozent aller Diabetiker betroffen. Die Ursache: Durch den dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel werden die Empfindungsnerven geschädigt. Bewegung ist bekanntlich ein ideales Mittel, um Glukose im Blut abzubauen. „Doch je schwerer ihre Symptome sind, desto inaktiver werden die Patienten“, bedauert Prof. Dr. Klaus Völker, Direktor des Instituts für Sportmedizin der Universität Münster. Seine Feststellung beruht auf einer kürzlich an dem Institut abgeschlossenen Untersuchung.
In Zusammenarbeit mit einer diabetologischen Schwerpunktpraxis führten die Wissenschaftler eine Studie mit insgesamt 73 Testpersonen durch. Die Hälfte davon litt an einer mehr oder weniger starken peripheren diabetischen Neuropathie. Der Schweregrad der Erkrankung wurde mit einem standardisierten Test gemessen: Dabei üben die Wissenschaftler mit verschiedenen, immer dünneren Nylonfäden an bestimmten Stellen des Fußes so weit Druck aus, bis der starre Faden sich biegt. Abhängig davon, welche Fadenstärke der Patient noch spürt, kann bestimmt werden, ob bei ihm die Erkrankung leicht, mittelschwer oder bereits schwer ausgeprägt ist.
Als weiteres diagnostisches Instrument kam eine Kraftmessplatte zum Einsatz. Während der Patient auf ihr steht, werden seine Bewegungsschwankungen aufgezeichnet. „Eine schwere Neuropathie beeinträchtigt zugleich den Gleichgewichtssinn. Dadurch erhöht sich die Sturzgefahr“, warnt der Sportmediziner. Anschließend erhielten alle Teilnehmer einen Schrittzähler, mit dem eine Woche lang ihre Alltagsaktivität gemessen wurde.
Das Ergebnis: „Die Patienten mit schwerer Neuropathie waren fast zwei Drittel des Tages völlig inaktiv. Beim Rest der Zeit maßen wir eine nur leichte Aktivität“, berichtet Prof. Völker. „Die Betroffenen sitzen zu viel. Dabei geht es nicht um sportliche Höchstleistungen, sondern zunächst einmal darum, die Bewegungsangebote, die der Alltag bietet, auch zu nutzen.“ Also: öfter spaziergehen und den Aufzug links liegen lassen. Die gemessenen 5.000 Schritte am Tag seien zu wenig, betont der Experte. Zwischen 7.500 und 10.000 sollten es auf jeden Fall sein.
Völker empfiehlt Diabetikern darüber hinaus das Walken oder Schwimmen in einer Gruppe, aber auch ein moderates Krafttraining gehe in Ordnung. Da Diabetes mit einer erhöhten Gefährdung des Herz-Kreislauf-Systems einhergeht, sollten die Patienten jedoch keinesfalls ohne vorherige ärztliche Untersuchung und Beratung mit dem Training beginnen. „In speziellen Diabetes-Sportgruppen werden zudem die sensomotorischen Fähigkeiten trainiert. So dienen Übungen zum Ertasten von verschiedenen Untergründen dazu, den Gleichgewichtssinn zu schulen. Dadurch wird die Sturzgefahr vermindert“, so der Sportmediziner. In Münster bieten Vereine wie der „Verein für Gesundheitssport und Sporttherapie“ spezielle Sportkurse für Diabetiker an; Auskunft erteilt auch der Stadtsportbund.

Weitere Informationen:
http://campus.uni-muenster.de/sportmedizin.html Institut für Sportmedizin der Medizinischen Fakultät an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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DGVS: Doppelter Impfschutz gegen Hepatitis A und B langfristig wirksam

Medizin – Kommunikation
Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Berlin – Ein Kombinationsimpfstoff gegen Hepatitis A und Hepatitis B bietet geimpften Erwachsenen einen langfristigen Schutz vor den beiden Lebererkrankungen. Dies zeigen neue Langzeituntersuchungen, auf die die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) aufmerksam macht. Reisenden, die in diesem Sommer einen Aufenthalt in Ländern mit bestehender Ansteckungsgefahr planen, empfiehlt die DGVS jetzt eine Impfung.
Die Wirksamkeit des Doppelimpfstoffes gegen Hepatitis A und Hepatitis B belegt eine Studie, die aktuell im Journal of Medical Virology erschienen ist: Wissenschaftler aus Belgien und Indien hatten 306 gesunde Menschen auf ihre Immunität gegenüber den Hepatitisviren A und B untersucht. Die Probanden waren 15 Jahre zuvor im jungen Erwachsenenalter geimpft worden. „Alle haben auch heute noch Antikörper gegen beide Viren im Blut, sie sind gegen eine Infektion geschützt“, fasst Professor Dr. med. Peter R. Galle, Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Mainz die Ergebnisse zusammen. „Die Antikörperkonzentration ist über die Jahre kaum zurückgegangen. Wir gehen deshalb davon aus, dass der Impfschutz lebenslang anhält“, so der Pressesprecher der DGVS.

Damit seien anfängliche Zweifel ausgeräumt, ob die Kombinationsimpfung die gleiche Wirkung erzielt wie beide Impfungen einzeln. Die Impfung ist in Deutschland seit 1996 verfügbar. Vor etwa zehn Jahren hatte ein Fallbericht in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift kritische Berichte in den Medien nach sich gezogen: Ein 55-jähriger Mann war trotz regelgerechter Impfung an Hepatitis A erkrankt. „Solche Durchbruchinfektionen sind bei älteren Menschen möglich, doch sie sind extrem selten. Im Allgemeinen wird ein langjähriger Schutz erzielt“, kommentiert Galle.

Das Hepatitis A-Virus wird meist durch verunreinigtes Wasser oder Lebensmittel übertragen. In Deutschland kommt es dank hoher Hygienestandards selten zu Infektionen. Doch bei Reisen in ärmere Länder können Touristen sich infizieren: „Auf die Reisehepatitis entfallen 40 bis 50 Prozent der dem Robert Koch-Institut gemeldeten Hepatitis A-Fälle“, berichtet Galle. „Menschen, die häufiger im Ausland sind, sollten sich gegen Hepatitis A impfen lassen“, rät der Experte. Auch mit Hepatitis B stecken sich häufig Touristen an. Das Ansteckungsrisiko ist zwar geringer, da das Virus nur bei Sexualkontakten und über infizierte Injektionsnadeln übertragen wird. Eine Hepatitis B verläuft jedoch oft schwer und manchmal sogar tödlich. „Ein gleichzeitiger Schutz ist deshalb ratsam, vor allem für Menschen, die als Säugling nicht geimpft wurden“, sagt Galle. Für Säuglinge empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut seit 1995 die Hepatitis B-Impfung.

Als Hepatitis bezeichnen Mediziner eine Entzündung der Leber. Zu den häufigsten Erkrankungsursachen zählen Virusinfektionen mit den Hepatitisviren A, B, C, D oder E. Als Symptome einer akuten Leberendzündung können leichtes Fieber, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen oder Druckschmerzen auf der rechten Bauchseite auftreten. Verzögert kann sich daraus eine Gelbsucht entwickeln, Haut und Bindehaut färben sich gelb. Bei bis zu zehn Prozent der Betroffenen nimmt die Hepatitis B einen chronischen Verlauf: die Entzündung bleibt dann über Jahre hinweg bestehen und als Folge der anhaltenden Schäden im Lebergewebe können Leberzirrhose und sogar Leberkrebs entstehen.

Die DGVS weist darauf hin, dass der effektivste Schutz gegen Hepatitis A und B in Impfungen besteht. Erwachsene, die sich mit dem Doppelimpfstoff immunisieren lassen, müssen drei Dosierungen bekommen: Nach der Erstimpfung sind zwei Auffrischungen nach einem und nach sechs Monaten erforderlich. Professor Galle: „Impfungen sollten generell rechtzeitig terminiert werden. Wer im Sommer eine Fernreise plant, sollte sich jetzt impfen lassen.“

Die DGVS wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Sie fördert heute Forschung im Bereich Verdauung und Stoffwechsel, entwickelt Leitlinien und bietet Fort- und Weiterbildung von Ärzten in Klinik und Praxis an. Regelmäßige Tagungen, die Nachwuchsförderung und internationaler Austausch sind ihr ein besonderes Anliegen.

Literatur:
Antibody persistence and immune memory in adults, 15 years after a three-dose schedule of a combined hepatitis A and B vaccine. Van Damme P, Leroux-Roels G, Crasta P, Messier M, Jacquet JM, Van Herck K. J Med Virol. 2012 Jan;84(1):11-17. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/jmv.22264/pdf

Akute Hepatitis A trotz kombinierter Schutzimpfung gegen Hepatitis A und B. Junge U, Melching J, Dziuba S, Dtsch med Wochenschr 2002; 127(30): 1581-1583
Georg Thieme Verlag Stuttgart

http://www.dgvs.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Strom aus Pferdeäpfeln: Agrartechniker machen Pferdemist biogasfähig

Florian Klebs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Deutschlands Rösser könnten 400.000.000 Liter Heizöl sparen: Forschungs-Projekt der Universität Hohenheim erschließt bislang ungenutzte Ressource

Pferdemist ist in riesigen Mengen verfügbar und oftmals schwer verwertbar. Als Dünger ließ er sich bislang nur eingeschränkt verwenden und Biogasanlagen verkraften ihn zur Zeit nur in geringen Mengen. Doch nun haben Forscher an der Universität Hohenheim einen Kniff entdeckt. Denn bei entsprechender Vorbehandlung hilft er riesige Mengen Heizöl einzusparen. Das Bundesumweltministerium fördert das Projekt mit über 300.000 Euro. Damit gehört es zu den Schwergewichten der Forschung an der Universität Hohenheim.
„Unser Ziel ist es, in Zukunft einige Biogasanlagen allein mit Pferdemist zu betreiben“, sagt Dr. Hans Oechsner von der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie der Universität Hohenheim. Bei optimaler Vergärung könne man damit in Deutschland pro Jahr etwa 400 Millionen Kubikmeter Methan erzeugen und damit mehr als 400 Millionen Liter Heizöl einsparen. Dadurch vermindere sich die CO2-Emission um eine Million Tonnen.
Die Nachfrage nach Bioenergie aus Energiepflanzen steigt in der Bundesrepublik seit Jahren. Die Folge: Anbauflächen werden langsam knapp und die Landwirte bewirtschaften sie immer intensiver. Gleichzeitig leben auf Deutschlands Reiterhöfen aber insgesamt rund 550.000 Pferde. Zusammen produzieren sie pro Jahr etwa 4,5 Millionen Tonnen Mist. „Wenn das alles in Biogasanlagen vergärt wird, bräuchten wir 80.000 Hektar Ackerland weniger für den Anbau von Energiepflanzen“, rechnet Dr. Oechsner vor.

Pferdemist im „Küchenmixer“
„Pferdemist findet bisher kaum Verwendung“, sagt Dr. Oechsner. „Er eignet sich nur bedingt als Dünger und muss deshalb oft kostenpflichtig entsorgt werden.“ Nur in sehr kleinen Mengen werde er bereits zur Energiegewinnung eingesetzt. Dabei könne das auch in großem Stil geschehen, wenn man ihn aufbereite. Das Problem am Pferdemist sei die große Menge Stroh darin. „Sie bewirkt, dass der Mist in der Biogasanlage auf der übrigen Biomasse schwimmt“, erklärt der Agrartechniker.
Die Vorbehandlung erledigt ein Querstromzerspaner, eine Maschine, die normalerweise bei der Abfallverwertung eingesetzt wird. „Das ist im Prinzip ein großer Küchenmixer“, erklärt Matthias Mönch-Tegeder, Doktorand an der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie. „Nach dem Mixen haben wir so zu sagen mundgerechte Stückchen für die Mikroorganismen in der Biogasanlage.“ Die Oberfläche des Pferdemistes vergrößert sich und er verbindet sich gut mit dem übrigen Gärsubstrat im Fermenter.

Vergärter Pferdemist als Dünger
Südlich von Reutlingen, auf dem Gelände der Versuchsstation Unterer Lindenhof haben die beiden Agrartechniker einen Querstromzerspaner aufgestellt. „Wir wollen die Maschine so verbessern, dass sie den Pferdemist optimal aufbereitet und obendrein noch weniger Strom verbraucht“, sagt Mönch-Tegeder.
Damit die Landwirte in Zukunft ihre Biogasanlagen mit Pferdemist befüllen können, beschäftigt sich Mönch-Tegeder in seiner Doktorarbeit mit den wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Eines steht aber schon heute fest: Der vergärte Pferdemist aus der Biogasanlage ist ein hervorragender Dünger.

Hintergrund: Forschungsprojekt Pferdemist
Das Bundesumweltministerium fördert das Forschungsprojekt bis März 2014 mit über 300.000 Euro. Unterstützung kommt auch von der Firma MEBA aus Nördlingen. Sie stellt den Querstromzerspaner zur Verfügung, den die beiden Hohenheimer Agrartechniker fit für die Verarbeitung von Pferdemist machen.

Hintergrund: Schwergewichte der Forschung
Fast 31 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Wissenschaftler der Universität Hohenheim 2010 für Forschung und Lehre. In loser Folge präsentiert die Reihe „Schwergewichte der Forschung“ herausragende Forschungsprojekte mit einem Drittmittelvolumen von mindestens einer viertel Million Euro bzw. 125.000 Euro in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.
Text: Weik / Klebs

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Europas Auszubildende schauen nur selten über den Tellerrand

Petra Giegerich
Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Grenzüberschreitende Mobilität im Bereich der beruflichen Erstausbildung bleibt hinter den EU-Zielen zurück – Maßnahmen zur Förderung von Auslandsaufenthalten in der Berufsbildung
Bei ihrer beruflichen Erstausbildung nutzen nur wenige Jugendliche in Europa die Möglichkeit, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Zwar scheint die grenzüberschreitende Mobilität bei den Auszubildenden in letzter Zeit zu steigen, sie liegt jedoch noch immer deutlich unter den Zielzahlen, die die EU-Kommission im November 2011 verabschiedet hat. Dies geht aus einem Bericht hervor, der unter Federführung von Prof. Dr. Regina Egetenmeyer, Juniorprofessorin für Lebenslanges Lernen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), im europäischen Projekt „Internationalisation & Mobility in the students Curricula“ erstellt wurde. Demnach waren im Jahr 2006 in den meisten Ländern der Europäischen Union weniger als ein Prozent der jungen Menschen, die sich in der beruflichen Erstausbildung befanden, im Ausland tätig. Leidglich die Länder Dänemark, Finnland und Zypern lagen über einem Prozent.

„Die Teilnehmerzahlen bei der transnationalen Mobilität in der beruflichen Erstausbildung sind in Europa durch die Bank sehr niedrig, aber sie nehmen stetig zu. Die deutschen Zahlen sind im Vergleich eher oben angesiedelt“, fasst Sandra Rüffin vom Institut für Erziehungswissenschaft der JGU zusammen. In dem Bericht raten die beteiligten Wissenschaftler/-innen dazu, das Thema Mobilität stärker in die Bildungsinstitutionen und die Unternehmen hineinzutragen. Die Bedeutung von Mobilität und internationalen Erfahrungen müsse mehr ins Bewusstsein kommen und vor allem den Unternehmen und Ausbildern nahegebracht werden. Der Bericht empfiehlt außerdem, bessere Instrumente zur Erfassung der länderübergreifenden Mobilität zu implementieren und zwar Instrumente, die über das reine Zählen von Teilnehmerzahlen hinausgehen. Er rät auch dazu, für die Auszubildenden im Vorfeld mehr Fremdsprachenkurse vorzusehen, Informationen und Anleitungen für Interessenten bereitzuhalten und die Anerkennung der dazugewonnenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu regeln.

Der Bericht ist im Rahmen des Projekts „INternationalisation & Mobility in the students Curricula“ (INtheMC) entstanden. Acht Partner aus sieben europäischen Ländern kooperieren hier mit dem Ziel, dass die Teilnahme an Mobilität in der beruflichen Bildung steigt. Das Projekt wird von der EU im Rahmen des Leonardo-da-Vinci-Programms finanziert.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Regina Egetenmeyer
Juniorprofessorin für Lebenslanges Lernen
Institut für Erziehungswissenschaft
Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
D 55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-22291
E-Mail: egetenmeyer@uni-mainz.de
http://www.uni-mainz.de/FB/Paedagogik/index.php

Weitere Informationen:
http://www.inthemc-project.org
http://www.fachportal-paedagogik.de/fis_bildung/suche/fis_set.html?FId=A5982 (Bericht)

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Kaffeetrinken ist nicht mit einem erhöhten Risiko für chronische Erkrankungen verbunden

Dr. Gisela Olias
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Potsdam-Rehbrücke – Ergebnisse der EPIC*-Deutschland-Studie, an der mehr als 42.600 erwachsene Frauen und Männer aus Potsdam und Heidelberg teilnehmen, weisen darauf hin, dass Kaffeetrinken nicht das Risiko für Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen erhöht, sondern sogar mit einem verminderten Risiko für Typ-2-Diabetes verbunden ist. Personen, die täglich mehr als vier Tassen (über 600 ml) koffeinhaltigen Kaffee konsumierten, hatten im Vergleich zu Personen, die durchschnittlich weniger als eine Tasse tranken, ein um 23 Prozent verringertes Typ-2-Diabetes-Risiko. Ein ähnlicher Zusammenhang deutete sich auch für den Konsum von entkoffeiniertem Kaffee an.
Das Wissenschaftlerteam um Heiner Boeing und Anna Flögel, beide Ernährungs-Epidemiologen am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), veröffentlichte nun seine Studiendaten in der Fachzeitschrift American Journal of Clinical Nutrition (Anna Floegel et al.; 2012, 95:1-8; doi:10.3945/ajcn.111.023648; Link zur Publikation: http://www.ajcn.org/content/early/2012/02/14/ajcn.111.023648.abstract). Neben Mitarbeitern des DIfE waren auch Rudolf Kaaks und Birgit Teucher vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und Tobias Pischon vom Max-Delbrück-Zentrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch an der Studie beteiligt.

Kaffee ist weltweit eines der beliebtesten alkoholfreien Getränke und enthält eine Mixtur aus verschiedenen Inhaltsstoffen. Zu diesen gehören Koffein, Chlorogensäure sowie weitere Polyphenole, Nikotinsäure und Mineralstoffe – also Substanzen, die den menschlichen Stoffwechsel durchaus beeinflussen und die teilweise mit positiven und teilweise mit negativen Gesundheitseffekten in Verbindung stehen. Die gesundheitlichen Effekte des Kaffeekonsums stehen daher immer wieder im Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen, wobei in den meisten Studien oft nur die Beziehung zwischen Kaffeegenuss und einer Erkrankungsart untersucht wurde. Das deutsche Forscherteam analysierte nun die Langzeiteffekte des Kaffeekonsums nicht nur hinsichtlich einer Erkrankung, sondern hinsichtlich mehrerer chronischer Erkrankungen gleichzeitig. Prospektive* Langzeit-Bevölkerungsstudien wie die EPIC-Deutschland-Studie sind hierzu besonders gut geeignet.

Neben den Ernährungs- und Lebensstildaten erfassten und analysierten die Wissenschaftler auch die medizinischen Daten der Studienteilnehmer/innen. In der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von knapp neun Jahren erkrankten erstmals 1.432 Studienteilnehmer/innen an Typ-2-Diabetes, 394 erlitten einen Herzinfarkt, 310 erlitten einen Schlaganfall und 1.801 Teilnehmer erkrankten an Krebs. Verglichen die Forscher die Daten von Personen, die sehr viel Kaffee tranken, mit den Daten von Personen mit einem sehr geringen Konsum, so konnten sie keine Risikoerhöhung für die in den westlichen Industrienationen häufig auftretenden chronischen Erkrankungen feststellen. Bei Personen, die viel Kaffee tranken, beobachteten sie sogar ein vermindertes Typ-2-Diabetes-Risiko.

„Unsere Studienergebnisse decken sich mit den Resultaten aktueller prospektiver Studien aus den USA“, sagt Erstautorin Anna Flögel. Wer Kaffee also gut vertrage und ihn gerne trinkt, sollte dies somit auch weiterhin tun, so die Epidemiologin. Andersherum sollten sich Menschen aber aufgrund der Ergebnisse nicht genötigt sehen, mit dem Kaffeetrinken zu beginnen. „Es ist wichtiger, darauf zu achten, ausreichend Vollkornprodukte, wenig Fleisch sowie viel Obst und Gemüse zu essen, nicht zu rauchen und sich ausreichend zu bewegen“, ergänzt Studienleiter Heiner Boeing. Für die Flüssigkeitszufuhr böten sich neben dem Kaffee auch andere Getränke mit einem geringen Energiegehalt an, wie Tee und Wasser.

Hintergrundinformation:
*EPIC steht für European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. Sie ist eine der größten prospektiven („vorausschauenden“) Studien, welche die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht. An der EPIC-Studie sind zehn europäische Länder mit insgesamt 519.000 weiblichen und männlichen Studienteilnehmern im Erwachsenenalter beteiligt. In Deutschland gehören das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg sowie das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke zu den EPIC-Studienzentren.
Die Potsdamer EPIC-Teilstudie, die von Heiner Boeing geleitet wird, schließt mehr als 27.000 Studienteilnehmer/innen ein. Die von Rudolf Kaaks geleitete Heidelberger Teilstudie verfügt über mehr als 25.000 Studienteilnehmer/innen. Bei der Auswertung einer prospektiven Studie ist es wichtig, dass die Teilnehmer/innen zu Beginn der Studie noch nicht an der zu untersuchenden Krankheit leiden. Die Risikofaktoren für eine bestimmte Erkrankung lassen sich so vor ihrem Entstehen erfassen, wodurch eine Verfälschung der Daten durch die Erkrankung weitestgehend verhindert werden kann – ein entscheidender Vorteil gegenüber retrospektiven Studien.

Kaffeeverbrauch:
Im Jahr 2007 war Finnland das Land mit dem höchsten Kaffeekonsum pro Kopf. Finnen verbrauchten pro Person durchschnittlich 12 kg Kaffee. In Deutschland konsumierte die Bevölkerung 6,4 kg pro Einwohner, wohingegen US-Bürger pro Person etwa 4,2 kg verbrauchten.

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsbedingter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Forschungsschwerpunkte sind dabei Adipositas (Fettsucht), Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung e.V. (DZD).

Die Leibniz-Gemeinschaft vereint 86 Einrichtungen, die anwendungsbezogene Grundlagenforschung betreiben und wissenschaftliche Infrastruktur bereitstellen. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Einrichtungen rund 16.800 Menschen – darunter 7.800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – bei einem Jahresetat von insgesamt knapp 1,4 Milliarden Euro. Die Leibniz-Gemeinschaft zeichnet sich durch die Vielfalt der in den Einrichtungen bearbeiteten Themen und Disziplinen aus. Die Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft bewahren und erforschen das natürliche und kulturelle Erbe. Darüber hinaus sind sie Schaufenster der Forschung, Orte des Lernens und der Faszination für die Wissenschaft. Näheres unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

Kontakt:
Prof. Dr. Heiner Boeing
Abteilung Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/ Deutschland
Tel.: +49(0)33200 88-2711
E-Mail: boeing@dife.de

Anna Flögel
Abteilung Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/ Deutschland
Tel.: +49(0)33200 88-2717
E-Mail: anna.floegel@dife.de

Dr. Gisela Olias
Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49(0)33200 88-2278/-2335
E-Mail: olias@dife.de

Weitere Informationen:
http://www.dife.de Informationen zum Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
http://www.ajcn.org/content/early/2012/02/14/ajcn.111.023648.abstract Link zur Publikation

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Warum Einjährige die Gedanken anderer erkennen

Dr. Josef König
Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum

Die Frage, ab wann Kinder die Gedanken und Gefühle anderer richtig einschätzen können, wird von unterschiedlichen Tests unterschiedlich beantwortet. Ein neues Modell von Bochumer Philosophen vereint nun die scheinbar widersprüchlichen empirischen Befunde. Prof. Dr. Albert Newen und Dr. Leon de Bruin vom Institut für Philosophie II der Ruhr-Universität erklären ihre Theorie in der Zeitschrift Cognition. Bereits im ersten Lebensjahr besitzen Kinder eine „Theory of Mind“, trennen also die eigenen Überzeugungen von denen anderer. Mit vier Jahren ist diese Fähigkeit voll ausgeprägt. Laut Bochumer Modell erfolgt die Entwicklung durch Interaktion zweier separater Systeme.

Widersprüchliche Ergebnisse: „False Belief“-Test mit und ohne Sprache

Der Test: Sally legt ihren Ball in einen Korb und geht spazieren. Nun erscheint Anne, nimmt den Ball aus dem Korb und legt ihn in eine Schachtel. Dann kommt Sally zurück. Wo wird sie nach dem Ball suchen – in der Schachtel oder im Korb? Die Ergebnisse des „False Belief“-Tests zeigten bisher: Erst ab dem vierten Lebensjahr können sich Kinder in Sallys Perspektive versetzen und antworten „im Korb“. Jüngere dagegen übertragen ihr eigenes Wissen auf Sallys Überzeugungen und antworten „in der Schachtel“. Basiert der Test nicht auf Sprache, sondern auf Blickdauer, zeigt sich jedoch: Die Kinder erwarten, dass Sally den Ball im Korb suchen wird. Schon 7 bis 12 Monate alte Babys schauen deutlich länger, wenn Sally den Ball in der Schachtel statt im Korb sucht.

Bochumer Zwei-Komponenten-Theorie

Newen und de Bruin postulieren zwei „Theory of Mind“-Module. „Wir gehen davon aus, dass Kinder zunächst eine gedankliche Verbindung zwischen Akteurin Sally, dem Objekt und dem Ort des Objekts herstellen – sie ergibt sich aus der Beobachtung von Sallys Aktivität“, erklärt Newen. Laut Modell geschieht das im Assoziationsmodul. Ein Operationssystem ermöglicht es dann, das beobachtete Verhalten in Bezug auf neue Informationen zu aktualisieren. Bei der Rückkehr von Akteurin Sally wird das Wissen des Kindes, dass der Ball in der Schachtel liegt, blockiert. So kann es das gespeicherte Wissen abrufen, dass Sally den Ball in den Korb gelegt hat. Da das Kind das gespeicherte Wissen („im Korb“) auswählt, erwartet es, dass Sally den Ball im Korb suchen wird.

Interagierende Module

Laut Modell interagieren Assoziationsmodul und Operationssystem von Beginn des Lebens an. Das erlaubt Kleinkindern komplexer werdende Assoziationen zu bilden, indem sie die Handlungen anderer beobachten. Die Theorie unterscheidet drei Formen von Assoziationen: Zunächst entwickeln Babys handlungsbasierte Assoziationen. Diese verstehen sie, indem sie Handlungen selber tun oder beobachten, wie jemand etwas tut. Anschließend entstehen wahrnehmungsbasierte Assoziationen, bei denen es den Kleinkindern genügt, die Blickrichtung des anderen zu erfassen, um zu verstehen, welches Objekt er/sie möchte. Schließlich entfalten sich symbolbasierte Repräsentationen im Kontext des Spracherwerbs. Erst wenn ein Kleinkind diese letzte Form entwickelt hat, kann es sprachbasierte Tests lösen. Nichtsprachliche Tests besteht es schon früher, weil dazu die einfacheren Assoziationsformen genügen. „Wir haben die Details der Theorie eng mit Blick auf neueste empirische Befunde entwickelt“, sagt Newen. „Zudem bringen wir die philosophische Diskussion voran, indem wir eine grundsätzliche Theorie für eine Grundkompetenz präsentieren – nämlich das Verstehen anderer Personen.“

Titelaufnahme

L.C. de Bruin, A. Newen (2012): An association account of false belief understanding, Cognition, doi: 10.1016/j.cognition.2011.12.016

Weitere Informationen

Prof. Dr. Albert Newen, Institut für Philosophie II der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel.: 0234/32-22139
albert.newen@rub.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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DFKI kombiniert elektrisches Fahrrad und Smartphone zum intelligenten Fitnessgerät

Reinhard Karger M.A.
DFKI Saarbrücken
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, DFKI

Wie kann Ausdauertraining interessanter und individueller gestaltet werden? Mit der Kombination aus Fahrrad und Mobiltelefon gibt das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) eine Antwort auf diese Frage. Das intelligente Fitnessgerät MENTORbike kann über das Handy mit seinem Fahrer interagieren und sich automatisch an ihn anpassen.
Ein MENTORbike besteht aus einem Pedelec – einem hybrid mit Muskelkraft und Elektromotor betriebenen Fahrrad – welches mittels eines Smartphones mit einem körpernahen Sensornetzwerk sowie mit einer intelligenten Diensteplattform im Internet verknüpft ist. Ein solches Trainingsgerät kann körperliche Aktivität direkt anhand physiologischer (z.B. Herzfrequenz) und physikalischer Daten (z.B. erbrachte Leistung und Position) individuell überwachen und steuern. Somit ermöglicht das System ein Radfahrtraining, das sich an die individuellen Bedürfnisse seines Nutzers anpasst. „Bemerkt das MENTORbike beispielsweise, dass der Nutzer nicht in seinem optimalen Trainingsbereich trainiert, kann es die Motorleistung steigern oder die Tretlast erhöhen, bis sich die Vitalparameter des Fahrers im optimalen Bereich bewegen“, erläutert Dr. Dirk Werth, Vice President Innovation & Research Consulting und Leiter Business Integration Technologies am DFKI.

Aber nicht nur das Einzeltraining, sondern auch das Radfahren in der Gruppe wird unterstützt, gerade wenn Nutzer mit unterschiedlichen Fitnessgraden zusammenfahren. „Die individuelle Steuerung durch MENTORbike ermöglicht eine Zusammenstellung und Abstimmung von Trainierenden unterschiedlicher Fitnesslevel, so dass beispielsweise eine Großmutter mit Ihrem Enkel zusammen fahren kann. MENTORbike achtet dabei darauf, dass sie sich nicht überanstrengt“, ergänzt Projektleiterin Alexandra Chapko.

Werth sieht mit dem MENTORbike eine neue Technologiegeneration im Gesundheitsbereich aufkommen. Bisher würden mobile Anwendungen allenfalls als Dokumentations- und Informationsquelle genutzt. „Die neue Generation wird umfassend mit der realen Umwelt vernetzt sein und auch selbst Steuerungsaufgaben – wie hier die Anpassung der Motorleistung – übernehmen. Diese intelligente Zusammenführung von Medizin-, Informations- und Kommunikationstechnik mit individueller Elektromobilität eröffnet neue Möglichkeiten, auch und gerade in der gesundheitlichen Prävention und Rehabilitation“, führt Werth aus. Und diese Zukunft ist gar nicht so weit entfernt. „Wir wollen zusammen mit unseren Partnern das MENTORbike in den nächsten 2 Jahren auf die deutschen Straßen bringen“, so Werth.

Zur Verwirklichung des Vorhabens arbeitet das DFKI mit dem Elektroantrieb-Produzenten Benchmark Drives GmbH & Co.KG, dem Anbieter von Messsystem-Lösungen BitifEye Digital Test Solutions GmbH und dem Spezialisten für Product Service Systems und mobile Anwendungen INTERACTIVE Software Solutions GmbH zusammen. Darüber hinaus ist die renommierte Deutsche Sporthochschule Köln an der Entwicklung beteiligt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt das Projekt im Rahmen seiner Innovationsförderung für den deutschen Mittelstand (KMU-innovativ, Förderkennzeichen 1IS11034D).

