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Phosphor-Recycling aus Abwasser
Europäisches Verbundforschungsvorhaben P-REX wird die
Entwicklung der Anlagentechnik zur Rückgewinnung von Phosphor aus
Abwasser vorantreiben
Abwasser ist nicht nur einfach Abfall, der bei der Abwasserbehandlung
anfallende Klärschlamm enthält neben viel Energie auch lebenswichtige
Nährstoffe wie zum Beispiel Phosphor und Stickstoff. Daher war es lange
Tradition, den Schlamm direkt als Dünger auf den Feldern auszubringen.
Diese Praxis ist allerdings immer mehr umstritten. Denn im Schlamm
können neben erwünschten Nährstoffen auch Schadstoffe wie Schwermetalle
oder organische Spurenstoffe enthalten sein, die möglichst nicht in die
Nahrungskette gelangen sollten.
In der Landwirtschaft wird daher heute überwiegend mit künstlichen
Pflanzendüngern gearbeitet. Hierbei gibt es allerdings ein Problem: die
Verfügbarkeit des zugesetzten Phosphors, der in nur wenigen Regionen der
Erde wie z.B. China oder Marokko bergmännisch als Rohphosphat abgebaut
wird, ist begrenzt. Dies hat sich in den letzten Jahren schon deutlich
auf den Rohstoffmärkten bemerkbar gemacht. Kostete eine Tonne
Rohphosphat 2006 durchschnittlich 35€, lag der Preis für die gleiche
Menge 2008 schon um ein Vielfaches höher mit steigender Tendenz.
Europa ist zu 90% von importiertem Rohphosphat abhängig. Deutschland
importiert jährlich 120 Tausend Tonnen dieses Pflanzennährstoffs in Form
von Mineraldünger. Gleichzeitig sind 70 Tausend Tonnen Phosphor im
Abwasserstrom enthalten und werden meist nicht genutzt. Ein gezieltes
Recycling dieses Stoffs aus Abwasser könnte in Deutschland bis zu 60%
des Bedarfs decken. Zahlreiche Verfahren wurden bereits in Pilotvorhaben
entwickelt, allerdings kam bisher kaum ein Verfahren in großtechnischem
Maßstab zur Anwendung.
Dies liegt laut Andreas Hartmann, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums
Wasser Berlin, vor allem daran, dass in der bisherigen Forschung der
Fokus bislang zu einseitig auf die Phosphorausbeute, aber zu wenig aber
auf die Praktikabilität von Verfahren gelegt wurde.
Dies soll sich nun ändern. Die vom Kompetenzzentrum Wasser Berlin
geleitete europäische Forschungsinitiative P-REX ist angetreten, die
Entwicklung von effizienten technischen Lösungen des Phosphor-Recyclings
aus Abwasser in Europa zu beschleunigen.
In enger Zusammenarbeit von Wissenschaft, Unternehmen und Fachleuten aus
der Landwirtschaft sollen die besten verfügbaren Recycling-Verfahren
bewertet werden. Dazu zählt neben verfahrenstechnischen Lösungen
explizit auch die Option der direkten landwirtschaftlichen Verwertung.
Ziel ist es, die bisher unter 10% liegende Recyclingquote von Phosphor
aus Abwasser auf 80% zu erhöhen. Die Phosphor-Ausbeute ist aber nicht
das einzige Bewertungskriterium. Mit auf dem Prüfstand steht die
tatsächliche Wirksamkeit der Recyclingprodukte als Düngemittel.
Weiterhin soll das Markpotenzial von einzelnen Recycling-Verfahren und Recycling-Produkten untersucht werden.
Das Projekt bearbeiten 15 Partner aus sieben europäischen Ländern,
darunter sind neun mittelständische Unternehmen, Das Projektvolumen
beträgt 4,4 Mio.€ über 3 Jahre Projektdauer; die EU-Förderung beträgt
2,9 Mio.€.
"P-Rex" auf einen Blick:"
Projekttitel:
Nachhaltiges Klärschlammmanagement zur Förderung des Phosphorrecyclings und der Energieeffizienz (P-REX)
Volumen:
4,4 Mio.€ über 3 Jahre Projektdauer; die EU-Förderung beträgt 2,9 Mio.€
Konsortium:
15 Partner aus 7 Ländern, darunter 9 KMU.
Ziele:
Demonstration und systematische Validierung von technischen Prozessen und Anlagen;
Systematische Bewertung der Recyclingprodukte hinsichtlich ihrer Wirkung
als Düngemittel; Untersuchung des Marktpotenzials für Recycling-Technik
und Recyclingprodukte; Entwicklung von Strategien der
Phosphor-Rückgewinnung aus Abwässern unter Berücksichtigung von
regionalen Randbedingungen
Web:
http://www.p-rex.eu
Leitung:
Dr. Christian Kabbe
christian.kabbe@kompetenz-wasser.de
Partner:
Agro Plus Handelsunternehmen eU (Österreich), ASIO, spol. s r.o. (Tschechien,
BSH Umweltservice AG (Schweiz), Berliner Wasserbetriebe (assoziierter
Partner) (Deutschland), BAM Bundesanstalt für Materialforschung und
-prüfung (Deutschland,
Fachhochschule Nordwestschweiz (Schweiz), Ingitec GmbH (Deutschland),
IASP an der Humboldt-Universität zu Berlin (Deutschland),
Kompetenzzentrum Wasser Berlin gGmbH (Deutschland),LimCo International
GmbH (Deutschland), Outotec Oy (Finnland), P.C.S. Pollution Control
Service GmbH (Deutschland), PFI Planungsgemeinschaft GbR (Deutschland),
Proman Management GmbH (Österreich), Solintel M&P, S.L. (Spanien),
Veolia Eau (Frankreich
Dr.-Ing. Bodo Weigert
KompetenzZentrum Wasser Berlin gGmbH (KWB)