Kontakt:
Dr. Dirk Werth
Leiter Business Integration Technologies
Institut für Wirtschaftsinformatik (IWi) im DFKI
E-Mail: Dirk.Werth@dfki.de
Tel. +49 681 85775 5236

Alexandra Chapko
Projektleiterin
Institut für Wirtschaftsinformatik (IWi) im DFKI
E-Mail: Alexandra.Chapko@dfki.de
Tel. +49 681 85775 4092

Weitere Informationen:
http://www.dfki.de DFKI-Website
http://iwi.dfki.de Homepage des Instituts für Wirtschaftsinformatik im DFKI

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Mundhygiene gut erklärt – Individuelle Hinweise motivieren mehr

Prof. Dr. Peter Kropp
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Medizinische Psychologie

Die Bedeutung individueller Mundhygieneinstruktionen spielt eine wichtige Rolle beim Aufbau von Hygienefertigkeiten.
Auf die Bedeutung individueller Mundhygieneinstruktionen weist eine jüngst veröffentlichte Studie aus dem Institut für Medizinische Psychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen unter der Leitung von Frau Prof. Deinzer hin. Die Wissenschaftlerinnen hatten Studierende per Zufall vier verschiedenen Instruktionsbedingungen zugeordnet. Eine Gruppe erfuhr über eine Patientenbroschüre, wie sie die Zähne am besten von Zahnbelägen befreien soll. Einer zweiten Gruppe wurden die gleichen Informationen standardisiert mündlich durch eine angehende Zahnärztin vermittelt. Bei der dritten Gruppe kannte die angehende Zahnärztin die individuellen Hygienedefizite ihres Gegenübers und ging speziell darauf ein. Eine Kontrollgruppe erhielt keine Instruktion zur Mundhygiene sondern zu einem anderen medizinischen Thema. Vor der Instruktion hatten alle Probanden einen professionelle Zahnreinigung erhalten, um gleiche Mundhygiene- und Mundgesundheitsbedingungen herzustellen. Vier Wochen nach der Instruktion wurden die Mundhygienefertigkeiten und die Zahnfleischgesundheit der Probanden erfasst. Die besten Erfolge stellten sich dabei in der Gruppe mit der individualisierten Information ein.
Damit wurde nun erstmals in einer randomisierten kontrollierten Studie gezeigt, dass die Vermittlung von Hygienefertigkeiten am besten individualisiert erfolgen sollte. Weiter geht hervor, dass dieser individualisierte Zugang weniger die Fertigkeiten verbessert als das Mundhygieneverhalten selbst. Die Hygienefertigkeiten der Probanden waren auch nach der Intervention weit von dem entfernt, was zahnärztlich erwünscht ist. Offensichtlich hatten aber die Probanden mit der individuellen Instruktion in der vierwöchigen Wartezeit nach der Zahnreinigung und der Instruktion am gründlichsten geputzt, denn sie wiesen danach die geringste Rate an neuen Zahnfleischentzündungen auf.
Auf Mängel in der Mundhygiene weisen auch die Daten der vierten Deutschen Repräsentativerhebung zur Mundgesundheit (Deutsche Mundgesundheitsstudie IV) hin, die bei über 90% der untersuchten Erwachsenen Zahnfleischentzündungen nachweisen konnte. Die Studie der Arbeitsgruppe von Frau Prof. Deinzer zeigt, dass auch Angehörige höherer Bildungsschichten möglicherweise gar nicht über die notwendigen Fertigkeiten verfügen, um solche Erkrankungen zu vermeiden. In weiteren Studien untersucht die Arbeitsgruppe daher in multidisziplinärer Zusammenarbeit mit Zahnmedizin und Bewegungswissenschaften, mit welchen Methoden man Mundhygienefertigkeiten weiter verbessern kann. Diese multidisziplinäre Zusammenarbeit liegt Frau Prof. Deinzer, die zugleich Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Psychologie ist, besonders am Herzen. „Gesundsein und gesund werden ist nie nur eine Frage der körperlichen Verfassung. Oft sind psychologische und soziale Faktoren bedeutsam, in unserem Beispiel spielen sogar motorische Fertigkeiten eine Rolle. Es lohnt sich daher, die verschiedenen Disziplinen an einen Tisch zu holen und gemeinsam zu überlegen und zu erforschen, wie man Fortschritte zum Nutzen der Patienten erreichen kann.“

Publikationsverweis:
Harnacke D, Beldoch M, Bohn GH, Seghaoui O, Hegel N, Deinzer R (2012). Oral and Written Instruction of Oral Hygiene: A Randomized Trial. J Periodontol. 2012 Jan 20 (Epub), doi:10.1902/jop.2012.110550, PMID:22264206.

Kontakt zur Autorin:
Prof. Dr. Renate Deinzer, Institut für Medizinische Psychologie, Justus-Liebig-Universität Gießen, Friedrichstraße 36, 35392 Gießen. Tel.: 0641 99 45680, Fax: 0641 99 45689

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Branche hofft auf Signalwirkung für alle Netzbetreiber

Vergleichsvereinbarung beendet Rechtsstreitigkeiten zur Genehmigung von Investitionsbudgets / Weitere Verbesserungen für Verteilnetze notwendig

„Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Investitionsbedingungen für den notwendigen Netzausbau in Deutschland zu verbessern. Die Einigung zwischen Bundesnetzagentur und 38 Netzbetreibern ist eine gute Grundlage zur Beendigung laufender, langwieriger Gerichtsverfahren und für eine rechtssichere Genehmigung von Investitionsbudgets in der Zukunft. Die Branche hofft, dass davon eine Signalwirkung für verbesserte Investitionsbedingungen für alle mehr als 900 Stromnetzbetreiber und rund 700 Gasnetzbetreiber in Deutschland ausgeht.“ Das erklärte Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), anlässlich der gefundenen Vergleichsvereinbarung zur Genehmigung von Investitionsbudgets. „Der BDEW setzt sich weiter dafür ein, dass bei der bevorstehenden Novelle der Anreizregulierungsverordnung die Investitionshemmnisse insbesondere in den Verteilnetzen abgebaut werden. Damit die Energiewende gelingen kann, müssen mit dem gewünschten Wachstum der Erneuerbaren Energien sowohl die Übertragungsnetze, als auch die Verteilnetze stark ausgebaut werden“, sagte Müller.

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat sich in der genannten Vergleichsvereinbarung mit 38 betroffenen Netzbetreibern auf eine Beilegung der Rechtsstreitigkeiten zur Genehmigung von Investitionsbudgets verständigt. Dies erfolgte nach Erlass der ersten oberlandesgerichtlichen Entscheidungen zu diesem Thema. In mehreren Gesprächsrunden konnten zwischen der Behörde und den betroffenen 38 Netzbetreibern strittige Einzelfragen gelöst werden. Mit der Zustimmung der Netzbetreiber ist die Vergleichsvereinbarung in Kraft getreten. Mit den im Vergleich festgeschriebenen Grundsätzen können nun die anhängigen Gerichtsverfahren beigelegt und die Anträge rechtssicher abgearbeitet werden. „Es ist gut, dass die langwierigen rechtlichen Auseinandersetzungen in diesem Punkt einvernehmlich beigelegt werden konnten. Dies zeigt gleichzeitig den Willen aller Beteiligten, konstruktiv im Sinne der Energiewende praktikable Lösungen zu erarbeiten“, betonte Hildegard Müller.

Zur besseren Berücksichtigung von Erweiterungs- und Umstrukturierungsinvestitionen insbesondere in den Übertragungs- und Fernleitungsnetzen wurde in der Anreizregulierungsverordnung das Instrument der Investitionsbudgets geschaffen. Verteilnetzbetreiber erhielten bisher nur in Einzelfällen Investitionsbudgets. „Das sollte sich ändern“, so Müller. Trotz der kürzlich vom Bundesrat verabschiedeten Änderung der Anreizregulierungsverordnung werden die meisten Investitionen im Verteilnetzbereich auch zukünftig nicht mit Investitionsbudgets abgewickelt. Nach der Verteilnetz-Studie des BDEW ist je nach politischer Zielsetzung bei den Erneuerbaren Energien ein Ausbau der Verteilnetze zwischen 195.000 und 380.000 Kilometern bis zum Jahr 2020 notwendig.

Die Prüfung und Genehmigung der Investitionsbudgets erfolgt durch die Bundesnetzagentur, deren Entscheidungspraxis in der Vergangenheit zu einer großen Anzahl von Gerichtsverfahren durch Klagen der Netzbetreiber geführt hat. Die getroffene Vergleichsvereinbarung dient der Umsetzung der vorliegenden erstinstanzlichen Entscheidungen des Oberlandesgerichtes Düsseldorf sowie der Beendigung der gerichtlichen Auseinandersetzungen.

Quelle: BDEW

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Mit der Badewanne auf Entdeckungstour

Neues UBA-Kinderbuch „Auf großer Fahrt – Luna und Polly Pop in der wundersamen Welt des Wassers“

Ein neues Lesebuch lädt Kinder ab 8 Jahren in die spannende Welt des Wassers ein. Flott getextet von Britta Böger und ebenso amüsant wie liebevoll illustriert von Stefanie Saghri werden in abgeschlossenen Kapiteln viele interessante Themen aus der Welt des Wassers dem kleinen und auch großen Publikum verständlich vorgestellt.

Luna und Polly Pop, zwei Mädchen im Alter von acht und zwölf Jahren, machen sich so ihre Gedanken zum Wasser. In einer Badewanne schippern sie von einem Thema zum anderen. Die erste Frage, die sie sich stellen: „Was wäre eigentlich, wenn es kein Wasser gäbe?“ Nun, nicht einmal Vanille-Eis im Schwimmbad gäbe es ohne Wasser. Vom Schwimmbad ganz zu schweigen. Ein ständiger, etwas penetranter Begleiter – der kleine dicke Mann in Badelatschen mit Sprechtüte, unschwer als Bademeister zu erkennen – gibt ungefragt seinen Senf dazu, eben ein Ansagertyp. Auf der Reise der beiden Mädchen lernen Kinder den Wasserkreislauf kennen und erfahren, wo unser Trinkwasser herkommt oder was sich hinter verstecktem Wasser verbirgt. Gespickt ist die Geschichte mit kleinen Experimenten und bekömmlichen Rezepten, für den Forscherdrang und gegen den Durst.

Weitere Informationen und Links

Das Lesebuch entstand in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt, gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit. Es kann kostenlos bestellt werden unter: http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-medien/4245.html

Quelle: Umweltbundesamt

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Jahresergebnisse Langzeitstudie Trinkwasser-Qualität

Deutsches Trinkwasser genießt beim Verbraucher höchste Beliebtheit. Das ist das 2011er-Ergebnis der Zeitreihenstudie des Instituts für empirische Sozial- und Kommunikations-forschung (I.E.S.K.) zu Qualität und Image von Trinkwasser in Deutschland (TWIS). Demnach bewerten drei Viertel aller Befragten regelmäßig ihr Trinkwasser mit gut oder sehr gut. 90 Prozent finden, dass ihr Trinkwasser „sauber und rein ist“, 80 Prozent zählen deutsches Trinkwasser in Deutschland zu den saubersten im europäischen Vergleich und rund 80 Prozent schmeckt das kühle Nass aus der Leitung. Doch nicht nur das Produkt, sondern auch deren Anbieter werden positiv bewertet: 73 Prozent der Befragten sind mit ihrem Wasserversorger explizit zufrieden bis sehr zufrieden.

http://www.vku.de/?id=9297

Quelle: Verband kommunaler Unternehmen e.V.

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Energiebranche setzt auf marktorientierte Lösung

Energieeffizienz-Richtlinie darf nicht zu Kostenbelastung von Industrie und Kunden führen – Einseitige Verpflichtung der Unternehmen wird abgelehnt

„Für die deutsche Energiewirtschaft besteht kein Zweifel daran, dass die Steigerung der Energieeffizienz in der Europäischen Union notwendig ist. Dies ist ein zentrales klima- und umweltpolitisches Instrument. Es kann allerdings nicht sein, dass die erheblichen Effizienzsteigerungen, die Deutschland auch durch das große Engagement der Energiebranche bisher erreicht hat, unberücksichtigt bleiben sollen. Dies würde eine erhebliche Benachteiligung im europäischen Wettbewerb für die deutschen Energieunternehmen bedeuten.“ Das sagte Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), vor der Sitzung des EU-Energieministerrates. Die Vertreter der Mitgliedsländer wollen am kommenden Dienstag unter anderem den Richtlinien-Entwurf zur Energieeffizienz beraten.

„Große Sorge bereitet der Energiebranche, dass Deutschland bislang keine einheitliche politische Position zum Thema Energieeffizienz gefunden hat und somit bei den Verhandlungen das deutsche Interesse nicht vertreten kann. Es geht hier jedoch um einen zentralen Hebel, der zum Gelingen der Energiewende notwendig ist. Deutschland kann es sich bei diesem Thema nicht leisten, sich der Stimme zu enthalten und dadurch zusätzliche Lasten für die Energiewirtschaft zu riskieren“, erläuterte Müller.

Der BDEW spricht sich gegen eine einseitige Verpflichtung der Energieversorger durch sogenannte Energieeffizienzverpflichtungssysteme aus wie sie die EU-Kommission bislang vorgesehen hat. Dadurch sollen die Unternehmen dafür sorgen, dass die Kunden Jahr für Jahr 1,5 Prozent Energie sparen. „Die deutschen Energieversorger bieten wirtschaftliche Energiedienstleistungen und umfangreiche Energieberatungen in allen Kundensegmenten an. Nach einer aktuellen BDEW-Analyse beraten inzwischen 87 Prozent der Energielieferanten in Deutschland kostenlos ihre Kunden zum Thema Energieeffizienz und Energiesparen. Da die Unternehmen aber keinen Vollzugszwang auf ihre Kunden ausüben können, würden Einsparverpflichtungen den Energieeffizienzmarkt in einen hochbezuschussten, regulierten Teil und in einen wettbewerblich, marktorientierten Teil spalten. Die Zusatzkosten dieser Parallelwelten würden zwangsläufig zu Preissteigerungen führen“, befürchtet die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Darüber hinaus hält der BDEW eine Pauschalregelung zu Energieeffizienzsteigerungen über alle Branchen und Länder hinweg für wettbewerbsverzerrend. Einige in der Richtlinie vorgesehen Regelungen seien zu starr und zu wenig marktorientiert. Hildegard Müller: „Die Richtlinie in ihrer jetzigen Fassung trägt nicht zur Beseitigung der bestehenden Hemmnisse im Energiedienstleistungsmarkt bei und erschwert damit sogar das Erreichen der europäischen Energieziele.“ Dies betreffe zum Beispiel das Mieter-Vermieter-Dilemma oder auch das Contracting. Nicht zuletzt, weil die technische Entwicklung im Bereich Energieeffizienz sehr schnell voranschreite, sei nur ein marktorientierter Förderansatz sinnvoll. Dies stelle sicher, dass die politisch gewünschten Ziele ökonomisch und technologisch erreicht werden könnten.

Daher hofft der Energieverband, dass sich der Rat und das Europäische Parlament am Ende auf einen kosteneffizienten und marktorientierten Ansatz verständigen. „Der Industrie und den Privatkunden in Europa sollten nicht unnötig weitere Kosten auferlegt werden“, so Müller.

Quelle: BDEW

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Wasser ist gesund – aber nur ohne Schadstoffe und Krankheitserreger

Dr. Kathrin Rübberdt
Öffentlichkeitsarbeit
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.

Neue BMBF-Fördermaßnahme zur Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung
Neue Schadstoffe und Krankheitserreger im Wasserkreislauf stellen auch in Deutschland eine akute Herausforderung für die Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung dar. Mit der neuen BMBF-Fördermaßnahme „Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf – RiSKWa“ sollen Antworten darauf gefunden werden. 12 Forschungsverbundprojekte mit über 90 Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Behörden arbeiten in den kommenden drei Jahren an einem innovativen und dynamischen System des Risikomanagements im Wasserkreislauf.

Seit einigen Jahren werden viele neuere Stoffe mit Umweltrelevanz in Kläranlagenabläufen und Fließgewässern im Spurenbereich nachgewiesen. Es handelt sich dabei z.B. um Arzneimittel, Hormone, Sonnenschutzmittel, Waschmittelinhaltsstoffe, Tenside oder auch Flammschutzmittel aus unterschiedlichsten Bedarfsgegenständen, die unter der Bezeichnung „Anthropogene Spurenstoffe“ bzw. „Xenobiotika“ zusammengefasst werden. Neue Erkenntnisse deuten darauf hin, dass viele von ihnen schlecht abbaubar sind und sich in der Umwelt anreichern. Um sie zu entfernen, sind neben den klassischen Verfahren der Abwasserreinigung und Trinkwasseraufbereitung aufwändige Zusatzmaßnahmen notwendig; sonst können sie früher oder später ins Trinkwasser gelangen.
Eine ähnliche Situation besteht bei Krankheitserregern: In den letzten beiden Jahrzehnten wurden bislang wenig verbreitete Krankheitserreger in der Umwelt und im Trinkwasser entdeckt. Sie führten zu Krankheitsausbrüchen oder sporadischen Infektionen mit erheblicher epidemiologischer Bedeutung und waren mit den klassischen Strategien der Trinkwasserhygiene kaum zu kontrollieren. Auch das Muster des Auftretens bekannter Krankheitserreger (z.B. Cryptosporidien, Giardia, Noroviren) verändert sich sowohl durch den Wandel des Klimas als auch der demografischen Verhältnisse.
Vor diesem Hintergrund gehört es auch in Deutschland zu den größten Herausforderungen für ein nachhaltiges Wassermanagement, eine qualitativ hochwertige Trinkwasserversorgung sowie eine ökologisch wie ökonomisch effiziente Abwasserentsorgung sicherzustellen.
Gerade die Vielfalt der anthropogenen Spurenstoffe und der neuen Krankheitserreger erweist sich sowohl in Hinblick auf die Bewertung als auch Elimination als große Herausforderung. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert deshalb in den nächsten drei Jahren im Rahmen der Fördermaßnahme „Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf – RiSKWa“ 12 Verbundforschungsvorhaben mit insgesamt 30 Millionen Euro. Ziel ist es, innovative Technologien und Konzepte zum Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern für den vorsorgenden Gesundheits- und Umweltschutz zu entwickeln.
RiSKWa ist Teil des BMBF-Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) und in das BMBF-Forschungsrahmenprogramm „Forschung für nachhaltige Entwicklungen – FONA“ eingebunden (http://www.fona.de).
Weitere Informationen zur Fördermaßnahme und Ihrer 12 Verbundprojekte unter http://www.riskwa.de

Kontakt:
Wissenschaftliche Begleitung der BMBF-Fördermaßnahme RiSKWa
Dr. Thomas Track
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.
Email: track@dechema.de

Weitere Informationen:
http://www.riskwa.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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„Vieltrinker“ erleiden seltener einen zweiten Schlaganfall

Dr. Christina Heimken
Presse- und Informationsstelle
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

Studie belegt: Mehr Flüssigkeit reduziert Rückfallrisiko nach Hirninfarkt / Publikation im „Journal of the Neurological Sciences“
„Und denken Sie bitte daran: immer viel trinken“. Kaum ein Arztbesuch, bei dem dieser Ratschlag fehlt. Wissenschaftlich untermauert ist er allerdings kaum. Einen Beleg für den Nutzen, bezogen auf vorgeschädigte Patienten, liefert die Doktorarbeit von Sabine Mücke, die sie an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster verfasste. Die Ergebnisse sind jetzt im „Journal of the Neurological Sciences“ erschienen. Zentrale Erkenntnis: Wer bereits einen Hirninfarkt – umgangssprachlich: Schlaganfall – erlitten hat, sollte tatsächlich viel trinken, denn das verringert das Risiko eines Rückfalls.

Zuvor hatten bereits amerikanische Wissenschaftler Belege dafür gefunden, dass eine hohe Flüssigkeitsaufnahme das Risiko für Herzinfarkte vermindert. „In den meisten Fällen sind Veränderungen an den Blutgefäßen, die das Gehirn versorgen, sogenannte arteriosklerotische Plaques, für einen Hirninfarkt verantwortlich“, erläutert Sabine Mücke. „Wenn sich Teile dieser Plaques lösen und in die immer feiner werdenden Verästelungen der Hingefäße gespült werden, kann es zu einem Gefäßverschluss kommen – und damit zum Schlaganfall. Aktivierte Blutplättchen (Thrombozyten) spielen eine entscheidende Rolle dabei.“

Mückes von dem Neurologen Prof. Stefan Evers betreute Arbeit stützt sich auf eine bereits in den 1990er Jahren durchgeführte Studie münsterscher Wissenschaftler. Die 563 Teilnehmer – überwiegend Patienten aus dem Ruhrgebiet – hatten wenige Wochen zuvor einen Schlaganfall erlitten. Die Nachbeobachtung erfolgte über zwei Jahre durch Untersuchungen in einer neurologischen Klinik sowie Hausbesuche eines mobilen Ärzteteams.

„Der eigentliche Zweck dieser Studie war, die Wirkung zweier Medikamente miteinander zu vergleichen, die die Verklumpung von Blutplättchen verhindern“, erklärt Sabine Mücke. „Die Patienten wurden angehalten, möglichst viel zu trinken. Da die entsprechenden Angaben dokumentiert wurden, konnte ich sie nachträglich auch für meine Fragestellung nutzen“. In einem Trinkkalender strichen die Probanden für je 100 Milliliter Flüssigkeit ein Kästchen ab – Kaffee und Alkohol zählten wegen ihrer entwässernden Wirkung nur zur Hälfte.

Zu 456 Probanden lagen verwertbare Angaben über die Trinkmenge vor; diese Patienten wurden in zwei Gruppen eingeteilt: diejenigen, die durchschnittlich mehr als zwei Liter getrunken hatten und diejenigen, deren Konsum darunter lag. „Beim Vergleich der Rückfallquote stellte sich heraus, dass die ‚Vieltrinker‘ deutlich seltener einen erneuten Schlaganfall erlitten hatten“, so die Doktorandin. Bei ihnen lag die Quote 25 Prozent niedriger. Die im Blut der Patienten gemessene Plättchenreaktivität untermauerte den Befund: Die Neigung der Blutplättchen, miteinander zu reagieren und zu „verklumpen“, war bei den „Vieltrinkern“ geringer.

„Mehr als zwei Liter am Tag zu trinken scheint also sinnvoll, um einem weiteren Hirninfarkt vorzubeugen. Aber vermutlich auch generell, um einen ersten Schlaganfall und andere Probleme des Herz-Kreislauf-Systems zu vermeiden“, so das Fazit der Ärztin. Sie rät, die allgemein empfohlene Flüssigkeitsmenge von mindestens zwei Litern pro Tag auf jeden Fall einzuhalten, an heißen Tagen auch noch mehr zu trinken. Sabine Mücke: „Da das Durstgefühl mit dem Alter erfahrungsgemäß abnimmt, sollten bereits jüngere Leute darauf achten, ausreichend zu trinken. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese ‚gute Gewohnheit‘ auch in späteren Lebensjahren beibehalten wird.“

Allerdings gibt es auch Ausnahmen: Patienten mit einer Herzschwäche oder bestimmten Nierenleiden sollten vor einer Heraufsetzung ihrer täglichen Flüssigkeitszufuhr ihren Arzt zu Rate ziehen.

Redaktion: Dr. Thomas Bauer (thbauer@uni-muenster.de)

Literatur:
Mücke S. et al. (2011): The influence of fluid intake on stroke recurrence – A prospective study. Journal of the Neurological Sciences (in Press/available online); http://dx.doi.org/10.1016/j.jns.2011.11.024

Weitere Informationen:
http://dx.doi.org/10.1016/j.jns.2011.11.024 Originalpublikation

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Moor als Klimaschützer – Naturschutz und Klimaschutz Hand in Hand

Franz August Emde
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesamt für Naturschutz

Entwässerte Moore verursachen über fünf Porzent aller Treibhausgasemissionen in Deutschland
Schwerpunktheft der Zeitschrift „Natur und Landschaft“ erschienen

Bonn, 7. Februar 2012: Die Entwässerung von Mooren führt nicht nur zu einem Verlust an biologischer Vielfalt und einer Beeinträchtigung des Landschaftswasserhaushalts, sondern auch zu einer erheblichen Freisetzung von Treibhausgasen. Wie der Naturschutz mit einer geeigneten Wiedervernässung von Mooren einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, zeigt das Schwerpunktheft der Zeitschrift „Natur und Landschaft“ in seiner neuesten Ausgabe.
Moore sind die wichtigsten terrestrischen Kohlenstoffspeicher. Weltweit speichern sie in ihrem Torf auf nur drei Prozent der Landfläche doppelt soviel Kohlenstoff wie alle Wälder in ihrer Bio-masse. Bei Entwässerung wird dieser Kohlenstoff als klimaschädliches Kohlendioxid freigesetzt; hinzu kommen beträchtliche Emissionen des gleichfalls stark klimarelevanten Lachgases (N2O). In Deutschland sind 99% aller Moore zerstört (degradiert) und verursachen über fünf Prozent aller Treibhausgasemissionen.
„Der Erhaltung und fachgerechten Wiederherstellung von Mooren kommt für den Klimaschutz eine große Bedeutung zu. Dies hat dazu geführt, dass sich der Moorschutz in den letzten Jahren von einem Nischenthema des Naturschutzes zu einem gesamtgesellschaftlich relevanten Anlie-gen entwickelt hat, das auch in den Fokus von Politik, Wirtschaft und Medien gerückt ist.“ sagte Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz.
Das neue Schwerpunktheft der Zeitschrift „Natur und Landschaft“ gibt einen Überblick über die Situation der Moore und des Moorschutzes weltweit und in Deutschland. Konkreter Handlungs-bedarf wird aufgezeigt, und verschiedene Ansätze, Möglichkeiten und Chancen der Moorrestitu-tion werden dargestellt. So spielt z. B. die künftige Entwicklung landwirtschaftlich genutzter Flä-chen auf Moorböden für den Klimaschutz eine wichtige Rolle. Wie aktuelle Untersuchungsergeb-nisse zeigen, kann aber auch die Wiedervernässung von Mooren, die in vielen Naturschutzgroß-projekten durchgeführt wird, bei geeigneter Einstellung des Wasserstands substanziell zum Kli-maschutz beitragen. Die dabei entstehenden Kosten können im Vergleich zu anderen landnut-zungsorientierten Klimaschutzmaßnahmen und zum technischen Klimaschutz konkurrenzfähig sein.

Bezug:
Einzelexemplare können beim Verlag W. Kohlhammer GmbH, Zeitschriftenauslieferung, 70549 Stuttgart telefonisch 0711/78 63 – 72 80, per Fax 0711/78 63 – 84 30 oder unter http://www.natur-und-landschaft.de (Einzelheft) zu einem Preis von 7,60 € zzgl. Versandkosten bestellt werden.
Einzelartikel aus diesem Heft können gegen eine geringe Gebühr (€ 2,95/Artikel) von der Natur-und-Landschaft-Hompage als Screen-PDF-Datei heruntergeladen werden.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen in der Öffentlichen Verwaltung

Romy Klupsch
Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie

Durch den Einkauf von umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen kann die öffentliche Hand in erheblichem Maß die Umwelt entlasten und dazu beitragen, nicht-nachhaltige Produktions- und Konsummuster zu verändern. In vielen Fällen werden so auch mittelfristig Kosten gespart.

Doch die vorgenannten Ziele zu erreichen, scheitert häufig daran, dass in den Beschaffungsstellen nicht ausreichend Wissen zu Möglichkeiten und Vorgehensweisen vorhanden ist. Vor Ort werden Wissensdefizite beklagt, die sich auf die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Berücksichtigung von Lebenszykluskosten und Umweltkriterien in den Ausschreibungsunterlagen und auf die Angebotswertung beziehen.

Dieses Ergebnis zeigte das gemeinsam von Öko-Institut e.V. und ICLEI – Local Governments for Sustainability durchgeführte Projekt „Umweltfreundliche öffentliche Beschaffung: Bewusstsein schärfen, Möglichkeiten kennen – Schulungsangebote zur Sensibilisierung und Stärkung der Fähigkeiten der öffentlichen Verwaltung“. In diesem Projekt wurde in 20 Vor-Ort-Schulungen in Kommunalverwaltungen das für eine umweltfreundliche, insbesondere energieeffiziente Beschaffung notwendige Wissen und die Handhabung entsprechender praxisorientierter Instrumente vermittelt.

NEU: Train-the-Trainer Schulungen
Um das Wissen für die umweltfreundliche Beschaffung den Beschaffungsstellen näher zu bringen, führen ICLEI und Öko-Institut im Auftrag des Umweltbundesamtes nun das Folgeprojekt „Landmarken setzen“ durch. Darin wird ein maßgeschneidertes und nutzerorientiertes Schulungskonzept für Lehrkräfte und Lehrplanverantwortliche von Aus- und Fortbildungsstätten (Train-the-trainer-Seminare) angeboten. Es werden Entwicklungstendenzen in der öffentlichen Beschaffung mit dem Fokus auf Ökologie und Ökonomie vermittelt. Kernbestandteil der Schulungen sind aktuelle Methoden zur integrierten Lebenszykluskosten- und Emissionsberechnung, die vermitteln, wie Kosten eingespart werden können.

Weitere Informationen
Endbericht „Umweltfreundliche öffentliche Beschaffung: Bewusstsein schärfen, Möglichkeiten kennen – Schulungsangebote zur Sensibilisierung und Stärkung der Fähigkeiten der öffentlichen Verwaltung“
http://www.oeko.de/oekodoc/1355/2012-006-de.pdf

Ansprechpartner
Andreas Hermann
Bereich Umweltrecht & Governance
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Tel: 030-40 50 85-324
E-Mail: a.hermann@oeko.de

Ansprechpartner bei Interesse an einer Schulung
Philipp Tepper
ICLEI – Local Governments for Sustainability
European Secretariat, Freiburg
Tel: 0761-368 92-0
E-Mail: philipp.tepper@iclei.org
http://www.iclei.org/europe

Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.

Neues vom Öko-Institut auf Twitter: http://twitter.com/oekoinstitut

Interesse an eco@work, dem kostenlosen E-Paper des Öko-Instituts?
Abo unter http://www.oeko.de/newsletter_ein.php

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Neue Wege in der Abgas- und Abluftbehandlung – Innovationsforum Plasma plus Umwelt

Liane Glawe
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V.

Am 22. und 23. März 2012 findet in Rostock-Warnemünde die Abschlussveranstaltung des Innovationsforums „Plasma plus Umwelt“ statt. Als einmalige Plattform bietet die zweitägige Fachtagung die Gelegenheit, neue Chancen und Marktpotenziale plasmabasierter Umwelttechnologien aus erster Hand kennen zu lernen.
Moderne nicht-thermische Plasmaverfahren eröffnen neue Wege zur Reduzierung von Geruchs- und Schadstoffen in Abgasen und Abluft, zum Beispiel bei Dieselmotoren oder in der Reinraumtechnik. Um die Forschung auf dem Gebiet der plasmabasierte Umwelttechnologien weiter voranzutreiben und gemeinsam mit Unternehmen effizientere Verfahren zur Abgas- und Abluftbehandlung zu entwickeln, engagiert sich das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V. zusammen mit dem Rostocker Leibniz-Institut für Katalyse e. V. und dem Lehrstuhl für Technische Thermodynamik der Universität Rostock im Innovationsforum „Plasma plus Umwelt“.

Ziel ist der Aufbau eines interdisziplinären Innovationsnetzwerks, das Technologieanbieter aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie Anwender und Fachverbände zusammenführt. Koordiniert wird das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Innovationsinitiative „Unternehmen Region“ geförderte Projekt von der neoplas GmbH. Das Unternehmen ist eine Tochter des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie e. V. und hat sich auf die Qualifizierung von forschungsbasiertem Wissen für industrielle Anwendungen spezialisiert.

Im Rahmen der am 22. und 23. März 2012 in Rostock-Warnemünde stattfindenden Fachtagung informieren und diskutieren ausgewiesene Experten aus Industrie, Forschung und Verbänden über die Entwicklung innovativer und effizienter Konzepte für den Abbau von Schad- und Geruchsstoffen. Drei Technologie- und Anwendungsfelder stehen im Mittelpunkt:

• Plasma-katalytische Nachbehandlung von Dieselabgasen
• Mikroplasmareaktoren für den Umweltschutz und die chemische Synthese
• Neue Möglichkeiten in der Reinraumtechnik durch plasmagestützte Filtersysteme

Anmeldung für das Innovationsfourm „Plasma plus Umwelt“ ab sofort möglich per E-Mail an:
innovationsforum@plasma-plus-umwelt.de

Weitere Informationen:
http://www.plasma-plus-umwelt.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Das perfekte Vogel-Dinner!

Eva Goris
Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung

Die Deutsche Wildtier Stiftung serviert schnabelgerechtes Energie-Futter
Vögel sind Feinschmecker und keine Müllschlucker. Altes Brot und andere Tischabfälle können sie sogar krank machen. Gerade jetzt bei sibirischen Minusgraden und Dauerfrost brauchen Vögel kalorienreiches, hochwertiges Futter, um die kräftezehrende Kälte zu überleben. „Premium-Mischungen, die ganz gezielt auf die Bedürfnisse von Vogelarten wie Spatzen, Meisen, Finken und Kleiber abgestimmt sind, gehören zum perfekten Vogel-Dinner“, sagt Eva Goris, Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. „Kalorienreiches Körnerfutter in Lebensmittelqualität liefert die nötige Energie bei den jetzt herrschenden Minustemperaturen“, so Goris. Ein ausgewogenes Spatzen-Menü besteht beispielsweise aus aufgeschlossenen Weizenflocken, abgerundet mit Nüssen, Sonnenblumenkernen und anderen Sämereien. „Dann kommen auch Grünlinge, Finken, Ammern und Kleiber gern zum Dinner.“ Gutes Meisenfutter enthält Erdnüsse und Hanfsaat, gestreifte und weiße Sonnenblumenkerne – ein Futtermix, der bis aufs letzte Körnchen aufgepickt wird.

Die Deutsche Wildtier Stiftung rät Vogelfreunden, den Tisch für alle daheimgebliebenen Vögel mit Überlegung zu decken. „Dabei sollte man berücksichtigen, dass nicht alle Vögel dasselbe futtern“, sagt Eva Goris. Im Gegensatz zu Körnerfressern schätzen Weichfresser wie Amseln, Singdrosseln und Rotkehlchen getrocknete Beeren vom Holunder oder der Eberesche, sie lieben Hagebutten und kleingeschnittene Äpfel und Birnen.

Körnerfresser brauchen das Fett in den Nüssen als Energielieferant, aber Margarine, Back- und Bratfette oder Butter gehören nicht ins Vogelhäuschen. Küchenabfälle und Speisereste sind absolut tabu, denn exotische Gewürze und Salz können schon in kleinen Mengen zum Tod führen. „Brot quillt im Vogelmagen auf und sorgt für schmerzhafte Magenverstimmungen“, sagt die Pressesprecherin. „Deshalb ist ausgewogenes Spezial-Futter für Vögel überlebenswichtig.“

Premium-Futter unter: www.Wildtierland.de
Tipp der Deutschen Wildtier Stiftung: Hängen Sie schon jetzt Nisthilfen fürs Frühjahr auf. Weitere Informationen unter www.DeutscheWildtierStiftung.de.

Weitere Informationen:
http://Eva Goris, Pressesprecherin, Billbrookdeich 216, 22113 Hamburg, Telefon 040 73339-1874, Fax 040 7330278, E.Goris@DeutscheWildtierStiftung.de, www.DeutscheWildtierStiftung.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Effiziente Wasseraufbereitung bei der Erdölförderung

Erhard Jakobs
Pressestelle
Technische Hochschule Mittelhessen

Mit der Entwicklung eines Aufbereitungsverfahrens zur Wasserrückgewinnung aus Ölfeldern befasst sich ein Forschungsprojekt der Technischen Hochschule Mittelhessen. Das Land Hessen fördert das Vorhaben, bei dem die THM mit der Stadtallendorfer FAUDI Aviation GmbH kooperiert, mit 400.000 Euro. Projektleiter an der THM ist Prof. Dr. Peter Czermak vom Institut für Bioverfahrenstechnik und Pharmazeutische Technologie.
Bei der Rohölförderung fällt eine große Menge Wasser an, das so genannte „Produced Water“. Dieses ölbelastete „Produktionswasser“ kann bis zu 97 Prozent des gesamten Fördervolumens ausmachen. Viele Ölfelder liegen in Gebieten mit zunehmendem Wassermangel und einer wachsenden Bevölkerung. Dort wird es immer wichtiger, das Produktionswasser so zu reinigen, dass es für die Bewässerung eingesetzt werden kann und Wasserreservoirs nicht gefährdet.

Aktuell werden zur Aufbereitung physikalische, chemische oder biologische Verfahren eingesetzt. Sie haben den Nachteil, dass sie entweder eine große Aufstellfläche für die Anlagen benötigen, belastete Rückstände produzieren oder empfindlich auf unterschiedliche Zusammensetzungen des zu reinigenden Wassers reagieren.

Die Forscher aus Gießen und Stadtallendorf setzen dagegen auf eine mechanische Trennmethode, die auf dynamischer Querstromfiltration basiert. Dabei nutzen sie rotierende keramische Membranscheiben. Auf diese Weise, so der verantwortliche Wissenschaftler Mehrdad Ebrahimi, ließen sich hohe Überströmungsgeschwindigkeiten erreichen, die ein Verstopfen der Filter verhindern. Ein integriertes Online-Kontrollsystem soll die Ölkonzentration während des Reinigungsprozesses messen und ihn automatisch steuern.

Das Forschungsvorhaben am Gießener Fachbereich Krankenhaus- und Medizintechnik, Umwelt- und Biotechnologie hat ein Gesamtvolumen von 560.000 Euro und eine Laufzeit von zwei Jahren. Es wird im Rahmen der Förderlinie 3 der hessischen „Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz“ (LOEWE) unterstützt. Damit bezuschusst die Landesregierung Projekte, bei denen Hochschulen mit kleinen und mittleren hessischen Unternehmen zusammenarbeiten.

Weitere Informationen:
http://www.ibpt.de – Institut für Bioverfahrenstechnik und Pharmazeutische Technologie

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Mit neuen Lichteffekten gefährlichen Keimen auf der Spur

Martin Rühle
Pressestelle
Center for Nanotechnology- CeNTech

Mit dem Ziel, einen neuartigen, äußerst messgenauen Durchflusszytometer zu entwickeln, kooperieren die Firma Quantum Analysis GmbH aus Münster, die FH Münster und das Institut iNano der Hochschule Niederrhein aus Krefeld. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI) gefördert. Hintergrund ist die Optimierung des universellen Analyse- bzw. Diagnostikverfahren für mehr Patienten- und Verbrauchersicherheit.
Keime in Kliniken oder verunreinigte Nahrungsmittel können gefährlich werden; der Sprossen-Skandal 2011 ist bei vielen Menschen noch in bester Erinnerung. Mit dem Ziel, ein universelles Analyse- bzw. Diagnostikverfahren für mehr Patienten- und Verbrauchersicherheit zu optimieren, startet am 1. Februar 2012 ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI) gefördertes Forschungsprojekt. Es kooperieren die Quantum Analysis GmbH aus Münster, die FH Münster und das Institut iNano der Hochschule Niederrhein aus Krefeld.

„Die Spitzenforschung wird vorangetrieben, zudem werden Arbeitsplätze geschaffen bzw. gesichert“, erklärt Martin Gründkemeyer vom Netzwerk Oberfläche NRW bei der Technologieförderung Münster GmbH. Er begleitet das Projekt als Initiator von Anfang an. Im Rahmen dieses Vorhabens werden insgesamt über 500.000 Euro für die Forschung und Entwicklung einer neuen Generation von Messgeräten investiert. Im Schwerpunkt geht es in den kommenden zwei Jahren um die Entwicklung eines Durchflusszytometers, mit dem Mikro-Organismen mit komplexen Fragestellungen analysiert werden können.

Das heute übliche Verfahren der Durchflusszytometrie wurde in den 1960er Jahren zu wesentlichen Teilen an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster entwickelt. Es gilt als Diagnosestandard im klinischen Bereich, zum Beispiel in der Hämatologie, Infektiologie und Immunologie. Weitere Einsatzfelder sind die medizinische und zellbiologische Grundlagenforschung sowie die Biotechnologie. Die Industrie nutzt die Analyseanwendung inzwischen zur Kontrolle von Lebensmitteln.

Bei der Durchflusszytometrie werden Zellen oder Partikel analysiert, die mit hoher Geschwindigkeit einen Lichtstrahl passieren. Diese erzeugen – je nach Beschaffenheit der Zelle – verschiedene optische Effekte, die Aufschluss über die Eigenschaften der Zelle geben.

Die Experten der Quantum Analysis GmbH, FH Münster und Hochschule Niederrhein wollen das bisherige Verfahren mit neuen Erkenntnissen aus der Forschung in einem innovativen, handlichen Gerät verbinden. Zukünftig werden neuartige, lang lumineszierende Phosphoreszenz-Biomarker und Nanopartikel eingesetzt und das zeitliche Emissions-Abklingverhalten gemessen. So soll es gelingen, die Messgenauigkeit und Messsicherheit zu steigern. Insbesondere, wenn es um schwierige Proben geht, in denen kleinste Partikel- und Stoffkonzentrationen nachgewiesen werden müssen.

Damit sind zum Beispiel Bluttransfusions-, Lebensmittel- oder Milchproben gemeint. Diese weisen ein natürliches, eigenes Emissionsspektrum auf, das das zu untersuchende Material überlagert. Mit dem neuen Ansatz können diese Spektren durch die zusätzliche, zeitliche Auflösung getrennt werden. Erwartet wird, dass die neue Methode das Einsatzspektrum derartiger Geräte bedeutend erweitert.

Weitere Informationen:
http://www.technologiefoerderung-muenster.de

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Jederzeit frische Stadttomaten

Britta Widmann
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Gesellschaft

Warum nicht Salat, Bohnen und Tomaten dort herstellen, wo die meisten Verbraucher leben, also in der Stadt? Flachdächer vieler Gebäude eignen sich für den Anbau von Gemüse. Dort installierte Gewächshäuser können auch Abwärme und gereinigtes Abwasser des Gebäudes nutzen.
Frischer geht es nicht. Auf dem Weg vom Büro nach Hause erntet der Informatiker Tomaten im Gewächshaus auf dem Dach seiner Firma. Die Pflanzen dort leben von gereinigtem Abwasser und der Abwärme des Gebäudes. In Deutschland gibt es solche Plantagensysteme noch nicht. Aber vielleicht bald: »Wir entwickeln in unserem Projekt inFarming – kurz für integrated farming – Lösungen für die urbane Landwirtschaft, die man rasch umsetzen kann. Unser Ziel ist es, bestehende Bauten für den Anbau von Gemüse zu nutzen«, erklärt Dipl.-Ing. Volkmar Keuter, Projektleiter am Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in Oberhausen. Grundsätzlich eignen sich für den Anbau in solchen Stadtfarmen viele Pflanzensorten. »Neben Gemüse und Obst wollen wir auch den Anbau von Wirkstoffpflanzen untersuchen.«

Die Vorteile: geringerer Flächenverbrauch für die Landwirtschaft, kaum Transportkosten und dadurch weniger Emissionen sowie frischere Produkte, denn die Tomaten wachsen direkt beim Verbraucher. Die Abwärme des Hauses und zusätzliche Solarmodule sollen ausreichen, um die Gewächshäuser mit Energie zu versorgen. Ideal sind semitransparente Solarzellen, die den Pflanzen nicht das Licht zum Wachsen nehmen.

Auch der Wasserverbrauch ist minimal, da in einem geschlossenen Kreislauf Schmutzwasser gereinigt und wieder zum Gießen genutzt wird. Multifunktionale Mikrosiebe und fotokatalytische also selbstreinigende Beschichtungen stellen die Qualität des Wassers sicher. Sogar Nährstoffe für die Pflanzen können aus Regen- und Abwasser herausgefiltert werden. »Wir setzen bei unserem Konzept auf hydroponische Systeme, also Hydrokulturen. Ein dünner kontrollierter Wasserfilm reicht den Pflanzen aus, um die Nährstoffe aufzusaugen. Der Vorteil: Der Ertrag ist zehnmal höher. Außerdem ist Erde für viele Hausdächer zu schwer. Darum arbeiten wir an Systemen, die Pflanzen mit Nährlösungen versorgen«, berichtet der Forscher.

In Deutschland gibt es rund 1200 Millionen Quadratmeter Flachdächer von Nichtwohngebäuden. Auf rund einem Viertel der Fläche könnten Kräuter- und Gemüse gedeihen. Die Pflanzen würden dann in Städten jährlich etwa 28 Mio Tonnen CO2 binden. Das entspricht 80 Prozent der CO2-Emissionen von industriellen Betrieben in Deutschland. »Unser Kooperationspartner, die amerikanische Firma BrightFarm hat in New York bereits einige Projekte realisiert. Das Unternehmen hat 2005 mit einer kleinen Forschungseinrichtung auf einem Floß begonnen, dann zu Unterrichtszwecken Gewächshäuser auf eine Schule gebaut. Dieses Jahr wurden in der South Bronx und in Brooklyn jeweils 1500 Quadratmeter Dachfläche für den Gartenbau erschlossen. Hier in Deutschland bauen wir ein Anwendungslabor im inHaus-Zentrum Duisburg auf. Das ist die Fraunhofer-Innovationswerkstatt für intelligente Raum- und Gebäudesysteme«, sagt Dipl.-Geogr. Simone Krause, Kollegin von Volkmar Keuter.

Die Idee für urbane Landwirtschaft ist nicht neu und wird international intensiv diskutiert. Urban-, Vertical-, Sky- oder Rooftop-Farming nennen sich die unterschiedlichen Ansätze. Weltweit entwerfen vor allem Designer und Architekten futuristische begrünte Bauten. Keuter und Krause dagegen möchten bestehende Gebäude nutzen. Für die Forscher gibt es noch viel zu tun. »Wir müssen beispielsweise Logistikketten für die regional produzierten Salate und Kräuter aufbauen. Weitere Fragen sind: Welche Produkte eignen sich? Wie ist die Akzeptanz von Nährlösungen statt Erde? Wir setzen auf sehr hochwertiges Gemüse und nicht auf Massenproduktion«, betont Simone Krause. Noch wachsen nur wenige Tomaten auf Dächern oder in Hochhäusern, aber die Idee trägt weltweit Früchte, denn frischer geht es kaum. Weitere Informationen unter www.infarming.de.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2012/februar/jederzeit-fr… Ansprechpartner

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Psychopharmaka sind besser als ihr Ruf

Tanja Schmidhofer
Pressestelle
Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München

Ergebnisse einer Forschergruppe um Prof. Leucht erscheinen im British Journal of Psychiatry
In der Öffentlichkeit herrscht ein gewisses Misstrauen gegenüber der Wirkung von Psychopharmaka. Immer wieder werden Studien veröffentlicht, die den Nutzen der Medikamente in Frage stellen. Häufig seien sie kaum sinnvoller als Placebos. Prof. Stefan Leucht, Klinik für Psychiatrie des Klinikums rechts der Isar der TU München, konnte mit einer Datenanalyse belegen, dass die Wirkung von Psychopharmaka derer von Arzneien anderer Disziplinen nicht nachsteht.

Für die Studie werteten Leucht und sein Team 33 Metaanalysen zu 16 Medikamenten aus der Psychiatrie aus und verglichen diese mit 91 Metaanalysen zu 48 Arzneimitteln aus anderen Fachbereichen.
Zur Untersuchung zogen sie drei Vergleichskriterien heran: die absoluten Effektraten, also welcher Prozentsatz der Studienteilnehmer profitierte, die Numbers Needed to Treat (NNT), die Anzahl der Patienten, die behandelt werden müssen, damit bei einem die gewünschte Wirkung auftritt, sowie die Effektstärke. Eine Effektstärke von 0,2 gilt als gering, 0,5 weist auf einen mittleren Therapieeffekt hin, ab 0,8 ist die Wirkung hoch.

Antidepressiva schnitten in der Akuttherapie mit einer Effektstärke von 0,3 und einer NNT von 7 bis 10 tatsächlich etwas schlechter ab, doch bei der Erhaltungstherapie erzielten sie mit einer NNT von 4 bis 5 relativ gute Ergebnisse – besser als manche etablierte kardiovaskuläre Therapien. So ist etwa bei einer Thrombolyse, der Auflösung eines Blutgerinnsels nach einem Schlaganfall, eine NNT von 20 nötig, um Tod oder Unselbständigkeit zu vermeiden.

Insgesamt konnten Leucht und Kollegen eine vergleichbare Streuung bei der Effektstärke von Psychopharmaka nachweisen wie bei Medikamenten in anderen Disziplinen. Die Studie erscheint in der Februarausgabe der Fachzeitschrift British Journal of Psychiatry.

Originaltitel: Leucht S, Hierl S, Kissling W, Dold M and Davis JM, Putting the efficacy of psychiatric and general medicine medication into perspective: review of meta-analyses, The British Journal of Psychiatry (2012) 200, 1-10. DOI: 10.1192/bjp.bp.111.096594

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Der tropische Ozean beeinflusst die Ozonschicht

Andreas Villwock
Kommunikation und Medien
GEOMAR | Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

In Küstenbereichen des tropischen Westpazifiks werden große Mengen an natürlichen Halogenverbindungen produziert, die die Ozonschicht in der Stratosphäre schädigen können. Das zeigen erste Ergebnisse einer Expedition Kieler Meeresforscher mit dem Forschungsschiff SONNE Ende 2011. Die Expedition war Teil des EU-Projekts SHIVA.
Das Protokoll von Montreal war 1989 ein Meilenstein internationaler Umweltabkommen. Knapp 200 Staaten verpflichteten sich darin, die Emissionen industriell hergestellter ozonabbauender Substanzen wie Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) zu begrenzen. Ziel war, die Ozonschicht der Stratosphäre zu schützen, damit sich das damals bereits bestehende Ozonloch wieder schließen kann. Doch auch mehr als 20 Jahre nach Inkrafttreten des Protokolls existiert das Ozonloch weiterhin. Das liegt vor allem an der Langlebigkeit der von Menschen produzierten FCKW, die sich noch immer in der Stratosphäre befinden. Doch nicht alle Abbauvorgänge in der Ozonschicht können Atmosphärenforscher allein mit den von Menschen produzierten Gasen erklären. Deshalb sind Vorhersagen zur zukünftigen Entwicklung der Ozonschicht vor allem in gemäßigten Breiten sehr unsicher. Ein bisher wenig beachteter Faktor sind natürliche halogenhaltige Verbindungen, die ebenfalls Ozon in der Stratosphäre abbauen können. Starke Quellen für diese Verbindungen werden im Meer vermutet. Vor allem Brom- und Jodverbindungen werden dort von Organismen und bei chemischen Prozessen gebildet. „Es gibt bisher aber nur wenige Messungen, die diese Quellen für ozonschädliche Substanzen im Meer wirklich belegen. Speziell im tropischen Westpa-zifik gab es bisher gar keine“, sagt die Meereschemikerin Dr. Birgit Quack vom GEOMAR | Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Zusammen mit der Meteorologin Dr. Kirstin Krüger leitete sie vom 15. bis 29. November 2011 eine Expedition mit dem deutschen Forschungsschiff SONNE im Südchinesischen Meer, die mithelfen sollte, diese Datenlücke zu schließen.

Die Messkampagne war Teil des EU-Projektes SHIVA, das vom Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg koordiniert wird. Zu den weiteren Projektpartnern gehören das Deutsche Zent-rum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI), die Universität Bremen, die Goethe-Universität Frankfurt sowie Forschungseinrichtungen aus Großbritannien, Frankreich, Belgien, Norwegen, Malaysia sowie von den Philippinen. „Diese sehr unterschiedlichen Partner aus verschiedenen Ländern und Fachbereichen machen das Projekt zu etwas Besonderem – schon alleine wegen der unterschiedlichen Messplattformen, die im November im Einsatz waren“, sagt Dr. Quack. Die wissenschaftlichen Untersuchungen auf der SONNE wurden durch küstennahe Messungen von lokalen Schiffen aus vor der malayischen Halbinsel und vor Borneo sowie durch Messungen des DLR-Forschungsflugzeugs FALCON über Borneo und dem Südchinesischen Meer ergänzt. Zeitgleich wurden an Land weitere Feld- und Labormessungen durchgeführt. Die Meeresforscher aus Kiel fanden während der Expedition ihre Vermutungen bestätigt: „Wir haben tatsächlich starke marine Quellen ozonschädigender Substanzen für die Atmosphäre nachgewiesen“, betont Dr. Quack. Erste Ergebnisse zeigen generell erhöhte Konzentrationen brom- und jodhaltiger Verbindungen im Wasser, die in den flachen Schelf-regionen und nah den Küsten stellenweise besonders hoch sind.

Gelangen diese Substanzen vom Meerwasser in die Luft, können sie im Untersuchungsgebiet auch schnell in höhere Atmosphärenschichten transportiert werden. „Speziell über dem tropischen Westpazifik gibt es schnelle Aufwärtsströmungen. Meteorologen nennen das ‚hoch reichende Konvektion‘. Sie gilt als effektiver Transportweg der marinen Spurengase in die Stratosphäre“, erklärt Dr. Krüger. Um diese Transportprozesse besser einschätzen zu können, war die FALCON auf Borneo stationiert und hat den Transport der Spurenstoffe durch die Atmosphäre verfolgt. „Dank dieser fach- und zentrenübergreifenden Zusammenarbeit haben wir einmaliges Datenmaterial für unsere Fragestellung erhalten“, sagt die Meteorologin.

Die genaue Auswertung und Interpretation dieser Daten wird jetzt in den beteiligten Instituten mit umfangreichen Chemie-, Transport- und globalen Klimamodellen erfolgen. So soll die zukünftige Entwicklung der Ozonschicht unter dem Einfluss der menschengemachten Veränderung in den tropischen Ozeanen und in der Atmosphäre vorhergesagt werden. „Der Einfluss der von Menschen produzierten Ozon-Killer wie FCKW ist zwar derzeit noch weit größer. Aber man muss die natürlichen Quellen für ozonschädigende Gase berücksichtigen, will man zuverlässige Prognosen über die zukünftige Entwicklung der stratosphärischen Ozonschicht erstellen“, betont Dr Krüger, die als Autorin auch am jüngsten Ozon Assessment der World Meteorological Organization (WMO) mitgearbeitet hat.

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de GEOMAR | Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://shiva.iup.uni-heidelberg.de/index.html Das Projekt SHIVA
http://www.dlr.de Das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt
http://montreal-protocol.org/Assessment_Panels/SAP/Scientific_Assessment_2010/in… WMO Ozon Assessment 2010

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Wenn das Handy mit dem Auto spricht: Studierende entwickeln revolutionäre Apps

Heike Wesener
Pressestelle Campus Heilbronn
Hochschule Heilbronn

– Handy-Programme greifen direkt auf Fahrzeugdaten zu und eröffnen neue Möglichkeiten
– Studiengang Automotive Systems Engineering hat dazu notwendige Elektronik aufgebaut
– Prof. Dr. Meroth: In solchen Anwendungen liegt die Zukunft des Autofahrens

Heilbronn, Februar 2012. Motordaten blitzschnell an die Werkstatt senden, vor zu schnellem Fahren warnen oder die CD-Sammlung von Zuhause im Auto abspielen – für all dies braucht man kein Auto der Oberklasse mehr: „Ein günstiges Smartphone sollte es auch tun“, – das jedenfalls dachten sich Ansgar Meroth, Professor für Informatik im Studiengang Automotive Systems Engineering an der Hochschule Heilbronn, und seine Studierenden. Gemeinsam entwickeln sie nun so genannte Apps – kleine Programme, die auf dem Handy laufen -, die das Autofahren von morgen revolutionieren könnten. Mit ihnen lässt sich auf jene Daten, die der Automobilhersteller freigegeben hat, zugreifen: Voraussetzung ist eine zigarettenschachtelgroße Elektronik, die die Autodaten anzapft und per Funk an das Handy weiterleitet – auch sie wurde von den Heilbronner Studierenden bereits aufgebaut.

Die Vision: Einen Teil des Fahrzeugs buchstäblich „mit nach Hause nehmen“
Prof. Dr. Meroth sieht in solchen Anwendungen die Zukunft: „Künftig werden nur noch die wichtigsten Funktionen, die der Fahrer während der Fahrt braucht, mit Schaltern und Knöpfen hinterlegt sein.“ Die zurzeit eingebauten Fahrerinformationssysteme müssten – insbesondere für seltener genutzte Funktionen – meist über komplizierte Menüs bedient werden und seien darüber hinaus oft sehr teuer. „Die gewohnten Bedienabläufe am eigenen Handy kommen Autofahrern an dieser Stelle sehr entgegen“, so Meroth weiter. Auch könnte man sich darüber hinaus einen Teil des Fahrzeugs buchstäblich „mit nach Hause nehmen“, und dort nicht nur Routen und Musikabspiellisten planen, sondern auch Werkstattbesuche und sogar bestimmte Funktionen wie beispielsweise die Standheizung oder die Beleuchtung fernsteuern. Allerdings räumt Meroth ein, dürfe man nicht annehmen, dass es bald massenhaft billige Apps für diese Funktionen für Fahrzeuge zu kaufen gäbe: „Ganz ohne den Eingriff in das Fahrzeug ist die Realisierung nicht möglich und hier spielt auch die notwendige Sicherheit eine außerordentliche Rolle.“

Die Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen
Um die Visionen von heute in absehbarer Zeit Wirklichkeit werden zu lassen, forscht und arbeitet der Studiengang Automotive Systems Engineering an der Hochschule Heilbronn intensiv – auch in enger Partnerschaft zu Automobilherstellern. Vom ersten Semester an lernen die Studierenden nicht nur das Programmieren von Fahrzeugelektronik, sondern Schritt für Schritt auch das von Handys. Hinzu kommt der Umgang mit moderner Sensor- und Bildverarbeitungstechnik als fester Bestandteil des Studiums. „Ein spannendes Feld, denn die Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen: In Zukunft wird es möglich sein, mit Hilfe des Mobiltelefons sein Fahrzeug beispielsweise am Ausgang eines Parkhauses zu rufen und es kommt automatisch gefahren“, prognostiziert Meroth. Die technischen Voraussetzungen dafür hätten die Forschungsabteilungen der Automobilhersteller bereits geschaffen.
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Hochschule Heilbronn – Kompetenz in Technik, Wirtschaft und Informatik
Mit über 7.000 Studierenden ist die staatliche Hochschule Heilbronn die größte Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. 1961 als Ingenieurschule gegründet, liegt heute der Kompetenz-Schwerpunkt auf den Bereichen Technik, Wirtschaft und Informatik. Angeboten werden an den drei Standorten Heilbronn, Künzelsau und Schwäbisch Hall und in sieben Fakultäten insgesamt 45 Bachelor- und Masterstudiengänge. Die enge Kooperation mit Unternehmen aus der Region und die entsprechende Vernetzung von Lehre, Forschung und Praxis werden in Heilbronn großgeschrieben.

Weitere Informationen:
Prof. Dr.-Ing. Ansgar Meroth, Automotive Systems Engineering, Hochschule Heilbronn, Max-Planck-Str. 39, 74081 Heilbronn, Telefon: 0 71 31-504-6685, E-Mail: ansgar.meroth@hs-heilbronn.de, Internet: www.hs-heilbronn.de/ase

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Mehr als nur sauberes Wasser

Thomas von Salzen
Pressestelle
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

Neues interdisziplinäres Projekt zur separaten Behandlung von Abwässern aus Einrichtungen des Gesundheitswesens
„Die Rückstände von Medikamenten belasten mehr und mehr das Abwasser“, fasst Univ.-Prof. Dr.-Ing. Johannes Pinnekamp vom RWTH-Institut für Siedlungswasserwirtschaft (ISA) die aktuelle Entwicklung zusammen. Es ist zu erwarten, dass der Arzneimittelverbrauch – unter anderem bedingt durch den demographischen Wandel – weiter zunimmt. Dies führt seinen Worten zufolge zu einem Anstieg von Medikamentenrückständen in allen Abwasserströmen.

„Besonders Abwässer aus Krankenhäusern, Pflegeheimen und Ärztehäusern enthalten zum einen pharmazeutische Wirkstoffe, die oft in konventionellen Kläranlagen nur unzureichend eliminiert werden und so im Wasserkreislauf verbleiben. Für viele solche Stoffe werden Wirkungen für Mensch und Umwelt vermutet bzw. wurden bereits nachgewiesen“, diagnostiziert der Aachener Wasserwirtschaftler. „Die Abwässer aus Einrichtungen des Gesundheitswesens enthalten zudem auch Krankheitserreger.“ Offene Fragen bestehen hinsichtlich der jeweiligen Wirkstoffmengen und der Interaktionen dieser Erreger mit den im Abwasser enthaltenen Medikamentenrückständen, der Bildung von multiresistenten Keimen und der Reinigungsmöglichkeiten der entsprechenden Abwässer.

Zur Untersuchung dieser Fragestellungen startete mit seiner Auftaktveranstaltung jetzt das Verbundprojekt „SAUBER+ – Innovative Konzepte und Technologien für die separate Behandlung von Abwasser aus Einrichtungen des Gesundheitswesens“. Das dreijährige Projekt unter der Leitung von Professor Pinnekamp wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Fördermaßnahme „Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf“ mit rund 3 Millionen Euro gefördert.

Zentrale Bausteine des Projekts sind:

• die transdisziplinäre Risikocharakterisierung der Abwasserströme aus Pflegeeinrichtungen, Seniorenresidenzen, Hospizen, Ärztehäusern und Kliniken für Mensch und Umwelt;
• die Untersuchung und Optimierung von Technologien zur Elimination von Medikamenten und Keimen aus diesen Abwasserströmen sowie
• innovative Kommunikations- und Bildungsmaßnahmen zur Verbreitung der Erkenntnisse und Sensibilisierung aller beteiligter Akteure (Ärzte, Apotheker, Pflegekräfte, Patienten, Angehörige, etc.).

Als Ergebnisse werden einrichtungs-, einzugsgebiets- und zielgruppenspezifische Maßnahmen zur Vermeidung des Eintrags von pharmazeutischen Wirkstoffen und Krankheitserregern in die Umwelt anhand konkreter Anwendungsfälle entwickelt. Darauf aufbauend werden Empfehlungen für innovative Konzepte und Technologien für die separate Behandlung von Abwasser aus Einrichtungen des Gesundheitswesens und Veränderungen in der Organisation des Betriebs formuliert.

Das interdisziplinäre Projektteam setzt sich aus Experten von sechs Forschungseinrichtungen und fünf Praxispartnern zusammen: Neben dem ISA arbeiten das Institut für Nachhaltige Chemie und Umweltchemie (INUC, Leuphana Universität Lüneburg) und das Institut für Umwelt-medizin und Krankenhaushygiene (IUK, Universitätsklinikum Freiburg) aus dem natur¬wissen-schaftlichen Bereich im Projekt. Die vorrangig sozialwissenschaftlich ausgerichteten Projektaufgaben werden vom ISOE-Institut für sozial-ökologische Forschung (Frankfurt am Main), dem Institut für Umweltkommunikation (INFU, Leuphana Universität Lüneburg) und der DIALOGIK gemeinnützigen Gesellschaft für Kommunikations- und Kooperationsforschung (Stuttgart) bearbeitet. Zu den Praxispartnern gehören die Emschergenossenschaft aus Essen, das Ortenau Klinikum sowie die Industrie¬unternehmen Carbon Services and Consulting GmbH (Vettweiß), Microdyn-Nadir GmbH (Wiesbaden) und UMEX GmbH (Dresden). Durch eine kontinuierliche Einbindung wichtiger Akteure aus Gesundheitswesen, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft in das Verbundprojekt werden die Praktikabilität und Akzeptanz der entwickelten Lösungen sowie die Verbreitung der Projektergebnisse stark erhöht. Dazu Professor Pinnekamp: „In dieser Kooperation sind wir zuversichtlich, Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen, sodass Medikamentenrückstände unsere Umwelt nicht mehr belasten.“

Weitere Information finden Sie auf www.sauberplus.de

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Transparenz für die Verbraucher: www.lebensmittelwarnung.de ist ein Erfolg

Nina Banspach
Pressestelle
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Bund und Länder ziehen eine erste Bilanz des neuen Portals
Gut zwei Monate nach dem Start des neuen Internetportals http://www.lebensmittelwarnung.de ziehen Bund und Länder eine positive Bilanz. Erstmals haben Verbraucher nun eine Möglichkeit, sich auf einen Blick über die Lebensmittelwarnungen der 16 Länderbehörden zu informieren.

Das Portal werde von den Verbrauchern rege genutzt, erklärt Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner: „Rund 1,6 Millionen Zugriffe auf die Seite innerhalb der ersten vier Wochen zeigen: Das Interesse ist hoch und wir erreichen mit dem neuen Portal viele interessierte Verbraucher. Dass dieses Portal erfolgreich gestartet werden konnte, ist ein Erfolg der engen Zusammenarbeit von Bund und Ländern. Wir haben das gemeinsame Ziel, mehr Transparenz in der Lebensmittelsicherheit zu schaffen.“ Die zentrale Veröffentlichung von Lebensmittelwarnungen der Bundesländer ist auch ein Punkt im Bund-Länder-Aktionsplan „Verbraucherschutz in der Futtermittelkette“, der als Reaktion auf die Dioxin-Krise im Januar 2011 auf den Weg gebracht worden war.

Das Portal wird im Auftrag der für die Lebensmittelkontrollen zuständigen Bundesländer vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) betrieben. Dort gehen fast täglich E-Mails von Verbrauchern ein – hauptsächlich mit viel Lob für die neue Informationsplattform. „Der große Zuspruch der Verbraucherinnen und Verbraucher motiviert uns, das Internetportal noch benutzerfreundlicher zu gestalten. Was manchen Nutzern fehlt, ist ein E-Mail-Newsletter oder ein RSS-Feed, der über neu eingestellte Meldungen informiert“, erklärt BVL-Präsident Dr. Helmut Tschiersky-Schöneburg. „Nach der großen Resonanz planen wir, diese zusätzlichen Informationsmöglichkeiten 2012 anzubieten.“ Schon jetzt können sich Verbraucher über den Internetdienst „Twitter“ neue Warnmeldungen anzeigen lassen.

Die Lebensmittelüberwachungsbehörden der Länder nutzen die Möglichkeiten des neuen Portals seit dessen Start am 21. Oktober 2011 intensiv. „Die zuständigen Behörden in den 16 Ländern erreichen damit die Verbraucher bundesweit und nicht nur über einzelne, regionale Medien“, sagt Renate Jürgens-Pieper, Bremens Senatorin für Bildung, Wissenschaft und Gesundheit und bis Ende Dezember 2011 Vorsitzende der Verbraucherschutzministerkonferenz der Länder. „Mussten sich die Verbraucher früher die Informationen aus den Ländern mühsam zusammensammeln, haben sie nun alle aktuellen Daten auf einen Blick und mit einem Klick“, so Jürgens-Pieper.

Hintergrundinformation
Die Bundesländer veröffentlichen auf http://www.lebensmittelwarnung.de Warnungen von Lebensmittelunternehmen und der zuständigen Behörden vor Lebensmitteln, die gesundheitsgefährdend oder geeignet sind, Verbraucher zu täuschen, und die sich bereits im Handel und damit unter Umständen auch schon bei Verbrauchern befinden. Im Portal findet man auch Hinweise der zuständigen Behörden auf weitere Informationen für die Öffentlichkeit oder auf Rücknahme- oder Rückrufaktionen durch Lebensmittelunternehmer. Darüber hinaus kann das BVL auf der Seite vor Produkten warnen, wenn etwa das Produkt aus dem Ausland vertrieben wird (z.B. via Internet) und kein Hersteller oder Vertreiber in Deutschland existiert. Gemeldet wurden zuletzt etwa Fälle von Listerien in Käse, einem hohen Methanol-Gehalt in Wodka, einem hohen Capsaicin-Gehalt in scharfen Soßen oder auch 70%-ige Essigsäure, die keinen kindersicheren Verschluss hatte und aufgrund des Designs der Flasche leicht mit einem Getränk verwechselt werden könnte.

Anhang
Presseinformation Bilanz www.lebensmittelwarnung.de
http://idw-online.de/de/attachmentdata14540.pdf

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Moore als „Hotspot“ für Treibhausgase

Dr. Michael Welling
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Die Klimarelevanz drainierter Moorböden wurde lange verkannt / Moorschutz ist Klimaschutz
Landwirtschaftlich genutzte Moorböden machen nur 8 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland aus. Doch drainierte, also entwässerte Moore haben es in sich: Rund 40 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen, die durch die Landwirtschaft und Landnutzung anfallen, haben hier ihren Ursprung. Das geht aus Berechnungen des Thünen-Instituts in Braunschweig hervor. „Aus drainierten Moorböden werden etwa so viel Treibhausgase frei wie aus dem gesamten deutschen Luftverkehr“, sagt Dr. Annette Freibauer, am Thünen-Institut für Agrarrelevante Klimaforschung verantwortlich für das Nationale Inventar der Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft.

Ein Artikel in der aktuellen Ausgabe des Magazins ForschungsReport macht deutlich, warum naturbelassene Moore so bedeutsam fürs Klima sind. Bedingt durch den hohen Wasserstand werden absterbende Pflanzen nicht zersetzt, sondern unter Luftabschluss konserviert. Damit verbleibt der in diesen Pflanzen gebundene Kohlenstoff, der aus dem Kohlendioxid (CO2) der Atmosphäre stammt und im Zuge der Photosynthese in organische Verbindungen umgewandelt wurde, langfristig im Boden. Mit der Zeit entsteht daraus Torf. Sinkt nun durch die Trockenlegung der Moore der Wasserstand, so kommt wieder Sauerstoff in die oberen Bodenschichten: Die organische Substanz zersetzt sich, und der über Jahrhunderte gespeicherte Kohlenstoff wird frei.

Wie viel CO2 die verschiedenen Moorböden im Tagesverlauf aufnehmen und wieder abgeben, ist Gegenstand einer Messkampagne, die in ein großes, vom Thünen-Institut angestoßenes Forschungsprojekt eingebunden ist. Zahlreiche Partner sind daran beteiligt. Langfristiges Ziel der Aktivitäten ist nicht nur, die Rolle der natürlichen und der kultivieren Moorflächen im Klimageschehen zu verdeutlichen, sondern auch tragfähige Kompromisse zwischen Moorschutz und einer Jahrzehnte bis Jahrhunderte währenden Moornutzung zu finden.

Seit 2009 stehen Moorböden am Braunschweiger Johann Heinrich von Thünen-Institut im Fokus der Forschung. Nähere Informationen gibt der attraktiv bebilderte, 5-seitige Beitrag im ForschungsReport 2/2011. Das Heft kann kostenlos bei der Pressestelle des Thünen-Instituts angefordert werden; der Artikel steht auch auf der Homepage des Instituts (http://www.vti.bund.de) zum Download bereit.

Weiterführende Informationen:
Der 52-seitige ForschungsReport 2/2011 mit dem Themenschwerpunkt „Landwirtschaft im Zeichen des Klimawandels“ kann kostenlos bezogen werden über die Pressestelle des Thünen-Instituts, Bundesallee 50, 38116 Braunschweig. Tel.: 0531 / 596-1016, E-mail: michael.welling@vti.bund.de. Der ForschungsReport ist das Wissenschaftsmagazin des Senats der Bundesforschungsinstitute.
Informationen zu den Forschungsaktivitäten im Bereich Moore und Klima gibt die Seite des Verbundprojektes „Organische Böden“ http://www.organische-boeden.de.

Weitere Informationen:
http://www.forschungsreport.de – zum Wissenschaftsmagazin ForschungsReport
http://www.organische-boeden.de – zum Verbundprojekt „Organische Böden“

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Stresshormon wirkt deutlich schneller als erwartet

Peter Kuntz
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Trier

Psychobiologen der Universität Trier entdecken Wirkung von Kortisol auf Thalamus
Stress könnte sich beim Menschen weitaus umfassender auf die Wahrnehmung und Informationsverarbeitung auswirken als bisher angenommen. Forschern am Fachbereich I der Universität Trier unter der Federführung des Psychobiologen Prof. Dr. Hartmut Schächinger ist in Zusammenarbeit mit dem Brüderkrankenhaus Trier erstmals der Nachweis einer raschen Wirkung des Stresshormons Kortisol auf den Thalamus gelungen. Damit würde Kortisol beim Menschen die thalamische Informationsverarbeitung von Stressereignissen nahezu unmittelbar beeinflussen und nicht – wie bisher angenommen – frühestens nach 20 Minuten.

Forschern am Fachbereich I der Universität Trier gelingt in Zusammenarbeit mit dem Brüderkrankenhaus Trier erstmals der Nachweis einer raschen Wirkung des Stresshormons Kortisol auf den Thalamus. Diese Gehirnstruktur ist für viele kognitive Prozesse äußerst wichtig, u.a. für die Aufmerksamkeit und Informationsverarbeitung. Dieser Befund wurde in der neuesten Ausgabe des renommierten „Journal of Neuroscience“ publiziert. Erstautor dieser Publikation ist ein Doktorand des DFG-geförderten Internationalen Graduiertenkollegs „Psychoneuroendokrinologie des Stresses“.

Stress ist ein psychobiologisches Phänomen. Während Stress kommt es zu physiologischen und kognitiven Reaktionen. Mit diesen soll eine aus phylogenetischer Perspektive vorteilhafte Anpassung des Individuums an das Stress auslösende Ereignis begünstigt werden. Zwar wird im Rahmen einer Stressreaktion Kortisol schon innerhalb von Minuten in den Blutkreislauf freigesetzt. Bisher wurde jedoch vermutet, dass Kortisol nur relativ langsam im Gehirn wirken kann. Grund für diese Vermutung liefern Untersuchungen, die belegen, dass die durch Kortisol ausgelösten molekularbiologischen Prozesse frühestens nach 20 Minuten zu spezifischen Funktionsänderungen der Zellen führen können. Damit wäre ein Einfluss des Stresshormons Kortisol auf die unmittelbare kognitive Verarbeitung des Stress auslösenden Ereignisses ausgeschlossen.

Mit dem jetzt publizierten interdisziplinären Forschungsprojekt konnte jedoch in mehreren unabhängigen Experimenten gezeigt werden, dass Kortisol innerhalb weniger Minuten Funktionsänderungen im Thalamus hervorruft. Der Thalamus ist eine sehr wichtige Gehirnstruktur, die bei der Verarbeitung fast aller Wahrnehmungen eine Rolle spielt. Zudem ist der Thalamus an der Regulation von Wachheit und Aufmerksamkeit beteiligt. Die Forschungsergebnisse zeigen daher, dass das im Rahmen einer Stresssituation ausgeschüttete Hormon Kortisol sehr wohl einen Einfluss auf die kognitive Verarbeitung des Stress auslösenden Ereignisses ausüben könnte.

Orginalpublikation:
F Strelzyk, M Hermes, E Naumann, M Oitzl, C Walter, HP Busch, S Richter, and H Schächinger: Tune It Down to Live It Up? Rapid, Nongenomic Effects of Cortisol on the Human Brain. Journal of Neuroscience 2012; 32: 616-625.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Fischaufstiegsanlagen – ein Beitrag zur ökologischen Durchgängigkeit

Dipl.-Met. Alfred Hommes
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

Arbeitshilfe veröffentlicht
Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) hat in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Wasserbau eine Arbeitshilfe „Fischaufstiegsanlage“ erarbeitet. Auftraggeber ist das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.

Damit werden Standards für eine qualitätsgesicherte Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit an Bundeswasserstraßen definiert. Die BfG kümmert sich dabei um die Struktur der Lebensräume und die ökologischen Schlüsselfunktionen, die das Verhalten aquatischer Lebensgemeinschaften bestimmen. Hierzu gehören nicht allein das Wissen über die Eigenschaften und das Wanderverhalten der Fische, sondern sämtliche Aspekte einer gesunden Gewässerumwelt mit ihren verschiedenen Anreizen.

In der von Biologen und Ingenieuren gemeinsam erstellten Arbeitshilfe finden sich Angaben darüber, wie vorhandene Fischaufstiegsanlagen überprüft und verbesserte neue Anlagen gebaut werden sollten. Damit Fische ihre Aufstiegsmöglichkeit erkennen und den Weg hinein finden, wird an den Eingang eine sogenannte Leitströmung angelegt. Dazu muss in der Regel in die bestehenden Systeme eingegriffen werden – kein leichtes Unterfangen. Hierzu gehört biologischer und hydraulischer Sachverstand, damit nicht zuletzt z. B. andere Strömungen aus Turbinen oder Wehren in die Irre führen.

Da keine Fischart der anderen gleicht, muss bei der Planung auch auf die regional spezifische Schwimmstärke und Größe der Tiere Rücksicht genommen werden. Fischaufstiegsanlagen haben Zonen mit unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten: neben den stark durchströmten Durchlässen zwischen aufeinanderfolgenden Becken finden sich Bereiche mit geringeren Strömungsgeschwindigkeiten, die schwächeren Fischen zur Erholung dienen sollen.

Die Experten werden die Grundlagen zur Gestaltung von Fischaufstiegsanlagen mit regional spezifischen Untersuchungen und Modellversuchen ergänzen. Im Zuge dieser Arbeiten wird auch die jetzt veröffentlichte Arbeitshilfe fortentwickelt. Die aktuelle Version ist auf den Internetseiten der BfG unter http://www.bafg.de herunterzuladen.

Weiterführende Informationen
Mit der Neufassung des Gesetzes zur Ordnung des Wasserhaushalts (WHG) vom 1. März 2010 hat sich der Bund dazu verpflichtet, die ökologische Durchgängigkeit an den rund 250, in Fischwanderwegen gelegenen Staustufen der Bundeswasserstraßen zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Maßgeblich für die Umsetzung sind die Ziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), die unter anderem vorsehen, dass die Anzahl der in den Flüssen wandernden Fische und deren Artenreichtum einem natürlichen Zustand entsprechen sollen.

Seit die großen Flüsse als Wasserstraßen und zur Energieumwandlung genutzt werden, wurde in ihren natürlichen Zustand eingegriffen. Damit wurden bauliche Hindernisse geschaffen, die besonders für jene Fische problematisch sind, die ihr Leben als Pendler verbringen. Flüsse sind ihre Wanderrouten. Hier schwimmen sie zu ihren Laich-, Aufzucht- und Nahrungsgebieten. Wenngleich es in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten gelang, die Wasserqualität erheblich zu verbessern und wieder deutlich mehr Leben in die Flüsse zurückzubringen, schränken vielerorts Staustufen die Durchgängigkeit für die Tiere im und am Wasser, aber auch für den Transport von Flusssedimenten am Grund, stark ein. Fischen und Kleinlebewesen wieder die Aufwärtswanderung in den Bundeswasserstraßen zu ermöglichen ist somit erst der Anfang. Ein besserer Fischabstieg und die Sedimentdurchlässigkeit stehen ebenfalls auf der Agenda.

Um nun den Fischen ihre Wanderwege wieder zu öffnen, wäre es ideal, Stauanlagen einfach zurückzubauen – eine Option, die nur an wenigen Standorten an Bundeswasserstraßen realisierbar sein dürfte. Eine praktische Alternative ist die Einrichtung von Fischwanderhilfen. Wie aber müssen Fischaufstiegshilfen an Bundeswasserstraßen eigentlich positioniert und beschaffen sein, damit sie ihren Zweck erfüllen? Welche ökologischen Strukturen in den Habitaten lösen das Wanderverhalten aus? Wie finden die Fische die Aufstiegshilfe?

Damit sich eine Fischart in ausreichender Menge fortpflanzen kann, muss ein großer Anteil der jeweiligen Tiere auf der Wanderung in ihre Lebensräume mehrere Staustufen überwinden. Daher ist es das Ziel, die Anlagen so zu planen, dass sie optimal gefunden werden und bei einem möglichst großen Abfluss- und Strömungsspektrum (in der Regel an mindestens 300 Tagen im Jahr) durchquert werden können.

Weitere fachliche Informationen:
Matthias Scholten, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Tel. 0261/ 1306 5937, E-mail: scholten@bafg.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Grübler oder Macher – basale Hirnmechanismen bestimmen Entscheidungen mit

Dr. Josef König
Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum

RUBIN: Handlungs- und lageorientierte Personen zeigen unterschiedliche Hirnaktivierungen
RUB-Psychologin lässt Erkenntnisse in Psychotherapie einfließen

Basale Hirnmechanismen von Menschen, die das Ziel stets vor Augen haben, und solchen, die sich leicht durch Überflüssiges ablenken lassen, unterscheiden sich. Das fand ein Team der RUB-Arbeitsgruppe Motivation um Psychologin Dr. Marlies Pinnow heraus. Die Forscher stellten fest, dass „Grübler“ (lageorientierte Personen) länger für die Bearbeitung einer bestimmten Aufgabe brauchten als „Macher“ (handlungsorientierte Personen).
Gleichzeitig registrierten sie mittels EEG, dass im Gehirn das Kontrollzentrum für Handlungssteuerung bei lageorientierten Menschen später aktiviert wurde als bei handlungsorientierten. Einen ausführlichen Beitrag zu diesem Thema finden Sie in der aktuellen Ausgabe von RUBIN, dem Wissenschaftsmagazin der Ruhr-Universität.

RUBIN mit Bildern im Internet

Den vollständigen Beitrag mit Bildern zum Herunterladen finden Sie im Internet unter: http://www.rub.de/rubin

Irrelevantes ausblenden

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestimmten zunächst mit Fragebögen, welche ihrer 42 Probanden sich als lageorientiert und welche sich als handlungsorientiert einschätzten. Aufgabe der Versuchsteilnehmer war es dann, eine Taste zu drücken, sobald ein „X“ in einem von zwei Kästchen erschien. Bevor das „X“ auftauchte, wurde eines der Kästchen gelb markiert. In 50 % der Fälle wurde das „X“ in demjenigen Kästchen gezeigt, das nicht markiert war („invalide Folge“). Um gut abzuschneiden, durften sich die Probanden also nicht von der Markierung ablenken lassen. Handlungsorientierten Personen gelang das besser als lageorientierten Probanden. Sie reagierten deutlich schneller in den schwierigen, invaliden Durchgängen, da sie irrelevante Informationen leichter ausblenden.

Unterschiede in der Psychotherapie beachten

Die Unterschiede zeigten sich auch in der EEG-Ableitung im präfrontalen Kortex, dem Zentrum für Handlungssteuerung. Diese Hirnregion wurde bei lageorientierten Personen später aktiv. „Das heißt aber nicht, dass man sich selbst hilflos ausgeliefert ist“, betont Pinnow. „Wenn man sich selbst bewusst ist, wie man sich in bestimmten Situationen verhält, kann man sein eigenes Verhalten besser steuern, durch bewusste Maßnahmen den Kopf überlisten.“ Die Psychologin fordert daher, Lage- und Handlungsorientierung auch in der Psychotherapie zu berücksichtigen. Zusammen mit dem Adipositaszentrum für Kinder und Jugendliche in Oberhausen hat sie spezielle Therapieansätze für Übergewichtige entwickelt. „Ein Lageorientierter kann nicht ausblenden, dass es überall um ihn herum Nahrungsmittel gibt, die rufen ‚Iss mich! Iss mich!‘“, illustriert sie. Die neue Therapie fördert daher gezielt die Selbststeuerungskompetenzen.

Mehr Themen in RUBIN

In RUBIN 2/2011 finden Sie außerdem folgen Themen: Wasser: Mehr als nur Hintergrund; Lernende Hirnzellen: Motivation nutzen; Verantwortung gegenüber von Armut Betroffenen: Pflichten stark machen; Die Umweltverantwortung von Unternehmen; Der schnellste Stern im Universum; Wie sich der Gehirntumor verrät; Geselligkeit hält geistig fit; Biogasherstellung: Einzeller auf Hochtouren. RUBIN ist in der Stabsstelle Strategische PR und Markenbildung zum Preis von 2,50 Euro erhältlich und online unter http://www.rub.de/rubin

Weitere Informationen
Dr. Marlies Pinnow, Arbeitsgruppe Motivation, Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-24627, marlies.pinnow@rub.de

Redaktion: Dr. Julia Weiler

Weitere Informationen:
http://www.rub.de/rubin – RUBIN im Internet

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Studie der Freien Universität Berlin: Mobbing ist ein Gruppenphänomen

Carsten Wette
Presse und Kommunikation
Freie Universität Berlin

Mobbing ist einer Studie von Organisationspsychologen der Freien Universität Berlin zufolge ein Gruppenphänomen. Wie Jens Eisermann und Elisabetta De Costanzo vom Arbeitsbereich Wirtschafts- und Sozialpsychologie der Universität erstmals empirisch belegten, beruht die Wahrnehmung von Mobbing nicht allein auf der subjektiven Einschätzung einzelner Personen; es tritt in betroffenen Abteilungen objektivierbar gehäuft auf. Die Ergebnisse wurden von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin herausgegeben.
Eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Mobbing spielt den weiteren Ergebnissen zufolge der Führungsstil von Vorgesetzten. So trete das Phänomen seltener in Abteilungen auf, in denen sich die Führungskräfte gesprächsbereit zeigten und Mitarbeitern bei den für sie relevanten Entscheidungen ein Mitspracherecht hätten. In diesen Abteilungen sei zudem die allgemeine Arbeitszufriedenheit höher.

Als unerwartet hoch erwies sich der Studie zufolge die Rate von Depression unter Mobbing-Betroffenen. So müsse von einem Anstieg der Chance für Depression um mehr als das Doppelte ausgegangen werden, wenn Mobbing vorliege, hieß es. Zwar könne auf der Basis dieses Zusammenhanges noch nicht auf eine Wirkrichtung von Mobbing zu Depression geschlossen werden, und es gebe weiteren Forschungsbedarf, betonten die Autoren. Dennoch sei es ratsam, bei Anzeichen für Mobbing zu klären, ob Betroffene depressiv seien.

Für ihre Studie werteten die Wissenschaftler die Antworten von mehr als 4.300 Beschäftigten zweier Landesbehörden verschiedener Bundesländer aus einer Online-Befragung aus. Die Autoren verglichen für ihre Analyse jene beiden Verfahren, die im deutschsprachigen Raum bei der Erhebung im Zusammenhang mit Mobbing bevorzugt Verwendung finden. In einem der Verfahren werden Teilnehmer gemäß der Methode des sogenannten „Leymann Inventory of Psychic Terrorization“ (LIPT) gefragt, welche unsozialen Verhaltensweisen sie gegenwärtig erleben. Im anderen Verfahren sollen sie angeben, ob sich als Mobbing-Opfer einstufen. Eine Auswertung nach der LIPT-Methode ergab, dass jeder fünfte Teilnehmer der Studie von Mobbing betroffen war. Dagegen bezeichneten sich lediglich vier Prozent als Mobbingopfer.

Beim Vergleich der beiden Erhebungsmethoden erwies sich den Ergebnissen zufolge das LIPT-Verfahren als besser geeignet, um die Ursachen und möglichen Folgen von Mobbing zu erkennen. Die Selbsteinstufung allein schätzen die Autoren als weniger gut geeignet ein, sie könne jedoch einer zusätzliche Überprüfung dienen.
EU-weit sind nach Schätzungen der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz etwa zwölf Millionen Menschen von Mobbing betroffen. Trotz seines Ausmaßes wird Mobbing in der wissenschaftlichen Literatur bisher noch nicht eindeutig definiert. Probleme ergeben sich auch in der betrieblichen und juristischen Praxis, wenn Mobbing als solches erkannt und dabei beispielsweise die Glaubwürdigkeit Betroffener beurteilt werden muss. Das LIPT-Verfahren und die Selbstdeklaration stellen dafür gültige Erhebungsverfahren dar, allerdings sollte nach Einschätzung der Autoren der Studie dem LIPT als der objektiveren Methode der Vorzug gegeben werden.

Weitere Informationen
Dr. Jens Eisermann und Dr. Dr. Elisabetta de Costanzo, Arbeitsbereich Wirtschafts- und Sozialpsychologie der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-55759. E-Mail: jens.eisermann@fu-berlin.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/de/Publikationen/Fachbeitraege/F2128.html

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Warum Betäubungspflaster mal wirken und mal nicht

Dr. Josef König
Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum

RUB-Forscher untersuchen Lidocain-Wirkung
Anzahl kleiner Nervenfasern könnte eine Rolle spielen

Über Nacht ein Pflaster auf die Haut und dann den ganzen nächsten Tag schmerzfrei sein: Für Patienten mit Nervenschmerzen ist das eine große Verheißung. Pflaster mit dem Wirkstoff Lidocain, die seit einigen Jahren auf dem Markt sind, können das – in vielen Fällen, aber leider nicht in allen. Wie das Pflaster wirkt und warum es manchmal nicht wirkt, wollen Schmerzspezialisten am BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil der RUB herausfinden. Sie untersuchten die Pflasterwirkung bei gesunden Probanden mit der sog. Quantitativen Sensorischen Testung.
Die Ergebnisse lassen vermuten, dass die betäubende Wirkung auch bei Gesunden individuell sehr unterschiedlich sein kann und unter anderem mit der Anzahl der Nervenfasern zusammenhängt, die sich in der Haut befinden. Die Forscher berichten in der aktuellen Ausgabe des Journals „PAIN“.

Pflaster wirkt nur, wo es gebraucht wird

Den Wirkstoff des Pflasters, Lidocain, kennt man zum Beispiel vom Zahnarztbesuch; er wird häufig für kleinere Eingriffe zur örtlichen Betäubung eingesetzt. „Ein großer Vorteil der Anwendung per Pflaster über die Haut ist, dass der Wirkstoff nicht auf den gesamten Organismus wirkt, sondern nur dort, wo er gebraucht wird, und somit kaum Nebenwirkungen erzeugt“, erklärt Dr. Elena Krumova aus der Abteilung für Schmerztherapie im Bergmannsheil (Leitung: Prof. Dr. Christoph Maier). Die Pflaster, die für die Behandlung von Nervenschmerz nach einer Gürtelrose (Herpes Zoster) zugelassen sind, können auf die gewünschte Größe zugeschnitten werden und werden zwölf Stunden lang über Nacht aufgeklebt. „Im günstigen Fall ist der Patient dann den ganzen nächsten Tag lang schmerzfrei“, so Dr. Krumova. Bei manchem Patienten funktioniert das aber nicht.

Wahrnehmungstests vor und nach der Pflasterbehandlung

Daher gingen die Forscher der Wirkweise des Pflasters auf den Grund. Sie behandelten 26 gesunde Versuchspersonen sechs Stunden lang mit dem Pflaster und einem wirkstofffreien Placebo-Pflaster und führten vorher und nachher eine Quantitative Sensorische Testung durch. Bei diesem Verfahren geben die Ärzte dem Probanden genau definierte Reize auf die Haut – zum Beispiel mit Pinseln, Watte, Nadeln, Hitze – und bestimmen die Wahrnehmungs- und Schmerzschwellen. Es ergibt sich ein charakteristisches Profil, das bei Schmerzpatienten Rückschlüsse auf die zugrundeliegenden Mechanismen zulässt, die den Schmerz hervorrufen.

Erhebliche Unterschiede in der Wirksamkeit

Lidocain veränderte hauptsächlich die Wahrnehmung, die über kleine Nervenfasern in der Haut vermittelt wird, wie zum Beispiel die Wahrnehmungsschwelle für Wärme. Das Ausmaß der Betäubung kleiner Nervenfasern war aber von einer zu anderen Versuchsperson sehr verschieden. Bei über die Hälfte der Probanden (54%) veränderte sich die Wahrnehmungsschwelle für Hitze kaum, bei 8% sehr stark. „Wir brauchen weitere Studien, um Faktoren zu finden, die diese großen Unterschiede erklären“, so Dr. Krumova. Die Mediziner vermuten, dass die Anzahl der kleinen Nervenfasern in der Haut Einfluss auf die Wirksamkeit von Lidocainpflastern haben könnte. „Bei Patienten mit Nervenschmerz sind diese Fasern mal stärker, mal weniger stark reduziert“, erklärt Dr. Krumova, „das könnte den Effekt erklären.“

Titelaufnahme

Elena K. Krumova, Martina Zeller, Andrea Westermann, Christoph Maier: Lidocaine patch (5%) produces a selective, but incomplete block of Ad and C fibers. In: PAIN 153 (2012) 273-280, DOI: 10.1016/j.pain.2011.08.020

Weitere Informationen

Dr. Elena Krumova, Abteilung für Schmerztherapie, BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum, Tel. 0234/302-0, E-Mail: elena.krumova@rub.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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TU Berlin: Sauberes Berliner Wasser

Stefanie Terp
Presse- und Informationsreferat
Technische Universität Berlin
Gemeinsame Pressemitteilung der Berliner Wasserbetriebe und der TU Berlin

4,4 Millionen Euro für ASKURIS-Projekt an der TU Berlin
Wasser ist eine der wichtigsten Ressourcen des Menschen. Gleichzeitig hinterlässt er darin Spuren: Das können zum Beispiel Rückstände von Arzneimitteln oder auch Keime sein. In dem neuen Forschungs- und Entwicklungsprojekt ASKURIS der TU Berlin, gefördert unter anderem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, werden moderne Verfahren zur Analytik und Bewertung weiterentwickelt. Es gilt, diese Spurenstoffe und Bakterien aufzuspüren, sie beispielsweise hinsichtlich ihrer gesundheitlichen Relevanz zu analysieren und verschiedene technische Entfernungsoptionen aus ökonomischer wie auch ökologischer Sicht zu bewerten.

Das Projekt „Anthropogene Spurenstoffe und Krankheitserreger im urbanen Wasserkreislauf: Bewertung, Barrieren und Risikokommunikation“, kurz ASKURIS, wird von Prof. Dr.-Ing. Martin Jekel vom Fachgebiet Wasserreinhaltung an der TU Berlin geleitet. Er sagt: „Die Forschung über den nachhaltigen Umgang mit Wasser in dicht besiedelten Gebieten wie Berlin ist seit mehr als zehn Jahren unser Leitthema an der TU Berlin und wir bringen unser breites Wissen in das neue Projekt ASKURIS ein.“

Außerdem sind die TU-Fachgebiete Methoden der empirischen Sozialforschung und Ökologische Wirkungsforschung und Ökotoxikologie involviert.

Als einer der Praxispartner erproben die Berliner Wasserbetriebe Verfahren zur Spurenstoffentfernung. Dr.-Ing. Georg Grunwald, Technik-Vorstand des Unternehmens, erklärt: „Unser Trinkwasser besitzt eine ausgezeichnete und streng überwachte Qualität, die seiner Bedeutung als Lebensmittel Nummer eins gerecht wird. Das ist auch das Ergebnis eines erfolgreichen Schutzes der Rohwasserressourcen. Dennoch reicht in Berlin eine naturnahe Aufbereitung aus, um es als Trinkwasser zu verwenden. Damit das auch künftig so ist, müssen wir vorsorgen. Keime und Spurenstoffe spielen in der künftigen Bewertung eine große Rolle. Insbesondere mit Blick auf Medikamentenrückstände kann es aber nicht nur um technische Verfahren zur Entfernung gehen, sondern die Zeit muss auch zur Diskussion der Vermeidung des Stoffeintrags genutzt werden. Das Projekt ASKURIS hat in diesem Sinne für uns eine große Bedeutung.“

Das Gesamtvolumen des Projekts beläuft sich auf 4,4 Millionen Euro bei einer Laufzeit von drei Jahren. Kooperationspartner der TU Berlin sind: die Berliner Wasserbetriebe, das Umweltbundesamt, der Zweckverband Landeswasserversorgung Stuttgart, das Helmholtz Zentrum für Umweltforschung Leipzig und das Kompetenzzentrum Wasser Berlin (gGmbH).

Erhalt des sehr guten Trinkwassers als Forschungsaufgabe

Das Trinkwasser aus dem Wasserhahn hat in Deutschland eine sehr hohe Qualität. Mittelfristig zeichnen sich jedoch Trends ab, die in Zukunft einen negativen Einfluss auf die Grundwasserqualität haben könnten. Dies betrifft vor allem urbane Zentren wie Berlin. So gehen Klimaprognosen für die Region Berlin-Brandenburg in den nächsten Jahrzehnten von geringeren Niederschlägen im Sommer aus, was dazu führen kann, dass die aktuellen Wassermengen von Spree und Havel sich verringern. Gleichzeitig steigt der Konsum von Medikamenten in unserer Gesellschaft an. Beide Trends können langfristig die Konzentration von Spurenstoffen wie zum Beispiel Arzneimittelrückständen und auch Mikroorganismen in unseren Oberflächengewässern erhöhen, welche dann das Grundwasser erreichen können. Verschiedene Szenarien gehen von einer möglichen Verdoppelung der Konzentration von Spurensubstanzen in Berliner Oberflächenwässern aus. Das Forschungsprojekt ASKURIS befasst sich deshalb mit der Frage, wie unter veränderten Bedingungen die hohe Trinkwasserqualität in Berlin aufrecht erhalten werden kann.

Zusätzlich berücksichtigen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Wahrnehmung des Themas durch die Bevölkerung. Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive gehen sie der Frage nach, wie etwaige Risiken subjektiv wahrgenommen werden und ob sich diese Risikowahrnehmung in einem bestimmten Verbraucherverhalten niederschlägt. Ein Verständnis dieser Prozesse soll dabei helfen, die Risikokommunikation von Wasserver- und Wasserentsorgern mit den Nutzerinnen und Nutzern zu verbessern.

Weiterhin wird die Effizienz technischer Entfernungsoptionen für Spurenstoffe und Mikroorganismen auf Grundlage eines „Life Cycle Assessment“ ermittelt. Unter Berücksichtigung eines nachhaltigen Betriebs werden hier ökologische, ökonomische und soziale Aspekte bewertet.

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Mehr über das ASKURIS-Projekt sowie Fotos zum Download:
www.tu-berlin.de/?id=114268

Das ASKURIS-Projekt im Internet: www.askuris.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Wenn Flüsse ertrinken

Dr. Boris Pawlowski
Presse und Kommunikation
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Kieler Forschungsgruppe entdeckt Puzzleteil in der Entwicklung der Ostsee

Vor über 10.000 Jahren trennten natürliche Schwellen den Baltischen Raum von der Nordsee. Bisher hatten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angenommen, dass der Durchbruch einer dieser Schwellen zwischen Darß und der dänischen Insel Falster (Darßer Schwelle) die Verbindung herstellte.
Ein aktueller Fund der Arbeitsgruppe Sedimentologie, Küsten- und Schelfgeologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) widerlegt diese Theorie: Sie entdeckten einen Jahrtausende alten Flusslauf am Boden des Fehmarn Belt. Diese neuen Ergebnisse sind gerade in der renommierten Fachzeitschrift „Continental Shelf Research“ erschienen.

Hydroakustische Messungen an Bord der GEOMAR-Forschungsschiffe Alkor, Littorina und Poseidon brachten die Geologen Dr. Peter Feldens und Dr. Klaus Schwarzer auf die Spur des ertrunkenen Flusslaufs. Mit Sedimentproben und von Fächerecholoten und Seitensichtsonaren gesammelten Daten über die Tiefe und die Bodeneigenschaften konnten sie den Fluss kartieren. Dieser ist mehrere hundert Meter breit und bis zu dreißig Meter tief. „Die Durchflussraten entsprachen in etwa denen der heutigen Elbe“, sagt Feldens. Zu großen Teilen sei dieser allerdings mit eiszeitlichen Ablagerungen sowie nacheiszeitlichen Sedimenten gefüllt. Radiokarbondatierungen, also die Messung des Zerfalls von radioaktiven 14C-Atomen in Sedimenten des Fehmarn Belt, sowie die Rekonstruktion von Wasserständen aus fossilen, heute unter Wasser liegenden Kliffs zeigen, dass das Gebiet ein Teil des sogenannten Ancylus-Sees – einem Vorläufer der Ostsee – war. Feldens: „Ein Durchbruch der östlich gelegenen Darßer Schwelle kann daher unmöglich für das plötzliche Auslaufen dieses Sees Richtung Nordsee verantwortlich sein.“ Eine diesen See abgrenzende Schwelle müsse sich stattdessen zwischen Fehmarn Belt und Kattegat befinden, schlussfolgert der Wissenschaftler.

Die Forschungsergebnisse beweisen, dass die Kieler und Mecklenburger Bucht Teil früherer Ostsee-Phasen waren und nicht, wie bisher angenommen wurde, eigenständige Entwicklungen genommen haben. „Das heißt auch, dass sich die überregionalen Meeresspiegelfluktuationen in der Vergangenheit nun auch vor der Haustür untersuchen lassen“, erklärt Schwarzer.

Link zur Online-Version der Publikation:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0278434311003876

Bilder stehen zum Download bereit:

http://www.uni-kiel.de/download/pm/2012/2012-023-1.jpg
Bildunterschrift: Studierende an Bord des Forschungsschiffs ALKOR bei der Bearbeitung von Sedimentkernen vom Grund der Ostsee. Sonardaten über den Untergrund werden anhand dieser Erkenntnisse geeicht.

http://www.uni-kiel.de/download/pm/2012/2012-023-2.jpg
Bildunterschrift: Hydroakustische Messungen legten ihn für das menschliche Auge frei: der Flusslauf (blau) inmitten des Fehmarn Belt.

Kontakt:
Dr. Klaus Schwarzer, Dr. Peter Feldens
Institut für Geowissenschaften
Arbeitsgruppe Sedimentologie, Küsten- und Schelfgeologie
Otto-Hahn-Platz 1, 24118 Kiel
Telefon: +49(0)431/880-1188
E-Mail: kls@gpi.uni-kiel.de, pfeldens@gpi.uni-kiel.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Wirkung einer Vitamin D-Gabe nur bei bestimmten Personengruppen und Patienten gesichert

Medizin – Kommunikation
Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Altdorf – Ein positiver Effekt einer Vitamin D-Gabe ist heute nur in bestimmten Fällen gesichert: Zur Vorbeugung von Rachitis bei Säuglingen, für Menschen mit einer die Knochen erweichenden Osteomalazie, bei chronischer Niereninsuffizienz, Nebenschilddrüsenschwäche und zur Vorbeugung bei älteren Menschen, die Osteoporose- und sturzgefährdet sind – insbesondere bei Heimbewohnern. Zusammen mit Kalzium gehört Vitamin D zudem zur Basistherapie von Osteoporose.
Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) jetzt erneut hin, und bezieht sich damit auf neuere Publikationen und eine aktuelle Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die diese Auffassung unterstützen. Für Krankheitsbilder wie Krebs, Herz-Kreislauf-Leiden, Diabetes, Multiple Sklerose, Immun- und Infektionskrankheiten liegen dagegen nicht genügend valide Daten aus großen Interventionsstudien zur Vitamin D-Gabe vor. Somit entbehrt diese hier einer evidenzbasierten Grundlage, so der Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, Professor Dr. med. Helmut Schatz aus Bochum. Bereits im Februar 2010 hatte die Fachgesellschaft in einer Pressemitteilung zu einem „bewussten Umgang mit Vitamin D-Präparaten“ geraten.

Vitamin D bildet der Körper unter Einfluss von Sonnenlicht zum überwiegenden Teil selbst, ein kleinerer Teil stammt aus der Nahrung. Anschließend wandeln Leber und Niere es in zwei Schritten zum aktiven Vitamin D3-Hormon, dem „Calcitriol“ um. Ob ein Mensch ausreichend mit Vitamin D versorgt ist, beurteilen Endokrinologen durch Messung des 25(OH)-Vitamin D, des Calcidiols. International gilt ein Spiegel von über 30 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) als optimal, 20 bis 29 ng/ml werden als ausreichend angesehen. Bei 10 bis 19 ng/ml spricht man von einer „Insuffizienz“ und unter 10 ng/ml von einer „Defizienz“, einem schweren Mangel. Verschiedene Experten und Gremien befürworten auch höhere Werte: Die amerikanische Endocrine Society bezeichnet Werte unter 20 ng/ml bereits als „deficiency“ (1).

„Über die klinische Bedeutung eines alleinigen, als insuffizient oder auch ausreichend eingestuften Vitamin D-Wertes – ohne zusätzliche Risikofaktoren zum Beispiel für eine Osteoporose – wird heftig diskutiert“, betont Professor Schatz. Die 25(OH)-Vitamin D-Messwerte würden zwar immer noch von der Bestimmungsmethodik abhängen, heute stimmen aber die verschiedenen Messverfahren vergleichsweise gut überein. Im mittleren Referenzbereich seien jedoch die Abweichungen vielfach noch beträchtlich (2). Eine Bestimmung des 25(OH)-Vitamin D koste in Großbritannien ungefähr 20 britische Pfund, in Deutschland sind es 18,40 Euro. Nach einem Kommentar in der Zeitschrift LANCET (3) vom 14. Januar 2012 seien generelle Vitamin D-Bestimmungen „costly, confusing, and without credibility“ (3).

Zur Frage einer über die muskuloskeletale Wirkung hinausgehenden, „pleiotropen“ Wirksamkeit von Vitamin D verweist dieser Kommentar im LANCET (3) unter anderem auf eine Publikation in der amerikanischen Zeitschrift JAMA (4). Danach liege keine Evidenz für ein vermindertes Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes durch Vitamin D vor. Eine Metaanalyse vom Dezember 2011 ergab keine einheitlichen, robusten Daten für eine vor Krebs schützenden Wirkung von Vitamin D (5). „In einer randomisierten, placebokontrollierten Studie an über 5000 älteren Personen bewirkten 800 Einheiten Vitamin D pro Tag keinen Schutz vor Herz-Gefäßtod, Krebserkrankung oder Krebstod (6).“ Eine Cochrane-Analyse von 2011 ergab keinen Effekt von Vitamin D auf einen Herz-Kreislauf-Tod, die Krebssterblichkeit nahm darin insgesamt nicht signifikant ab. Hingegen errechneten die Forscher hier eine signifikante Zunahme einer Hyperkalzämie, also von erhöhten Kalziumspiegeln (7).

Zurzeit laufen zwei große Studien zur Wirksamkeit einer Vitamin D-Zufuhr an, geplant an je 20 000 Personen in den USA und in Großbritannien: In der amerikanischen VITAL-Studie werden täglich 2000 Einheiten Vitamin D gegeben, in der britischen VIDAL-Studie monatlich 100 000 Einheiten, was 3200 E/Tag entspricht. Ergebnisse sind frühestens 2016 zu erwarten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat in ihrer Stellungnahme zu „Vitamin D und Prävention ausgewählter chronischer Krankheiten“ den derzeitigen Stand der Evidenzen aus den bisher vorliegenden Studien für oder gegen eine Wirksamkeit übersichtlich in Tabelle 5.1 aufgelistet (8).

Zusammenfassend betont Professor Schatz, dass Vitamin D eine Hormon-Vorstufe darstellt, wofür derzeit wichtige medizinische Indikationen gesichert sind. „Bevor man aber Vitamin D ohne ausreichende Evidenzen aus Interventionsstudien zur Vorbeugung von Erkrankungen außerhalb des muskuloskeletalen Bereichs breit bei großen Bevölkerungsgruppen einsetzt, bleibt abzuwarten, ob sich die zahlreichen Hinweise aus Assoziations-, Observations- und epidemiologischen Studien sowie kleineren randomisierten, prospektiven Untersuchungsreihen bestätigen werden oder nicht“, so der Endokrinologe. Gleiches gelte für Reihenuntersuchungen in der Bevölkerung auf den 25(OH)Vitamin D-Spiegel. Diese Screenings sollten laut DGE derzeit nur gezielt bei bestimmten Altersgruppen und Risikopopulationen vorgenommen werden.

Literatur:
1. Holick MF et al, J Clin Endocrinol Metabol, published online June 6, 2011
2. Binkley N et al, Clin Chim Acta 2010, 411: 1976-1982
3. Sattar N et al: Lancet 2012, 379: 95-96
4. Shapes SA et al, JAMA 2011,305: 2565-2566
5. Mei Chung et al, Ann Intern Med 2011, 155:827-838
6. Avenell A et al, J Clin Endocrinol Metabol 2011, DOI:10.1210jc.2011-1309
7. Bjelakovic G et al, The Cochrane Library 2011, Issue 7
8. Linseisen et al, http://www.dge.de/pdf/ws/DGE-Stellungnahme-VitD-111220.pdf

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)

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Phosphate in Geschirrspülmitteln – Segen und Fluch

Dr. Ernst Guggolz
Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Geschirrspülmittel enthalten unter anderem Phosphate. Während eines Waschgangs erfüllen sie gleich mehrere Funktionen: Sie enthärten das Wasser, halten Schmutzpartikel in Lösung und sorgen dafür, dass diese sich nicht auf dem Geschirr absetzen. Doch sie haben auch einen Nachteil: Phosphate, die mit dem Abwasser in Flüsse und Seen gelangen, fördern das Algenwachstum, wodurch der Sauerstoffgehalt sinkt und der See schließlich umkippt. Über die schwierige Suche nach Alternativen zu Phosphaten berichten die „Nachrichten aus der Chemie“.
Um der Überdüngung von Gewässern entgegenzuwirken, sind Textilwaschmittel in Deutschland seit den 1990er Jahren phosphatfrei. Anders sieht es bei Maschinengeschirrspülmitteln aus: Die meisten Produkte enthalten über 30 Prozent Phosphate, und die wenigen phosphatfreien Tabs schnitten bei der Stiftung Warentest bei der Waschwirkung schlecht ab.

Ersatzstoffe zu finden, die in ihrer Wirkung den Phosphaten, genauer gesagt den Tripolyphosphaten, gleichkommen, ist nicht einfach. Textilwaschmittel enthalten heute Zeolith A. Dieses ist jedoch nicht wasserlöslich und hinterlässt auf sehr dichten Materialien helle Streifen. Für Geschirrspülmittel ist die Substanz daher ungeeignet. Auch gibt es nicht den einen Stoff, der Phosphat in allen Funktionen vertreten kann. Man benötigt vielmehr ein ganzes Sortiment an Bausteinen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

Brigitte Osterath, promovierte Chemikerin und freie Wissenschaftsjournalistin, stellt Ersatzstoffe für Phosphate vor. Außerdem trägt sie Pro- und Kontraargumente zu der Frage zusammen, ob es sinnvoll ist, Phosphate in Geschirrspülmitteln gegen andere Chemikalien auszutauschen. Die PDF-Datei des Beitrags gibt es bei der Redaktion der „Nachrichten aus der Chemie“ unter nachrichten@gdch.de.

Nahezu 80 000 anspruchsvolle Chemiker und Chemikerinnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Lehre informieren sich mit den „Nachrichten“ über Entwicklungen in der Chemie, in angrenzenden Wissenschaften sowie über gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte. Kennzeichen der Zeitschrift der Gesellschaft Deutscher Chemiker sind das breite Spektrum der Berichte, das einmalige Informationsangebot an Personalien, Veranstaltungs- und Fortbildungsterminen sowie der große Stellenmarkt.

Weitere Informationen:
http://www.nachrichtenausderchemie.de „Nachrichten aus der Chemie“

Quelle: Umweltbundesamt

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Bundespreis Ecodesign erstmalig ausgelobt

Bis zum 30. April 2012 können gute Beispiele für ökologisches Design eingereicht werden

Bereits im Designprozess werden die Umweltauswirkungen von Produkten und Dienstleistungen festgelegt. Um das Potential von Ecodesign für den Umweltschutz verstärkt in den öffentlichen Fokus zu rücken und Innovationen auf diesem Gebiet zu fördern, loben Bundesumweltministerium (BMU) und Umweltbundesamt (UBA) im Jahr 2012 zum ersten Mal den „Bundespreis Ecodesign“ aus. Unternehmen sowie Designerinnen und Designern wird mit diesem Wettbewerb eine Plattform geboten, um ihre Produkte und Ideen von herausragender ökologischer und gestalterischer Qualität zu präsentieren.

Ecodesign bietet mehr als sparsame Kühlschränke oder Taschen aus Recyclingmaterial. Auch wie Menschen Gegenstände im Alltag nutzen und ob sich ein Produkt beispielsweise leicht reparieren lässt, wird im Designprozess entschieden. Genau diesen Kriterien will der Bundespreis Ecodesign gerecht werden. Verliehen wird er in den Kategorien „Produkt“, „Konzept“ und „Nachwuchs“. In der Kategorie „Produkt“ können Produkte, Dienstleistungen und Systeme verschiedener Designsparten eingereicht werden. Diese müssen auf dem deutschen Markt erhältlich sein. Die Kategorie „Konzept“ umfasst Prototypen mit Marktreife und Konzeptstudien mit einer realistischen Durchführbarkeit. In der Kategorie „Nachwuchs“ können Nachwuchsdesigner und -designerinnen ihre Produktideen und Konzepte einreichen.

Unternehmen aller Größen und Branchen sowie Designerinnen und Designer sind eingeladen, sich am Wettbewerb zu beteiligen. Die Bewerbungsfrist läuft vom 2. Januar bis zum 30. April 2012. Mit der Konzeption und Durchführung des Wettbewerbs wurde das Internationale Design Zentrum Berlin (IDZ) beauftragt, das von einem Projektbeirat unterstützt wird. Das Bewertungsverfahren beruht auf einer von BMU, UBA und IDZ gemeinsam entwickelten Kriterienmatrix, in der die wichtigsten Parameter für ökologisches Design entlang des Produktlebenszyklus abgebildet sind.

Eine Jury, in der Fachleute aus den Bereichen ökologische Produktbewertung und Ecodesign vertreten sind, wählt aus den Einreichungen die Preisträger und Preisträgerinnen aus. Die Preisverleihung wird im Herbst in Berlin stattfinden.

Weitere Informationen und Anmeldung zum Wettbewerb unter:

www.bundespreis-ecodesign.de

Quelle: Umweltbundesamt

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Mit Videokonferenzen und biologischen Rasenmähern

Umweltbundesamt will noch umweltfreundlicher werden

Das Umweltbundesamt (UBA) veröffentlicht heute seine EMAS-Umwelterklärung 2011 mit anspruchsvollen Zielen für den Umweltschutz im eigenen Haus. „Als wissenschaftliche Umweltbehörde kann das Umweltbundesamt nur dann glaubwürdig für mehr Umweltschutz werben, wenn wir selbst mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass es geht“, begründet UBA-Präsident Jochen Flasbarth die selbstgesteckten Umweltziele für die nächsten Jahre. Er räumt aber ein: „Auch bei uns finden sich nach über zehn Jahren Umweltmanagement ab und an Dinge, die wir optimieren können.“

Bis 2014 möchte das UBA seinen Gesamtenergieverbrauch um fünf Prozent senken sowie zwei Drittel mehr erneuerbare Energie erzeugen. Konkret sollen Dienstreisen zunehmend durch Videokonferenzen ersetzt und die CO2-Emissionen der verbliebenen Dienstwagen um zehn Prozent reduziert werden. Insgesamt sollen auch mehr Beschäftigte umweltverträglich mit Bus, Bahn, Rad oder zu Fuß zur Arbeit kommen. Ziel ist die Quote auf über zwei Drittel zu erhöhen. Auch seine Vertragspartner möchte das Amt für den Umweltschutz sensibilisieren: Bis Ende 2012 sollen alle Verträge mit dem UBA Verpflichtungen zu umweltverträglichem Verhalten enthalten. Bereits heute sind Lieferanten von Broschüren und anderen Druckerzeugnissen verpflichtet, auf Papier zu drucken, dass das Umweltzeichen „Blauer Engel“ trägt. Auch der Pächter der UBA-Kantine und die Reinigungsfirma müssen zahlreiche Umweltanforderungen einhalten, z.B. ein breites Angebot vegetarischer Speisen mit regionalen und saisonalen Zutaten oder den Verzicht auf Reinigungsmittel mit umweltbelastenden Inhaltsstoffen.

Das wichtigste Instrument, um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, ist ein Umweltmanagementsystem nach der Europäischen EMAS-Verordnung. EMAS steht für Eco-Management and Audit Scheme. Es stellt sicher, dass Umweltaspekte von vornherein in alle Zuständigkeiten, Abläufe und Aktivitäten integriert werden – von der Gebäudebewirtschaftung über den Einkauf bis zur Informations- und Kommunikationstechnik. Neben Verbesserungen in den Bereichen Energie, Verkehr und Beschaffung setzt das UBA auch auf Flächennutzung und Artenvielfalt. So werden bei der Gestaltung und Pflege der Außenanlagen ökologische Aspekte berücksichtigt, indem möglichst wenig Fläche versiegelt wird und die Niederschläge vorrangig vor Ort versickern. Ebenso beschränkt das Amt den Einsatz motorbetriebener Geräte wie Laubbläser und Rasentraktoren und verzichtet im Winter weitgehend auf Streusalz. Die Grünflächen der UBA-Liegenschaften stellen Biotope für heimische und standortangepasste Pflanzen sowie Lebensraum für viele Tiere dar. Nist- und Bruthilfen für Vögel, Aufstellen von Bienenstöcken sowie der Einsatz seltener Hausschafrassen als biologische Rasenmäher tragen darüber hinaus zur Aufwertung städtischer Räume bei.

Der Zeitpunkt, den Umweltschutz im eigenen Haus weiter auszubauen, ist denkbar günstig: In den nächsten Jahren stehen einige Neu- und Umbauten im UBA an. „Wenn wir Baumaßnahmen mit hohen Umweltanforderungen verknüpfen, verringern wir nicht nur unsere Umweltbelastungen, sondern sparen auch deutlich Kosten etwa für Heizenergie“, erläutert Flasbarth. Dass diese Ziele und die Anforderungen nach EMAS auch tatsächlich eingehalten werden, überprüft jährlich ein unabhängiger Umweltgutachter. Nicht nur die Vorbildfunktion wird dadurch gestärkt, auch die fachliche Arbeit profitiert vom Engagement im Umweltmanagement, weiß Flasbarth. „Das Einhalten anspruchsvoller Umweltanforderungen im eigenen Haus schärft den Blick für die Probleme der Praxis und erhöht unser Verständnis für die Adressaten der Umweltpolitik.“

Weitere Informationen und Links:

Die EMAS-Umwelterklärung 2011, die die Zuständigkeiten, Aktivitäten und Ziele des betrieblichen Umweltmanagement im UBA ausführlich beschreibt, finden Sie unter:

http://www.uba.de/uba-info-medien/4241.html

Quelle: Umweltbundesamt

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www.lohnspiegel.de – Bilanz 2011: 300 Berufe im Gehalts-Check – 1,3 Millionen

Rainer Jung
Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

http://www.lohnspiegel.de

Bilanz 2011: 300 Berufe im Gehalts-Check – 1,3 Millionen
Besucher – 19.000 beteiligen sich an Online-Umfrage –

Eine erfolgreiche Bilanz des abgelaufenen Jahres 2011 zieht das Gehaltsportal http://www.lohnspiegel.de, das vom WSI-Tarifarchiv der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird. Es bietet inzwischen Informationen zu tatsächlich gezahlten Löhnen und Gehältern in rund 300 verschiedenen Berufen und Tätigkeiten. Die Zahl der Interessenten ist gestiegen: Die Website verzeichnete im vergangenen Jahr 1,3 Millionen Besucher, das sind mehr als 100.000 im Monat und rund 3.500 am Tag.

Fast 19.000 Besucherinnen und Besucher haben 2011 den Online-Fragebogen zu den Einkommens- und Arbeitsbedingungen ausgefüllt, der die Daten für den kostenlosen Gehalts-Check liefert. Die laufende Online-Erhebung dient der regelmäßigen Aktualisierung und Erweiterung des LohnSpiegels, die auch in diesem Jahr fortgeführt werden soll.
Der Lohnspiegel bietet zurzeit Gehaltsinformationen zu folgenden Bereichen und Berufsgruppen:

Architektur und Raumplanung
Bank- und Finanzberufe
Bauberufe
Büro- und Verwaltung
Callcenter
Chemieberufe
Dienstleistungsberufe
Druckberufe
EDV / IT-Berufe
Elektroberufe
Gebäudereinigung
Gesundheitsberufe
Handel
Handwerksberufe
Hotel, Gaststätten, Tourismus
Ingenieurberufe
Journalistische Berufe
Marketing, Werbung, PR
Medien/Gestaltung
Metallberufe
Nahrungsmittelverarbeitung
Rechtsberufe
Sicherheitsgewerbe
Sozialberufe
Spedition und Lager
Techniker/innen
Transport/Verkehr
Übersetzer/in, Dolmetscher/in
Wirtschaftswissenschaftler/in
Weitere Wissenschaftsberufe

Die Gehalts-Angaben des LohnSpiegels berücksichtigen die bestehenden Unterschiede zwischen Männern und Frauen sowie nach Berufserfahrung, der betrieblichen Position, der Betriebsgröße und der Region (Ost/West). Die Daten sind nicht repräsentativ, liefern aber für viele Berufe verlässliche Orientierungsdaten.

Seit dem Start des Projekts im Jahre 2004 haben sich rund 200.000 Beschäftigte an der Umfrage beteiligt. Das Projekt „LohnSpiegel“ ist Bestandteil des internationalen Wage-Indicator-Netzwerks, an dem Projekte aus über 60 Ländern mit gleicher Zielrichtung beteiligt sind.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Mit Sauerstoff und Licht zu einem Wirkstoff gegen Malaria

Barbara Abrell
Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Artemisinin, der beste Wirkstoff gegen die Malaria-Infektion, dürfte sich künftig preiswerter und in ausreichender Menge für alle Erkrankten erzeugen lassen
Der effektivste Wirkstoff gegen Malaria, Artemisinin, lässt sich jetzt kostengünstig und in großer Menge herstellen. So wird es künftig möglich sein, die 225 Millionen an Malaria erkrankten Menschen in Entwicklungsländern zu erschwinglichen Preisen mit entsprechenden Medikamenten zu versorgen. Forscher des Max-Planck-Instituts für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam und der Freien Universität Berlin haben eine sehr einfache Synthese von Artemisinin entwickelt, das Pharmaunternehmen bislang nur aus Pflanzen gewinnen konnten. Als Ausgangssubstanz verwenden die Chemiker ein Abfallprodukt der derzeitigen Artemisininproduktion, das auch biotechnologisch in Hefe erzeugt werden kann, und verwandeln es in einem einfachen, aber sehr einfallsreichen Ansatz in die wirksame Substanz. Das Verfahren wurde in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins Angewandte Chemie veröffentlicht und am Dienstag vor Medienvertretern in Berlin präsentiert.

Eine wirksame Therapie gegen Malaria gibt es zwar, aber längst nicht für alle der mehr als 200 Millionen Erkrankten weltweit. Millionen von Infizierten können sich das effektive Kombinationspräparat, das als wesentlichen Bestandteil Artemisinin enthält, nicht leisten. Zudem schwankt der Preis für das Medikament, weil diese Substanz aus dem vor allem in China und Vietnam wachsenden Einjährigen Beifuß, lateinisch Artemisia annua, isoliert wird; sie ist also je nach Jahreszeit mehr oder weniger gut verfügbar. Zwar engagieren sich die Bill-und-Melinda-Gates- sowie die William J. Clinton-Stiftung mit mehreren 100 Millionen Dollar im Kampf gegen Malaria, und letztere subventioniert in einigen Ländern auch die Abgabe von Malaria-Medikamenten. Dennoch sterben jährlich mehr als eine Million Menschen an der Krankheit, weil sie keine wirkungsvollen Medikamente erhalten.

Das könnte sich nun ändern. Denn Peter H. Seeberger, Direktor am Max-Planck-Institut in Potsdam und Chemie-Professor an der Freien Universität Berlin, und sein Mitarbeiter François Lévesque haben einen denkbar einfachen Weg gefunden, das chemisch sehr anspruchsvoll gebaute Molekül Artemisinin, das als Malaria-Wirkstoff schon aus der traditionellen chinesischen Medizin bekannt ist, zu synthetisieren. „Somit ist die Produktion des Wirkstoffs nicht länger von der Gewinnung aus Pflanzen abhängig“, sagt Peter Seeberger.

Synthese aus einem Abfallprodukt der Artemisininproduktion

Als Ausgangsstoff verwenden die Chemiker Artemisininsäure – eine Substanz, die bei der Isolierung von Artemisinin aus dem Einjährigen Beifuß als bislang ungenutztes Nebenprodukt anfällt, und zwar in der zehnfachen Menge des Wirkstoffs. Zudem lässt sich Artemisininsäure leicht in gentechnisch veränderter Hefe erzeugen, weil sie eine viel einfachere Struktur besitzt als Artemisinin. „Wir verwandeln die Artemisininsäure in einem einzigen Schritt in Artemisinin“, sagt Peter Seeberger. „Und wir haben dafür eine einfache Apparatur entwickelt, die es erlaubt, große Mengen sehr kontrolliert herzustellen.“ Der einzige bisher bekannte Reaktionsweg erfordere einige Arbeitsschritte, nach denen die Zwischenprodukte immer aufwendig isoliert werden müssten – das sei viel zu teuer, um eine probate Alternative für die Produktion aus Pflanzen zu bieten.

Die Synthese von Artemisinin deutlich zu vereinfachen, setzt nicht nur gutes Gespür für eine elegante Kombination der richtigen Teilreaktionen voraus, damit das Ganze in nur einem Schritt abläuft. Sie erfordert auch eine Portion Mut, denn die Chemiker verließen die Wege, die die Industrie bei der Synthese von pharmazeutischen Wirkstoffen bislang nimmt. Das Molekül verdankt seine Wirkung, die sich nicht nur gegen Malaria richtet, sondern möglicherweise auch gegen andere Infektionen und sogar Brustkrebs, unter anderem einer sehr reaktiven chemischen Gruppe aus zwei benachbarten Sauerstoffatomen – Chemiker sprechen von einem Endoperoxid. Um dieses Strukturelement in die Artemisininsäure einzubauen, bedienen sich Peter Seeberger und François Lévesque der Fotochemie. Dabei bringt UV-Licht Sauerstoff in eine Form, in der er mit Molekülen zu Peroxiden reagieren kann.

Mit 800 Fotoreaktoren sollte sich der weltweite Bedarf decken lassen

„Die Fotochemie stellt ein einfaches und preiswertes Mittel dar, die Pharmaindustrie nutzt sie bislang aber nicht, weil sie sich so schlecht kontrollieren und kaum in großem Maßstab betreiben ließ“, erklärt Peter Seeberger. In die großen Reaktionsgefäße, mit denen Industrieunternehmen arbeiten, dringen Lichtblitze von außen nicht tief genug ein – die reaktive Sauerstoffform entsteht also nicht in ausreichender Menge. Genau dieses Problem lösen die Wissenschaftler mit einem raffinierten Trick: Sie schicken das Reaktionsgemisch mit allen nötigen Zutaten durch einen dünnen Schlauch, den sie um eine Lampe mit ultraviolettem Licht gewickelt haben. In dieser Konstruktion durchdringt das Licht das gesamte Reaktionsmedium und bringt die chemische Umwandlung sehr effizient in Gang.

„Wir betreiben die Synthese nicht als Eintopfreaktion in einem Gefäß, sondern in einem Durchflussreaktor; dies erlaubt es uns, die Reaktionsbedingungen sehr genau einzustellen“, erklärt Peter Seeberger. So fließe aus dem Schlauch nach nur viereinhalb Minuten eine Lösung, in der 40 Prozent der Artemisininsäure zu Artemisinin geworden sei.

„Wir gehen davon aus, dass 800 unserer einfachen Fotoreaktoren reichen, um den weltweiten Bedarf an Artemisinin zu decken“, sagt Peter Seeberger. Und das könnte sehr schnell geschehen. Peter Seeberger schätzt, dass die neuartige Synthese in etwa sechs Monaten in die technische Anwendung gelangen könnte, um den weltweiten Engpass an Artemisinin zu beseitigen und den Preis für entsprechende Medikamente deutlich zu senken.

Kontakt
Prof. Dr. Peter H. Seeberger
Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Potsdam
Telefon: +49 331 567-9301
Fax: +49 331 567-9102
E-Mail: peter.seeberger@mpikg.mpg.de

Originalveröffentlichung:
François Lévesque and Peter H. Seeberger
Continuous-Flow Synthesis of the Anti-Malaria Drug Artemisinin
Angewandte Chemie international edition, 17. Januar 2012; DOI: 10.1002/anie.201107446

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Flexibel, einfach und robust: Die einstufige Feststoffvergärung mit dynamischer Beregnung

Dr. Torsten Gabriel
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.

HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen analysiert das Verfahren jetzt wissenschaftlich
Die Sauter Biogas GmbH hat ein einfaches und wirkungsvolles Biogasverfahren entwickelt, dass sich derzeit in der Markteinführung befindet. Die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK) führt jetzt eine wissenschaftliche Analyse der prozesstechnischen und biologischen Vorgänge, der Ökologie und der Wirtschaftlichkeit durch. Projektpartner sind das Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim und die Sauter Biogas GmbH. Die Wissenschaftler wollen auch den Nachweis erbringen, dass mit dem Verfahren die Gasproduktion bedarfsgerecht gesteuert und so ein Beitrag zur Integration erneuerbarer Energie in den Markt geleistet werden kann.

Gefördert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) über dessen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR).

Bislang existieren sieben Anlagen, die nach dem „Sauter-Verfahren“ arbeiten; einige Praxisanlagen wollen das System nachrüsten. Mit ihm lassen sich faserreiche, relativ trockene und schwer abbaubare Rohstoffe wie Grasschnitt, Festmist, Landschaftspflegematerial bis hin zu verholzten Stoffen vergären. Genau so gut geeignet sind aber auch flüssige Substrate wie Gülle. Das Verfahren ist sehr flexibel. Die Beregnung der Biomasse erfolgt mittels des flüssigen Substrats, das unten aus dem Fermenter entnommen, nach oben gepumpt, dabei erwärmt und mittels beweglicher Düsen gezielt auf die Feststoffschicht appliziert wird. Die Beregnung verhindert die Verfestigung der Feststoffe, transportiert Stoffwechselprodukte und Mikroorganismen und gleicht Stoffkonzentrationen aus. Abgebaute Biomasse wird in gelöster Form oder als feine Partikel durch die Beregnung nach unten transportiert und ausgetragen. Bei Feststoffsuspensionen mit sehr geringem Dichteunterschied und hohem Trockensubstanzgehalt kann dem Austrag eine Fest-/Flüssigtrennung folgen, um Fermenterbrühe zurückzugewinnen. Schwer abbaubare Biomasse verweilt selektiv länger im Fermenter als leicht und rasch abbaubare.

Im Gegensatz zu anderen Feststoffvergärungsverfahren handelt es sich bei dem Sauter-Ansatz um eine kontinuierliche Vergärung, das heißt, die frische ebenso wie die abgebaute Biomasse wird nicht absatzweise, sondern laufend zugeführt und entnommen. Über Verteilung, Druck und Umlaufrate der Besprühung mit der Fermenterbrühe ist es außerdem möglich, die Biogasproduktion nachfragegerecht zu steuern.

Interessant ist das Verfahren vor allem auch wegen seiner Einfachheit. Die Kreiselpumpentechnik ist störungsarm, Einbauten im Fermenter, etwa die bei der Nassvergärung benötigte Rührtechnik, entfallen ganz. Beim Einsatz der Substrate, aber auch bei der Wahl von Behältermaterial und -geometrie, können Bauherren und Betreiber sehr flexibel entscheiden. Dank dieser Eigenschaften ist die Technik nicht zuletzt potenziell gut geeignet für den Export in Schwellen- und Entwicklungsländer.

Im Projekt der HAWK wollen die Forscher an 200 Liter-Versuchsfermentern, die nach dem Sauterschen Verfahren arbeiten, diverse Daten erheben, auswerten sowie in den Kontext zu bestehenden Feststoffvergärungsverfahren stellen.

Ansprechpartner und Informationen zum Projekt stehen auf www.fnr.de im Menü Projekte & Förderung unter den Förderkennzeichen 22015911; 22030611; 22030711 bereit.

Nicole Paul

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
OT Gülzow
Hofplatz 1
18276 Gülzow-Prüzen
Tel.: 03843/69 30-0
Telefax: 03843/69 30-102
e-Mail: info@fnr.de
Internet: http://www.fnr.de

Weitere Informationen:
http://www.fnr.de
http://www.nachwachsenderohstoffe.de/projekte-foerderung/projekte/suche/

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Deutsches Trinkwasser erhält Testnote „sehr gut“

Martin Ittershagen
Pressestelle
Umweltbundesamt (UBA)

Grenzwertüberschreitungen sind bei allen größeren Wasserwerken die Ausnahme. Z.B. Nitrat: Im Grundwasser tritt es z.T. in hohen Konzentrationen auf. Im Trinkwasser werden die Grenzwerte aber nicht mehr überschritten. Auch bei fast allen mikrobiologischen und chemischen Qualitätsanforderungen werden die strengen rechtlichen Vorgaben zu mehr als 99 Prozent eingehalten. Zu diesen Ergebnissen kommt der aktuelle Bericht zur Trinkwasserqualität des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) und des Umweltbundesamtes (UBA). Jochen Flasbarth, UBA-Präsident: „Trinkwasser in Deutschland kann man ohne Bedenken zu sich nehmen. Die qualitativen Eigenschaften bekommen nach wie vor ausschließlich Bestnoten.“
Als Lebensmittel Nummer eins muss Trinkwasser hohen Anforderungen genügen. Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) gibt diese verbindlich vor. Es darf keine Krankheitserreger und Stoffe in gesundheitsschädigenden Konzentrationen enthalten und muss „rein und genusstauglich“ sein.
Bei ein bis drei Prozent der hier erfassten Überwachungsmessungen in den Jahren 2008 bis 2010 kam es zu Grenzwertüberschreitungen. Hierbei handelt es sich um Ausnahmen. Sie gehen auf einzelne Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln zurück oder betreffen coliforme Bakterien. In beiden Fällen stammen die Proben aber nicht aus dem Wasserhahn sondern von Wasserwerken und direkt aus dem Rohrnetz. 99 Prozent aller Trinkwasserproben aus dem Wasserhahn waren in diesen Fällen nicht zu beanstanden. Für Nitrat bestätigen die neuen Daten den bereits in den Jahren davor beobachteten rückläufigen Trend. Während die Grenzwertüberschreitung von Nitrat im Jahr 1999 bei 1,1 Prozent lag, sank sie 2010 auf nahezu null Prozent. Dass auch der Nitratgehalt im Grundwasser oder in Gewässern mit gleicher Tendenz abgenommen hat, lässt sich aus diesem Trend jedoch nicht schließen. Reduziert werden konnte der Nitratgehalt im Trinkwasser vor allem durch weiterreichende Aufbereitungsmaßnahmen sowie durch die Mischung mit weniger belastetem Wasser. Grenzwertüberschreitungen bei Blei kommen dagegen nicht aus dem Wasserwerk, sondern aus bleihaltigen Leitungen und Armaturen, die die allgemein anerkannten Regeln der Technik nicht erfüllen. Das ist auch meist die Ursache, wenn Überschreitungen bei Kupfer, Nickel und Cadmium auftreten.
Kommen Grenzwertüberschreitungen vor, bedeuten sie nicht in jedem Falle eine Gefährdung der Gesundheit. Dies hängt vom jeweiligen Qualitätskriterium ab sowie von der Höhe und Dauer der Überschreitung. So sind zum Beispiel viele coliforme Bakterien für den Menschen nicht infektiös, aber ihr Auftreten im Trinkwasser zeigt eine allgemeine Verschlechterung der Wasserqualität an und damit die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen, um die Ursache zu klären und gegebenenfalls vorbeugende Maßnahme zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung einzuleiten.

Warum ein Bericht zur Trinkwasserqualität?
Die EG-Trinkwasserrichtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten dazu, alle drei Jahre einen Trinkwasserbericht vorzulegen. In Deutschland basiert der Bericht auf den Meldungen der Bundesländer an das BMG und UBA. Berichtspflichtig sind die ca. 2360 Wasserversorgungen (einschließlich des dazugehörigen Leitungsnetzes und der häuslichen Trinkwasser-Installation). Die Wasserversorgungen geben durchschnittlich jeweils mehr als 1000 Kubikmeter Wasser am Tag ab oder beliefern mehr als 5000 Personen. Zusammen verteilen sie etwa vier Milliarden Kubikmeter Trinkwasser an ca. 90 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung.

Weitere Informationen über die Trinkwasserbeschaffenheit im Versorgungsgebiet bekommen Verbraucherinnen und Verbraucher bei dem zuständigen Gesundheitsamt oder dem jeweiligen Wasserversorger.

Weitere Informationen:
http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-medien/4238.html – der dritte Bericht des BMG und UBA über die Trinkwasserqualität in Deutschland (Berichtsjahre 2008 – 2010)
http://bit.ly/xjDkUD – der erste und zweite Bericht des BMG und UBA über die Trinkwasserqualität in Deutschland
http://www.uba.de/uba-info-medien/4083.html – UBA-Ratgeber „Rund um das Trinkwasser“
http://bit.ly/xNzdXK – Flyer „Blei und Trinkwasser“

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Tariflöhne und -gehälter 2011: Trotz höherer Abschlüsse ein reales Minus

Rainer Jung
Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Die Tarifabschlüsse lagen im vergangenen Jahr deutlich über denen des Vorjahres. In einer Reihe von Branchen wurden 2011 Tarifsteigerungen von 3 Prozent und mehr vereinbart. Die Bedeutung der Pauschal- und Einmalzahlungen ging zurück, es wurden vermehrt dauerhafte Tarifanhebungen vereinbart. Rechnet man die Abschlüsse mit ihren unterschiedlichen Laufzeiten auf das Jahr um und berücksichtigt auch die länger laufenden Abschlüsse aus dem Vorjahr, dann ergibt sich insgesamt ein kalenderjährlicher Anstieg der nominalen Tariflöhne und -gehälter 2011 von durchschnittlich 2,0 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die Bilanz der Tarifpolitik des Jahres 2011, die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung heute vorlegt. Die Spannweite reicht von 2,8 Prozent im Bereich Private Dienstleistungen, Organisationen ohne Erwerbszweck bis zu 1,1 Prozent bei den Finanzdienstleistungen (siehe die Grafik in der pdf-Version dieser PM; Link unten)

Diese positive Entwicklung hat sich jedoch nur teilweise auf die Entwicklung der Realeinkommen niedergeschlagen. „Der unerwartet starke Anstieg der Verbraucherpreise hat die Tarifsteigerungen in vielen Branchen wieder aufgezehrt“, sagt Dr. Reinhard Bispinck, Leiter des WSI-Tarifarchivs. Da sich die Verbraucherpreise im vergangenen Jahr um 2,3 Prozent erhöhten, ergibt sich im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt ein realer Rückgang der Tariflöhne und -gehälter um 0,3 Prozent.

Bei den effektiven Bruttoeinkommen fiel der Zuwachs höher aus: Sie sind im vergangenen Jahr nominal je Arbeitnehmer/in um 3,4 Prozent, auf Stundenbasis um 2,8 Prozent gestiegen, preisbereinigt bedeutet dies einen Anstieg um 1,1 Prozent bzw. 0,5 Prozent. Ursache für diese positive Lohndrift sind im Wesentlichen der weitere Rückgang der Kurzarbeit, das gestiegene Überstundenvolumen und nicht tariflich geregelte Bonuszahlungen in manchen Betrieben und Branchen.

Der neutrale Verteilungsspielraum, der sich aus dem Anstieg von Verbraucherpreisen (+2,3 Prozent) und Arbeitsproduktivität (+1,2 Prozent) ergibt, belief sich für 2011 auf 3,5 Prozent.

Insgesamt schlossen die DGB-Gewerkschaften in Deutschland im vergangenen Jahr Lohn- und Gehaltstarifverträge für rund 9,2 Millionen Beschäftigte ab, darunter etwa 7,9 Mio. in den alten und 1,3 Mio. in den neuen Bundesländern. Die Laufzeit der Verträge beträgt durchschnittlich 22,8 Monate und liegt damit nur geringfügig niedriger als im Vorjahr mit 24,3 Monaten. Für weitere 7,4 Mio. Beschäftigte traten im Jahr 2011 Erhöhungen in Kraft, die bereits 2010 oder früher vereinbart worden waren.

In diesem Jahr stehen neben den Verhandlungen im öffentlichen Dienst (Bund, Gemeinden) auch Tarifrunden in der Metall- und Elektroindustrie sowie im Bankgewerbe, in der chemischen Industrie, in der Textil- und Bekleidungsindustrie, im Kfz-Gewerbe, im Hotel- und Gaststättengewerbe und in verschiedenen Bereichen der Ernährungswirtschaft an. Verhandelt wird auch bei großen Unternehmen wie der Deutschen Telekom und bei Volkswagen. Die vorliegenden Tarifforderungen bewegen sich zwischen 5 und 7 Prozent.

Die Ausgangssituation für die Tarifrunde 2012 ist für die Gewerkschaften nach Auffassung des WSI-Tarifexperten ungünstiger als im Vorjahr, denn für dieses Jahr wird allgemein mit einer Stagnation der wirtschaftlichen Entwicklung gerechnet. „Angesichts der absehbaren Abschwächung des Exports kommt jedoch einer Stärkung der Binnennachfrage in diesem Jahr eine besondere Bedeutung zu“, sagt WSI-Tarifexperte Bispinck. „Die Tarifpolitik hat deswegen nicht nur eine verteilungspolitische, sondern auch eine große konjunkturpolitische Verantwortung.“

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2012_01_20.pdf – Die PM mit Grafik und Ansprechpartnern
http://www.boeckler.de/pdf/p_ta_jb_2011.pdf – Der Tarifpolitische Jahresbericht 2011

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Apps für die tägliche Arbeit

Spiele, Emails und Internetzugang jederzeit dabei – Smartphones ziehen die Informationskultur noch ein wenig mehr in den Alltag. Auch Firmen und Arbeitgeber setzen mit gezielt entwickelten Apps zunehmend auf die mobilen Begleiter. So sollen sie künftig etwa Landwirte bei der Ernte oder Geschäftsreisende unterwegs unterstützen. Auf der Cebit 2012 (6. bis 10.3.) in Halle 9, Stand E08 stellen die Forscher die neuen Apps vor.

Steht die Aussaat an oder sind Spargel und Weizen bereit zur Ernte, zeigen Landwirte und Lohnunternehmer Managerqualitäten: Sie koordinieren zahlreiche Arbeiter und Maschinen, stellen sicher, dass die Maschinen ausgelastet sind und sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Bislang erhalten die Arbeiter ihre Anweisungen meist auf Zetteln – je nach Größe des Betriebs arbeitet ein Helfer täglich auf bis zu 10 Feldern. Ändert sich kurzfristig der Plan, ruft der Landwirt die Arbeiter auf dem Handy an.

Künftig sollen Smartphones auf den Äckern Einzug halten und Landwirten wie Lohnunternehmern die Arbeit erleichtern: Am Computer oder am mobilen Tablet geben sie ihre Arbeitsanweisungen ein, die Erntehelfer auf einer eigens dafür entwickelten App auf ihrem Smartphone erhalten. Die Vorteile: Die Anweisungen lassen sich jederzeit an die aktuelle Situation anpassen. Zudem können die Angestellten ihre Arbeit mit der App besser dokumentieren, beispielsweise mit einigen »Touchs« belegen, wann sie auf welchem Feld mit welcher Aufgabe begonnen haben, und angeben, wo und warum es zu Verzögerungen kam.

Die Forscher am Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE in Kaiserslautern haben die App in einem Projekt mit ihrem strategischen Partner John Deere entwickelt. »Dazu analysierten wir zunächst die Arbeitsabläufe auf dem Feld«, sagt Ralf Carbon, Leiter vom Forschungsbereich »Business goes mobile« am IESE. Wie groß sind die bearbeiteten Felder, wie lange brauchen die Arbeiter dafür, welches Saatgut und Bekämpfungsmittel verwenden sie? Welche technologischen Leistungen übernehmen die Erntemaschinen? Wo lassen sich mobile Geräte nutzbringend einsetzen?

Die Herausforderung für die Wissenschaftler lag vor allem darin, die App möglichst anwenderfreundlich zu gestalten. »Dazu haben wir die Endnutzer – also Landwirte, Lohnunternehmer und Arbeiter – frühzeitig mit einbezogen. Sie haben die App zu verschiedenen Zeitpunkten getestet, so dass wir sie an ihre Bedürfnisse anpassen konnten«, erläutert Carbon. Auf der Cebit vom 6. bis 10. März 2012 in Hannover
präsentieren die Forscher in Halle 9, Stand E08 den Prototypen der App – als ein Beispiel dafür, wie sie Unternehmen bei der Entwicklung von Apps unterstützen können.

Eine weitere neu entwickelte App, die die Wissenschaftler auf der Cebit vorstellen, soll die Abrechnung von Dienstreisen erleichtern. Bislang muss der Reisende entweder ein gutes Gedächtnis haben und sich merken, wann er wo angekommen und abgefahren ist und wie lange er auf der jeweiligen Dienstreise gearbeitet hat, oder er muss sich diese Eckdaten per Hand notieren. Künftig ist das einfacher: Kommt der Reisende am Dienstort an, reicht ein »Touch« auf der entsprechenden App, und das Smartphone speichert Datum, Uhrzeit und Ort – und ordnet diese Daten der entsprechenden Dienstreise zu. Künftig soll das gar automatisch geschehen: Über den Dienstreiseantrag kennt die App das Ziel der Dienstreise. Kommt der Reisende dort an, registriert das Smartphone dies über GPS und macht einen Vorschlag, der nur noch bestätigt werden muss. Gerade bei langen Dienstreisen ist es im Nachhinein oft mühsam, Quittungen von öffentlichen Verkehrsmitteln oder Taxis der entsprechenden Fahrt zuzuordnen. Fotografiert man diese jedoch, ordnet die App die Fotos automatisch zu und erleichtert so die Abrechnung.

Auch Auslandsreisen werden erleichtert: Muss man sich bei einer Reise in die USA etwa notieren, wann man die Grenzkontrolle überschritten hat, registriert das Smartphone über die neue App, wann es nach dem Landen des Flugzeugs wieder eingeschaltet wurde – also die Ankunftszeit – und speichert die entsprechenden Daten ab.

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft

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BDEW veröffentlicht Stromzahlen 2011 – Herausforderungen für 2012:

Wachstum der Erneuerbaren erhöht Handlungsdruck

Stromverbrauch blieb im Jahr 2011 stabil – Stromerzeugung ging zurück / Müller: Hohe Nutzung der Marktprämie ist erfreulich, aber nicht erstaunlich

Der Stromverbrauch in Deutschland ist im Jahr 2011 stabil geblieben. Die Stromerzeugung ging im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück. Das geht aus ersten Schätzungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) für das Jahr 2011 hervor. Der positive Trend beim Ausbau der Erneuerbaren Energien hat sich im vergangenen Jahr fortgesetzt: Der Dezember 2011 war mit einer Produktion von rund 8,5 Milliarden Kilowattstunden aus Windenergieanlagen der erfolgreichste Windmonat seit diese Technologie zur Erzeugung von Strom in Deutschland eingesetzt wird. Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung betrug nach BDEW-Angaben 2011 gut 20 Prozent. „Das starke Wachstum der Erneuerbaren Energien ist erfreulich, erhöht aber gleichzeitig auch den Handlungsdruck für den Netzausbau, die Übernahme von Systemverantwortung und die Marktintegration der Erneuerbaren. Der Blick auf rein quantitative Ausbauerfolge reicht nicht mehr aus. Die Erneuerbaren Energien müssen Systemverantwortung übernehmen. Die zum Jahresbeginn eingeführte Marktprämie ist ein erster, richtiger Schritt“, betonte Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Die gute Windsituation im Dezember hatte auch ihre Schattenseiten für den Netzbetrieb. Während die Winderzeugung im Norden Deutschlands auf hohem Niveau war, kam die Systemstabilität im Süden Deutschlands in Bedrängnis. So musste Deutschland am 8. und 9. Dezember 2011 zum ersten Mal auf Kapazitäten von österreichischen Reservekraftwerken zurückgreifen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. „Viel Wind im Norden, ausgelastete Netze in der Mitte und ein Erzeugungsengpass im Süden Deutschlands führten dazu, dass Reservekapazitäten von Gas- und Ölkraftwerken aus Österreich genutzt werden mussten, um die Nachfrage zu bedienen. Das kann dauerhaft nicht im Sinne der Energiewende sein. An diesem Beispiel zeigt sich ganz konkret, wie dringend notwendig ein schnellerer Netzausbau in Deutschland ist“, erklärte Hildegard Müller.

Auch die Kosten, die mit dem Ausbau der Erneuerbaren verbunden sind, steigen nach BDEW-Schätzungen im Jahr 2012 auf über 14 Milliarden Euro und müssten im Auge behalten werden. Müller: „Die Erneuerbaren Energien selber müssen in Zukunft nicht nur aus Kostengesichtspunkten stärker auf Marktsignale reagieren. Mit dem Prinzip ‚produce and forget‘ – also der Stromerzeugung, wann immer sie möglich ist, und nicht, wenn der Strom gebraucht wird – ist das Ziel eines tragfähigen Energieversorgungssystems auf Basis der Erneuerbaren nicht zu erreichen. Hier kann die so genannte optionale Marktprämie, die zum 1. Januar eingeführt wurde, einen sinnvollen Beitrag leisten.“

Mit der optionalen Marktprämie werden Anreize für eine bedarfsgerechte und marktorientierte Erzeugung in das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) integriert. Der Betreiber einer Anlage zur regenerativen Stromerzeugung kann monatlich entscheiden, ob er sich den Strom über das EEG vergüten lässt oder diesen Strom selbst an der Börse vermarktet. Für den Monat Januar 2012 haben mehr Betreiber von Windenergien-Anlagen als je zuvor angekündigt, ihren erneuerbaren Strom – jetzt im Rahmen der optionalen Marktprämie – direkt an der Börse zu verkaufen. „Die hohen Anmeldezahlen zur Direktvermarktung von Windstrom im Januar sind sehr erfreulich, aber nicht überraschend. Diese Zahlen für die Windenergieanlagen an Land liegen noch im Bereich der Erwartungen. Hier wurde bei Berechnungen im Vorfeld der EEG-Novelle eine Vermarktungsquote von 40 Prozent erwartet, die nun mit 43 Prozent im Januar ziemlich genau erfüllt wird“, erläuterte die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

„Im Übrigen kann jetzt auch nicht die Rede von angeblich überbordenden Mitnahmeeffekten bei der so genannten „Managementprämie“ sein, die Teil der Marktprämie ist. Die Managementprämie wird entsprechend der gesetzlichen Vorgaben richtigerweise schrittweise abgebaut. Zudem waren diese Kosten, die nun direkt bei den Anlagenbetreibern zur Vermarktung anfallen, bislang bei den Übertragungsnetzbetreibern angesiedelt. Und natürlich soll dieses System auch einen Anreiz zur Vermarktung geben, sonst würden alle Betreiber im EEG bleiben und sich nicht in den Markt begeben. Das ist der Sinn der Marktprämie“, so Müller.

Müller machte weiter deutlich, dass der BDEW die Entwicklung der Markprämie beobachten und gegebenenfalls Anpassungsvorschläge unterbreiten werde, um ungewollte Mehrkosten zu vermeiden. Elf Tage nach Einführung dieser neuen Marktprämie sei es jedoch für eine Prognose zur weiteren Entwicklung und Bewertung der Maßnahmen deutlich zu früh. Hier müsste eine detaillierte Untersuchung der anfallenden Kosten erfolgen sowie die Erfahrungen und Entscheidungen der Anlagenbetreiber in den nächsten Monaten dieses Jahres erst einmal abgewartet werden. Der Gesetzgeber habe das System so ausgestaltet, dass es je nach den Entwicklungen angepasst werden könne. Müller: „Der BDEW hat immer deutlich gemacht, dass dies ein lernendes System sein muss.“

Der BDEW geht nach vorläufigen Schätzungen für 2011 davon aus, dass der Stromverbrauch in Deutschland mit rund 607 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) stabil geblieben ist (2010: 610 Mrd. kWh). Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen leichten Rückgang von voraussichtlich rund 0,5 Prozent. Der Branchenverband begründet diese Entwicklung mit der im Vergleich mit anderen Ländern guten Konjunkturlage in Deutschland. Außerdem habe der nicht sehr heiße Sommer und milde Winter in 2011 dämpfend für den Verbrauch gewirkt.

Die Stromerzeugung ging nach BDEW-Schätzungen im Vergleich zum Vorjahr auf 612 Mrd. kWh (2010: 628) zurück. Dies bedeutet ein Minus von rund 2,5 Prozent. Dies sei ebenfalls witterungsbedingt auf einen insgesamt niedrigeren Strombedarf und auf einen Rückgang der Stromausfuhren zurückzuführen, teilte der BDEW mit.

Weitere Anlagen und Materialien hierzu finden Sie weiter unten unter dem weiterführenden Link.

Zur Meldung auf bdew.de:
http://www.bdew.de/internet.nsf/id/ED0D0A65EFFD005FC12579820038309B?open&WT.mc_id=Pressemeldung-20120111

Quelle: BDEW

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Deutsches Trinkwasser erhält Testnote „sehr gut“

Grenzwertüberschreitungen bleiben seltene Einzelfälle

Grenzwertüberschreitungen sind bei allen größeren Wasserwerken die Ausnahme. Beispiel Nitrat: Im Grundwasser tritt es teilweise in hohen Konzentrationen auf. Im Trinkwasser werden die Grenzwerte aber nicht mehr überschritten. Auch bei fast allen mikrobiologischen und chemischen Qualitätsanforderungen werden die strengen rechtlichen Vorgaben zu mehr als 99 Prozent eingehalten. Zu diesen Ergebnissen kommt der aktuelle Bericht zur Trinkwasserqualität des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) und des Umweltbundesamtes (UBA). Der Bericht wertet die Jahre 2008 bis 2010 aus. Er basiert auf den Meldungen der Bundesländer an das BMG und das UBA. Jochen Flasbarth, UBA-Präsident: „Trinkwasser in Deutschland kann man ohne Bedenken zu sich nehmen. Die qualitativen Eigenschaften bekommen nach wie vor ausschließlich Bestnoten.“

Als Lebensmittel Nummer eins muss Trinkwasser hohen Anforderungen genügen. Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) gibt diese verbindlich vor. Es darf keine Krankheitserreger und Stoffe in gesundheitsschädigenden Konzentrationen enthalten und muss „rein und genusstauglich“ sein.

Bei ein bis drei Prozent der hier erfassten Überwachungsmessungen in den Jahren 2008 bis 2010 kam es zu Grenzwertüberschreitungen. Hierbei handelt es sich um Ausnahmen. Sie gehen auf einzelne Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln zurück oder betreffen coliforme Bakterien. In beiden Fällen stammen die Proben aber nicht aus dem Wasserhahn sondern von Wasserwerken und direkt aus dem Rohrnetz. 99 Prozent aller Trinkwasserproben aus dem Wasserhahn waren in diesen Fällen nicht zu beanstanden. Für Nitrat bestätigen die neuen Daten den bereits in den Jahren davor beobachteten rückläufigen Trend. Während die Grenzwertüberschreitung von Nitrat im Jahr 1999 bei 1,1 Prozent lag, sank sie 2010 auf nahezu null Prozent. Dass auch der Nitratgehalt im Grundwasser oder in Gewässern mit gleicher Tendenz abgenommen hat, lässt sich aus diesem Trend jedoch nicht schließen. Reduziert werden konnte der Nitratgehalt im Trinkwasser vor allem durch weiterreichende Aufbereitungsmaßnahmen sowie durch die Mischung mit weniger belastetem Wasser. Grenzwertüberschreitungen bei Blei kommen dagegen nicht aus dem Wasserwerk, sondern aus bleihaltigen Leitungen und Armaturen, die die allgemein anerkannten Regeln der Technik nicht erfüllen. Das ist auch meist die Ursache, wenn Überschreitungen bei Kupfer, Nickel und Cadmium auftreten.

Kommen Grenzwertüberschreitungen vor, bedeuten sie nicht in jedem Falle eine Gefährdung der Gesundheit. Dies hängt vom jeweiligen Qualitätskriterium ab sowie von der Höhe und Dauer der Überschreitung. So sind zum Beispiel viele coliforme Bakterien für den Menschen nicht infektiös, aber ihr Auftreten im Trinkwasser zeigt eine allgemeine Verschlechterung der Wasserqualität an und damit die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen, um die Ursache zu klären und gegebenenfalls vorbeugende Maßnahme zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung einzuleiten.

Weitere Informationen und Links:

Warum ein Bericht zur Trinkwasserqualität?
Die EG-Trinkwasserrichtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten dazu, alle drei Jahre einen Trinkwasserbericht vorzulegen. In Deutschland basiert der Bericht auf den Meldungen der Bundesländer an das BMG und UBA. Berichtspflichtig sind die ca. 2360 Wasserversorgungen (einschließlich des dazugehörigen Leitungsnetzes und der häuslichen Trinkwasser-Installation). Die Wasserversorgungen geben durchschnittlich jeweils mehr als 1000 Kubikmeter Wasser am Tag ab oder beliefern mehr als 5000 Personen. Zusammen verteilen sie etwa vier Milliarden Kubikmeter Trinkwasser an ca. 90 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung.

Der dritte Bericht des BMG und UBA über die Trinkwasserqualität in Deutschland (Berichtsjahre 2008 – 2010): http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-medien/4238.html

Der erste und zweite Bericht des BMG und UBA über die Trinkwasserqualität in Deutschland: http://bit.ly/xjDkUD

Allgemeine Hinweise zum Thema Trinkwasser

UBA-Ratgeber „Rund um das Trinkwasser“:http://www.uba.de/uba-info-medien/4083.html

Flyer „Blei und Trinkwasser“: http://bit.ly/xNzdXK

Quelle: Umweltbundesamt

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Röttgen: Minderung der Treibhausgasemissionen ein großer Erfolg

Treibhausgasemissionen 25 Prozent unter dem Niveau von 1990

Auch in der Phase wirtschaftlicher Erholung im Jahr 2010 konnte Deutschland seine Verpflichtungen aus dem Kyoto-Protokoll erfüllen. Gegenüber dem Basisjahr 1990 sind die Treibhausgasemissionen Deutschlands im Jahr 2010 fast 25 Prozent zurückgegangen. Das entspricht einem Rückgang von mehr als 295 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. „Die Erfolge Deutschlands beim Klimaschutz sind auch im internationalen und europäischen Vergleich beispielhaft. Wir zeigen, dass Wirtschaftswachstum und Klimaschutz Hand in Hand gehen können. Wir wollen auf diesem Weg weiter voran schreiten und eine Verminderung der Treibhausgase um 40 Prozent bis zum Jahr 2020 erreichen. Knapp zwei Drittel des Wegs haben wir bereits geschafft und wir können feststellen, dass von unserer Klimaschutzpolitik gleichzeitig kräftige Impulse für Wirtschaftswachstum, Innovation und Beschäftigung ausgehen“, sagte Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen.

Die detaillierten Daten für das Jahr 2010 gehen aus dem vom Umweltbundesamt (UBA) erstellten Nationalen Inventarbericht 2012 hervor, den Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt jetzt veröffentlicht haben. Nach dem Kyoto-Protokoll hat sich Deutschland verpflichtet, seine Treibhausgasemissionen im Zeitraum 2008-2012 um 21 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken. Gegenüber dem Krisenjahr 2009 stiegen die Emissionen zwar aufgrund der wirtschaftlichen Erholung wieder leicht um 2,7 Prozent an, die Emissionen lagen 2010 aber immer noch um etwa 4 Prozent unter denen des Vorkrisenjahres 2008.

Im Jahr 2010 war die Freisetzung von Kohlendioxid mit einem Anteil von 87,4 Prozent Hauptverursacher der Treibhausgasemissionen. Diese stammten größtenteils aus der Verbrennung fossiler Energieträger, deren Verbrauch in Folge der wirtschaftlichen Erholung wieder leicht gestiegen ist. Demgegenüber steht ein überdurchschnittlicher Rückgang der Emissionen der anderen Treibhausgase.

Der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth sagte: „Deutschland zeigt, dass die Kyoto-Verpflichtungen umsetzbar sind. Ich bin zuversichtlich, dass wir den Weg der Treibhausgasminderung erfolgreich weiter gehen können, wenn wir Energieeffizienz und erneuerbare Energien beherzt voranbringen.“

Weitere Informationen und Links:
Weiter Informationen finden Sie um Internet unter www.bmu.de oder www.uba.de.

Eine Grafik zur Darstellung der Treibhausgasemissionsentwicklung finden Sie unter:

http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/2012/pdf/pd12-002_treibhausgasemissionen_grafiken.pdf.

Der Nationale Inventarbericht zum Download:

http://cdr.eionet.europa.eu/de/eu/ghgmm/envtw7blw/2012_01_12_NIR_2012_EU-Submission_deutsch.pdf/manage_document.

Quelle: Umweltbunesamt

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BioBoost – Auftrieb für Energie aus Biomasse

Monika Landgraf
Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Restbiomasse in Energieträger zur Herstellung von hochwertigen und motorenverträglichen Kraftstoffen und Chemikalien sowie zur Strom- und Wärmeerzeugung umzuwandeln, ist Ziel von „BioBoost“. Das am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) koordinierte Projekt, an dem sechs Forschungseinrichtungen und sieben Industriepartner aus ganz Europa beteiligt sind, startet Anfang 2012. Die Forschung in BioBoost ergänzt das bioliq®-Konzept des KIT, das darauf abzielt, aus biogenen Reststoffen, wie beispielsweise Stroh, Designerkraftstoffe für Diesel- und Ottomotoren herzustellen.
Europa setzt auf Energie aus Restbiomasse: Unter zahlreichen Anträgen wurde BioBoost als eines von nur zwei Projekten im Bereich der Entwicklung von neuen Energieträgern zur Förderung im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm ausgewählt. BioBoost ist auf eine Laufzeit von dreieinhalb Jahren angelegt und wird von der EU mit insgesamt fast 5,1 Millionen Euro gefördert; die Fördersumme für das KIT beträgt knapp eine Million Euro. „Durch einen deutlich erweiterten Zugang zu nutzbaren Reststoffen und ein breites Nutzungsspektrum der Energieträger passt dieses Vorhaben hervorragend zu unserem Karlsruher bioliq®-Projekt. Beide profitieren voneinenader in idealer Weise“, erklärt BioBoost-Projektkoordinator Dr. Ralph Stahl vom Institut für Katalyseforschung und -Technologie (IKFT) des KIT.

Bei BioBoost geht es darum, verschiedene energiereiche Zwischenprodukte aus biogenen Reststoffen herzustellen und mit Blick auf ihre Nutzbarkeit, beispielsweise im bioliq®-Prozess, zu testen und zu bewerten. Neben der Gewinnung von BioSynCrude® durch Schnellpyrolyse, wie dies im bioliq®-Prozess der Fall ist, werden bei BioBoost auch andere Zwischenprodukte hergestellt, optimiert und bewertet. Darüber hinaus geht es bei BioBoost darum, die Wirtschaftlichkeit des gesamten Prozesses zu analysieren, die Logistikketten zu optimieren, sowie die Umweltverträglichkeit zu untersuchen, um die Effizienz der Biomasse- und Reststoffnutzung künftig noch wesentlich zu verbessern.

Das Verfahren besteht aus mehreren Schritten: Der erste Schritt dient der Energieverdichtung, da die Restbiomasse, beispielsweise Stroh, räumlich weit verteilt anfällt und einen niedrigen Energiegehalt aufweist. In dezentralen Anlagen werden die biogenen Reststoffe durch Pyrolyse oder Karbonisierung in Koks und Öl umgewandelt. Diese Produkte werden zu energiereichen Zwischenprodukten gemischt, die bis zu 90 Prozent der in der Biomasse gespeicherten Energie enthalten. Sie lassen sich wirtschaftlich zur Weiterverarbeitung an einen zentralen Standort transportieren. Dort erfolgt im zweiten Schritt die großtechnische Nutzung der Energieträger. Neben der Herstellung von maßgeschneiderten Kraftstoffen wie Diesel, Benzin oder Flugkerosin untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschafter in BioBoost auch die Gewinnung von Chemikalien wie Methanol, Ethylen und Propylen bis hin zu Kunststoffen. Auch die Erzeugung von Strom und Wärme aus dem energiereichen Zwischenprodukt ist Thema des Projekts.

In der Energieforschung ist das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) eine der europaweit führenden Einrichtungen: Das KIT-Zentrum Energie vereint grundlegende und angewandte Forschung zu allen relevanten Energieformen für Industrie, Haushalt, Dienstleistungen und Mobilität. In die ganzheitliche Betrachtung des Energiekreislaufs sind Umwandlungsprozesse und Energieeffizienz mit einbezogen. Das KIT-Zentrum Energie verbindet exzellente technik- und naturwissenschaftliche Kompetenzen mit wirtschafts-, geistes- und sozialwissenschaftlichem sowie rechtswissenschaftlichem Fachwissen. Die Arbeit des KIT-Zentrums Energie gliedert sich in sieben Topics: Energieumwandlung, erneuerbare Energien, Energiespeicherung und Energieverteilung, effiziente Energienutzung, Fusionstechnologie, Kernenergie und Sicherheit sowie Energiesystemanalyse.

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts nach den Gesetzen des Landes Baden-Württemberg. Es nimmt sowohl die Mission einer Universität als auch die Mission eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft wahr. Das KIT verfolgt seine Aufgaben im Wissensdreieck Forschung – Lehre – Innovation.

Anhang
BioBoost – Auftrieb für Energie aus Biomasse
http://idw-online.de/de/attachment14435

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Aachener Verfahren revolutionieren die Kanalsanierung

Thomas von Salzen
Pressestelle
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

RWTH-Institut entwickelt seit 25 Jahren kostengünstige, zeitsparende und praktikable Lösungen zum Rohrleitungbau
„Inzwischen kann sich jeder Immobilienbesitzer eine Kanalsanierung oder -erneuerung leisten.“ Dr.-Ing. Joachim Beyert vom Institut für Baumaschinen und Baubetrieb (ibb) der RWTH Aachen weiß wovon er spricht. Das ibb hat als einziges deutsches Hochschulinstitut in den letzten 25 Jahren zahlreiche Verfahren zur kostengünstigen Sanierung von Kanälen und Hausanschlüssen entwickelt und über Firmenausgründungen in die Praxis überführt. Den zahlreichen Innovationen ist eins gemeinsam: Es werden keine Gräben aufgeworfen, keine Vorgärten umgegraben, keine Erdschollen bewegt – die Kanalsanierung nach Aachener Muster geschieht unterirdisch. Damit ist sie preiswerter und sauberer als herkömmliche Verfahren.

„Als vor über zwei Jahrzehnten der vielfach erneuerungsbedürftige Zustand der Abwasserkanäle in den Blick der Forschung geriet, begannen wir mit namhaften Firmen Methoden der Überprüfung und Sanierung zu entwickeln“, erinnert sich Dr. Beyert. Als Microtunneling bezeichnet man heute die Bohrtechnik, mit der damals begonnen wurde, Abwasserkanäle und Hausanschlüssen unterirdisch zu verlegen. Heute ist man dabei bei großen Querschnitten angelangt, wie sie zum Beispiel beim Umbau des Emschersystems von einem offenen Abwassersammler zu einem unterirdischen Abwassersystem benötigt werden.

Oft sind die Rohrleitungen aber noch intakt, nur die Rohrverbindungen defekt, sodass Abwasser austritt oder Grundwasser eintritt. Auch für diesen Fall haben die Aachener Bauingenieure ein Patentrezept entwickelt: Im Rahmen eines Projekts des NRW-Umweltministeriums entstand eine Methode, bei der die undichten Stellen mittels eines mineralischen Mörtels abgedichtet werden. Die Sanierung kommunaler Abwassernetze gestaltet sich damit erheblich preisgünstiger. Wenn zum Beispiel beim Kölner Kanalnetz mit einer Länge von 2.300 Kilometern alte Leitungen statt kostspielig erneuert, auf diese Weise kostengünstig repariert würden, lassen sich leicht Millionenbeträge einsparen.

Um wesentlich kleinere Größenordnungen geht es, wenn Hausanschlüsse defekt sind, hier aber trifft es den Eigentümer direkt. Statt einer neuen Rohrleitung können so genannte Schlauchliner eingebracht werden. Dabei handelt es sich um flexible Faserverbundleitungen, die die vorhandene Kanalisation auskleiden. Beim Schlauchrelining wird ein mit Kunstharz getränkter Faserschlauch in den Hausanschluss eingebracht und mit Druckluft bis zum Kanal vorgetrieben. Dann wird das Kunstharz ausgehärtet. Nur bei sorgfältiger Ausführung vor Ort erfüllt das Rohr im Rohr die entsprechenden Qualitätsanforderungen. Die Kosten liegen bei rund 250 bis 300 Euro pro Meter plus Baustelleneinrichtungskosten.

Kostengünstiger ist das jüngste Verfahren des Instituts für Baumaschinen und Baubetrieb. Hier wird ein vorgefertigtes, flexibles Kunststoffrohr mit 140 Millimeter Außendurchmesser, das damit in die herkömmlichen Abflussleitungen der Hausanschlüsse passt, eingebaut. Mit Hilfe einer Erdrakete – einem zylindrischen Stahlkörper mit Schlaghammer an der Spitze – wird das Kunststoffrohr vom Revisionsschacht bis zum Kanal vorgetrieben. Dieses Verfahren erweist sich als noch sicherer, zeitsparender und praktischer. Abhängig von der Länge des Hausanschlusses liegt der Finanzaufwand für diese Kanalsanierung bei 150 bis 200 Euro pro Meter plus Baustelleneinrichtungskosten. Im Eifeldorf Lammerdorf werden vom ibb derzeit 400 Grundstücksentwässerungsanlagen und die dazugehörigen Kanäle in einem ersten Schritt untersucht mit dem Ziel, im kommenden Jahr die erforderlichen Sanierungen mit diesen neuentwickelten Verfahren vorzunehmen. „Unsere Forschung verfügt insofern über einen extrem hohen Praxisbezug mit positiven Auswirkungen auf die Umwelt und den Geldbeutel der Betroffenen“, fasst Dr.-Ing. Joachim Beyert zusammen.

Toni Wimmer

Weitere Informationen erhalten Sie bei
Dr.-Ing. Joachim Beyert, Akademischer Direktor
Lehrstuhl für Baumaschinen und Baubetrieb (Ibb) der RWTH Aachen
Mies-van-der-Rohe-Straße 1
52074 Aachen
Tel.: 0241/80-251-46 oder -40
Fax: 0241/80-22290
mailto:beyert@ibb.rwth-aachen.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Hautscanner zeigt wirkungsvoll den Einfluss von Ernährung und Lebensstil auf die Gesundheit

Iris von Borcke
Marketing und Kommunikation
OptecNet Deutschland e. V.

Über einen Zeitraum von mehreren Monaten hinweg wurde die Konzentration schützender Antioxidantien bei 50 Schülern einer Kasseler Oberschule gemessen. Informationen rund um das Thema gesunder Lebensstil und gemeinsames Mittagessen waren ebenso Inhalt des vom OptecNet im Rahmen der Innovationsliga beauftragten Projektes, wie das eigenständige Bedienen des neuartigen Messgerätes. Die mittels dieses Hautsensors erzielten Ergebnisse wurden jetzt in der Berliner Charité präsentiert.
„Dieser Hautscanner zeigt die Auswirkungen dessen, was wir Tage zuvor getan haben“, erklärt Verfahrensentwickler Professor Jürgen Lademann von der Berliner Charité und bringt gute Zahlen mit: Die Antioxidantien-Werte der getesteten Gymnasiasten haben sich während des Schulprojektes deutlich verbessert. Und es zeigte sich: Wer auf gesunde Ernährung achtet und sich viel bewegt, wird mit Wohlbefinden und einem guten Hautwert belohnt; hingegen lassen durchfeierte Nächte, ein Zuviel an Alkohol oder Nikotin die auf einer Werteskala von eins bis zehn vergebenen Noten in den Keller sinken. So waren die Schüler zunächst überrascht, wie deutlich das Ergebnis ihre aktuelle Lebensweise widerspiegelte und sodann entsprechend motiviert, die Werte zu steigern.

Der von der Kasseler Firma Opsolution NanoPhotonics hergestellte Sensor in der Größe einer Computer-Maus sendet Licht in die Haut, von dem ein Teil ans Messgerät zurück gestreut wird. Diese Rückstreuung enthält wertvolle Informationen, die wie ein Fingerabdruck den Lebensstil und die Stressfaktoren der Testperson beschreiben. Dieses Gesundheitsscreening hatte Felix, einer von 50 Probanden der Elisabeth-Knipping-Schule in Kassel, bereits anlässlich der Laser Messe im vergangenen Mai in München demonstriert. Es sei eine gute Erfahrung gewesen, so der 19-Jährige, die neuen Technologien auch praktisch anzuwenden.

„Neben dem wichtigen Aspekt der Gesundheit der jungen Menschen ist es unser Ziel, nachhaltig die Optischen Technologien ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken und den Wissensdurst der Jugendlichen anzuregen“, betont OptecNet-Projektleiter Dr. Hans-Jürgen Hartmann und begründet damit die Unterstützung des Projektes im Rahmen der Innovationsliga, einer Initiative unter der Schirmherrschaft der Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan. Im Fokus steht die Förderung einer stärkeren Vernetzung von Schulen mit Einrichtungen aus Wirtschaft und Wissenschaft, um den wissenschaftlichen Nachwuchs für die zukunftsträchtigen Optischen Technologien zu begeistern.

OptecNet Deutschland e.V. ist der Zusammenschluss der neun regionalen Kompetenznetze Optische Technologien HansePhotonik, OpTecBB, PhotonicNet, OpTech-Net, PhotonAix, OptoNet, Optence, Photonics BW sowie bayern photonics und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Kompetenznetze vereinen bundesweit rund 500 Mitglieder aus Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Beratung und Finanzen. Das gemeinsame Ziel ist die nachhaltige Weiterentwicklung der Optischen Technologien in Deutschland.

Weitere Informationen:
http://www.charite.de/charite/presse/pressemitteilungen/artikel/detail/hautscan_…
http://www.optecnet.de/news/nachrichten/2012/mit-licht-dem-junkfood-alkohol-und-…
http://www.expedition-licht.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Abfallentsorgung wird klimafreundlicher – Mikroorganismen fressen das Treibhausgas Methan

Jörg Feuck
Kommunikation
Technische Universität Darmstadt

Kohlendioxid ist zum Synonym für den Klimawandel geworden, über das 25 Mal treibhauswirksamere Methan wird hingegen selten gesprochen. Nach der Landwirtschaft sind Abfalldeponien die größte von Menschen produzierte Methanquelle. Eine Biologin der TU Darmstadt hat in einem Verbundprojekt einen Weg gefunden, solche Methanemissionen aus Deponien drastisch zu reduzieren.
„Bei Deponieabschluss werden Erdmaterialien zum Schutz vor Emissionen aufgebracht, in denen sich dann auf ganz natürliche Art Methan konsumierende Bakterien ansiedeln. Allerdings werden Deponien üblicherweise mit den Materialien abgedeckt, die vor Ort eben zur Verfügung stehen, ohne ihre Eignung für den Methanabbau zu überprüfen“, moniert Sonja Bohn vom Fachgebiet Abfalltechnik der TU Darmstadt. Die Biologin hat im Rahmen des Verbundprojektes MiMethox erstmals untersucht, wie man die Bakterien bei ihrer Fresstätigkeit unterstützen kann. „Indem wir angepasste Abdeckschichten mit den jeweils optimalen Materialmischungen verwenden, können wir den Methanabbau durch Bakterien im besten Fall auf 100 Prozent steigern“, berichtet die Biologin.

Die richtige Mischung macht’s

Welche Materialien sich hierfür optimal eignen und wie der Aufbau aussehen sollte, hat das MiMethox-Team erforscht. Die Ergebnisse der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Versuche werden im kommenden Jahr in zwei Leitfäden veröffentlicht, die dann den Deponiebetreibern für ihre Arbeit zur Verfügung stehen werden.

Während die Verbundpartner der Universität Hamburg und der TU Hamburg-Harburg sowie das Ingenieurbüro melchior + wittpohl die Gegebenheiten an stillgelegten Altdeponien in Norddeutschland charakterisiert haben, hat die Darmstädter Biologin ihre Untersuchungen auf einer modernen Deponie durchgeführt, auf der vorbehandelte Abfälle aus Haushalten und Kleinindustrien noch aktiv abgelagert werden.

„Böden bestehen aus Sand, Ton und Schluff. Wie effektiv Mikroorganismen Methan abbauen, hängt dabei stark von der richtigen Mischung der einzelnen Bestandteile ab, die einen wesentlichen Einfluss hat auf Umweltbedingungen wie Sauerstoffdurchdringung, Temperatur, Bodenbeschaffenheit und Wasserhaushalt“, erläutert Bohn. Böden mit einem hohen Feinkornanteil etwa haben eine nur geringe Luftkapazität, was für die Arbeit der Mikroorganismen ungünstig ist. Eine Zumischung von Sand verbessert die Durchlüftung deutlich und sorgt damit für einen effektiven Abbau von Methangas. „Man sollte darauf achten, dass mindestens 14 Prozent der Hohlräume im Erdreich mit Luft gefüllt sind“.

Aber auch bestimmte Pflanzen können die Bedingungen zugunsten der Mikroorganismen deutlich verbessern. „Bepflanzungen können gerade feinporige Bodenmaterialien wie Ton weiter aufwerten und auch Erosionen nach Niederschlägen verhindern. Hülsenfrüchte, wie zum Beispiel Klee oder Bohnen reichern zudem Stickstoff im Boden an, der ebenfalls für den Abbau von Methan notwendig ist.“ Für ihre Arbeiten zum Einfluss der Vegetation wurde Bohn im Herbst auf dem XIII. International Waste-Management and Landfill Symposium ausgezeichnet.

Gas entweicht aus Hotspots

Doch selbst wenn eine Deponie gänzlich mit einer optimalen Erdmischung bedeckt ist, kann dennoch Gas entweichen. Das passiert allerdings nicht flächig, wie das MiMethox-Team herausgefunden hat, sondern über sehr kleine Stellen in der Abdeckschicht. „Die sind oft nur wenige Zentimeter groß, so dass sie bei den großmaschigen Kontrollen der Deponien häufig übersehen werden – zumal nicht vorhersehbar ist, wo und wann sie auftreten“, weiß Bohn. „Das heißt, oft wird gar nicht bemerkt, dass noch relevante Mengen an Gas entweichen.“ Diese als „Hotspots“ bezeichneten Stellen entstehen durch Austrocknungsrisse in der Abdeckungsschicht, durch im Boden wühlende Tiere oder auch durch unsachgemäßes Aufbringen etwa von nicht homogenen Abdeckungsmaterialien. Für eine Hotspot-Sanierung muss der lokal konzentrierte Gasstrom auf eine größere Fläche verteilt werden, damit die Bakterien länger in Kontakt mit dem Gas sind. Das Einbringen einer Kiesschicht kann da unter Umständen schon ausreichen. Wenn die neuen Leitfäden erschienen sind, werden Deponiebetreiber auch nachlesen können, wie sich entweichendes Methan messen und Hotspots beseitigen lassen.

Weitere Informationen:
http://www.mimethox.de

Anhang:
http://idw-online.de/de/attachment14433

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Neue Patienteninformationen zum Thema Kreuzschmerz veröffentlicht

Corinna Schaefer M.A.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin

Unter http://www.versorgungsleitlinien.de/patienten/kreuzschmerzinfo stehen jetzt neue Informationen für Patienten bereit: Die ausführliche PatientenLeitlinie „Kreuzschmerz“ und die beiden Kurzinformationen „Akuter Kreuzschmerz“ und „Chronischer Kreuzschmerz“ vermitteln in verständlicher Form, was Kreuzschmerzen sind, wie sie entstehen können und wie sie behandelt werden.
Diese Beschwerden gehören in Deutschland zu den am häufigsten angegebenen Schmerzen überhaupt. Etwa drei von vier Deutschen sagen, dass sie mindestens einmal in ihrem Leben Kreuzschmerzen gehabt haben. Bei der Behandlung von Kreuzschmerzen hat sich in den letzten Jahren ein Wandel vollzogen. Statt passiver Therapieformen, wie Schonen oder Bettruhe, wird heute eher das Gegenteil empfohlen, zum Beispiel Bewegung. Für Ärzte ist es oft nicht leicht, dies den Patienten zu vermitteln. Die neu erschienene PatientenLeitlinie „Kreuzschmerz“ will deshalb sowohl Betroffene informieren, als auch Ärzte bei der Aufklärung ihrer Patienten unterstützen.

Auf der Grundlage der ausführlichen PatientenLeitlinie wurden zusätzlich zwei Kurzinformationen erarbeitet, die nun ebenfalls im Internet zum kostenlosen Download zur Verfügung stehen.

Die weibliche Form – eine Besonderheit der PatientenLeitlinie

PatientenLeitlinien übersetzen die Behandlungsempfehlungen ärztlicher Leitlinien in eine für Laien verständliche Sprache. Grundlage der PatientenLeitlinie „Kreuzschmerz“ ist die gleichnamige Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL). Sie wurde von einem Redaktionsteam aus Patientenvertretern erstellt und von den ärztlichen Experten der NVL geprüft. Betreuung und Redaktion erfolgten durch das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ).

Als Besonderheit hat sich das Redaktionsteam dieser Leitlinie zum ersten Mal entschieden, den gesamten Ratgeber in der weiblichen Form zu verfassen. In der Vergangenheit wurde in den Patienteninformationen des ÄZQ meist nur die männliche Form verwendet, wie es in vielen Broschüren üblich ist. Frauen sind dabei „mitgemeint“. Im Sinne der Gleichberechtigung ist dies in der PatientenLeitlinie „Kreuzschmerz“ geändert.

Das Programm für Nationale VersorgungsLeitlinien steht unter der Trägerschaft von Bundesärztekammer, Kassenärztlicher Bundesvereinigung und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Mit der Durchführung wurde das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin beauftragt. Zu ausgewählten Krankheitsbildern arbeiten Experten verschiedener Organisationen zusammen, um im Rahmen der strukturierten Versorgung chronisch kranker Menschen die angemessene und evidenzbasierte Patientenversorgung darzustellen.

Weitere Informationen:
http://www.versorgungsleitlinien.de/patienten/pdf/nvl-ks-patienten.pdf PatientenLeitlinie „Kreuzschmerz“
http://www.versorgungsleitlinien.de/themen/kreuzschmerz/index_html Übersichtsseite der Nationalen VersorgungsLeitlinie Kreuzschmerz
http://www.arztbibliothek.de/kurzinformation-patienten Übersichtsseite der Kurzinformationen für Patienten
http://www.patienten-information.de/patientenleitlinien Übersicht Patientenleitlinien des ÄZQ

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Auch intakte Gewässer produzieren Methan

Gesine Wiemer
Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Übernutzte, nährstoffreiche Gewässer gelten als bedeutende Quelle für das klimaschädliche Gas Methan. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) fanden nun heraus, dass auch in Seen mit viel Sauerstoff und intakter Nährstoffbilanz Methan gebildet wird und in die Atmosphäre entweichen kann.
Binnengewässer blieben als Quelle von Treibhausgasen bislang eher unbeachtet. Forscher gehen aber davon aus, dass 70 Prozent des natürlichen Methangehalts der Atmosphäre aus Flüssen und stehenden Gewässern stammt. Bisher war wissenschaftlicher Tenor, dass hauptsächlich in nährstoffreichen und sauerstoffarmen Seen viel Methan produziert wird. Die Arbeitsgruppe von Hans-Peter Grossart vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei konnte nun in einer in PNAS publizierten Studie erstmals nachweisen, dass auch in nährstoffarmen und sauerstoffreichen Seen Methan gebildet wird.
Im Schlamm am Grunde eines Sees dringt der Sauerstoff nur wenige Millimeter tief ein. Sauerstoffmeidende (anaerobe) Bakterien zersetzen dort die sedimentierten Stoffe. Dabei können unter anderem Methan und Kohlendioxid entstehen. Diese Gase werden im Freiwasser von anderen Mikroorganismen genutzt, aber ein gewisser Anteil entweicht in die Atmosphäre. Je nach Nährstoffgehalt des Gewässers (Grad der Eutrophierung) unterscheidet sich die Aktivität der dort vorkommenden Bakteriengemeinschaften und damit die Menge an produziertem Methan und Kohlendioxid.
Am IGB forschen Wissenschaftler der Abteilung „Limnologie Geschichteter Seen“ daran, methanbildende und -verbrauchende Bakterien in Gewässern zu identifizieren. Im Stechlinsee, einem nährstoffarmen See, wiesen die Forscher in den gut durchlüfteten oberen zehn Metern Wassersäule eine Anreicherung von Methan nach. Die maximale Methanproduktion fand in sechs Metern Tiefe statt, wo die Sauerstoffkonzentrationen sogar übersättigt waren. „Der Grund für die erhöhten Methankonzentrationen ist, dass auch in den sauerstoffhaltigen Zonen des Sees Methan produziert wird und gleichzeitig die Produktion und die Oxidation von Methan räumlich getrennt stattfinden. In den Sommermonaten sind Seen wie der Stechlin stark geschichtet, so dass die methanoxidierenden Bakterien das in den gut durchlüfteten oberen Schichten des Sees gebildete Methan nicht abbauen können und dort daher erhöhte Methankonzentrationen auftreten“, erklärt Grossart.
Diese Freilandbeobachtungen ließen sich auch im Labor mit Seewasser und den entsprechenden Bakterien nachweisen. Die Methanproduktion wurde durch die Zugabe von Phosphor als Nährstoff nicht beeinflusst. Diese Ergebnisse zeigen, dass unabhängig vom Sauerstoffgehalt Methan in Seen gebildet werden kann. Die Wissenschaftler vermuten, dass die hierfür verantwortlichen Bakterien, potenziell methanbildende Archaeen sind (früher auch Urbakterien genannt), die in enger Assoziation mit bestimmten Algenarten vorkommen.
Durch die enge Kopplung der Mikroorganismen ist der direkte Transfer von molekularem Wasserstoff und organischen Verbindungen zu den Archaeen möglich, ohne dass der freie Sauerstoff die Methanbildung beeinflusst. Dies steht im krassen Widerspruch zu der langjährigen wissenschaftlichen Meinung, dass Methan nur in sauerstofffreiem Milieu gebildet werden kann. Die Umwandlung von Wasserstoff zu Methan in Anwesenheit von Sauerstoff bietet interessante biotechnologische Möglichkeiten.
„Darüber hinaus tut die Klimaforschung gut daran, die Rolle der Binnengewässer für den Ausstoß von Klimagasen stärker zu berücksichtigen“, so Grossart. Kollegen aus seiner Abteilung hatten in einer früheren Studie berechnet, dass im Sommer pro Hektar Wasserfläche eines nährstoffreichen, sauerstoffarmen Sees täglich 12.000 Liter klimarelevantes Gas entweicht und die Luft mit 6,2 Kilogramm Kohlenstoff belastet. „Angesichts einer Fläche von 2,5 Millionen Quadratkilometern, die Binnengewässer weltweit einnehmen, wird die Dimension des Problems klar“ meint Grossart. Auch wenn in einem intakten Gewässer wie dem Stechlinsee eine Methanbildung nachgewiesen werden konnte, sind vor allem stark mit Nährstoffen belastete Gewässer eine Quelle für klimarelevante Gase wie Methan und Kohlendioxid. „Den ökologischen Zustand von Gewässern zu verbessern ist demnach auch ein Beitrag zum Klimaschutz“, so Grossart.
Originalarbeit erschienen bei PNAS am 16. November 2011
doi: 10.1073/pnas.1110716108

Kontakt:
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Wissenschaftler:
Dr. Hans-Peter Grossart
Abteilung 3 Limnologie Geschichteter Seen,
Alte Fischerhütte2, 16775 Stechlin/OT Neuglobsow
033082 699 91
hgrossart@igb-berlin.de

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Nadja Neumann
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
030 64181631
nadja.neumann@igb-berlin.de

Weitere Informationen:
http://www.igb-berlin.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Die meisten Jobs werden über persönliche Kontakte besetzt

Wolfgang Braun
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Knapp ein Viertel aller im Jahr 2010 neu besetzten Stellen wurde über die Nutzung persönlicher Kontakte vergeben. Ein weiteres Viertel entfiel auf Stellenangebote in Zeitungen und Zeitschriften. Dies geht aus einer Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Gut jede siebte Stelle wird über die Arbeitsagenturen besetzt, knapp jede siebte Stelle über Stellenbörsen im Internet. Private Arbeitsvermittler, Inserate Arbeitsuchender und die Auswahl aus Leiharbeiternehmern spielen dagegen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle.
Deutliche Unterschiede bei den Such- und Besetzungswegen von Unternehmen zeigen sich bei der Betriebsgröße. Während Kleinstbetriebe rund die Hälfte ihrer freien Stellen über persönliche Netzwerke vergeben, ist dies bei Betrieben mit mehr als 500 Mitarbeitern nur bei etwa einem Zehntel der Neueinstellungen der Fall. „Das ist insofern plausibel, als mit wachsender Größe einer Organisation auch deren Arbeitsteilung steigt, sich an der Auswahl der Bewerber verschiedene Organisationseinheiten beteiligen und Auswahlprozesse häufig formaler strukturiert sind“, erklären die Autoren der IAB-Studie. Bei den Großbetrieben werden die meisten Stellen über Jobofferten im Internet vergeben. Knapp jede dritte Stelle wird hier über diesen Weg besetzt.

Unterscheidet man bei der Personalrekrutierung nach Qualifikationsanforderungen, zeigt sich: Bei Ungelernten wird sogar jeder dritte Job über persönliche Netzwerke vergeben. Bei den Hochqualifizierten mit Hochschulabschluss steht dagegen das Internet an erster Stelle – wiederum mit einem Drittel der Stellenbesetzungen. Personen mit einer abgeschlossenen Ausbildung finden eine neue Stelle etwa gleichermaßen häufig, nämlich zu gut 20 Prozent, über Zeitungsinserate und persönliche Kontakte.

Die IAB-Studie beruht auf einer repräsentativen Befragung von 15.000 Betrieben. Unter http://doku.iab.de/kurzber/2011/kb2611.pdf sind die Ergebnisse online abrufbar.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Schmerzmittelmissbrauch wird zukünftig erschwert

Meike Drießen
Pressestelle
Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS)

Medizinische Fachgesellschaften begrüßen die Empfehlung zur BTM-Rezeptpflicht für kurz wirksames Opioid

Eines der am häufigsten missbrauchten Schmerzmittel, die Kombination aus dem Opioid Tilidin und Naloxon in schnell im Organismus freigesetzten Tabletten und Tropfen, wird künftig schwieriger zugänglich sein: Anfang Dezember hat der Sachverständigenausschuss im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM, Bonn) empfohlen, entsprechende Medikamente unter die betäubungsmittelrechtlichen Regelungen zu stellen.
Die medizinischen Fachgesellschaften Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS), Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie e.V. (DGS), Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) und der Arbeitskreis „Gesundheitsschutz für Anästhesisten“ der Deutschen Gesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin (DGAI) begrüßen diese Entscheidung angesichts des hohen Missbrauchspotentials. Die Versorgung Schmerzkranker wird sich nach Ansicht der Experten dadurch nicht verschlechtern: Lang wirksame Darreichungsformen (Retard-Tabletten) mit denselben Wirkstoffen wurden ausdrücklich von der Regelung ausgenommen.

Positiver Trend: Lang wirksame Tabletten werden häufiger verschrieben

Schon seit Jahren werden in Deutschland weit mehr lang wirksame Tabletten verschrieben als kurz wirksame Tropfen, die den Wirkstoff schnell freisetzen – ein positiver Trend, der die Schmerzspezialisten freut. Denn: „Der einzig sinnvolle Anwendungsbereich für die kurz wirksamen Tropfen ist die Behandlung von Krebsschmerz bei Kindern, für die Tabletten falsch dimensioniert sind“, erklärt der Vorsitzende der DGP Prof. Dr. Friedemann Nauck. Der Schmerzspezialist Prof. Dr. Christoph Maier fügt hinzu: „In der Schmerztherapie wollen wir sonst die lang wirkende Anwendungsformen.“ „Sofern in einzelnen Fällen schnellwirkende Tilidin/Naloxon Tropfen erforderlich sind, können diese immer noch gezielt von Ärzten auf dem erforderlichen Spezialrezept (BTM-Rezept) verordnet werden“, meint Dr. Gerhard H. H. Müller-Schwefe, Präsident der DGS.

Missbrauch zur Entspannung

Die kurz wirksamen Tropfen werden von zahlreichen Nutzern missbräuchlich zur Entspannung eingenommen und leider auch von manchen Ärzten fahrlässig verschrieben. Rezepte für Tilidin/Naloxon Tropfen gehören in Deutschland zu den am häufigsten gefälschten. „Sobald ein solches Medikament nur noch auf BTM-Rezept zu verordnen ist, ist das medizinische Personal sensibilisiert; solche Rezepte werden nicht leichtfertig ausgestellt“ erläutert Prof. Maier, der sich seit Jahren im Auftrag der DGAI auch um die Suchtgefahr von Ärzten selbst kümmert. Hinzu komme, dass BTM-Verschreibungen einer besonderen Kontrolle unterliegen, so dass mögliche „schwarze Schafe“ unter den Ärzten vorsichtiger mit solchen Verschreibungen umgehen werden“.

Hintergrund Tilidin/Naloxon

Der Wirkstoff Tilidin, ein starkes Opioid, kam in den 1970er Jahren auf den Markt und wurde schnell von Drogenabhängigen missbraucht. Der Hersteller fügte daher den Wirkstoff Naloxon hinzu, der die suchtfördernde Wirkung des Opioids im Gehirn bei einer Injektion verhindert. Bei Einnahme der Tropfen oder Tabletten wird Naloxon durch die Leber abgebaut, so dass das Opioid alleine wirken kann. Die Kombination der beiden Wirkstoffe in Form lang wirksamer Tabletten ist in der Behandlung starker Schmerzen sehr wertvoll, denn durch das Naloxon sind einige sonst häufige Nebenwirkungen wie Verstopfung seltener. „Deswegen sind wir besonders froh über die differenzierte Empfehlung des BfArM, die lang wirksame Darreichungsformen von den BTM-Regelungen ausnimmt“, so Prof. Dr. Wolfgang Koppert, Präsident der DGSS.

Literatur zum Thema

http://www.bfarm.de/DE/Bundesopiumstelle/BtM/sachverst/Protokolle/Ergebnisse_38….
Maier C. Auch Sucht ist eine Krankheit. Schmerz 2008; 22:639-643, Arzneimittelreport 2010

Weitere Informationen

Prof. Dr. Christoph Maier ,Leitender Arzt der Abteilung für Schmerztherapie an der Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum, Tel. 0234/302-6366, E-Mail: christoph.maier@rub.de

Weitere Informationen:
http://www.bfarm.de/DE/Bundesopiumstelle/BtM/sachverst/Protokolle/Ergebnisse_38….
– Mehr zur Empfehlung

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Neuer Förderschwerpunkt: Mikrobiologie in Biogasanlagen

Dr. Torsten Gabriel
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.

BMELV/FNR werben FuE-Projekte zur Analyse und Optimierung mikrobiologischer Prozesse ein

Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) hat über den verantwortlichen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), einen neuen Förderschwerpunkt im Rahmen des Förderprogramms ‚Nachwachsende Rohstoffe‘ veröffentlicht: Eingeworben werden Vorhaben, die die Mikroflora in Biogasanlagen analysieren und daraus Ansätze zur Prozess-Optimierung entwickeln.

Informationen zum Schwerpunkt stehen auf www.fnr.de – Projekte & Förderung – Förderschwerpunkte bereit.
Eine genauere Kenntnis der Biogas-Mikrobiologie wird von Fachleuten als wichtiger Schlüssel für die weitere verfahrenstechnische Optimierung der Biogasproduktion angesehen. Gleichzeitig hat man in den letzten Jahren in der mikrobiologischen Analytik erhebliche technologische Durchbrüche erzielt; so wurden verschiedene kulturunabhängige Hochdurchsatzverfahren zur molekularen Analyse etabliert, die die Bearbeitung von komplexen mikrobiellen Lebensgemeinschaften ermöglichen. Diese neuen Ansätze gilt es nun im Biogasbereich anzuwenden.

Zu den Themen, die bearbeitet werden können, zählen unter anderem:

– Identifizierung der an der Biozönose im Fermenter beteiligten Mikroorganismen
– Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Organismengruppen
– Untersuchung des Einflusses von Pflanzenschutzmitteln und Bioziden auf den mikrobiellen Stoffwechsel
– Entwicklung von Schnelltests, Etablierung von Frühwarnsystemen für die Prozessinstabilität.

Voraussetzung für die Förderung ist ein anwendungsbezogener Forschungsansatz. Ausgeschlossen sind außerdem Projekte, die sich mit der Vergärung als Entsorgungsweg befassen.

Nicole Paul
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
OT Gülzow
Hofplatz 1
18276 Gülzow-Prüzen
Tel.: 03843/69 30-0
Telefax: 03843/69 30-102
e-Mail: info@fnr.de
Internet: http://www.fnr.de

Weitere Informationen:
http://www.fnr.de
http://www.nachwachsenderohstoffe.de/projekte-foerderung/foerderschwerpunkte/

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Heißhunger-Attacke – was steckt dahinter?

Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Heidelberg

Neue Studie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg untersucht, welche Vorgänge im Gehirn Essanfälle steuern / Studienteilnehmer gesucht
Heißhunger-Attacken und Essanfälle sind typisch für die sogenannte Binge Eating Störung (Ess-Sucht) oder Bulimie (Ess-Brech-Sucht). Die Betroffenen erleben die Anfälle als unkontrollierbar. Im Rahmen einer neuen Studie wollen Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg nun erstmals mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) die Vorgänge im Gehirn untersuchen, die das gestörte Essverhalten steuern. Ziel ist es, neue Erkenntnisse für die Therapie und Vorbeugung dieser Erkrankungen zu gewinnen. Dafür werden noch Teilnehmer gesucht.

Die Untersuchung dauert ca. eineinhalb Stunden. Dabei gilt es, einfache Aufgaben zu lösen, während die Gehirnaktivität mittels MRT gemessen wird. Dazu befindet sich der Teilnehmer im Magnetresonanztomographen. Die MRT ist eine sichere und bewährte Untersuchungsmethode, von der keine Gesundheitsrisiken bekannt sind. Sie kommt ohne Röntgenstrahlen aus und beruht auf Messungen in einem starken Magnetfeld.

Gesucht werden Personen ab 18 Jahren mit Bulimia nervosa oder Binge Eating Störung, die seit mindestens drei Monaten unter ein bis zwei Essanfällen pro Woche leiden. Auch Volljährige ohne Essstörung sind herzlich eingeladen, an der Studie teilzunehmen: Sie liefern als Teil der Kontrollgruppe wichtige Vergleichsdaten. Teilnehmen können Rechtshänder, die kein Metall wie Knochenschienen, künstliche Gelenke oder Herzschrittmacher im Körper haben. Alle Patientendaten fließen anonymisiert in die Studie ein. Die Teilnehmer erhalten eine kleine Aufwandentschädigung und können ein MRT-Bild ihres Gehirns mit nach Hause nehmen.

Gleiches Muster wie bei Suchterkrankungen?

Ungefähr 1,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Binge-Eating-Störung, beinahe ebenso viele an Bulimie. Beiden Erkrankungen gemeinsam sind die Essanfälle, denen sich die Betroffenen hilflos ausgeliefert fühlen. Danach folgen häufig Ekel und Schuldgefühle. Menschen mit Bulimie erbrechen nach der Essattacke absichtlich, um einer Gewichtzunahme entgegenzusteuern. Auslöser beider Erkrankungen sind in der Regel unterdrückte emotionale Probleme.

Im Rahmen der Studie wollen die Wissenschaftler prüfen, ob die Essstörungen – wie die deutschen Bezeichnungen „Ess-Sucht“ oder „Ess-Brech-Sucht“ schon implizieren – mit vergleichbaren Veränderungen der Gehirnaktivität wie bei Suchterkrankungen einhergehen. Hierzu wird die Hirnaktivität während der Erwartungsphase und bei Erhalt einer Belohnung sowie in der Kontrolle von Handlungsimpulsen auf Belohnungsreize gemessen.

Rolle des Belohnungssystems unbekannt

„Die Essanfälle treten sind in der Regel nicht aus einem Hungergefühl heraus auf, sondern bei emotionalem Stress“, erklärt Studienleiter Privatdozent Dr. Hans-Christoph Friederich, Leitender Oberarzt der Universitätsklinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik Heidelberg. „Wir untersuchen nun anhand der Gehirnaktivität, welche Rolle das Belohnungssystem des Gehirns dabei spielt, ob es generell anders bzw. vermindert reagiert als bei gesunden Vergleichspersonen oder nur in Bezug auf Nahrungsmittel, oder ob das Problem eher im Bereich der Impulskontrolle liegt.“

Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Studie wird von der Universitätsklinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Wolfgang Herzog) in Kooperation mit der Universitätsklinik für Allgemeine Psychiatrie (Ärztliche Direktorin: Professor Dr. Sabine Herpertz) Heidelberg durchgeführt.

Interessierte wenden sich bitte an Dipl.-Biologin Mandy Skunde, Abteilung für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, Tel.: 06221 / 56 38 283 oder E-Mail: Mandy_Skunde@med.uni-heidelberg.de

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.

http://www.klinikum.uni-heidelberg.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Freie Fahrt auch für Fische – Arbeitshilfe zur Gestaltung von Fischaufstiegsanlagen

Sabine Johnson
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Wasserbau (BAW)

Ziel ist die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit an Bundeswasserstraßen.
Wie müssen Fischaufstiegshilfen an den Bundeswasserstraßen beschaffen sein, damit sie ihren Zweck erfüllen? Die jetzt von BAW und BfG veröffentlichte „Arbeitshilfe Fischaufstiegsanlagen an Bundeswasserstraßen“ benennt die zu beachtenden Aspekte und offenen Fragen für die Verhältnisse an Bundeswasserstraßen, geht auf diese Fragen ein, benennt anwendbare technische Richtlinien und stellt dar, wie mit den für die Verhältnisse an Bundeswasserstraßen offenen Fragestellungen umgegangen werden sollte.

Mit der Neufassung des Gesetzes zur Ordnung des Wasserhaushalts (WHG) vom 1. März 2010 hat sich der Bund dazu verpflichtet, die ökologische Durchgängigkeit an den Stauanlagen der Bundeswasserstraßen zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Maßgeblich für die Umsetzung sind die Ziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), die unter anderem vorsehen, dass die Anzahl der in den Flüssen wandernden Fische und deren Artenreichtum einem natürlichen Zustand entsprechen sollen. Die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) hat nun in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) ein Dokument erarbeitet, das der Fachwelt als Arbeitshilfe und Richtschnur bei der Errichtung von Fischaufstiegshilfen oder der Ertüchtigung schon vorhandener Anlagen an rund 250 Staustufen in den Bundeswasserstraßen Hilfestellung bietet.

Die ökologische Durchgängigkeit der Bundeswasserstraßen wiederherzustellen, ist eine komplexe Aufgabe. Nicht alle offenen Fragen können bereits heute beantwortet und nicht alle erforderlichen Maßnahmen gleichzeitig ergriffen werden. Seit wir Menschen die großen Flüsse als Wasserstraßen und deren Wasserabfluss zur Energiegewinnung nutzen, greifen wir in ihren natürlichen Zustand ein und haben bauliche Hindernisse geschaffen, die besonders für jene Fische problematisch sind, die ihr Leben als Pendler verbringen. Flüsse sind ihre Wanderrouten. Hier schwimmen sie zu ihren Laich-, Aufzucht- und Nahrungsgebieten. Wenngleich es in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten gelang, die Wasserqualität erheblich zu verbessern und wieder deutlich mehr Leben in die Flüsse zurückzubringen, schränken vielerorts Staustufen die Durchgängigkeit für die Tiere im und am Wasser, aber auch für den Transport von Sedimenten an der Gewässersohle, stark ein. Fischen und Kleinlebewesen wieder die Aufwärtswanderung in den Bundeswasserstraßen zu ermöglichen, ist somit erst der Anfang. Ein besserer Fischabstieg und die Sedimentdurchlässigkeit stehen ebenfalls auf der Agenda.

Aufwärtswanderungen von Fischen wieder ermöglichen
Um nun den Fischen ihre Reiserouten wieder zu öffnen, wäre es ideal, Stauanlagen einfach zurückzubauen – eine Option, die jeweils zu prüfen ist, jedoch nur selten ergriffen werden kann. Eine praktische Alternative ist die Einrichtung von Fischwanderhilfen. Aber wie müssen Fischaufstiegshilfen an den Bundeswasserstraßen eigentlich beschaffen sein, damit sie ihren Zweck erfüllen? Welche Geschwindigkeit darf die Strömung in der Anlage haben? Oder: Was muss alles getan werden, damit die Fische die Aufstiegshilfe überhaupt finden? Die jetzt von BAW und BfG veröffentlichte „Arbeitshilfe Fischaufstiegsanlagen an Bundeswasserstraßen“ benennt die zu beachtenden Aspekte und offenen Fragen für die Verhältnisse an Bundeswasserstraßen, geht auf diese Fragen ein, benennt anwendbare technische Richtlinien und stellt dar, wie mit den für die Verhältnisse an Bundeswasserstraßen offenen Fragestellungen umgegangen werden sollte.
Die Erfahrungen mit bestehenden Fischauf- und Fischabstiegsanlagen sowie theoretische Überlegungen zeigen, dass bei Fischen, Aalen und Rundmäulern wie dem Flussneunauge, die regelmäßig über eine oder mehrere Staustufen wandern müssen, eine Bestandserhaltung und -entwicklung nur dann gelingen kann, wenn ein sehr großer Anteil der Tiere derartige Anlagen ohne große Zeitverzögerung zu finden und zu überwinden vermag. Folglich genügt es nicht, wenn Fischaufstiegsanlagen (und Fischabstiegsanlagen) grundsätzlich für die jeweils vorkommenden Arten passierbar sind. Sie müssen ebenso hinsichtlich ihrer Auffindbarkeit optimiert und an mindestens 300 Tagen im Jahr unabhängig vom Wasserstand nutzbar sein, um ökologisch wirksam werden zu können.

Leitströmung bietet den Fischen Orientierung
In der von Biologen und Ingenieuren gemeinsam erarbeiteten Arbeitshilfe finden sich detaillierte Angaben dazu, wie vorhandene Fischaufstiegsanlagen überprüft und neue Anlagen konzipiert, geplant und gebaut werden können. Dabei kommt es in einem ersten Schritt entscheidend auf die Standortwahl an, denn davon hängt die Auffindbarkeit der Anlage ab. Baute man früher häufig dort, wo gerade Platz war, so weiß man heute, dass man den Eingang in die Aufstiegshilfen in der Regel möglichst nah an den Staustufen errichten sollte. Damit die Tiere schließlich problemlos in die Fischaufstiegsanlage hineinfinden, legen die Ingenieure an deren Eingang eine sogenannte Leitströmung an. Das ist meist kein leichtes Unterfangen, denn diese Leitströmung muss sich häufig gegen starke Turbulenzen durchsetzen können, die zum Beispiel von Turbinen oder Wehren erzeugt werden.

Und da keine Fischart der anderen gleicht, muss schon bei der Planung auf die jeweilige Schwimmstärke und Größe der Tiere Rücksicht genommen werden: Einen Fischpass zu erklimmen, ist anstrengend. Daher haben Fischaufstiegsanlagen verschiedene Zonen mit unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten, wie beispielsweise Durchlässe zwischen aufeinanderfolgenden Becken oder Zonen mit geringeren Strömungsgeschwindigkeiten. Mit weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen und Modellversuchen wollen die Ingenieure und Biologen von BAW und BfG die Planung und Gestaltung von Fischaufstiegsanlagen noch verbessern. Insofern wird auch die jetzt veröffentlichte Arbeitshilfe, die unter http://www.baw.de/de/die_baw/publikationen/merkblaetter/index.php.html zu finden ist, sukzessive fortgeschrieben.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Familie, Bildung und Geld

Silvia Leek
Öffentlichkeitsarbeit und Pressestelle
Max-Planck-Institut für demografische Forschung

Die Ausgabe 4/2011 des Informationsblattes „Demografische Forschung Aus Erster Hand“ ist von nun an erhältlich unter http://www.demografische-forschung.org.

Die Themen dieser Ausgabe sind:
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+++Wachstum der Weltbevölkerung: Bildung der Frauen entscheidend+++
Unterschied von einer Milliarde Menschen bis 2050 möglich

Je nach künftigem Bildungslevel der Frauen könnten im Jahr 2050 auf der Erde entweder nur 8,9 Milliarden oder bis zu 10 Milliarden Menschen leben. Das ergaben neue Prognosen von Wiener Demografen, die berücksichtigen, dass die Geburtenraten der Frauen fast überall auf der Welt mit steigendem Bildungsstand deutlich fallen.

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+++Stieffamilien haben wirtschaftlich das Nachsehen+++
Benachteiligung in Frankreich und Westdeutschland, nicht aber im Osten

In Frankreich und Westdeutschland kommen Stieffamilien weniger gut über die Runden als Eltern mit ausschließlich gemeinsamen Kindern. In Ostdeutschland und der Russischen Föderation gibt es aber keinen Unterschied. In Frankreich lässt sich die Benachteiligung der Stieffamilien mit deren größerer Kinderzahl erklären, für Westdeutschland könnte das ehemalige Unterhaltsrecht ein Grund sein.

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+++Je weniger Einwohner, desto mehr Bankfilialen pro Person+++
Auch dünn besiedelte Gebiete durch Sparkassen und Genossenschaftsbanken versorgt

Je weniger dicht ein Kreis in Deutschland besiedelt ist, desto höher ist die durchschnittliche Zahl an Bankfilialen pro 100.000 Einwohner. Dieses Ergebnis einer Rostocker Studie wider-spricht damit der Vorstellung, dünner bevölkerte Landstriche seien durch Banken unterversorgt. Insbesondere Sparkassen und Genossenschaftsbanken halten auch in ländlichen Regionen ein hohes Angebot aufrecht.

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Herausgeber:
http://www.demogr.mpg.de – Max-Planck-Institut für demografische Forschung
http://www.oeaw.ac.at – Österreichische Akademie der Wissenschaften
http://www.rostockerzentrum.de – Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demografischen Wandels

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Nur 15 Minuten täglich für ein längeres Leben

Frank A. Miltner
Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie

Ein beliebter Vorsatz zum Neuen Jahr ist es, mehr für die Gesundheit zu tun. Dabei hilft die neue Erkenntnis, dass bereits eine Viertelstunde Bewegung am Tag die Lebenserwartung um drei Jahre verlängern kann. Dies ergab jetzt eine große Studie mit mehr als 400 000 Teilnehmern. „Nachdem frühere Untersuchungen bereits einen erheblichen Nutzen für die Gesundheit durch 2,5 Stunden körperliche Aktivität pro Woche belegt haben, sind diese neueren Daten auch für weniger willensstarke Menschen eine gute Nachricht“, kommentiert das Ergebnis Professor Hans-Christoph Diener, Direktor der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Essen, für die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN).
„Wer sich aufrafft, wird belohnt – und senkt damit sein Risiko sowohl für einen Schlaganfall, als auch für Herzkrankheiten, Krebs und Diabetes“, ermuntert der Neurologe Gesunde und Kranke gleichermaßen, die neuen Erkenntnisse in die Tat umzusetzen.

Für die Untersuchung wurden in den Jahren 1996 bis 2008 in Taiwan mehr als 400 000 Frauen und Männer bei jährlichen Reihenuntersuchungen nach der Dauer und Intensität ihrer körperlichen Aktivität befragt. Anschließend hatte man die Studienteilnehmer anhand dieser Angaben in fünf Gruppen eingeteilt: inaktive Menschen, die sich in ihrer Freizeit überhaupt nicht bewegten und solche mit niedriger, mittlerer, hoher oder sehr hoher Aktivität. Im Durchschnitt acht Jahre lang verfolgten die Wissenschaftler um Chi Pang Wen von den Nationalen Gesundheitsforschungsinstituten in Zhunan den Gesundheitszustand der Studienteilnehmer und verglichen dann, wie viele Menschen in den fünf Gruppen gestorben waren.

Sterblichkeit um 14 Prozent gesenkt
Schon für die Gruppe mit geringer Aktivität – die Teilnehmer hatten sich durchschnittlich nur 92 Minuten pro Woche oder 15 Minuten am Tag bewegt – konnten die Ärzte einen erheblichen Nutzen für die Gesundheit nachweisen: Gegenüber den trägen Studienteilnehmern war ihre Sterberate um 14 Prozent geringer und sie hatten – umgerechnet auf ein Alter von 30 Jahren – eine im Durchschnitt um drei Jahre höhere Lebenserwartung. Als die Wissenschaftler die Daten weiterhin nach verschiedenen Todesursachen aufschlüsselten, konnten sie zeigen, dass bereits das Mindestmaß an Bewegung von einer Viertelstunde täglich mit einer verringerten Wahrscheinlichkeit für Krebs (minus 10 Prozent), Gefäßerkrankungen (minus 19 Prozent), Herzleiden ( minus 25 Prozent), Schlaganfälle (minus 12 Prozent) und Diabetes ( minus 11 Prozent) einherging.

Mehr ist besser
Die Statistiken der Forscher bestätigen auch frühere Erkenntnisse, wonach das Krankheitsrisiko immer weiter sinkt, je mehr man sich bewegt: In dieser Studie nahm die Gesamtsterblichkeit mit jeder weiteren Viertelstunde täglicher Aktivität um vier Prozent ab, die Krebssterblichkeit um ein Prozent. „Bemerkenswert ist auch, dass dieser Nutzen sich über alle untersuchten Gruppen erstreckte“, hebt Diener hervor: „Männer profitierten von 15 Minuten Bewegung täglich ebenso wie Frauen, Jüngere wie Ältere, und Gesunde ebenso wie Kranke, Übergewichtige, Raucher, Trinker oder Menschen mit einem erhöhten Risiko für Gefäßleiden“. Das Mindestmaß an Bewegung, das sich in dieser Studie als gesundheitsfördernd erwiesen hat, ist nur etwa halb so groß, wie es gegenwärtig etwa von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen wird. In Taiwan könne man damit aber dennoch ein Sechstel aller Todesfälle verzögern, errechneten die Wissenschaftler um Wen – ein Nutzen, der dem eines erfolgreichen Nichtraucher-Programms für die gesamte Bevölkerung entspricht. Auch wenn sich die in dem asiatischen Land gewonnen Erkenntnisse vielleicht nicht in vollem Umfang auf deutsche Verhältnisse übertragen lassen, sind sie doch ein großer Anreiz, den „inneren Schweinhund“ zu überwinden. „Wer sich zum Neuen Jahr ein bisschen mehr Bewegung vornimmt hat gute Chancen, Silvester noch ein paar Mal öfter feiern zu können“, so Diener.

Literatur
Wen CP, et. al. Minimum amount of physical activity for reduced mortality and extended life expectancy: a prospective cohort study. Lancet 2011; 378: 1244-53.

Fachlicher Kontakt bei Rückfragen
Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener
Deutsche Gesellschaft für Neurologie
Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Duisburg-Essen
Hufelandstr. 55, 45122 Essen
Tel.: 0201-7232460
E-Mail: hans.diener@uni-duisburg-essen.de

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als neurologische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren mehr als 6800 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu verbessern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist die Bundeshauptstadt Berlin.

1. Vorsitzender: Prof. Dr. med. Wolfgang Oertel
2. Vorsitzender: Prof. Dr. med. Heinz Reichmann
3. Vorsitzender: Prof. Dr. med. Martin Grond
Geschäftsführer: Dr. rer. nat. Thomas Thiekötter

Geschäftsstelle
Reinhardtstr. 14, 10117 Berlin, Tel: +49 (0)30-531437930, E-Mail: info@dgn.org

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Wie verfügbar sind Spurenelemente in der Biogasanlage?

Dr. Torsten Gabriel
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.

Analyse mit sequentieller Extraktion soll gezielte Zugabe ermöglichen

Die Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK) und die ISF GmbH wollen mit der sequentiellen Extraktion (SqE) eine Methode aus der Bodenkunde auf den Biogasbereich übertragen, um die Bioverfügbarkeit von Nährstoffpräparaten zu überprüfen. Diese gezielter zu dosieren hieße, die Wirtschaftlichkeit der Biogasproduktion zu verbessern und den Anteil an Schwermetallen zu verringern, der mit den Gärresten wieder auf den Acker gelangt.

Das Vorhaben wird vom BMELV über dessen Projektträger, die FNR, gefördert.
Die SqE ist eine Methode, bei der ein zu untersuchendes Material in mehreren Schritten mit verschiedenen Extraktionslösungen behandelt wird. Die Nährstoffe werden dabei sukzessive aus der Probe gelöst und dann quantifiziert. Ihren Ursprung hat diese Methode in der Bodenkunde, wo sie der Analytik von Nährstoffen im Boden dient.

Die HAWK widmet sich in dem Projekt insbesondere der Anpassung der SqE auf den Biogasbereich. Sie wird sowohl Proben aus Versuchsanlagen als auch aus großtechnischen Biogasanlagen mit Hilfe der SqE untersuchen. Gemeinsam mit der ISF GmbH führt sie außerdem mit den extrahierten Fraktionen Aktivitätstests durch, um deren Bioverfügbarkeit zu bestimmen. Die ISF erarbeitet in der Folge Ansätze, diese Verfügbarkeit zu beeinflussen und entwickelt und testet schließlich entsprechend optimierte Spurenelementpräparate.

Hintergrund: Grundsätzlich enthält das Substrat im Fermenter bioverfügbare, nicht-bioverfügbare und solche Nährstoffe, die unter Umständen mobilisierbar sind. Die Bioverfügbarkeit hängt von verschiedenen Faktoren, etwa dem pH-Wert, der Temperatur, der Darreichungsform oder von der Anwesenheit von Komplexbildnern ab.

Viele Anlagenbetreiber verwenden heute Spurenelementpräparate, die der Versorgung der Mikroorganismen im Fermenter dienen, dosieren sie jedoch nicht gezielt. In Form des Gärrestes gelangen sie dann wieder auf den Acker und können sich dort anreichern. Eine genauere Kenntnis der Mengen und Verfügbarkeit von Spurenelementen bietet deshalb auch ein Beitrag zu einer ökonomischeren und umweltfreundlicheren Betriebsweise.

Informationen & Ansprechpartner zum Projekt stehen auf www.fnr.de im Menü Projekte & Förderung – Projekte unter den Förderkennzeichen 22012511 und 22011610 bereit.

Nicole Paul
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
OT Gülzow
Hofplatz 1
18276 Gülzow-Prüzen
Tel.: 03843/69 30-0
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Nr. 2011-64 vom 4. November 2011

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Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Energie zum Einpacken: Universität Hohenheim entwickelt Biogasrucksack

Florian Klebs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Projekt „Biogas as Business“: Wie eine Hohenheimer Agrartechnikerin Äthiopiens Kleinbauern für erneuerbare Energie gewinnt
Leicht, günstig und auf dem Rücken transportierbar: So soll sich künftig der Tagesbedarf Energie für einen Haushalt präsentieren. Der neu entwickelte Biogasrucksack ist ein Baustein einer Strategie, mit der Forscher der Universität Hohenheim die Verbindung von Umwelt- und Energieproblemen in Entwicklungsländern in den Griff bekommen wollen. Am Beispiel Äthiopiens entwickelte Katrin Pütz, eine wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Agrartechnik, eine integrierte Strategie vom Anreiz-System zur Biogasproduktion für Kleinbauern über den Rucksack als Logistik-Lösung bis zur patentierten Verbesserung der örtlichen Küchenherde, die den Wirkungsgrad erheblich verbessern.

Gerade einmal drei bis vier Kilogramm wiegt sie: die mutmaßliche Lösung für eines der drängendsten Umwelt- und Energieprobleme der Kleinbauern in Äthiopien. Denn dieses Gewicht entfaltet der einfache, kostengünstige Biogasrucksack, mit dem ein Kleinbauer seinen Tagesbedarf an Energie von einer zentralen Biogasanlage nach Hause tragen könnte.

Bislang deckte der Großteil der bäuerlichen Bevölkerung Äthiopiens ihren Energiebedarf aus den Waldbeständen des Landes. Doch inzwischen ist Holz knapp und in einigen Regionen dementsprechend teuer geworden. Holz hat außerdem noch einen anderen gravierenden Nachteil: Es ist schwer und sein Transport deshalb mühsam und zeitraubend. Zum Kochen und Beleuchten brauchen äthiopische Kleinbauernfamilien bisher pro Tag bis zu 30 bis 40 Kilogramm Holz. Den Tagesbedarf fasst nun der zehnmal leichtere Biogasrucksack, in dem ein Kubikmeter Biogas Platz hat.

Der Biogasrucksack lässt sich an einer zentralen Anlage in 9 bis 16 Minuten befüllen. Um das Gas zu Hause zu nutzen bedarf es nur weniger simpler Handgriffe: Der Biogasrucksack wird aus Sicherheitsgründen vor dem Haus aufbewahrt und über einen Schlauch mit der Lampe oder dem Kocher verbunden. Es muss also nur ein Loch für den Schlauch in die Außenwand des Hauses gebohrt werden. Danach wird der Rucksack mit Brettern oder Steinen beschwert und das Gas bei Bedarf aus dem Sack gedrückt.

Der Biogasrucksack als kleiner Teil eines großen Ganzen
Tatsächlich ist der Biogasrucksack jedoch nur ein kleiner, wenn auch wesentlicher Bestandteil einer Gesamtstrategie, um Biogas als alternative Energiequelle auch für Kleinbauern nutzbar zu machen. „Biogas as Business“ heißt das Konzept von Katrin Pütz, das bei Entwicklungshilfeorganisationen, NGOs und sogar beim Ministerium für Energie und Wasser in Äthiopien auf großes Interesse stößt.

Denn obwohl das bisherige Nationale Biogasprogramm stark subventioniert wird, funktioniert es bislang nur sehr unbefriedigend. Es sieht nämlich vor, dass Landwirte, die mindestens vier Rinder besitzen müssen, Kleinst-Biogasanlagen bauen, um ihren eigenen Bedarf an Energie decken zu können.

Doch in der Realität haben zum Einen nur 45 Prozent der äthiopischen Bauern in den ausgewählten 4 Regionen des Biogasprogramms vier Rinder und damit genug Dung, um den Gärbehälter füllen zu können. Und zum Anderen hat kaum ein Bauer genug Geld, um sich an den Baukosten für die Biogasanlage zu beteiligen.

Schneller Vorteil statt langfristiger Investition
Mit ihrem Modell „Biogas as Business“ schlägt Pütz einen alternativen Weg ein, der den Kleinbauern Äthiopiens keine nur sehr schwer zu erreichenden Teilnahmebedingungen stellt, sondern offen für alle ist. Wer auch nur ein einziges Rind hat, darf seinen Dung an die zentrale Biogasanlage, die ein privater Investor baut und unterhält, liefern und im Gegenzug von dieser Biogas beziehen.

Es ist ein wechselseitiges Geschäft, das dem Investor Rendite und dem Landwirt günstige Energie beschert. Und ein Konzept, mit dem Pütz auch die Verantwortlichen im zuständigen Ministerium überzeugt hat.

Verbesserter Ofen erhöht Effizienz
Gleichzeitig arbeitet Pütz daran, den Energieverbrauch der ländlichen Haushalte insgesamt zu senken: Bei ihren Aufenthalten vor Ort hat sie nämlich erfahren, dass 60 Prozent der Energie, die ein kleinbäuerlicher Haushalt benötigt, für die Zubereitung von Injera verbraucht wird, einem traditionellen Sauerteig-Pfannkuchen, der in der Bevölkerung sehr beliebt ist.

Häufig wird das Injera noch über offenem Feuer gemacht. Dabei ist der Wirkungsgrad äußerst gering. Er liegt bei gerade einmal 10 Prozent. Es gibt aber inzwischen elektrische Öfen, sogenannte Electric Mitads, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Allerdings haben nur städtische Haushalt einen Anschluss an das Stromnetz, der Großteil der Bevölkerung, ca. 80 Prozent, lebt jedoch auf dem Land.

Deshalb sollen die Mitads zukünftig mit Biogas betrieben werden. Um Energie zu sparen und damit den Wirkungsgrad zu erhöhen, hat Pütz einen Aufsatz für das Mitad konstruiert, der auf die zentrale Hitzequelle des Biogaskochers gesetzt wird.

Prototypen vorhanden – Projektpartner gesucht
Für den äthiopischen Energiespar-Ofen hat Pütz bereits ein Patent beantragt. Voraussichtlich Ende 2011 soll die Entwicklung dann marktfähig sein. Bis dahin will sie das Produkt auch noch weiter verbessern. Ihr schwebt eine Kombination aus Metall und Ton vor. Außerdem sucht Pütz vor Ort noch eine Firma, die bereit ist, den Aufsatz herzustellen.

Auch von dem Biogasrucksack existieren bereits Prototypen, die von einer deutschen Firma hergestellt werden. Erfinderin Pütz schätzt, dass der marktfähige Rucksack am Ende etwa 30 Euro kosten und bei pfleglicher Behandlung 10 Jahre haltbar sein wird.

Insgesamt scheint das Projekt „Biogas as Business“ jedoch sehr gute wirtschaftliche Chancen zu haben. „In Äthiopien habe ich schon eine ganze Menge interessierter Investoren für neue Biogasanlagen gefunden“, meint Pütz. Offenbar gebe es eine ganze Menge wohlhabender Äthiopier, die die Vorzüge der Anlagen erkannt haben und bereit sind, ihr Geld darin anzulegen. „Deshalb hat „Biogas as Business“ gute Chancen, ohne Mittel aus der Entwicklungshilfe ein Erfolg zu werden.“

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Guthaben auf den Arbeitszeitkonten wieder deutlich höher

Wolfgang Braun
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Die temporäre Verkürzung der Arbeitszeit, welche die Wucht der großen Rezession in den Jahren 2008 und 2009 größtenteils abgefedert hatte, ist inzwischen zu guten Teilen aufgeholt. Das geht aus Zahlen hervor, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Donnerstag veröffentlichte. Der Abbau der Guthaben auf den Arbeitszeitkonten vom vierten Quartal 2008 bis zum ersten Quartal 2010 beispielsweise sei mittlerweile zu mehr als der Hälfte wieder ausgeglichen.
Auf alle beschäftigten Arbeitnehmer in Deutschland bezogen waren vom vierten Quartal 2008 bis zum ersten Quartal 2010 durchschnittlich zwölf Stunden Zeitguthaben abgebaut worden. Seit dem zweiten Quartal 2010 wachsen die Guthaben auf den Arbeitszeitkonten wieder an. Bis zum Ende des dritten Quartals stieg das Zeitguthaben insgesamt um durchschnittlich 6,9 Stunden je Arbeitnehmer.

Die bezahlten Überstunden sind bereits seit Jahresbeginn wieder auf dem Vorkrisenniveau und haben sich seitdem nicht nennenswert verändert. Der durchschnittliche Arbeitnehmer leistete im dritten Quartal 0,94 Überstunden pro Kalenderwoche. Erfahrungsgemäß kommen zu den bezahlten noch unbezahlte Überstunden in ungefähr der gleichen Größenordnung hinzu.

Arbeitsausfälle durch Kurzarbeit spielten im dritten Quartal 2011 nur noch eine geringe Rolle. Die Zahl der Kurzarbeiter sank im Monatsdurchschnitt des dritten Quartals 2011 auf rund 80.000 Personen. Im dritten Quartal des Vorjahres lag sie noch bei 265.000.

„Die in der Wirtschaftskrise aufgelösten Arbeitszeitreserven sind inzwischen großenteils wieder aufgebaut, und wegen der guten Konjunktur stieg die Beschäftigtenzahl kräftig“, erklärten die Arbeitsmarktforscher Eugen Spitznagel und Ines Zapf am Donnerstag in Nürnberg. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten stieg im dritten Quartal 2011 um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr an. Unter dem Einfluss der lebhaften Wirtschaftsentwicklung setzte sich die starke Dynamik des ersten und zweiten Quartals 2011 damit weitgehend unvermindert fort. Auch die Teilzeitbeschäftigung expandierte, aber mit 0,4 Prozent deutlich schwächer. Die Vollzeitbeschäftigung hänge stärker als die Teilzeitbeschäftigung von der Konjunktur ab, so Spitznagel und Zapf.

Die reguläre Arbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten belief sich im dritten Quartal 2011 auf 38,17 Wochenstunden. Unter Berücksichtigung aller Faktoren – Teilzeit, Überstunden, Arbeitsausfälle durch Krankheit usw. – wurden im dritten Quartal 2011 unterm Strich von jedem Erwerbstätigen 358,3 Arbeitsstunden geleistet. Das waren 0,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im zweiten Quartal war noch ein Zuwachs um 0,7 Prozent und im ersten Quartal um 1,5 Prozent zu verzeichnen. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg im dritten Quartal 2011 um 1,2 Prozent. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen nahm um 1,4 Prozent zu.

Eine Tabelle zur Entwicklung aller Komponenten der Arbeitszeit hat das IAB unter http://doku.iab.de/grauepap/2011/tab-az11q3.pdf veröffentlicht.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Das Schweinsohr birgt Gesundheitsrisiken

Stephan Laudien
Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Forscherteam der Universität Jena ermittelt den Gehalt von trans-Fettsäuren bei Lebensmitteln
Eltern haben es nicht leicht. Besonders, wenn ihnen die gesunde Ernährung ihrer Sprösslinge am Herzen liegt. Greifen die lieben Kleinen doch besonders gern zu Pommes frites. Beliebt ist die Variante rot-weiß: mit Ketchup und Mayonnaise. Doch nicht nur als Dickmacher gefährden Pommes die Gesundheit. In zahlreichen frittierten Kartoffel-Gerichten verbirgt sich noch eine andere potenzielle Gesundheitsgefahr: Sie können trans-Fettsäuren enthalten, die beim Härten von Pflanzenölen entstehen. Eine hohe Aufnahme dieser trans-Fettsäuren steht im Verdacht, Herzerkrankungen zu begünstigen, daher wird von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlen, die trans-Fettsäuren-Aufnahme so gering wie möglich zu halten. Besonders Kinder, Jugendliche und Herz-Kreislauf-Patienten sollten darauf achten.

„In Deutschland ist – anders als in Dänemark – kein Grenzwert für den Gehalt von trans-Fettsäuren in Lebensmitteln vorgegeben“, sagt Dr. Katrin Kuhnt von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Gemeinsam mit Prof. Dr. Gerhard Jahreis, Melanie Bähr und Carsten Rohrer hat Kuhnt 319 Produkte auf ihren Gehalt dieser Fettsäuren untersucht. Ihre Studie haben die Jenaer Ernährungswissenschaftler im renommierten Fachmagazin „European Journal of Lipid Science and Technology“ veröffentlicht.

Das Ergebnis der Jenaer Studie fällt allgemein positiv aus. So haben viele Hersteller auf Kritik von Ernährungswissenschaftlern reagiert und den Gehalt von trans-Fettsäuren verringert. „Die Produkte ohne beziehungsweise mit sehr wenig trans-Fettsäuren sehen genauso aus und schmecken genauso gut wie jene, die trans-Fettsäuren enthalten“, sagt Katrin Kuhnt.

Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Besonders hohe trans-Fettsäure-Anteile fanden die Wissenschaftler von der Universität Jena in Backwaren wie Pfannkuchen, Spritzringen und Schweinsohren. „Bei jedem zweiten geprüften Produkt wurde der dänische Grenzwert deutlich überschritten“, sagt Katrin Kuhnt. Für die Verbraucher sei das noch kein Grund zur Besorgnis, erläutert die Ernährungswissenschaftlerin. Potenziell gefährlich sind diese Produkte erst bei übermäßigem Verzehr. Das gelte für die Pommes ebenso wie für die Blätterteigtaschen vom Bäcker.

Kompliziert wird die Situation für die Verbraucher, weil der fehlende Grenzwert zugleich eine fehlende Kennzeichnungspflicht nach sich zieht. Als Indiz für den potenziell hohen Gehalt an trans-Fettsäuren kann die Aufschrift „enthält gehärtetes Pflanzenfett“ gelten. Denn beim Härten der Pflanzenöle unter hohen Temperaturen entstehen die ungeliebten trans-Fettsäuren, weil sich die Molekülstruktur der Öle verändert. Im Gegensatz dazu finden sich in Milch und Butter natürlich vorkommende trans-Fettsäuren, die in gesundheitsfördernde konjugierte Linolsäuren (CLA) umgewandelt werden können.

Für den gesundheitsbewussten Konsumenten bleibt die Erkenntnis, dass bei Pommes und Pfannkuchen etwas weniger sicherlich mehr ist, da diese Produkte besonders reich an Fett und gesättigten Fettsäuren sind.

Die Originalpublikation „Trans fatty acid isomers and the trans-9/trans-11 index in fat containing foods“ ist erschienen im European Journal of Lipid Science and Technology. (DOI: 10.1002/ejlt.201100037)

Kontakt:
Dr. Katrin Kuhnt / Prof. Dr. Gerhard Jahreis
Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dornburger Straße 24, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949619
E-Mail: katrin.kuhnt@uni-jena.de / b6jage@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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Fernöstlicher Brückenschlag für die Umwelt

Angelika Rockel
Pressestelle
Universität Bremen

Kooperation zwischen der Universität Bremen und dem Goethe-Institut in Indien wird konkret: Bremer Professoren und Schüler nehmen an Konferenz in Indien teil
Jugendliche auf der ganzen Welt lassen sich für den Umweltschutz begeistern – wenn sie erleben, dass es dabei um ihre Zukunft geht. Genau das ist der Ansatz des Projekts „Greening with Goethe“. Das Zentrum für Umweltforschung und nachhaltige Umwelttechnologien der Universität Bremen hat zusammen mit dem Goethe-Institut Bangalore (Indien) diese Idee entwickelt, an der 36 Schulen beteiligt sind. Kaum gestartet wurde das Projekt gleich als Beitrag zum UN- Dekadenprojekt 2011/2012 der Weltdekade der Vereinten Nationen anerkannt. Jetzt wird das Projekt konkret: Vom 1. bis 3. Dezember 2011 findet die Umweltjugendkonferenz zu „Greening with Goethe“ in Bangalore statt. Dazu reisen von der Universität Bremen die Professoren Wolfgang Heyser, Hellmuth Lange und Venu Ittekkot an. Außerdem werden vier Bremer Schüler und ein Lehrer vom Schulzentrum Rübekamp an der Konferenz teilnehmen. In Bangalore werden sie ihre Projekte vorstellen und einen Ideenkatalog zum Klima- und Umweltschutz der beteiligten Gebiete entwickelten. „Mit diesem Schulprojekt wollen wir einerseits die Schüler für umweltbezogene Wissenschaften interessieren und andererseits die Klimabilanz verbessern“, erklärt Dr. Doris Sövegjarto-Wigbers von der Uni Bremen. „Wer Nachhaltigen Umweltschutz möchte, muss früh begeistern“!

Zum Hintergrund des Projekts:
Voneinander und miteinander Lernen – dazu hat die Uni Bremen vor rund einem Jahr gemeinsam mit der Sprachabteilung des Goethe-Instituts Bangalore ein interdisziplinäres Umweltprojekt gestartet. Beteiligt sind neben Wissenschaftlern beider Länder auch Schulklassen in unterschiedlichen Altersstufen.

Die Idee dabei ist so einfach wie originell: Schülerinnen und Schüler von indischen und deutschen Schulen übernehmen eine wissenschaftlich begleitete Patenschaft über ein bestimmtes Gebiet ihrer Stadt. Mit Hilfe der Bremer und Indischen Wissenschaftler erforschen sie den Umweltzustand in ihrem Areal – und übernehmen damit zum ersten Mal bewusst Verantwortung für das Leben in ihrem Stadtteil und ihrer Stadt.

So verwundert es nicht, dass der Erfolg dieses Projekts auch insbesondere diesen jungen Beteiligten zuzuschreiben ist, denn ihre Begeisterung für den individuellen Umweltschutz machte aus dem Projekt schnell eine persönliche Herausforderung. Die indischen und deutschen Jugendlichen konnten „vor der eigenen Haustür“ erleben, dass es dabei um ihre eigene Gegenwart und Zukunft geht, die sie auf einmal mit gestalten durften.

Weitere Informationen
Universität Bremen
Zentrum für Umweltforschung und nachhaltige Umwelttechnologien (UFT)
Dr. Doris Sövegjarto-Wigbers
Tel. 04 21 – 218 -63376
E-Mail: soeve@uft.uni-bremen.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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